Vorwort
Ich fühle mich wie ein Adler. Ein heißer, trockener Wind zerzaust mein Gefieder
hier auf 1900m Meereshöhe. In dieser klaren, trockenen Luft sehe ich mühelos bis zum 100km entfernten Horizont dieser weiten Ebene, in der rötliche Sandsteintürme stehen, einige mehr als 300 m hoch.
Sie haben Namen, wie Eagle Mesa (Adler-Tafelberg), Spearhead Mesa (Speerspitz-Tafelberg), oder Raingod Mesa (Regengott-Tafelberg). Die untergehende Sonne taucht sie in ein tiefes Rot.
Außer dem Rauschen des Windes höre ich keinen Laut. Tier und Mensch sind verstummt. Ich vergesse fast zu Atmen in dieser mystischen Szenerie. Ein fantastischer, unvergesslicher Anblick hier im Navajo Nationalpark Tsé Bii Ndzisgaii (Monument Valley, Arizona).
Millionen von Jahren der Erdgeschichte liegen vor mir, eingefangen in einem Panoramafoto im Mai 2001. Dieses Foto hängt direkt über meinem Arbeitsplatz.
David Mark (Pixabay)
Es ist ein Blick in unsere Erdgeschichte. Jahrmillionen, welch eine Zeitspanne!
Ich verwende diesen Begriff und doch kann ich es mir nicht vorstellen. Ich lasse nur meinen Blick auf dem Bild ruhen und spüre jedes Mal eine tiefe Ruhe, in die ich eintauche. Eine wohlige Vertrautheit macht sich breit, wie damals. Ist das jetzt das Gefühl, welches ich beim ersten Besuch dort hatte? Aber woher kam dann das Gefühl damals? Ist es jetzt ein Blick in die Vergangenheit, in die Gegenwart oder in die Zukunft?
Ich glaube, alle drei Varianten sind möglich: der Blick in die Vergangenheit ist meinem Verständnis zwar am vertrautesten, aber wenn ich mich jetzt in diesem Moment dorthin „beamen“ könnte, dann wäre für mich der Blick auf dieses weite Tal noch immer der gleiche, weil sich dort für mich nichts verändert hätte. Auch in 30 Jahren, also wenn ich 82 bin, wird es mir schwergefallen, ein anderes Foto mitzubringen, denn auch bis dahin hat sich für mich offensichtlich nichts verändert.
Ein Foto von mir in 30 Jahren aufgenommen... wie wird das aussehen?
Jetzt ist mir plötzlich der Unterschied zwischen Jahrmillionen und einem Menschenleben klarer geworden! Daher kommt vielleicht auch das Gefühl von Ruhe und Gelassenheit.
Ja, ich glaube, ich werde mit 82 nochmals hinfliegen.
Diese Gelassenheit gibt mir Kraft, sie durchfließt mich wie Lava, es prickelt überall. Gelassenheit, die aus der Zentrierung kommt. Sie kennen diesen Zustand sicherlich auch, wenn Sie das Gefühl haben, Sie sind eins mit sich, Ihre Körperfunktionen sind aufeinander abgestimmt und alles ist im Lot.
Ich habe dann den Eindruck, ich bin mein Bein oder mein Ohr. Ich bin eins mit meinem Selbst.
Wenn ich bei mir bin, dann gibt es keine Angst, keine Zweifel, keinen Ärger und keine Wut.
Bei den Kahunas auf Hawaii ist man der Meinung, dass solche negativen Gefühle den freien Fluss der Lebensenergie blockieren. Damit hat man aufgehört zu leben, obwohl man noch nicht tot ist!
Ich habe in meinen Seminaren immer wieder Menschen kennengelernt, die aufgehört hatten zu leben. Eingesperrt in Ihre Welt voll negativer Erwartungen, Glaubenssätze und Zukunftsängste fristeten sie ihr Dasein und glaubten, es müsse so sein.
Die gigantische Wolke negativer Energie, die aus dem zerstörten World Trade Center in New York aufstieg zeigte, wohin solche Erwartungshaltungen führen.
Wenn Millionen von Menschen Böses erwarten, dann muss nach den gültigen Lebensgesetzen auch Böses kommen. Abermillionen haben dann diese Energie noch mit ihrer Aufmerksamkeit gespeist, indem sie sich die 24 Stunden- Dauerberichterstattungen ins Haus geholt haben und mit jedem darüber gesprochen haben!
Verstärken wir gemeinsam die positiven Energien, zum Wohle aller.
Ein jeder kann bei sich beginnen. Gehen Sie bei sich auf die Suche nach so einem kraftvollen Ankerplatz, an dem Sie jeden Tag bewusst mit Ihrem Lebensschiff vor Anker gehen. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen, es lohnt.
Ich möchte mit meinem Buch Anregungen für eine lebenswerte Zukunft mit weniger Angst, Zweifel, Ärger und Wut geben. Vielleicht wird dieses Buch oder nur eine Seite, vielleicht auch nur ein Satz Ihr persönlicher Ankerplatz.
Ich wünsche es Ihnen!
Alberto von Slyrs
Das Wesen des Lebens ist Wechsel, Veränderung, Wandlung – die Natur des Anhaftens aber ist die Verneinung des Wechsels, das Festhalten wollen, die Stabilisierung, das Verhindern der Wandlung.
Aus diesem Grund erscheint uns der Wechsel als Leiden.
Was wir Tod nennen ist lediglich eine Zustandsveränderung, oft nur von vorübergehender Natur.
Der Tod lässt das Lebenslicht nicht verlöschen, sondern verändert lediglich dessen Form und Richtung.
Er ist kein Schlusspunkt, sondern nur ein Komma in der Geschichte des Lebens!
(Philip Kapleau: Das ZEN-Buch vom Leben und Sterben)
"Blondy" und “Blacky"
Ich stehe am Gipfel - die Spätnachmittagssonne taucht die Föhnschleier in unwirkliche Farbenkombinationen.
Weit unten im Tal verschlingen die Schatten Kühe, Häuser, Menschen…
Über mir Bergdohlen, zerrissene Wolkenfetzen wie zu oft geschleuderte Nachthemden.
Es wird Zeit... Ich mache es den Dohlen nach und stürze mich über den Grat ins Nichts...
Es ist berauschend wie jedesmal. Die Luft umschmeichelt mich wie zitzenwarme Kuhmilch, gurgelt, zerrt, reißt, hält still... sie hält still, aber wieso?
Ich bin durch einen Föhnfladen gefallen, habe soeben noch mit den Federn dieser unwirklichen Eiskristalle gespielt und jetzt hält die Luft einfach still!?
Ich kenne das, aber woher? Ach ja, ich war das erstemal in Südfrankreich und wurde vom Zirpen der Grillen am frühen Abend fast erdrückt, von diesem ohrenbetäubenden Zirpen. Plötzlich war es totenstill, das Zirpen hallte noch in meiner Erinnerung, aber in Wirklichkeit hatte es schlagartig aufgehört. Ja genauso war es!
Ich wünschte jetzt aber sehr intensiv, daß ich die Luft wieder hörte, daß sie noch um mich war, aber sie war es nicht mehr, diese vom Föhn glasklar gewaschene Luft.
Durch diese Luft konnte ich sehen wie mit einem riesigen Teleskop, alles war zum Greifen nah.
Die Almwiese direkt unter mir sah wirklich kitschig aus mit den gefleckten Kühen, den Felsbrocken dazwischen und der Viehtränke auf die ich wie ein Komet zuschoß...
Die Bergwacht, von einem Angestellten der Seilbahn gerufen, war schnell zur Stelle.Wie eine Puppe,
von einem zornigen Kind gerupft, die Arme und Beine ausgedreht, so fanden sie mich, von meinem zerrissenen Gleitschirm umsponnen wie von einem Kokon, auf die
Almwiese geworfen, als sollte ich in den Almenrausch einwachsen bis zum jüngsten Tag.
Der diensthabende Arzt fand nichts lebendiges mehr, keinen Herzton, keinen Atem, nichts mehr. So wurde die leblose Gleitschirmpuppe auf die Bahre gespannt, verzurrt und dann machte sich der Krankenwagen auf seinen holprigen Weg über die Forststrasse, welche sich aus der Almenrauschidylle hinab ins jetzt schon dämmrige Tal schlängelte.
Als der Wagen über die Geleise der stillgelegten Stichbahn holperte, entfuhr dem lehm-und blutverschmiertem Klumpen auf der Bahre ein schauriges Stöhnen.
Das aufblitzende Blaulicht und die zunehmende Geschwindigkeit des Krankenwagens signalisierten den zahlreichen Wochenendausflüglern eine dringende Fracht -
der Notarzt setzte in voller Fahrt eine Infusion und betete zum lieben Gott.
Meine Seele, die noch bei den Kühen auf der Wiese gesessen war und eigentlich den Sonnenuntergang genießen wollte, bekam Stress. Ihr wurde nämlich regelmäßig schlecht
bei zu schnellem Fahren, besonders wenn sie hinten sitzen mußte. Aber vom Sitzen war in diesem spartanisch eingerichteten rasenden Notfallzimmer keine Rede.
Sie schwang sich gerade auf die Halterung für das Beatmungsgerät als ihr der Atem stockte-...wenn man das bei Seelen überhaupt so sagen konnte:
Sie ahnte, was der Fahrer erst Sekunden später sah: aus einer Seitenstraße fuhr Juanita, ein12jähriges mexikanisches Mädchen viel zu schnell mit ihrem Mountainbike und
ohne Licht.
Der Krankenwagen erfasste sie seitlich mit ca. 80 Std.km und schleuderte sie von ihrem Rad an den Granitbordstein. Das war kein faires Zusammentreffen -Granit mit Schädelknochen!
Das Blut trat aus Ohren und Nase und ließ dem Notarzt keine Wahl zumal dieser Zusammenstoß