Dieses Buch erscheint bei KLAUS ISELE · EDITOR
Alle Rechte vorbehalten © 2019
Umschlagfotografie Simone Kappeler:
»Porträt Gianni Kuhn«, 2000
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-7504-6307-3
Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort,
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.
Joseph von Eichendorff
»Ich möchte immer hier bleiben«, sagte Anna auf der schattigen Caféterrasse über der Aare mitten im Hochsommer in Bern. Ich erinnere mich in aller Deutlichkeit an ihre schlanken, braunen Arme, ihr klares, symmetrisches Gesicht, die Sommersprossen, die hinten zusammengebundenen Haare, den Glanz in ihren rehbraunen Augen, die Lichtreflexe auf ihrem Nacken, an ihr geblümtes Sommerkleid und ihre hellbraunen Ledersandalen, in denen ihre zarten Füsse Halt fanden.
So wie man eine Wunde im Mund immer und immer wieder mit der Zunge berührt, konnte ich diesen Augenblick nicht mehr vergessen. Es war das letzte Mal, dass ich sie sah. Wohin sie gegangen war, wusste niemand. In ihrer Wohnung deutete nichts darauf hin, dass sie verreisen wollte: Die Wäsche hing noch an der Leine, Geschirr stand auf dem Spültisch, der Kühlschrank war gefüllt. Vielleicht war ihr etwas zugestossen. Doch sie war in kein Krankenhaus eingeliefert worden. Wäre sie in den Fluss gefallen, dann hätte man irgendwo weiter unten die Leiche gefunden. Umgebracht und vergraben – natürlich gab es das, aber man konnte sich auch das Andere vorstellen, das kaum Fassbare: Jemand geht von einem Moment auf den andern, ohne eine Nachricht zu hinterlassen und ohne dass irgend etwas auf den Aufbruch hingewiesen hätte. Und vielleicht, dachte ich mir, hiess dieses »Ich möchte immer hier bleiben«, dass sie gerne würde, doch aus irgendwelchen Gründen nicht konnte.
Der Flug der Gänse am Himmel, das Spiel der Rotmilane mit der Thermik, in der sie sich hochschrauben, der Jazzgesang der Amseln.
Dass der Fahrer der Dampfwalze die Asche seiner Zigarette locker auf den noch weichen Aspalt fallen liess, gehörte für ihn einfach dazu. Erst so wurde es eine gute Strasse.
Die Wohnwagen auf dem Zeltplatz vor der Stadt standen wie eine Schafherde bei Regen dicht beisammen. Der Wald dahinter war dicht und dunkel wie Teer, der Himmel darüber von einem zarten Blau.
Ein Weizenfeld schien mit den Spitzen der Ähren vieltausendfach den Himmel beschreiben zu wollen.
Das Armband aus Afrika hatte in Anna eine tiefe Sehnsucht erzeugt, eine Mischung aus Fernweh und Heimweh, jedenfalls hatte sie ein Stechen in der Brust gespürt. Der klappernde und summende Fahrstuhl brachte sie in ein höheres Stockwerk, wo sie seit einiger Zeit wohnte. Das Eisengitter lief beim Öffnen und Schliessen auf einer Schiene, was ein schleifendes Geräusch erzeugte.
»Schiffswracks auf dem Meeresgrund zerstören die Netze unvorsichtiger Fischer«, hörte sie eine Männerstimme sagen.
Sein Gegenüber, ein jüngerer Mann, nickte und zog am Schlauch der Wasserpfeife, während Anna weiter über den hellen Marmorboden ging. Zwischen zwei Flüssen liegt Land, dachte sie. Der Himmel verfinsterte sich, die Feluken holten die Segel ein, damit sie nicht vom Chamasin, dem heissen Sturmwind aus der Wüste, zerfetzt würden. Wer jetzt draussen war, band sich schnell das Halstuch um den Kopf, was aber auch nicht verhindern konnte, dass sich Nase und Augen mit feinstem Sand füllten. Die dunkelgrünen Palmblätter bogen sich im heissen Wind. Hier drinnen brauchte Anna nichts zu befürchten. Der grossflügelige Ventilator summte. Das Wasser plätscherte in den ovalen Brunnen. Gut gekleidete Gäste unterhielten sich leise. Nach kaum einer Stunde war alles vorbei. Die Vögel hoben wieder zum Gesang an, in den Tiefen eines Gemachs war das Sirren der Saiten eines ihr nicht bekannten Musikinstruments zu vernehmen, es roch nach Jasmin. Mehrstimmig tönte das »Allahu akbar« aus dem scheppernden Lautsprecher des nahen Minaretts. Sie hüllte sich ein, denn sie wollte wegen einem ganz bestimmten Gegenstand auf den Markt gehen.
Die Fülle des Unfertigen
hindert nicht den aufrechten Gang.
Der Mittag war hier hell, heiss und hoch. Anna war gedankenverloren und doch voller Bilder, voller Mäander, die durch ihren Halbschlaf geisterten, die sowohl in ihr als auch ausserhalb vorhanden waren, so als gäbe es da keine Grenze. Wenn über der Landschaft kein Lüftchen weht und die mittägliche Hitze sirrt, pflegt Pan Schrecken zu verbreiten. Wie eine Blendung der Sonne stand der Faun plötzlich vor ihr: halb Jüngling, halb Ziegenbock. Er hatte sich Zutritt verschafft, als wollte er eine hochrote, reife Frucht kosten, bis er schliesslich schlaftrunken in ihrem weichen Seidenbett eindöste. Und sie selbst schwankte wie eine taubehangene, von Hummeln belagerte Mittagsblume durch ihre Gemächer.
In diesem Hotel schienen die meisten Menschen dem Müssiggang zu huldigen. Die Tafel mit der Aufschrift: »Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen« war hier unbekannt. Dafür hing gleich beim Empfang eine andere, die Schrift war von einem Rankenmuster umrandet: »Heitere Zerstreuung und sorgloses Faulenzen«.
Sie sah sich wieder als Mädchen auf dem Bauernhof ihrer Eltern, wie sie barfuss die Kühe zu hüten hatte. Wieder spürte sie die schleimigen Schnecken an ihren Fusssohlen und zwischen ihren Zehen. Die wiederkäuenden Kühe schienen ihr schon damals der Inbegriff der besinnungslosen Trägheit zu sein, ja der Dummheit. Bewegte sich eine auf der Wiese, um aus unerfindlichen Gründen eine paar Schritte in irgendeine Richtung zu gehen, so glotzten sie die andern mit grossen Augen an, um sich alsbald selbst in dieselbe Richtung zu bewegen. Blieb die vorderste Kuh stehen, taten es ihr alle gleich.
Im Hotel lernte Anna einen Taugenichts namens Leonardo kennen, der hier zwar in der Hotelküche vorübergehend als Gehilfe arbeitete, aber als Reisegeselle bekannt war und sich wohl bei der nächstbesten Gelegenheit aus dem Staub machen würde, um irgendwelchen Verlockungen nachzugeben. Er hatte eine Gitarre dabei und spielte abends vor ihrem Fenster Lieder, was sie anrührte. Offensichtlich schrieb er auch Gedichte in ein kleines Büchlein.
Und wie sollte man sich entfalten
ohne sich davor gelangweilt zu haben?
Das Sprechen, das sich der Kontrolle entzieht. Es war kein schöner Anblick, den Vierzigjährigen nach mehreren Gesichtsoperationen zu sehen, bei denen sie ihm einen Teil des Kiefers hatten entfernen müssen. Anna konnte kaum verstehen, was er sagen wollte. Dabei tupfte er sich andauernd den aus dem Mund tropfenden Speichel mit einem Taschentuch auf. Sie könne froh sein, ihn nicht früher gekannt zu haben, meinte seine Begleiterin, eine hoch aufgeschossene Frau mit sehr kurzem, blondem Haar, die Anna an eine Nonne erinnerte. Die Frau hatte ihre Kindheit und Jugend in Frankreich verbracht – oben, wo die Loire noch nicht viel Wasser führt. An einem sonnigen Sommertag fiel ihr kleiner Bruder in den Fluss. Dass sie ihn hatte retten können, veränderte ihr Leben.
»Hilfst du mir jetzt, will ich dir mein Leben schenken.« Und sie hielt ihr Versprechen. Sie trat ins Kloster der Mutter Maria ein. Als ihr Bruder Jahrzehnte später schwer erkrankte, selbst nach mehreren Operationen dem Tode näher war als dem Leben, verspürte sie den inneren Drang, ihm zu helfen, was ihr die Oberin jedoch nicht erlaubte. Was hätte sie tun sollen? Konnte sie ihren von der Krankheit gezeichneten Bruder nach dreissig Jahren in den Tod sinken lassen, ohne ihren Arm nach ihm auszustrecken? Sie konnte es nicht. Eines nachts verliess sie klammheimlich das Kloster, um mit ihrem Bruder nach Afrika zu fahren, wo er sich an einem ruhigen Ort am Nil erholen sollte, fern dem Tosen der Welt. Sie war erstaunt, was für Menschen sie hier kennen lernte und konnte bei einigen nur erahnen, aus was für Gründen sie schon längere Zeit hier wohnten.
Ganz oben im Dachgeschoss hauste ein Schriftsteller, der sich im Labyrinth des eigenen Geistes verlaufen habe, berichtete man Anna. Als sie ihn aufsuchte, hatte sie jedoch einen ganz anderen Eindruck: Er war gut gekleidet, hatte einen klaren Blick, war höflich und gewandt in der Unterhaltung. Gewiss, er habe seit Jahren nichts mehr veröffentlicht, doch das liege einzig und allein an dem Wogen der Palmblätter, dem Brausen des Windes, dem wippenden Gang der Kamele, dem Schreien der Händler auf dem Markt, den Gebetsrufen des Muezzins, dem rotglühenden Untergang der Sonne. Doch er schaffe es nicht, von hier wegzugehen, etwas, wenn auch Unsichtbares, halte ihn hier fest.
Mit Qamar, der arabischen Köchin, tauschte Anna Rezepte aus, etwa Gulasch gegen Koshari. Oder Marillenknödel gegen Basousa. Eines Tages nahm Qamar sie zur Seite und zeigte ihr das geschlossene Glas mit dem Wasser von Mekka. Sie solle vom heiligen Wasser kosten, meinte sie, doch Anna wusste nicht, was sie davon halten sollte. Trotzdem nahm sie einen kleinen Schluck. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Qamar nickte ihr zu und nahm das Fläschchen wieder zu sich.
Auf dem Markt kaufte Anna einer Frau Taschentücher ab, weil das abgemagerte Baby in deren Arm sie so traurig anblickte. Was da in der Hand einer jungen Frau mit Kopftuch wie ein Papierbötchen schwebte, war eine kleine, silberne Kamera. Sie war wie aus dem Nichts aufgetaucht, hatte Anna offensichtlich in dem Augenblick abgelichtet, in dem sie den Packen mit den weissen Taschentüchern entgegen genommen hatte. Wolkenhändlerin, schoss es der Fotografin während der Aufnahme durch den Kopf. Sie war dem Aussehen nach Engländerin, hatte vielleicht ein Atelier in Kairo, machte wohl ab und zu Ausflüge ins Umland, suchte das Aussergewöhnliche im Alltäglichen und war jederzeit bereit, den alles entscheidenden, den anrührenden Augenblick festzuhalten.
»Der Regen der Archäologie bringt Schmuck und Scherben«, hörte sie den Mann in hellem Anzug und Schnurrbart zu seinem jüngeren Begleiter sagen. Die zwei schlenderten durch den mit Palmen bestandenen Innenhof des Hotels, dessen Säulengänge die Worte irgendwohin tragen konnten. Anna hatte die Balkontür zum Innenhof weit geöffnet, die beiden eine Weile lang wie eine Biologin beobachtet, um sich dann weiter in ihr Gemach zurückzuziehen. Während sie so in den Nachmittag hineindöste, drangen Geräusche und Gesprächsfetzen an ihr Ohr, als wäre die Ohrmuschel ein Ufer, an dem immer wieder etwas angeschwemmt wird.
Ein paar Quadratzentimeter Alltag.
Der bemooste Stein im Garten.
Plötzlich flackerte die englische Fotografin im Kino hinter Annas geschlossenen Augen. Die Frau bewegte sich wie eine Bauchtänzerin durch das nur von rotem Licht erhellte Fotolabor. Eine Fotografie nach der andern begann sich auf dem Papier im Entwickler abzuzeichnen. Sie sah ein Kind, das mit Murmeln spielte, Pfauen wie Prinzessinnen in langen, weissen Roben, arabische Schriftzüge auf Wänden. Erst jetzt bemerkte Anna, dass es nicht die äussere Hitze war, sondern die innere, die sie schon eine ganze Weile wahrnahm. Ihre Stirn war heiss, sie hatte Fieber. Als sie auf die Toilette ging, wurde es ihr schwarz vor den Augen. Sie erwachte auf dem Boden und konnte nur mit Müh und Not bis zum Bett kriechen, wo sie in einen unruhigen Schlaf fiel. Wie so oft schon sah sie den Mann mit den Glasaugen, der sich wie ein Derwisch um die eigene Achse drehte. Sie wollte wegschauen, doch sie konnte nicht. Und dann war da ein Fuchs, der seinen Kopf bald zur linken, bald zur rechten Seite neigte. Was hatte er vor? Ihr Gesichtsfeld füllte sich mit einem dreidimensionalen Mosaik, das auseinander gefallen war. Sie hatte die Aufgabe, es wieder zusammenzusetzen. Doch allein schon, wenn sie die Steine nach Farben ordnen wollte, brachten sie sich von alleine wieder in eine andere Position, wechselten das Häufchen, auf dem sie lagen. Plötzlich gab der Boden nach, und Anna fiel mitsamt den Steinen hinunter, die sich im Flug in sehr kleine Schafe verwandelten, die Anna, kaum hatten sie den Boden erreicht, zu hüten hatte. Das war allerdings nicht einfacher als die vorherige Aufgabe. Nach einer ihr endlos erscheinenden Zeitspanne gab der Boden erneut nach. Anna fiel direkt ins salzige Meerwasser, wo kleine Boote wie Fische hin- und herschwammen. Jedes gab einen Ton von sich. Annas Aufgabe war es, aus den einzelnen Tönen eine Melodie zu komponieren, was ihr einfach nicht gelingen wollte. Auch fiel es ihr zunehmend schwerer, sich über Wasser zu halten.
»Ganz ruhig«, hörte sie eine Stimme wie von weit weg. »Ich bin Banu, die Schwester von Qamar. Du hast zwei Tage und zwei Nächte geschlafen. Trink dies, und in ein paar Tagen bist du wieder gesund.«
Als ich den Brief aufbrach, war ich aufs Höchste erstaunt. Es standen da drei Zeilen in der mir so gut bekannten Schrift, sorgfältig mit königsblauer Tinte geschrieben.
Anfall / Einfall
Sackgasse / Messer
Asche / Wand
Wie verkohlte Holzstöcke lagen die drei Zeilen auf dem Blatt. Die Nackenhaare sträubten sich mir. Was hatte das zu bedeuten? War das alles, was sie mir nach bald einem halben Jahr Abwesenheit mitzuteilen hatte?
Lieber Michael, ich kann Dir nicht erklären wieso, doch ich musste einfach weg. Vertrau mir. Hätte sie mir nicht wenigstens so etwas schreiben können? Aber nein, nur geheimnisvolle Wörter. Aus einem Instinkt heraus drehte ich den Brief um, und nun lief es mir kalt den Rücken hinunter.
Sinnlos / Sonnenlicht
Dein / Gesicht
Waschtrog / Himmel
Aber was sollte das bedeuten? Was wollte sie mir damit sagen? Und überhaupt: Wieso sprach sie in Rätseln? Meinte sie wirklich mein Gesicht? Dass ich nicht mehr derselbe war wie früher? Eine Anklage, eine Kritik? Oder war das ein poetisches Du? Redete sie mit sich selbst, ein Selbstgespräch? Wollte sie mir mitteilen, dass es ihr gut ging, dass sie produktiv war? Oder war sie übergeschnappt, geisteskrank, durch den Wind? Möglicherweise versuchte sie mir eine chiffrierte Botschaft zu übermitteln. Ich erinnerte mich an die Zeit in der Wohngemeinschaft, als wir uns einen Spass daraus gemacht hatten, Zettel mit den verrücktesten und banalsten Wörtern mit kleinen Magnettierchen und Magnetfrüchten an der gleissend hellen Kühlschranktüre zu befestigen. Aber das taten wir vor allem, wenn wir Marihuana geraucht hatten. An solchen Abenden sassen wir da, kicherten stundenlang, konnten uns kaum mehr erholen. Aber diese Zeiten waren doch längst vorbei. Wir waren erwachsen, hatten unsere Arbeit, unser Einkommen. Oder hatte sie jemand gezwungen, diese Zeilen zu schreiben? Doch wozu? Und wieso war die Botschaft nicht klar und deutlich, eindeutig? Ich versuchte die Übelkeit, die mir in der Kehle sass, zurückzudrängen. Ruhig atmen. Doch das nützte nichts. Alles begann sich zu drehen, ich fühlte mich wie ein gewaltiger Steinblock – unfähig, mich auch nur einen Millimeter zu verschieben. Die Zeit schien still zu stehen.
Als ich mich wieder unter Kontrolle hatte, schaute ich mir den Briefumschlag an. Er war in New York City abgestempelt. Ich versuchte das Datum zu entziffern. Entsetzen erfasste mich, als ich realisierte, dass der Brief vor fünf Monaten abgeschickt worden war. Offensichtlich war er irgendwo hängen geblieben. Ich hatte Tränen in den Augen. Was war mit Anna los?
Augenblicklich befiel mich eine tiefe Müdigkeit, ein übermächtiges Schlafbedürfnis. Geistesabwesend starrte ich auf den kleinen, weissen Hund, der draussen auf dem Gehsteig vor dem Nachbarshaus lag und wie ein kleiner allwissender Gott den Passanten nachschaute.
Eigentlich wäre ich am liebsten gleich nach New York gefahren, doch meine Grossmutter lag im Sterben, da konnte ich unmöglich weg. Es war nicht das erste Mal. Es gab immer wieder Zeiten, wo alle ihre Kinder zusammenkamen, weil die Ärzte glaubten, nun sei ihre letzte Stunde gekommen, doch jedes Mal erholte sie sich wieder, geradeso, als ob ihr die Gegenwart ihrer Kinder Energie verlieh oder sie sich von ihnen aktiv Energie holte. Das war nun schon das fünfte Mal innerhalb von zwei Jahren. Aber ich fühlte, dass es dieses Mal wirklich geschehen würde. Und tatsächlich starb sie eine Woche später zu Hause in ihrem eigenen Bett, wie sie sich das immer gewünscht hatte. Mit einem Mal war das schleifende Geräusch ihrer asthmatischen Atmung zu einem Ende gekommen: Sie hatte noch einmal tief Luft geholt, als wollte sie untertauchen, dann blieb es still. Jetzt erst dämmerte es mir, dass ich so Vieles von ihr nicht wusste. Ich hätte sie noch zu Lebzeiten danach fragen sollen. Doch nun war es zu spät.
Ich konnte die Leere, die sich in mir auftat, nicht voll realisieren, auch wenn sie sich wie ein tiefes Loch in mir ausbreitete. Ihre Kinder, also mein Vater und seine Geschwister, waren alle so beschäftigt, und alle wussten, dass ich ihr Liebling war, der liebe Enkel. So überliessen sie mir gerne die Arbeit: Ich hatte in den nächsten Tagen alle Hände voll zu tun. Eine Todesanzeige musste in der lokalen Zeitung erscheinen, das Totenmahl bestellt werden. Bei der Beerdigung kamen alle ein zweites Mal zusammen. Das dritte Treffen ihrer Kinder und Enkel fand anlässlich der Erbteilung statt. Tische, Stühle, Teppiche, das Bett, zwei kleine Ölbilder mit Vögeln, das Geschirr und das Silberbesteck, ihr Schmuck und eine beträchtliche Summe Erspartes wurden gerecht verteilt, wenn es so etwas überhaupt geben kann. Ich bekam jedenfalls einen hübschen Batzen, so dass ich es mir leisten konnte, ein paar Monate nicht zu arbeiten. Wesentlich mehr Geld hatte ich allerdings schon zuvor gefunden, zwar nicht in der Matratze, wo alte Menschen ihr Erspartes aufzubewahren pflegen, sondern in einer Luke im Tannenholzboden gleich unter dem kleinen Teppich vor ihrem Bett. Da ich mich in den letzten Jahren als Einziger intensiv um meine Grossmutter gekümmert hatte, während die andern ihr bei jeder Gelegenheit Geld abluchsten, dass sie ihr später zurückzahlen würden, wie sie behaupteten, stand mir die Summe zu, von der nur ich und meine verstorbene Grossmutter Kenntnis hatten. Von diesem Geld würde ich noch viele Jahre leben können.
Kurz nach der Beerdigung stand Anna wieder vor meinem inneren Auge. Ich kramte den Brief hervor. Eigenartigerweise liess er mich jetzt aber seltsam kalt. Vielleicht hatte sie versehentlich eine Art Gedicht, einen Notizzettel anstelle des wirklichen Briefes in den Umschlag geschoben. Vielleicht hatte sie Tränen in den Augen gehabt, was der Grund für die Verwechslung gewesen sein könnte. Wie auch immer, ich fragte mich, ob es wirklich Sinn machte, weiter nach ihr zu suchen. Nach einem halben Jahr konnte sie überall sein: in Europa oder Asien, in Afrika oder Amerika. Oder war sie gar in Australien? Wo hätte ich sie suchen sollen? Sollte ich mich nicht vermehrt auf mein eigenes Leben konzentrieren und mir darüber klar werden, was ich eigentlich wollte? Vielleicht doch dieses Dein/Gesicht aus ihrem Brief? Und wie wäre es, wenn ich mich einfach aus dem Staub machte wie Anna? Einfach alles hier zurücklassen, mich um nichts mehr kümmern. Der Kühlschrank gefüllt, die Wäsche an der Leine, alles wie immer. Ich nehme nur den Pass, Geld und das, was ich am Leib habe. Was für eine wundersam klare Luft mich schon beim Gedanken daran umwehte! Keinen Ballast mehr, keine Sorgen, nur noch das Neue, das Unbekannte, die Freiheit.
Es war vielleicht keine so gute Idee, im Chelsea Hotel abzusteigen. Die dunkle Treppe erschien mir unendlich lang. Gewiss hatte das Haus Tradition, hatten hier doch berühmte Künstler gewohnt, hatten ihre Orgien gefeiert, die Möbel ruiniert, weiss Gott was. Einige sind sogar hier gestorben, doch für die Suche nach Anna war das wahrscheinlich die falsche Gegend. Alles kam mir touristisch vor, so abgegriffen.
»Entschuldigung, aber haben sie eine Frau mit langem, braunem Haar und Sommersprossen gesehen?« Irgendwelche Leute anquatschen in einer Millionenstadt wie New York? Nein, ich musste mir überlegen, wo sich Anna vor ihrem Verschwinden am Liebsten aufgehalten hatte. War es im Zoo, im Museum, in Parks, in Buchhandlungen? Diesen Ort müsste ich dann aufsuchen. Doch ich war mir nicht sicher, wo sie sich aufhalten könnte. Einzig, dass sie gerne auf Strassenmärkte ging, dessen war ich mir sicher. Ich kramte meinen Führer hervor: Ich hätte nach Queens gehen können oder nach Staten Island, doch aus irgendeinem Grund zog es mich nach Brooklyn. Vielleicht hatte Anna einmal erwähnt, dass sie gerne einmal dorthin möchte. Ich weiss nicht. Oder von jemandem erzählt, der dort wohnte. Da war ich mir aber auch nicht sicher. Ich war überhaupt erstaunt darüber, wie wenig ich wirklich von ihr wusste.
Draussen begann es eben zu schneien, als ich die ehemalige Williamsburgh Savings Bank betrat, in welcher der »Brooklyn Flea at one Hansen« abgehalten wurde: Hohe Rundbogenfenster, mehrschaftige Säulen aus hellem Stein, das alles wirkte auf mich ziemlich sakral.
»In der warmen Jahreszeit findet der Markt draussen auf dem Platz statt, doch im Winter sind wir hier an der Wärme«, erklärte mir eine Strassenhändlerin.
Mit einem Mal glaubte ich Anna zu sehen, wie sie in einem Korb mit Schals kramte, doch dann drehte sie sich um: Es war eine andere Frau. Das kannte ich aus Filmen: Man sucht jemanden und glaubt dann bei jeder zweiten Person, es sei die Gesuchte. Trotzdem wollte ich nicht so schnell aufgeben.
Als ich draussen auf den Platz trat, rempelte mich ein Mann an. Was war nur los mit den Menschen hier? Erst etwas später bemerkte ich, dass meine Brieftasche weg war. Ich hätte mich ohrfeigen können. Vor lauter Anna war ich nachlässig geworden. Das konnte gefährlich sein. Ich hatte noch einen Notgroschen in einer Innentasche, das Hotel hatte ich für eine Woche im Voraus bezahlt, die Kreditkarten liess ich augenblicklich sperren, morgen hätte ich bestimmt neue. Alles nicht so schlimm. Trotzdem hatte ich das seltsame Gefühl, neben meinen Schuhen zu gehen, irgendwie den Halt zu verlieren.
In Manhattan wanderte ich ziellos durch die Strassenschluchten, bis ich bei einem Gebäude ankam, das am Ende ganz spitz zusammenlief.
»Flatiron heisst das Ding«, erklärte mir die Bedienung im nahen Café. »War wohl die erste Flacheisenkonstruktion oder so, da müssten sie meinen Lehrer fragen.«
Vom Café aus sah ich einen kleinen Park. Und ich weiss nicht wieso, er war für mich der Inbegriff von New York. Dabei war ich das erste Mal hier, hatte noch nicht einmal den Central Park gesehen. Vielleicht hatte ich den kleinen Park mit den herbstverfärbten Bäumen einmal in einem Film gesehen, in einer Familienserie, als ich selbst noch ein Kind war.
Jetzt aber war es Winter. Ich stand am Rande des Parks. Die Bäume hatten keine Blätter mehr. Zu meinem Erstaunen sah ich einen grossen Vogel, einen Raubvogel, der auf einem kahlen Ast sass. Ich konnte zwar ein paar Vögel unterscheiden, doch diesen erkannte ich nicht auf Anhieb. Anna war da besser gewesen.
»Ist ein Rotschwanz, junger Mann«, belehrte mich eine alte Dame, die einen kleinen Hund an der Leine führte und mich wohl schon eine Weile beobachtet hatte.
»Die sind doch Insektenfresser, nicht wahr? Der erinnert mich eher an einen Raubvogel«, antwortete ich, »obwohl, mitten in New York?«
»Ganz richtig, junger Mann. Das ist ein Raubvogel, eigentlich ein Rotschwanzmilan, oder einfach ein Rotmilan. Sehen Sie nur, wie er dahockt. Der hat Hunger.«
»Und da haben Sie keine Angst um Ihren kleinen Liebling?«
Sie stockte.
»Ich bin zwar schon alt, doch meine Augen sehen noch scharf. Dem Kleinen wird nichts geschehen. Und wissen Sie, ich kenne die Tiere so gut, als wären sie meine eigenen Kinder, ich habe lange genug im Bronx-Zoo als Tierpflegerin gearbeitet.« Dabei fuchtelte sie mit ihrem Stock in Richtung des Vogels.
Ich war erstaunt.
»Die Maus. Luna hat sich wieder eine gekrallt.«
Ich war etwas verlegen, als ich den blutigen Schnabel des Vogels sah.
»Luna?«
»Ach ja. Als sie das erste Mal, es war an einem Morgen, oben auf dem Ast sass und nach Beute Ausschau hielt, stand dort hinten der volle Mond. Da hab ich sie halt Luna getauft.«
»Tönt ja ganz friedlich. Solange sie sich keine Eichhörnchen holt.«
»Ich seh schon, Sie haben keine Ahnung, junger Mann. War aber trotzdem sehr nett, mit Ihnen zu plaudern. Vielleicht sehen wir uns bald wieder.«
Zurück im Hotel überlegte ich mir, ob ich mich in der altmodischen Badewanne etwas entspannen sollte, doch ich wollte mich nicht ausruhen, ich wollte Anna finden. Abends ging ich nochmals raus, aber weil es bitterkalt war, betrat ich die nächste Bar. Der Kellner liess den Gästen die Getränke aus Schläuchen ins Glas sprudeln, was mich ordentlich befremdete. Das kam mir so vor, als ob jemand mit einer Duschbrause hantierte.
»Noch etwas Duschwasser gefällig? Kalt, lauwarm oder heiss?« Was war das für eine verdrehte Welt? Wo war ich da gelandet? In einer Jukebox drehte sich Single um Single. Eben war »Hey Joe« von Jimmy Hendrix an der Reihe, wenn ich mich nicht irre. Solche Platten hatte mein Vater, eine ganze Sammlung. Ich schaute mich um. Alle Gäste waren in Gespräche vertieft; in einer Ecke sass ein Liebespaar.
»Willets Point, verstehst du?«, hörte ich einen vierschrötigen Mann mit Bart halb hustend sagen.
»Haben Sie mich etwas gefragt?«, antwortete ich verlegen.
Er reagierte nicht. Er hatte wohl nicht mich gemeint.
»Und wie komm ich da rauf?«, fragte ihn ein Mann, der sein Bruder hätte sein können und nicht ihm gegenüber, sondern neben ihm stand.
»Du hast deine Karre doch unten in Brooklyn. Am besten fährst du den Gowanus Expressway hoch, rechts in den Brooklyn Queens Expressway, linker Hand taucht dann Manhattan wie aus dem Nichts auf, und schliesslich biegst du in den Long Island Expressway ein. Wenn du durch den Flushing Meadows Corona Park fährst, bist du oben in Queens. Noch ein Stück auf dem Roosevelt Boulevard, über dir rattert dann bereits die Hochbahn. Da musst du deine Augen aufsperren. Du biegst dann links auf den Willets Point Boulevard ab.«
»Hast du eine Strassenkarte in deinem Kopf?«
»Bin lange genug Taxi gefahren, da brennt sich dir das ein.«
»Jedenfalls sieht das Ganze wie eine Kulisse für einen Western aus, doch es gibt dort eine ganze Menge Autowerkstätten. Willets Point Auto Salvage nennt sich das«, fügte er hinzu.
»Und an wen soll ich mich wenden?«
»Geh zu Hank. Du brauchst deine Karre vorher nicht noch zu schrubben. Der Weg führt dich durch Pfützen und Schlamm, Hank ist ziemlich am Ende. Dauert wohl zwei Stunden, bis er den neuen Auspuff montiert hat. Kannst dich so lange in den Stadium Coffee Shop verdrücken.«
»Morgen spielen dort doch die Mets?«
»Ja, etwas weiter hinten, doch leider nicht mehr in meinem geliebten Shea Stadium, das haben sie 2010 dem Erdboden gleichgemacht. Und wofür? Drei Mal darfst du raten. Für Parkplätze.«
»Und wo spielen die Mets heute?«, fragte der andere Bartträger.
»Mann, kommst du vom Mond? Du hast von Baseball ja keinen Schimmer. Hast du eigentlich nur deine Antiquitäten im Kopf?«
»Nun also, wo?«, meinte der andere etwas unwirsch.
»Citi Field. Das Eröffnungsspiel fand am 13. April 2009 im neuen Stadium statt. Das ist mein Geburtstag. Ist doch ne Schweinerei.«
Der andere nickte.
Ich fühlte mich einsam wie ein Stück kalter Stein im All. Alle schienen sich hier zu kennen, plauderten, hatten ihre Arbeit, ihre Freunde, ihre Freuden und Sorgen. Und ich brachte nicht einmal die Kraft auf, um das Lokal zu verlassen. Zum Schlafen war ich zu aufgekratzt. Als mir unversehens ein Fremder starr in die Augen blickte und mich ansprach, erschrak ich ordentlich.
»Michael?«
Ich schaute in das Gesicht des Mannes, doch diesmal fiel ich nicht darauf herein. Zur Sicherheit hielt ich mein Handy mit der einen Hand fest. Nicht dass mir das auch noch wegkam.
»Michael!«
Der Fremde hielt nun mit beiden Händen meine Schultern, als wollte er sich mit mir prügeln, doch es dauerte eine Weile, bis ich begriff.
»Paul?«, stotterte ich.
»Ja. Ich bin's. Stehst du unter Schock oder was?«
»Nein, entschuldige, ich habe ziemlich lebhafte Zeiten hinter mir.«
»Aber was machst du hier in New York, wohl ein dicker Auftrag von deiner Kanzlei? Bist jetzt vermutlich ein grosser Anwalt.« Dabei machte er eine Geste, wie wenn er einen Star auf die Bühne bäte. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Irgendwie hatte ich wohl genickt, damit war der Fall für Paul klar und er hob seinerseits an: »Ich arbeitete als Fotograf. Stirb oder gedeih, das ist die Devise hier. Hartes Pflaster, das kann ich dir versichern, doch es geht nach oben.« Dabei prostete er mir zu.
»Ich bin nicht beruflich hier«, hörte ich mich mit einem Mal sagen. »Ich will mir nur mal den Big Apple anschauen.«
Doch als ich das sagte, schoss mir plötzlich etwas anderes durch den Kopf. Hatte Paul damals in der Schule nicht auch ein Auge auf Anna geworfen? Zudem kannte ich ihre Leidenschaft für die Fotografie. Waren sie nicht ab und zu miteinander fotografieren gegangen, und hatten sie die Negative nicht anschliessend in der Dunkelkammer entwickelt und belichtet? Es lief mir kalt den Rücken hinunter: Was wäre, wenn sie ausgerechnet bei ihm Unterschlupf gefunden hatte, sie vielleicht bereits ein Paar waren? Wäre ich da nicht der Blödmann, wenn ich ihn nach ihr fragte? Hätte er dann nicht alle Zeit der Welt, um sie zu warnen?
»Und, hast du geheiratet und krabbeln bei dir schon ein paar Kinder rum?«, hörte ich mich in jovialem Ton sagen. Dabei kam ich mir vor wie der Fuchs, der die Trauben will.
»Ach, wo denkst du hin.« Dabei winkte er mit der Hand ab, wie es die Männer, die ich kenne, normalerweise nicht tun.
»Du meinst?«
»Ach, du weisst das noch gar nicht: Ich stehe auf Männer.«
Ich atmete erleichtert auf. Wir prosteten uns zu. Jetzt konnte ich ihm klaren Wein einschenken. Er würde mir sicherlich bei der Suche nach Anna behilflich sein. Aber etwas hinderte mich daran. Sind Homosexuelle nicht besonders umgänglich und können es sehr gut mit Frauen? In meinem Hirn begannen sich erneut kleine schwarze Misstrauenstierchen zu bewegen.
»Und, wohnst du allein oder zusammen mit einem Freund?«, hörte ich wieder diesen Fuchs in mir sagen.
»Keine feste Beziehung, wenn du das meinst.«
»Erinnerst du dich an Anna?«, platzte es plötzlich aus mir heraus wie ein Rülpser. Einen Moment lang sagte er nichts, als suche er nach Worten.
»Anna? Wart mal. Ja, war das nicht das Mädchen mit den Sommersprossen? Muss eine Ewigkeit her sein. Hab sie nie mehr gesehen.«
Muss eine Ewigkeit her sein. Wieso betonte er das? Ich hatte ihn ja gar nicht danach gefragt, wann er sie das letzte Mal gesehen hatte. Wieso sollte er sie hier treffen, hier in New York? Vielleicht sah ich ja nur Gespenster. Trotzdem wurde mir augenblicklich klar, ich musste Paul ausspionieren. Doch mit einem Mal war ich schrecklich müde.
»Hast du mir mal deine Adresse, wer weiss, vielleicht sehen wir uns wieder mal.«
»Würde mich freuen, hier meine Karte.«
Die Gelegenheit bot sich bereits am folgenden Tag. Ich war schon früh vor Ort, nur wenige Blocks von meinem Hotel entfernt. Ich beobachtete, wie Paul die ganze Fotoausrüstung in seinen Wagen lud und wegfuhr. Das war meine Chance. Durch die Fenster konnte ich jedoch nichts erkennen. Sollte ich bei ihm einbrechen? Nein, dazu war ich einfach nicht der Typ. Und zudem wollte ich unter keinen Umständen Scherereien mit der örtlichen Polizei kriegen. Also wartete ich in einem Café, durch dessen hohe Fenster ich Paul bei seiner Rückkehr beobachten konnte, doch er liess auf sich warten. Ich vertrat mir die Beine, doch immer so, dass ich seine Rückkehr nicht verpassen würde. Überall an den Hauswänden waren da diese Feuerleitern. Wieder im Café, sprach mich ein alter Mann mit weissen Bartstoppeln an.
»Bleecker Street Cinema, das waren noch Zeiten.«
»Sie meinen?«
»144 Bleecker Street. New University Pen & Stationery nennt sich das heute. Draussen vor der Tür stehen Postkartenständer. Stellen Sie sich das vor. Alles ist weg. Damals war es die reinste Magie, wenn du die Lounge betratest. Sogar für mich. Ich arbeitete jahrelang dort. Das ist so, als ob du nach Jahren immer noch in dieselbe Frau verknallt bis. Ich war dort einfach in einer anderen Welt. Mann, die kompaktesten Brownies gab's im Bleecker Street Cinema, wo ich als Operator meine glücklichsten Jahre verbrachte. Wie bei Mom waren die, aussen knusprig, innen feucht. Ich schaffte nie mehr als eins, auch wenn ich es gewollt hätte.«
»Und nun arbeiten Sie in einem anderen Kino?«, hakte ich nach.
»In einem anderen Kino? Dass ich nicht lache. Das letzte Lichtspielhaus hat dicht gemacht. Multiplexkinos heissen die neuen, alles ist digital, alles löst sich auf und blendet dich trotzdem. Früher musste man die einzelnen Filmrollen noch zusammenkleben, das konnte nicht jeder, Ton und Schärfe einstellen. Ich fühlte mich wie ein kleiner Gott. Aber heute, was soll ich da noch tun? Ein paar Knöpfe drücken, Tickets verkaufen, Popcorn zusammenwischen, den Pausenclown spielen. Nein, danke.«
Der Mann hielt kurz inne und schaute mich an. Mit seinen abstehenden Haaren und Stoppeln kam er mir vor wie ein trauriger, aber irgendwie auch komischer Hund.
»Das hält doch kein Mensch aus. Sie verstehen, ich musste da weg, und wenn ich nicht bald irgendwoher Kohle kriege, bin ich die Wohnung auch noch los, dann steh ich auf der Strasse, muss nachts unter Pappkartons schlafen.«
»Ist schon gut, ich schiess Ihnen was vor.«
»Vielen Dank. Sie sind Europäer, verstehen noch, was wahre Werte sind.«
»Bei uns steht auch nicht alles zum Besten«, gab ich zurück.
»Eigentlich bin ich Fotograf«, fuhr er fort, »das habe ich von der Pike auf gelernt, auch die Arbeit im Labor, doch ich habe seit Jahrzehnten keine Aufträge mehr. In meiner Wohnung steht zwar ein alter Computer aus den Neunzigern, auf dem schreib ich ab und zu etwas, so eine Art Schreibmaschine. Aber ins Netz geh ich nie, habe kein email, von Facebook und Twitter und dem ganzen Zeugs ganz zu schweigen. Das ist mir alles suspekt. Nur eine blöde Schnorrerei die ganze Zeit, immer alle auf Trab halten für nichts und wieder nichts. Und jeder hält sich für die wichtigste Person des Planeten.«
Er hob das Glas und nahm einen kräftigen Schluck.
»Ich treffe die Leute lieber in der Kneipe als in einem virtuellen Schnorrer-Raum. Ich gehe auch gerne zu Fuss, das ist noch analog, verstehen Sie?«
»Ja, ich muss dann mal.«
»Schon kapiert. So wie Sie andauernd nach draussen schielen, sind Sie wohl Detektiv oder so was, stimmt's?«
Ich verzog meinen Mund, was er wohl als ein Ja interpretierte. Das kannte er aus den alten Filmen.
Leider gab es nur das eine Café, das als Beobachtungsposten geeignet war. Als ich es nach etwa einer Stunde wieder betrat, war der Tscheche immer noch dort. Gewiss, ein netter Typ, doch was erzählte er mir all die alten Geschichten von früher, wo alles viel besser war.
»Sagt Ihnen Harvey Zucker etwas? Ach nein, Sie sind viel zu jung. Ein Computerkind. Hat sich alles verändert hier. Es war nicht nur dieser Anschlag auf die Twin Towers, nein, alle guten alten Dinge werden hier aufgelöst, digitalisiert, pulverisiert, wegrationalisiert. Die Stadt ist jetzt grün und voller Bäume, trendy, shoppy, hip und hop. Doch die echten Dinge sind schon beinahe alle verschwunden. Eine Totengräberstadt, verstehen Sie das, junger Mann?«
»Harvey Zucker?«, fragte ich, um seiner Totenrede endlich ein Ende zu bereiten.
»Wo wir uns kennen gelernt haben? Ich und Mary? Wollen Sie das wirklich wissen? Nun denn. Es war im Herbst 1984 an der Mercer Street im Photographer's Place, der Fotobuchhandlung von Harvey Zucker, das ist unten in SoHo. Zwei Fotonarren haben sich da gefunden. Was sagte Harvey immer? Es gibt die Bildermenschen, die sich für künstlerische Fotobücher interessieren, und dann gibt es die Kameraleute, die sich für Bücher über Kameras, für Gebrauchsanleitungen und dergleichen interessieren. Die abscheulichen Typen, die sich nur Nackte anschauen wollten, warf er eigenhändig raus. Harvey wohnte aber nicht etwa über seinem Geschäft oder so, nein, er kam jeden Tag mit der Fähre von Staten Island rüber in sein Reich.«
»Und Sie haben Mary geheiratet?«
»Aber ja doch. Wir wohnen auch drüben auf Staten Island wie Harvey.«
»Und wo, sagten Sie, ist das Geschäft?«
»Auch das ist Vergangenheit. 2001 wurde der Druck der Buchhandelsketten und der Online-Buchhandlungen zu stark. Harvey musste sein Geschäft schliessen. Und das mit immerhin siebzig Jahren.«
»Schade, dass ich das nicht mehr erlebt habe«, bedauerte ich.
»Bis an die Decke Bücher, und dunkel war es, kein Stuhl. Kaffee und solchen Schnickschnack gab's bei Harvey nicht. Er war der Erste in New York, der die alten Fotobücher, die Erstausgaben, verkaufte. Etwa The Americans von Robert Frank, den müssen Sie ja kennen als Schweizer, und Paul Strands Erstausgabe von Time in New England für 180 Dollar.«
»Ach, Entschuldigung.«
»Junger Mann?«
»Ich muss mal wieder, Sie wissen ja.«
Er nickte.
Beim dritten Mal, es ging schon gegen Abend, begrüsste mich der Tscheche wie einen guten alten Bekannten.
»Weil wir uns so gut verstehen, verrate ich Ihnen ein Geheimnis. Eastman Kodak war bis vor zwei Jahren der grösste Rindenherdenbesitzer der Vereinigten Staaten. Na, was sagen Sie nun?«
Ich war tatsächlich sprachlos. Natürlich wusste ich, dass es Konzerne gab, die Pianos und Motorräder herstellten, oder Baufirmen, die auch noch Süsswaren produzierten und dergleichen mehr. Aber Kodak und Rinder?
»Gelatine«, und dabei hob er seinen Zeigefinger, »das Zauberwort heisst Gelatine. Die ist nämlich auf analogen Filmen und Fotopapieren zu finden, wussten Sie das?«
Ich war höchst erstaunt, ich hätte hier eher etwas Chemisches vermutet.
»Gelatine wird von Eastman Kodak seit 1930 hergestellt aus Bindegewebe und Knochen der besten und gesündesten Rinder der Vereinigten Staaten. Doch Eastman Kodak, einst grösster Rinderherdenbesitzer der Vereinigten Staaten, hat die Firma Eastman Gelatine in Peabody, Massachusetts, noch vor Weihnachten des Jahres 2011 abgestossen. Wurden dereinst nur die besten Knochen verwendet, so übernimmt das nun einer der grössten Fleischverarbeiter Europas.– Wie Sie sehen, liegt die analoge Fotografie in der Agonie.«
Ich schoss hoch.
»Da ist er, war nett, mit Ihnen zu plaudern. Auf Wiedersehen.«
Ich ging wie zufällig den Gehsteig entlang und sagte: »Hallo, was für ein Zufall.«
»Komm doch noch auf einen Drink mit hoch«, gab Paul zurück.
»Wieso nicht.« Ich half ihm beim Entladen seines Autos.
»Ich muss mal dringend«, gab ich vor, als wir in seiner geräumigen Wohnung standen. Im Bad war nichts, keine Frauenkleider, keine von Annas Parfums, keine Strümpfe, Tampons, kein Lippenstift. Als ich rauskam, hatte Paul in kleinen, rotgrünen Schalen Knabberzeug aufgestellt, zwei Whiskeys eingeschenkt.
»Ich muss dringend mal duschen, habe eine Reportage über Kanalarbeiter geknipst, das riechst man ja wohl. Als Bauernsohn kennst du dich mit solchen Gerüchen sicherlich gut aus.«
Was sollte das nun? Jedenfalls hatte ich nun die Gelegenheit, seine Wohnung etwas genauer zu untersuchen. Im Schlafzimmer gab es allerlei höchst erstaunliche Utensilien, doch keine Spuren von Anna, nichts, gar nichts. Auch in den Küchenschränken fand ich weder Müesli noch ihre Anchovis-Paste, die sie über alles liebte.
Paul kam im Bademantel zurück und bat mich mit leicht belegter Stimme, es mir bequem zu machen. Ob ich auch duschen wolle. Ich wusste nicht, wie mir geschah, doch plötzlich wurde mir das alles etwas zu viel.
»Nein, danke«, antwortete ich, »ich muss noch was erledigen.« Fluchtartig verliess ich die Wohnung. War es nicht unsinnig, hier in dieser Stadt nach Anna zu suchen? Ich verstrickte mich lediglich in irgendwelche Geschichten, hing Hirngespinsten nach. War ich nicht derselbe Langeweiler, der ich schon vor der Abreise gewesen war? Es war eine harte Landung. In meinem Hotelzimmer drehten sich die Gedanken in meinem Kopf, und irgendwann muss ich dann eingeschlafen sein.
Frühmorgens war ich hellwach und trotzdem nicht richtig bei mir. Ich hatte mich beim Rasieren mit der Klinge geschnitten. Elektrorasierer vertrag ich einfach nicht, also nehme ich die Klinge. Mit einem Papiertaschentuch musste ich so lange draufdrücken, bis es vorbei war. Durch die kaputte Jalousie des Fensters sickerte Licht, so dass ich mir vorkam wie ein Fisch in einem Aquarium, dessen Oberfläche mit Wasserpflanzen bedeckt ist. Durch einen Spalt sah ich, wie draussen zwei Männer in orangen Arbeitskleidern den Müll in den gefrässigen Schlund eines weissen Lasters warfen. Im Gegenlicht erinnerten mich die Männer an Pumas. Die Müllpumas sind unterwegs, schoss es mir durch den Kopf. Alle hatten ihre Arbeit, ihre Bestimmung, nur ich hatte mich in einer sinnlosen Suche verrannt. Was wollte ich hier? Irgendwie musste ich zu mir selbst finden. Irgendwie musste ich einen neuen Anfang schaffen.
Ich weiss nicht, wo der Hundehimmel ist. Ich weiss nicht einmal, ob es einen gibt. Und wie sich Vögel bei Vollmond fühlen, darüber bin ich auch nicht informiert. Zur Befindlichkeit von Raupen bleibt mir der Zugang verwehrt. Ich befinde mich in den Bergen, hoch über dem Vorderrheintal. Surselva sagen die Einheimischen. Mein Hirn ist leer. Der Regen prasselt seit Stunden auf das kleine Blechdach über der Feuerstelle vor meinem kleinen Haus, so dass ich mein eigenes Wort nicht mehr verstehe, wenn ich im Schutz des mit grauen Schieferplatten bedeckten Vordaches in meinen kleinen Garten schaue. Aber wozu brauche ich meine eigene Stimme zu hören? Ich bin alleine. Die steil abfallenden Wiesen dampfen. Die Gräser neigen sich elastisch unter den Wassermassen. Einmal wechselt ein Tannenhäher im Tiefflug seine Tanne. Trotzdem sind solche Tage im Sommer selten. Gewitter gibt es immer wieder, doch an einen derartigen Monsunregen kann ich mich nicht erinnern. Eigentlich liebe ich Wolken. Oft sitze ich im Schneidersitz auf einem grossen Steinblock und schaue zu, wie die Wolken vom Tal her zu meinem Haus hochkommen, mich einhüllen, so dass ich mir vorkomme wie Kapitän Nemo. Doch alsbald senken sie sich wieder, und ich habe wieder freie Sicht auf die andere Talseite, wo die Kapelle hell leuchtet. Manchmal hängen die Wolken wie Bänder im Tal. Gegen Abend frischt der Wind für gewöhnlich auf, dann lausche ich, wie er die Blätter der Espen erzittern lässt. Vom Tal unten höre ich vor allem an Wochenenden ab und zu Autos oder Motorräder, dann ist es wieder still.
Das kleine Haus habe ich im Frühling, kaum war meine Grossmutter gestorben, von meinem Onkel geerbt, der Maler war. Er hat Kinderbücher illustriert, Vögel gezeichnet, Ebereschen, Bergföhren, Kinder. Zuerst wollte ich es nicht haben. Nach meinem Aufenthalt in Amerika wusste ich überhaupt nicht, was ich wirklich wollte. Insgeheim hoffte ich, Anna doch noch irgendwo zu finden. Doch dann erinnerte ich mich an meine Kindheit auf dem Bauernhof, an die Kühe auf der Weide, an das Heurechen im Sommer. Damals war ich eins mit mir selber gewesen. Sollte ich nicht wieder einmal barfuss gehen, wieder einmal die Natur spüren, wieder einmal in meiner Heimat sein? Das war vor kaum zwei Monaten gewesen. Ich bin jetzt schon bald dreissig Jahre alt und habe wieder zu mir gefunden. Ich höre wieder meine innere Stimme.
Wenn ich Tee aufgiesse, erinnere ich mich daran, dass ich als junger Bursche Japanisch lernen wollte, weil mich die Schriftzeichen so faszinierten. Ich stellte mir vor, wie ich mir als Einsiedler an einem kleinen Flüsschen unterhalb eines Wasserfalls eine Hütte aufgebaut hätte, wie ich ab und an einen Haiku schriebe, eine Tuschzeichnung anfertigte. Heute drängt es mich nicht mehr, an einen so fernen und so einsamen Ort zu gehen. Doch auch hier oben habe ich das leise Gefühl, dass sich einmal etwas ändern wird, dass ich nicht ewig an diesem Ort bleiben kann. Doch eigentlich geht es mir hier gut. Ich erinnere mich wieder an Erlebtes, etwa daran, dass ich in der Schule einmal einen Piratenroman schreiben wollte, ihn aber nicht zu Ende brachte, an Schlägereien auf dem Schulhof, an das Mädchen in der Klasse, der ich Pralinen schenken wollte, dann aber doch zu schüchtern war, sie ihr zu überreichen. Später lernte ich das Gitarrespiel, war Bassist in unserer eigenen Hausband. Ich begann Tagebuch zu führen und Gedichte zu schreiben, die ich auf dem Schulweg, der durch Wälder und über Wiesen führte, ab und zu begleitet von Schmetterlingen, einem streunenden Hund und im Winter von Schneeflocken, vor mich hersagte. Regen liebte ich. Und einmal flog mir bei Regenwetter – ich hatte eben eine Lapsong Souchong aufgegossen – eins davon wieder zu:
Teewolken ziehen
Rauchend sich
Beim bleichen Glase biegend
Hinauf in die Weite
Nieselregen volle Breite
Die Welt stand mir damals offen, weil ich ihre Grenzen nicht kannte, weil ich meine Grenzen nicht kannte. Allein abends, wenn ich ins weite Tal hinunter schaute, wo die Sonne blutrot unterging, befiel mich eine Trauer, eine Trauer darüber, dass ich nicht überall sein konnte, dass ich, wenn ich hier war, so viel anderes verpasste, dass ich nicht gleichzeitig überall sein konnte. Da meine Eltern nicht viel Geld hatten, arbeitete ich in den Sommerferien meistens. Nach der Matura verdiente ich mir auf der Sihlpost in Zürich mit dem Umladen von Postpaketen so viel Geld, dass ich danach durch halb Europa trampen konnte. Interrail, so heisst das wohl auch heute noch. Wenn ich keine Bleibe hatte, setzte ich mich einfach in den nächsten Zug, und am Morgen war ich ganz woanders. So kam ich von Rom über Neapel nach Sizilien, Sardinien, Südfrankreich, Paris, London, Schottland, Amsterdam. Nach einem Jahr war ich genug gereist, ich wollte etwas lernen. Im Herbst begann ich Jurisprudenz zu studieren, so dass ich später einmal davon leben könnte.
Nach dem Abschluss brauchte ich wieder etwas Luft zum Atmen, bevor ich die Arbeit aufnehmen wollte. Chloé, halb Schweizerin, halb Französin, eine gute Bekannte von mir, mit der ich im Briefwechsel stand, hatte mich schon mehrmals nach Paris eingeladen, wo sie Literatur und Kunstgeschichte studierte. Sie wohnte in einer kleinen Wohnung mitten im Zentrum. Die Toilette war auf dem Flur. Nach ein paar Tagen sagte ich ihr, am liebsten würde ich noch eine Zeitlang hier bleiben, doch ich könne ihr keine Miete bezahlen.
»Das ist doch kein Problem«, gab sie zurück, wobei sie ihren Kopf wie ein Pferd hochhob, »du gibst mir Gitarrenunterricht, und die Sache ist erledigt.«
Gerne willigte ich ein. Es war eine unbeschwerte Zeit. Wann immer möglich, flanierten wir durch die Stadt. »Die Einwohner schauen auch mit den Füssen«, sagte sie einmal. Und tatsächlich war es selbst neben dem dichtesten Verkehr einfach schön, spazieren zu gehen. Sie erklärte mir, wie Paris allmählich von innen her gewachsen war, auch wenn vom Mittelalter nicht mehr viel übrig war.
»Baron Haussmann hat unter Napoléon III. die Avenuen und Boulevards angelegt, nachdem er die mittelalterliche Altstadt mit ihren engen Gassen geschleift hatte.«
Ich nickte. Abends waren wir oft in Musik-Clubs und assen irgendwo eine Kleinigkeit. In dieser Stadt wollte man nicht schlafen gehen.
Eines Tages rief mich eine ehemalige Studienkollegin an, sie sei hochschwanger, bald käme das Kind, ob ich sie nicht auf der Kanzlei in der Berner Altstadt für ein paar Wochen vertreten könne. Da ich mittlerweile knapp bei Kasse war, überlegte ich nicht lange und setzte mich in den Zug. Ich begann zu arbeiten und verdiente ziemlich gut. Doch aus den paar Wochen wurden Monate. Als die frischgebackene Mutter schliesslich wieder zu arbeiten begann, war in der Kanzlei so viel los, und ich hatte mich dermassen bewährt, dass mich mein Chef fragte, ob ich nicht noch etwas länger bleiben könnte. Wieso nicht, dachte ich und blieb.