Buch:
Während ein kleines Dorf am Fuße des Ätna von einem Aschenebel eingehüllt wird, macht Alfio Burrano in einer altehrwürdigen Villa einen grausigen Fund: In einem Speisenaufzug krümmt sich der mumifizierte Körper einer Frau, an deren Schädel noch die Reste eines Seidentuchs hängen. Ihr Kopf ist im Neunzig-Grad-Winkel verrenkt und ruht auf einem Pelzmantel. Ihr teures Kostüm, die Perlenketten und das Schminkköfferchen sehen aus, als stammten sie aus einem längst vergangenen Jahrzehnt. Die Polizei steht vor einem Rätsel. Giovanna Guarrasi, 39 Jahre alt, tough, gefahrenerprobt und gerade aus Palermo zum mobilen Einsatzkommando versetzt, wird mit dem Fall betraut. Da es sich als unerwartet schwierig erweist, die Identität der Leiche zu ermitteln, ruft sie einen Kommissar im Ruhestand zu Hilfe. Ihre Nachforschungen enthüllen den beiden eine Geschichte voller Abgründe, Neid und Habsucht, die sie immer tiefer in die verschworene Dorfgemeinschaft hineinführt …
Autorin:
Cristina Cassar Scalia stammt aus dem spätbarocken Noto und hat sich schon immer gewünscht, Sizilien zum Schauplatz eines Romans zu machen. Wenn sie ihre Leser durch die Lektüre dazu inspirieren kann, ihrer Heimat einen Besuch abzustatten, so sagt sie, habe sie ihren Job gut gemacht. Wenn sie nicht gerade über Sciara schreibt, das kleine abgelegene Dorf am Fuß des Ätna, wo ihre Protagonistin Giovanna Guarrasi ermittelt, arbeitet sie als Augenärztin in Catania. »Schwarzer Sand« ist ihr erster Roman im Limes Verlag.
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CRISTINA
CASSAR SCALIA
SCHWARZER
SAND
Giovanna Guarrasi ermittelt in Sizilien
Aus dem Italienischen
von Christiane Winkler
Die Originalausgabe erschien 2018 unter dem Titel
»Sabbia Nera« bei Einaudi, Turin.
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Copyright der Originalausgabe © 2018 by Cristina Cassar Scalia
First published in Italy by Einaudi.
This edition published in arrangement with Grandi & Associati
Copyright der deutschsprachigen Ausgabe
© 2021 by Limes in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
Redaktion: Friedel Wahren
Covergestaltung: Sandra Taufer, München
Covermotive: Shutterstock.com (Vahan Abrahamyan;
THINNAKORN MANSISA-AD; eamesBot; Iamkaoo99)
KW · Herstellung: sam
Satz und E-Book Konvertierung: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 978-3-641-24648-8
V002
www.limes-verlag.de
Für Oma Livia
Das Verbrechen zählt nicht … Es zählt, was im Kopf desjenigen, der es begangen hat, passiert oder passiert ist.
Georges Simenon
An jenem Morgen war La Muntagna, der Vulkan, wieder erwacht. Eine dicke schwarze Aschewolke hing drohend über der Stadt, hüllte sie ein. Wenn es ganz still war, war das Donnern sogar vom Meer aus zu hören. Eine Mischung aus Donnerschlag und Feuerwerk, das durch die Entfernung gedämpft wurde.
Schwarzer Sand rieselte herab und formte einen knirschenden Teppich auf dem Boden, glitt an den offenen Sonnenschirmen ab, die fliegende Händler aufgetrieben hatten und bei plötzlich einsetzendem Regen am Straßenrand verkauften.
Alfio Burrano drückte mehrmals auf die Scheibenwaschanlage, gab sich dann aber geschlagen und schaltete die Scheibenwischer einfach an. Die Farbe des nagelneuen weißen Range Rover war inzwischen zu Anthrazitgrau und danach zu trübem Schwarz geworden. Beim Gedanken an die Schäden, die der raue Sand auf der Karosserie und anderen Oberflächen anrichtete, fluchte Alfio leise. Er zog eine halb gerauchte Zigarre aus der Vordertasche seines Rucksacks und zündete sie an.
Zwischen dem Ortsschild Willkommen in Sciara, Dorf am Ätna, und der Einfahrt zur Villa Burrano lagen etwa fünfhundert Meter, die von zahlreichen Häusern unterschiedlicher Größe gesäumt waren. Man hatte sie in dem einst privaten Schlosspark errichtet, und sie bildeten einen Ring aus Gebäuden um das Schloss herum.
Als er den Dorfplatz hinter sich gelassen hatte und auf den Seiteneingang zufuhr, klingelte Alfios Handy, das an die Freisprechanlage gekoppelt war. Er sah kurz auf das Display, um sich zu vergewissern, dass nicht schon wieder die blauen Augen darauf zu sehen waren, die ihn schon den ganzen Nachmittag über mit Nachrichten und Telefonaten bombardierten, auf die er nicht geantwortet hatte.
Valentinas Stimme – seine Önologin und nicht nur das – verlieh ihm neuen Mut. »Hallo, Boss! Und, wie ist es ausgegangen?«
»Wie soll es schon ausgegangen sein? Wenn alles gut geht, bleibt der Luftraum über Catania nur bis morgen früh geschlossen. Die Flüge werden nach Palermo und Comiso umgeleitet oder gleich ganz gestrichen, so wie meiner. Das übliche Chaos eben. Hoffentlich lässt man mich wenigstens morgen fliegen, sonst platzen die Termine.«
Noch vor einigen Stunden hatte Alfio beobachtet, wie der Check-in-Schalter im Bellini Terminal von etwa zwanzig eifrigen Meilensammlern gestürmt worden war, die sich ärgerten, dass sie ihre missliche Lage nicht mit ihrer Mitgliedskarte oder einem Priority-Boarding-Status lösen konnten. Er hatte sich sofort ans Telefon geklemmt. Vergeblich hatte er versucht, den Führungsstab des Flughafens Catania zu kontaktieren, unter dessen Mitgliedern er mehr als nur einen Freund hatte, um mit dessen Hilfe einen Platz auf dem letzten Flug nach Mailand Linate zu ergattern, der noch am gleichen Nachmittag starten sollte.
»Ganz bestimmt gibt es für dich noch eine Möglichkeit, um loszufliegen. Lass uns heute Abend irgendwo nett essen gehen, ja? Das wird dich aufbauen«, schlug sie vor.
Bei anderer Gelegenheit hätte er nicht lange gezögert, aber dass er sich nach dem schrecklichen Nachmittag auch noch auf ein Wortgefecht bei Kerzenschein in Sachen Liebe einlassen sollte, um sich das Vögeln zu verdienen, dazu hatte er keine Lust.
»Tut mir leid, Vale! Sei mir nicht böse, aber heute Abend ziehe ich mich lieber nach Sciara zurück.«
Schweigen. Sie war enttäuscht. »Na klar, das ist genau der richtige Abend, um sich in ein Dorf am Fuß des Vulkans zurückzuziehen. Spring doch gleich in den Krater!«
Das klang gar nicht gut. Jetzt musste er zumindest eine Gegeneinladung aussprechen, auch wenn er mit einer Abfuhr rechnete. Aber da irrte er sich.
»Burrano, du bist ein Arschloch. Du weißt doch, dass mir die heruntergekommene Villa unheimlich ist.« Sie seufzte resigniert. »Na schön. Ich bringe das Abendessen mit.«
Alfio öffnete das Tor und fuhr die schmale Auffahrt entlang. Er parkte den Range Rover unter einem Baum mit starken Ästen, die unter dem Gewicht des Sands nicht einknicken konnten und seinen Wagen schützen würden. Dann näherte er sich dem einzigen Bereich der Villa, der im Innern beleuchtet war. Vier Zimmer und einige Quadratmeter Garten, in dem er sogar ein recht anständiges Schwimmbad installiert hatte. Die Zimmer hatten alle einen separaten Eingang und waren weder mit dem Hauptflügel des Hauses noch mit seinem Türmchen verbunden.
Das hatte er von der Alten bekommen und sich schweren Herzens damit begnügt. Mehr hätte er nicht mehr erwarten können. Die Alte, einst Tante Teresa Burrano, war stinkreich, aber geizig wie Harpagon, Alfios einzige Verwandte und Einnahmequelle. Sie behandelte ihn wie einen Untergebenen und zeigte ihm ganz offen ihre Enttäuschung, dass er der Alleinerbe des Familienvermögens war.
Dann tauchte Chadi, der junge tunesische Dienstbote, aus einem etwas abseitsstehenden Häuschen auf und kam Alfio mit verwunderter Miene entgegen. Er folgte ihm durchs Haus bis zum Garten, der nach hinten hinausging.
»Bravo, Chadi, dass du das Schwimmbad abgedeckt hast! Der viele Sand, der da runterkommt, hätte eine Riesensauerei angerichtet«, lobte er den Jungen. Die Plane, die das Becken schützte, war mit schwarzem Sand bedeckt, genau wie der umliegende Rasen, und so schwer, dass sich eine Mulde darin gebildet hatte. Chadi stellte sich unter das Vordach und wartete ab.
Alfio wurde klar, dass er eine Anweisung erwartete.
»Dottore Alfio, Haus drüben Mauer eingestürzt ist. Wasser steht drin«, teilte Chadi mit und deutete auf den dunklen Teil des Hauses.
»Was heißt Wasser? Meinst du Feuchtigkeit?«
»Nein, nein, Wasser!«
Burrano musterte ihn ratlos. »Wieso bist du überhaupt rübergegangen?«
Vermutlich hatte er der Tante nichts vom Wasser gesagt, denn die hätte sofort protestiert, weil sie den Mann als Wächter der Villa eingestellt und ihm die Schlüssel des alten Lieferanteneingangs zum Türmchen überlassen hatte. Und sie hatte sogar noch mehr getan. Neben den zwei Videokameras, die ihr Anwesen überwachten, hatte sie noch eine dritte Kamera anbringen lassen, die alles aus der Ecke des Hauses in ihrem Teil bis zum Rand des großen Gartens aufnahm. Sie hatte schon genügend Einbrüche hinnehmen müssen, unnötig also, weitere zu riskieren. Denn das wirkte sich auch auf den Wert des Hauses aus. Aber wenn die hysterische Alte das nicht kapieren wollte, ließ sich nichts dagegen unternehmen.
»Ich haben lautes Geräusche gehört. Also haben Licht drüben angemacht und nachschauen gegangen. In allen Zimmern. Dann bin ich in Zimmer unter dem Turm gegangen, das mit den Schränken, und habe eingestürzte Mauer gefunden. Als ich angefasst habe, meine Hand ganz nass gewesen.«
»Mist, das hat uns noch gefehlt!«, stieß Alfio hervor.
»Wollen Sie sehen?«
»Habe ich eine andere Wahl? Natürlich will ich es sehen.«
Ja klar, aber dann? Auch wenn Wasser durchsickerte, was hätte er tun sollen? Geld in das Haus zu stecken, davon wollte die Alte nichts hören. Alfio fluchte leise und schaltete die Sicherung ein, die den Turm mit Strom versorgte. Dann holte er den Schlüssel und seine starke Taschenlampe mit dreitausend Lumen und ging vor dem Tunesier den langen äußeren Verbindungsgang entlang, der zum Haupteingang führte. Das war der kürzeste Weg in das betreffende Zimmer, ohne dass er das ganze Haus durchqueren musste.
Die Tür quietschte unheilvoll, und ihn überlief eine Gänsehaut. Er legte einen vorsintflutlich anmutenden schwarzen Schalter um und atmete erleichtert auf, weil er auch diesmal heil davongekommen war. Die wenigen noch funktionierenden Birnen beleuchteten eine Marmortreppe, über die er und Chadi den Unglücksort erreichten. Der Raum mit dem Wasserschaden lag im ersten Stock. Es war ein Wohnraum, der wie das übrige Haus extravagant eingerichtet war und in ein Schlafzimmer führte. Es war unmenschlich heiß, Staub hing in der Luft und kitzelte in der Nase. Alfio wies Chadi an, ein Fenster aufzureißen, das sich aufgrund eines schief hängenden Fensterladens nur schwer öffnen ließ.
»Zieh den Vorhang zur Seite, der ist völlig verstaubt! Ich bekomme sowieso schon keine Luft, aber wenn wir noch fünfzig Jahre Staub dazurechnen, schweben wir hier in Lebensgefahr. Dieser verdammte Geiz! Wie kann man ein Haus nur so verkommen lassen?«, schimpfte er.
Die eingestürzte Mauer befand sich neben einem Kamin und hatte ein leeres Bücherregal mitgerissen. Durch die Wand sickerte so viel Wasser, dass sich in den Winkeln bereits Schimmelpilz gebildet hatte.
»Wer weiß, wie lange das schon so geht«, knurrte er. Dann legte er eine Hand an die Wand und zog sie angeekelt zurück. »Irgendwo muss es einen Rohrschaden geben. Fragt sich nur, wo genau? Ist sowieso alles baufällig hier.«
Er richtete seine Taschenlampe auf die Verzierungen an der gegenüberliegenden Wand. Die Farben, die abgebildeten Gegenstände, alles spiegelte den Geschmack wider, in dem die Villa eingerichtet war, eine Mischung aus arabischer Architektur und Jugendstil. Auf einer Seite stand eine Porträtbüste, die den Standbildern längs der Pfade im öffentlichen Park der Villa Bellini in Catania ähnelte. Sie stellte Ignazio Maria Burrano dar, seinen Großvater. Was zum Teufel eine solche Büste in einem Privatraum zu suchen hatte, schienen nur seine Vorfahren gewusst zu haben. Mithilfe der Taschenlampe, die er Chadi gegeben hatte, verweilte sein Blick einen Moment lang auf einem Fleck an der Wand hinter der Büste. Dort wirkte die Farbe frischer als im umliegenden Bereich. Sie schien auf einem anderen Untergrund aufgetragen worden zu sein.
Alfio stützte sich mit dem Ellbogen an der Büste ab und spürte, dass sie sich bewegte. »So, wie die wackelt, dürfte sie nicht allzu schwer sein«, stellte er fest.
Neugierig geworden, versuchte er, sie zu bewegen, und stellte fest, dass sie sich tatsächlich leicht verschieben ließ. Vermutlich bestand sie aus Gips oder Ton. Er schob sie zur Seite und legte die Wand dahinter frei. Die Verfärbung war eindeutig.
Ungeachtet des Drecks und Mäusekots ging Chadi in die Hocke und fuhr mit der Hand in die Ecke zwischen Wand und Boden.
»Hier ist Spalt«, teilte er mit und deutete auf einen Riss, der ungefähr eineinhalb Meter lang war. Er klopfte an die Wand, hinter der es hohl klang. Alfio näherte sich, richtete die Taschenlampe nach links und fuhr dabei mit dem Finger eine schmale Öffnung entlang, die sich wie ein Riss anfühlte, bis er auf etwas Rundes, Metallenes stieß. Ein Türknauf, fast auf Mannshöhe. Er versuchte, ihn nach rechts zu schieben, ohne Erfolg.
»Chadi, hilf mir mal, das Ding da zu bewegen!«
Sie zogen beide daran. Der Knauf bewegte sich ein paar Millimeter, bis er plötzlich nachgab und sich als Eisenpflock entpuppte, der irgendetwas verriegelte. Die Wand bewegte sich wie eine Tür. Alfio zog kräftig daran, bis er sie ganz geöffnet hatte.
»So, so, so«, murmelte er verwundert.
Vor ihm tat sich ein Schlund auf, der durch zwei dicke Seile abgesperrt war. Hätte er auch nur einen Schritt weiter nach vorn getan, wäre er hinuntergestürzt. Aber wohin? Auf den ersten Blick kam ihm die Öffnung wie ein tiefer Abgrund vor. Wahrscheinlich aber handelte es sich um den Schacht eines Lastenaufzugs. Er streckte den Kopf in die Öffnung und hielt sich dabei an der Wand fest. Dann richtete er den Strahl der Taschenlampe nach oben und nach unten.
»Unglaublich, welch absurdes Zeug er sich hat einbauen lassen!«, brummte er und dachte an die vielen Veränderungen, die sein Großvater in der Villa vorgenommen hatte und die Alfio erst nach und nach entdeckte. Doch das hier war das Erstaunlichste. Dann stellte er zwei Überlegungen an. An gleicher Stelle befand sich im Erdgeschoss entweder die Küche oder die Vorratskammer. Beide Räume hatte er vielleicht ein oder zwei Mal in seinem Leben betreten.
»Komm, wir gehen runter!«, entschied er.
Er stieg die Treppe hinab, Chadi folgte ihm, und sie betraten den Dienstbotengang. Alfio wollte das Licht anschalten, aber diesmal funktionierte es nicht. Auch die Küche lag im Dunkeln. Sein Verstand sagte ihm, dass er die Besichtigung besser verschieben sollte, zumal jeden Moment Valentina auftauchen konnte und er sie von hier aus nicht hören würde. Doch seine Neugier war zu groß, um damit bis zur nächsten Rückkehr aus Mailand warten zu wollen. Er richtete seine berühmte Supertaschenlampe auf die gekachelte Wand in der schäbigen Küche, in der ein vorsintflutlicher Kühlschrank stand und wo Kupfertöpfe voller Grünspan hingen. Vor der Wand, hinter der sich der Lastenaufzug befinden musste, entdeckte er eine Anrichte in verblasstem Hellgrün.
»Chadi, komm her! Wir verschieben das Teil hier.«
»Jetzt?«
»Nein, übermorgen.«
Der junge Mann musterte ihn fragend aus seinen großen dunklen Augen.
»Jetzt«, stellte Alfio klar.
Wie erwartet befand sich dahinter die Tür. Zufrieden nahm Burrano die Taschenlampe wieder zur Hand und griff nach dem Türknauf. Ohne großen Kraftaufwand öffnete er die Tür und richtete das Licht auf den Lastenaufzug.
Entsetzt fuhr er zurück. »Oh Mist!«, schrie er und ließ die Taschenlampe fallen.
Er stolperte, half sich mit den Händen wieder auf und rannte durch den Flur in Richtung Ausgang. Nach wenigen Metern konnte er sich nicht mehr auf den Beinen halten. Übelkeit überfiel ihn, und er musste sich erbrechen.
Die stellvertretende Polizeidirektorin, Vicequestore Giovanna Guarrasi, lümmelte auf einer Hängematte unter einem Sonnensegel, das zum Schutz vor der Vulkanasche aufgespannt worden war, und genoss das Naturschauspiel des natürlichen Feuerwerks in der Ferne, das schon Stunden andauerte. Ab und zu streckte sie den Arm zu den kanarischen Dattelpalmen aus, zwischen denen die Hängematte angebracht war, und schob sich an.
So etwas hatte sie nie zuvor gesehen. Der Gipfel des Ätna glich einem Kohlebecken, das Feuer spuckte sowie Asche und kleine Steine ausstieß. Der Lavastrom schien sich seinen Weg über das Valle del Bove, eine nicht bebaute Landsenke am Osthang, gesucht zu haben, die als Auffangbecken diente und dadurch alle Dörfer am Fuß des Vulkans verschont hatte.
Guarrasi knöpfte sich die Jacke zu und streckte die Hand nach dem Gartenstuhl aus, auf den sie ihre wichtigsten Gebrauchsgegenstände gelegt hatte: ihr iPhone, eine Tüte geröstete Kastanien, ein Päckchen blaue Gauloises, einen Aschenbecher und ein Mückenspray. Sie nahm sich eine Zigarette, zündete sie an und atmete genüsslich den ersten Zug ein.
Sie war neununddreißig Jahre alt und stammte aus Palermo, hatte zwölf Jahre bei der Polizei hinter sich, davon die ersten sechs bei der Antimafiaeinheit. Ihr Lebenslauf glänzte und wies eine beeindruckende Reihe brillant gelöster Fälle auf. Nach drei Jahren als Oberkommissarin bei der Kommandoeinheit in Via Fatebenefratelli in Mailand war Vicequestore Giovanna Guarrasi, von ihren Freunden nur Vanina genannt, zur Leiterin der Abteilung Straftaten gegen Leib und Leben der Kommandoeinheit in Catania befördert worden.
Vanina war erst vor einer Stunde hundemüde und wie immer deprimiert, wenn sich ein bestimmter Tag jährte, aus Palermo zurückgekommen. Der 18. September war für sie ein Gedenktag. Ein schmerzhafter Gedenktag, den sie nie vergaß und der ihre Seele mit Trauer erfüllte. Drei Jahre lang hatte sie weit weg von Sizilien durchgehalten. Drei lange kalte Winter hatte sie ausgeharrt und sogar Skifahren gelernt. Drei Sommer lang hatte sie jede freie Minute in stundenlangen Staus auf der Autobahn verbracht, nur um so oft wie möglich zur nächstgelegenen Küste zu fahren.
Andererseits hatte das niemand von ihr verlangt. Diese Entscheidung hatte sie selbst getroffen. Im Gegenteil, alle hatten sie davon überzeugen wollen, dass Mailand nichts für sie sei. Aber um richtig erfolgreich zu wirken, musste eine radikale Änderung her. Und in jener kritischen Zeit und nach allem, was passiert war, hatte sie das Gefühl gehabt, genau das zu brauchen.
Den Spitznamen Vanina hatte ihre Mutter gewählt und behauptet, sie habe ihn in Stendhals Vanina Vanini entdeckt, auch wenn sie die Geschichte nie gelesen hatte. Daraus resultierte der recht ungewöhnliche Spitzname, den die meisten poetisch, aber sehr viel sizilianischer zu Vannina entstellten.
Das Dorf Santo Stefano hatte Vanina einige Wochen nach ihrer Ankunft in Catania zufällig entdeckt. Es war eine glückliche Oase am Hang des Ätna, in der Ruhe und Ordnung herrschten. So viel Tugendhaftigkeit hatte sie verblüfft, doch nachdem sie von der Existenz einer direkten Verbindungsstraße erfahren hatte, die sie in weniger als fünfzehn Minuten ans Meer brachte, beschloss sie, sich dort eine Wohnung zu suchen. Im Ausgleich für etwas Ruhe verzichtete sie gern auf die Nähe zu ihrem Büro. Wie sich herausstellen sollte, war es eine gute Entscheidung gewesen.
Sie zog in das frisch renovierte ehemalige Bauernhaus, das Nebengebäude eines Gutshauses, das mitten im Dorf in einem Garten mit Zitrusbäumen lag. So etwas in Catania zu finden wäre unmöglich und für sie zudem unerschwinglich gewesen.
Ein paar Stunden Faulenzen in der Hängematte hatten genügt, um Vanina in eine bleierne Müdigkeit zu versetzen, die sich in den vergangenen elf Monaten angestaut hatte. Obwohl der Abend nahte und es draußen feucht wurde, hatte sie kaum die Kraft, ins Haus zurückzukehren.
Der Tag hatte schmerzhafte Erinnerungen in ihr wachgerufen und ihr die Laune verdorben. Die Aussicht auf einen Abend allein zu Hause trug auch nicht zur Besserung ihres Befindens bei. Vielleicht hätte sie die Einladung ihrer Freundin Giuli – im echten Leben Maria Giulia De Rosa – annehmen sollen, die ihr an diesem Tag viele Nachrichten geschickt und sie mehrmals angerufen hatte. Sie wollte mit Vanina abends eins dieser jungen Lokale im Zentrum von Catania besuchen, das auf lokale Küche spezialisiert war, wo dem Pizzateig noch Zeit zum Aufgehen zugestanden wurde und man das Bier selbst braute. Eins dieser Lokale, in die Vanina sonst immer gern ging. Aber weil Giuli nie allein, sondern immer mit einer Gefolgschaft von mindestens sechs oder sieben Leuten unterwegs war, hatte Vanina an diesem Abend keine Lust auf ein Treffen.
Sie fand, dass dieser missratene Tag genau richtig für einen Abend auf dem Sofa mit einem Filmmarathon in Schwarz-Weiß war. Zumindest würde sie das von ihren trüben Gedanken ablenken.
Sie stellte einen Fuß auf den Boden und achtete darauf, die Hängematte nicht aus dem Gleichgewicht zu bringen. Wie üblich kippte sie aber und warf Vanina ab. Noch im Fall richtete sie sich auf. Aber früher oder später würde sie mit dem Hintern auf dem Rasen landen, das war nur eine Frage der Zeit. Ihre Rückenschmerzen erinnerten sie daran, dass es in ihrem Alter keineswegs normal war, wegen einer kleinen Reise und etwas Feuchtigkeit so ungelenk zu sein. Aber das war allein ihre Schuld, weil sie Fitnessstudios, Schwimmbäder, Sporteinrichtungen und jede andere Örtlichkeit für körperliche Ertüchtigung boykottierte.
Sie überquerte das kleine Rasenstück zwischen Bauernhaus und Gutshaus, stieg drei Stufen aus Lavastein hinauf und drückte die Tür auf, die nur angelehnt war. Sie legte ihre Jacke und verschiedenes Zubehör im engen Eingangsbereich ab, in den sie eine alte Kommode aus dem Haus in Castelbuono gezwängt hatte, nachdem ihre Mutter das Haus vor vielen Jahren verkauft hatte. Hätte sie die Wahl gehabt, hätte sie das nicht zugelassen. Allerdings war sie damals vierzehn Jahre alt gewesen, und ihre Meinung hatte kaum Gewicht gehabt.
Durch die Küche ging sie ins Wohnzimmer, das durch eine Schiebetür abgetrennt war. Dort stand ein runder Tisch, der sich bei Bedarf ausziehen ließ, was aber selten vorkam. Ein Regal mit zwei Reihen Büchern, in dem Chaos herrschte, teilte sich den Platz mit anderen Gegenständen unterschiedlichster Herkunft. Ein großes Regal voller Videokassetten und DVDs, die akribisch genau geordnet waren, diente als Rahmen für einen zweiundvierzig Zoll großen Flachbildfernseher. Eine Wand war ganz mit alten Plakaten italienischer Filme bedeckt, die auf Sizilien spielten. In einer Ecke stand ein Ledersessel, daneben ein Abstelltischchen, davor einige Fußschemel.
Der alte italienische Film, vor allem aber Autorenfilme waren Vaninas ganze Leidenschaft. Auf Sizilien gedrehte Filme waren zudem schon fast eine Sucht. Sie sammelte sie seit Jahren, möglichst in Originallänge, auch die seltensten und schwer zu findenden oder solche, die nur eine auf Sizilien gedrehte Szene enthielten. Sie hatte bereits hundertsiebenundzwanzig Filme zusammengetragen, und das war kein leichtes Unterfangen gewesen, vor allem vor der Digitalisierung. Sie besaß Filme aus den Dreißigerjahren mit Angelo Musco bis hin zu solchen mit Pietro Germi und den neuesten Streifen.
Vanina zog einen Katalog mit Filmtiteln aus einer Schublade, den jemand vor einiger Zeit für sie angefertigt hatte und den sie von Mal zu Mal aktualisierte. Sie ließ sich auf ein modernes hellgraues Sofa fallen, das so gar nicht in dieses Haus passte. Aufgrund der vielen guten wie schlechten Momente, die sie darauf verbrachte hatte, hätte sie sich niemals davon getrennt. Nicht einmal unter Androhung von Folter.
Was sie jetzt brauchte, war ein lustiger, seichter Film, der keine trüben Gedanken in ihr hervorrief. Ihr Blick fiel auf einen Film mit dem Titel Mimi in seiner Ehre gekränkt, als das lächelnde Gesicht von Chefinspektor Ispettore Capo Carmelo Spanò auf ihrem Handy aufpoppte. Wann immer dieses Bild erschien, was durchschnittlich zehn bis zwanzig Mal am Tag geschah, überlegte Vanina, dass der heitere Gesichtsausdruck des tüchtigen Mitarbeiters so gar nicht zu den Botschaften passte, die er zu überbringen pflegte.
»Spanò, was gibt’s?«
»Boss, entschuldigen Sie die späte Störung, es ließ sich nicht vermeiden. Sie müssen kommen.«
»Was ist los?«
»Eine Leiche wurde gefunden. In einer Villa in Sciara.«
»Ermordet?«
»Könnte sein.«
»Was heißt könnte sein, Spanò?«, fragte sie ungeduldig.
»Das ist schwer zu sagen … Sie sollten sich das lieber selbst ansehen.«
Sie schwieg und starrte auf die Wand mit den Filmplakaten, Auge in Auge mit Giancarlo Giannini, der sie resigniert anzusehen schien. Ein anderes Mal. Sie steckte ihre Ohrstöpsel ein, stand vom Sofa auf und ging ins Schlafzimmer.
»Boss?«, fragte Spanò in ihr Schweigen hinein.
»Warum wurde die Gendarmerie nicht verständigt?«, fragte sie und sprach damit aus, was sie gerade dachte. Alles, was üblicherweise an den Hängen des Ätna passierte, lag in der Zuständigkeit der Carabinieri, deren Einsatzzentralen über die verschiedenen Dörfchen verstreut waren.
»Der Besitzer der Villa ist ein Bekannter und hat sich direkt an mich gewandt. Ich hatte gerade zufällig Bereitschaft. Aber Sie müssen sich das selbst …«
»… ansehen. Schon verstanden, Spanò«, wiederholte sie, schlüpfte in ihre Hose und zog unter dem Bett ein Paar beige englische Schnürschuhe hervor, die inzwischen praktisch von allein liefen, so viele Ermittlungen hatten sie schon überdauert.
»Wer ist bei dir?«
»Bonazzoli und Lo Faro.«
»Fragapane?«
»Der kommt auch gleich. Soll er Sie abholen?«
»Nein, nicht nötig. Fragapane kriecht wie meine Großmutter mit ihrem Fiat Fünfhundert auf der Palermo – Mondello.«
Der Inspektor verkniff sich ein Lachen.
Sie steckte ihre Dienstwaffe, eine Beretta 92 FS, in die Pistolentasche unter dem Arm und zog eine braune Lederjacke über. Die schlimmsten Erfahrungen ihres Lebens hatten sie gelehrt, niemals unbewaffnet aus dem Haus zu gehen.
Während sie die Schlüssel ihres Mini von der Ablage nahm, die vor Schals überquoll, fiel ihr ein Backblech auf dem Küchentresen auf, das ihr bekannt vorkam. Sie hob das Geschirrtuch an, das darüberlag, und stellte betrübt fest, dass zwei sizilianische Scàcce mit Tomatensoße darauflagen, die noch lauwarm waren.
Spanò rief sie niemals wegen einer Kleinigkeit an, vor allem nicht an einem Sonntag. Wenn, dann war die Lage ernst oder zumindest knifflig. Die Tatsache, dass auch Inspektorin Bonazzoli vor Ort war, bestätigte dies. Das hieß, dass sie schätzungsweise drei bis vier Stunden kein anständiges Essen bekam, jedenfalls nichts, was ganz oben auf ihrer Liste stand. Ohne weiter darüber nachzudenken, schnitt sie ein Stück von jeder Scàccia ab und schob es sich in den Mund. Am liebsten hätte sie alles verdrückt, noch besser vor dem Film, den sie gerade hatte aussuchen wollen, wenn diese abendliche Leiche sie nicht wieder zur Pflicht gerufen hätte. Um die Bissen schneller hinunterzuspülen, behalf sie sich mit einigen Schlucken Coca-Cola aus einer kleinen Flasche, die sie an diesem Nachmittag geöffnet hatte. Sie klopfte an Bettinas Balkontür. Die Herrin des Hauses wohnte im Erdgeschoss des Gutshauses.
Umhüllt von den Düften aus ihrer stets geschäftigen Küche, wischte sie sich die Hände an der Schürze ab. Bettina war Witwe, nur einen Meter sechzig groß, wog neunzig Kilo und war um die siebzig, die man ihr aber nicht ansah.
»Vannina! Willkommen zurück!« Das doppelte N, das sie in Vaninas Namen schmuggelte, war typisch für sie und alle anderen aus der Gegend.
»Was ist passiert? Stört man Sie jetzt auch schon am Sonntagabend?«, fragte sie verärgert und warf einen schnellen Blick auf die Pistolentasche, die hervorblitzte, als Vanina ihre Jacke zurechtrückte.
Vanina lächelte über die Ausdrucksweise der Frau. »Bettina, dagegen kann ich leider nichts unternehmen. Den Mördern hat noch niemand erklärt, dass sich Morde an einem Sonntag nicht gehören.«
»Haben Sie die Scàcce gesehen?«
»Natürlich! Ich habe von jeder schon ein Stück probiert. Sie verwöhnen mich.«
Bettina stammte ursprünglich aus Ragusa, ihre Scàcce waren nach allen Regeln der Kunst zubereitet.
»Sie sollen bei der Arbeit ja nicht verhungern. Wer weiß, wann Sie heute Abend wieder loskommen«, kommentierte Bettina und nickte nachdrücklich. Offenbar war sie zufrieden, etwas zu Vaninas Versorgung beigetragen zu haben.
Vanina winkte ihr zum Abschied und eilte die Treppe hinunter. Im Auto knöpfte sie sich unter dem Pulli die Hose auf und war dankbar, dass seine Länge das versteckte, was eigentlich abtrainiert gehörte. Dabei war ihr Bettina mit ihren abendlichen Überraschungen allerdings keine große Hilfe. Wenn auch schweren Herzens, musste sie ihr das früher oder später einmal sagen. Bei dem Stress und ihrem leicht an ein Borderline-Syndrom grenzenden Gemütszustand war es sowieso schon nicht leicht, auf eine gesunde Ernährung zu achten und die Lebensmittel zu streichen, die sie in kritischen Momenten nur allzu gern zu sich nahm. Dies in Kombination mit dem Kochtalent ihrer Nachbarin war ein zum Scheitern verurteiltes Unterfangen.
Auf ihrem iPhone gab sie in Google Maps die Adresse ein, die sie in ihren Notizen gespeichert hatte, und frohlockte innerlich zum x-ten Mal über das Genie, das dieses Navigationssystem erfunden hatte. Sie nutzte den ersten Straßenabschnitt, auf dem sie sich auskannte, um Spanò zurückzurufen.
»Spanò, tun Sie mir doch den Gefallen und verständigen Sie die Spurensicherung und den Staatsanwalt. Wer hat Dienst?«
»Vassalli.«
Vanina rümpfte die Nase. Der war arrogant, ein Kontrollfreak und Pedant. Aber wenn er im Dienst war, hatte fast immer auch der Gerichtsarzt Adriano Calì Bereitschaft, der nicht nur der Beste auf seinem Gebiet, sondern auch ein Freund war. Bei dem Gedanken, ihn zu treffen, war sie erleichtert und tauchte aus ihrer psychischen Starre auf, in der sie sich schon den ganzen Abend befunden hatte. Sogar Spanòs Anruf war ihr anders als sonst erschienen. Andererseits konnte sie ihrem Mitarbeiter auch nicht die Schuld in die Schuhe schieben. Natürlich war Spanò überall bekannt, außerdem gut in die catanesische Gesellschaft integriert. Daher hatte man in der leidigen Angelegenheit wohl ihn und nicht die zuständige Polizeidienststelle in Sciara kontaktiert, die nur wenige Schritte von der Villa entfernt lag. Andererseits hätte sie sich später vielleicht geärgert, wenn sich der Fall als interessant erwiesen hätte. Denn strenggenommen liebte Vanina leidige Angelegenheiten. Sehr sogar. Je mehr sie gefordert wurde, je schlafloser ihre Nächte waren, je mehr Urlaubstage dafür draufgingen, desto begeisterter stürzte sie sich in den Fall. Und zwar mit Leib und Seele.
Die Villa, die durch ein verrammeltes Gatter mit zwei Schlössern und einen dunklen Garten geschützt war, wirkte verlassen. Auf dem Platz davor war weit und breit kein Streifenwagen zu sehen.
Genervt nahm Vanina genau in dem Moment ihr iPhone zur Hand, als die Nummer von Inspektorin Bonazzoli auf ihrem Display erschien. »Herrgott, Marta, was habt ihr mir da für eine Adresse gegeben?«, beschwerte sie sich.
»Wir haben uns vorhin auch geirrt. Du musst um die Villa herum zum Nebeneingang fahren. Offenbar ist die Öffnung der Hauptzufahrt zu umständlich.«
»Zu umständlich, wie bitte? Die haben eine Leiche im Haus und sagen, dass der Zugang zu umständlich ist? Und ihr lasst euch auch noch ins Bockshorn jagen?«, spottete sie, knallte die Autotür zu und machte sich auf den Weg zum Nebeneingang. Fünfzig Meter weiter vorn sah sie aufrecht neben einem Streifenwagen den Polizeibeamten Lo Faro stehen, der sie wie immer auf seine etwas wichtigtuerische Art begrüßte.
»Guten Abend, Dottoressa Guarrasi.«
Vanina musterte ihn mit so eisigem Blick, dass sein Lächeln gefror. »Sind Sie hier, um neben dem Streifenwagen herumzustehen? Wo ist Spanò?«
»Ehrlich gesagt … warte ich auch gerade auf ihn.«
»Aber offensichtlich an der falschen Stelle. Ich bin auch erst zum Haupteingang gekommen und habe dort niemanden gesehen.«
Inspektorin Bonazzoli trat mit einer Taschenlampe durch das Gartentor. »Boss, hier bin ich«, grüßte sie.
Vanina ging auf sie zu. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, wie Lo Faro sich sofort zu ihnen gesellte.
»Lo Faro, was soll das? Sie warten hier auf die Spurensicherung und den Gerichtsarzt. Und schicken Fragapane zu uns, er könnte hilfreich sein.« Sie ließ sich von der enttäuschten Miene des Beamten nicht beeindrucken und trat, gefolgt von Inspektor Marta Bonazzoli, durch das Gartentor. »Falls die überhaupt rechtzeitig kommen«, fügte sie leise hinzu.
Ispettore Bonazzoli lächelte. Fragapanes Fahrkünste waren dem gesamten Einsatzkommando ein Begriff und sogar im Polizeipräsidium bekannt.
Sie umrundeten die Villa und erreichten die dunkle Terrasse, von der aus sie ins Innere des Gebäudes gelangten. In der Mitte der Eingangshalle führte eine Marmortreppe nach oben. Sie wurde von Marmorstatuen gesäumt, die Schatten auf die Stufen warfen. Oben angekommen, entdeckten sie zwei Räume, in denen Lampen voller Spinnweben hingen und von denen nur jede dritte funktionierte. Von dort aus erreichten sie einen engen dunklen Gang, in dem es bestialisch stank.
»Die Leiche befindet sich wohl ganz in der Nähe«, vermutete Vanina und rümpfte die Nase.
Das Szenarium, das sich ihnen in der Küche bot, wirkte beinahe surreal. Zwei Personen, ein Mann und eine Frau, saßen an einem Tisch mit Marmorplatte, die mit einer fingerdicken Staubschicht bedeckt war. Der Mann hielt den Kopf zwischen den Händen, während die Frau krampfhaft die Henkel einer weißen Tüte umklammerte, die auf ihrem Schoß lag. Eine Gartenleuchte auf einem Regal hüllte alles in weißes Licht. Dadurch wirkte das Ambiente noch unheimlicher.
Ispettore Spanò bückte sich vor einer kleinen Tür, die sich halb verborgen neben einer Anrichte befand, die offenbar verschoben worden war. Dahinter hielt ein maghrebinischer Junge eine Taschenlampe und leuchtete in die Öffnung hinein.
Der Mann am Tisch stand auf und kam auf Vanina zu. »Hallo, ich bin Alfio Burrano«, stellte er sich vor.
Er war um die fünfundvierzig, blond mit einigen grauen Strähnen, und trug eine zerknitterte Jacke. Er wirkte verstört, was sein interessantes Gesicht aber nicht hässlicher machte. Die sizilianische Variante von Simon Baker.
Sie gab ihm die Hand. »Vicequestore Giovanna Guarrasi.«
Spanò, der sich nicht von der Stelle rührte, winkte sie zu sich heran. »Boss, sehen Sie sich das an!«
Vanina trat zu ihm. »Ich gehe mal davon aus, dass die Leiche dort drinliegt.«
»Sofern man das noch so bezeichnen kann …«, murmelte der Inspektor und rückte zur Seite. »Aber Achtung auf die kleine Unebenheit!«, warnte er sie.
Während ihrer beruflichen Laufbahn hatte Vanina schon viele Tatorte gesehen. Männer, die an Armen und Beinen gefesselt bei lebendigem Leib verbrannt worden waren, in Pfeiler einbetonierte Leichen, erschossene, erstochene oder erwürgte Menschen. Aber das Bild, das sich ihr an diesem Abend bot, war gelinde gesagt makaber. Auf dem etwa eineinhalb Quadratmeter großen Boden des Speisenaufzugs krümmte sich der mumifizierte Körper einer Frau, an deren Schädel noch die Reste eines Seidentuchs hingen. Ihr Kopf war in einem Winkel von neunzig Grad verrenkt und ruhte auf einem Pelzmantel, der ein Damenkostüm von undefinierbarer Farbe bedeckte. Um den Hals trug sie drei unterschiedlich lange Ketten. Rings um die Leiche lagen ein Täschchen, ein Schminkköfferchen, wie man es früher benutzt hatte, ein offenes Parfümfläschchen und eine Metallschatulle aus einem Safe.
»Wer hat sie gefunden?«
»Alfio Burrano und der Tunesier.«
Vanina schloss die Tür und schob den Metallriegel vor. Von innen ließ sie sich jedenfalls nicht öffnen.
Sie schob den Riegel wieder beiseite, steckte den Kopf in die Grabkammer und sah sich die Gegenstände näher an. Es stank so bestialisch, dass es ihr den Atem verschlug. Sie unterdrückte das Verlangen, sofort zurückzuweichen, und kämpfte gegen die Übelkeit an, die sie auch nach all den Dienstjahren noch überkam, schob sich weiter durch die Öffnung und achtete darauf, keine Beweise zu zerstören.
»Ist das Haus bewohnt?«, fragte sie, als sie wieder herauskam.
»Soweit ich verstanden habe, wohnt nur Alfio hier. Aber nicht in diesen Räumlichkeiten.«
»Vermutlich hielt sich hier schon lange niemand mehr auf.«
»Alfio sagt aus, dass er hier nie länger als ein paar Minuten zugebracht hat.«
Spanò drehte sich um und linste zu Burrano hinüber, der sich wieder neben die Frau, offenbar seine Freundin, gesetzt hatte. Dann sprach er weiter. »Boss, was meinen Sie? Sollen wir die beiden Taschen öffnen, bevor die Spurensicherung kommt und sie uns wegnimmt? Dann bekommen wir schon mal einen Eindruck.«
Vanina nickte.
Gerade als der Inspektor ein Paar Handschuhe aus der Tasche zog, erhob sich im Flur die krächzende Stimme des stellvertretenden Leiters der Spurensicherung Cesare Manenti.
»Zu spät«, kommentierte Vanina.
Ab jetzt würden sie die Information immer erst erhalten, wann und wie Manenti es für richtig hielt, und der arbeitete nicht gerade zügig.
»Ciao, Guarrasi«, begrüßte er die Kollegin und sah sich genervt um. Er war als wortkarg und meistens übel gelaunt bekannt. »Und? Wo ist die Leiche, deretwegen ich einen unterhaltsamen Abend bei Freunden unterbrechen musste?«
Hat so jemand etwa Freunde?, dachte Vanina bei sich.
»Dort drin, aber ich warne dich, du hast nur wenig Platz«, sagte sie und wies auf die Öffnung.
Manenti steckte den Kopf in den Speisenaufzug und überließ dann mit einem Kopfnicken den Platz einem Beamten in weißem Ganzkörperanzug, der mit Schuhschützern, Handschuhen und Mundschutz ausgestattet war.
»Habt ihr etwas verschoben?«, fragte er, schon in Erwartung einer bestätigenden Antwort.
Beleidigt trat Spanò vor. »Keinen Fuß haben wir hineingesetzt.«
Doch als Antwort wurde er nur mit einem abfälligen Blick nach dem Motto Du redest hier mit einem Vorgesetzten bedacht.
»Manenti, verlier keine Zeit und gib mir lieber ein paar nützliche Informationen! Die Autopsie bringt vermutlich wenig. Aber was sagt uns der Rest über das Alter der Leiche?«, fragte Vanina kurz angebunden.
»Prähistorisch«, kommentierte der vermummte Sachverständige aus dem Speisenaufzug
Vanina schob Inspektorin Bonazzoli vor Cesare Manenti, der bei ihrem Anblick unverzüglich zu säuseln begann und plötzlich seine ganze Blasiertheit verlor. Sie entfernte sich, überließ ihn den grünen Kulleraugen der Inspektorin, die in Sachen Anmut Heidi Klum in nichts nachstand, und sah sich nach Burrano um. Er stand vor dem Tisch, auf dem ein anderer Vermummter einen Scheinwerfer montierte, der auf die Öffnung gerichtet war. Er hatte die eine Hand in die Hosentasche gesteckt, hielt in der anderen eine Zigarre und schlich um einen Beamten herum, der mit einer vorsintflutlichen Steckdose hantierte.
Aus den Augenwinkeln beobachtete Vanina die Frau, die immer noch dasaß und die Tüte auf dem Schoß hielt. Sie war blass und antwortete unkonzentriert auf die Fragen von Inspektor Spanò. Sie war jung, fast noch ein Mädchen, und die Eindringlichkeit, mit der Burrano sie anstarrte, ließ keinen Zweifel an der Natur ihrer Freundschaft.
»Signor Burrano, ich hätte noch einige Fragen an Sie«, sagte Vanina und ging auf ihn zu.
»Natürlich. Könnten wir das in einem anderen Raum besprechen? Ich will … also diese … na ja … Leiche nicht noch einmal sehen.«
Sie verlegten ihre Unterhaltung ins Esszimmer und setzten sich an einen langen Tisch unter einen Kronleuchter, dessen Birnen zur Hälfte nicht mehr funktionierten. Die Frau mit der weißen Tüte schob ihren Stuhl so dicht an Burrano heran, dass sie sich fast berührten, setzte sich dann neben ihn und rückte vorsichtig die Tüte auf ihrem Schoß zurecht. Vanina fragte sich, was die um Himmels willen so Kostbares enthalten mochte. Burrano stellte sie einander vor. Valentina Vozza, Önologin. Sie war höchstens achtundzwanzig, ihr makelloser Körper steckte in engen Jeans, wie sie nur wenige tragen konnten. Mit ihrem dunklen glatten Bob sah sie aus wie die Comicfigur Valentina Crepax.
»Signor Burrano, wie lange wohnen Sie schon in diesem Haus?«, begann Vanina, ließ sich auf der anderen Seite des Tischs vor den beiden nieder und zog ihre Zigaretten aus der Tasche.
»Ehrlich gesagt komme ich nur selten her. Manchmal verbringe ich das Wochenende in diesem Haus, aber oft übernachte ich nicht einmal. Meine Zimmer befinden sich auf der anderen Seite, im renovierten Teil des Hauses.«
»Gehört die Villa Ihnen?«
»Nein, meiner Tante.«
»Wohnt sie auch nicht hier?«
»Sie hat noch nie hier gewohnt.«
Vanina sah sich um. Verzierungen und Flachreliefs zeigten Palmwedel und unterschiedlichste Vegetation. Als würdiger Abschluss die Vorhangstangen, die wie Holzlanzen aussahen und an denen Vorhänge im Berberstil hingen. Der Gestank der verwesten Leiche, der ihr im Speisenaufzug entgegengeschlagen war, sowie der Staub, den die vielen Leute aufwirbelten, verursachte ihr ein Kratzen im Hals. Deshalb lehnte sie das Feuerzeug ab, das Burrano ihr sofort hinhielt, als sie das Päckchen Zigaretten herausgeholt hatte. Doch dem aufmerksamen Blick der Vicequestore war das Blitzen in Valentina Vozzas Augen nicht entgangen, als sie die Geste sah. Wer zwei und zwei zusammenzählte, erkannte sofort, wer hier Jäger und wer Häschen war.
»Wer hat diese Zimmer zuletzt bewohnt?«, fragte Vanina und spielte mit der Zigarette zwischen ihren Fingern.
»Dottoressa Guarrasi, rauchen Sie ruhig, kein Problem«, sagte Burrano.
»Danke, mir ist gerade nicht danach. Wo waren wir stehen geblieben?«
»Soweit ich weiß, wohnte zuletzt mein Onkel Gaetano hier. Das liegt aber schon Jahre zurück.«
»Er lebt nicht mehr?«
»Wer?«
»Ihr Onkel.«
Einen Moment lang schien Burrano verwirrt zu sein. »Nein«, antwortete er nach einer Weile, als sei das allgemein bekannt.
Mit ihren stahlgrauen Augen musterte Vicequestore Guarrasi ihn prüfend. Ihr Blick wirkte einschüchternd. In seiner knappen Antwort hatte etwas mitgeschwungen.
»Signor Burrano, wussten Sie von dem Lastenaufzug?«
»Dottoressa Guarrasi, ich hatte keine Ahnung«, beteuerte er mit Nachdruck. »Aber das ist auch kein Wunder. In diesem Haus gibt es so einige Merkwürdigkeiten. Eine Leiche zu finden war nicht gerade angenehm.«
»Was meinen Sie mit Merkwürdigkeiten?«
»Der ganze Bau, die absurde Einrichtung, das Türmchen und das andere Teufelszeug, das mein Großvater installieren ließ.«
»Inspektor Spanò sagte mir, Sie hätten die Öffnung in der Küchenmauer entdeckt, nachdem Sie zuvor in einem oberen Stockwerk auf eine ähnliche Tür gestoßen waren. Könnten Sie mir die zeigen?«
Alfio Burrano stand auf. »Natürlich«, sagte er und nickte.
Trotz ihrer zwölf Zentimeter hohen Absätze sprang auch Valentina augenblicklich auf und war bereit, ihrem Freund zu folgen. Dabei glitt ihr die weiße Tüte aus der Hand, und der Inhalt aus zwei Pappboxen mit dem Logo eines bekannten japanischen Restaurants in Catania ergoss sich auf den Boden. Vanina hatte keine Ahnung von japanischem Essen und beobachtete neugierig, wie sich neben einer nicht näher identifizierbaren grünen Pampe etwa ein Dutzend Sushirollen, Sojasoße und Ingwerscheibchen über den Boden verteilten.
»Meine Güte, Vale!«, stieß Burrano genervt hervor. »Dottoressa Guarrasi, kommen Sie, ich führe Sie nach oben in das Zimmer.«
Valentina wollte ihnen folgen.
»Warum willst du denn mitkommen? Dafür gibt es überhaupt keinen Grund. Setz dich ruhig wieder!«, wies er sie zurecht und hielt sie mit unmissverständlicher Geste auf. »Sieh lieber zu, dass du Chadi findest, und sag ihm, er soll diese Schweinerei beseitigen.«
Hätte ein Mann in solchem Ton mit Vanina gesprochen, hätte sie ihn zum Teufel geschickt. Valentina hingegen setzte sich brav wieder hin und machte gute Miene zu bösem Spiel. Sie blitzte Burrano zwar wütend an, hielt sich aber zurück. Burrano stieg Vanina voran die Marmortreppe hinauf zu einem Zimmer, dessen eigenwillige Einrichtung der im Esszimmer und im restlichen Haus in nichts nachstand. Dann deutete er auf eine Tür, die sich hinter einer Wandmalerei versteckte, und machte sie auf das Standbild aufmerksam, das sich davor befunden hatte.
»Scheint eine Nachbildung der Büste von Giuseppe Verdi im Garten des Teatro Massimo in Palermo zu sein«, vermutete Vanina.
Burrano lächelte nachsichtig und erklärte ihr, dass die Büste den Stammesvater und Bauherrn des Palazzo darstellte.
»Diese Tür war also auch verborgen«, stellte Vanina fest.
»Richtig. Genau das hat mich ja so neugierig gemacht. Als ich dann herausfand, dass in der Küche an derselben Stelle die Anrichte stand, kam ich auf den glorreichen Gedanken, sie zu verschieben. Das hätte ich wohl lieber lassen sollen.«
»Glauben Sie, es gibt noch eine weitere Tür? Beispielsweise im Stockwerk über uns?«
»Kann sein, allerdings bezweifle ich das. Soweit ich weiß, wurden nur diese Zimmer bewohnt. Also war es sinnvoll, den Speisenaufzug bis hierher zu bauen. Darüber erhebt sich nur das Türmchen.«
Vanina schob den Riegel vor die Tür des Speisenaufzugs und stellte fest, dass auch sie sich nicht von innen öffnen ließ. Aber warum brachte man bei einem Speisenaufzug überhaupt einen Riegel an? Sie ging in die Hocke und richtete die Taschenlampe ihres iPhones auf den Spalt zwischen Fußboden und Aufzugtür. Er war nur wenige Millimeter tief und mit bloßem Auge kaum zu erkennen. Dann richtete sie sich wieder auf und wischte sich die staubigen Hände an der Hose ab. Sie sah sich im Zimmer um, entdeckte die halb eingestürzte Mauer und warf einen Blick auf die Möbel, die nahelegten, dass das Zimmer an einen Schlafbereich angrenzte. Dann wandte sie sich wieder zu Burrano um, der mit verschränkten Armen neben der Büste seines Vorfahren stand und sie beobachtete. Mittlerweile schien er sich viel wohler zu fühlen. Jedenfalls wirkte er nicht mehr so befangen.
»Ich glaube, wir haben alles gesehen und können wieder nach unten«, verkündete Vanina und bedeutete ihm, er möge vorangehen. »Ich muss Sie allerdings darauf aufmerksam machen, dass dieser Bereich des Hauses sowie das Türmchen versiegelt werden. Das heißt, weder Sie noch sonst jemand hat ohne unsere Begleitung Zutritt«, teilte sie ihm mit und stieg hinter ihm die Treppe hinunter.
»Keine Angst, Dottoressa Guarrasi! Ich war seit Ewigkeiten nicht mehr in der Küche, und wenn, dann habe ich nie länger als ein paar Minuten dort verbracht.«
»Warum das?«
Burrano musterte sie misstrauisch. »Das waren die Räumlichkeiten meines Onkels Gaetano«, erklärte er schließlich.
Vanina wartete, dass er mit der Erklärung fortfuhr.
»Er starb vor fünfzig Jahren, ich habe ihn nie kennengelernt.«
»Wenn Sie nie hierherkommen, wie konnten Sie dann den Mauereinsturz bemerken?«
»Chadi hatte im Haus einen dumpfen Schlag gehört und sah in den verlassenen Räumen nach. Den Rest der Geschichte kennen Sie. Dottoressa Guarrasi, darf ich Sie um einen Gefallen bitten? Würden Sie dafür sorgen, dass die Presse nichts davon erfährt? Man weiß nie, was die alles schreiben. Meine Tante würde bestimmt nicht gern auf der Titelseite der Gazzetta Siciliana landen.«