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© 2016 Peter Laas
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN 978-3-7460-2693-0
Lasst uns auf die Reise gehen,
anderes Land zu suchen...Teil 2
Kurz vorab:
Alles, was ich hier runter schreibe, beruht auf Mund zu Mund Erzählungen. Nichts ist sauber recherchiert und mein ehemaliger Chefredakteur würde mir das so um die Ohren hauen, - aber jetzt bin ich ja mein eigener Chefredakteur, und das wird maximal eine schöne Geschichte. Eins noch, in früher Kindheit wurde eine Lese- und Rechtschreibeschwäche bei mir diagnostiziert, es schleichen sich immer wieder Fehler ein, - ich näher mich ja altersbedingt der Kindheit wieder an….-Jedenfalls sorry for that!
Hier ein paar Fotos vom Start, die arme Rosa muss am 10. April wieder in die Kiste, allerdings fliegen diesmal schon bedeutend mehr Hunde mit als die fünf Male davor.
Rosas erste Atlantiküberquerung 2011 nach Kanada ging in die Rockys. Die alte Dame ist ja jetzt schon 12 Jahre (mal 7 ergibt 77 Menschenjahre) und verpackt den Jetlag mittlerweile besser als ich. Meine erste Überquerung fand 1977 – glaube ich jedenfalls – statt, es gab die erste Billigfluglinie der Welt, „Freddy Laker“, und man konnte für 200 Deutsche Mark von London nach New York fliegen. Das war recht abenteuerlich, und ich bin damals mit der Mutter meiner Kinder gereist. Man kam in London an, hat in einem riesigen Zelt seinen Schlafsack ausgerollt, neben jede Menge anderer Schlafsäcke und zwischen Gitarrensound und Gesprächen wurde gewartet bis ein Platz frei wurde. Zehn Stunden später standen wir dann mit knapp zwanzig Jahren mitten in New York. Damals ging’s per Greyhound Bus auch nach Kalifornien. Das war zu der Zeit unser gelobtes Land: Hippies, Love and Peace.
Wir haben in Santa Barbara am Strand geschlafen und sind morgens von den Wellen geweckt worden. Ich war die letzten vier Jahre in Kalifornien, heute ist es nicht mal mehr möglich in der Nähe des Ozeans zu parken. Alles in fester Hand der Reichen und deren Konsequenzen. Silicon Valley und die hochbezahlten Computerjobs haben viele Menschen vertrieben. Es ist ungefähr so wie bei „Ken und Barbie“ (die Puppen), die bei „Starbucks“ wohnen. Uns ist damals das Geld ausgegangen, es gab ja kein Internet und Western Union Direktüberweisung, sodass wir von Kalifornien über Utah und Nevada zurückgetrampt sind.
In der Wüste am Straßenrand übernachtet und zurückblickend denke ich daran, wie viele hilfsbereite Amerikaner wir getroffen haben. Und das ist geblieben, so viele hilfsbereite und offene Menschen wie auf diesem Kontinent habe ich noch nie getroffen.
Das zweite Mal war ich 1993 hier unterwegs, ich habe damals eine Harley 1972 Sportster gekauft und bin mit meinem 11jährigen Sohn auf dem Rücksitz von Mexiko in Missouri, (Kleinstadt nicht weit von Chicago) über die Rocky Mountains und die Wüste Nevada nach San Francisco gefahren. Habe das Bike nach Deutschland geschafft, und da steht sie nun seit etlichen Jahren und wartet. Da es mit den alten Harleys nicht möglich ist, mehr als 150-250 Kilometer am Tag zu fahren, weil einen dann wieder eine Panne einholt, ist man auf die Hilfsbereitschaft angewiesen, auch hier wieder außergewöhnlich. Das Gleiche passierte letztes Jahr, als ich mindestens fünfmal den VW-Busmotor auf der Tour zerlegt habe. Menschen versuchten nicht nur bei der Reparatur mit Ersatzteilen etc. zu helfen, sondern sorgten sich auch um unser Wohlergehen, brachten in der Hitze von Florida und South Carolina eisgekühltes Wasser oder Essen mit.
Ich weiß natürlich nicht, wie es wäre, wenn man schwarze Hautfarbe hat, käme auf einen Versuch an, aber das erspare ich mir.
Ein weiterer Unterschied zu Deutschland ist, wenn man sagt: „Ist mir zu teuer“ oder: „Ich will kostenfrei übernachten“, dann drehen sich in Deutschland die meisten Menschen weg, und man steht dumm da oder wird beschimpft. Hier wird überlegt, Ranger ziehen ihr Telefon und fragen Kollegen oder in anderen Parks nach, selbst die Polizei die man fragt, ist super freundlich und denkt über Alternativen zur gegenwärtigen Situation nach.
Überhaupt ist das Reisen sehr einfach, es ist nicht außergewöhnlich, im Auto zu leben, und es gibt eine echte Reisekultur von Menschen über 50 die ihr Heim verkaufen und im Wohnmobil leben oder ihr Zuhause Zuhause sein lassen und im Winter nach Arizona und Sommer nach Kanada der kühleren Temperaturen wegen reisen. Die werden hier liebevoll „Snowbirds oder Snowghosts“ genannt, und es bilden sich in der Nähe von Phönix/Arizona Gemeinschaften von 50.000 Menschen. Alt werden wird hier anders behandelt, es gibt kein direktes Rentensystem, was den Vorteil hat, dass viele Menschen auch noch im Alter in soziale Prozesse eingebunden sind, und sei es auch nur als Verkäufer im Walmart (Supermarkt). Die Hilfsbereitschaft ist außergewöhnlich, ich sitze, während ich das schreibe, in Battle Rock, einem kleinen Ort an der Küste von Oregon. Drei Frauen in meinem Alter - eventuell ein wenig älter - arbeiten in der Sonne an der Bepflanzung der Grünanlage. Ich hin, gefragt, ob die Ladies einen Tee möchten und direkt mal über mein Lieblingsthema Donald Trump gequatscht. Entsetzen - viele Amerikaner wollen im November nach Kanada übersiedeln, - die Kanadier wollen uns aber nicht, kommt ein weiterer Kommentar.
Zum Thema Hilfsbereitschaft stellt es sich heraus, dass eine der Ladies Bildhauerin ist, mit der Galerie direkt am Parkplatz mit eigenem Restaurant und ich erhalte den WiFi Zugang mit der Erlaubnis vor ihrem Anwesen im Auto zu stehen und zu übernachten, zusammen mit einem kleinen Schreiben für die Ortspolizei.
So nun zurück zum Thema: der Hund muss bis zum Verlassen des Flughafengebäudes in der Box bleiben, was ein wenig hart für sie ist, weil sie mich ja sieht. Nachdem sie aus der Übergepäckrampe rollt, müssen wir erstmal zum Agriculture Schalter, - Schalter für die Einfuhr landwirtschaftlicher Güter -, dort werden die Tierarztpapiere geprüft und 31 Canadian Dollar kassiert.
Da sitze ich nun im Auto vor der „No Name Garage“ und warte, dass Miles Zeit für mich hat. Dabei hat eigentlich alles ganz gut angefangen. Der Flug war gut, super Platz, 58D, das heißt letzte Reihe direkt am Gang in der Mitte. Nur die Wand hinter mir, dass sollte ich mir merken. Die Stewardess, etwas jünger als ich und kleiner, hatte Schwierigkeiten auf Grund ihrer Körpergröße die oberen Gepäckfächer zu schließen. Hilfsbereit wie ich bin, habe ich das für sie in der ganzen Reihe erledigt, was dann Champagner bedeutete, leider mag ich das Zeug nicht, aber Campari Orange tuts auch. Gelandet bin ich pünktlich, keine Probleme am Zoll wie letztes Jahr und dann mit Rosa auf den kleinen Auslauf vor dem Flughafen, und wenig später wurde ich auch schon abgeholt, und wir sind zum VW-Bus in die Tiefgarage zu Tudo (Vermieterin) gefahren. Aufgebocktes Auto ablassen (der Reifen wegen auf Holzböcken), starten, und nichts tut sich. Der Tank total leer, Benzin rein, starten - nix -, Benzinfilter trocken -, Benzinleitung ab, - kräftig saugen und schwupps - 98 Oktan unverbleit im Mund.
Spucken, spucken, würgen, - hoffentlich halten die neuen Zähne das aus. Aus meiner Zeit, als ich noch mit meinem LKW zwecks Versorgung Umzüge gefahren bin, weiß ich, dass Diesel Amalgam anlöst. Ich war jung und dumm mit jeder Menge - auch - krimineller Energie und habe auf Kölner Baustellen LKWs abgesaugt. Ist ja schon verjährt und daher steht es jetzt hier. Starten, und noch mal spucken, der Motor läuft, aber richtig unrund und wirklich sehr rau.
Ich hatte von Deutschland aus mit einer kanadischen Werkstatt in Vancouver Kontakt aufgenommen, ist ja einiges durch die letzte Tour am Bus kaputt gegangen, deshalb hab ich den Wagen zu der Werkstatt mit Ach und Krach gefahren, mit qualmender rechter Vorderbremse in den Hof gestellt, in der Hoffnung, dass die ihn direkt am Montag mal durchchecken und loslegen.
Ich bin bis jetzt ca. 50.000 Kilometer auf nordamerikanischen Straßen gefahren und daher ist so einiges zu tun. Ölverlust, Bremse vorne sitzt fest, Achsmanschette hinten links defekt.
Pünktlich zur Eröffnung am Montag um 9.30 Uhr erklären mir die beiden deutschstämmigen Kanadier, dass solch ein Auto von ihnen als „Projekt“ behandelt wird. Was im Klartext bedeutet, wenn sie ein wenig Zeit übrig haben, schieben sie es in die Halle, arbeiten dran und wenn nicht, steht der Wagen eben da.
Das ist schon mal nix: Auto genommen, Bremsschläuche selber gewechselt, und siehe da, die Bremse arbeitet wieder richtig gut. Der Motor läuft aber immer noch nicht sauber, und ich zuckele erstmal Richtung US-Grenze, in der Hoffnung, dass er sich schon frei läuft.
Die Grenzbeamten der US-Border sind wie immer erst unfreundlich, dann von mir: „Sir, may I please...“ also ein wenig „Bitte, bitte“, und Herr Officer fühlt sich bestätigt, und ich durfte sogar mit einem Schlauch meine Wasservorräte auffüllen.
Ich hoffe die ganze Zeit schon irgendwas vom Wahlkampf zu spüren, aber das Thema ist hier einfach keins, jedenfalls nicht an diesem Ort. Donald Trump scheint ein weit über die USA agierender Baulöwe zu sein, so baut er in Vancouver/Kanada ein Hochhaus - natürlich mit Billiglohnkräften, - in diesem Falle Mexikaner. Selbige sind aufs Dach des Hochhauses und haben die mexikanische Flagge gehisst, mit der Aufschrift: Zum Bauen gut genug, aber ansonsten lässt der feine Herr eine Mauer an der Grenze bauen. Kurz hinter der Grenze dann endlich ein Lebensmittelladen, bei der Grenzüberschreitung kann ein nicht angemeldeter Apfel schon bis zu 400 $ Strafe kosten, daher habe ich gar keine Lebensmittel und schon gar kein Hundefutter dabei. Die Amerikaner versuchen so, die Einfuhr von „Alienpflanzen“ zu verhindern, was ja nicht verkehrt ist. Rosa hat wegen des fehlenden Hundfutters echt geschlemmert. Nudeln mit Speck, Nudeln pur, Nudeln mit Thunfisch, deshalb hockt sie jetzt wie entgeistert vor ihrem Napf und frisst nichts. Das zieht sie zwei Tage durch, mich nervts, bis ich dann nachgebe und eine Dose Nassfutter kaufen gehe. Die alte Oma hat mich ganz schön im Griff. Die ersten zwei Nächte habe ich auf „Rest Areas“ - amerikanischen Autobahnrastplätzen - übernachtet. Immer auf der Interstate 5.
Mit tuckerndem und ruckelndem Motor Richtung Süden. Es ist kalt und windig, - 47 Fahrenheit, das bedeutet 47 minus 30 geteilt durch zwei = 8 Grad Celsius.
Folgendes Schild habe ich in der Toilette der Rest-Area entdeckt:
Falls mal kein „Restroom” (Waschraum) vorhanden, habe ich folgendes lebenserleichterndes Hilfsmittel: mein Kackstuhl - Import aus UK (United Kingdom)
Am Morgen des 16. April gehts nach dem Frühstück auf die Interstate, in den fließenden Verkehr einfädeln, - geht nicht - die Geschwindigkeit lässt sich nicht über 50 Meilen bringen, was 80km/h bedeutet. Ich taste den Auspuff ab, nachdem ich es geschafft habe, die Interstate 5 in Coburg zu verlassen. Es regnet wie aus Eimern und dazu geht ein eisiger Wind. Ich bin mittlerweile in Oregon, und wie ich später erfahre, ist dieses Wetter für die Jahreszeit normal. November bis Februar nahezu Dauerregen. Unter dem Dach einer Tankstelle finde ich Schutz und fange mit der Diagnose an. Auspuffauslass vom 3. und 4. Zylinder sind kalt, was bedeutet, dass der gute Bus nur auf zwei Zylindern läuft. Die linke Seite am Auspuffrohr wird richtig heiß, was mir die Brandblase am Finger deutlich macht. Kerzen gewechselt, links nix, kompletter Verteiler gewechselt, nix, es regnet wie irre, und es stürmt heftig: zweimal durchnässt. - Frust.
Auf meiner Suche nach einer Garage, die mir schon mal im Vorfeld einen Termin gibt, hat mir Owen, - mein amerikanischer Freund - eine Adresse genannt, - „The No Name Garage“ in Eugene in Oregon. Ich denke, ein wenig Luxus könnte ich mir ja gönnen, und vielleicht habe ich ja Glück und fall nicht wieder rein wie letztes Jahr in Kalifornien, - Freak aus Alemanja, hat ja Geld und kann ja, - die Werkstatt die Owen mir empfohlen hat, soll wirklich gut sein (hat er zwar letztes Jahr auch bei Jason gesagt, aber es ist sooo kalt), könnte mich ja da hin ruckeln, wenn sie nicht allzu weit entfernt ist, schau ich doch einfach mal im Netz bei McDoof, - 14 Meilen vom jetzigen Standort. Gibt es Zufälle? Oder fängt hier gerade wieder eine Übung an….
Abwarten, genau das mache ich jetzt seit drei Stunden im Auto vor der Werkstatt….
Und dann gehts los, das war wirklich eine positive Überraschung, wie sich später rausstellte sogar ein Glücksgriff. Miles, - der Chef der Werkstatt mit seinen zwei Kollegen, Todd, - auch ein weit gereister Mechaniker, Europa, Indien und zwei Jahre Korea - sowie Gerry die Hilfskraft, haben den Wagen mit mir drin in die Halle geschoben, auf eine der zwei Bühnen. Merkwürdiges Fahrgefühl. Miles hilft Reisenden -Travellers zuerst, danach kommen die anderen Kunden. Er hat echt viel zu tun, dauert klingelt das Telefon, Kunden, Bestellungen usw.
Knappe Anweisung an Gerry, Kompression auf allen Zylindern messen, und weg war der Chef wieder an einem anderen Projekt. Kompression ist gut, 140, 150, 150 und 160. Die Vorrausetzungen für einen guten Motor. Nun geht Miles persönlich ran, alles was irgendwie minderwertig aussieht, fliegt raus, Zündkabel, China oder Mexiko, da müssen deutsche Produkte rein,- deutsches Material ist das Beste, exakt meine Meinung: Made in China, direkt in den Mülleimer. Kerzen, weg damit, neue von Bosch rein und: Einmal starten und der Fehler ist immer noch da. Der Motor läuft nur auf der rechten Seite, also erster und zweiter Zylinder. Zündfunken sind da, nur keine Zündung. Trick: Überall da, wo was undicht sein könnte, mit hoch entzündlichem Aerosol-Kerosin-Ethanolgemisch ansprühen, und siehe da, als der Sprühstrahl an der Gummidichtung zum Ansaugrohr auftritt, läuft der Motor schneller, also da zieht er das Gemisch und zündet. Tja, das war der Fehler. Gummimuffe am Ansaugrohr für die beiden Zylinder undicht, daher zuviel Luft im Gemisch, daher keine Zündung, abdichten, Vergaser sauber einstellen, und dann habe ich die Probefahrt gemacht, super. Läuft wie eine Eins. 310 $ bezahlen und vor der Garage auf der Straße kann ich sogar übernachten.
Geh mal mit dem Hund und morgen machen wir weiter, da hinten ist ein Naturschutzregion, Feuchtgebiet, - da kannst Du prima laufen. - Er gehe jetzt noch schnell ein Bier mit den zwei Kollegen trinken, sagt Miles, ich könne ja nachkommen, direkt vorne auf der Ecke, da ist Lifemusik - Blues. Oh cool, ich habe meine beiden Harps (Mundharmonikas) ja auch mit, ok, dann bis gleich, ich gehe erstmal mit dem Hund, und dann will ich was kochen.
Al