1.Auflage
Titel: Tobias Prehn
Coverzeichnung: Karsten Lampe
Autorenfoto: Christian Kruppa
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.
© 2021 Arno Wilhelm
ISBN: 9783753487311
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
Die mit * gekennzeichneten Gedichte entstanden als Themengedichte für die Lesebühne Dichtungsring.
Eine Kühlschrank-Ballade
Hackfleisch mit Zwiebel,
Da war doch mal was
Mir ist als hätt’ ich gar
relevantes verpasst
Irgendwas wollt ich kochen
Schon vor ein paar Wochen
Doch das vergaß ich
Und kochte und aß nich’
Hatt’ das Fleisch schon erworben
Ganz und gar unverdorben
Es im Kühlschrank verstaut
Und nicht mehr geschaut
War nicht sehr penibel
Hackfleisch und Zwiebel
Wuchsen empor
Ich denke es fror
Und so zog es sich dann
Einen Pelzmantel an
Schön gepunktet weiß-blau
Ist es schon eine Schau
Ich nehm’s mit der Zange
Statt dass ich’s selber anlange
Der Geruch ganz schön übel
Aber ab in den Kübel?
Wär ja auch schade drum
Deshalb die Atmung auf stumm
Und die Nase verschließen
Ganz schnell panieren, in die Pfanne Öl gießen
Dann in feinstem Fette baden
Ach guck, da sind auch noch zwei Maden
Schön ausführlich wird’s gebraten
Da sollt’ man ruhig was länger warten
Jetzt auf den Teller ab damit
Das hält jeden Magen fit
Schön viel Ketchup muss noch sein
Und der Hunger treibt’s dann rein.
Es war ein Montag, nicht mein Tag
Ein Tag wie ich ihn gar nicht mag
Viel zu tun und wenig Muße
Ich brach auf, wie stets zu Fuße
Gurkte einfach so herum
Fühlte mich unnütz und dumm
Alles Käse, mir doch Wurst
Ich spürte in mir einen Durst
Und eierte zum Edeka
Hunger war kein bisschen da
Wollt’ keine Feinkost von der Küste
Keine fleischlichen Gelüste
Kein Interesse an Melonen
Nur etwas Orangenhaut
Hab ich ganz kurz angeschaut
Ich verließ den Supermarkt
Frag mich wer hier so blöd parkt
Hat wohl Tomaten auf den Augen
Fahrkünste die zum Laufen taugen
Von Feingefühl nicht mal ein Hauch
Was ist das denn für ein Lauch
Er hörte das, nannte mich Streber
Die beleidigte Wurst von der Leber
Was ich da sage sei nur Quark
Ich wünscht‘ ihm einen guten Tag
Weiter ging ich unbeschwert
Am Parkplatz äpfelte ein Pferd
Die Äpfel warm und heiß begehrt
Bei den lokalen Fetischisten
Die sich nicht nur vor Lachen bepissten
Abgelenkt fiel ich aufs Knie
Es zwiebelte so fies wie nie
Aus meinem Rucksack tropfte Sahne
Doch auch das war mir Banane.
Es war des Nachts im Park um zwei
Ich lief heimwegs am Strauch vorbei
Heraus sprang ohne jede List
Im Mantel ein Exhibitionist
Das er eben ein solcher war
Wurde mir nicht am Mantel klar
Sondern an der Öffnungsart
Der Mensch nackt, teigig, kaum behaart
Nackte Angst, blankes Entsetzen
Was nun? Polizeiruf? Messer wetzen?
Schreien? Kritik am Körperfett?
"Mehr Sport wär wohl für dich ganz nett"
Der Anblick eher widerlich
Ich hab kein Foto heut für dich
Und ebenfalls auch keine Rose
Was hieltest du von einer Hose?
War unsicher - was muss ich tun?
Ein Kompliment zu seinen Schuhen?
Ich tat's spontan, ganz ungelogen
Hab dann halt auch mit blank gezogen
Ein bisschen hab ich mich geniert
Er war sichtlich irritiert
Um nicht zu sagen fast entsetzt
Im Berufsethos verletzt
Hätt ein Gespräch gern angefangen
Doch er ist dann schlicht gegangen
Murmelnd, kaum noch Kraft zur Stützung
Er müsse jetzt zur Vorstandssitzung
Endlich Urlaub, endlich Zeit
Wir sind bereit für Zweisamkeit
Die Kinder bei den Großmamas
Zeit für Pärchen-Freizeit-Spaß
Auf ins Hotel - Stress bleibt zuhaus
Wellness pur in Saus und Braus
Doch leider teilt man sich den Platz
Mit manch einem verwöhnten Fratz
Diese sind zwar schon erwachsen
Doch zu verwöhnt und machen Faxen:
Im Außenpool schwimmt eine Frau
Der Körper dick, die Haare grau
Bei jedem den sie sehen kann
Bringt sie ihre Klage an
"Letztes Jahr war der Pool wärmer
Das sind niemals dreißig Grad
Achtundzwanzig sind das höchstens"
Es ist ihr zu kalt fürs Bad
Die Anlage ist wunderschön
Und sie meckert wie ne Ziege
Gibt ihren Ärger zu verstehen
Bis ich langsam die Krise kriege
Ich schwimme leise hin zu ihr
Still und freundlich, froh und munter
Nette Blicke tauschen wir
Ich hab die Hand und tauch sie unter
Aber man macht's nicht und ärgert sich dann
Denkt, sowas mach ich irgendwann
Bleibt wo man ist, ganz still und stumm
Und immer frag man sich: Warum?
Am Abend schick ins Restaurant
Da ruft ein Gast den Kellner ran
Was für ein schrecklicher Affront
Ob der dazu was sagen kann
Der Gast klagt über das Dessert
Das sei ja wirklich viel zu viel
Der meint das Ernst, erbost sich sehr
Meckert ohne Sinn und Stil
Vom Nachbartisch erheb ich mich
Den kleinen Löffel in der Hand
Der Gast ist gar nicht einsichtig
Meckert außer Rand und Band
Ich knie mich neben seinen Tisch
Klopf ihm beruhigend auf den Rücken
Fang mit dem Löffel eilig frisch
An, seinen Nachtisch zu verdrücken
Aber man macht's nicht und ärgert sich dann
Denkt, sowas mach ich irgendwann
Bleibt wo man ist, ganz still und stumm
Und immer frag man sich: Warum?
Irgendwann ist es soweit
Es fehlt nur die Gelegenheit
Dann gibt es Frustausgleich zuhauf
Ich freue mich schon jetzt darauf
Ich habe nur einen Follower
Das ist allerdings schon echt eine Menge
Zum Glück nur den einen, es gibt kein Gedränge
Dem gefällt alles was auch immer ich tu
Er folgt mir auf jedweden Schritt und auf Tritt
Wohin ich auch gehe, er kommt immer mit
Die Polizei will, dass er mir bald schon entfolgt
Ich spreche ihn an, ganz kurz bleibt er still
Dann fragt er ob ich Viagra ihm abkaufen will
Von jeher war der Eberhard
Einer der gern Frauen anstarrt
Ihre Köpfe, ihre Brüste
Weckten in ihm Lustgelüste
Dazu auch Beine, Bauch und Po
Ebenso
Doch steht ein Mann im Park und gafft
Kommt er allzu leicht in Haft
Für unsittliches Benehmen
Muss sich entschuldigen und schämen
Drum hat er sich angewöhnt
Wenn er seinem Hobby frönt
Mit dem Rad umherzufahren
Um sich vor Ärger zu bewahren
Bei Sonnenschein geht er auf Tour
Genießt ausführlich die Natur
Große Busen oder kleine
Dicke und auch dünne Beine
Oben ohne oder mit
Sein Blick der wandert Schritt für Schritt
Er fährt so viel und gerne rum
Und ist ein Scherzkeks auch, darum
Nennt er sich leise lüstern linsend
'Der Schnellspanner', klammheimlich grinsend
Doch wie das Schicksal manchmal spielt
Kam jemand, der gerne stiehlt
Eberhard ward nicht gewahr
Was seinem Rad abgängig war
Er sah, na klar, auf Frauenbeine
Und bemerkte nicht die Steine
Das Rad tat einen Satz, ein Schreck,
Und die Räder flogen weg
Weil Ironie doch manchmal glatt
Einen Sinn fürs Feine hat
Hatte der Dieb ganz unverhohlen