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© Heinz Bohn, Essingen
2. ergänzte Auflage 2019
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Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7481-2459-7
Blick vom Friedhof Lauterburg auf Essingen
Ende des 18. Jahrhunderts entstanden in Deutschland die ersten Krieger-, Militär- und Veteranenvereine. Nach den Befreiungskriegen ab 1813, den Feldzügen von 1864 und 1866 sowie dem Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 verbreiteten sich solche Vereinigungen ehemaliger Soldaten, getragen von nationaler Begeisterung, besonders ausgeprägt. In der Universitätsbibliothek Tübingen befindet sich eine Ausgabe der Württembergischen Kriegerzeitung von 1931, in welcher die Fahne des Kriegervereins Essingen als vermutlich älteste Fahne württembergischer Militärvereine abgebildet ist.2 Die Vorderseite der Fahne trägt die Inschrift „Den Kriegern“, die Rückseite neben dem Jahr der Vereinsgründung 1813 eine stilisierte Krone sowie ein verschlungenes „W“, beides Hinweise auf das erst 1806 neu entstandene Königreich Württemberg.
Der Essinger Kriegerverein von 1813 war also einer der ersten Kriegervereine in unserer Gegend und damit Vorbild und Vorreiter für nachfolgende Gründungen. Seine frühe Entstehung könnte er der langen Tradition eines ehemaligen Schützenvereins verdanken. Dieser Schützenverein ist seit 1585 nachzuweisen, als die Gebrüder Sebastian (#164)3 und Georg Wolf von Woellwarth (#166) am 23. Mai 1585 die erste Essinger Schützenordnung erließen: „Sämtliche gnädige Herrschaften auf Lauterburg, Hohenroden und Essingen haben ihren Untertanen und Schützen zu Essingen zur Pflanzung und Erhaltung friedliebender und guter Gesellschaft und um Kurzweil willen mit der Ziel- und Bürstbüchsen zu schießen gnädiglich vergönnt und zugelassen, also und dergestalten, dass ein jeder Schütz, so er allhier zu Essingen schießen will, sich dieser Schützenordnung durchaus in allem gemäß verhalten und leben solle“.4 Diese Schützenordnung wurde am 14. September 1771 erneuert. Während des Koalitionskrieges zwischen Frankreich und Österreich mussten 1809 auf Anordnung der Obrigkeit alle Waffen abgegeben werden. Das offensichtlich gut bewaffnete Essingen lieferte einen großen Wagen voller Feuerwaffen nach Aalen und erhielt später dafür eine Vergütung von 15 Kronen pro Stück. Mit der Abgabe der Waffen ging die über 220-jährige Geschichte dieses Schützenvereins zu Ende.
Als nach der Völkerschlacht bei Leipzig am 16. Oktober 1813 die Herrschaft von Napoleon I. über Deutschland und Europa beendet war, schwappte eine Welle nationaler Begeisterung über Deutschland und führte zu vermehrten Gründungen soldatischer Vereinigungen, wie eingangs schon erwähnt. Im damals 1887 Seelen zählenden Essingen5 wurde bereits im Jahre 1813 ein Kriegerverein ins Leben gerufen. Ihm gehörten auch die ehemaligen Soldaten aus dem 576 Einwohner starken Dorf Lauterburg an, das erst 1820 zu einer selbständigen Gemeinde im Oberamt Aalen erhoben wurde.6 Ziel des Vereins war vor allem, die Liebe und Treue zum deutschen Volk und Vaterland zu beleben, zu bewahren und die Kameradschaft sowie die Erinnerung an den gemeinsamen militärischen Dienst zu pflegen. Verstorbene sollten mit militärischen Ehren zu Grabe begleitet und ihnen mit Salutschüssen die letzte Ehre erwiesen werden. Den Hinterbliebenen wurde eine Beihilfe zu den Bestattungskosten gewährt und bedürftige Mitglieder erhielten eine finanzielle Unterstützung.
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