Die Dunstein Chroniken
Teil 5:
Splitter einer vergangenen Zukunft
(von Eckhard Bausch)
Deutsche Erstausgabe
2020
© Mystic Verlag
Text: Eckhard Bausch
Umschlagskonzept: Hans-Martin Knerr
Umschlaggestaltung:
Hans-Martin Knerr
Claudia Gornik
unter Verwendung von Fotos
Shutterstock / iStock
Satz: Helga Sadowski
Korrektur: Annika Bausch
ISBN: 978-3-947721-21-4
Interessierte Leser und Autoren finden weitere Informationen auf unserer Website
www.mysticverlag.de
sowie auf der Website des Autors
www.eckhard-bausch.de
Für Christine,
Annika und Leonard
Hinweis des Autors
Dieses Buch ist die Fortsetzung der in den Episoden 1 bis 4 der Dunstein Chroniken („Die Spur der weißen Kreise“, „Das versteinerte Grauen“, „Die Artefakte der Macht“ und „Die Toten von Rabenstein“) begonnenen Geschichte eines kleinen, fiktiven Kontinents während einer schicksalhaften Epoche. Um jederzeit einen schnellen Überblick und den Zugriff auf Namen und Zusammenhänge zu ermöglichen, gibt es im Anhang eine Karte des Kontinents und eine als „Orientierungshilfe“ bezeichnete Kurzbeschreibung der wichtigsten Handlungsorte und Personengruppen mit den ihr jeweils zugehörigen Protagonisten.
Ich wünsche den Lesern viel Spaß und Spannung!
Prolog
Kapitel 1 – Die Verfolgten
Kapitel 2 – Die Suche nach der Wahrheit
Kapitel 3 – Der Beginn einer Katastrophe
Kapitel 4 – Die gefrorene Flamme
Kapitel 5 – Auftakt zu einer Jagd
Kapitel 6 – Der andere Weg
Kapitel 7 – Der Traum der Ovaria
Kapitel 8 – Der Fremde
Der weißhäutige Mann betrachtete liebevoll die vier Säuglinge, die friedlich in ihren Wiegen lagen. Dabei wusste er, dass sie sein Verhängnis sein würden.
„Sie haben die gleichen Fenster zur Seele wie du“, sagte die Prinzessin, deren eigene Augen fast schwarz wirkten, gerade so als würden sie das Licht nicht nur einlassen, sondern vollständig verschlucken. Die Augen der Kinder hatten hingegen eine auffallend gelbe Färbung wie die des weißhäutigen Mannes, dessen Haare gleich flüssigem Gold auf seine Schultern herabwallten.
„Ich werde dich verlassen müssen“, kündigte er traurig an.
„Warum tust du uns das an, Dorothon?“, stöhnte die Prinzessin verzweifelt.
„Du kannst mir nicht sagen, wo der Stein ist, alsomuss ich ihn selbst suchen. Er könnte unsere letzte Retung sein“, erwiderte der Mann. Dabei sah er sie forschend an, obwohl er wusste, dass sie den Aufbewahrungsort nicht kannte.
Sie hatte ihm verraten, dass ihr eigener Vater, der König, den Stein bereits vor Wochen aus Charak Dun gestohlen hatte und zu den Sterzen des Nordens geflüchtet war. Nun rückte eine riesige Armee aus dem Norden gegen Tirk Modon vor, die Hauptstadt der Dun nahe der heiligen Stätte Derfat Timbris. Charak Dun war bereits gefallen. Die Prinzessin zweifelte nicht daran, dass auch Tirk Modon fallen würde, falls sich ihr Vater tatsächlich mit dem Feind verbündet hatte. Der König kannte jeden Zugang zu den Verteidigungsanlagen der Dun.
„Fliehe mit den Kindern in den Süden, in das Land Sindra“, verlangte der Mann. „Wenn dein Vater den Stein des Grauens berührt hat, sind die Dun dem Untergang geweiht.“
*
Dorothon stand vor seinen Richtern. Das Eherne Gesetz kannte keine Gnade. Er hatte gleich zweimal versagt. Selbst wenn er gewollt hätte, wäre es ihm nicht möglich gewesen, die Ketten an seinen Hand- und Fußgelenken zu zerreißen. Sie bestanden aus Torr-barakt, der gefrorenen Flamme. Dass er von zwei Replicas flankiert wurde, entsprach dem uralten Ritual des Tribunals. Larradana und Udontroth waren für Dorothon wie Geschwister und Freunde zugleich, aber auch sie hatten keinerlei Einfluss auf das Verfahren und auf das Urteil.
„Die Zeugung von Kindern mit Fremden ist ein Eingriff in die Äußere Welt, der noch schwerer wiegt als die Tötung eines Menschen“, warf Tholulh, der Bewahrer des Ehernen Gesetzes, ihm vor.
„Die Schöpfer haben uns beauftragt, den Stein der Vernichtung zu finden“, verteidigte sich Dorothon und sah mit festem Blick empor zu den drei Mitgliedern des Tribunals. Die einzige Frau unter den Dreien beugte sich vor, stützte ihre Ellbogen auf die blitzblank polierte Metallplatte und fragte tadelnd: „Hast du ihn gefunden?“
Bevor Dorothon antworten konnte, hob Tholulh die Hand und sagte verärgert zu der Frau: „Bitte, Siridindar, verspotte unseren Bruder nicht. Wir alle wissen, dass er ihn nicht gefunden hat. Und auch wenn er ihn gefunden hätte, würde das nichts ändern.“ Dann wandte er sich wieder an Dorothon: „Selbstverständlich gebührt dem Ehernen Gesetz kein höherer Rang als den Befehlen der Schöpfer. Aber dennoch ist es bei der Ausführung dieser Befehle stets uneingeschränkt zu beachten, weil die Befehle der Schöpfer niemals in Widerspruch zum Gesetz stehen.“
„Ich bin schuldig“, räumte Dorothon zerknirscht ein.
Tholulh warf jedem seiner Beisitzer einen kurzen Blick zu: „Siridindar? Rooll?“ Beide nickten stumm mit zusammengekniffenen Lippen.
„Das Urteil kann nur auf Verbannung lauten“, stellte Tholulh fest. „Aber in diesem Falle kann die Verbannung nur von diesem Tribunal aufgehoben werden, falls unabweisbare Belange der Schöpfer oder aller Menschen dies gebieten.
Maßloses Erstaunen spiegelte sich in den Zügen des geheimnisumwitterten Mannes, als er die vermeintliche Skulptur genauer betrachtete. Nach allem was er schon gesehen hatte, hätte Korvinag nicht gedacht, dass das Leben noch solche Überraschungen für ihn bereithalten könnte. Dem Hochkönig war die Verblüffung seines Gastes nicht verborgen geblieben.
„Selazidang hat sich also nicht geirrt“, murmelte er.
Wortlos schüttelte Korvinag den Kopf. Vor ziemlich genau fünfzig Jahren hatte er mit dem verschollenen Lehrer des Hochkönigs an derselben Stelle gestanden und sich „Die Kämpfenden“ angeschaut, eine täuschend lebensechte Darstellung zweier vorgeschichtlicher Krieger. Sie befanden sich in einem runden, aus grauem Basalt errichteten Pavillon hinter der Gruft von Kostondio in der Hauptstadt Zitaxon. Lange vor der Geburt des ersten Hochkönigs von Sindra waren sie schon hier gewesen. Damals gab es auch noch nicht die Gebäude über der Gruft. Niemand konnte das Alter der Skulptur bestimmen. Es betrug jedenfalls viele tausend Jahre.
„Die Kämpfenden“ galt als das bekannteste Kunstwerk auf dem gesamten Kontinent, obwohl nur wenige Menschen es je gesehen hatten. Der schmale Wandelgang, der zur rückwärtigen Seite der Gruft von Kostondio führte, war den höchsten Würdenträgern Sindras und auserlesenen Gästen vorbehalten.
Selazidang hatte gegenüber dem Einsiedler aus Borthul seinerzeit die Vermutung geäußert, die Kämpfer stünden als Sinnbild für die Kämpfe, die jeder Einzelne sein ganzes Leben lang unentwegt ausfechten müsse. Korvinag erinnerte sich noch ganz genau. Einer der beiden Krieger hatte mit seinem archaischen Breitschwert zu einem wuchtigen Schlag bis hinter den Kopf ausgeholt. Der andere trug seinen Schild viel zu tief.
Nun lag eine geringfügige, aber dennoch unübersehbare Veränderung vor. Der Angreifer hatte zur Ausführung des Schlages angesetzt. Seine Hand mit dem Schwert befand sich bereits vor dem Kopf. Sein Gegner hatte den Schild merklich angehoben, um den Schlag abzufangen Für Korvinag hatte es den Anschein als sei die Zeit innerhalb des Pavillons geronnen, während die beiden vorzeitlichen Krieger ihren Kampf austrugen. Hatten sie sich tatsächlich bewegt? Oder waren sie bewegt worden?
„Darf ich hineingehen?“, fragte der ehemalige Einsiedler den Hochkönig.
„Nein“, bedauerte Yxistradojn. „Das ist der einzige Ort in Sindra, den nicht einmal die Hochkönige betreten dürfen.“ Dann fügte er hinzu: „Aber ich glaube auch nicht, dass wir hier Antworten auf unsere Fragen finden werden.“ Nach langem Zögern hatte sich Yxistradojn entschlossen, Einblick in die persönlichen Aufzeichnungen seines geliebten Lehrers Selazidang zu nehmen. Er hoffte, auf Anhaltspunkte zu stoßen, die ihm Aufschluss über dessen Schicksal geben konnten. Seine diesbezüglichen Erwartungen erfüllten sich nicht. Stattdessen war er aber zufällig an zwei Stellen auf ungewöhnlich bewundernde Äußerungen über den ehemaligen Einsiedler von Borthul gestoßen. Das wirkte wie eine Offenbarung. Sogleich wurde dem Hochkönig klar, dass Korvinag der richtige Mann für die Suche nach dem verschollenen Selazidang sein würde. Noch am gleichen Tag schickte er Boten aus, weil er in Erfahrung gebracht hatte, dass der sagenumwobene Eremit wieder fernab jeglicher Zivilisation in einer kleinen Hütte am Tephral lebte. Er hatte nicht zu hoffen gewagt, dass Korvinag seinem Ruf folgen würde. Aber nun war er hier und hatte dem Hochkönig versprochen, ihn bei seinen Nachforschungen nach dem berühmtesten Gelehrten Sindras zu unterstützen. Selazidang hatte sich vor zwei Jahren nach Kerdaris begeben, um das Eidgewand von Yacudac heimzuholen. Die Pylax waren ihm jedoch zuvorgekommen, hatten das Gewand erbeutet und den Gelehrten dabei verletzt. Danach musste er unverrichteter Dinge nach Sindra zurückkehren. Hier verlor sich seine Spur.
Mit Sicherheit gab es einen wichtigen Grund, warum Selazidang nach seiner Rückkehr nicht sogleich seinen Schüler aufgesucht hatte, den er wie einen eigenen Sohn liebte. Der Hochkönig ahnte, dass sein Lehrer nicht mehr am Leben war. Aber er wollte unbedingt das Geheimnis lüften, das sich um dessen Verschwinden rankte. Er ahnte nämlich auch, dass dies etwas mit ihm selbst zu tun hatte.
Yxistradojn, Baron Schaddoch und Korvinag, drei Männer, die zuletzt schon die Geschicke des Kontinents entscheidend mitgeprägt hatten, schickten sich an, eine ganze Welt aus dem Schlaf zu reißen. Nichts würde mehr so sein, wie es einmal war.
*
Während er seine fettverschmierten Hände an der speckigen Schürze abstreifte warf der dicke Wirt den beiden tuschelnden und kichernden Mädchen einen missbilligenden Blick zu. Gerade hatte eine von ihnen den vier seltsamen Gästen Wein und Wasser gebracht und dabei versucht, Gesprächsfetzen aufzuschnappen, die ihr eine bessere Zuordnung dieser seltsamen Gruppe ermöglichen würden. Dabei ging es ihr jedoch nicht um irgendwelche Geheimnisse. Sie hätte nur allzu gern gewusst, in welchen persönlichen Beziehungen die beiden uralten Kerle mit den dunkelroten Augen zu den beiden ausnehmend attraktiven, jungen Priesterinnen des Wissens standen, die sich wie ein Ei dem anderen glichen. Aber leider flüsterten die Tattergreise, so dass die neugierige junge Bedienung nichts verstehen konnte. Und diese Geheimniskrämerei hatte auch einen guten Grund.
„In der Akademie haben die Wände Ohren, aber das brauche ich dir ja nicht zu sagen“, meinte der Mann, der den Ornat des Höchsten Priesters trug, ein blütenweißes Gewand mit einem roten Kreis und einem stilisierten, blauen Würfel.
Die drei anderen waren in blaue Gewänder mit roten Kreisen gekleidet. Dies zeigte, dass es sich auch bei ihnen um Mitglieder des Inneren Zirkels der Priester des Wissens handelte. In Wahrheit übten sie aber längst keine Tätigkeit mehr für den Priesterorden aus, sondern hatten eine uralte Kultstätte wiederbelebt. Obgleich ihre Mitgliedschaft im Inneren Zirkel, der Führungselite des Ordens, auf Lebenszeit fortbestand, trugen sie die Gewänder mittlerweile eher zur Tarnung als zum Nachweis ihrer Zugehörigkeit.
„Ich werde mir anhören, warum du uns hierhergebeten hast, Ulban“, versprach der Mann mit dem eingefallenen Gesicht, das vage an einen Totenschädel erinnerte. Dieser Eindruck wurde noch verstärkt durch die vereinzelten, weißen Haarsträhnen, die rundum von seinem Kopf wirr herabhingen. „Aber du musst mir auch einen Gefallen tun“, fügte er hinzu.
„Worum handelt es sich?“, fragte Ulban.
Der Mann mit den weißen Haarsträhnen senkte erneut seine Stimme: „Jemand hat versucht, mich mit einer gefälschten Nachricht aus der Vergangenheit zu betrügen. Weißt du, worum es sich bei dem Geheimen Bund von Dunculbur handelte?“ Ulban nickte.
Daraufhin fuhr der andere fort: „Murbolt, einer der Gründer dieses Geheimbundes, hatte Aufzeichnungen über Experimente mit dem Dunstein gefertigt. Der einzige noch lebende Mitbegründer, Virkagon, der sich jetzt Korvinag nennt, holte die Originalschrift bei Murbolts Gemahlin auf Rukumor ab und übergab sie Qaromar, dem eigentlichen Kopf des Geheimbundes. Da dieser sie später zur Zinnburg zurückbrachte, bin ich in den Besitz dieser Aufzeichnungen gelangt, die zweifellos echt sind. Zuvor fand ich jedoch Murbolts Leiche in der alten Mühle von Siimart, wo er die letzten Jahre seines Lebens verbracht hatte. Dort war er von Siridindar, einer Mitbegründerin des Ordens, getötet worden. In der Mühle befand sich ein zweites Exemplar der Aufzeichnungen, das überwiegend mit dem echten völlig identisch ist. In einigen entscheidenden Punkten weist es aber sinnentstellende Abweichungen auf. Ich bin sicher, dass die Fälschung hergestellt wurde, um mich in die Irre zu führen. Und ich glaube, das gilt nicht nur hinsichtlich des Dunsteins, sondern auch noch in Bezug auf andere Dinge.“
„Aber vielleicht hat Murbolt in Siimart einfach nur versucht, seine Aufzeichnungen aus der Erinnerung nochmals niederzuschreiben“, wandte Ulban ein.
„Das hat er sogar ganz bestimmt getan“, stimmte der alte Mann mit dem blauen Gewand zu. „Nur handelt es sich eben bei den Aufzeichnungen, die in meinen Besitz gelangt sind, eindeutig nicht um eine von Murbolt gefertigte Zweitschrift.“
Ulban sah ihn zweifelnd an.
„Roxolay, alter Freund, kann es sein, dass du Gespenster siehst?“
Roxolay legte die Stirn in Falten.
„Ich bin ein Spiritant“, stellte er klar. „Ich würde Gespenster nur sehen, wenn es sie wirklich gäbe. Und jetzt verrate ich dir ein Geheimnis: Ich glaube, es gibt Gespenster! Die Zweitschrift von Murbolts Aufzeichnungen war auf neuem Pergament geschrieben. Die sinnentstellenden Abweichungen des ansonsten wortwörtlich übereinstimmenden Textes wirken äußerst gezielt. Beides lässt sich auch durch eine verblasste Erinnerung nicht erklären. Es ist völlig unmöglich, dass jemand in der Lage ist, über viele Seiten hinweg jedes einzelne Wort genau wieder an die gleiche Stelle zu setzen, dann aber ausgerechnet in den entscheidenden Punkten exakt das Gegenteil der ursprünglichen Fassung niederschreibt. Nein, die Abschrift stammt mit absoluter Gewissheit nicht von Murbolt. Und genau das ist es, was mir Angst einflößt.“
Nun runzelte Ulban die Stirn: „Dem Meister der Todeszeremonie macht etwas Angst?“
„Dem ehemaligen Meister der Todeszeremonie“, berichtigte Roxolay. „Ja, es gibt sogar etwas, das selbst mir Angst macht: Gespenster. Niemand konnte in der Lage sein, Murbolts Aufzeichnungen derart exakt zu kopieren. Nicht nur die Wörter, sondern auch die Schriftzüge stimmen bis in die kleinsten Details absolut überein. Obwohl niemand etwas Derartiges zustande bringen kann, ist es dennoch geschehen. Ich werde dir beide Schriften geben und bitte dich, sie eingehend zu studieren. Wenn wir herausfinden, was mit den Abweichungen bezweckt ist, wäre das vielleicht der Schlüssel zur Lösung eines noch viel größeren Rätsels. Allerdings befürchte ich, dass hier eine Macht am Werke ist, die wir uns in unseren kühnsten Träumen nicht vorstellen können.“
Es trat eine lange Pause ein. Die beiden Frauen mit dem gleichen Äußeren nippten zur gleichen Zeit an ihren Weingläsern. Auch Ulban nahm einen tiefen Schluck.
Schließlich forderte Roxolay ihn auf: „Aber jetzt erzähle du uns erst einmal, weshalb du uns gebeten hast, nach Modonos zu kommen!“
„Corbunt, der Oberbefehlshaber des Heeres von Modonos, wurde ermordet“, erklärte Ulban betrübt.
Roxolay sah ihn überrascht an.
„Solche Dinge passieren. Du hast doch nicht die gesamte Schulleitung von Rabenstein wegen des Mordes an einem Obesier in die Hauptstadt bestellt. Warum also?“
Ulban senkte den Kopf und murmelte: „Ich befürchte, dass mein Sohn Atarco der Täter war, und dass ich sein nächstes Opfer sein werde. Er hat sich mit der Witwe Crescals zusammengetan, des Mannes, der den Aufstand gegen die Mon’ghale losgetreten hat. Man sagt, Atarco strebe das Amt des Höchsten Priesters an.“ Roxolay schaute seinen alten Freund prüfend an: „Ich hätte dich sowieso für den Letzten gehalten, der bereit sein würde, die Ordensführung zu übernehmen. Du könntest auch jetzt noch jederzeit zurücktreten, wenn du eine Auseinandersetzung mit deinem Sohn befürchtest. Also, was steckt wirklich dahinter?“
Ulban hatte die Frage erwartet, wissend, dass er vor dem alten Fuchs nichts geheim halten konnte.
„Ich wurde gewählt, weil sich der Innere Zirkel auf keinen anderen Kandidaten verständigen konnte“, flüsterte er. „Aber das erklärt natürlich noch nicht, warum ich die Wahl angenommen habe. Ich sah darin die einzige Möglichkeit, an Baradia und die Rezeptur der Wiedererweckung heranzukommen. Ich bin immer noch davon überzeugt, dass meine Frau vergiftet wurde. Ich kann auf Dauer nicht ohne sie leben.“ In seinen Augen standen Tränen. Roxolay hatte Mitleid mit seinem Freund. Aber es gab vorrangige Dinge zu regeln, von denen das Schicksal vieler Menschen abhing.
„Da du nun schon einmal Höchster Priester bist, müssen wir das ausnutzen, um ein anderes Geheimnis zu lüften“, bestimmte der Alte aus Rabenstein. „Du wirst mir Zutritt zu der Rotunde verschaffen. Danach sehen wir weiter.“ Die Rotunde war das einzige vorgeschichtliche Bauwerk auf dem Kontinent, das in seinem ursprünglichen Zustand noch vollständig erhalten war. Die Priester des Wissens hatten sie als Zentrum des „Inneren Zirkels“ auserkoren. Dieser Gebäudeteil der Akademie von Modonos, der nur von der gleichnamigen Elite des Priesterordens benutzt werden durfte, war rund um die Rotunde errichtet worden. Die Rotunde selbst durfte aber sogar von Mitgliedern des Inneren Zirkels nur in Gegenwart des Höchsten Priesters betreten werden.
Ulban fragte sich, wozu der ehemalige Meister der Todeszeremonie Einlass in diesen kleinen Kuppelbau begehrte. Er scheute sich jedoch, ihm die entsprechende Frage zu stellen.
*
Für die königliche Doppelhochzeit hätte es keinen würdigeren Rahmen geben können. Der gesamte Quaralpalast schimmerte im Glanz abertausender bunter Lichter, die selbst das warme Leuchten der Kristallbänder überstrahlten. Generationen von Menschen hatten jedes Jahr an dem wiederkehrenden Festtag immer weitere kleine Glaslaternen hinzugefügt. Inzwischen bedurfte es deshalb vieler Tage Arbeit, um die brennenden Dauerkerzen in die farbigen Glaskolben einzusetzen. Aus diesem Grunde konnte man nun aber schon Tage vor dem eigentlichen Lichterfest die Vorfreude auf den Anblick genießen, der die letzte dunkle Winternacht in ein buntes Lichtermeer verwandeln würde.
Schon meilenweit vom Meer und vom Aralt-Gebirge aus war der farbenprächtige Widerschein der großen Festungsanlage auf dem Mittelgebirgskamm zu erkennen, der in den nördlichen Ozean hineinragte.
Eine feierliche Stimmung hatte die Menschen ergriffen. Allenthalben herrschte Freude, was der Ort auch den ungewöhnlich vielen Gästen verdankte. Aus allen Teilen des Kontinents waren sie gekommen, um einem historischen Ereignis beizuwohnen. Durch die Vermählung mit einem Priester des Wissens brach die mithrische Königin ein Tabu. Niemand schien dies jedoch zu stören. Alle spürten, dass Quintora mit diesem Schritt ein neues Zeitalter der Toleranz und des gegenseitigen Respekts eingeläutet hatte. Dadurch trat die Ungeheuerlichkeit der zweiten Heirat, die noch kurz zuvor ein gleichartiges Aufsehen erregt hätte, völlig in den Hintergrund. Dass ein Mithrier eine Zogh ehelichte, war für beide Völker diesseits und jenseits des Aralt-Gebirges bislang ebenfalls kaum vorstellbar.
In Liebe und Leidenschaft hatten die beiden Eisgräfinnen mit ihren männlichen Partnern diese Entscheidungen getroffen. Mit kühler Berechnung hatten sie ihr Vorhaben gemeinsam in die Tat umgesetzt. Seite an Seite gaben sich Telimur, der Priester des Wissens aus Modonos, und Königin Quintora, sowie der Fürst zu Drinh und die Herzogin der Höhlen in einer rauschenden Zeremonie im Quaralpalast das Jawort.
Für Unitor und Tritoria hatte dieser Augenblick eine ganz besonders intensive Symbolkraft, weil er durch Telimur überhaupt erst ermöglicht worden war. Der Priester des Wissens hatte vor einigen Jahren nicht nur den Eisgrafen vor der Hinrichtung in Modonos bewahrt, sondern dabei zugleich den Mörder getötet, der Tritorias geliebten Bruder erstochen hatte. Nicht zuletzt deshalb hatte die stolze Herzogin der Höhlen Quintoras Idee der Doppelhochzeit sofort begeistert zugestimmt. Dass sie dadurch mit einer Jahrhunderte alten Tradition brach, die die Vermählung der Höhlen-Herzöge in Lokolt-2 vorsah, nahm sie gerne in Kauf. Bei Lokolt-2 handelte es sich um die Nachbarhöhle der Eiskaverne, in der die Herzöge beigesetzt wurden. Schon als Kind hatte Tritoria ihren Bruder bemitleidet, weil sie glaubte, dass er als Herzog gezwungen sein würde, in der tristen Umgebung der Todeshöhle seine Hochzeit begehen zu müssen. Aber dazu kam es nicht. Stattdessen war nun sie die Herzogin.
Mit den leuchtenden Augen eines Kindes sog die harte Kriegerin den zauberhaften Anblick der überall funkelnden Laternen in sich auf. Ihre Hand umschloss die Hand Unitors und hätte sie am liebsten nie mehr losgelassen. Es waren die schönsten Augenblicke ihres Lebens, schöner noch als die Trauungszeremonie am Nachmittag.
Auf dem Weg zum Flammensaal überkamen Unitor unzählige Erinnerungen. Oft genug hatte er diesen Weg beschritten, nachdem die jetzige Königin von Zogh im Handstreich den Quaralpalst eingenommen und ihn zum Vertreter des Hüters der Flammen bestimmt hatte.
Das Wiedersehen mit Königin Octora und den anderen Eisgrafen war ein ganz besonderes Erlebnis gewesen. Stundenlang hatten sie im Saal der Eisgrafen zusammengesessen und dieses Mal nicht über Kriege und Bedrohungen beratschlagt, sondern sich einfach nur völlig gelöst und ungezwungen unterhalten und gescherzt. Es gab keine akuten Bedrohungen, und deshalb mussten sich die Eisgrafen auch nicht gleich wieder in alle Winde zerstreuen.
Tritoria ließ Unitors Hand erst los, als sie bereits vor der schwarzen Eichenholztür mit dem Feuersymbol aus Rubinen und Bergkristallen standen. Unitor erinnerte sich, dass diese Tür früher von vier schwerbewaffneten Soldaten der Vereinten Nordlande bewacht wurde. Jeder Besucher musste vor seinem Zutritt alle Waffen abgeben. Dem vorletzten Hüter der Flammen hatte dies nichts genützt. Er war dennoch einem Attentat zum Opfer gefallen. Jetzt standen nur zwei leicht bewaffnete Mithrier an beiden Seiten der Tür zum Flammensaal. Sie grüßten das Paar mit überschwänglicher Freundlichkeit und öffneten die hohen Flügel.
Bereits auf den ersten Blick erkannte Unitor, dass Quintora in diesem Raum nahezu nichts verändert hatte. Lediglich in der hinteren Ecke, vor dem linken der beiden raumhohen Kamine, fand sich neuerdings eine gemütliche, kleine Sitzgruppe.
Dort wurden der Fürst zu Drinh und die Herzogin der Höhlen bereits von fünf Personen erwartet. Quintora und Telimur sprangen sofort auf, eilten den beiden Neuankömmlingen entgegen und umarmten sie so herzlich, als hätten sie sie jahrelang nicht gesehen. Königin Octora dagegen näherte sich gemessenen Schritts. Dennoch war ihr anzusehen, dass sie sich mindestens genauso sehr über den Anblick ihres langjährigen besten Freundes und ihrer „kleinen Schwester“ freute. Angesichts der Ähnlichkeit der beiden Frauen hätte es sich tatsächlich um Geschwister handeln können. Tritoria war geringfügig kleiner als die Königin und hatte die hellere Haut der Höhlen-Zogh, aber ansonsten wirkten sie fast wie Zwillinge.
Der andere Mann am Tisch strich sich erst die langen, schwarzen Haare aus dem Gesicht bevor er umständlich aufstand.
„Bleib sitzen, Sestor!“, rief Unitor ihm zu. „Zu viel Bewegung tut alten Männern nicht gut.“
„Also deshalb bist du so jung geblieben, seit du dich in den Höhlen ausruhst“, gab der andere Eisgraf grinsend zurück.
Auch die Frau, die mit dem Rücken zur Tür gesessen hatte, erhob sich. Weder Tritoria noch Unitor kannten sie.
„Das ist Geswedika“, stellte Telimur die Frau vor. „Sie hat uns ein ganz besonderes Hochzeitsgeschenk aus Rabenstein überbracht.“ Er zeigte auf ein ungeheuer dickes, aufgeschlagenes Buch vor sich auf dem Tisch und erklärte: „Es soll eine Abschrift des „Buches der Vorzeit“ sein.“
Geswedika sah ihn zuerst betreten an, dann berichtigte sie ihn: „Das ist eine Abschrift des „Buches der Vorzeit“. So wie Sie das gesagt haben, könnte man meinen, Sie zweifelten daran.“ Telimur überging die Äußerung mit einem Achselzucken und fuhr fort: „Geswedika und Tergald wurden mit der Herstellung einer Abschrift beauftragt. Tergald ist Geswedikas Mentor in der Schule von Rabenstein. Gleichzeitig ist er aber auch ihr Schüler in der Schriftlehre. Jeder Novize in Rabenstein muss einen Auftrag ausführen, um ein vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft zu werden. Die Herstellung und Überbringung des Buches war Geswedikas Aufgabe.“ Nun wandte er sich an Octora: „Die Aufgabe muss allein ausgeführt werden. Deshalb durfte Tergald nicht mitkommen.“
„Schade“, bedauerte die Königin von Zogh. „Ich mag den schlauen Lokhriter. Er hat mich mit einer List dazu gebracht, wegen des Schwerts der Könige nach Rabenstein zu reiten.“
„Vielleicht muss bald wieder jemand nach Rabenstein reiten“, orakelte Telimur und setzte sich auf den Sessel gegenüber Geswedika. Quintora bat die übrigen Anwesenden, ebenfalls Platz zu nehmen.
Telimur warf Geswedika einen langen, nachdenklichen Blick zu. Dann fragte er: „Wer hat die Sage von Schredostes und der Weißen Frau abgeschrieben? Sie oder Tergald?“
Geswedika brauchte nicht lange zu überlegen. Die traurige Geschichte vom unglücklichen Statthalter aus Doinat, den der Hochkönig umbringen lassen wollte, und seiner unsterblichen Geliebten, die nicht alterte, war ihr in Erinnerung geblieben.
„Ich habe die Abschrift gefertigt“, antwortete die Frau aus Rabenstein.
Telimur tippte mit dem Finger auf die aufgeschlagene Buchseite: „Hier steht, dass nach dem Tod des Schredostes die Weiße Frau, Larradana, gefangen genommen und getötet wurde.“
„Ja“, bestätigte Geswedika. „So steht es im „Buch der Vorzeit“. Ich habe das genauso abgeschrieben.“
„Nein“, widersprach Telimur. „So steht das nicht im „Buch der Vorzeit“. Jedenfalls nicht in dem Buch, das ich kenne.“
Geswedika starrte ihn fassungslos mit offenem Mund an.
„Auch ich habe die Geschichte gelesen“, mischte sich Quintora ein. „Telimur hat recht. Larradana ist die sagenumwobene Mutter der Pylax, von der niemand weiß, wo sie hergekommen ist. Nach dem Tod des Schredostes ist sie aus Yacudac geflohen und spurlos verschwunden. Das „Buch der Vorzeit“ befand sich hier in der Harlang-Bibliothek, bevor ich es nach Rabenstein gebracht habe.“
„Und warum ist es so wichtig, ob vor etlichen Jahrtausenden eine Frau umgebracht wurde oder fliehen konnte?“, fragte Sestor dazwischen.
„Das „Buch der Vorzeit“ ist der größte Schatz der Menschheit“, erklärte Telimur. „Es ist der Schlüssel zum Verständnis der Geschichte des Kontinents und damit auch zu allem, was sich heute ereignet. Wer ein solches Werk verfälscht, will die Menschheit in die Irre führen. Warum will uns jemand etwas derart Schlimmes antun?“
Sestor schien nicht überzeugt, war aber offenbar bereit, das Anliegen Telimurs ernst zu nehmen. „Also gut“, meinte er. „Unterstellen wir einmal, dass das Schicksal dieser Weißen Frau wichtig wäre. Woher willst du wissen, welches Buch das echte ist? Es könnte doch auch so sein, dass es sich bei dem Buch in Rabenstein um das Original handelte, und bei dem in der Harlang-Bibliothek um eine Fälschung.“
Telimur und Quintora warfen sich einen Blick zu, dann erklärte die Königin: „Einmal davon abgesehen, dass ich das „Buch der Vorzeit“ nach Rabenstein brachte, weil es dort keines gab: Ich kannte eine Weiße Frau namens Siridindar. Sie hat mir einmal erzählt, dass die Replicas – so nennen sich die Weißen Menschen selbst – ihresgleichen bei Verfehlungen nicht töten, sondern verbannen. Aber sie nannte nur den Namen eines Verbannten, der noch lebt. Und der hieß Dorothon.“
„Jemand hat das „Buch der Vorzeit“ gefälscht“, beharrte Telimur. „Er will, dass wir glauben, Larradana sei tot. Dadurch soll anscheinend verhindert werden, dass wir nach ihr suchen. Ich bin ein Priester des Wissens. Ich will nicht dumm und irregeleitet sterben. Und ich glaube, ihr alle wollt das auch nicht. Deshalb sollten wir die Weiße Frau suchen. Vielleicht kann sie uns Antworten geben. Aber auf jeden Fall sollte die Menschheit das echte „Buch der Vorzeit“ zurückbekommen.“ Er hielt inne, dann fügte er mit einem breiten Lächeln hinzu: „Nein, ich will es zurückhaben. Es ist mein Hochzeitsgeschenk.“
Unitor sah seine Frau an: „Glaubst du, was ich glaube?“
Sie grinste ihn an: „Wenn du dasselbe denkst wie ich: ja.“
Daraufhin wandte sich der Fürst zu Drinh an die anderen: „Wo würdet ihr euch verstecken, wenn ihr in Sindra ein Verbrechen begangen hättet?“
Telimur nickte verstehend. „So weit entfernt wie möglich, an dem Ort, wo es die besten Verstecke gibt. Und sie hatte auch schon in Yacudac in einer Höhle gelebt.“ Er blickte Tritoria erwartungsvoll an.
„Prandorak“, murmelte sie und sagte dann etwas lauter: „Es gibt alte Legenden, wonach eine wunderschöne Frau mit goldenen Locken mehrmals Kinder beschützt hat, die in den Höhlen von Zogh in Gefahr geraten waren. Aber niemand hat sie jemals gesehen, obgleich wir unsere Höhlen bis in die entlegensten Winkel kennen. Für einen Außenstehenden mag das unvorstellbar sein, aber niemand könnte sich ohne unser Wissen in den Höhlen verbergen. Dennoch werde ich Prandorak beauftragen, nach der Weißen Frau zu suchen. Er ist der herzogliche Herold und das Oberhaupt der Boten. Er erhält nicht nur alle Nachrichten am schnellsten, sondern kennt auch die Höhlen besser als jeder andere.“ Sestor erhob sich und schüttelte mit einer Kopfbewegung die schwarzen Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Ich werde mitgehen“, gab er bekannt. „Außer Octora bin ich hier der einzige Ledige. Und einer Königin der Hochebenen würde man es gewiss verübeln, wenn sie in den Höhlen herumschnüffeln würde.“
„Ich hätte nichts dagegen“, wiegelte Tritoria ab. „Aber ich denke, meine „große Schwester“ muss ihre Getreuen in Zaum halten.“
Ohne dies zu ahnen, hatte Sestor sich selbst dazu bestimmt, einer von verborgenen Mächten mühsam aufrechterhaltenen Ordnung den Todesstoß zu versetzen.
*
„Nachdem ich mich standhaft geweigert habe, den Palast von Lumbur-Seyth und die Residenz von Dirtos zu beziehen, sitze ich jetzt hier“, stöhnte Baron Schaddoch und breitete in einer hilflosen Geste die Arme aus. Mit dieser Gebärde wollte er dem Gast noch nachdrücklicher den Prunk und Pomp verdeutlichen, der ihn umgab. Die gewaltigen Ausmaße und der umlaufende Säulengang aus Marmor mit den goldverbrämten Applikationen allerorten ließen erahnen, dass diese Halle jahrzehntelang als Thronsaal der letzten Hochkönige von Sindra gedient hatte. Ganz offensichtlich spiegelte sich hier das Bestreben der Musenkönige von Doinat, ihre Vorfahren, die Kriegerkönige von Zitaxon, wenigstens in der Außendarstellung ihres Reichtums zu übertrumpfen.
Schaddoch, der letzte Spross des surdyrischen Königshauses, war nach der Ermordung seiner Familie durch die Obesier in den Untergrund abgetaucht und hatte sich als Freiheitskämpfer betätigt. Nicht nur um seine Herkunft zu verschleiern ließ er sich „Baron“ statt „Prinz“ nennen. Er liebte die Freiheit und hegte nie den Anspruch, sich dauerhaft als Herrscher zu betätigen. Dass er das Angebot Yxistradojns angenommen hatte und diesen als Statthalter dabei unterstützte, aus Doinat ein Zentrum der Wissenschaften und schönen Künste zu machen, war eigentlich eine Flucht gewesen. Nach der Befreiung Surdyriens hatte man ihn als größten Volkshelden aller Zeiten gefeiert und massiv bedrängt, in die Fußstapfen seiner Ahnen zu treten. Aber das wäre seinem bisherigen Lebenswandel und seinen Überzeugungen völlig zuwidergelaufen.
Schaddoch war ein Abenteurer, kein Regent. Zu seinem Leidwesen hatte er jedoch übersehen, dass er als Statthalter von Doinat zugleich den Hochkönig vertrat. So war er vom Regen in die Traufe gekommen.
„Wir könnten tauschen“, schlug er vor. „Ich gehe als Einsiedler nach Borthul, und Sie übernehmen diesen Stuhl hier.“ Er zeigte auf den schlichten Sessel, den er gegen den vorherigen Thron des Statthalters eingetauscht hatte.
Korvinag lachte: „Wenn Sie mir schon nicht den Knochenthron der Hochkönige anbieten können, will ich das da auch nicht.“ Dann fügte er lauernd hinzu: „Aber ich könnte Yxistradojn sagen, dass ich Ihre Unterstützung bei meinen Nachforschungen benötige.“
Schaddoch klatschte sofort freudig erregt in die Hände. „Abgemacht!“, rief er. „Lassen Sie uns sofort loslegen!“
Der alte Einsiedler wusste, dass das Angebot des Surdyriers absolut ernst gemeint war. Und er konnte jemanden wie den Baron bei der schwierigen Aufgabe, die Yxistradojn ihm gestellt hatte, bestens gebrauchen. Genau genommen hatte der Hochkönig nur den Anstoß gegeben. Eigentlich hatte Korvinag sich die Aufgabe selbst gestellt; er war kein Mann, dem man Weisungen erteilen konnte.
Bedächtig, wie man dies von einem uralten Einsiedler erwartete, nickte er.
Beim Blick in die Augen des Barons wurde ihm jedoch klar, dass sich dieser Mann nicht täuschen ließ. Korvinag hatte als Einziger der Gründer des „Geheimen Bundes von Dunculbur“ überlebt und galt als der beste Schauspieler aller Zeiten und gefährlichster Mann des Kontinents. Obwohl er kein Gestaltwandler war, konnte er sein Äußeres fast nach Belieben verändern. Sein tatsächliches Alter kannte niemand. Zudem ahnte kein anderer Mensch, dass er neben Roxolay der engste Verbündete des Geflechts der alten Wesenheiten war. Nicht einmal er selbst hätte im Traum daran gedacht, dass er gerade im Begriff stand, eine tödliche Auseinandersetzung mit dem Geflecht auszulösen.
„Können wir jetzt die Gemächer aufsuchen, die Selazidang zuletzt bewohnt hat?“, bat er den Statthalter von Doinat.
„Gehen wir!“, sagte Schaddoch leichthin und schritt voraus durch die große Halle, über etliche Treppen und Flure zu einem der vielen Nebengebäude des Palasts. Dort befand sich die Wohnung des Mannes, der als der größte Gelehrte Sindras galt. Während die Einrichtung der Aufenthaltsräume Selazidangs eher spärlich anmutete, fiel sofort auf, dass der Umfang an wissenschaftlichen und technischen Ausstattungen genauso unbescheiden wirkte wie der zur Schau gestellte Reichtum der Musenkönige.
Korvinag und Schaddoch gingen kreuz und quer durch die Räume. Bereits bei dieser Gelegenheit wurde deutlich, dass sich die beiden Männer in außergewöhnlicher Weise ergänzten. Während Korvinag sein Augenmerk auf die Apparaturen und Aufzeichnungen Selazidangs legte, suchte Baron Schaddoch nach Hinweisen, die Auskunft über persönliche Eigenheiten und Vorlieben des weithin bekannten Sohnes von Sindra geben konnten.
Plötzlich blieb Korvinag wie angewurzelt stehen. Schaddoch bemerkte sofort, was den Einsiedler fesselte, und er verstand, was die wenigsten Menschen verstanden hätten. Hinter einer aufwändigen Versuchsanordnung mit zahlreichen Glaskolben und Metallbehältnissen hingen mit großer Sorgfalt gefertigte Zeichnungen an der Wand, die allerlei Gerätschaften darstellten. Inmitten dieser beeindruckenden Darstellungen fiel ein bereits deutlich vergilbtes Pergament auf. Das war sicherlich die Älteste der Zeichnungen, aber merkwürdig erschien sie aus einem ganz anderen Grund: Sie bestand lediglich aus sechs dicken Punkten und einer unregelmäßigen Umrisslinie, die fast bis zum Rand des Pergaments reichte. Die Punkte waren anscheinend willkürlich auf der ansonsten leeren Fläche verteilt.
„Was soll das denn darstellen?“, fragte Schaddoch stirnrunzelnd.
Korvinag zuckte hilflos die Schultern: „Das weiß ich auch nicht. Aber es würde sicherlich nicht schon so lange hier hängen, wenn Selazidang ihm keine herausragende Bedeutung beigemessen hätte. Wir sollten uns das gut einprägen.“
Noch während Korvinag dies sagte, erstarrte er erneut. Das Geflecht der alten Wesenheiten hatte seinen Geist berührt. Ein schrecklicher, für Menschen unhörbarer Aufschrei breitete sich über den gesamten Kontinent aus. Plötzlich stand Panik in den Augen des gefürchtetsten Mannes der Welt. Er war von einem Augenblick zum nächsten kreidebleich geworden.
„Wir müssen sofort weg von hier!“, keuchte er.
Schaddoch hatte die Veränderung im Gesichtsausdruck seines Begleiters sofort erfasst. Er reagierte blitzartig. Mit weiten Schritten eilte er voraus in einen Nebenraum, von dem aus man durch eine Seitentür ins Freie gelangen konnte.
*
Der Mann, den seine Landsleute wegen seiner Gutmütigkeit „Mondgesicht“ nannten, war äußerst schlecht gelaunt. Dabei gab es nur wenige Dinge, mit denen man dem Fröhlichsten aller Eisgrafen die Stimmung verderben konnte. Am allerschlimmsten traf es ihn, wenn er einem rauschenden Fest, das sich gerade in vollem Gange befand, den Rücken kehren musste. Und genau das war geschehen.
Besonders griesgrämig stimmten ihn darüber hinaus die erheblichen Zweifel, ob die Botschaft tatsächlich genügend Gewicht besaß, dass es sich dafür lohnte, die Feierlichkeiten einer Doppelhochzeit zu verlassen. Eigentlich hätte er schwören können, dass nichts auf der Welt derart wichtig sein konnte.
Schweren Herzens und mit verbissenem Gesicht ritt Quartor durch die Ebene von Tanaria an dem Gebirgsbach Holbu entlang. Nach seinem steilen Absturz aus dem Aralt-Gebirge hatte sich das kleine Gewässer hier unten wieder beruhigt. Sanft plätschernd floss es dem Talawi entgegen.
Endlich kam das Ziel des Eisgrafen in Sicht, ein Ort, an dem er viele Stunden seines Lebens verbracht hatte. Es gab Zeiten, in denen er sogar noch häufiger hier war als in den Tavernen von Tanaria. Ein Kreis von Büschen umgab einen riesigen Eisbaum in unmittelbarer Nähe des Bachufers.
Misstrauisch sah Quartor zu der anscheinend erschöpften Gestalt hinüber, die sich mit dem Rücken gegen den mächtigen Stamm des gewaltigen Baumes gelehnt hatte. Üblicherweise scheuten die Menschen ehrfurchtsvoll die Berührung der heiligen Bäume des Nordens.
Beim Näherkommen steigerte sich der Ärger des Eisgrafen immer mehr. Bei dem Fremden handelte es sich um denselben Mann, der ihm die Botschaft überbracht hatte. Wieso hatte er ihn an diesen Ort bestellt, wenn er ihm die Botschaft auch gleich im Quaralpalast hätte mitteilen können? Zwei Meter von dem Mann entfernt hielt Quartor sein Pferd an und sprang aus dem Sattel. Als er den Mann genauer betrachtete, stutzte er. Die blauen Augen des jungen Mithriers glänzten seltsam, und sein Blick wirkte gleichermaßen verklärt und entrückt. Er schien durch den Eisgrafen hindurchzuschauen.
„Ich werde den Auftrag bekommen, dich zu töten“, erklärte der Mann mit einer klaren Stimme, in der jedoch Trauer mitschwang.
Quartor verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf schief. Ein mitleidiges Lächeln umspielte seine Lippen als er erwiderte: „Diesen Auftrag solltest du besser ablehnen. Ich bin nicht nur ein leidlich guter Schwertkämpfer, sondern besitze auch den „vernichtenden Blick“, wie du vermutlich weißt.“
Vor dieser Fähigkeit der Eisgrafen, allein durch die Kraft ihres Willens das Gefüge von Gegenständen auflösen zu können, sodass sie zu Staub zerfielen, erzitterten die Menschen auf dem gesamten Kontinent.
Doch der junge Mann schien völlig unbeeindruckt und entgegnete mit unveränderter Stimme: „Beides wäre gegen mich wirkungslos. Aber ich glaube, du verstehst mich nicht. Du bist nicht hier, weil ich dir drohen will, sondern weil ich dich warnen will.“
„Und wovor willst du mich warnen?“, wollte Quartor wissen.
„Das ist die falsche Frage, weil du die Antwort nicht begreifen würdest“, antwortete der Mann. „Ich werde dir stattdessen sagen, warum ich dich warnen will. Ich möchte dich nicht töten müssen, weil du mir das Leben gerettet hast.“
Nun betrachtete sich Quartor den Mann genauer. Er konnte sich jedoch nicht erinnern, ihn vor der kurzen Begegnung im Quaralpalast jemals gesehen zu haben. Ihm lag schon die nächste Frage auf der Zunge, da dämmerte ihm plötzlich die unglaubliche Erkenntnis: Es war nicht der Mann, der zu ihm sprach, sondern der Eisbaum! Einige Jahre zuvor hatte Quartor den damaligen Ordenssprecher der Priester des Wissens daran gehindert, gemeinsam mit zwei Spießgesellen den Eisbaum von Tanaria abzusägen.
Nur: Wer in aller Welt konnte die Macht haben, einem Eisbaum Anweisungen zu erteilen? Quartor hatte einmal davon gehört, dass in alten Schriften die Meinung vertreten wurde, die Eisbäume seien Teil eines „Geflechts der alten Wesenheiten“. War es dieses Geflecht, von dem er leider so wenig wusste, oder vielleicht noch etwas anderes? Ja, der Baum hatte recht. Mit einer Antwort auf seine Frage hätte er nichts anfangen können.
Der junge Mithrier erhob sich, was ihm große Mühe zu bereiten schien. Sein Blick begann, sich langsam zu klären. Schnell trat der Eisgraf zu ihm, legte ihm die Hand auf die Schulter und hielt ihn zurück.
„Bitte!“, rief er flehentlich. „Sage mir wenigstens noch, warum ich getötet werden soll.“
„Auch das ist die falsche Frage“, erwiderte der junge Mann. „Wenn ein Wachhund seine Kette zerreißt, kann es geschehen, dass er die Nahrung frisst, die sein Herr benötigt – und dessen Herr. Kann man es dem Herrn verdenken, dass er um sein Leben kämpft? Quartor, wir beide sind nur Randfiguren in einer sich anbahnenden Auseinandersetzung, deren Ausmaß du dir nicht einmal annähernd vorstellen kannst. Jetzt gehe und tue was du für richtig hältst!“
Der Eisgraf ließ den jungen Mann los. Er hatte die hintergründige Warnung begriffen, die hinter der vordergründigen verborgen lag. Der Baum hatte ihm viel mehr verraten als er eigentlich wollte.
„Danke“, murmelte Quartor und schwang sich auf sein Pferd. Er musste sofort zurück zum Quaralpalast reiten und die anderen Eisgrafen warnen. Er konnte nur hoffen, dass er sie alle noch antreffen würde.
*
„Einerseits ist es traurig, dass ich mich von euch verabschieden muss“, bedauerte Sestor. „Aber andererseits sollten wir dafür dankbar sein, dass dies das schönste und längste Zusammentreffen war, das uns je vergönnt gewesen ist.“ Er blickte in die Runde, die sich im Saal der Eisgrafen versammelt hatte. Leider fehlte einer seiner Gefährten. Daher fügte er hinzu: „Bitte grüßt Quartor von mir und sagt ihm, dass ich ihn nach meiner Rückkehr aus Zogh in Tanaria aufsuchen werde. Nachdem ich inzwischen alle Wirtshäuser dort kenne, müsste ich ihn eigentlich recht schnell finden.“
Die anderen Eisgrafen lachten. Tatsächlich hatten sie noch nie zuvor einen Aufenthalt im Quaralpalast derart ausgiebig und unbeschwert genießen können. „Ich habe bereits durch einen Boten Anweisung gegeben, dass Prandorak dich in Sylabit erwartet“, erklärte Tritoria und umarmte Sestor. „Danke, dass du uns diese Aufgabe abgenommen hast.“
„Ich bin immer gerne in Zogh gewesen“, sagte er mit einem breiten Grinsen. „Nur war es mir leider nicht vergönnt, eine dieser wunderschönen Frauen für mich zu gewinnen.“ Sein Blick wanderte von Tritoria zu Octora und blieb dann an Unitor hängen. „Weil mir ständig einer meiner sogenannten Freunde in die Quere gekommen ist.“
„Ich bin noch frei“, lächelte Octora schnippisch.
Sestor breitete in einer scheinbar hilflosen Geste die Arme aus: „Du bist die Königin. Ändere dieses verdammte Brauchtum, und ich werde auf Knien um deine Hand anhalten!“ Er spielte damit auf die Tradition an, wonach die Königin nicht dauerhaft mit ihrem Ehemann zusammenleben durfte.
Octora schüttelte lachend den Kopf: „Nicht einmal ich kann solche Bräuche ändern. Aber es kann ja auch durchaus reizvoll sein, wenn man nicht ständig zusammenlebt. Es dauert viel länger bis man einander überdrüssig wird.“
„Ich werde darüber nachdenken“, versprach Sestor.
„Bis dahin kannst du ja in den Höhlen nach einer geeigneten Frau suchen“, schlug Tritoria vor.
„Aber zuerst soll er die Weiße Frau finden“, mischte sich Quintora ein. „Sestor, ich kann dir versprechen, dass du von ihr fasziniert sein wirst, falls sie genauso aussieht wie Siridindar.“
Sestor verzog das Gesicht, was jedoch unter dem Vorhang der herabhängenden schwarzen Haare kaum zu erkennen war: „Ist sie nicht etwas zu alt für mich?“
Quintora hatte ihm kurz zuvor erzählt, dass Siridindar nach eigenen Angaben älter als fünfzigtausend Jahre war.
Unitor sah ihn schelmisch an und meinte: „Umso mehr kannst du von ihr lernen.“
Am gleichen Abend noch verließ Sestor den Quaralpalast. Quartors Warnung erreichte ihn nicht mehr.
*
Nachdem der von Crescal ausgelöste Aufstand gegen die Mon’ghale ins Stocken geriet, zerfiel Obesien faktisch in drei Machtbereiche.
Im Süden hatten sich die Mon’ghale halten können und beeinflussten weiterhin die dort ansässigen Obesier. Die kleinen, raupenartigen Lebewesen waren vor langer Zeit in Lumburia aus einer Schmetterlingsart entstanden, die die Fähigkeit zur Verpuppung und Ausbildung von Flügeln verloren hatte. Um dennoch ihr Überleben zu sichern, hatte die Natur sie mit einer einzigartigen Gabe ausgestattet.
Sie entwickelten die Fähigkeit, andere Lebewesen auf geistiger Ebene zu beeinflussen. So konnte die von den Ureinwohnern als Cerghale bezeichnete Lebensform sogar ihre ehemaligen Fressfeinde, etwa Vögel, als Helfer benutzen und sich von diesen mit Nahrung versorgen lassen.
Auf ungeklärte Weise war eine riesige Stammmutter der Cerghale in die Katakomben von Tulumath nahe Dunculbur in Obesien gelangt. Menschenopfer hatten sie in die Lage versetzt, ihrer Nachkommenschaft die Befähigung zur geistigen Beeinflussung von Menschen zu vererben.
Allerdings wirkte diese Fähigkeit nur bei der Urform der obesischen Menschen, nicht bei ihren rotäugigen Abkömmlingen, die als Priester des Wissens eine eigenständige Bevölkerungsgruppe bildeten. Diese hatte jedoch mit der von den Mon’ghalen beherrschten Restbevölkerung Regeln eines einvernehmlichen Zusammenlebens gefunden. Der Grund bestand vor allem darin, dass die Obesier auf die wissenschaftlichen Errungenschaften des Priesterordens angewiesen waren, während umgekehrt der Orden den militärischen Schutz der Obesier benötigte. Nur gemeinsam konnten sie äußeren Feinden trotzen.
Der Niedergang der Mon’ghale hatte damit begonnen, dass die Eisgräfin Quintora die Stammmutter in den Katakomben von Tulumath aufgespürt und getötet hatte. Nur kurze Zeit später brach der von Crescal angeführte Aufstand los, der die Mon’ghale vom gesamten Territorium des nördlichen Landesteils hinweggefegt hatte.
Die Macht des Südens gründete sich auf die Landheere von Gladunos und Xotos. Erstaunlicherweise war der Oberbefehlshaber der Armee von Xotos nicht durch Mon’ghale beeinflussbar, besaß jedoch die Befähigung, sich mit ihnen zu verständigen. Er hatte erkannt, dass die Parasiten eine ebenso einfache wie wirkungsvolle Ordnung aufrechterhielten, die unter anderem auch die Begehung von Verbrechen weitgehend ausschloss. Deshalb unterstützte er das Heer von Gladunos.
Der Osten Obesiens mit den Zentren Dunculbur und Bogogrant stand unter dem Einfluss Zyrkols, der im Monasterium von Dunculbur den Posten des Rektors bekleidete. Er hatte dafür gesorgt, dass das Leben im Osten völlig unverändert weiterging, so als habe es den Aufstand nie gegeben. Unter der Oberfläche begannen jedoch auch dort schleichende Veränderungen.
Tirestunom im Nordwesten, wo der Aufstand seinen Ausgang genommen hatte, war inzwischen mit der Region um die Landeshauptstadt Modonos verbündet. Dort herrschte nun faktisch eine aus fünf Personen bestehende Gruppe, die sich selbst die „Riege der Freiheit“ nannte, von ihren Gegnern jedoch als das „dämonische Pentagramm“ bezeichnet wurde. Die wahren Drahtzieher dieser Gruppe waren Tornantha, die Witwe Crescals, und Atarco, der Sohn des Mannes, der als Höchster Priester die Nachfolge Saradurs angetreten hatte. Bis vor kurzem hatte auch noch der ermordete Milesion Corbunt zu diesem Klüngel gehört.