Sarah Bowden / Manfred Eikelmann / Stephen Mossman / Michael Stolz
Strategien der Narrativierung von Vergangenheit in der deutschen Literatur des Mittelalters
XXV. Anglo-German Colloquium, Manchester 2017
Narr Francke Attempto Verlag Tübingen
1Geschichtsbewußtsein in der deutschen Literatur des Mittelalters. Tübinger Kolloquium 1983, hg. von Christoph Gerhardt, Nigel F. Palmer und Burghart Wachinger, Tübingen 1985.
Hayden White, Metahistory. The Historical Imagination in Nineteenth-Century Europe, Baltimore/London 1973; deutsche Ausgabe: Metahistory. Die historische Einbildungskraft im 19. Jahrhundert in Europa, Frankfurt a.M. 1994.
Für mittelalterliches Erzählen vgl. Jan-Dirk Müller, „Literarische und andere Spiele. Zum Fiktionalitätsproblem in vormoderner Literatur“, in: ders., Mediävistische Kulturwissenschaft. Ausgewählte Studien, Berlin/New York 2010, S. 83–108; Gesine Mierke, Riskante Ordnungen. Von der Kaiserchronik zu Jans von Wien, Berlin 2014 (Deutsche Literatur. Studien und Quellen 18), S. 17–22; zum Konzept von Geschichte und Geschichtsschreibung Andreas Kablitz, „Geschichte – Tradition – Erinnerung? Wider die Subjektivierung der Geschichte“, in: Geschichte und Gesellschaft 32 (2006), S. 220–237; Gert Melville, „Durch Fiktionen von der Wirklichkeit zur Wahrheit. Zum mittelalterlichen Umgang mit Widersprüchen zwischen Empirie und kultureller Axiomatik“, in: Fiktion und Fiktionalität in den Literaturen des Mittelalters, hg. von Ursula Peters und Rainer Warning, Paderborn 2009, S. 83–104.
Kurt Ruh, „Überlieferungsgeschichte mittelalterlicher Texte als methodischer Ansatz zu einer erweiterten Konzeption von Literaturgeschichte“, in: Überlieferungsgeschichtliche Prosaforschung. Beiträge der Würzburger Forschergruppe zur Methode und Auswertung, hg. von dems., Tübingen 1985 (TTG 19), S. 262–272.
Die deutsche Literatur des Mittelalters – Verfasserlexikon. 2., völlig neu bearb. Auflage, hg. von Kurt Ruh u.a., 14 Bde, Berlin 1978–2008.
Verwiesen sei dafür auf die Überblicksartikel im Handbuch Chroniken des Mittelalters, hg. von Gerhard Wolf und Norbert H. Ott, Berlin/Boston 2016; weiterhin Horst Wenzel, Höfische Geschichte. Literarische Tradition und Gegenwartsdeutung in den volkssprachlichen Chroniken des hohen und späten Mittelalters, Bern u.a. 1980 (Beiträge zur älteren deutschen Literaturgeschichte 5); Jürgen Wolf, Die sächsische Weltchronik im Spiegel ihrer Handschriften. Überlieferung, Textentwicklung, Rezeption, München 1997 (Münstersche Mittelalter-Schriften 75); Dorothea Klein, Studien zur ‚Weltchronistik‘ Heinrichs von München, 3 Bde, Wiesbaden 1998 (Wissensliteratur im Mittelalter 31); Gerhard Wolf, Von der Chronik zum Weltbuch. Sinn und Anspruch südwestdeutscher Hauschroniken am Ausgang des Mittelalters, Berlin/New York 2002 (Quellen und Forschungen zur Literatur- und Kulturgeschichte 18); Mierke (wie Anm. 2); Johannes Dickhut-Bielsky, Auf der Suche nach der Wahrheit in ‚Annolied‘ und ‚Kaiserchronik‘. Poetisch-historiographische Wahrheitssuche in frühmittelhochdeutschen Geschichtsdichtungen, Stuttgart 2015 (Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur. Beiheft 23); Ina Serif, Geschichte aus der Stadt. Überlieferung und Aneignungsformen der deutschen Chronik Jakob Twingers von Königshofen, Berlin/Boston 2020 (Kulturtopographie des alemannischen Raums 11).
Vgl. dazu Stephan Jaeger, „Erzählen im historiographischen Diskurs“, in: Wirklichkeitserzählungen. Felder, Formen und Funktionen nicht-literarischen Erzählens, hg. von Christian Klein und Matías Martínez, Stuttgart 2009, S. 110–135.
Vgl. etwa die neueren Überlegungen zum exemplarischen Erzählen in der Kaiserchronik: Udo Friedrich, „Topik und Narration. Zur rhetorischen und poetischen Funktion exemplarischen Erzählens in der Kaiserchronik“, in: Poetica 47 (2016), S. 1–24; Mathias Herweg, „Geschichte erzählen. Die ‚Kaiserchronik‘ im Kontext (nebst Fragen an eine historische Narratologie historischen Erzählens)“, in: ZfdA 146 (2017), S. 413–443.
Müller (wie Anm. 2), S. 87.
Vgl. insbesondere Historisches und fiktionales Erzählen im Mittelalter, hg. von Fritz Peter Knapp und Manuela Niesner, Berlin 2002 (Schriften zur Literaturwissenschaft 19); Von Fakten und Fiktionen. Mittelalterliche Geschichtsdarstellungen und ihre kritische Aufarbeitung, hg. von Johannes Laudage, Köln u.a. 2003 (Europäische Geschichtsdarstellungen 1); Zwischen Fakten und Fiktionen. Literatur und Geschichtsschreibung in der Vormoderne, hg. von Merle Marie Schütte, Kristina Rzehak und Daniel Lizius, Würzburg 2014 (Religion und Politik 10); Faktuales und fiktionales Erzählen. Interdisziplinäre Perspektiven, hg. von Monika Fludernik, Nicole Falkenhayner und Julia Steiner, Würzburg 2015 (Faktuales und Fiktionales Erzählen 1).
Dazu Albrecht Koschorke, Wahrheit und Erfindung. Grundzüge einer Allgemeinen Erzähltheorie, Frankfurt am Main 2012, S. 29–38, zum mittelalterlichen Erzählen Armin Schulz, Erzähltheorie in mediävistischer Perspektive, Berlin u.a. 22015, S. 159–291.
Vgl. dazu die methodischen Überlegungen und Beispielanalysen bei Gert Hübner, Erzählform im höfischen Roman. Studien zur Fokalisierung im ‚Eneas‘, im ,Iwein‘ und im ,Tristan‘, Tübingen/Basel 2003 (Bibliotheca Germanica 44); weiterhin Schulz (wie Anm. 9); Friedrich Michael Dimpel, „Perspektivierung, Fokalisierung, Fokussierung und Sympathiesteuerung zur Einführung. Mit Beispielanalysen zum ‚Erec‘ Hartmanns von Aue“, in: IASLonline [11.05.2012], http://www.iaslonline.de/index.php?vorgang_id=3623 (letzter Zugriff: 06.04.20); Silvia Reuvekamp, „Hölzerne Bilder – mentale Modelle? Mittelalterliche Figuren als Gegenstand einer historischen Narratologie“, Diegesis 3 (2014), S. 112–130.
Stephen Jaeger, „Rezension zu: Albrecht Koschorke, Wahrheit und Erfindung: Grundzüge einer Allgemeinen Erzähltheorie“, Seminar 50 (2014), S. 233–236, hier S. 236.
https://www.mmll.cam.ac.uk/german/research/kaiserchronik (letzter Zugriff: 06.04.20); Kaiserchronik digital: https://digi.ub.uni-heidel-berg.de/de/kcd/index.html (letzter Zugriff: 05.05.20).
Für die aktuell außergewöhnlich intensive Diskussion zur Kaiserchronik vgl. Christiane Witthöft, Zwischen Wahrheitssuche und Wunderglauben. Die christlich-jüdische Disputation in der Silvesterlegende der ›Kaiserchronik‹, in: Disputatio 1200–1800. Form, Funktion und Wirkung eines Leitmediums universitärer Wissenskultur, hg. von Marion Gindhart und Ursula Kundert, Berlin/New York 2010 (Trends in Medieval Philology 20), S. 291–310; Alastair Matthews, The Kaiserchronik. A Medieval Narrative, Oxford 2012; Uta Goerlitz, (Un-)Wahrheit und (Nicht-)Erinnern. Erzählen ‚ze diute‘ in der frühmittelhochdeutschen Kaiserchronik, in: Damnatio in memoria. Deformation und Gegenkonstruktionen in der Geschichte, hg. von Sebastian Scholz, Gerald Schwedler und Kai-Michael Sprenger, Köln u.a. 2014, S. 225–242; Mark Chinca/ Christopher J. Young, „Uses of the Past in Twelfth-Century Germany: The Case of the Middle High German Kaiserchronik“, in: Central European History 49 (2016), S. 19–38; Die ,Kaiserchronik‘. Interdisziplinäre Studien zu einem buoch gehaizzen chrônicâ, hg. von Nine Miedema und Matthias Rein, St. Ingbert 2017; Studien zur ,Kaiserchronik‘, in: ZfdA 148/2 (2019); Mathias Herweg, ‚Buch der Anfänge‘ – oder was die ,Kaiserchronik‘ der höfischen Literatur in die Wiege legt, in: ZfdA 148 (2019), S. 209–236; Christoph Petersen, Die ‚Kaiserchronik‘ und der deutsche Adel, in: PBB 141 (2019), S. 182–224; Erzählen von Macht und Herrschaft. Die ‚Kaiserchronik‘ im Kontext zeitgenössischer Geschichtsschreibung und Geschichtsdichtung, hg. von Elke Brüggen, Göttingen 2019 (Macht und Herrschaft 5).
Vgl. auch Jan-Dirk Müller, ‚Episches‘ Erzählen. Erzählformen früher volkssprachiger Schriftlichkeit, Berlin 2017 (Philologische Studien und Quellen 259), insbes. S. 313–322.
Vgl. zuletzt auch Mathias Herweg, „Kohärenzstiftung auf vielen Ebenen: Narratologie und Genrefragen in der Kaiserchronik“, in: Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik 47 (2017), S. 281–302, hier S. 296–302.
Vgl. auch Henrike Manuwald, Jesus und das Landrecht. Zur Realitätsreferenz bibelepischen Erzählens in Hoch- und Spätmittelalter, Tübingen 2018 (Bibliotheca Germanica 67), hier S. 352–376.
Prozesse der Identitätsbildung im Kontext des Geschichte-Erzählens stehen auch im Zentrum des Bandes Geschichtsentwürfe und Identitätsbildung im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit, Bd. 1: Paradigmen personaler Identität, hg. von Ludger Grenzmann, Burkhard Hasebrink und Frank Rexroth, Berlin 2016 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen 41).
Bedeutende Beiträge der letzten zehn Jahre: Mark Chinca und Christopher Young, „Uses of the Past in Twelfth-Century Germany. The Case of the Middle High German ‚Kaiserchronik‘“, in: Central European History 49 (2016), S. 19–38; Johannes Dickhut-Bielsky, Auf der Suche nach der Wahrheit in ‚Annolied‘ und ‚Kaiserchronik‘: poetisch-historiographische Wahrheitssuche in frühmittelalterlichen Geschichtsdichtungen, Stuttgart 2015 (ZfdA Beihefte 23); Raymond Graeme Dunphy, „On the Function of the Disputations in the ‚Kaiserchronik‘“, in: The Medieval Chronicle 5, hg. von E. Kooper, Amsterdam/New York 2008, S. 77–86; Uta Goerlitz, Literarische Konstruktion (vor-)nationaler Identität seit dem ‚Annolied‘. Analysen und Interpretationen zur deutschen Literatur des Mittelalters (11.-16. Jh.), Berlin u.a. 2007 (Quellen und Forschungen 45), S. 105–201; Udo Friedrich, „Topik und Narration. Zur rhetorischen und poetischen Funktion exemplarischen Erzählens in der ‚Kaiserchronik‘“, in: Poetica 47 (2016), S. 1–24; Uta Goerlitz, „Karl was ain wârer gotes wîgant. Problems of Interpreting the Figure of Charlemagne in the Early Middle High German Kaiserchronik“, in: Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik 70 (2013), S. 195–208; Uta Goerlitz, „Narrative Construction of Origin in the Early Middle High German ‚Kaiserchronik‘“, in: Mythes à la cour, mythes pour le cour (Courtly Mythologies). Actes du XIIe Congrès de la Société internationale de littérature courtoise, 29 juillet – 4 août 2007, hg. von Alain Corbellari u.a., Genf 2010, S. 155–164; Uta Goerlitz, „(Un‑)Wahrheit und (Nicht‑)Erinnern. Erzählen ‚ze diute‘ in der frühmittelhochdeutschen Kaiserchronik“, in: Damnatio in memoria. Deformation und Gegenkonstruktionen in der Geschichte, hg. von Sebastian Scholz u.a., Köln 2014, S. 225–242; Claudia Händl, „Rechtsvorstellungen und Rechtsterminologie in der deutschsprachigen mittelalterlichen Karlsdichtung. Das Beispiel der ‚Karlsvita‘ in der ‚Kaiserchronik‘“, in: Text Analyses and Interpretations in Memory of Joachim Bumke, hg. von Sibylle Jefferis, Göppingen 2013 (GAG 776), S. 43–84; Barbara Haupt, „Eine Kaiserfamilie und die Arbeit. Zur Faustinian-Erzählung in der Kaiserchronik“, in: Der Wert der Arbeit. Annäherungen an ein kulturelles Paradigma in Mittelalter, Neuzeit und Moderne, hg. von Jürgen Wiener, Düsseldorf 2014 (Studia humaniora 47), S. 137–160; Mathias Herweg, „Kohärenzstiftung auf vielen Ebenen: Narratologie und Genrefragen in der ‚Kaiserchronik‘“, in: LiLi 166 (2017), S. 281–302; Mathias Herweg, „Geschichte erzählen. Die ‚Kaiserchronik‘ im Kontext (nebst Fragen an eine historische Narratologie historischen Erzählens)“, in: ZfdA 146 (2017), S. 413–443; Franz Hundsnurscher, „Diachrone Dialog-Analyse: Bekehrungsgespräche. Überlegungen am Beispiel der Faustinian-Geschichte in der Kaiserchronik“, in: Redeszenen in der mittelalterlichen Großepik, hg. von Monika Unzeitig, Berlin 2011 (Historische Dialogforschung 1), S. 17–33; Elke Koch, „Zeit und Wunder im hagiographischen Erzählen. Pansynchronie, Dyschronie und Anachronismus in der Navigatio Sancti Brendani und der Siebenschläferlegende (Passio und Kaiserchronik)“, in: Gleichzeitigkeit. Narrative Synchronisierungsmodelle in der Literatur, hg. von Susanne Köbele und Coralie Rippl, Würzburg 2015, S. 75–100; Alastair Matthews, The Kaiserchronik. A Medieval Narrative, Oxford 2012; Die ‚Kaiserchronik‘. Interdisziplinäre Studien zu einem buoch gehaizzen crônicâ. Festgabe für Wolfgang Haubrichs zu seiner Emeritierung, hg. von Nine Miedema und Matthias Rein, St. Ingbert 2017; Gesine Mierke, Riskante Ordnungen. Von der Kaiserchronik zu Jans von Wien, Berlin 2014 (Deutsche Literatur. Studien und Quellen 18), S. 227–252; Christoph Petersen, „Zeit, Vorzeit und die Narrativierung von Geschichte in der ‚Kaiserchronik‘“, in: ZfdPh 126 (2007), S. 321–353; Armin Schulz, „Fremde Kohärenz: Narrative Verknüpfungsformen im Nibelungenlied und in der Kaiserchronik“, in: Historische Narratologie – mediävistische Perspektiven, hg. von Harald Haferland und Matthias Meyer, Berlin 2010 (Trends in Medieval Philology 19), S. 339–360; Christian Seebald, „Ein Basler Codex mit Schriften des Johannes Meyer: Zugleich ein Beitrag zur Überlieferungs- und Textgeschichte der ‚Vitas fratrum‘ der ‚Papst-‘ und der ‚Kaiserchronik‘“, in: ZfdA 143 (2014), S. 202–219; Christiane Witthöft, „Zwischen Wahrheitssuche und Wunderglauben: Die christlich-jüdische Disputation der Silvesterlegende in der ‚Kaiserchronik‘“, in: Disputatio 1200–1800. Form, Funktion und Wirkung eines Leitmediums, hg. von Marion Gindhart, Berlin 2010, S. 291–310.
Grundlegend zum Werk ist noch Ernst Friedrich Ohly, Sage und Legende in der Kaiserchronik, Darmstadt 21968.
Weitere Details sowie Forschungsliteratur sind dem Handschriftencensus. Eine Bestandaufnahme der handschriftlichen Überlieferung deutschsprachiger Texte des Mittelalters (www.handschriftencensus.de/werke/189) zu entnehmen. S. außerdem Thomas Klein, „Ermittlung, Darstellung und Deutung von Verbreitungstypen in der Handschriftenüberlieferung mittelhochdeutscher Epik“, in: Deutsche Handschriften 1100–1400. Oxforder Kolloquium 1985, hg. von Volker Honemann and Nigel F. Palmer, Tübingen 1988, S. 110–167, hier S. 114–120, 128–130; Jürgen Wolf, „Von der einen zu den vielen Kaiserchroniken“, in: Miedema und Bein (Hgg.) (wie Anm. 1), S. 9–30.
Zur Sächsischen Weltchronik: Jürgen Wolf, Die Sächsische Weltchronik im Spiegel ihrer Handschriften. Überlieferung, Textentwicklung, Rezeption, München 1997, S. 105–110; Hubert Herkommer, Überlieferungsgeschichte der Sächsischen Weltchronik. Ein Beitrag zur deutschen Geschichtsschreibung des Mittelalters, München 1972; Michael Menzel, Die Sächsische Weltchronik. Quellen und Stoffauswahl, Sigmaringen 1985; Dagmar Neuendorff, „Vom erlösten Heidenkonig zum Christenverfolger. Zur Kaiserchronik und ihrer Integration in die Sächsische Weltchronik“, in: Deutsche Literatur und Sprache von 1050–1200. Festschrift für Ursula Hennig zum 65. Geburtstag, hg. von Annegret Fiebig und Hans-Jochen Schiewer, Berlin 1995, S. 181–198; zur lateinischen Übersetzung: András Vizkelety, „Eine lateinische Übersetzung der ‚Kaiserchronik‘“, in: Beiträge zur Überlieferung und Beschreibung deutscher Texte des Mittelalters. Referate der 8. Arbeitstagung österreichischer Handschriften-Bearbeiter vom 25.–28.11.1981 in Rief bei Salzburg, hg. von Ingo Reiffenstein, Göppingen 1983 (GAG 402), S. 25–40; András Vizkelety, „Eine lateinische Prosabearbeitung der ‚Kaiserchronik‘“, in: Editionsberichte zur mittelalterlichen deutschen Literatur. Beiträge zur Bamberger Tagung „Methoden und Probleme der Edition mittelalterlicher deutscher Texte“, 26.–29. Juli 1991, hg. von Anton Schwob, Goppingen 1994 (Litterae 117), S. 341–345.
Eberhard Nellmann, Art. ‚Kaiserchronik‘. In 2VL Bd. 4 (1983), Sp. 949.
Die Kaiserchronik eines Regensburger Geistlichen, hg. von Edward Schröder, Hannover 1829 (MGH, Deutsche Chroniken und andere Geschichtsbücher des Mittelalters, 1.1), unveränderter Nachdruck, München 2002.
Kurt Gärtner, „Die Kaiserchronik und ihre Bearbeitungen. Editionsdesiderate der Versepik des 13. Jahrhunderts“, in: bickelwort und wilde mære. Festschrift für Eberhard Nellmann zum 65. Geburtstag, hg. von Dorothee Lindemann, Berndt Volkmann und Klaus-Peter Wegera, Göppingen 1995 (GAG 618), S. 366–379, hier S. 369.
www.mml.cam.ac.uk/german/research/kaiserchronik.
Kaiserchronik. Elektronische Ausgabe, hg. von Mark Chinca, Helen Hunter, Jürgen Wolf und Christopher Young, Heidelberg 2018 (https://doi.org/10.11588/edition.kcd).
S. hierzu Mark Chinca, Helen Hunter, Jürgen Wolf, Christopher Young, „Kaiserchronik – digital“, ZfdA 148 (2019), S. 285–288.
Inzwischen liegt eine vergleichende Analyse mehrerer Episoden aus den drei Fassungen vor: Mark Chinca, Helen Hunter, Christopher Young, „The Kaiserchronik and its Three Recensions“, ZfdA 148 (2019), S. 141–208. Als neuere narratologische Untersuchungen sind zu nennen: Herweg, „Kohärenzstiftung“ (wie Anm. 1); Uta Goerlitz, „hie meget in der luge wol ein ende haben. Zu Erzählstrategie und Makrostruktur der Kaiserchronik“, in: Miedema und Bein (Hgg.) (wie Anm. 1), S. 91–121; Alastair Matthews, „Der Erzähler im Text. Zur Kaiserchronik aus narratologischer Sicht“, in: Miedema und Bein (Hgg.) (wie Anm. 1), S. 123–145; Petersen (wie Anm. 1); Schulz (wie Anm. 1). Vgl. auch die Beiträge von Jan-Dirk Müller und Christoph Pretzer in diesem Band, die in eben dieser Frage unterschiedliche Perspektiven aufmachen.
Mark Chinca, Helen Hunter, Christopher Young, Kaiserchronik-Studien, Stuttgart (ZfdA Beihefte), in Vorbereitung.
Der Begriff der ‚Retextualisierung‘ wurde von Joachim Bumke und Ursula Peters eingeführt und soll ihnen zufolge die „verschiedensten Ebenen und Aspekte vormoderner ‚Arbeit am Text‘ als Interaktion von Prä- und Re-Text“ fokussieren; s. Joachim Bumke und Ursula Peters, „Einleitung“, in: Retextualisierung in der mittelalterlichen Literatur, hg. von dens., ZfdPh 124 (2005) Sonderheft, S. 1–5.
Die Kaiserchronik (wie Anm. 6), S. 34f.
Zu Schröders Editionsprinzipien s. Mark Chinca and Christopher Young, „Responsible Philology. Editing the Kaiserchronik in the Digital Age“, in: Digital Philology. A Journal of Medieval Cultures 6.2 (2017), S. 288–329, hier S. 298–304.
Der Lesbarkeit halber werden die Texte folgendermaßen sänftiglich ediert: Superskripte und Nasalstriche werden aufgelöst; Worttrennungen sowie Groß- und Kleinschreibung folgen den lexikographisch akzeptierten Formen; <v> wird konsonantisch, <u> vokalisch benutzt; langes <ſ> wird in kurzes <s> umgesetzt; es wird behutsam interpungiert. Auf folgende Handschriften und Fragmente wird in diesem Abschnitt Bezug genommen: A1 Vorau, Stiftsbibliothek, Cod. 276, 4. Viertel 12. Jh., bair.-österr.; M München, BSB, Cgm 37, 2. Viertel 14. Jh., bair.; H Heidelberg, UB, cpg 361, 2. Viertel / Mitte 13. Jh., hess.; a2 Berlin, SBB-PK, Nachlass Grimm 127,2, Mitte 14. Jh., obd.; a11 Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum, Hs. 22067, 1. Hälfte 13. Jh., alem.; a15 Wien, ÖNB, Cod. 13006, Anfang 13. Jh., bair.-österr.
S. Kaiserchronik (wie Anm. 9).
Zu diesem breiten Thema s. u.a. Historisches und fiktionales Erzahlen im Mittelalter, hg. von Fritz Peter Knapp und Manuela Niesner, Berlin 2002; Elisabeth Lienert, Die ‚historische‘ Dietrichepik. Untersuchungen zu ‚Dietrichs Flucht‘, ‚Rabenschlacht‘ und ‚Alpharts Tod‘, Berlin 2010 (Texte und Studien zur mittelalterlichen Heldenepik 5), S. 231–254.
Die terminologische Opposition von histoire vs. discours stammt von Tzvetan Todorov, „Les catégories du récit littéraire“, Communications 8 (1966), S. 125–151; zu ihrer Weiterentwicklung in strukturalistischer und poststrukturalistischer Erzähltheorie s. Matias Martinez, Art. ,Plot‘. In RLW 3 (2003), S. 92–94, hier S. 92f.
Zu dieser Episode s. Ingrid Bennewitz, „Lukretia, oder: Über die literarischen Projektionen von der Macht der Männer und der Ohnmacht der Frauen. Darstellung und Bewertung von Vergewaltigung in der Kaiserchronik und im Putter von Thurn“, in: Der frauwen buoch. Versuche zu einer feministischen Mediävistik, hg. von Ingrid Bennewitz, Göppingen 1989 (GAG 517), S. 113–134; Marialuisa Caparrini, „La centralità della figura della regina nella Lucretia della Kaiserchronik: osservazioni linguistico-testuali“, in: Dee, profetesse, regine e altre figure femminile nel Medioevo germanico, hg. von Maria Elena Ruggerini und Veronka Szoke, Cagliari 2015, S. 191–208; Amalie Fößel, „Frauen- und Geschlechterbilder in der Kaiserchronik und die Frage der Ehre“, in: Miedema und Bein (Hgg.) (wie Anm. 1), S. 31–47; Wolfgang Mohr, „Lucretia in der ‚Kaiserchronik‘“, in: DVjs 26 (1952), S. 433–446; Claus Riessner, „Die Stadt Viterbo und die Almenia-Totila-Episode in der Kaiserchronik“, in: Miscellanea di studi in onore di Bonaventura Tecchi, hg. von Paolo Chiarini, Rome 1969, 57–66; Tibor Friedrich Pésza, Studien zu Erzähltechnik und Figurenzeichnung in der deutschen ‚Kaiserchronik‘, Frankfurt/M. 1993 (EHS Reihe I: Deutsche Sprache und Literatur 1378), S. 160–175; Frank Shaw, „Ovid in der Kaiserchronik“, in: ZfdPh 88 (1969), S. 378–389; Teresa Wintgens, „Was geschah mit Lucretia? Ein Irrtum des B-Redaktors der ‚Kaiserchronik‘“, in: ZfdA 142 (2013), S. 34–44. Der Argumentation von Wintgens über die Neuakzente der B-Fassung vermögen wir uns allerdings nicht anzuschließen.
Texte von A, B, und C in diesem und nächsten Abschnitt auf der Basis unserer Leithandschriften – Vorau, Stiftsbibliothek, Cod. 276 (A), Wien, ÖNB Cod. 2779 (B), ÖNB Cod. 2685 (C); die Auflösung folgt denselben Regeln wie Anm. 16. Zum Vorauer Codex: Kurt Gärtner, „Vorauer Hs. 276“, in: 2VL, Bd. 7, Berlin/New York 1999, Sp. 516–521; zu ÖNB, Cod. 2779: Hermann Menhardt, Verzeichnis der altdeutschen literarischen Handschriften der Osterreichischen Nationalbibliothek, Bd. 1, Berlin 1960, S. 287–293; zu ÖNB, Cod. 2685: ebd., S. 112.
Jürgen Wolf, „Die Kaiserchronik A, B und C oder die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“, in: Interdisziplinäre Germanistik im Schnittpunkt der Kulturen. Festschrift für Dagmar Neuendorff, hg. von Michael Szurawitzki und Christopher M. Schmidt, Würzburg 2008, S. 91–108, hier S. 95.
Das Urteil gilt seit den ersten Editionen des Werkes im neunzehnten Jahrhundert beinahe ungeändert als Gemeingut der Forschung: Der keiser und der kunige buoch oder die sogenannte Kaiserchronik, Gedicht des zwölften Jahrhunderts, Dritter Theil, hg. von Hans Ferdinand Massmann, Quedlinburg and Leipzig 1854 (Bibliothek der gesammten deutschen National-Literatur 4,3), S. 221f., 231f.; Die Kaiserchronik (wie Anm. 6), S. 7, 19.
S. jetzt ausführlicher zu dieser Frage Chinca, Hunter, Young, „The Kaiserchronik and its Three Recensions“ (wie Anm. 11), bes. S. 207f.
Die Kaiserchronik eines Regensburger Geistlichen, hg. von Edward Schröder [1892], Nachdruck München 2002 (Monumenta Germaniae Historica. Chroniken und andere Geschichtsbücher des Mittelalters I,1).
Hanna Vollrath, „Das Mittelalter in der Typik oraler Gesellschaften“, in: HZ 233 (1981), S. 571–594.
Karl Stackmann, „Erzählstrategie und Sinnvermittlung“, in: Karl Stackmann, Texte als Aufgabe. Kleine Schriften I, hg. von Jens Haustein, Göttingen 1997, S. 51–69; hier S. 53.
Maßgeblich war besonders die Arbeit von Friedrich Ohly (Ernst Friedrich Ohly, Sage und Legende in der Kaiserchronik. Untersuchungen über Quellen und Aufbau der Dichtung [1940], 2Darmstadt 1968).
Vgl. etwa Christian Gellinek, Die deutsche Kaiserchronik. Erzähltechnik und Kritik, Frankfurt a.M. 1971; Annegret Fiebig, „vier tier wilde. Weltdeutung nach Daniel in der ‚Kaiserchronik‘“, in: Deutsche Literatur und Sprache 1050–1200. Fs. Ursula Hennig, hg. von Annegret Fiebig und Hans-Jochen Schiewer, Berlin 1995, S. 27–49; Johannes Dickhut-Bielsky, Auf der Suche nach Wahrheit in ‚Annolied‘ und ‚Kaiserchronik‘. Poetisch-historiographische Wahrheitssuche in frühmittelhochdeutschen Geschichtsdichtungen, (= Beihefte zur ZfdA 23), Stuttgart 2015; Die Kaiserchronik. Interdisziplinäre Studien zu einem buoch gehaizzen crônicâ. Festgabe für Wolfgang Haubrichs zu seiner Emeritierung, hg. von Nine Miedema und Matthias Rein, St. Ingbert 2017.
Vgl, Christoph Petersen, „Zeit, Vorzeit und die Narrativierung von Geschichte in der Kaiserchronik“, in: ZfdPh 126 (2007), S. 321–353; ders., „Die Kaiserchronik und der deutsche Adel“, in: PBB 141 (2019), S. 182–224. Petersen sieht eine „Emanzipation der Kaisergeschichte von ihrer heilsgeschichtlichen Einbettung“ (S. 198).
Ernst Hellgardt, „Dietrich von Bern in der deutschen Kaiserchronik. Zur Begegnung mündlicher und schriftlicher Tradition“, in: Deutsche Literatur und Sprache 1050–1200. Fs. Ursula Hennig, hg. von Annegret Fiebig und Hans-Jochen Schiewer, Berlin 1995, S. 93–110.
Mathias Herweg, „Kohärenzstiftung auf vielen Ebenen: Narratologie und Genrefragen in der Kaiserchronik“, in: Lili 47 (2017), S. 281–302.
Diese von Ohly (wie Anm. 4) geprägten Begriffe sind dem Begriff ‚Novelle‘ (Wolfgang Mohr, „Lucretia in der Kaiserchronik“, in: DVjs 26 (1942), S. 443–446) vorzuziehen, denn dieser suggeriert eine geprägte literarische Form. Novellenstoffe enthalten die Einschübe zweifellos, aber sie verselbständigen sich gerade nicht gegenüber ihrer historiographischen Umgebung.
Jan-Dirk Müller, ‚Episches‘ Erzählen. Erzählformen früher volkssprachiger Schriftlichkeit, Berlin 2017 (Philologische Studien und Quellen 259), S. 315–322.
Müller (wie Anm. 10), S. 307.
Müller (wie Anm. 10), S. 295–327.
Dies, die Entsprechung zwischen Caesar, dem römischen Gründer des Reichs, und Karl d. Gr., seinem ‚deutschen‘ Erneuerer – und nicht die heilsgeschichtliche Rolle des römisch-deutschen Weltreichs – scheint das eigentliche Anliegen des Kaiserchronisten (Petersen, „Zeit, Vorzeit“ [wie Anm. 6], S. 350 u.ö.).
Vgl. Jan-Dirk Müller, Spielregeln für den Untergang. Die Welt des Nibelungenliedes, Tübingen 1998, S. 105f.
Vgl. Jan-Dirk Müller, „Eber, Wildschweine überhaupt“, in: Tiere. Begleiter des Menschen in der Literatur des Mittelalters. Festschrift Ute von Bloh, hg. von Judith Klinger und Andreas Kraß, Köln u.a. 2017, S. 103–118; hier S. 107–109.
In dieser älteren Publikation (wie Anm. 15) entsteht der Eindruck, als datierte ich die Danielsprophezeiung selbst in die Zeit Caesars. Gesagt wird aber, dass sich damals erfüllt, was Daniel prophezeite; zu den Übersetzungsschwierigkeiten Fiebig (wie Anm. 5), S. 40f.
Zur Danielsprophezeiung Werner Goetz, Translatio Imperii. Ein Beitrag zur Geschichte des Geschichtsdenkens und der politischen Theorie im Mittelalter und in der frühen Neuzeit, Tübingen 1958; Edgar Marsch, Biblische Prophetie und chronographische Dichtung. Stoff- und Wirkungsgeschichte der Vision des Propheten Daniel nach Dan. VII, Berlin 1972 (Philologische Studien und Quellen 65); Die Geschichte der Daniel-Auslegung in Judentum, Christentum und Islam. Studien zur Kommentierung des Danielbuches in Literatur und Kunst, hg. von Katharina Bracht und David S. du Toit, Berlin/ New York 2007 (Beihefte der Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft 371) (spart allerdings die Kaiserchronik aus); vgl. Heinz Thomas, „Translatio imperii“, in: Lexikon des Mittelalters, Bd. 8, Sp. 945.
Goetz (wie Anm. 17 ), S. 76f., 89 u.ö.; vgl. den Sammelband Geschichtsdenken und Geschichtsbild im Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze und Arbeiten aus dem Jahren 1933 bis 1959, hg. von Walter Lammers, Darmstadt 1961 (Wege der Forschung 21). Die karolingische Geschichtsschreibung betont den fränkisch-christlichen Charakter des Kaisertums Karls des Großen. Das weströmische Reich ist untergegangen (Regino von Prüm, Frechulf von Lisieux, Aso von Vienne) (Heinz Löwe, „Karl der Große und das Weltbild der Karolinger“, in: ebd., S. 91–134). Wo die Weltreichelehre Daniels aufgenommen wird, da erscheinen die weltlichen Reiche als böse (Erich Meuthen, „Der Geschichtssymbolismus Gerhohs von Reichersberg“, in ebd., S. 200–246; hier S. 222f.). Erst in der Generation Ottos von Freising, also ungefähr zur Zeit der Abfassung der Kaiserchronik, beginnt sich der Gedanke eines Fortlebens des Römischen Reichs im deutschen Kaisertum und der Franken als Nachfolger der Römer durchzusetzen; die Danielsprophezeiung kündigt den Weg der Weltherrschaft von Osten nach Westen an (Johannes Spoerl, „Die Civitas dei im Geschichtsdenken Ottos von Freising“ in: ebd., S. 298–320; hier S. 313f.); Anna-Dorothee von den Brincken, Studien zur lateinischen Weltchronistik bis in das Zeitalter Ottos von Freising, Düsseldorf 1957.
Fiebig (wie Anm. 5), S. 31–38: Es lässt sich keineswegs von einer einheitlichen Auslegungstradition bis ins 12. Jahrhundert sprechen. Die Verbindung der deutschen Stämme mit der Weltreichelehre und die Eroberung der Weltreiche durch Cäsar (S. 43–45) sind nicht überzeugend begründet.
Schröder (wie Anm. 1), S. 90, nimmt an: „zu der umstellung der tiere kann compilator nur eine von Anno 185 Künincriche abweichende auffassung geführt haben; die tiere bezeichnen die könige, nicht die reiche, und deshalb setzt er statt Babylon den Alexander an erste stellen.“
Vgl. Schröders Apparat (wie Anm. 1), S. 90.
So Ohly (wie Anm. 4), S. 48.
Ohly (wie Anm. 4), S. 48: Caesar sei der Herrscher, „der das römische Reich in der ihm innewohnenden auf christliche Erfüllung gerichteten Anlage, nicht in seiner Verworfenheit, bei seinem Anfang verkörperte.“
Klaus Speckenbach, „Der Eber in der deutschen Literatur des Mittelalters“, in: Verbum et signum. Beiträge zur mediävistischen Bedeutungsforschung, hg. von Hans Fromm, Wolfgang Harms und Uwe Ruberg, Bd. 1, München 1975, S. 425–476; hier S. 427.
Diese Heroisierung gilt auch für den Bären, der fraissam und nicht zu zähmen ist (V. 569f). Der Formulierung von V. 565–570 in A kann Schröder ebenso wenig wie denen in B und C Sinn abgewinnen (Schröder [wie Anm 1.], Apparat S. 91).
Dazu passt auch, dass der dem Geschichtsmodell eingeschriebene Translatio-Gedanke eine geringe Rolle spielt (Petersen, „Zeit, Vorzeit“ [wie Anm. 6], S. 342). Den einzelnen „disjunkten, aneinander gereihten Episoden“ fehlt ein „integrierende[s] Zeitsystem“ (S. 327). Die für die providentielle Rolle Roms konstitutive Christianisierung ist „nicht als geschichtliche Zäsur (Wende) modelliert“ (S. 341); sie ist ad hoc auf viele Episoden verteilt. Das Hin und Her zwischen griechischen und römischen Herrschern bei wachsender „Dissoziation“ ist auch nicht als gerichteter, gottgelenkter Prozess (S. 343f.) erzählt, sondern soll offensichtlich den Konkurrenten in Byzanz diskreditieren. Die Karlsepisode „ist zwar mit dem Modell einer Translatio imperii ad Francos kompatibel. Akzentuiert wird hier allerdings nicht die im Translatio-Modell implizierte geschichtliche Kontinuität, sondern erneut ein mit Karls Herrschaftsübernahme verbundener Kontinuitätsbruch“ (S. 345), der allerdings auf den „absolute[n] Beginn der Reichsgeschichte“ unter Caesar zurückverweist (S. 350). Das entzieht sich dem Modell der vier Weltreiche. Die „Gründung des römischen Kaisertums“ durch Caesar wird nicht in providentieller Perspektive erzählt, sondern beruht auf der „Herkunftsgemeinschaft als Blutsverwandtschaft zwischen Caesar und den Franken, seinen alten mâgen (V. 344)“ (S. 350).
Zur Kaiserchronik vgl. Herwegs Stellenkommentar in: Die Kaiserchronik. Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch. Übersetzt, kommentiert und mit einem Nachwort versehen von Mathias Herweg, Stuttgart 2014 (RUB 19270), S. 432f.; zum Annolied vgl. Haugs Kommentar zum Annolied, in: Frühe deutsche und lateinische Literatur in Deutschland 800–1150, hg. von Walter Haug und Benedikt Konrad Vollmann, Frankfurt a. M. 1991 (Bibliothek deutscher Klassiker 62), S. 1435, 1437.
Eusebius Hieronymus, Commentarii in Danielem prophetam Opera omnia 5, Paris 1845 (PL 25), Sp. 464 (=530B); vgl. Ohly (wie Anm. 4), S. 46; Speckenbach (wie Anm. 24), S. 430.
Ebd.; vgl. Speckenbach (wie Anm. 24), S. 426.
Aurelius Augustinus, De Civitate Dei, Buch 20, Kap. 23.
Annolied, in: Frühe deutsche und lateinische Literatur (wie Anm. 27), S. 596–647.
Ohly (wie Anm. 4), S. 47: „Wenn schon im Annolied diese pessimistisch negative Auffassung vom römischen Reich […] mehr ins Positive wandte, so war sie für die Kaiserchronikdichter, der sich anschickte, […] die Geschichte dieses römischen Reichs zu dichten, unannehmbar.“
Ohly (wie Anm. 4), S. 50.
Speckenbach (wie Anm. 24), S. 427.
Zu dieser Tradition Speckenbach (wie Anm. 24), S. 430 (Cassiodor, Notker, Beda); in ihr wird der aper de silva stets „negativ verstanden“ (S. 431); zur volkssprachigen Tradition S. 439–444; ganz anders der heroische Kontext (S. 449f.; 459–468).
Ohly (wie Anm. 4), S. 106.
Ohly (wie Anm. 4) deutet schon in der Geschichte des Titus den König Milian von Babylonje als „heidnisch-christlichen ‚Kreuzfahrt-Typus‘“ und den Feldzug ab Vorwegnahme („Antitypus“) des ersten Kreuzzuges (S. 106). Zugleich setzt er Titus in Beziehung zum Kreuzfahrer Heraclius. Beide halten eine aufmunternde Rede an die Soldaten, die den Kampf aber ganz unterschiedlich motiviert, wie Ohly selbst feststellt.
Speckenbach (wie Anm. 24), S. 463 spricht von zwei Ebertraditionen, die meist „unberührt nebeneinander bestehen“ (S. 476); dabei dominiere die „germanisch-antike“.
Erste Ansätze in: Jan-Dirk Müller, „Wie christlich ist das Mittelalter: oder: Wie ist das Mittelalter christlich? Zum Herzmære Konrads von Würzburg“, in: PBB 137 (2015), S. 396–419.
Sebastian Franck, Chronica, Zeytbuoch vnd geschychtbibel von anbegyn biß in diß gegenwertig M.D.xxxj jar, Straßburg 1531 (Neubearbeitung Ulm 1536).
Wilhelm Kühlmann, „Staatsgefährdende Allegorese. Die Vorrede vom Adler in Sebastian Francks ‚Geschichtsbibel‘ (1531)“, in: Literaturwissenschaftliches Jahrbuch NF 24 (1983), S. 51–76.
Friedrich Ohly, Sage und Legende in der Kaiserchronik: Untersuchungen über Quellen und Aufbau der Dichtung, Darmstadt 21968.
Einführend hierzu: Hans Robert Jauss, Alterität und Modernität der mittelalterlichen Literatur. Gesammelte Aufsätze 1956–1976, München 1977, S. 14–21.
Der den meisten Diskussionen des deutschen Teils der Kaiserchronik zu Grunde liegende Umstand, dass im hinteren Teil der Chronik Gegenwart und Zukunft in diesem Sinne sich zunehmend aneinander annähern, soll nicht Gegenstand dieser Überlegungen sein.
Mark Chinca, Helen Hunter und Christopher Young, „The Kaiserchronik and its three recensions“, in: ZfdA 148 (2019), S. 141–208.
„Kaiserchronik eines Regensburger Geistlichen“ in: MGH Scriptores. Deutsche Chroniken 1,1, hg. von Edward Schröder, Hannover 1895.
Hayden White, The Content of the Form, Baltimore/London 1987, S. 1–25.
White (wie Anm. 6), S. 16.
White (wie Anm. 6), S. 13.
„metaphysical principle“ vgl. White (wie Anm. 6), S. 16.
White (wie Anm. 6), S. 15.
Richard Newald, Nachleben des antiken Geistes im Abendland bis zum Beginn des Humanismus. Eine Überschau, Tübingen 1960, S. 192–93.
Hier und im Folgenden alle Kaiserchronikzitate aus „Kaiserchronik eines Regensburger Geistlichen“ (wie Anm. 5).
Ohly (wie Anm. 1), S. 16.
Ferdinand Urbanek, „Zur Datierung der Kaiserchronik. Entstehung, Auftraggeber, Chronologie“, in: Euphorion 53 (1959), S. 113–152, hier S. 146.
Vgl. Franz Brunhölzl, „Caesar im Mittelalter, A. Allgemeines“, in: Lexikon des Mittelalters, hg. von Robert-Henri Bautier u.a., Bd. 2, München/Zürich 1983, Sp. 1352–1353.
Artikel „be-sitzen“, in: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, hg. von Matthias Lexer, Bd. 1, Leipzig 1872, Sp. 217–18; Artikel „sitzen“, in: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, hg. von Matthias Lexer, Bd. 2, Leipzig 1872, Sp. 944–45. Vgl. weiterhin Artikel „besitzen“ Mittelhochdeutsches Wörterbuch Online, hg. von Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur und Akademie der Wissenschaften zu Göttingen <http://www.mhdwb-online.de/wb.php?buchstabe=B&portion=1700&link_lid=17031000#17031000> [abgerufen am 01.05.2020]. Vor allem Einträge 1.1, 1.2.1 und 1.2.2.
Zum Beispiel Titus V. 5370, Karl der Große V. 14358.
Ernst Scheunemann, Artikel „Kaiserchronik“, in: Verfasserlexikon, hg. von Wolfgang Stammler und Karl Langosch, Bd. 2, Berlin/Leipzig 1936, S. 732–746.
Ohly (wie Anm. 1), S. 7.
Christoph Petersen, „Zeit, Vorzeit und Narrativierung von Geschichte in der Kaiserchronik“, in: ZfdPh