Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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© 2016 Heinz F. Fleck
Umschlagdesign, Satz, Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH
ISBN 978-3-7412-1867-5
S’il y a des hommes dont le
ridicule n’ait jamais paru
c’est qu’on ne l’a pas bien cherché.
Wenn es Menschen gibt, die noch nie
eine lächerliche Seite zeigten,
liegt es daran, daß wir nie genau
genug danach suchten.
La Rochefoucauld (1613-1680)
Kann auch alles nicht allen gefallen, wird doch alles nicht allen mißfallen.
Des Lebens vielfältiges Treiben
mit seinem Auf und Ab von Tagen
zeigt, daß die schwierigen oft bleiben
mit Schmunzeln leichter zu ertragen
-.-.-.-.-
Kunstsinn und Kunstkenntnis sind Attribute
auf die der Mensch sich hält etwas zugute;
doch mancher ist beeindruckt vom Wort »Kunst«
der von der echten Kunst hat keinen Dunst
und den darum durchaus nicht selten rührt
was nicht ist Kunst und diesen Namen führt;
und so geschieht, daß weit verbreitet hausen
vermeintlich kunstversierte Kunstbanausen.
-.-.-.-.-
Ein Ehepaar geht oftmals aus,
so heute in das Schauspielhaus,
um sich vom Alltag abzulenken –
noch weniger als sonst zu denken.
Sie sagt: »Die erste Szene flog,
nun kommt der lange Monolog.«
»Ich hoffe« meint er, »daß der jetzt
sich nicht noch direkt vor uns setzt.«
Antiquitätenhändler Haase
preist eine wunderschöne Vase:
»Sie ist dreitausend Jahre alt,
ein Liebhaber entdeckt sie bald.«
»Mir machen Sie den Schmus nicht vor«
sagt Kunde Senf, »ich bin kein Tor,
wo wir doch – Gott, was gibt’s für Raben –
jetzt erst zweitausendfünfzehn haben.«
ist trübe.« »Nein das kann nicht sein;
Es ist nur Schmutz auf ihrem Glas,
mein Herr, der Wein ist frisch vom Faß.«
In Rom, wo viel Touristen wandern,
stieß ein Tourist auf einen andern
und fragt, wo man – Deutschsein verbindet –
wohl die Laokoon-Gruppe findet.
Doch der bedauert und sagt dann:
»Ich bin in Rom mit Neckermann.«
Dem spät noch eingekehrten Gast
im alten Gasthaus ›Himmelsrast’
erklärt die Wirtin voller Stolz:
»In diesem Bett aus Eichenholz
schlief dreimal Johann Wolfgang Goethe
vom Abend bis zur Morgenröte.«
»Mir gleich, wer drin schlief letzte Nacht,
Hauptsache, es ist frisch gemacht.«
Frau Aufsteiger aus Neureichland
durchblättert einen Lyrikband.
Ganz plötzlich ruft sie laut, empört,
daß es ihr Mann im Garten hört:
»Dieser gewisse Goethe hier
schrieb ab die Verse, die du mir
persönlich und in Gold gefaßt,
zur Silbernen gewidmet hast.«
In des Museums weiten Hallen
sieht man Besucher stehn und wallen.
Im Saal der klassischen Antike,
bei der bezaubernden Eunike
thront eine klassische Skulptur
von männlich heldischer Statur.
Ein kleiner Mann verweilt davor,
bemerkt, der Statue fehlt ein Ohr,
ein halber Arm fehlt ebenfalls
sowie ein ganzes Stück vom Hals,
vom Bein – sie ist bewehrt
mit einem abgebrochnen Schwert.
Daß auch die Nase abgeschlagen
erfüllt den Herrn mit Unbehagen.
Er starrt empor an diesem Krieger –
In Stein gemeißelt steht: ›Der Sieger’ –
und murmelt, blaß, im Weitergehn:
»Ich möcht’ nicht den Verlierer sehn.«
Im Supermarkt erzählt Frau Feinkunst
mit Überheblichkeit Frau Kleindunst,
was ihres Freundes Herz erwärmt,
der sehr für das antike schwärmt;
denn damit ist man schließlich wer
und auch sogar sein »Sekretär«
stammt aus dem neunzehnten Jahrhundert!
Frau Kleindunst stutzt und fragt verwundert,
ob denn noch so ein alter Mann
nützliche Arbeit leisten kann.
Das Zeitalter der Informatik
auf vielen Spezialgebieten
verbürgt nicht immer Wissensstatik,
was Rechner auch zusammennieten;
denn, als ein junger Spezialist
bewirbt sich um die Position,
stellt er sich vor: »Mein Name ist
Friedrich von Schiller und der Lohn
wie auch das Fach sind interessant.«
»Sie können« meint der Chef, »gleich starten;
Ihr Name kommt mir vor bekannt.«
»Gut daß ich nicht muß lange warten,
in dieser Gegend fuhr ich aus
früh morgens, bis vor kurzer Zeit
noch Brötchen, so von Haus zu Haus,
die Brotfabrik ist ja nicht weit.«
Respekt vor des Gesetzes Arm
beruhigt des Beamten Darm.
Sein Schutz hilft allen Bundesbürgern
vor bösen Dieben, Schlägern, Würgern;
und ohne ihn wär der Verkehr
ein schlimmes Blechlawinen-Meer.
Ein Mann, darin schlecht aufgeklärt,
rollt fröhlich durch die Stadt und fährt
frech durch ein rotes Ampellicht;.
den Streifenwagen sieht er nicht.
»Ihr Name, fragt der Polizist –
Sie wissen was ein Rotlicht ist –
»Mein Name ist Franz Beckenbauer.«
Der Polizist sagt hart und sauer:
Und keine dummen Witze bitte,
steigen Sie aus und gehn zehn Schritte.«
»OK, ich heiße Wolfgang Goethe,
Sie sehen daß ich nicht erröte.«
»Na also, warum denn nicht gleich,
Rot-Durchfahrt ist kein Bubenstreich,
ich laß mich nicht für Blöd verkaufen,
Papiere, dann laß ich sie laufen.«
Für Kunst und Kreativität
als echt persönliches Bekenntnis,
besonders, wenn es wohl gerät,
fehlt leider manchem das Verständnis.
Im Intercity unterhält
ein junger Mann sich mit Frau Flache,
die ihm die gute Frage stellt,
was er denn so beruflich mache.
»Schriftsteller« sagt er, »ich verfasse
Romane – und mit Leidenschaft,
Kunstwerke, die der grauen Masse
vermitteln neue Lebenskraft.«
»Warum für etwas Zeit aufwenden«
Frau Flache meint, »als junger Mann«
was man, statt Zeit so zu verschwenden,
an jedem Kiosk kaufen kann.
Um ein Musikwerk zu gestalten
hat sehr viel Stoff schon hergehalten:
Drama, Geschichte, Wasser, Feuer,
Tod, Liebe, Abenteuer,
Himmel und Hölle, Leidenschaft,
Tanz, Wein, Verrat, Untreue, Kraft.
So von der Intuition beflügelt,
daß die Musik das Weltall spiegelt,
hat sich ein Komponist entschlossen
zur Lebensarbeit, unverdrossen
die Menschheit damit zu belohnen,
den großen Brockhaus zu vertonen.
Wer sagt, verweht sei längst die Spur
im Sand, von unserer Kultur,
beurteilt das zu pessimistisch
und zeitgemäß unrealistisch.
Dies zeigt, zum Glück, sich oft am klarsten
im Kleinen, selbst dem Unscheinbarsten.
Ein Wohlstandsbürger fragt: »Wenn Goethe
blies heute seine Dichterflöte,
ob er, um die Jahrtausendwende
noch würdige Beachtung fände?«
»Und ob« ein Bürger sagt verwundert;
»er wär’ doch älter zweihundert!«
Das was man weiß und wen man kennt,
erweist sich oft als äußerst wichtig;
ein Wissender liegt meistens richtig,
was allgemein man »Bildung« nennt.
»Sie kennen Mozart?« fragt Herr Klug
Herrn Weißbescheid, der dies bejaht
und sich entsinnt: »Der saß erst grad
Montag im Gasthaus ›Goldner Krug’.«
Herr Klug bemerkt mit Hohn, verdrossen:
»Herr Weißbescheid, das kann nicht sein ,
ich falle darauf nicht herein,
denn Montag ist der ›Krug’ geschlossen.«
In einem der ehrwürdigen Museen
in das die Menschen, um zu finden Ruhe,
und zur Bereicherung des Wissens gehen,
ist eine alte glasbedeckte Truhe
in welcher zwei antike Schädel stehen.
Ein Herr, an solchen Dingen interessiert,
fragt den Museumsdiener: »Wem gehörte
wohl das Gehirn darin, das nichts mehr störte,
nichts mehr gewinnt und auch nichts mehr verliert?«
»Der grössere ist von Kleopatra.«
»Von wem« der Herr fragt, »ist der kleine da?«
»Ist auch von ihr, als sie ein Mädchen war.«
Der Herr staunt und sagt: »Das ist sonderbar.«
Ist jemannd noch so kunstbeflissen
wie musikalisch interessiert,
man kann unmöglich alles wissen
und es kommt vor, daß man sich irrt.
»Sie kennen doch Beethovens Achte?«
»Nein ehrlich, mir war nicht mal klar
daß der sich was aus Frauen machte
und echt so oft verehlicht war.«
Der Vorhang fällt in vollem Hause,
Akt I, Applaus, der Gong zur Pause –
nötig zur inneren Verdauung
des Stoffs, der oft nicht bringt Erbauung.
Ein Herr, der manches nicht versteht,
doch dunkel ahnt, um was es geht,
vermittelt, noch ganz hingerissen,
erklärend seiner Frau sein Wissen.
»Akt II spielt dann fünf Jahre später
und man erwischt den Übeltäter.«
Sie fragt: »Sind nach so langem Warten
noch gültig unsere Eintrittskarten?.«
Frau Unkunst nimmt erst störend Platz,
als schon erklingt der erste Satz.
Berauschend spielt der Pianist,
daß man die Welt um sich vergißt.
Frau Unkunst kann es nicht entzücken
daß sie nur sieht des Künstlers Rücken
von ihrem Platz aus und fragt leise
den Nachbarn – auch aus beß’rem Kreise –
ob dies nicht Beethoven heut’ sei,
»es klingt so mächtig, tief und frei.«
»Wir sehn’s« sagt der, »wenn dies Stück endet
und er sich zur Verbeugung wendet.«
Nach ihrer achten Frühstücksschnitte
sagt Gabi: »Papa, hör’ mal bitte,
wie laut die Hunde wieder bellen,
sag mal wo liegen die Seychellen?«
»Vielleicht hat Bello Fips gebissen,
Frag Mutter, denn nur das hat Zweck,
die räumt doch immer alles weg.«
Ein Herr mit Umweltschutzgewissen
und auch als Tierfreund sehr beflissen,
steht im Geschäft für Herrenkleidung.
Bedacht auf ›falscher‹ Stoffe Meidung
prüft skeptisch er das Etikett
in eines Mantels Futterbett.
Danach fixiert er den Verkäufer
wie einen angetrunknen Säufer:
»Ich möchte wissen« sagt er dann
»wie viele Polyester man
dafür wohl wieder unbedacht
lieblos und kalt hat umgebracht.«
-.-.-.-.-
Kosmetisch ist kaum aufzuhalten
die Bildung visueller Falten.
Auch Zellenkur und Chirurgie
dämpfen verfrühte Euphorie.
Der Faltenteufel liegt auf Dauer
hartnäckig schleichend auf der Lauer;
er weicht vor Frohsinn, denn nur Schmunzeln
kann umweltfreundlich glätten Runzeln.
-.-.-.-.-
Über manch eines Haares Kranz
wölbt sich, eiförmig imposant,
in oft blendendem Spiegelglanz
Kopfhaut mit wenig Haarbestand.
Kahlköpfe sehen dies verschieden;
dem einen raubt es keinen Schlummer
und stört nicht seinen Seelenfrieden,
am anderen frißt Haarschwundkummer.
Nach fleißig-gründlichem Verbrauch
von zwanzig Haarwuchmittel-Flaschen
kommt zum Friseuer ein Herr, der auch
versprach sich davon fest den raschen
Nachwuchs von dichter Kopfhautwolle:
»Statt des mir garantierten Schopfes
verlor ich noch mehr Haare« volle
Mähne ziert nicht sein Dach des Kopfes.
Der Figaro lacht und erklärt:
»Das ist normal für halbe Glatz,
das Mittel hat sich gut bewährt,
denn neues Haar braucht schließlich Platz.«
Wer zuletzt lacht, lacht am besten
in Hütten, Häusern und Palästen.
Ob jedoch der letzte Schrei
immer auch der beste sei,
steht auf einem andren Blatt;
eine junge Dame hat
an ein superschickes Kleid,
was erregt der Freundin Neid!
Kreation Paris vom Mai,
die sich nennt ›Vorletzter Schrei.‹
» ›Vorletzter‹, was soll das heißen,
wer wird sich um so was reißen?
Kriegt mein Mann des Preis heraus,
stößt den letzten Schrei er aus.«
Dem Schönheitsideal der Werbung
strebt nach die Frau in aller Welt,
bis das Gesicht, das durch Vererbung
sie hat, ihr oft nicht mehr gefällt.
Und überdies, Fältchen und Falten
als öffentliche Jahreszähler,
die ihre Eindruckskraft behalten,
sind unerwünschte »Schönheitsfehler,«
zu deren Abwehr steht bereit
in Edelformgefäßen, Dosen,
Chemiebedarf der Eitelkeit
mit zartem Duft von hundert Rosen.
Im Beipackzettel wird gepriesen
des Zaubermittels Wirksamkeit;
Daß diese habe sich erwiesen.
mit absoluter Sicherheit
hört eine Kundin und sie fragt:
»Wird garantiert mein Teint gerettet?«
»Die Creme« die Expertin sagt,
»hat schon ein Wellblechdach geglättet.«
Der Markt ist noch der beste Platz
fü den Bedarf an Morgenschwatz.
Frau Müller kauft ein frische Eier,
am Fischstand wartet schon Frau Meier.
Gesprächsstoff ist an diesem Morgen
nicht nur beschränkt auf Alltagssorgen.
Er wird beherrscht von Nachbarsthemen
und wachstumstechnischen Problemen.
Frau Jünger sei zum Beispiel »langsam«
weil sie sich fünzig Jahre Zeit nahm
im Altwerden dahinzuschleichen
um nur knapp vierzig zu erreichen.
Man sagt, daß glaubensstarke Zwerge
versetzen könnten Alpenberge.
Ein Herr, mit wenig Glaubenskraft,
beschafft sich teuren Haarwuchssaft
als Dung für seinen Kahlkopfspiegel,
sechs Flaschen gleich, mit Gütesiegel.
Den Fachmann fragt er, ob’s erlaubt
zu fragen, ob der selbst dran glaubt;
was dieses Wundermittel birgt
und wie genau es chemisch wirkt
ob dieses Auf-die-Kopfhaut-Gießen
des Mittels ließe Haare sprießen
und später seinen ganzen Kopf
dann schmückt ein dichter Haarwuchsschopf?
Während der Kunde noch bleibt skeptisch,
lächelt der Fachmann antiseptisch.
Der Förderung von Zuversicht
leiht des Drogisten Wort Gewicht:
»Auf Ihrem Kopf, man wird es sehen,
werden bald nicht nur Haare wehen,
nein, diese werden garantiert
auch wieder elegant frisiert.
Hätt’ ich sonst gratis noch daneben
den schönen Kamm hinzugegeben.?«
Ein Herr, gut drauf an diesem Morgen
und augenscheinlich frei von Sorgen,
mit spärlich ausgedünntem Haar
wo einst ein dicker Haarschopf war,
marschiert vergnügt zum Stadtbarbier:
»Was kostet denn ein Haarschnitt hier?«
»So sechzig Euro oder mehr.«
»Kann’s sein daß ich nicht richtig hör?«
Der Meister sagt: »Das ist nicht teuer,
der Preis enthält die Mehrwertsteuer.
Man muß sich da drei Stunden schinden!
Bei Ihnen etwas Haar zu finden
ist ein – ich bin gewissenhaft –
Forschungsobjekt der Wissenschaft.«
-.-.-.-.-
Manch ein sogenannter Penner
ist sein eigner Branchenkenner,
sondiert mit sicherem Instinkt,
was nur entfernt nach Arbeit klingt;
denn diese gilt es zu vermeiden
um Anstrengung nicht zu erleiden,
wenn auch, in seltnen Fällen schon
»Pennen« bot Zeit zur Reflexion.
-.-.-.-.-
Am Ortsrand treffen sich zwei Penner.
Der eine fragt als Szenenkenner.
Was denn der andere hier will;
der aber sitzt erst einmal still
und sagt dann, daß er Arbeit suche,
so sehr er diese auch verfluche.
Sein Kumpel warnt ihn, daß er übe
Vorsicht – hier sei die Aussicht trübe
auf angenehmes Pennerleben –
es soll hier wirklich Arbeit geben!
Abseits und trotz Ernährungsnormen
gibt es extreme Hungerformen.
Ganz fasziniert schaut daher zu