Maria Metzger

Flotte Lotte

Mit Geschichten erinnern und aktivieren

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Buch-Code: AH1256

Inhalt

Der Kinobesuch

Der Zopf muss ab

Die AVON Beraterin kommt

Die Hausparty

Die knallrote Handtasche

Die Tupperparty

Frau am Steuer

In der Weihnachtsbäckerei

Jetzt wird geheiratet

Lilo - die „Wirtschaftswundertante“

Mein Neckermann Katalog

Minirock und Tupfenkleid

Schule ade

Tanze mit mir in den Morgen hinein

Verkäuferin für Damenoberbekleidung

Mein besonderer Dank

Autorin

Liebe Leserinnen und Leser,

„Flotte Lotte“, worauf der Name bereits hindeutet, ist ein Aktivierungsbuch, welches in Damenrunden sehr erfolgreich eingesetzt werden kann. Die Begebenheiten in den Kurzgeschichten haben die Frauen so oder in ähnlicher Form in ihrem Leben vielleicht schon einmal erlebt.

Die biografischen Themengeschichten führen die Zuhörer zurück in die Welt der 50er- und 60er-Jahre. Wirtschaftswunderzeit, Tupperparty, AVON Kosmetik, Minirock und Tupfenkleid, Berufsausbildung, Hochzeit oder Tanzstundenerlebnisse sind prägende Ereignisse. In diesen Jahren hat sich im Leben der jungen Frauen sehr viel entwickelt und die Weichen für das spätere Leben wurden hier gestellt.

Die Themen spielen ganz bewusst in diesem Zeitraum, denn immer häufiger sind in den Aktivierungsrunden auch Frauen, die deutlich jünger sind. Gerade diese haben während ihrer jungen Jahre sehr viel erlebt und blicken mit Freude und Stolz auf diese Zeit zurück. Wie aufregend war es doch, den ersten Lippenstift zu besitzen und diesen dann auch bei „besonderen Anlässen“ aufzutragen.

Die Geschichten wecken „schöne Erinnerungen“, die zu unglaublich interessanten Gesprächen führen.

Diese Geschichten können in der Einzelaktivierung oder auch bei der Aktivierung „Lebensraum Bett“ jederzeit eingesetzt werden.

Bei der Gruppenaktivierung in „reinen Damenrunden“ sind diese Geschichten wertvolle „Türöffner“, um die Kommunikation untereinander lebhaft zu gestalten.

Einzelne Geschichten wurden bereits in Betreuungseinrichtungen sehr erfolgreich eingesetzt, vor allem an „Frauennachmittagen“ oder zu Beginn von „Kaffeekränzchen“. Die biografischen Fragen, die zur Einführung in die einzelnen Geschichten dienen, öffnen bei ihren Bewohnerinnen auf besondere Art die „Schatzkiste der Erinnerungen“ wodurch die Spannung auf die Geschichte enorm steigt.

Ich wünsche Ihnen mit diesen „Frauengeschichten“ viel Erfolg und genauso viel Freude, wie den Gruppen, die seit einigen Monaten mit diesen Geschichten arbeiten.

 

Anmerkung

Selbstverständlich können Sie diese Geschichten auch in gemischten Gruppen einsetzen, denn auch Männer sprechen über das eine oder andere Thema gern.

Geselligkeit und ein gemütliches Miteinander sind wichtige Voraussetzungen für eine gelungene Aktivierung. Denn wie sagte bereits Marcus Valerius Martial:

„Doppelt lebt, wer auch Vergangenes genießt.“

Der Kinobesuch

EINFÜHRENDE FRAGEN

▶ Wie häufig sind Sie ins Kino gegangen?

▶ An welchen Kinofilm erinnern Sie sich besonders gerne?

▶ Wer war Ihr Kinoheld?

Monika, Gabi und Petra gingen sehr gerne ins Kino. Allerdings kam das nicht sehr häufig vor, denn so ein Kinobesuch war schon ein ziemlich kostspieliges Vergnügen.

In den 60er-Jahren bezahlte man für das Ticket zwischen 1,50 Mark und 5,50 Mark und das konnten sich die drei Freundinnen nicht oft leisten. Besonders teuer wurde es, wenn der Film dann auch noch eine „Überlänge“ hatte, denn das kostete 1,00 Mark Aufpreis.

Doch der Film „Dr. Schiwago“, welcher 1965 die deutschen Kinos eroberte, musste unbedingt gesehen werden. Endlich an einem Samstagnachmittag um 17.00 Uhr war es dann soweit. Der Film lief bereits seit zwei Wochen im Kino Capitol in der Stadt und alle sprachen von diesem besonderen Film aus Amerika, der fünf Oscars bekam. Da wurde es natürlich Zeit, dass die drei Freundinnen gemeinsam eine Filmvorführung im Kino besuchten.

Sie kleideten sich besonders hübsch an diesem Nachmittag, toupierten die Haare und zogen ihre Schuhe mit den hohen Pfennigabsätzen an. Dann konnte es losgehen. Pünktlich um 16.30 Uhr trafen sie sich vor dem Kino, vor dem sich schon lange Warteschlagen gebildet hatten. Unter den Wartenden standen auch zahlreiche Jungs aus der Stadt. Während die Freundinnen warteten, bis sie endlich an der Kinokasse angekommen waren, konnten sie den einen oder anderen Blick mit den flotten Jungs austauschen. Wollten die etwa auch in diesen „Frauenfilm“? Während die Mädchen sich darüber Gedanken machten, entdeckten sie die Werbeplakate für den Western „Spiel mir das Lied vom Tod“. Dann wurde ihnen schnell klar, warum an diesem Nachmittag auch so viele Männer in der Warteschlange standen.

Endlich waren die Mädchen an der Reihe und jede kaufte sich eine Eintritts karte der mittleren Preiskategorie für 3,50 Mark. Was dann kam, war ziemlich peinlich. Die strenge Dame, welche an der Kasse saß, wollte doch tatsächlich von allen drei Mädchen den Ausweis sehen. So eine Gemeinheit, sie waren alle schließlich schon 16 Jahre alt und hatten somit das vorgeschriebene Mindestalter erreicht.

Mit der Kinokarte in der Hand, die eine kleine Abreißkarte war, begaben sie sich nun in Saal zwei. Hier war es ziemlich dunkel und ihre Augen mussten sich zuerst an die Dunkelheit gewöhnen. Wie gut, dass die Platzanweiserin mit der Taschenlampe die Freundinnen zu ihren Plätzen, die etwa in der Mitte der plüschigen Stuhlreihen waren, begleitete. An der mitternachtsblauen Decke leuchteten bereits die Silbersterne und diese strahlten nur wenig Licht aus. Es war in der Regel so, dass man 30 Minuten vor Filmbeginn die Plätze einnehmen konnte, dann aber noch während der ganzen Zeit bis zum Beginn „Vorfilme“ liefen. Meist kam zuerst Werbung, dann Ausschnitte von zwei oder drei Filmen, die in der nahen Zukunft gespielt wurden, und danach noch einmal ein kurzer Werbespot oder ein aktueller Bericht über die Nachrichten der vergangenen Woche.

Bevor dann endlich der Hauptfilm gespielt wurde, ging noch einmal für kurze Zeit das Licht an und die Eisverkäuferin kam mit einem kleinen Wagen an den Rand gefahren, um den Zuschauern für viel Geld Eis zu verkaufen. Seit einigen Wochen gab es sogar Popcorn in der Tüte und das war eine Sensation. Die Freundinnen gönnten sich eine Tüte davon und hatten einen leckeren Knabberspaß während des Films. Danach ging das Licht aus und der purpurfarbene schwere Samtvorhang ging wie von Geisterhand auf und der Film begann.

„Dr. Schiwago“ spielte im tief verschneiten Russland und der bildhübsche russische Arzt „Dr. Schiwago“ wurde von Omar Sharif gespielt. Was für ein schöner Mann. Es begann mit seiner Kindheit, denn im Alter von fünf Jahren wurde er Vollwaise und von Pflegeeltern aufgezogen. Zum Dank heiratete er dann später, während er Medizin studierte, die Tochter dieser Familie. Doch wie es im Film häufig geschieht, verliebte er sich in die hübsche junge Lara, die von Julie Christie, ebenfalls einer amerikanischen Filmschauspielerin, gespielt wurde. Der Film spielte während des 1. Weltkrieges und der Oktoberrevolution in Russland. Er war so dramatisch aber auch spannend und natürlich waren die Liebesszenen unendlich traurig, sodass die Mädchen häufig ihre Taschentücher benutzten, denn die Tränen liefen pausenlos über ihre Gesichter. Es war ein richtiger Herz-Schmerz-Film. Obwohl er über drei Stunden lief, verging die Zeit sehr schnell. Schade nur, dass der Western, der von so vielen jungen Männern besucht wurde, schon 40 Minuten vorher zu Ende war, sodass sie einander nicht mehr treffen konnten.

Als die Freundinnen das Kino verließen, war es schon dunkel geworden. Auf dem Heimweg sangen sie die bekannte Filmmelodie von diesem Film „Weißt du wohin“, die auch als „Laras Lied“ bekannt wurde. Das Lied wurde von Ivan Rebroff 1967 und später von Karel Gott gesungen. Das bekannte Orchester von James Last spielte es auf eine ganz andere Art und es lief in den 60er- und 70er-Jahren häufig im Radio.

Monika kannte sich bei den verschiedenen Filmen der 60er-Jahre aus, denn sie besuchte mit ihrer Patentante häufig Kinovorstellungen. Deutsche Filme mit Katharina Valente, wie zum Beispiel „Bonjour Kathrin“, Filmstars wie Liselotte Pulver in „Kohlhiesels Tochter“ oder Uschi Glas und Hansi Kraus mit den „Paukerfilmem“ waren allen bekannt.

Gabi schwärmte von Filmen mit Heinz Erhard wie zum Beispiel „Drei Mann in einem Boot“ und „Der letzte Fußgänger“. Oder von Filmen mit Peter Alexander wie „Charlies Tante“ oder „Hurra die Schule brennt“, in dem Heintje der große Kinderstar mitspielte. Auch die Heimatfilme mit Rudolf Prack und Marianne Koch wie „Grün ist die Heide“ oder „Der Landarzt“ waren sehr beliebt.

Petra dagegen liebte Kinofilme wie „Frühstück bei Tiffany“ mit Audrey Hepburn, „Das Schweigen“ mit Ingmar Bergmann oder „Große Freiheit Nr. 7“ mit Ilse Werner und Hans Albers.

Nicht zu vergessen, alle drei Freundinnen schwärmten von den Winnetou-Verfilmungen mit Pierre Brice und Lex Barker.

So ein Kinobesuch war immer etwas ganz Besonderes und da dieser nur sehr selten stattfand, freuten sich die Mädchen schon wieder auf die nächste Vorstellung.