© edition Lichtland
edition Lichtland
Stadtplatz 4, 94078 Freyung
Deutschland
Gestaltung: Edith Döringer
Satz: Melanie Lehner
Foto Umschlag:
mambographer/Shutterstock.com
1. Auflage 2019
Das Werk ist urheberrechtlich geschützt.
Jede Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlags zulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung undVerarbeitung in elektronischen Systemen.
eISBN: 978-3-947171-15-6
ISBN der gebundenen Ausgabe: 978-3-947171-13-2
www.lichtland.eu
statt siegen!
Vom
Kopffüßler
zum
Herzensmenschen
Dedicated in gratitude to the spiritual teachers Byron Katie, B. Iyengar, J. Krishnamurti, D. Icke, Ramana Maharshi, Nissargadatta, Rumi, Susan Stiffelman, Steve Taylor, Eckhart Tolle, Marianne Williamson, Russell Williams, Christ, Buddha & Co – Thank you for living the way and taking us along.
Willkommen!
Ego versus Herz
Vom Widerstand zur WahrNehmung
Vom Raffen zum Weiterleiten
Vom Klammern zum Loslassen
Vom Brauchen zum Lieben
Alltag als spirituelle Praxis Himmel ist jetzt oder nie
Vom Sinn des Leidens
Vom Weg des Herzens
Von der Unterhaltung zur Inspiration
Vom Heucheln zur Ehrlichkeit
Der Körper als Anker und Himmelstor
WahrNehmung als Lebensaufgabe
Alles hat ein Ende, nur das Leben nicht
Ideen für ein neues Menschenbild: Erkenne dein wahres Selbst
Hymne
Wundern Sie sich manchmal, warum Fehler finden und sich beklagen zu Gesellschaftskrankheiten geworden sind? Warum viele Menschen in Traurigkeit versinken und manche sich an gar nichts mehr freuen können? Fragen Sie sich, warum auch bei Ihnen eine zaghafte Sehnsucht nicht vergehen will, nach einem „ich weiß auch nicht genau-was“?
Wir haben inzwischen herausgefunden, dass der zehntausendste Gegenstand uns nicht glücklicher macht, als der neunhundertste – allen gegenteiligen Versprechungen zum Trotz. Wenn das Haben als Zufriedensheitsproduzent nicht mehr taugt, laufen wir dem Mehr an anderen Fronten nach: Wissen, Können, Fitness, Fortbildung, Partnersuche, Erfolge, Erfahrungen, Erlebnisse, Reisen, gute Taten… Warum können wir uns trotz alledem des dumpfen Gefühls nicht erwehren, dass etwas fehlt im Rhythmus der Wochen, die sich so flugs als Jahrzehnte aneinanderreihen? Da taucht der sachte Zweifel wieder auf, mit seinem „kann das alles gewesen sein?“ Liegt es an uns, was machen wir falsch, wir „haben doch alles?“ Vielleicht klopfen wir bei spirituellen Traditionen an, auf der Suche nach einer Heimat für Herz und Seele, aber finden in der Starrheit überlieferter Dogmen nicht den ersehnten Trost. Wir zerren an uns, den Mitmenschen und Lebensumständen, ändern dies, erstreben das. Sind ruhelos, gefangen in einem leisen Unbehagen, einem Warten, das auf einen Anfang ausgerichtet ist oder einem Ende entgegenharrt. Also aufgeben und einparken in der Endstation Resignation?
Es ist an der Zeit, dem leisen Leiden auf den Grund zu gehen, denn nur dort kann es behoben werden. Wir suchen an der falschen Stelle, wenn wir der Erfüllung im Außen nachjagen. Machen wir uns auf die vielversprechendste aller Reisen und erforschen den Weg nach Innen. Das Herz sehnt sich nach Frieden, doch Hektik im Außen lässt den Appell oft nicht durchkommen. Die Verantwortung für unser InnenLeben zu übernehmen, wird als Erwachen bezeichnet. Es ist nie zu spät, mit dem Lauschen zu beginnen.
Seit Urzeiten sucht die Menschheit nach dem heiligen Gral, der Abenteuerroman der Spiritualität ist Jahrtausende alt. Hier ist sie auf’s neue erzählt, die Geschichte von Ego versus Herz. Machen wir uns auf den Weg zum ersehnten Schatz: innerer Frieden und ein Gefühl der Einigkeit mit Mitgeschöpf und Universum. Ein Gefühl des AufgehobenSeins, of coming home. Die Frohe Botschaft ist kein Gerücht, sie ist nur verschüttgegangen. Sie schlummert vor sich hin, bis wir in unserer Mitte ankommen, im köstlich-kostbaren Augenblick.
Dieses Buch ist ein Angebot, wie das Leben selbst. Man kann damit umgehen, wie man möchte – in einem Rutsch durchsausen? Oder ab und an pausieren und Lieblingsstellen bis ins Innere durchsickern lassen, dem Licht entgegen?
Schön, dass Sie da sind.
Wovon sind die Menschen am meisten abhängig? Was können wir nicht mehr sein lassen, auch wenn wir darunter leiden? Das Denken. Es bescherte uns den Intellekt und schließlich den Fluch, den Verstand nicht mehr abschalten zu können. Wir sind in Gedanken versunken, mitgerissen von unablässigen Assoziationsketten, festgezurrt im klebrigen Netz des Gedankengewirrs. Wir sind einer Stimme im Kopf ausgeliefert, die ununterbrochen kommentiert und meist verurteilt. Diese Stimme ist das Ego. Es hat sich bei uns einquartiert, im Laufe der Jahrtausende die Zügel in die Hand genommen und sich zum Diktator emporgeschwungen. Sein Deckname ist Persönlichkeitsstruktur, kurz „ich“. Das Ego ist ein Maskenbildner: es speichert Erfahrungen, bläht sie zu Meinungen und Weltbildern auf und konstruiert sich aus diesen Bausteinen ein SelbstBild. „Du brauchst eine Identität!“ sagt es. „Du musst etwas werden, etwas darstellen!“
Im ersten Lebensdrittel ist das Ego ein notwendiger Bestandteil, wir wachsen heran, ergreifen Berufe und gründen Familien. Alles hat seine Zeit. Deshalb macht es keinen Sinn, Teenagern Selbstzentriertheit vorzuwerfen oder einem Kleinkind, das mit „das ist meins!“ ein Spielzeug an sich reißt, Vorträge über die Tücken des Ego zu halten. Erst wenn 45-Jährige ihre Spielsachen zu ernst nehmen, besteht Anlass zur Innenschau.
Menschheitsgeschichtlich gesehen ist der Intellekt ein Zwischenschritt, der uns zu Errungenschaften verholfen hat. Wir können Symphonien niederschreiben, Raketen abfeuern, mathematische Formeln auf Tafeln kritzeln, philosophieren und Computer bauen. Letztendlich hat der Verstand uns jedoch übertölpelt und von uns Besitz ergriffen. Die Bausteine, aus denen wir unser „ich“ basteln, werden von Jahr zu Jahr mehr: meine Kindheit, Jugend, Ausbildung, Familiengeschichte, Berufslaufbahn, Ehrenämter, Verpflichtungen, Versicherungspolicen… Das „ich“ wird immer komplexer und die Instandhaltung dieses GedankenGebäudes verschlingt den Großteil unserer Lebenskraft. Denn Gedanken bestehen aus Energie und ihre Produktion verbraucht Energie.
Das Leben wird schwer, weil das SelbstBild weiterexpandiert, bis es uns „runterzieht“. Das Herz möchte MentalBallast abwerfen, doch das Ego lässt sich nicht beirren und bastelt weiter am Image. Seine Lieblingswörter sind ich, mich, mir und mein und die schmuggelt es in den Großteil aller Sätze und Gedankengänge hinein. Es redet am liebsten über sich, erzählt Anekdoten aus der Vergangenheit oder diskutiert Zukunftspläne – Hauptsache, es geht um mich. Dabei schmückt es sich gern mit fremden Federn und greift auf Familienmitglieder oder Bekannte zurück, wenn es sonst nichts zu berichten gäbe. „Mein Sohn…“ Es kommentiert das Leben anderer von subtil-humorvoll bis eiskalt-vernichtend, aber immer herablassend. Denn das Ego ist auf Energiezufuhr von außen angewiesen. „Weißt du, was sie dann gemacht hat?“ Um sich aufzuspielen, muss es diese anderen nicht persönlich kennen oder sicher sein, dass es sich um Tatsachen handelt. Auch Berichte aus fünfter Hand sind willkommen und werden gerne weitergegeben und ausgeschmückt. Mit der Wahrheit nimmt es das Ego nicht so genau. Wem die laut ausgesprochene Klatsch-Variante zu plump ist, greift diskret auf Kolumnen, Onlineforen oder soziale Medien zurück, um sich die erforderliche Dosis Überheblichkeit reinzuziehen. Das Ego tankt auf, in der beruhigenden Gewissheit, dass es bei anderen auch nicht besser läuft. Es pervertiert sogar den Trost.
Das Ego fühlt sich meist unverstanden und das zu Recht. Denn wer es auf „dickes Auto, dicker Geldbeutel“ reduziert, kratzt nur an der Oberfläche und übersieht 99% seiner Inkarnationen. Es kann weit mehr und hat sämtliche Opferrollen drauf, von „niemand versteht/liebt mich“ bis hin zum Märtyrer. Es ist keinesfalls nur materialistisch, im Gegenteil! In seiner religiösen oder spirituellen Version blickt es milde auf die armen Irren herab, die ihr Heil im Konsum suchen. Vergeblich? Hätte es ihnen gleich sagen können. Es belächelt die fashion victims und ihre Modetrends „wer unterwirft sich zuerst?“ Ego trägt einen leicht gequälten Gesichtsausdruck, wenn „Unbewusste“ sich über Fernsehprogramme, Wettervorhersagen oder Videospiele unterhalten. Es spezialisiert sich auf Arroganz in der subtil-insgeheimen Variante, in Ausnahmefällen auch offen zur Schau getragen.
Es hat sich das Abgrenzen zur Lebensaufgabe gemacht und ordnet sich ständig ein: ob über- oder unter-, spielt keine Rolle. Es leidet unter dem permanenten Unterwerfungs-Dominanz Auf und Ab, sieht aber keinen Ausweg. Ego hängt in der „Ich bin besser-schlechter als“-Achterbahn fest und hat es satt, aber was tut man nicht alles für eine Identität. Es kann nichts lassen wie es ist, sondern zwingt jedem dahergelaufenen Gegenstand ein statement auf. Der Krawatte fiel es gar nicht auf, dass sie ihre Träger in Spießer verwandelt? Auch der Turnschuh hatte keine Ahnung, dass er eine Aussage macht: rebellisch, klassisch, girlie, vintage, vegan – was hätten Sie denn gerne? „Egal, her damit“ sagt Ego. Egal ob Leinenbeutel oder Designertasche, Hauptsache, man weiß, wo man dazugehört! Wollen wir Plastiktüten und DosenUser verachten und die Jutetasche als Ehrenabzeichen missbrauchen? Ego zieht die Vergleichskartei heraus, sucht die passende Kategorie und stempelt am Ende das obligatorische „für gut/schlecht befunden“ über die Lochkarte. Pausenloses Einordnen aller Mitmenschen und Situationen, inklusive der eigenen Wenigkeit, ist ein stressiger Job. Ego klagt über Müdigkeit und Energiemangel. Wenn ihm das alles zu viel wird, kultiviert es den bewussten Verzicht als das AlleinSeligmachende. Welche neue Hauptrolle ist lohnender: Aussteiger, ewiger Rebell oder Vorstandsvorsitzender des Minimalismusvereins?
Wir haben Selbstbilder entworfen und wieder abgestoßen, andere restauriert oder auf Hochglanz poliert. Dieses Sammelsurium an Rollen und Meinungen muss nun aufrechterhalten werden. Der Verstand vereinnahmt uns, wir bemerken oft gar nicht mehr, dass wir von Gedanken und daraus entstehenden Emotionen ferngesteuert sind. Wenn wir in assoziativen Feldern feststecken, nehmen wir die tatsächliche Situation nicht mehr wahr. Wir liegen im Bett, alles warm und sicher – soweit, so gut. Warum wälzen wir uns von einer Seite auf die andere? Weil uns so viel durch den Kopf schießt. Wir sind gedankenverloren, umgetrieben vom nächsten „was, wenn…?“ Der Kopf hat sich vom Körper abgetrennt und hält uns in einer Phantomwelt angsterregender Konzepte gefangen. Das Ego hat uns in sein Labyrinth aus Halluzinationen gelockt, wir tapsen von einem wirren Gedankengang in den nächsten und finden nicht mehr heraus.
Bis wir uns an den Ausweg aus dem Kopfkino erinnern und erleichtert in die unmittelbare Umgebung zurückplumpsen. Nur ein Stockwerk tiefer ist alles in Ordnung. „Entwarnung! Ich liege gemütlich im Bett, momentan alles im grünen Bereich.“
Die Freiheit beginnt beim Hinterfragen der MentalKonzepte, die wir mit der „Realität“ verwechseln. Wir müssen nicht alles glauben, was uns durch den Kopf geht! Das Ego hat den Zugang zum Herzen unter Kopflastigkeit verschüttet und wir bezahlen einen hohen Preis: die Lebensfreude. Wenn Gedankengerüste die Wahrnehmung vernebeln, begegnen wir keinem Mitmenschen mehr, sondern nur den Bildern, die wir uns von ihnen machen. Mein Kollege, Vater, meine Ärztin, Chefin… Wir sind „im Bilde“, das heißt vollgestopft mit Vergangenheit, in Rollenspielen verheddert und daher unfähig zu wahrer Kommunikation.
Das Ego ist der unablässige Gedankenstrom, der uns zu Kopffüßlern macht und vom Herzen abschneidet. Wir versickern im Morast sinnlosen ImKreisDenkens und schwupps, ist uns wieder ein kostbarer Augenblick abhanden gekommen, obwohl wir mittendrin sitzen. Wir sind nur scheinbar anwesend: Der Körper mag sich in einem Konzertsaal befinden, doch die Musik wird immer wieder ausgeblendet, weil wir abschweifen und gedanklich woanders sind. Das Ego entfremdet und entführt uns vom Leben, „verkopft“. Es entgeht uns, wie das Kind lacht, die Sonne untergeht, das Blatt vom Baum fällt… Der Vogel singt an uns vorbei und Schönheit geht ins Leere, weil wir Definitionen dazwischengeschaltet haben: ein Rotkehlchen, ein Eichenbaum, ein Rokkokogebäude, ein impressionistisches Gemälde. Wer sieht da noch Formen und Farben, wer entziffert Geräuschkulissen, andächtig? Wir haben ein Begrenzungs-Programm am Laufen, das uns am Leben vorbeisteuert. Kein Wunder, dass Ego Definitionen liebt, der Wortstamm umfasst sein Gesamtprogramm: festsetzen, abgrenzen, einschränken, begrenzen, beschränken, Defizit, deformieren, defensiv, Degen und degeneriert – „da ist alles drin!“ ruft Ego begeistert. Es feilt schon am nächsten AusDruck und markiert das geruhsame Wesen, das uns leise zuwinkt, als „Baum“.
Die Definition leistet ganze Arbeit und presst sofort allen Lebenssaft der Unmittelbarkeit aus unserer Begegnung. Kommunion wird unmöglich, Assoziationsketten ziehen uns weiter und weiter auseinander: ein Laub-, Nadel-, Obst-, Nutz-, Zier-, Apfel- oder EichenExemplar? Ein Baum, der zu Holz verarbeitet wird? Der nicht gefällt werden soll, der erkrankt oder bedroht ist und geschützt werden muss? Der so und so alt oder so und so viel wert ist… Wir hängen wieder im Kopf fest, inklusive Brett davor.
Das Herz weiß den Ausweg aus dem Getrenntsein, das der EgoScanner uns auferlegt. Es ruft uns nach innen, in die unermesslichen Reichtümer des EinfühlungsVermögens. Das Herz lässt die Hand Kontakt aufnehmen, sie streckt sich dem Gegenüber entgegen und bewundert die Rinde mit allen Sinnen. Augen recken sich nach oben, durch Kronen in den Himmel hinein, das Herz wird eins mit der LebensWeisheit des Baumes und guckt sich ab, was es mit Geerdetsein und Weiterwachsen auf sich hat. Es schöpft Kraft aus der Kommunion mit allen geduldigen Riesen, egal ob sie „Berge“, „Meere“ oder „Fußgängerzonen“ heißen. Es lässt sich keine der Gaben entgehen, die Innenstadtgewimmel, Platzregen und Sonnenstrahlen zu verschenken haben. Das Herz grenzt sich nicht ab, es steht über den Dingen und lebt in lebendiger Verbundenheit. Es schenkt und tankt Energie durch jede unverfälschte Begegnung.
So befreit, müssten wir Nichts und Niemanden mehr anbeten oder verteufeln, glorifizieren oder niedermachen. Inklusive der eigenen Form, die so tapfer durch das Abenteuer MenschSein stakst, so unermüdlich, so menschlich und so liebenswert! Das Ego will uns zur Marionette seines „himmelhoch jauchzend – zu Tode betrübt“ machen, auf und nieder, immer wieder? Wir entscheiden uns für ein Leben in freier GroßHerzigkeit, wo nicht mehr alle Energie in Wollen, Dagegensein und Sichwehren verraucht. Dann kommen das dankbare Bewundern und die Freude nach Hause zurück und die Lebensqualität steigt, sogar ohne Gehaltserhöhung!
Abgelenkt vom nächsten „und das ist ein…? Und dann muss ich noch… Ach, damals…!“ ist wieder ein Weilchen unbemerkt an uns vorbeigeschlüpft. Der Egomodus reicht vom Halbschlaf, „Was war die letzte Station? Was hast du gesagt?“ bis zur Bewusstlosigkeit, „Seit wann steht hier ein Laternenpfosten?!“
Das Herz möchte sehen, wie der Vogel auffliegt und der Wind mit den Bäumen spielt, doch für solche Sperenzchen fehlt dem Ego die Geduld. Es verwechselt Inaktivität mit Faulenzerei und hektischen Aktivismus mit Leistung „je mehr ich mache, weiß, kann, habe – desto mehr bin ich wert.“ Das Ego hat das Geheimnis des DaSeins nie entschlüsselt und kennt nur einen Modus Operandi: sich aufplustern, wenn es sein muss auch mit einer Leidensgeschichte. Dabei integriert es die Umgebung ins Selbstbild und sagt stolz (oder traurig, spielt keine Rolle) „meine“ Wohnung, Familie, „mein“ Hund, Laden, Atelier, Geschäft. Das Ego weiß, kann und hat nie genug, weil es immer auf das schielt, was „fehlt“. Egal wie klug, schön, blitzgescheit, gutsituiert, „erfolgreich“ oder liebevoll wir sind, es möchte mehr ansammeln, dazulernen, erleben… „Das reicht noch nicht, mach weiter.“ Es sperrt sich im Hamsterrad ein und und hofft auf die Erlösung eines Ankommens, eines schönen Tages – bald, morgen, heute Abend, hinter der nächsten Kurve. Alternativ lähmt es uns in der Resignation und lügt „gib auf, das hat doch alles keinen Sinn…“
Alle subtilen Veränderungen entgehen dem Ego, erst Erschütterungen der Richterskala acht bis zehn dringen durch den Halbschlaf hindurch. „Wie geht’s?“ fragt die Freundin, „alles beim Alten“ sagt Ego verzagt. „Ich halte diese Eintönigkeit nicht mehr aus, ich muss raus aus dem Trott!“ Es überhört den schüchternen Einwand des Herzens „hier ist es doch eigentlich gerade ganz schön? Fühl doch mal. Wenn du nur ein einziges Mal genau hingucken würdest, könntest du erkennen, dass es Monotonie gar nicht gibt, weil nichts bleibt wie es ist.“ Nehmen wir die Einladung an und testen das WahrNehmen aus? Was kommt hoch, was steht an: ein Urteil, Nervosität? Ein unendlich wiedergekäuter GedankenSchaltkreis, ein Kurzschluss? Eine Ansage, ein Schweigemoment? Eine Liebeswelle?
Ein Ärgergefühl, das ohne wache Aufmerksamkeit sofort in Aggression umschlagen wird? Alles darf existieren, ohne Zensur. Das Herz assistiert uns dabei, den Kopf zu verlieren, das ist seine Lebensaufgabe! Es würde die Menschen liebendichmich