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Im Menschen ereignet sich Seltsames, während er schläft. Er taucht ab in Welten, die nur er selbst kreiert und das ganz ohne Mühe und aktives Zutun. Diese Welten sind jede Nacht da, denn es gibt keine Nacht, in der wir nicht träumen, selbst wenn wir uns nicht an den Traum erinnern. Diese Welten sind jedoch vor allem eines: ein großes Rätsel. Dieses Rätsel begleitet uns auch oft noch im Wachzustand, denn Träume hinterlassen ihre Spuren auch am Tag, wenn sie uns durch ihren Inhalt oder die Gefühle, die sie in uns auslösen, einfach unerklärlich sind. Das Unerklärliche faszinierte die Menschen schon immer und so ist es kaum verwunderlich, dass Träume seit Jahrtausenden viele Fragen in den Menschen aufwerfen.
Träume erscheinen umso rätselhafter, wenn man bedenkt, dass sie wahrscheinlich evolutionär wichtig sind. Warum sonst hat sich die Fähigkeit zu träumen im Menschen erhalten? Sind Träume geheime Botschaften unseres Unterbewusstseins? Sind Träume Visionen? Sind Träume vielleicht auch einfach bedeutungslos? Und was machen Träume mit uns?
„Wir sind aus solchem Stoff, wie der aus Träumen und unser kleines Leben umgibt ein Schlaf.“ (Shakespeare). William Shakespeare drückt mit diesem Zitat sehr bildlich aus, dass wir im Wachzustand und im Traumzustand miteinander auf vielfältige Art verwoben sind und sich die jeweiligen Zustände sehr beeinflussen. Kennen Sie das nicht? Ein Traum verfolgt sie den ganzen Tag, sie kommen einfach nicht von ihm los? Wie kann so eine Imagination einen solchen Einfluss auf ihren Alltag haben?
Ich werde mit diesem Ratgeber keineswegs das Rätsel um die Träume lösen können, aber ich möchte versuchen, Ihnen ein paar Puzzleteile mit auf den Weg zu geben, womit sich Ihnen Ihre ganz persönlichen Träume vielleicht langsam mehr und mehr erschließen können.
Also wünsche ich uns: fröhliches Rätselraten!
Ich habe schon seit längerer Zeit ein Nasenpiercing. Diesen trage ich sehr gern und fühle mich sehr wohl mit ihm. Doch einmal ist er mir leider herausgefallen. Die war eine anstrengende Erfahrung, denn selbst hereinbekommt man es leider nicht und die Versuche dazu sind sehr schmerzhaft. Also habe ich einen schnellen Termin bei meinem Piercer ausgemacht und bin dahingefahren. Leider ist meine Haut schon ein wenig zugewachsen gewesen und der Piercer musste das Loch sehr schmerzhaft neu stechen. Ein paar Wochen später träumte ich überraschenderweise von meinem Piercing und davon, wie es mir herausfällt. Dieser Traum begleitete mich in den kommenden Monaten sehr oft. Jedes Mal löste er Gefühle des Schocks in mir aus, sodass ich aufwachte und mich vergewissern musste, dass alles nur ein Traum war.
Es verging ein Jahr. Irgendwann träumte ich wieder den altbekannten Traum, doch etwas war anders. Das Piercing fällt mir heraus und ich war nicht, wie allzu oft, verzweifelt und schockiert, sondern ging einen anderen Weg. Ich fühlte mich gelassen, denn ich wusste, ich kann mir das Piercing einfach selbst wieder einsetzen. Das tue ich auch und schon im Traum merke ich: Es hat sich etwas Grundlegendes verändert.
Intuitiv habe ich am folgenden Tag direkt ein bisschen Traumdeutung betrieben. Ich habe im Internet recherchiert, was die Symbole meines Traumes bedeuten könnten. Wofür steht „Piercing“, „Nase“, „verlieren“? Ich habe die entsprechenden Bedeutungen mit meiner aktuellen Lebenssituation angeglichen und gemerkt: Ja, da könnte etwas dran sein. Das Piercing steht für etwas, was ich an mir selbst schätze und nach außen bringen will. Das Verlieren von ihm interpretiere ich so, dass ich es nicht schaffe, dieses etwas nach außen zu bringen. Nun, nachdem sich einige Umstände im Leben verändern, einige Zeit später, schaffe ich es.
Für mich waren dieser Traum und dass ich sie bewusst für mich interpretiert habe wichtig, um Veränderungen in meinem Leben nachzuvollziehen. Die Traumwelt hat mir etwas gezeigt, was sich in meinem Bewusstsein in der Wachwelt abgespielt hat, aber ich noch nicht reflektiert hatte. Somit war der Traum eine bildliche Schilderung dessen, was sich in mir abspielte. Obwohl ich eine vage Ahnung habe, was der Traum für mich bedeutet, habe ich noch viele offene Fragen und merke: Ich möchte mich intensiver mit dem Thema Träume beschäftigen. Ich frage mich: Was sind Träume eigentlich und warum ist das Traumdeuten so bedeutungsvoll für die Menschen?
Wir sind aus solchem Zeug, wie das zu Träumen,
Und Träume schlagen so die Augen auf
Wie kleine Kinder unter Kirschenbäumen,
Aus deren Krone den blassgoldenen Lauf
Der Vollmond anhebt durch die große Nacht.
… Nicht anders tauchen unsre Träume auf,
Sind da und leben wie ein Kind, das lacht,
Nicht minder groß im Auf- und Niederschweben
Als Vollmond, aus Baumkronen aufgewacht,
Das Innerste ist offen ihrem Weben;
Wie Geisterhände in versperrtem Raum
sind sie in uns und haben immer Leben.
Und drei sind eins: ein Mensch, ein Ding, ein Traum.
(Hofmannsthal)
Hugo von Hofmannsthal beantwortet die Frage, was Träume eigentlich sind, lyrisch und betont in seinem Gedicht, wie sehr Träume und Menschen miteinander verbunden sind. „Wie Geisterhände in versperrtem Raum sind sie in uns und haben immer Leben“, dieser Vers drückt aus, wie omnipräsent Träume in unserem Leben sind und wie schwer und versperrt der Zugang zu ihnen sein kann.