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Ästhetik Warum?
Textbuch zu Wolf Wonder - Über das Emotionale in der Kunst
© 2020 Wolf Wonder & Susanne Ursula Meyer
Titelbild: Wolf Wonder, Ästhetik Warum? 2020, Öl/LW, 30 x 30 cm
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783753428277
Das vorliegende Textbuch Ästhetik Warum? ist die gekürzte Fassung des Buches Wolf Wonder - Über das Emotionale in der Kunst, ISBN: 9783750493339, von Susanne Ursula Meyer, in einer Zusammenstellung aller Textbeiträge, ohne den Bildteil.
Stellenverweise auf die jeweiligen Abbildungen wurden nicht entfernt, etwaige Seitenangaben sind ebenso unverändert - diese beziehen sich auf das Gesamt-Kompendium.
Das vorliegende Buch ist im Wesentlichen eine Sammlung von Gesprächsaufzeichnungen aus Arbeitsgesprächen zwischen Wolf und mir, Gespräche, die gewöhnlich täglich stattfinden, meistens vormittags.
Seit ich Wolf kenne, seit 1989, haben wir fast täglich solche Arbeitsgespräche, die sich im Laufe unserer langjährigen Zusammenarbeit dahingehend entwickelt haben, dass Wolf oft spricht, während ich vornehmlich zuhöre.
Diese besondere Gesprächsstruktur und Rollenverteilung ist Ausdruck einer bestimmten größeren Form, die auch Wolfs Bilder prägt.
Wolf verfolgt immer einen bestimmten Gedanken oder eine Idee, was sich zunächst in seinem Mind1 in latenter Form befindet und darauf wartet, ins Bewusstsein geholt zu werden.
Oft sind es auch Gefühle oder Bilder, die Wolf dann durch Sprache in die Existenz holt. Grundsätzlich kann man sagen, Wolf sieht die Dinge zunächst, er denkt eigentlich in Bildern.
Das Gespräch kann Verzweigungen in verschiedene Richtungen nehmen, aber Wolf kehrt - sofern man ihn lässt - immer wieder zum Grundgedanken zurück, er verfolgt immer irgendwie ein Ziel, will immer auf etwas hinaus.
Da er selbst nicht weiß, wie das Ergebnis aussehen wird, das heißt erst im Gespräch authentisch etwas entwickelt, übernehme ich als Gesprächspartnerin oft die Funktion eines zuhörenden Begleiters und bin eine Art Projektionsfläche, und durch meine Gefühle, meine Anteilnahme, mein Verstehen oder mein Nichtverstehen, meine Unbewusstheit und meinen Widerstand, auch Katalysator.
Jedes dieser Gespräche hat eine tiefenpsychologische Komponente, die durch das Sprechen über etwas Konkretes hindurch immer mitschwingt, dies ist die Frage, Wer bin ich?
Das große übergeordnete Thema in Wolfs Leben und Kunst ist die Frage nach der eigenen Identität.
Wolf weiß nicht, wer er ist. Ihm fehlt da etwas, was für andere Menschen selbstverständlich2 ist und worüber man nur sehr schwer sprechen kann.3
Wolf kennt seinen biologischen Vater nicht und wurde über die Tatsache, dass er aus einem unehelichen Verhältnis hervorgegangen ist, belogen, und mit dieser Lüge war konstante Gewalt verbunden.
Man hat ihn über seine Identität verrückt gemacht.
Wolf wusste innerlich immer die Wahrheit, aber er hatte keinen Beweis.
Die Familienlüge wurde erst 2008, einige Zeit nach dem Tod beider Eltern, durch einen Geschwister-DNA-Test wirksam aufgelöst.
Seit Wolf den Beweis für die Wahrheit hat, verfügt er über ein neues Fundament, das der gewünschten Heilung neue Chancen öffnet.
So sind auch die Gespräche immer therapeutisches Mittel auf der Suche nach sich selbst.
Jedes Gespräch dient Wolf dazu, tiefer zur eigenen Realität und zur Wahrheit vorzudringen, zu dem, was ist, und das schließt selbstverständlich eine Reflektion über die Welt, die Außenwelt, die Gesellschaft mit ein.
Ich sprach von der größeren Form, die unsere Gespräche kennzeichnet; zunächst ist da die spannende Frage, was kann ein intentionales Gespräch überhaupt leisten, was hat es für eine Wirkung? Was bewirkt das Sprechen? Was bewirkt das Zuhören?
Welche Macht haben Worte, Bilder, Gedanken, und welche Wirkung haben sie, wenn sie durch ein Gespräch im Bewusstsein zweier oder mehr Menschen sind?
Wolfs Sprache ist von starker Willenskraft durchdrungen und von dem Willen zu fühlen, und für ihn ist es selbstverständlich, dass Sprache, dass Kommunikation Arbeit ist, Arbeit am Selbst, welche Veränderung bewirkt, Vervollständigung und - hoffentlich - Heilung.4
Der Anspruch, zu sich selbst vorzudringen, sich sprechend, fühlend und Bild schaffend ins Sein zu bringen, hat - um auf die Form zurückzukommen - strukturelle Parallelen zu Arthur Janovs Primärtherapie.5
Ich will hier nur einen Aspekt anführen, und zwar den, der für mich die größte Herausforderung birgt, und hoffe, dass dies verstehbar wird, auch wenn man mit Janovs Lehre nicht vertraut ist.
Wenn ein Primärpatient systematisch, d.h. seinem jeweiligen psychophysiologischen Zustand gemäß in tiefere Bereiche seines abgekapselten Schmerzes hinabsteigt, darf in diesen, aus seinem Inneren gesteuerten Heilungsprozess nicht eingegriffen werden, da dies den ganzen Prozess des Aufsteigens mit dem Ziel der Integration zunichtemachen kann.
In der Primärtherapie kann dies so aussehen, dass es einem Patienten, der sich mit der grausamen Wirklichkeit, von seinen Eltern nicht geliebt worden zu sein, konfrontiert, indem er das Ungeliebtsein, den Schmerz und das Gefühl, ‚ungeliebt‘, wiedererlebt, um es dann auflösen zu können, dass es ihm in Hinblick auf dieses Ziel schadet, wenn der Therapeut mitfühlend ist und sagt, ‚Ich verstehe dich‘.
Der Therapeut, auch wenn er dies als Hilfe versteht, will die Kontrolle behalten und korrumpiert die ausschließlich im Patienten selbst liegende Gestalt der Wahrheit und deren innere Logik und Dynamik.
Man hat es hier phänomenologisch mit einer Realität zu tun, vielleicht mit einem Naturgesetz?
Und mit dieser Realität, der Gesetzmäßigkeit dieses Phänomens finde ich mich auch in der Kommunikation mit Wolf konfrontiert.
In unserer Kommunikation, die ja im normalen Leben und Alltag stattfindet, ist es natürlich erwünscht und elementar wichtig, sagen zu können, ‚Ich verstehe dich‘6, und diese Funktion erfülle ich dann als sogenannter Zuhörer in besonderen Maße, was sich in der schriftlichen Aufzeichnung als ein häufiges ‚Mmh‘ meinerseits niederschlägt.7
Mit dieser Analogie will ich nur die fragile Struktur verdeutlichen, die einem realen Prozess, in dem etwas Reales hervorgebracht wird, innewohnt, und die bei einer Unterbrechung, die häufig als authentischer Beitrag mit den besten Absichten daherkommt, zerstört wird, so dass der Prozess nicht in seiner ursprünglichen Energie fortgesetzt werden kann.
Diese Tür ist dann zu, die Gelegenheit verpasst.
Wolf sagt dann oft zu mir, ‚Du willst immer im Alten bleiben, es ins Alte zurückführen.‘
Im Grunde genommen geht es um die Vermeidung von Schmerz.
Wolf geht es immer um die Wirklichkeit des Realen, und dabei primär zunächst um die Wirklichkeit seiner Realität8, und diese beinhaltet Schmerz und die Intention oder zumindest die Bereitschaft, Schmerz zu fühlen.
Ich hingegen möchte den Schmerz - zunächst jedenfalls - nicht fühlen.
Entsprechend dieser Grundhaltung der Vermeidung, die fast so etwas wie ein Persönlichkeitszustand ist, nehme ich in unseren Gesprächen oft automatisch die Position ein, dass ich über die Dinge spreche, ich bin sozusagen auf natürliche Weise distanziert und argumentiere, bleibe in Aufrechterhaltung meiner Unbewusstheit symbolisch und, hier die Brisanz, durch eine falsche Bemerkung kann Wolf aus seiner Realität herausfallen; ich korrumpiere dann Wolf in seinem Prozess, einer Wahrheit zu einer wirklicheren Gestalt zu verhelfen, denn die Intention einer Vermeidung ist eine Intention9 und damit eine Form von Gewalt, für die ich dann verantwortlich bin.10
In solchen Fällen ist Wolf allerdings absolut kompromisslos, da hat er die Perlen aus der Erfahrung einer Primärtherapie für sich in Besitz genommen, und folgt seiner inneren Sicherheit, dass ich nicht Opfer seiner Unzulänglichkeit bin, sondern dass der höhere Wert der Wahrheit auch von mir gewünscht ist.11
Ich habe mich damit einverstanden erklärt12, und so nimmt Wolf mich bei meiner vollen Verantwortung und zwingt mich vom Irrationalen oder Illusionären zum Realen.
Er mutet mir die Begegnung mit mir selbst zu.
Wolf sagte einmal, ‚Um an Land zu gehen, musste der Lurch sich die Füße ausdenken‘.
Dieser Satz hat mich nachhaltig bewegt und das zeigt, dass auch ich durch den Schmerz gehen will, nur muss Wolf mir in solchen Gesprächen den Anstoß geben und mich aus meiner Position eines Trittbrettfahrers stoßen.
Die besagte Struktur, wie man zum Realen vordringt, die Form des Prozesses, wie sich Wahrheit einer verborgenen inneren Logik gemäß gebiert, ist immer da, in allen Gesprächen sowie auch in Wolfs Bildern, die ich mit einem Wort charakterisieren möchte: real.
Wolfs Kunst ist nicht symbolisch.
Dieses herausragende Merkmal speist sich offensichtlich aus der Frage nach der eigenen Identität im Wechselspiel mit der Frage nach Identifizierung.
Es ist die Beschäftigung mit der eigenen Linie, die sich buchstäblich wie ein roter Faden, ja wie ein Ariadnefaden durch Wolfs künstlerische Arbeit zieht und Identität und Identifizierung schafft.
In dieser Hinsicht ist die Tatsache, dass Wolf 2010 seine Malerei auf farbige Linien reduziert hat, besonders aufschlussreich; diese Rückkehr zu den elementaren Bausteinen Farbe und Linie, die auch Wolfs Frühwerk bestimmen, war schließlich Anlass für dieses Buch, in dessen Zentrum die Bilder aus der Zeit von 2010 bis 2016 stehen.
Wolf hatte sich - nachdem bereits etliche neue lineare Bilder entstanden waren - darüber beklagt, dass ich diesen gegenüber auffällig indifferent sei, und ich muss zugeben, dass ich die Bedeutung dieser künstlerischen Entscheidung in ihrer Komplexität nicht durchdrungen, nicht erfasst hatte.
Dies war der Anstoß für mich, nach langer Zeit unsere Arbeitsgespräche wieder aufzuzeichnen, zu dokumentieren; aus dieser Sammlung von Gesprächsaufzeichnungen aus den Jahren 2013 bis 2016 ist die folgende Auswahl zusammengestellt.
Meine Intention war, Wolfs ‚Walk the Line‘, die Linientreue, d.h. die spezifische ganzheitliche Struktur im permanenten Vordringen und Durchbrechen zum Realen, die seine Wahrnehmung bestimmt, für den Leser transparent zu machen und auch zuzumuten, und zwar dort, wo sich Einsichten, Erinnerungen oder Sinnzusammenhänge auf dem biografischen Parcours sprunghaft offenbaren.
Die Gespräche, die stets den offenen Prozess intendierter Bewusstseinsbildung in uns darstellen, geben - mit Auslassungen - das authentisch gesprochene Wort wieder.
Sie werden von mir unbemerkt aufgenommen, soweit das möglich ist; im Zuge der Herstellung dieses Buches hat Wolf natürlich erfahren, wie oft ich tatsächlich das Aufnahmegerät, einen kleinen USB-Stick benutze.
Ich muss dann manchmal so tun, als hätte ich das Gerät nicht dabei. Dadurch besteht eine Chance, dass Wolfs Äußerungen authentisch bleiben.
Wolf würde viele Dinge, die er in diesen intimen Arbeitsgesprächen äußert, öffentlich nicht sagen.
Ich möchte daher betonen, dass vermeintliche Angriffe oder Schärfe in Wolfs Äußerungen nicht absolut zu verstehen sind, sondern diese als funktionaler Baustein im Sinne einer Karikatur oder Überzeichnung in einem Gedankengebäude dienen, um zu sich selbst oder einer Realität vorzudringen.
Wolf sagt manchmal, ‚was schert mich meine Meinung von gestern‘ - Provokation ist ein Teil des Spiels von Interaktion. Zudem ist Kritik bei Wolf stets eine Funktion seiner zugrundeliegenden empfundenen Liebe und wesenseigenen Güte sowie seinem Gefühl für Verantwortung.
Wolfs sprunghafter Mind äußert sich im Sprechen folglich auch durch Unterbrechungen.
In diesen Fällen habe ich drei Punkte und ein Komma gesetzt. Sie bezeichnen gewissermaßen Denkpausen, indizieren einen Richtungswechsel im Schauen und Erkennen, der oftmals zu einer erweiterten - einer sprunghaften - Einsicht führt.
Um dem Leser die Herausforderung zu erleichtern, die damit verbunden ist, der Intimität und zutiefst persönlichen Welt eines kreativen Menschen mit einem hohen Energieniveau ad hoc ausgesetzt zu sein, sind prägnante Aussagen/Sätze, die für Wolf mit Gefühlen aufgeladen sind, die für ihn Gewicht haben und Raum, Resonanzraum beanspruchen, durch Zeilenumbrüche getrennt, die zudem eine bessere Lesbarkeit schaffen.
Kurze notwendige oder sinnvolle Erläuterungen von mir zu Äußerungen im Text sind in eckige Klammern gesetzt. Die Namen einiger Personen wurden geändert.
Susanne Ursula Meyer
Gransee im September 2016, überarbeitet 2019
1 Wolf benutzt in einigen Fällen englische statt deutsche Wörter, wenn das englische Wort mehr transportiert, wie z.B. das Wort Mind, das Geist, Denken, Bewusstsein, Verstand, etc. umfasst, oder wenn Wolf diese Wörter erst in Erfahrungen im englischsprachigen Kontext gelernt hat; dazu gehören auch die Begrifflichkeiten on purpose - absichtlich, intentional, etwas on purpose tun impliziert eine Struktur und Verantwortung; Completion - Vervollständigung, das ist das permanente Streben nach Heilung.
2 Selbstverständlich in dem Sinne, dass es ein natürlicher Teil ihrer Selbst ist, so dass das Phänomen, bzw. das Problem gar nicht existiert.
3 Die existentielle Frage nach der eigenen Identität und die Frage, Wer bin ich?, wird wohl bewusst oder unbewusst von jedem Menschen auf irgendeine Weise bearbeitet, da sie Teil unseres Daseinsgrundes ist; man kann diese Frage psychologisch, philosophisch, spirituell und aus anderen Blickwinkeln angehen, in jedem Fall begibt man sich auf mystischen Grund.
4 Wolf hat bis zu seinem 27. Lebensjahr überhaupt nicht gesprochen. Er hatte als Kind seine Sprache verloren. In Rannette Daniels Earthplay-Kommunikationsseminaren lernte Wolf in den siebziger Jahren die Maxime, ‚I communicate fully, even it it takes hours, days, months or years‘ – Ich kommuniziere vollständig, auch wenn es Stunden, Tage, Monate oder Jahre braucht’, und er hat sie verinnerlicht.
5 Wolf unterzog sich 1976, zusammen mit Brigitte, einer Primärtherapie. Die Primärtherapie nach Arthur Janov ist die einzige auf exakter Wissenschaft basierende humanistische Therapieform, die leidenden Menschen ermöglicht, über systematisch angeleitetes Fühlen zur tatsächlichen Ursache eines Traumas und zum Primärschmerz vorzudringen und Neurose und Psychose nachhaltig aufzulösen. Neurose ist eine Krankheit des Gefühls und sie ist biologisch, d.h. sie deformiert den ganzen Menschen.
6 Wir praktizieren wissentlich Akzeptanz, Aufmerksamkeit und Empathie, so wie Wolf es durch die Begegnung und Erfahrung der Klientenzentrierten Gesprächstherapie nach Carl Rogers gelernt hat.
7 Dieses ‚Mmh‘ ist der Ausdruck von Akzeptanz und Aufmerksamkeit und geht mit Blickkontakt, Mimik und Gestik einher.
8 Genau genommen lässt sich Realität natürlich nicht in meine und deine unterscheiden, sondern ist eine dynamische Wirklichkeit, in der wir uns interaktiv bewegen.
9 Auch unbewusstes oder automatisches Handeln ist intentional.
10 Diese Gewalt korrespondiert natürlich mit der Gewalt in Wolf, z.B. der Prägung aus früh erlittener Gewalt in der Familie, die das Instrument des Verbotes der Wahrheit, der Identität und des Eigenen war.
11 Die Opferrolle abzulegen ist ein großes Thema, das ich für mich selbst bearbeite und das in frühe Kindheitsprägungen zurückreicht. Siehe dazu auch meinen Beitrag, Das Leben mit fühlenden Menschen ist heilsam, S. 453.
12 Dieses Commitment hat sich sehr früh in unserer Begegnung daraus ergeben, dass wir erkannten, dass wir gemeinsam an uns arbeiten wollen und gemeinsam etwas zu bearbeiten haben. Das Gleiche gilt auch für Brigitte, die mit Wolf, als sie sich 1975 in Südfrankreich kennenlernten und ihre gemeinsame Bestimmung erkannten, das gleiche Commitment eingegangen ist und bis heute lebt.
Die Entstehung dieses Buches fällt in die Zeit eines Wechsels von einem Lebensabschnitt in eine neue Zeit des Aufbruchs für uns.
2009 hatten wir, auch aufgrund der Finanz- und Bankenkrise, Berlin verlassen. Viele unserer Sammler kauften keine Bilder mehr und unsere Galerie war nicht in der Lage, neue Kunden zu erschließen. Wir zogen uns ins Oberhavelland zurück, wo wir sechs Jahre lang in einem Herrenhaus lebten, bis November 2015. Seit einem halben Jahr wohnen wir in einem alten Bürgerhaus in der Kleinstadt Gransee, direkt am Bahnhof.
Ich habe gerade dieses Buch fertiggestellt und frage Wolf nach einer Standortbestimmung.
Ich hatte, da kommt vielleicht die Historikerin in mir durch, daran gedacht, unsere Lebensstationen anzuschauen unter dem Gesichtspunkt, dass wir unser Zuhause suchen und noch nicht gefunden haben, aber Wolf sah dies ganz anders; zu retrospektiv, und stellte heraus, dass wir schon Zuhause sind - denn die Kunst ist unser Zuhause und wir haben es immer gelebt. Das folgende Gespräch führten wir am 20.6.2016.
W: Das Bild ist immer das Ziel.
Nicht die Kunst, sondern das Bild.
Das kann man auch daran sehen…, an den Bildern, die hier [in Gransee] entstanden sind.
Das war auch in Berlin so.
In Berlin war nicht der Verkauf das Ziel, die Galerie, sondern das Bild war das Ziel.
Zum Beispiel Me Father Home [aus 2001, Abb. S. 225].
Wherever I lay my hat… Zuhause ist im Grunde genommen ein Zustand.
Für mich in meiner Entwicklung, das ist jetzt wichtig, ist immer…
Es müsste eigentlich der Verkauf, die Galerie, müsste mein Ziel sein. Wie bei jedem normalen durchschnittlichen Akademiker.
Die Galerie ist das Ziel, seiner Kunst. Und dafür muss er irgendwelche Produkte schaffen, sonst kommt er ja gar nicht in eine Galerie rein. Und seien es nur irgendwelche Handschuhe und Acrylpullover an den Wänden, oder…, weiß ich nicht, irgendwelche Schrauben auf dem Fußboden.
Aber das ist ja gar nicht mein Ziel. Das hätte ich ja auch machen können.
Da ich aber so nicht gestrickt bin, ist für mich die Kunst…, weil ich die Kunst ja liebe…, ist für mich das Bild das Ziel.
Weil ich Bilder bewundere, weil ich sie als Kind schon bewundert habe.
Für mich war das Ziel in Paris..., war die Kirche von Auvers [von Vincent van Gogh].
Aber ich hatte ja nicht das Bedürfnis, dann nach Auvers zu fahren und mir die Kirche anzukucken.
Für mich ist das Ziel das Bild.
Also eigentlich möchte man das ultimative Bild malen.
S: Mmh.
W: So wie ein Künstler, ein Musiker den ultimativen Song schreiben möchte.
S: Ja.
W: Wie Reinhard Mey Über den Wolken.
S: Also eine Standortbestimmung, also ‚Home‘ zu finden, ist für dich…, wie du sagst, where I lay my hat is my home…
W: Ja, der Platz, an dem ich arbeite und schaffe und das vollbringe und mir das gelingt.
S: Also, es ist nicht klar, wo es uns hinträgt...; muss ich dem Gedanken nochmal nachgehen, dass wir kein Zuhause suchen, oder soll ich das abhaken?
W: Ich würde das abhaken. Weil sonst wird es verschwommen und diffus, weil das ist ja auch…, verstehst du, im Grunde genommen ist es sonst wie eine Projektion in die Zukunft, aber es geht doch um das Hier und Jetzt.
Es geht darum, dass man da landet,
wo man nie gewesen ist.
S: Ja. Also geht es gar nicht um Home, Home, Home…
W: Es geht um Coming Home. Das ist, dass man da landet, wo man nie gewesen ist.
S: Ja.
W: Dass du nach Hause kommst. Sonst denken die Leute nachher, ich bin auf der Suche nach einer Heimat, oder nach einem Heimatgefühl. Oder nach einer Zugehörigkeit.
Das ist doch absurd, das Einzige, was ich suche, bin ich selbst. Also ich möchte nicht suchen, ich möchte mich finden.
Ich bin ein Findling.
S: Mmh.
W: Du bist die Rastlose, du bist diejenige, die immer wieder aufbricht, du bist nach Costa Rica..., wolltest dort Zuhause sein, ich hab das gar nicht. Das mit dem Aufbruch, mit dem Finden, das hat doch was mit dem Vater zu tun. Ich hab doch gar keinen Vater.
Ich bin ganz anders. Ganz anders.
Das hat bestimmt was damit zu tun, dass du deinen Vater immer gesucht hast und ihn dir immer projiziert hast, und ich…, mein…, ich hab ihn mir ja nicht mal vorstellen können, das ist eine ganz andere Situation, aber vielleicht hat es auch nur bedingt was damit zu tun.
Es hat aber was damit zu tun, mit..., ich weiß nicht…, mit einer tiefen ... ja Standortverankerung.
Also, es ist ja nun mal so, dass das ‚Hier und Jetzt‘ nicht nur ein Spruch ist, sondern das Hier und Jetzt ist.
Und ich war immer flüchtig. Weil ich weg musste immer.
Das war immer…, hab ich in der Primärtherapie…, weg, weg, weg [atmet tief] und das war für mich unheimlich oft die Lösung, aber als ich dann mit dem Moped unten in Italien ankam, da hatte ich nur einen Gedanken, ‚Ich möchte nachhause‘.
Und da wusste ich, wo Zuhause ist. Das ist doch immer meine These, ich kann doch nur … [in die Ferne gehen] das kann man nur, wenn man ein Zuhause hat. Das ist ja auch unsere Maxime gewesen, dass wir…, in Segeberg, als wir das dort als ‚Zuhause‘ abgeschlossen hatten, es war also alles erledigt, da konnten wir nach Berlin aufbrechen. Vorher ging das gar nicht.
Und da Kunst für mich mehr oder weniger zeitlos ist, also sie ist gültig, ich meine jetzt nicht Contemporary Art, die ist nicht gültig, das sagt ja schon der Name, dass das ungültig ist.
Ja, ist ja ein Schimpfwort im Grunde genommen, ne Beleidigung. Ich möchte ja kein ‚Contemporary‘ machen.
S: Nee.
W: Aber ganz subjektiv ist es so, und das ist etwas, was wir nicht so sehr wahrnehmen, ist..., das kommt auch durch das Buch jetzt erst… wird es deutlich…, kommt mehr raus, auch historisch rückblickend gesehen, wie sehr wir dort in dieser Materie [in der Sache] leben.
S: Mmh.
W: Und ich kann nicht Kunst sagen, weil dann denkt man, ich meine ‚Kunst‘.
Aber ich meine Malerei. Ich meine die Bilder. Ich meine das Bild. Nicht die Bilder. Ich meine das Bild.
Und ich möchte wirklich an einem Bild gemessen werden.
Das war immer bei mir so.
Und ich wusste, dass die ‚Agenda 2010‘ der Untergang war, dass das keine Reformen waren, sondern dass das die Überführung der Bevölkerung in die Armut ist.
Und das finde ich nicht gut. Das habe ich nie gut gefunden.
Und das hat sich zugespitzt.
Es ist wie beim Spargel, wenn der durchkommt, da sieht man die Köpfe.
Jetzt sieht man das auf einmal.
S: Welche Köpfe sieht man denn, die der Banker oder die der leidenden Menschen?
W: Beide. Beides. Und der Faschisten. Kommt doch mit hoch. Auch der Bodensatz kommt doch mit hoch. Das Braune.
Das ist doch nicht so ungewöhnlich, das wusste ich doch schon…, das hab ich ja gemalt.13
Das ist doch das typisch deutsche Wesen.
Du kannst doch nicht eine Austeritätspolitik betreiben, wie Brüning, die zu Adolf Hitler geführt hat, und dann hoffen, dass es heute anders wird.
Das Einzige, was anders ist, damals wollte Hitler ganz Europa besitzen, als Deutschland, und jetzt…, dass Europa ganz Deutschland besitzt.
Dass es überall gemacht wird.
Das ist ja jetzt nicht so schwer zu verstehen.
S: Und du meinst, ich wache jetzt erst auf? Ich bin meines Erachtens schon viel länger aufgewacht.
W: Nein, wenn ich über die politische Lage gesprochen hab,…, es ist doch so, die Einschätzung in Berlin, das ist ja schon längere Zeit her…
S: Ja.
W: …damit war ich alleine.
Ich hab mir ein T-Shirt gedruckt, das Bier hab ich gestern getrunken14, das schmeckt überhaupt nicht, ‚Ich hasse Schröder‘.
Und da hat K. L. gesagt, ‚Wolf, du hasst ihn??‘
Ich hab Schröder als die vier apokalyptischen Reiter dargestellt, weil er das bringt:
Armut, Unglück und Tod und Untergang. Und nicht symbolisch, sondern real.
Und dann war die Verheißung, dass dieser Mann beseitigt wird.
Und das ist oft so, dass das, was dann kam, tausend Mal…
S: …schlimmer war.
W: …schlimmer ist. Ja.
Aber in der Kumpanei mit den Nachfolgern von Schröder, die auch jetzt ihr Schäfchen ins Trockene bringen, und auch die Grünen jetzt.
Waffen liefern…, Deutschland ist der drittgrößte Waffenexporteur gewesen…, Heckler & Koch.
Womit schießen die denn da unten?!
Und das Einzige, worauf ich mich ausruhen kann, ist…, kann ich sagen, ‚Damals war ich ganz alleine‘ und…, ich kann mich ja auch irren, kann ja den Weltuntergang..., wie heißt der da, dieser Italiener...
S: Der in Amerika? Celente.15
W: Ist ja gar nichts gekommen davon. Das war ja klar, wusste ich auch, weil, das System passt sich immer an und wendet sich.
Und es war immer so..., mich erinnert das, als ich in Dachau war, die Tafeln da, die zeigten die Deeskalation der Werte, und das ist genauso, das erlebe ich jetzt hier genauso.
Das heißt, heute ist es noch Pegida, und morgen sind schon Häuser in Brand gesteckt.
Und dann werden Lager eingerichtet und dann ist es doch nur noch ein Schritt bis dahin, dass man die Menschen dann verbrennt oder vergast.
Und das werden sie aber anders machen diesmal.
Und dann gibt es Krieg. Aber das ist ja jetzt nur Geunke. Das weiß ich ja gar nicht.
Mir reicht‘s ja schon, wie es bis hier gekommen ist.
Weil, ich bin auch der Meinung, dass sich das wieder ändern kann.
Weil…, nicht, dass die Menschen daraus was gelernt hätten, sondern das sind andere Menschen.
Nur, die Austeritätspolitik, wie man in den dreißiger Jahren, oder in den zwanziger Jahren, die Menschen in Armut überführt hat, das ist doch künstlich gewesen. Das haben die doch gemacht. Das ist doch nicht vom Himmel gefallen.
Das ist ne Politik!
Die war vollkommen verhängnisvoll und falsch! Führte zu Massenarbeitslosigkeit, das ist doch jetzt genau das Gleiche.
So.
Nur es ist natürlich auch irgendwie anders. Weil, wir haben ja keinen Goldstandard mehr. Aber die festen Wechselkurse wirken wie ein Goldstandard.
Und die Austeritätspolitik ist identisch.
Die schwarze Null.
Das heißt, es wird nichts mehr investiert, es werden keine Arbeitsplätze geschaffen und wir exportieren die Arbeitslosigkeit, das ist neu, wir exportieren die Arbeitslosigkeit in andere Europäische Staaten.
Aber was ich sagen wollte, ich hab das doch… um jetzt mal auf den Standort zurückzukommen, ich hab das damals erkannt und gesehen und auch ein bisschen prognostiziert, und es ist genau so eingetreten.
Und auch so, wie ich das gelernt hatte, in der Anpassung, dass man jetzt schon darüber redet, ob man die Bundeswehr im Innern einsetzt.
Und das ist das, wo wir jetzt stehen.
S: Also kann man als Standortbestimmung sagen, dass die Berliner Zeit für uns mit der politischen Arbeit sehr stark verbunden war, weil es deine Heimat, deine vermeintliche Heimat..., Vaterstadt war und dass dort auch die DNA-Geschichte passiert war16, dass danach ... wir uns zurückgezogen haben, um uns neu zu konsolidieren irgendwie.
W: Ja sicher. Ich bin auch mal aufs Land gegangen, weil ich dachte, ich muss mir Kartoffeln anbauen.17
S: Das heißt, du hast viele politische Bilder gemalt, und auch viel Internetarbeit gemacht...
W: Ja.
S: …also viel Grafiken gemacht…
W: Einen Blog auch...
S: Ja, einen Blog, und hast dich mit der Schröder-Politik auseinandergesetzt, hast dich distanziert davon kritisch, mit deinem Werk, ja, und dann haben wir erlebt, dass es nicht...
W: Dass das, was wir erwartet haben, eingetreten ist.
S: Nämlich die Demontage der Werte…
W: Des Sozialstaates, Abbau des Sozialstaates, ja.
S: Und diese unglaubliche...
W: Also das mit dem Braunen, das hätte ich nicht gedacht, aber das habe ich befürchtet...
S: Ja.
W: ...deswegen bin ich ja aus Segeberg weggegangen. Ich wusste aber nicht, dass die braune Masse so breit ist.
S: Ja. Also der sehr schnell neu aufkeimende Faschismus.
W: Ja. Ja, ja.
S: Und dann hast du in Häsen, davon erzählt ja auch dieses Buch, hast du zu diesen kleinen Formaten zurückgefunden.
Also nach den politischen Arbeiten hast du…
W: Ja, mein Job ist ja…, ich bin ja kein Politiker, ich muss mir ja nichts vormachen, ich muss ja nicht politisch werden.
Die Zeiten haben sich extrem verdunkelt, deswegen habe
ich das Licht heller gemacht an meinem Leuchtturm.
Ich bin, um mal in einem Bild zu sprechen, im Grunde genommen bin ich ein Leuchtturmwärter, und die Zeiten haben sich extrem verdunkelt um mich herum, und ich hab deswegen das Licht heller gemacht an meinem Leuchtturm.
S: Ah ja.
W: Ich hab eine Lampe dazu noch angezündet. Oder ich hab die Strahlkraft von hunderttausend Watt auf zweihunderttausend Watt erhöht. Und das sind meine Bilder.
S: Mmh.
W: Weil, es wird ja die Zeit der Dunkelheit auch wieder vorrübergehen.
S: Mmh.
W: Und zwar ich muss dazu beitragen. Ich muss ja Lichter setzen.
S: Mmh.
W: Und Lichter sind ja dann Lebenskraft, Lebensqualität, das ist ja wie von The Wall [von Roger Waters/Pink Floyd] das Ende, Outside the Wall.
Das ist dann, was ich mache.
Dass Kinder spielen, dass Kinder Freude haben, weil die Generation, die jetzt in Dresden auf die Straße läuft, die ist verloren. Da kannst nix machen.
S: Mmh.
W: Die werden älter und die kann man nur in Schach halten. Das geht ja gar nicht. Du kannst ja Leuten nicht ihre Beliefs [Glaubensvorstellungen] wegnehmen. Also kann man ja nur Lichter setzen.
S: Mmh.
W: Und dass die nächst folgende Generation dann sagt, ‚Oh, wunderschön‘, also, dass die Qualität…, du kannst ja nicht im Verlust der Qualität…, also, das ist ja sonst wie…, gibt ja diese Künstler, die in Auschwitz gemalt haben, aber das ist ja nicht die Aufgabe der Kunst, das Leben erträglicher zu machen.
Außerdem bin ich selber angewiesen auf Lichter.
Wenn ich die Bilder von den Wänden nehme und die Tagesschau anmache, also, das ist ja auch nicht so schön. Und dann Caren Miosga ankucken muss. Oder Claus Kleber.
S: Hast dir selber ein Licht angezündet.
[Lachen]
W: Ja, natürlich. Ist ja nicht verboten. Der Bauer darf ja auch seinen eigenen Kohl essen, den er anbaut.
S: Ja. Jetzt wollte ich dich nochmal fragen, ich hatte ja geschrieben, wir hatten das beendet in Häsen und sind jetzt in Gransee.
Das spielt ja auch eine Rolle in dem Buch.
Ich hatte zum Schluss geschrieben, dass ich den Eindruck hatte, bei dem letzten Tier, [Wild Rage, Abb. S. 332] dass die Phase der linearen Bilder vorbei ist. Dass sich das auflöst, da hast du aber gesagt, ‚Nein, es ist ein lineares Bild‘.
W: Mmh. Ja.
S: Es ist also nicht so, wenn du auf deine neuen sechs Bilder kuckst, dass sich da etwas verändert hat?
W: Nein. Das ist nicht so. Es ist anders in der … Pointierung.
Weil, das sind ja im Grunde genommen Bilder von Dingen, die ich erlebt habe, ob Landschaft, oder inneren und äußeren…, also verstehst du, es hat mehr Bezug, es sind emotionalere Bilder im Grunde genommen.
Und die anderen sind oftmals Erinnerungsbilder, aber ich hatte auch in Häsen, diese … Nachtbilder, als ich da zurückkam aus dem Krankenhaus, [stöhnt] hab ich ja die Spaziergänge gemacht.18
Und das fließt dann in die Bilder ein, also ich hab doch diese Birken [Abb. S. 30] gemalt19, aber da waren zu wenig Möglichkeiten, weil ich ja da keinen sicheren Raum hatte, der Reflektion.
S: Mmh.
W: Ich muss das auch irgendwie reflektieren, ich kann das ja nicht einfach nur in mich einsaugen oder so, das muss ja irgendwie reflektiert werden.
Und das kann ich ja nur… im Grunde…, ich kuck jetzt auf den Baum da, das Bild ist ja..., die Straße und die Laterne [Wolf blickt aus dem Fenster], also [lacht], nicht wie sie aussehen, ich bin ja kein Fotograf, sondern so in …. meiner Empfindsamkeit.
Und da ich ja auch gar nicht in der Stadt gebunden bin…, das hatte ich ja auch in… [Berlin], da hatte ich es ja beibehalten, also das ist ja nichts Fremdes für uns, ob ich jetzt im Karoviertel20 bin oder im Wedding oder in Zehdenick, das ist ja immer das Gleiche21.
Also auch wenn Berlin eine Großstadt ist, der Kiez ist der Kiez, und so ist Gransee auch einfach der Kiez. Nur in Häsen war das anders, weil da eben dieses sonderbare ‚tote‘ war.
Die DDR war wie eingefroren.
Ein Standbild.
Das hab ich ja auch mal gemacht, fotografiert, und dann in braun… [Abb. S. 27]. Aber hinter dem Sportplatz war es ja nicht so.22
Und die Störche waren ja auch kein Standbild. Aber als dann das Holz gehackt wurde und der Rasen gemäht wurde..., so war das ja wie eingefroren, da gab es ja kein Leben. Gab es ja nicht.
Ab und zu gingen mal ein paar Leute zur Bushaltestelle.
Und das ist ja jetzt anders, das sieht man ja schon daran, also… wir wohnen ja nicht am Bahnhof, wir wohnen an den Bahngleisen.
Das ist das Besondere. Aber es ist auch der Bahnhof. Die Züge kommen und gehen. Und halten auch an.
Und das ist…, das hat ja was mit der frühen Kindheit in Meldorf zu tun, da wohnte ich ja auch an den Bahngleisen, am Bahnhof23; da hab ich das gesehen.
Das heißt, ich mag ganz gerne [lacht], jetzt kommt das mit dem Standort…, ich mag auch das Standbild, das ist ja…, deswegen bin ich ja kein Videokünstler geworden, sondern Maler; aber ich mag auch die Bewegung, und für mich ist Malerei natürlich Bewegung. Wie Picasso und..., ein Bild kann unglaublich dynamisch und bewegt sein, also, ein einziges Bild kann eine ganze Sequenz sein, für einen Film. Filme leben ja auch davon, wenn die Kamera dann auf ein Bild geht, also immer, dann ist es immer irgendwo ein … [Standbild], aber dann ist es nicht eingefroren, das ist was anderes.
Und so empfand ich das mit Häsen. Aber nicht nur in einem Moment, sondern die ganze Zeit! Eingefroren.
Du musst dich immer bewegen,
um den Moment mitzunehmen.
Und ein Standort ist ja…, verstehst du, ein Standort ist ja trotzdem Bewegung, weil…, auch wenn du sagst, ‚Ich bin im Hier und Jetzt‘, aber wenn ich mich nicht bewege, dann wäre ich ja schon in einer Minute im Gestern, [lachen] oder in der Vergangenheit, also du musst dich immer bewegen, um den Moment mitzunehmen.
Das ist so ein Paradoxon, von…, das hat vielleicht auch was damit zu tun, dass es nicht um die Zeit geht, sondern um die Geschwindigkeit.
S: Mmh. Nicht die Zeit ist das Maß, sondern die Geschwindigkeit.
W: Ja. Das steht dahinter. Deswegen male ich auch so schnell.
13 In Berlin hat Wolf im Erleben der neuen Hauptstadt und Metropole und der Realität ihrer zerbrochenen Geschichte politische Bilder gemalt, z.B. Der Tod der Verführer [Abb. S. 139].
14 Wolf hatte aus dem Schriftzug der Biermarke Hasseröder eine Grafik gemacht.
15 Gerald Celente, US-amerikanischer Trendforscher, dessen Prognosen oft reißersich unheilverkündend sind.
16 Wolf erhielt durch einen Geschwister-DNA-Test die Gewissheit über seine lebenslange Annahme, dass sein Vater, d.h. sein Ziehvater, nicht sein leiblicher Vater ist.
17 Wonders waren von Hamburg nach Schülp, an die Nordsee gezogen.
18 Wolf hatte eine lebensbedrohliche Sepsis und eine Operation hinter sich, mit langer Rekonvaleszenzzeit.
19 Die Birken waren ein reales und daher sehr wirkliches Motiv aus dem Umfeld; sie standen im Garten des Herrenhauses in Häsen. Im Akt des Malens eines realen Objektes lag ein besonderes Feedback für Wolf, über sein reales Sein im Hier und Jetzt.
20 Das Karolinen-Viertel in Hamburg St. Pauli, wo wir in den neunziger Jahren lebten.
21 Man lebt im eigenen ‚Kiez‘, mit geringen Kontakten zum weiteren städtischen Umfeld.
22 Da fing die Natur und die Landwirtschaft an.
23 Zu den Lebens- und Wohnorten in Wolfs Kindheit und ihrer Realität in seinem Erleben siehe Kap. 26, There is a Place for us. Wegweisende Lebensmomente, S.425.
Auszug aus einem Gespräch vom 22.11.2014.
Der erste Teil ist dokumentiert in: Wenn ich der bin, der ich bin - Ein Primärgespräch, wo Wolf gleichsam den eigenen Lebensfaden, die rote Linie auf dem Weg zu sich selbst, in Tiefenkommunikation offenlegen wollte, um den nächsten Schritt auf dem Weg erkennen zu können. Es mündete in der bildlichen Metapher vom Fadenlabyrinth und den verschiedenen losen Fäden, im Sinne verschiedener Optionen, die als Hilfe für eine Positionierung dienen sollten. In diesem Gespräch zwingst Wolf mich auf elegant energische Weise, nicht vorschnell die Begriffe der Merkmale - Klein, quadratisch, experimentell und linear - ins Spiel zu bringen, sondern mit ihm den Raum zu schaffen, tiefer hineinzuschauen; schließlich geht es um den psychologischen Kontext, dass die eigene Linie in der Kunst Ausdruck seiner ungeklärten Identität ist und somit ein Kernthema seines Schaffens berührt.
W: Vielleicht sollte man einfach mal sagen, das ist kein roter Faden, sondern das sind einfach erst mal viele Enden, viele Fäden. Ist ja besser als gar keine. Das heißt, man hat die Spur nicht gefunden.
S: Ja, genau, so ist es.
W: Damit muss man dann gehen, das ist dann so wie diese…, kennst du diese Zeichnungen, wo Linien sind…, wo die ankommen?
S: Ja klar. Labyrinthe.
W: Das sind dann fünf verschiedene, und man muss herausfinden, wer bei C ankommt.
Und das sind wir. Deshalb gebrauche ich jetzt dieses Bild.
Das wird ja auch Brigitte verstehen, weil die ja auch immer mit Fäden arbeitet.24 Wir haben jetzt fünf verschiedene Fäden, hatte ich damals in Segeberg übrigens auch25, nur da hatte ich das Fadenbild nicht.
Van Gogh hatte mit Fäden gearbeitet. Ich hatte mit Joystick26 gearbeitet.
Und ich werde diese verschiedenen Spuren mal auflisten.
Weil, es klang ja immer so, als wenn wir gar keine Spur hätten, also gar keinen Faden in der Hand, aber das stimmt überhaupt nicht.
Ich könnte auch setzen auf Religion. Mit dem Religionsbuch.27
Das werde ich nicht tun.
Das ist ja witzig, dass du auch die Bilder die Linienbilder nennst.28
Der rote Faden....
Vielleicht sind meine Bilder selbst der rote Faden.
Dass die Fäden sich durch meine Bilder…, das ist überhaupt interessant!
Vielleicht sind die Bilder selbst die Fäden?!
Und ich arbeite ja mit diesen sechs Farben.29
S: Mmh.
W: Das ist ja interessant!
Hast du eigentlich mal gefragt, dich, oder mich, warum ich diese Linienbilder gemacht habe, angefangen habe?
S: Nee. Warum hast du die angefangen?
W: Das verrate ich dir nicht.
S: Also ich kann sehen auf jeden Fall, dass es was mit dem Umfeld zu tun hat, wo wir uns gerade befinden, dass die Bilder klein sind, dass sie auch quadratisch sind, dass sie diese handlichen Formate haben, dass es nicht Leinwände sind, die man aufzieht, auch nicht groß…
W: Aber die Tiere unten hab ich auch noch gemalt.30
S: ...dass es auch aus der Tube direkt ist, also…
W: Aber ich hab hier gemalt mit Terpentin…
S: ...wie ein mobiles Einsatzkommando.
W: Ich hab hier kleine Bilder mit Terpentin auch…, dieses Format, dieses Querformat mit den Tieren, das hatte ich auch geschätzt und geliebt und... Nee, sie sind ja merkwürdigerweise klein, sie sind quadratisch und sie sind linear. Das muss man erst mal festhalten.
S: Ja, und warum sind sie so?
W: Das ist ja egal. Das sag ich nicht.
S: Aber du könntest es.
W: Natürlich könnte ich das.
S: Und warum sagst du es mir nicht?
W: Weil du diese Frage nie gestellt hast.
S: Aber ich stell sie ja jetzt. Was ist das für eine Logik.
W: Ja. Und ich beantworte sie nicht.
S: OK.
W: Kannst ja erst mal selber…, ich muss das ja erst mal konstatieren.
Also, ich hab sie nicht gemalt, weil sie klein sind.
S: Also kürzlich, als ich dir diese Doku gezeigt hab, wo ich sie alle gelistet hab, da hattest du gesagt, bei dem ersten kleinen Bild, dass du da etwas zurückführen wolltest, …
W: Ja, ich wollte das ausprobieren.
S: ...dass du das vereinfachen wolltest.
W: Ja. Aber das ist ja interessant, weil… ich hab es ja gemacht…
So wie die Berlin-Bilder, ich kann dir ja auch sagen, warum ich die Berlin-Bilder gemacht hab, da ist ja das Blue-Bild [Abb. S. 35] …, das ist das erste gewesen, von K., das hab ich für viertausend Mark verkauft, das ist ja auch in Ordnung.
Das gehört ihm. Und…, dass er mal so klug war, was Gutes zu kaufen.
Nee, ich hab ja gesagt, als ich hier war, hatte ich ja nichts mehr zu verlieren, ich hatte ja alles verloren, und das, was ich…, also nicht alles…, ich war frei genug, und musste mich um bestimmte Dinge nicht scheren, ich hatte keine Kunden, kein Geld, keine Käufer, gar nichts mehr.
Und die Finanzkrise war schon da. Und da hab ich diese…, das hab ich ausgenutzt.
Und deswegen muss ich ja erst mal die Merkmale herausstellen. Dass die nicht falsch zugeordnet werden.
Natürlich habe ich die nicht gemalt, weil ich hier nicht sauen kann. Ich hätte auch hier sauen können; da oben, hätte ich mir ja einrichten können.
Aber gesaut hab ich ja schon.
Nein.
Das Merkmal ist einmal, dass es klein ist, dass es quadratisch ist, ich hab ja viele Quadrate gemalt, ein mal ein Meter auch, meistens waren die experimentellen Bilder quadratisch.
Und es ist experimentell und es ist linear.
Also aus der Tube gemalt.
Und es ist merkwürdigerweise in Acryl und in Öl.
Und um da ranzukommen, sich da anzunähern, warum man das macht, ist es ja so..., also muss ich ja sagen: ich hab überprüft, ob es funktioniert für mich.
Und da ich ja keine Maßstäbe habe von außen..., ich hab sie dann einfach bei Facebook [gepostet] …, weil es ist eh egal, was du tust.
Aber ich hab ja das genommen, was ich wollte.
Was mich selbst überzeugt.
Und da ich ja der Künstler bin...
Also angenommen, ich komponiere ein Lied, dann muss ich ja als Komponist davon überzeugt sein, das ist ja gar keine Frage. Ich muss es ja tun.
Und das hat funktioniert in Acryl…, das erste Bild war übrigens in Acryl.
Und ich hatte eigentlich ausprobiert, ob das auch in Öl geht, und ich hab experimentell immer versucht, bestimmte Dinge auszuprobieren..., das kann man auch sehen, ob das geht.
Und wenn es dann ging, hab ich es gelassen.
Und mir war wichtig, dass es Malerei ist, keine Zeichnung.
Und natürlich spielt auch eine Rolle darin das Reduzieren auf das Wesentliche, aber da man das Wesentliche ja nicht kennt, kann sich das ja nur erst in dem Werk herausschälen, was wesentlich ist.
Deswegen kann ich die Frage auch so gar nicht beantworten, a priori, ich kann sie nur ex post beantworten.
Und eine Sache, ein Aspekt ist drin, es hat extrem viel..., das kannst du auch sehen mit den Zeichnungen, die ich mache, mit meinen Kinderzeichnungen zu tun.
Ich hab im Grunde genommen einen drauf gelegt.
Ich hab es im Grunde genommen für die Menschen noch weniger akzeptabel gemacht!
Weil die Menschen können alles aushalten, Faschisten und … Islamisten und Mohamedisten, ist alles für sie ok, nur Kinder können sie nicht ertragen.
Und es gibt eine Bestrebung zum Beispiel, dass Kinder..., es gibt keinen einzigen Grund, dass Kinder gar kein Wahlrecht haben.
Kinder könnten mit vier Jahren wählen.
Erstmal haben sie mehr Verstand als die Erwachsenen und…, Frauen haben ja früher auch nicht gewählt, und... die einzigen Unvernünftigen sind die Erwachsenen. Das ist relativ einfach.
Es gibt keinen Grund, warum Kinder nicht wählen sollen.
Und nicht mit sechzehn oder zwölf, sondern mit fünf Jahren.
Und wenn sie nicht lesen können, kann man ja Abbildungen machen.
S: [Lachend] Das ist Steinmeier, das ist Merkel, willst du die? Nö.
W: Ja, genau. Kinder würden doch nicht ihre eigenen Schlächter wählen.
Das machen doch nur Erwachsene. Kinder sind keine Kälber.
Man sagt doch auch, ‚Nur die allerdümmsten Kälber…‘
Ja, Suse, das ist das mit den Linienbildern.
24 Brigitte strickt gern bunte Wollsocken.
25 Siehe dazu auch Kap. 23. Noch sind alle Wege offen, S. 339.
26 Van Gogh benutzte zum Überprüfen der Farben bunte Wollfäden. Wolf hatte in Bad Segeberg in den frühen achtziger Jahren mit den ersten Computern, dem Apple 2+ und dem TI 99/A gearbeitet und am Bildschirm gezeichnet und mit Farben experimentiert.
27 Wolfs Bild Me Father Home von 2001 wurde mit einer Bildinterpretation von mir in dem Schulbuch für den Religionsunterricht, Gott spricht gerecht, Calver Verlag, abgedruckt.
28 Tatsächlich war Wolf es, der sie so genannt hat.
29 Neben den Unbunten Grundfarben Schwarz und Weiß die Bunten Grundfarben Rot, Gelb, Grün, Cyan, Blau, Magenta.
30 Wolf meint vier nicht quadratische Bilder aus 2009, Ich bin ein Esel [Abb. S. 302], Little Beast [Abb. S. 309], Red Beast [Abb. S. 311], Black Beast [Abb. S. 313], die im Parterre hingen.
Ein Gespräch vom 1.9.2015. Wolf beantwortet hier meine nun gestellte Frage: ‚Was hat es mit der sogenannten Neuen Linie auf sich‘? Sehr engagiert versucht Wolf mir sein Kernanligen zu erläutern, durch die Reduktion auf Linien nicht Zeichnung, sondern Malerei zu erzeugen.
W: Die Neue Linie...., also das letzte Bild war ja dieses Rote Haus, von dir31 [Abb. S. 42], und ich hatte die Idee..., also ich spreche da ins Unreine..., ob ich nicht das Gleiche machen kann..., also... was ich will, und was ich ja sehe, das da ist, ich bin ja auch Betrachter, ich bin ja nicht nur der Macher..., mit weniger Aufwand.
Ich hatte die Bilder, die Tiere32, mit Terpentin gemacht, und da war schon ein relativ geringer Aufwand.
Mit Tuben, und Mischen, aber, es hatte erst mal gar nichts zu tun mit Linien, oder mit… Bildhaftigkeit.
Ich wollte eigentlich ausprobieren, ob die wesentliche Information erhalten bleibt, wenn man weniger macht.
So wie wenn man zeichnet, die Schatten und so, also das alles rausnimmt, also das ist eh so ein Ansatz von mir.
Also eine Art von Reduktion.
So nennt man das auch in der Chemie.
Wie man kocht.
Da steht dann drin, ‚Sie brauchen 2 Liter Gemüsebrühe‘.
Jetzt mach ich das Gleiche ohne Gemüsebrühe und es schmeckt besser. Ich brauch das gar nicht. Sondern ich kann einfach Pfeffer, Paprika und Salz und vielleicht Sojasauce kombinieren, dass das Gemüse sein Aroma entfaltet, seine Kraft.
Und das ist genau das, was ich im Hinterkopf hatte, ob das nicht vielleicht dann so ein Derivat, ob das deutlicher wird; weil, ich male ja auch nicht seit gestern, schon die Berliner Bilder sind ja sehr stark reduziert, also ob man dass…, so wie der Impressionismus verzichtet auf diesen Naturalismus. Nicht?
Oft sehen ja impressionistische Bilder aus wie Vorstufen eines naturalistischen Bildes.
Und warum soll man das denn versauen und verschlimmbessern, warum?! Warum.
Also, damit es irgendwie dem Papst gefällt, oder dem König, oder dem Kaufmann, dem Bürger.
Also darauf kann man doch verzichten. Es ist doch wie in der Rockmusik, es reicht doch, wenn ich einen Akkord nehme, man muss doch nicht noch 430 Geigen nehmen oder ein Symphonieorchester.
Das kann man hinterher wieder dazu packen.
Ja, in der Rockmusik ist das sehr extrem. Das heißt, weniger ist mehr..., nennt man das glaube ich.
Das war eigentlich die Intention, dass ich auf diese Kolorierung verzichte, mit der Absicht aber, ein Bild zu malen.
Und ich hatte dieses Bild gemalt, das erste [Coming Home vom 29.6.2010, Abb. S. 38], mit Acryl deswegen auch, weil Acryl ist ja immer herausfordernder, weil mit Öl kann man ja viel mehr Nuancen erzeugen, viel mehr Zwischentöne, und man weiß auch, dass die Nuancen, die Zwischentöne das Ziel der schlechten Maler sind.
Würde ich so bezeichnen. Und der Aquarellisten.
S: Da ist es genau der umgekehrte Weg.
W: Ja, ist genau das Umgekehrte.
Ist ja auch in Ordnung. Kann ja jeder machen, wie er will.
Und ich war so erstaunt, dass das funktionierte.
Natürlich landet man dann ja nicht im Niemandsland, im Nirgendwo, sondern man landet ja dann im…, na ja, im Celshading33, im Comic. Also die arbeiten ja so.
Es gibt ja auch diese..., von Erika Fuchs, auf Facebook diese Veröffentlichungen von irgendwelchen Donalds; das amerikanische Original, dann das deutsche aus den fünfziger Jahren und dann nochmal aus den achtziger Jahren. Und das Witzige ist…, die Texte sind natürlich geändert worden immer, einmal englisch, einmal Fuchs, einmal heute - schlechter, aber, die Farben, die kolorierten Farbflächen, die differieren total, und das ist eigentlich vollkommen egal; mal ist es rosa, der Hintergrund, mal ist es gelb, das heißt, es spielt gar nicht so eine entscheidende Rolle, das fand ich so erstaunlich.
Das heißt, ich konnte drauf verzichten, auf diese Kolorierung. Das ist eigentlich völlig Wurst.
Also spielen die Linien eine Rolle und die Sprache.