Wie verhalte ich mich als Haupt- oder Ehrenamtliche(r)
im Umgang mit Geflüchteten?
(Überlegungen und Anregungen)
In einem Interview mit der Bundeszentrale für politische Bildung betonte der Migrationsforscher J. Olaf Kleist am 19.6. 2017: „Das große Engagement in der ehrenamtlichen Flüchtlingsarbeit zeigt: Die Zivilgesellschaft ist offen für Migration.“1
Die folgenden Überlegungen knüpfen daran an und richten den Blick sowohl auf die Flüchtlinge und das Thema (Zwangs-) Migration als auch auf diejenigen, die sich für Flüchtlinge einsetzen bzw. in der einen oder anderen Weise mit ihnen befasst sind. Flüchtlingsarbeit steht somit – nicht nur in Deutschland – sowohl zur Migrationsthematik und zur Flüchtlingskrise als auch zur Willkommenskultur in enger Verbindung. Da Flüchtlingsarbeit sich nicht nur auf ein einzelnes Flüchtlingsphänomen beschränkt, sondern alle lebensweltlichen Dimensionen (und vor allem die soziale und historische) im Blick hat, geht es letztlich um die Frage, wie aus komplexen Erfahrungen Konzepte für ein angemessenes Miteinander entwickelt werden und wie sich diese Konzepte bewähren.
1http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/kurzdossiers/250255/interview-mit-j-olaf-kleist.
Flüchtlingsarbeit als Arbeit mit Flüchtlingen ist zum einen definiert durch den Begriff des Flüchtlings, der entweder eng im juristischen Sinne oder – wie im vorliegenden Fall und in der aktuellen Forschungsliteratur – im sozialwissenschaftlichen und historischen Sinne weiter gefasst werden kann ("refugees", „Geflüchtete“, „Neubürger“, „Zuwanderer“).
Außerdem gilt es in diesem Zusammenhang „Arbeit“ mit Flüchtlingen näher zu charakterisieren.
Flüchtlingsarbeit meint – ähnlich wie Flüchtlingshilfe – alle Formen von Unterstützung und Zusammenarbeit mit Flüchtlingen, die insbesondere deren Ankunft betreffen, den Asylverfahrensprozess und die Integration in Deutschland sowie alle anderen Herausforderungen, denen sie als Flüchtlinge begegnen.
Diese Arbeit geschieht auf administrativer, in vielen Bereichen aber auch auf ehrenamtlicher bzw. freiwilliger Basis und steht daher im Mittelpunkt dieser Broschüre.
Dazu gehören als Zielgruppe keine Flüchtlinge, die schon längere Zeit in Deutschland leben und etabliert sind, wie deutsche Vertriebene und (Spät-)Aussiedler oder jene, auf die sich Kultur- und Diasporavereine beziehen.
Als ‚freiwillig engagiert‘ wird gezählt, wer in der Befragung angibt, freiwillige oder ehrenamtliche Arbeiten oder Aufgaben außerhalb von Beruf und Familie auszuüben.1 Als ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit gelten somit all jene Tätigkeiten, mit denen sich Personen unentgeltlich in Zusammenarbeit mit Flüchtlingen für jene engagieren.2
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