Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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© 2017 Holger Gelpke
Umschlagdesign, Satz, Herstellung und Verlag:
BoD - Books on Demand GmbH
ISBN 978-3-7460-0232-3
In Dankbarkeit gedenkt der Autor seiner Lehrer
Prof. Siegfried Scheidegger, Pathologie, Basel
Dr. Peter Steiner, Spital Thusis
Dr. Hans Vetter, Pathologie, Aarau
Robert Fritzsche, Kantonsspital Glarus
Dr. Berthold Kern, Cardiologe, Stuttgart
Prof. Manfred von Ardenne, Dresden
Dr. Martin Furlenmaier, Liestal
Dr. Guido Fisch, Pionier der Chinesischen Medizin, Lausanne
Dr Heiner Frei, Kinderarzt, Laupen
Dr Ulrich Heusser, Arzt für Chinesische Medizin, Bümpliz
Die Erkenntnisse der modernen Schulmedizin sind staunenswert und waren noch vor 50 Jahren kaum voraussehbar, obgleich auch damals schon in den europäischen Ländern ein hoher Standard erreicht worden war. Die Nutzbarmachung apparativer Technik für Forschung, Diagnostik und Therapie wie auch die Ausrichtung auf chemische Therapeutica mit statistisch erprobter Massenwirkung einerseits und zunehmender Spezialisierung andererseits kennzeichnen die Schulmedizin als industrielle Medizin, die aus Kostengründen eine Konzentration in Zentren bedingt und zunehmend bedingen wird.
Diese Sachlage weist der Allgemeinmedizin ihren Platz in der Peripherie als Medizin der ersten Hilfe zu und als Individualmedizin der dritten Hilfe. Ein Teil der Patienten bedarf insbesondere in der zweiten Lebenshälfte einer individuellen Behandlung, wie sie vor allem die komplementärmedizinischen Wissenschaften anzubieten vermögen, deren Hilfe zumeist noch kostensparend ist.
Doch haben die Universitäten unter dem süssen Druck der pharmazeutischen Industrie die Jahrtausende alte griechische und christliche medizinische Tradition verletzt, indem sie die «Wissenschaftlichkeit» mit der Hürde breit angelegter statistisch ausgewerteter Doppelblindversuche monopolisieren. Dabei scheuen sie sich nicht, Ergebnisse fremder Untersuchungen ohne eigene Nachprüfungen ex kathedra abzuurteilen und verlassen damit zusätzlich noch den Boden der Wissenschaftlichkeit.
Die geschilderten Umstände haben dazu geführt, dass die Ausbildung in Allgemeinmedizin zu einem Strauss der verschiedenen Spezialgebiete geworden ist und damit Mangel an Tiefe aufweist. Auch ist meines Wissens von Seiten der Universitäten seit Hegglins «Differentialdiagnose innerer Krankheiten» kein eigentliches Lehrbuch für Allgemeinmedizin mehr erschienen.
Ausserdem ist beispielsweise die Kardiologie, früher weitgehend in den Händen der Hausärzte gelegen, heute diagnostisch wie therapeutisch den Chirurgen übergeben und der Allgemeinpraktiker entsprechend blutarm gemacht worden. Andererseits ist die Herzinsuffizienz, die weitaus häufigste Diagnose in der Kardiologie durch gewaltsame Unterdrückung der Glycosidtherapie therapeutisch verwaist.
Die weltweite Inflation und ihre spezifisch schweizerische Fehlentwicklung haben zudem unsere Gesundheitskosten so weit in die Höhe getrieben, dass diese um die 30 % unseres Bruttosozialproduktes verschlingen.
Diese Verzerrungen und Missstände können zum Teil behoben werden, wenn die Allgemeinmedizin sich aus ihren künstlichen Fesseln befreit und als integrale Medizin sich die Heilkünste der Welt in Raum und Zeit zu eigen macht.
Gute Allgemeinmedizin wird immer gefragt sein. Mit komplementärmedizinisch verbreiterter Ausbildung wird der Allgemeinmediziner selbst mit einfachster Praxisinfrastruktur vorzüglichste Arbeit zu leisten im Stande sein und um sein tägliches Brot wird er sich nicht sorgen müssen. Doch wie die Kirschblüte der Bienen bedarf, so braucht selbst vielseitiges Wissen Mut und Herzensgüte, um fruchtbar zu sein.
Andererseits darf die Universitätsmedizin nicht länger sich den Forschungsergebnissen der individuellen Medizin verschliessen. Trotz ihrer grossartigen Leistungen steht ihre Glaubwürdigkeit auf dem Spiel, insbesondere aber auch, weil sie die Geleise der hippokratischen Ethik wie auch der christlichen Tradition verlassen hat.
Das vorliegende Lehrbuch soll den Weg der Allgemeinmedizin zu neuer Selbständigkeit gangbar machen. Es ist die Frucht von 60 Jahren praktischer medizinischer Tätigkeit als Assistent und als selbständiger Landarzt. Als solcher hat der Verfasser dank der Hilfe ausgezeichneter Lehrer sich eine zunehmende Unabhängigkeit verschaffen können.
Medizin ist so alt wie die Menschheit selbst. Hebammen und Hexen hat es wohl gleich nach der Vertreibung aus dem Paradies gegeben. Somit lag die ärztliche Kunst anfänglich in Frauenhand.
Nicht selten kommt vor allem bei Frauen noch ein sechster (illegaler) Sinn vor, dem sie auch im Alltag ein feineres «Gschpüri» verdanken. Das musste in den Augen der Fünfsinnigen als Hexerei empfunden werden. Doch diesem sechsten Sinn haben sich die ersten Kenntnisse von Heilpflanzen verraten. Von den Hexen aber haben nur die «bösen» in den Märchen überlebt, die «guten» haben wir verbrannt und daher vergessen müssen.
Doch auch die Propheten des Altertums, die der Bibel, Zarathustra, Pythagoras, Hippokrates und diejenigen des Ostens haben als Seher den existentialen Beweis höherer Sensibilitätsstufen erbracht. Ebenso Nietzsche und Rudolf Steiner, Letzterer hat 12 Sinne genannt.
Indessen kennt die moderne Medizin über die fünf klassischen Sinne hinaus noch die muskuläre Tiefensensibilität und den Gleichgewichtssinn, der in den Bogengängen des Innenohres seine Zentrale und via Thalamus mit der Muskulatur sensible und motorische Verbindungen hat.
Hier im Westen gibt es zudem eine «Sophrologie», die ein erhöhtes Alphabewusstsein kennt, das früher verbreiteter gewesen sein und heute fast nur noch Frauen im Beischlaf zuteil werden soll. Im ganzen Medizinstudium nie davon gehört! Zufällig aber in einem Militärkurs in den Waadtländer Alpen, im «Ausgang» natürlich.
Zu allen Zeiten haben die Menschen auf Grund von Naturbeobachtungen ihre Rolle zwischen Himmel und Erde zu finden versucht. So sind die Sternenkunde, die Religionen, aber auch die Heilkunde entstanden. Die Gewalten der Natur haben Angst und Schrecken verbreitet. Blitz und Donner wurden bei den Qatarern und den Germanen in die Hand strafender Götter gelegt. Nun brauchte es Priester, welche die Götter zu versöhnen hatten, sie wurden alsbald auch bei Krankheiten zu Hilfe gerufen.
Bei Echnaton im alten Ägypten hat die Verehrung der Sonne die höchste Entwicklung erreicht und ist zur Mutterreligion der jüdischen von Moses geworden. Die Heilkraft des gekrümmten Magnetstabes ist zum Symbol des Herrschers geworden, wie später in Europa die Päpste die Krone als Symbol des Heiligenscheines auf königliche Häupter aufgesetzt haben Damit durften diese sich als die «allerchristlichsten Könige» vorstellen. Der gekrümmte Magnetstab aber wurde von den Bischöfen übernommen.
Die Sternenkunde wurzelt bei den Hirtenvölkern und ist daher ebenso alt wie die bäuerliche Kultur. Die Griechen haben die Planetenwirkungen als göttliche Schöpferkraft gedeutet und die Planeten selbst als Throne der Götter betrachtet. Merkur ist der Gott des Handels, des Austausches, der Ärzte und Diebe; Venus die Göttin der Liebe; Mars der Kriegsgott; Jupiter ist der König der Götter; Saturn der züchtende Vater. Darüber hinaus erfühlten sie noch das Wirken der unsichtbaren Planeten und schrieben es ebenfalls Göttern zu. Dem Uranus entsprechen Luft, Wind, Blitz und Donner, Neptun ist der Herr der Meere, der Stürme, der Salze, Pluto der Herrscher der Unterwelt am jenseitigen Ufer des Flusses Acharon. Eine wahrhaft staunenswerte seelische Leistung.
Damit die Bauern die Saat anpassen können, war für die Herrscher Wettervorhersage auf Grund astronomischer Planetenstellungen wichtiger als Feldzüge; wenn die Voraussage nicht stimmte, murrten die regionalen Könige und drängten auf Selbständigkeit. Jupiter ist der Planet des Frühlings, Mars und Sonne bringen den blühenden und Früchte bringenden Sommer hervor; die Erde ist die Mitte, der Boden, auf dem wir st ehen, sie markiert die Erntezeit. Der Herbst in seiner Farbenpracht gehört der Venus; Merkur und der Mond mit ihrer Kälte beherrschen den Winter. Die grossen Gestirne, Sonne und Mond symbolisieren Yin und Yang.
So liessen die Herrscher schon seit dem siebten vorchristlichen Jahrhundert ein umfangreiches Wissen sammeln, aus dem auch die chinesische Medizin hervorgegangen ist. Zu jener Zeit soll auch Lao Dse gelebt haben.
Chinesische Medizin
Lao Dse hat aus der Naturbetrachtung «Tao, Yin und Yang und die zehntausend Dinge» erkannt. «Wenn Tao einen Namen hätte, wäre es nicht Tao». Und «Tao erzeugt das eine, das eine erzeugte die Zweiheit, Yin, das relativ Materielle, Weibliche; Yang das vorwiegend Energetische, Männliche. Die Zweiheit erzeugte die Dreiheit; Xüe, Bewegung, Wechsel! In der Dreiheit ruhen alle Geschöpfe:
Yin und Yang sind stets relative Begriffe; Erde ist Yin im Vergleich zum Himmel, aber Yang dem Wasser gegenüber. Eigenschaften wie hell und dunkel, kalt und warm, weich und hart zeigen bloss Wirkungsrichtungen an.
Der Mensch steht im Spannungsfeld zwischen Himmel (Yang) und Erde (Yin) im ständigen Wandel von Tag und Nacht, der Mondphasen und Jahreszeiten. Am Himmel wandern Sonne und Mond, die fünf Planeten und die zwölf Sternbilder und prägen die elementaren Energien: den Wind, die Sonne mit dem Mars das Feuer, der Saturn die Erde, die Venus das Metall. Der Merkur prägt das fliessende Wasser, die Kälte, den Winter, der Neptun das Meer mit den Stürmen, der Mond das Wasser, die Säfte.
Diese Begriffe sind Symbole, im Sinne der klassischen vier Elemente energetisch aufzufassen. Im astralen Wasser kann man nicht schwimmen, in der saturnischen Erde keinen Salat pflanzen. Dennoch sind diese Energien reell. So, wie die Erde als Ganzes eine gewaltige Anziehungskraft besitzt, hat auch jeder Stein eine analoge, aber auch spezifische. Ebenso der Zürichsee oder der Thunersee. Manche Menschen mit ausgesprochen hydrogenoider Konstitution leiden unter der «Anziehungskraft» dieser Seen, auch dann, wenn sie nur mit der Eisenbahn, d.h. im Faraday’schen Käfig an ihrem Ufer entlangfahren. Fliessendes Wasser verursacht manchen von ihnen weniger Beschwerden, während ein Aufenthalt am Meer sogar heilsam empfunden werden kann. Andere wiederum leiden, wenn zwanzig Meter unter ihrem Bett ein Grundwasserstrom durchzieht. Aber auch «Erdstrahlen», welche durch Betten hindurch aufsteigen, vermögen den Schlafenden die Ruhe zu stören, in manchen Fällen selbst Krebs zu erzeugen. Bei Tag, beim Bettenmachen, stören diese Energien nicht, werden nicht empfunden. Bei Tag ist das Tai Yang (siehe unten) in der Hautoberfläche auf Wache, in der Nacht «zieht es sich nach ‚Innen‘ zurück». Da wird die ganze Haut zur Achillesferse.
So bekommen wir ein Bild davon, warum Kupfer anders wirkt als Eisen, warum die Venus anders strahlt als der Mars, warum überhaupt planetarische Wirkungen Menschen und Tiere beeinflussen. Und das tun sie weit stärker, als wir denken. Warum kommen am selben Tag gleich mehrere Notfälle in die Praxis, wobei wir selbst noch nervös werden? Warum haben die Eisenbahnen am gleichen Tag gehäufte elektrische Pannen und dann monatelang keine mehr? Bitte in den Ephemeriden oder in einem Bauernkalender nachsehen.
Geophysik, vor hundert Jahren noch kaum bekannt, erforscht diese Wirkungen und hat schon etliche zu differenzieren vermocht.
Während es Newton gelang, die Anziehungskraft der Materie zu quantifizieren, was der Astronomie einen mächtigen Auftrieb verschaffte, gewahren wir heute die qualitativen Unterschiede der unsichtbaren Anziehungskraft unterschiedlicher Materien, wie sie von gesunden Menschen, besonders Frauen, mit erhöhter Sensibilität realisiert werden kann.
Die fünf planetarischen Energien bringen die fünf Jahreszeiten hervor und diese wiederum die nächstfolgende Jahreszeit, während sie die abgelaufene abklingen lassen.
Jupiter und Mars bringen den Frühling hervor, die Sonne den Sommer, Saturn die Reifung, die Erntezeit, Venus und Merkur den Herbst und Spätherbst, da man schlachtet und die Märkte abgehalten werden. Der Mond erhellt die Winternächte, zur Weihnachtszeit steht er hoch am Himmel und kann länger scheinen als die Sonne zu Johanni.
Entsprechend unseren Monaten wird der Jahreslauf in zehn bewegte Himmelsstämme und zwei Erdenstämme eingeteilt; während der Letzteren ruht die Erde und das Leben in ihr. Das neue Jahr beginnt mit dem zweiten Neumond nach dem kürzesten Tag; von da an steigen die Säfte in den Bäumen wieder. Die Chinesen, ein Bauernvolk, haben somit das Jahr der Flora kalendriert.
In Westeuropa folgt das Weihnachtsfest dem kürzesten Tag, in Osteuropa wird es am Dreikönigstag gefeiert; nachdem die Erde den sonnennahen Pol der Ekliptik passiert hat. Zwischen beiden ekliptischen Daten feiern wir Neujahr. Vor Weihnachten herrscht reges Treiben zur Festvorbereitung, doch dann bedürfen wir der Ruhe und der Besinnung. Der Hund schläft unter dem Küchentisch, die Katze auf dem Ofen. Alte Leute sind oft depressiv. Doch nach Dreikönige richten wir den Blick wieder auf die Zukunft; denken, planen und sorgen. Das westliche Jahr ist das Jahr der Fauna.
Im Menschen als Mikrokosmos bringen die Jahreszeiten die sechs Meridianpaare und diese wiederum die fünf Speicherorgane mit den sechs Hohlorganen hervor. Die Yangmeridiane fliessen von den Fingerspitzen abwärts zu den Zehenspitzen, die Yinmeridiane steigen den umgekehrten Weg empor zu den Fingerspitzen.
Im Lebenden sind Yin und Yang untrennbar und voneinander abhängig. Wäre im Yin nicht auch ein Körnchen Yang, könnte es nicht von den Zehen zu den Fingern aufsteigen und ebenso könnte das Yang ohne ein Quäntchen Yin von den Fingerspitzen aus die Zehen niemals erreichen; nur die Relativität von Yin und Yang bringt das Chi und das Xüe in Fluss, und indem die Physik der leblosen Materie auf den Kopf gestellt wird, entsteht Leben. Alles Lebendige ist Yang im Vergleich zum Leblosen, dieses ist entsprechend Yin.
Die fünf «Speicherorgane» sind mehr oder weniger massiv, daher Yin. Je massiver sie sind, desto mehr Yin ist ihnen eigen. Das Yin bringt das Yang hervor; entsprechend bringt das massive Yin der Leber das Feuer hervor. Die Lungen haben am wenigsten Yin; sie sind daher «Meister der Energie», indem sie das himmlische Yang aufnehmen und das Chi hervorbringen.
Zu jedem Speicherorgan gehört ein Hohlorgan, diese sind Yang. Leber und Galle entsprechen dem grünen Vorfrühling, dem Holz, dem Wind, sie lassen das Holz spriessen, wobei der Winter, die Kälte allmählich abklingt. Der Schnee schmilzt und befeuchtet die Erde, auf dem grünenden Gras bildet sich Tau. Der Frühling ist daher «Yang im Yin», er ist feucht.
Herz und Nieren entsprechen Sonne und Mond, den übergeordneten Gestirnen und symbolisieren Yang und Yin.
Das Herz ist der Kaiser, hat «shen», den göttlichen Geist, es ist die Sonne im Mikrokosmos und repräsentiert das «Feuer,»das Yang! Ihm geht das «ministerielle Feuer» voraus (Kreislauf / Herzmeisterund Dreierwärmer. Dieses entspricht dem blühenden Frühsommer und dem Planeten Mars.
Mit dem Dünndarm bildet das Herz das rote Kaiserliche Feuer. Ihm entspricht der Früchte reifende Hochsommer, er ist «Yang im Yang». Dem Herzen gehört der Mittag, die Ruhe! «Wenig handeln ist weise Regentschaft», mit diesen Worten endet der dritte Spruch von Lao Dse.
Für das Herz«handelt das ministerielle Feuer», das ihm vorausgeht, das dienende, das den Kaiser als Herzbeutel schützend umfängt und als Kreislauf dessen Energie weitergibt, so auch diejenige der Liebe und der Sexualität. Der Herzbeutel ist Yin, zwar ein Hohlorgan, die Gefässe des Kreislaufs ebenfalls; zu ihm gehört nun ein Yang, das nur noch reine Energie ist; nur als einer der Meridiane fassbar, der Dreierwärmer. Sein dreifaches Chi umfasst Feuer, Erde, (Blut) und kühlendes Wasser. Er ist das ausgleichende Chi, repräsentiert das Wesen der kaiserlichen Herrschaft des Herzens, der Sonne, des unsichtbaren, unbenennbaren Tao, wie Lao Dse es in seinem vierten Gedicht schildert.
Des Herzens Tochter ist die Milz mit dem Pankreas; sie «sorgt und denkt». Das Feuer bringt Asche hervor, sie ist süss (und alkalisch). Das ist die Erde, sie ist (in China) gelb und gehört zum Planeten Saturn. Der Ring des Saturn macht den Planeten zur Mitte, die Erde als Planet ist unsere kosmische Mitte. Ihr entsprechen jahreszeitlich der Erntesommer, Milz-Pankreas und Magen sind die Mitte im Mikrokosmos.
Die Asche ist heiss, der Erntesommer ist noch Yang im Yang, aber dann kommt der Regen, die Erde wird feucht, wird «Yin», aber sie wandelt das «Feuchte» und bringt das «Trockene», den Herbst hervor. Dieser entspricht dem Element «Metall»; er ist «Yin im Yang», auf die noch warme, trockene Erde legt sich der weisse Reif. Die Lungen mit dem Dickdarm entsprechen dem Herbst. Im Herbst zeigt die Natur sich noch einmal im Festgewand; es ist die Schönheit des Abschiedes, mit halbbewusster Trauer gemischt! Der Herbst gehört der Venus, dem schönsten Gestirn am Nachthimmel! Schönheit ist wie ein Vitamin unentbehrlich; sie bewahrt uns vor Depression.
Die Nieren mit den Nebennieren und die Blase entsprechen dem Wasser, der Kälte, dem Winter. Dieser ist «Yin im Yin». Das Wasser im Fluss erscheint im Winter schwarz, wo es im Herbst noch blau von den Bergen herabfloss. Auch die Nieren haben «shen», zu ihnen gehören die «Wunderorgane» des Nervensystems und der Geschlechtsdrüsen sowie die Knochen. Merkur und Mond sind die Planeten des Winters. Der Mond am Nachthimmel mahnt zur Ruhe, zur Besinnung, zum Nachdenken zwischen Weihnachten und Dreikönige; er hilft aber auch zur ewigen Ruhe, zum Sterben! Dem «kalten» Merkur entspricht die Geschäftigkeit vor Weihnachten sowie das Planen und das Voranschreiten nach dem Dreikönigsfest.
Die den fünf Jahreszeiten entsprechenden Energiegefälle zwischen den Organen bewegen den Energiefluss, das Chi in den sechs Meridianpaaren mit ihren Akupunkturpunkten. Wir spüren es an den Pulsen. Die einseitige Behandlung eines Meridians, eines Punktes wirkt auch auf die andere Seite. Trifft eine perverse Energie ein, so kann Stauung entstehen. Diese verursacht Fülle hinter derselben und jenseits der Fülle schwaches Chi, Leere. Beim Xüe wird Stauung materiell erfassbar, manifest.
Die fünf Speicherorgane mit den sechs Hohlorganen wandeln die Qualität des Chi und dessen Maraschrichtungen in den Meridianen im energetischen Sinn der Jahreszeiten. Die Nieren wandeln das Salzige und bringen das Saure, das Holz, hervor; die Leber wandelt das Saure und bringt das Bittere, das Feuer, hervor; das Herz wandelt das Feuer und bringt das Süsse, die Erde hervor; die Erde ist feucht. Die Milz wandelt das Süsse und Feuchte und bringt das Scharfe, das Metall, hervor; das Metall ist trocken; die Lungen wandeln das Scharfe und Trockene und bringen das salzige Wasser hervor.
Das Yang entsteht aus dem Yin und muss immer aus dem Yin aufgefüllt werden, wenn es in Leere ist. Dies im Gegensatz zu Jehova, der Eva aus einer Rippe des Adam erschuf. Immerhin finden die Chinesen ihrerseits den Mopunkt der Milz (siehe unten) beidseits an der Spitze der XI. Rippen. Die Milz ist eben die «Tochter» des Herzens und verwaltet deren Erbe!
Das «Xüe» entspringt in der Milz, es ist die Bewegungsenergie der Säfte. Diese fliessen frühembryologisch dank den osmotisch-onkotischen Gefällen zwischen Zellinnern, Lymphe und Blut. Dann geben es die Bewegungen der Kiemen und später die des Zwerchfells an Leber, Kreislauf und Herz weiter. Nach der Geburt helfen alsbald die strampelnden und fuchtelnden Muskelbewegungen, um die Säfte zu bewegen.
Der qualitative Wandel der Energie durch die Speicherorgane steht für die unterschiedliche Qualität der Anziehungskraft der Gestirne und damit der Materie überhaupt.
Die fünf Jahreszeiten werden auch in China durch vier Energiepaare charakterisiert; die herrschende, kosmische Jahreszeit ist die «Wirtsenergie», das Wetter ist die im aktuellen Jahr ankommende irdische «Gastenergie». Analog wird die energetische Konstitution des Mikrokosmos als «Wirtsenergie» aufgefasst. Die kosmischen Energien der Jahreszeiten wie auch die aktuellen irdischen Energien bewegen dieselbe «Gastenergien» gleich, so, wie der Wind die Zweige und Äste einer Birke oder einer Eiche bewegt.
Beim zweiten Neumond nach Weihnachten ist es noch kalt, doch nun beginnen in den Bäumen die Säfte zu steigen, bei Tier und Mensch zirkuliert das Blut lebhafter (Sanguiniker): das ist das «Yang des beginnenden Frühlings im Yin des Winters». Leber und Galle haben den Sommer hervorgebracht, es ist heiss: «Yang im Yang» (Choleriker). Der Herbst ist Yin, die Erde ist noch warm; am Morgen wird es kühl, aber man ist noch kräftig und hat genügend zu essen (Phlegmatiker), das ist das «Yang im Yin». Doch im Winter ist es wahrhaft kalt und dunkel; man fröstelt und sehnt sich nach mehr Sonne (Melancholiker), nun ist «Yin im Yin».
Dazu kam die sehr frühzeitige Entdeckung der Akupunkturmeridiane mit ihren Punkten. Die Energieabläufe auf denselben wie auch die Umleitungsmöglichkeit über die einzelnen Punkte haben die Entwicklung eines diagnostisch-therapeutischen Schemas ermöglicht, dessen Vielfalt der Möglichkeiten wie auch seine Zuverlässigkeit den Vergleich mit einem grossen Bahnhof und seinen Weichen nicht zu scheuen braucht. Das heilpflanzliche Wissen ist sicher noch älter gewesen; seine Einordnung in das Schema dieses energetischen «Bahnhofs» haben der chinesischen Medizin schon in frühester Zeit eine sehr hohe Treffsicherheit verliehen.
Tabelle 1 Der Fünferrhythmus in der Schöpfung
Sonne- Yang | Mond, Yin | |||
Jupiter | Mars | Saturn | Venus | Merkur |
Holz | Feuer | Erde | Metall | Wasser |
Frühling | Sommer | Erntesommer | Herbst | Winter |
Wind | Wärme | Feuchte | Trockenheit | Kälte |
Die Geschmäcker, ihre Wirkung | ||||
sauer | bitter | süss | scharf, aromat | salzig |
grün | rot | gelb | weiss | schwarz |
im Mikrokosmos | ||||
Herz, shen | Urniere, Hirn | |||
Leber | Herzbeutel | Milz | Lungen | Nieren |
Gallenblase, | Dünndarm | Magen | Dickdarm | Blase |
Entschlusskraft | Göttl. Geist | Denkvermögen | Kreativität | Willenskraft |
cholerisch | fröhlich | nachdenklich | traurig | Angst |
in der Ernährung | ||||
Roggen | Hirse | Mais | Reis | Roggen |
Gerste | Weizen | Bohnen | ||
Huhn | Schaf, Ziege | Büffel, Rind | Ente | Schwein |
Medikamente | ||||
Säuren | Gold | Bitterstoffe | Aether. Öle | Kochsalz, |
Sulfate | Carbonate | Alkaloide | Kupfer | Calcium |
Silikate | Kamille | Eisen | Nitrate | |
Magnesium | Schöllkraut | Blei | Silber | |
Zinn | Mistel,Myrrhe | |||
Herzglycoside | ||||
Convallaria | Adonis vern. | Strophantus | Oleander | Helleborus n. |
Der Zwölferhytmus in der Schöpfung
Energetisches Maximum | Minimum | |||||
Sympathicotone Yangphase, sauer | ||||||
4 Uhr, Hahnenschrei | Metall | Yin | Lungen | Wasser | Yang | Blase |
6 Uhr | Yang | Dickdarm | Yin | Nieren | ||
8 Uhr | Erde | Yang | Magen | minist. Feuer | Yin | Herzmeister |
10 Uhr | Yin | Milz | Yang | Dreierwärmer | ||
12 Uhr, Mittag | Kais. Feuer | Yin | Herz | Holz | Yang | Gallenblase |
14 Uhr | Yang | Dünndarm | Yin | Leber | ||
Parasympathicotone Yinphase, >alkalisch | ||||||
16 Uhr | Wasser | Yang | Blase | Metall | Yin | Lungen |
18 Uhr, Abend | Yin | Nieren | Yang | Dickdarm | ||
20 Uhr | minist. Feuer | Yin | Herzmeister | Erde | Yang | Magen |
22 Uhr | Yang | Dreierwärmer | Yin | Milz | ||
24 Uhr, Mitternacht | Holz | Yang | Gallenblase | Kais. Feuer | Yin | Herz |
2 Uhr | Yin | Leber | Yang | Dünndarm |
Analog zum Fünferrhythmus der Jahreszeiten wechseln im Zwölferrhythmus Yin und Yang zwischen Tag und Nacht; wandern die Maxima und Minima der sechs Chistrompaare und ihrer dazugehörigen Organe, so dass immer 4 Stunden Yin mit 4 Stunden Yang abwechseln. Der Hahnenschrei morgens um 4 Uhr beim Energiemaximum der Lungen kündet den Tag, es folgen in zweistündlichem Abstand Dickdarm, Magen. dann die Milz und zur Mittagsstunde das Herz. Ihm folgen der Dünndarm, die Blase; abends um 6 Uhr die Nieren, gefolgt von Herzbeutel / Kreislauf und Dreierwärmer; um Mitternacht die Galle und als letztes die Leber um 2 Uhr nachts. Die Minima folgen den Maxima 12 Stunden später; entsprechend zur gleichen Stundenzahl.
Die chinesische Medizin ist somit ein Glied einer umfassenden, den Rhythmen der Natur abgelauschten Kosmologie, deren Haupt der Taoismus ist, eine Religion oder Ethik, wie sie Lao Dse im Tao Te King dargelegt hat. Wenn auch ganz anders als das Christentum, bestätigt auch sie die Priorität des Herzens.
Tao heisst auch «Weg»; ist also etwas Dynamisches; der von Gott vorgezeichnete, somit auch Ethik; Lao Dse umschreibt es als «das gebärende, ewig Weibliche». Im Kreislauf des Werdens und Vergehens der Jahreszeiten ist das Tao der Schöpfung erkennbar gemacht.
In Europa wurde entdeckt, dass von 4 Uhr morgens bis 4 Uhr abends das sympathische Nervensystem dominiert und der Stoffwechsel zur Acidose neigt, während in der Folge bis morgens um 4 Uhr das parasympathische vorherrscht und der Stoffwechsel zur Alkalose neigt (Reckeweg).
Damit ist der Yang-Yin-Rhythmus des menschlichen Stoffwechsels auch im Westen entdeckt und bestätigt worden. Am Morgen wird Energie durch die Bauchorgane bereitgestellt, die Chinesen nehmen eine Schale Reis zu sich; zur Mittagszeit herrscht das Herz, Geben und Nehmen; am Nachmittag steht die Kraft für Angriff und Verteidigung an der Aussenseite bereit; am frühen Abend beginnt die parasympathische Yinphase mit der Ausscheidung der sauren Schlacken, dann folgt mit dem ministeriellen Feuer eine kreative Phase und endet mit Synthese von Heiz- und Bauenergie nach Mitternacht.
Die Inder haben fast alle Alkaloidpflanzen dem Saturn (Milz), nur wenige dem Mars (Galle und Magen) zugeteilt. So steht also das Saure für das Yang, das Alkalische für das Yin. Das Yang, das aus dem massivsten Yin der Leber entsteht, verdankt dies dem kältesten Yin der Nieren. Deren Yang wird von den Katecholaminen der Nebennieren vermittelt und beherrscht als Alphasympathicus die Aussenverteidigung durch das Tai Yang.
Die Erde (Milz und Magen) ist aber das Meer des Yin; Quelle und Grab alles Lebendigen. Sie ist die Mitte, und damit das «Innere». Das Yangkörnchen der Milz, das Serotonin, wird im Pankreas, im Magen und im Dünndarm gebildet und vermittelt die Energie des Betasympathicus zur Verteidigung des Herzens und des «Innern». Ausserdem wird es auch in den Stammganglien sezerniert, wo es das Chi des unter der Schädelbasis endenden Magenmeridians im Gleichgewicht hält und neuropsychische Zustände beeinflusst.
Die westliche Medizin nimmt es fast nur dort wahr, während es im Bauchraum im Schatten des parasympathischen Insulin nur selten bemerkt wurde; so bei der anfallsweisen Sekretion durch das sehr seltene Carcinoid, welches Kreislaufparoxysmen mit Kopf- und Wangenröte hervorruft.
Die chinesische Medizin beschreibt meines Wissens im Gegensatz zum Sauren das Alkalische nicht; wohl aber den waageartigen Antagonismus von Leber und Milz, welch letzterer ein entsprechend ebenso hohes Gewicht beigemessen wird.
Die Priorität der Erhaltung der Stabilität des Serum-pH durch die Lungen, die Nieren und den Magen ist im Westen erst in neuester Zeit erkannt worden und wird in ihrer Bedeutung auch jetzt noch unterschätzt. Berthold Kern und Manfred von Ardenne kommt das Verdienst zu, die Übersäuerung als Ursache von Herzinfarkt und Schlaganfall durch «Weisse Erweichung» im Gehirn nachgewiesen zu haben. Dass neben den Lungen auch die Milz und damit das Tai Yin den Kreis der Gewährssysteme schliessen, mögen wir weiter unten zu Kenntnis nehmen.
Sechs Meridianpaare verlaufen links und rechts über die Körperhälften und gewähren deren äussere Symmetrie. Je ein Paar eines Yinmeridians des Fusses mit einem Yinmeridian der Hand (z.B. Leber und Lunge) bildet eine vierstündige aufsteigende Yinphase und geht in ein entsprechendes Paar von Hand und Fussyangmeridianen (Dickdarm und Magen) mit vierstündiger absteigender Yangphase über. Die Yinpaare, wie die Yangpaare, unter sich kommunizierend, ermöglichen die Kontinuität des Aufstiegs des Yin von den Zehen zu den Fingern bzw. des Abstiegs des Yang auf dem umgekehrten Weg.
Das Tai Yang, das grosse Yang von Dünndarm und Blase gebildet, erreicht das Maximum seiner Energie am Nachmittag und verläuft von der Kleinfingerspitze über den inneren Augenwinkel entlang der Wirbelsäule zur Spitze der kleinen Zehe; es führt die Wehrenergie, die an der Oberfläche sich ausbreitet und nur bei Nacht sich nach innen zurückzieht. Von der Brustwirbelsäule bis zum Knie verläuft der Blasenmeridian zweispurig. Seine im Rhythmus der Wirbel angelegten Iüpunkte (Einflusspunkte) verbinden die Speicher- und Hohlorgane mit dem «Meer des Yang».
Auf seinem zweiten, mehr lateralen Zweig sind in den entsprechenden Intercostalräumen die Iüpunkte zur Behandlung vorwiegend psychischer Leiden aufgereiht. Manie ist eine Pathologie des Herzens, man wird sie mit Bl 15 auf dem medialen und Bl 44 auf dem lateralen Ast sedierend behandeln. Depression ist eine Nierenfunktionsstörung, die Punkte Bl 23 und Bl 52 auf den beiden Zweigen werden die Behandlung unterstützen.
Der Wirkungsunterschied der Punkte des zweiten Astes hat im Vergleich zu derjenigen der medialen Punkte Ähnlichkeit mit homöopathischer Potenzierung.
Galle und Dreierwärmer bilden das Chao Yang, das milde verbindende Yang. Die Galle wird in der chinesischen Medizin als «General» dargestellt, der «Entschlüsse fasst». Der Dreierwärmer verkörpert Wesen und Auftrag des Kaiserreiches; und enthält dessen drei Chi; das sind Yang, Yin und Xüe. Damit ist das Chao Yang als Ganzes der «Generalstab» des Mikrokosmos.
Die Galle wird als «Flügeltüre» zwischen «Aussen» und «Innen» beschrieben, welche bei Bedarf den Energieausgleich zwischen den beiden bewerkstelligt. Dazu dient der Punkt Galle 41, dieser öffnet den Wundermeridian Tai Mo, welcher den Bauch in Gürtelhöhe überquerend den Meridianen von Milz, Magern und Nieren Energie zu spenden vermag.
Der Dreierwärmer beginnt an der ulnaren Seite der Ringfingerspitze und verläuft über den Ellbogen und M. trapezius zum Orbitaldach, worauf der Gallenblasenmeridian vom äusseren Augenwinkel und der lateralen Schädel- und Körperseite zur vierten Zehe absteigt. Damit ist der Gallenmeridian Energiequelle für die motorische Hirnrinde, welche die Entschlüsse verwirklicht. Das Chao Yang entfaltet sich unter dem Tai Yang und erwärmt vor allem die Muskeln. bei Bedarf auch auch das Innere des Körpers. Vor und um Mitternacht erreicht das Chao Yang seine Energiespitzen.
Dickdarm und Magen formen das Yang Ming, das warme Yang; es ist am kräftigsten zur Frühstückszeit und verläuft von der radialen Seite des Zeigefingernagels über die Vorderseite des Gesichts und nahe der Mittellinie der Körpervorderseite zur halblateralen Seite der Beine und endet seitlich der Basis des zweiten Zehennagels.
Bei hydrogenoidem Stoffwechsel muss das Yang ming mit möglichst siedendem Kaffee angeheizt werden, bei carbonitrogenem Stoffwechsel kann das auch ein Schnaps tun.
Entsprechend finden sich drei Yinpaare. Das Tai Yin, das Grosse Yin von Milz, Lungen (und Haut), entspringt als Milzmeridian auf der medialen Seite des Grosszehennagels, steigt in der Mitte der Innenfläche der Beine und halbseitlich vorne am Rumpf bis zum 2. Intercostalraum am medialen Rand der Schulter, von dort steigt es hinab zu seinem genau seitlich gelegenen Endpunkt im siebenten Intercostalraum, (Grosses Lo des Brustraumes). Der Lungenmeridian entspringt im ersten Intercostalraum, steigt über den Winkel zwischen Clavicula und Schulter auf der Radialseite der Innenfläche des Armes zur Medialseite des Daumennagels. Das Tai Yin erhält seine Grösse durch die Vereinigung der irdischen Nahrungsenergie Jong, die Yin ist, mit der himmlischen Energie Jing von Licht, Luft und Wärme, die Yang ist.
Das Chao Yin, das milde, verbindende Yin des «Kaisers», wird vom Herz- und Nierenmeridian gebildet. Feuer und Wasser, Sonne und Mond entsprechen dem übergeordneten Yang und Yin, welchem dann die «zehntausend Dinge» folgen.
Das Chao Yin entspringt als Nierenmedian in der vorderen Grube der Fusssohle und steigt über das Os naviculare zur Innenseite des Fersenbeines und über den Kreuzpunkt der drei Fussyin zum Beckenboden und von dort hart an der vorderen Medianlinie bis zum Sternoclaviculargelenk. Der Herzmeridian gewinnt in der Achselhöhle die Hautoberfläche und fliesst an der ulnaren Seite der Innenfläche des Armes zur Medialseite des Kleinfingernagels.
Wie das Chao Yang, so verbindet auch das Chao Yin «Innen» mit «Aussen».
Das Xüe Yin, das bewegte Yin, wird von Leber (Wind) und Herzbeutel / Kreislauf (Feuer) gebildet. Als Lebermeridian entspringt es an der lateralen Seite des Grosszehennagels, steigt über den Kreuzungspunkt der drei Yin zur Leistenbeuge und zum Genitale, kreuzt oberhalb desselben zur Gegenseite und endet im 6. Intercostalraum in der Mamillarlinie. Der Herzbeutelmeridian beginnt lateral der Mamille, steigt über die Achsel zur Innenfläche des Armes und verläuft durch die Mitte der hohlen Hand zur Spitze des Mittelfingers.
Auffällig ist, dass die Yinmeridiane den Kopf nicht direkt berühren und den Partnermeridian zum Teil durch das Körperinnere erreichen. Nur das Tai Yin ist am medialen Rand des Deltoides auf der Hautoberfläche zusammengeschlossen, worauf der Milzmeridian an der seitlichen Brustfläche wieder absteigt und im siebenten Intercostalraum das «Grosse Lo», erreicht, welches bei Fülle im Thorax mit Herz und Lungenbeengung entscheidende Linderung zu bringen vermag.
Die Grundklaviatur der Yin- wie auch der Yangmeridiane sind die «antiken Punkte» zwischen den Fingerspitzen und den Ellbogen, zwischen den Zehenspitzen und den Knien. Es sind jeweils fünf Punkte, welche die fünf Elemente und die fünf Jahreszeiten verkörpern. Die Anfangs- und Endpunkte der Meridiane an den Finger- und Zehenspitzen gelegen, verkörpern bei den Yinmeridianen den «Frühling», das «Holz», bei den Yangmeridianen das «Metall», den Herbst. Entsprechend verkörpern die zweiten und dritten Punkte «Feuer und Erde auf den Yinmeridianen, «Wasser und Holz» auf den Yangmeridianen.
Bei den Yangmeridianen findet sich als vierter ein «Iünnpunkt», der eine Verbindung zum Meer des Yin, zur «Urniere» herstellt. Bei den Yinmeridianen verbindet der Erdpunkt Yü in entsprechender Weise den Meridian mit der «Urerde», dem mesodermalen Bindegewebe, und dem Xüe, der zirkulierenden Lymphe. Weiter verbindet ein «Lopunkt» den betreffenden Meridian einerseits mit dem Mutterorgan, andererseits mit dem Iünnpunkt des Bruder- oder mit dem Erdpunkt des Schwestermeridians im gleichen Element. Ferner findet sich ein «Tsripunkt», ein «Schluchtenpunkt», der über einem anatomischen Engpass sich befindet und daher bei Stauungen zur Beschleunigung des Chiflusses sich eignet.
Tabelle 2 Die Antiken Punkte
Die Yangmeridiane und ebenso der Lungenmeridian haben ein «Himmelsfenster», das sind Punkte an der Kopf-Hals-Grenze, deren Stechung den Energiefluss in beide Richtungen zu beschleunigen vermag. Bei Leere im Kopf, wenn die Yangpulse klein und versteckt sind und die Yinpulse tief, fördern die Himmelspunkte der drei Yangmeridiane der Hand das Chi nach oben. Wenn Hitzestauung im Kopf entstanden ist, wobei der Yinpuls in Leere und der Yangpuls gut gefüllt und die Pulsamplitude zwischen Yin und Yang sehr gross ist, kann sie über die Himmelspunkte der drei Fussmeridiane abgeleitet werden. Der Himmelspunkt der Lunge kühlt und entlastet den Brustraum bei Energiestauung. Wenn auch das Blut gestaut ist (Nasenbluten u.a.) steche man zusätzlich den Herzmeister 1 seitlich der Mamille. Die Himmelsfenster sind wie die Lopunkte meist auch druckschmerzhaft, wenn sie Hilfe versprechen.
Während sehr zahlreiche Punkte auf allen Meridianen Verbindungen mit anderen Haupt- oder Wundermeridianen aufweisen und ihnen entsprechend besondere Indikationen zugeeignet sind, so unterscheiden die Chinesen darüber hinaus spezielle «Vereinigungspunkte, die als Ho-Punkte bezeichnet werden und eine Verbindung mit dem Dreierwärmer herstellen. Ma 36 ist der Hopunkt des Magens, Ma 37 ist Ho-Punkt des Dickdarms, Ma 39 der des Dünndarms, Bl 39 derjenige der Blase. Darüber haben neun Organsysteme (z.B. Muskeln oder Knochen) eigene Ho-Punkte (siehe Tabelle Antike Punkte.: «Hopunkte».
Wie nun jede Jahreszeit die vorhergehende abklingen lässt und die nächste hervorbringt, so wirken auch die antiken Punkte auf ihre Meridiane. So bewirkt der Metallpunkt der Blase eine Stärkung des Blasenchi, er ist der Tonisierungspunkt, indem er das Chi aufstaut. Daher ist er bei Inkontinenz angezeigt. Der Metallpunkt der Milz aber lässt das Milzchi abfliessen, er ist deren Sedierungspunkt; erzeugt über das Tai Yin Trockenheit und ist daher bei Durchfall angezeigt. Entsprechend wirkt der Holzpunkt der Blase bei Harnverhaltung entlastend und bei der Niere bewegend, aufsteigend, die Leber kühlend. Der Feuerpunkt der Milz stärkt deren Chi und über das Tai Yin auch die Lunge und dämpft andererseits die Leber.
Die Chinesen drücken das bildhaft aus: der Tonisierungspunkt ist die «Mutter des Meridians, der «hervorgebracht» wird; dieser ist der Sohn. Umgekehrt ist der Sedierungspunkt der «Sohn», der die «Mutter, den Meridian schwächt. Bei Gesundheit herrscht durchgehend das Mutter-Sohn-Verhältnis vom «Frühling» bis in den «Winter». So stärken die Nieren die Leber, diese wiederum das Herz usw. Umgekehrt schwächt das Übergewicht der Nieren die Lungen, deren Fülle wiederum die Milz schwächt und Ni Chi im Tai Yin bewirken kann.
Die Leber erwärmt die Galle und diese ihren Bruder im Chao Yang, den Dreierwärmer; dieser wieder seine Schwester im ministeriellen Feuer, den Herzbeutel / Kreislauf. Sollten das Leberfeuer und die Galle im Kopf Hitze ansammeln, so wird der Kreislauf diese nun abzuführen imstande sein. Hier stehen wir vor einem selbstregulierenden Rückkopplungssystem.
Nun entgeht dem Beobachter nicht, dass einem warmen Herbst ein blütenreicher Frühling folgt, nach einem lauen Winter aber nicht nur ein zu früher Frühling mit Spätfrösten erwartet werden muss, sondern auch ein trockener Sommer mit lausiger Ernte oder aber ein nasskalter Sommer mit genügend Heu-, aber schlechter Getreideernte.
Entsprechend springen die Energien unter pathologischen Verhältnissen auf «Grossmutter» und «Enkel» über. Die «Grossmutter» in Fülle züchtigt den «Enkel» in Leere; umgekehrt «missachtet der ungezogene Enkel» (in Fülle) die «Grossmutter», wenn diese relativ in Leere ist.
Während das Verhältnis von Mutter zu Sohn ein obligat stützendes und das von Sohn zur Mutter ein obligat schwächendes ist, kann das zwischen Grossmutter und Enkel in beiden Richtungen ein stützendes oder schwächendes sein. Stützend und regulierend in gesunden Tagen, schwächend bei krankhafter Fülle oder Leere unter Einwirkung perverser Energien.
So überwältigt bei übermässiger Ernährung die «gierige Grossmutter» ihren noch kleinen «Enkel». Zu viel Saures für die Leber schadet der Milz (da braucht sie Alkaloide), zu viel Pikantes für die Lunge schadet der Leber. Zu viel Salz schadet dem Herzen, zu viel Süsses den Nieren, aber auch dem Herzen; zu viel Bitteres den Lungen, (diese machen traurig). Die Dynamik dieser Qualitäten ist nicht nur diätetisch, sondern ebenso therapeutisch wie psychisch zu berücksichtigen und spiegelt sich in den Emotionen, deren Übermass die gleichen negativen Wirkungsrichtungen nehmen.
So wie Jupiter und Saturn zwar komplementäre, dennoch gegensätzliche Energien ausstrahlen, so sind Leber und Milz in der Gesundheit komplementär, im pathologischen Bereich aber heilsame Gegensätze. Umgekehrt wärmt der Leberwind auch die Lungen und über deren Lo auch das Lungenchi, wenn er zum äusseren Augenwinkel emporsteigt, um am Gallenblasenmeridian anzuknüpfen. Das kann zu Ni Chi im Tai Yin führen.
Herz und Nieren sind im Chao Yin verbunden, stärken oder unterdrücken sich gegenseitig oder singen das gleiche Klagelied. Entsprechend sind die Herzglycoside auch Heilmittel für die Nieren; die rechtswirksamen noch stärker als die linkswirksamen, welch Letztere umso mehr die «sorgende» Milz unterstützen.
Bei Frauen geht auf der psychischen Ebene bei Rechtsinsuffizienz der Mut verloren, der durch das Chao Yin gestützt wird, sie werden ängstlich; bei Linksinsuffizienz wird die sorgende Liebe geschwächt, sie fühlt sich überfordert und zieht sich zurück. Bei Männern vermindert die Rechtsinsuffizienz den Durchhaltewillen, die Linksinsuffizienz den Mut.
Wiederum anders ist das Verhältnis von Milz und Nieren. Als Grossmutter stützt die Milz die Nieren über ihre Tai Yin-Schwester Lunge, die wiederum die Mutter der Nieren ist. Die Nieren bremsen zwar die Lungen, aber stützen die Milz als Enkelin dennoch, indem sie das Wasser abführen.
Die Erde ist feucht, die Milz «wandelt das Feuchte, erhält das Fleisch und die schöne Form» und bringt die Lungen, das Trockene, hervor; diese «bringen das Wasser hervor». Das Tai Yin, welches das Milzchi Jong zu den Lungen bewegt, ist somit die «Quelle» der Nieren, Letztere führen das Wasser ab. Die Nieren regeln über das Blut den Wasserhaushalt im Zwischengewebe, offensichtlich aber nicht mehr im intrazellulären Stoffwechsel der epithelialen Organe und der Muskelfibrillen, der vom Tai Yin vermittelt wird.
Die Milz umfasst das mesenchymale Zwischengewebe, das ist von Lymphe (Yong) durchtränkt und bildet den Markt, an dem Blut und Epithelien ihre «Waren» austauschen und die Nervenendigungen, Enzyme und Hormone teils Zwischenhändler, teils Polizisten sind.
Ist die Rinde der Nieren erkrankt, wird das Wasser zurückgestaut und die Erde versumpft; der Sumpf greift auf die Lungen und damit auf die Haut über: Ödem! Ist aber das Nierenmark geschädigt und vermag die Salze nicht mehr zurückzuhalten, so trocknen die Gewebe aus und verbrennen allenfalls.
Topographie der Meridiane und Punkte
An der Hand liegen auf der radialen Seite der Wurzel der Fingernägel die Endpunkte der Yinmeridiane; entsprechend ihre Anfangspunkte an den Zehennägeln; nur beim Nierenmeridian findet man ihn in der vorderen Grube der Fusssohle. Diese distalen Punkte entsprechen dem Holz. Der zweite und dritte Punkt liegt bei der Lunge distal und proximal des Daumengrundgelenkes, der Feuerpunkt beim Herz- und beim Kreislaufmeridian metacarpal auf der Handinnenfläche, ihre Erdpunkte im Handwurzelbereich. Die folgenden Metall-, Lo- und Tsripunkte sind in wechselnder Reihenfolge am Unterarm angeordnet, in der Ellbeuge liegen die Wasserpunkte.
An den Füssen sind die zweiten und folgenden Punkte von Milz- und Lebermeridian entsprechend an beiden Seiten der Basis der Grosszehe und deren Metatarsalen angeordnet, Le 4 und Mi 4 und 5 noch im Tarsalbereich, die folgenden schon am Unterschenkel. Bei der Niere liegt der zweite Punkt bei der Tuberositas ossis navicularis, vom dritten bis zum sechsten Punkt liegen alle an der medialen Fläche des Calcaneus. Vier Querfinger oberhalb des Malleolus medialis im Punkt Mi 6 kreuzen alle drei Yinmeridiane des Fusses. An der Innenseite des Knies und in dessen Kehle sind die Wasserpunkte Le 8, Mi 9 und Ni 10 zu finden.
Bei den Yangmeridianen finden sich die ersten Punkte auf der ulnaren Seite der Fingernägel, entsprechend die letzten auf der fibularen Seite der Zehennägel. Sie verkörpern das «Metall». Die zweitletzten Punkte zwischen den Fingern und Zehen entsprechen dem Wasser. Dem Holze entsprechen die drittletzten, sie liegen zwischen oder an den metacarpal / metatarsalen Grundgelenken der Finger und Zehen.
An der Handwurzel sind die vierten Punkte gelegen, sie sind bei allen Yangmeridianen Yünnpunkt; ferner finden sich die Feuerpunkte Dü 5 und Di 5 daselbst. Beim Dreierwärmer ist der 5. Lopunkt und liegt bereits am Unterarm. Sein Feuerpunkt sowie die Lo- und Tsripunkte des Dünndarm- und Dickdarmmeridians sind daselbst zu finden. Am Ellbogen sind die Erdpunkte Di 11, Dü 8 und 3E 10 gelegen.
Bei den Yangmeridianen des Fusses ist die Folge analog. Nur beim Gallenmeridian ist dem Holzpunkt knapp vorgelagert ein weiterer Punkt, Gb 42, der nicht gemoxt werden darf: seine Indikationen deuten auf das Gebiet des Dreierwärmers, speziell der Ohren; somit ist er ein zweiter, etwas kühlerer Holzpunkt.
Die Yünnpunkte Bl 64, Gb 41 und Ma 42 sind im Fusswurzelbereich aufzusuchen. Die Feuerpunkte liegen schon im Unterschenkelbereich; ebenfalls vier Querfinger oberhalb des Malleolus lateralis liegt der G 39, der Kreuzungspunkt aller Yangmeridiane des Fusses. Am Knie liegen ihre Erdpunkte. In der Kniekehle liegt der Bl 40; beim Fibulaköpfchen der G 34, etwas weiter unten und vorne der Ma 36, der mit dem Dreierwärmer «aller drei Stockwerke» wärmend verbunden ist. Der Yünnpunkt Di 4 ist ebenfalls mit dem Dreierwärmer «aller drei Stockwerke» verbunden; als Herbstpunkt eher kühlend, als Quellpunkt der Lungenenergie aber «das Yang aus dem Yin aufbauend». Ausserdem ist er Verbindungspunkt zwischen «aussen» und «innen».
Die «drei Stockwerke» sind der Oberkörper mit Herz und Lungen; das Zwerchfell ist die «Barriere». Der Bauch mit den Bauchorganen ist die «Mitte» und das «Unterste» umfasst die Beine mit Blase, Nieren und Geschlechtsorganen.
Mit diesen antiken Punkten ist der Anfänger bereits in der Lage, einfache Pathologien zu korrigieren und deren Beschwerden zu heilen. Anhand von Skizzen oder Abbildungen in Lehrbüchern, am einfachsten aber anhand einer chinesischen Plastikpuppe, können die Punkte aufgesucht und eingeprägt werden. Der Abstand der Punkte wird in «cun» angegeben, was einem chinesischen Daumenendglied und ungefähr einem kräftigen Querfinger entspricht.
Indessen muss man als Anfänger von Anfang an sich bewusst machen, dass Tonisierungspunkte nur dann tonisieren, wenn das Element, das sie vertreten, selbst genügend Energie hat, also nicht in Leere ist. Umgekehrt dispergiert ein Dispersionspunkt nur dann, wenn das Chi seines Elementes nirgends gestaut wird.
Da die einzelnen Punkte eben besonders energiereiche Stellen sind, wie sie auch die Erde aufweist, so ist an ihrer Stelle die Körpersubstanz vermindert: da hat es Gelenke, Eindellungen oder andere «Nischen», die mit den Fingern leichter zu tasten, als mit den Augen zu sehen sind. Berührt man sie mit dem einen oder andern Ende eines Stabmagneten und wird der Puls voller und langsamer, so ist die Behandlung des Punktes im Sinne des aufgesetzten Magnetpoles angezeigt. Wird der Puls im Gegenteil flacher, so ist allenfalls der andere Magnetpol der richtige; reagiert der Puls nicht, so hat der Punkt im aktuellen Fall keinen therapeutischen Wert.
Auch der Mikrokosmos hat seine Meere. Dessen Küsten sind die Wundermeridiane Tou Mo am Meer des Yang auf der dorsalen und Jen Mo am Meer des Yin auf der ventralen Medianlinie des Körpers. Meere fliessen nicht, allenfalls werden sie von Stürmen bewegt. Energie kann bei Leere oder Fülle über die Wundermeridiane geschöpft oder abgeleitet werden, indem man deren Öffnungspunkte sticht. (Siehe Tabelle «Antike Punkte».)
Schöpfwerke sind ausserdem die Iü- und Mopunkte (Einfluss- und Sammelpunkte). Zu jedem Meridian gehören ein oder zwei Iü- und ein Mopunkt. Die Einflusspunkte liegen auf dem Blasenmeridian, und vermögen Energie aus dem Meer des Yang zu schöpfen. Schöpfwerke für das «Meer des Yin» sind die Sammelpunkte. Sie liegen zum grösseren Teil auf dem Wundermeridian Jen Mo, zum Teil aber sind es Punkte der Hauptmeridiane. (Siehe Tabelle «Antike Punkte».)
Der Tou Mo auf der Medianlinie des Rückens, am Meer des Yang, hat 26 interspinale und craniale Punkte. Deren erster liegt zwischen Anus und der Spitze des Steissbeins. Sein Endpunkt TM 26 zwischen Nasenscheidewand und Oberlippe ist Notfall- und Reanimationspunkt. Sein Öffnungspunkt ist der Holzpunkt Dü 3 am Grundgelenk des Kleinfingers.
Der Jen Mo auf der Medianlinie der Bauchseite, am Meer des Yin, hat 24 Punkte, deren erster ist vor dem Anus gelegen, der oberste, JM 24, ist zwischen Kinn und Unterlippe zu finden, ist zugleich Kreuzungspunkt beider Dickdarmmeridiane. Sein Öffnungspunkt ist der Lu 9.
Yin Qiao Mo und Yang Qiao Mo sind Schnellverbindungen zwischen Unten (Niere) und Oben (Kopf) bzw. umgekehrt. Ihre Öffnungspunkte sind Niere 6 und Bl 62 unter dem medialen und lateralen Knöchel. Der Yin Qiao Mo ist der einzige Yinmeridian, der den Schädel erreicht, indem er sich am inneren Augenwinkel mit dem Blasenmeridian vereinigt und diesen bis zum Bl 10 im hinteren Schädel-Halswinkel begleitet. Er berührt ausschliesslich den Kreuzungspunkt der drei Yin des Fusses Ni 8 / Mi 6 und den Punkt JM 2 am oberen Symphysenrand, an denen er allenfalls Yinenergie anzapfen kann.
Der Yang Qiao Mo kreuzt den Blasenmeridian beim Punkt Bl 59 und den der Gallenblase im Punkt Gb 29, dann die