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ISBN 978-3-7065-6166-2

Satz und Umschlag: Studienverlag/Da-TeX Gerd Blumenstein, Leipzig

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Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik

Leopold Kirner, Bernhard Stürmer und Elisabeth Hainfellner (Hrsg.)

Beiträge zur agrarischen
Bildung und Beratung sowie
zum digitalen und forschenden Lernen

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Zeitschrift für agrar- und umweltpädagogische Forschung

Band 3

Vorwort

Die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik veröffentlicht seit 2019 wissenschaftliche Beiträge in der Zeitschrift für agrar- und umweltpädagogische Forschung, um die Vielfalt an Themen der Hochschule im Bereich der grundlagenorientierten, angewandten und berufsfeldbezogenen Bildungsforschung in einem wissenschaftlichen Format abzubilden und zu diskutieren. Die Publikationsreihe macht somit die Forschungsergebnisse der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik der Scientific Community zugänglich und damit ihre Umsetzung in der forschungsgeleiteten Lehre möglich.

Für den vorliegenden Band 3 wurden acht Beiträge eingereicht, ein Beitrag wurde nach dem Gutachten zurückgezogen. Alle Beiträge werden jeweils von zwei anonymen Gutachterinnen bzw. Gutachtern reviewt, um die wissenschaftliche Qualität der Beiträge sicherzustellen. Eine Liste der am Begutachtungsverfahren beteiligten Personen findet sich jeweils am Ende der Zeitschrift.

Als Herausgeber der Publikationsreihe freuen wir uns, Ihnen im vorliegenden Band 3 sieben Beiträge präsentieren zu können. Sie verweisen auf unterschiedliche methodische Zugänge und belegen die große Vielfalt an Forschungsthemen an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik. Die Beiträge sind nach dem Einreichdatum gereiht.

Unser besonderer Dank gilt den Autorinnen und Autoren für die verfassten und eingereichten Beiträge. Ebenso bedanken wir uns herzlich bei den Gutachterinnen und Gutachtern für das Einbringen ihrer fachlichen und methodischen Expertise.

Leopold Kirner, Bernhard Stürmer und Elisabeth Hainfellner

Wien, im April 2021

Michael Prodinger und Stefanie Wagner

Anforderungen von Lehrpersonen an Internetplattformen – Erhebung als Grundlage zum Aufbau von „Wald trifft Schule“

Zusammenfassung

Der Artikel gibt einen Überblick über die Anforderungen von im Beruf stehenden Lehrpersonen an eine Internetplattform als Quelle für Unterrichtsmaterial. Zum einen wachsen die Anteile von digitalem Lernen im Unterricht – hervorgerufen durch stetige Veränderungen in diesem Bereich oder auch durch Pandemien wie COVID-19. Zum anderen bietet sich das Internet an, schnell und einfach Unterrichtsmaterial zu finden. Unterstützung liefern dabei Internetplattformen mit fachlich und pädagogisch geprüften Materialien. Das Vorhandensein dieser Plattformen reicht jedoch noch nicht aus, um qualitätsvollen Unterricht anbieten zu können. Lehrpersonen werden zu Begleiterinnen und Begleitern von Lernenden und unterstützen bei der Qualitätsbewertung von diversen Quellen bzw. bei der Unterscheidung von Relevantem und Irrelevantem für den Lernfortschritt. Um die Internetplattform „Wald trifft Schule“ mit den Themenbereichen Wald und Forst optimal aufbauen zu können, wurden sowohl qualitative als auch quantitative Forschungsansätze gewählt, die eine große Anzahl an Faktoren und Anforderungen offenbarten.

Schlagworte: Online-Lernen, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Digitalisierung, Wald, Schule

Abstract

This article offers an insight into the requirements of teachers for an online platform as a source of teaching material. On the one hand, the increasing share of digital learning in and outside the classroom – caused by constant changes in this field or by pandemics like COVID-19 – puts teachers in the position to adapt their lessons. On the other hand, the internet offers a quick and easy way to find teaching materials. Support is provided by internet platforms. However, the existence of these platforms is not yet sufficient to offer quality teaching materials.

Today teachers are also companioning learners and support them in evaluation of the quality or in distinguish in relevant and irrelevant sources for their learning progress. In preparation of the digital platform “Wald trifft Schule” covering the topics forest and forestry for all school levels, both qualitative and quantitative research approaches were chosen, which revealed a large number of factors and requirements teachers expect from an online platform.

Keywords: online learning, education for sustainable development, digitisation, forest, school

1. Einleitung

Qualitativ hochwertiges Unterrichtsmaterial ist immer gefragt, doch wie kann man sichergehen, dass es sich auch wirklich um fachlich und pädagogisch wertvolles Material handelt?

Viele Organisationen, Institutionen, aber auch Einzelpersonen gestalten Unterlagen für die Lehre. Diese kommen dann in Projektwochen oder im täglichen Unterricht zum Einsatz. Zum Teil werden die Materialien auf Webseiten publiziert, bei Messen verteilt oder an Schulen gesendet. Die verfügbaren Zeitressourcen von Lehrpersonen führen dazu, dass vermehrt auf „fertiges“ Material für den Unterricht zurückgegriffen wird. Eine von externen fachlichen sowie methodischen Expertinnen und Experten durchgeführte Qualitätsbewertung gewährleistet pädagogisch wertvolle Materialien.

Im Rahmen des von Bund, Ländern und EU geförderten Projekts „Wald trifft Schule“ wurde die Onlineplattform www.waldtrifftschule.at mit Unterrichtsmaterialien für Lehrende aller Schulstufen zum Themengebiet Wald entwickelt. Der Fokus des Projektes liegt auf einer multiperspektivischen Darstellung der Themen und auf pädagogisch sowie fachlich fundierten Beiträgen. Unter den Angeboten auf der Plattform finden sich analoge, aber auch digitale Möglichkeiten zur Wissensvermittlung. Wie die mediendidaktische Umsetzung im Klassenzimmer vonstattengeht, liegt bei der jeweiligen Lehrperson.

Gerade in einer vom COVID-19-Virus geprägten Zeit, in der Schulschließungen veranlasst werden mussten, hat sich gezeigt, dass online verfügbare Materialien für den Unterricht und dessen Unterstützung mehr und mehr an Bedeutung gewinnen. In der Erhebung wird somit untersucht, welche Anforderungen es seitens der Lehrpersonen an eine Internetplattform gibt. Weiters wird hinterfragt, welche Kriterien im Internet für eine Suche herangezogen werden. Bedeutend ist auch das Wissen darüber, welche Form von Unterrichtsmaterialien von Lehrenden gesucht wird. All diese Kriterien aus den Forschungsergebnissen werden hinsichtlich der COVID-19-Pandemie auf eine digitale Basis gebracht. Online Plattformen zählen zu digitalen Medien und nunmehr zum täglichen Leben von Lehrpersonen und Lernenden. Einerseits dienen Plattformen den Lehrpersonen zur Recherche, andererseits der kooperativen und kollaborativen Arbeit von Schülerinnen und Schülern.

2. Theoretische Fundierung

In nahezu allen Bereichen des beruflichen Alltags nimmt die Bedeutung von Digitalisierung zu. Viele Möglichkeiten und Formen, individuelle Anpassungsmöglichkeiten und Einsatzgebiete bestätigen den Trend. Die aktuelle Situation mit dem COVID-19-Virus zeigt, dass digitale Formen des Lehrens und Lernens ihre Daseinsberechtigung haben.

2.1 Aktueller Stand der Digitalisierung

„Digitale Medien in der Bildung bieten die Möglichkeit der multimedialen, interaktiven, vernetzten und interdisziplinären Darstellung von Inhalten“ (Apel & Apt, 2017, S. 67). Lange Zeit waren Wissen oder praktische Erfahrungen in den Köpfen von Expertinnen und Experten oder in Fachbüchern abgelegt. Vermehrt wird dieses Wissen nun in digitaler Form zur Verfügung gestellt. Auch die Darbietung erfolgt immer öfter in digitalen Lernräumen (Suesskind & Suesskind, 2015). Dazu sind vielerorts berufliche Umbrüche erforderlich. So auch im Bereich der Pädagogik bzw. der Lehre. Dadurch wird den Lehrenden eine große berufliche Veränderungskompetenz abverlangt (Schwierz, 2020, S. 191).

Digitale Medien erfreuen sich trotz teilweise immer noch mangelndem Vorhandensein von Computern (Petko, 2010, S. 43) in Schulen vermehrter Beliebtheit, das ergab eine Studie über virtuelle Lernumgebungen an 17 europäischen Schulen. Köhler et al. (2020, S. 10) schreiben, dass Digitalisierung nicht ausschließlich auf das Lehr-Lern-Geschehen beschränkt sein muss, sie kann sich vielmehr den Zusammenhang von Wissen, Bildung und Lernen zunutze machen. Zunehmend stellen die neuen Medien damit auch den Status des Schulbuchs als „Leitmedium“ in Frage. Den großen Nachteil an Schulbüchern sehe man laut Wiater (2005, S. 64) darin, dass lange Entwicklungs- und Zulassungsprozesse dazu führen, Schulbücher nach kurzer Einsatzdauer wegen mangelnder Aktualität wieder ausscheiden zu müssen.

Die internationale IEA-Studie (International Association für the Evaluation of Educational Achievement) an Schulen im Primar- und Sekundarbereich in 28 Ländern zeigt, dass sowohl Lehrende als auch Lernende die neuen Medien zu unterschiedlichen Zwecken verwenden. Präferiert werden Lernsoftwares, Webbrowser für Recherchen, Präsentationswerkzeuge und viele mehr (Büchter et al., 2002, S. 178ff).

Die tatsächliche Gestaltung von Lehr-Lern-Situationen hängt letzten Endes von der Lehrperson ab. Vor allem die Einstellung sowie die Medienkompetenz stehen im Vordergrund. Zu methodisch-didaktisch sinnvollem Handeln mit neuen Medien wird kaum geforscht (Seufer et al., 2018, S. 178).

2.2 Veränderung durch Digitalisierung

Die Digitalisierung bringt für alle Beteiligten Veränderungen mit sich. So müssen sich sowohl Schülerinnen und Schüler, aber auch Lehrerinnen und Lehrer auf die neuen Bedingungen einstellen und die Settings darauf abstimmen. Digitales Lernen ist nur ein Fragment, das im Zuge der formellen Bildung beachtet werden sollte (siehe Abbildung 1). Döbeli Honegger (2016, S. 43) erweitert die Perspektive mit vier Aspekten. Der erste ist jener des Lernens und Lehrens über digitale Bildung. Darin enthalten sind Medienbildung und informatische Bildung, die Reflexion des Gesamtphänomens sowie die Aneignung von Kompetenzen in der Handhabe von digitalen Inhalten und Medien. Folglich können digitale Medien im Unterricht sowohl Werkzeuge (Bildung mit digitalen Medien) als auch Thema sein. Darüber hinaus dienen digitale Medien als wichtige Lernunterstützung (Bildung durch digitale Medien), auch wenn sie zum Teil als Störfaktoren (Bildung trotz digitaler Medien) wahrgenommen werden und zu Ablenkung führen (Döbeli Honegger, 2016, S. 76).

Um die vier Aspekte von Bildung und Digitalisierung umsetzen bzw. damit arbeiten zu können, sind Veränderungen bzw. Adaptierungen in den didaktischen und methodischen Vorbereitungen nötig. Schwierz (2020, S. 192ff) schreibt dazu von vier Elementen der beruflichen Veränderungskompetenz.

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Abbildung 1: Bildung im Zeitalter der Digitalisierung (Quelle: Eigene Darstellung nach Brandhofer, 2015, S. 19; Döbeli Honegger, 2016, S. 76; Schorb, 2010, S. 240ff)

Veränderungskompetenz:

• Ich-Kompetenz von Lehrpersonen, sich auf Neues einzulassen und solches im Unterricht zuzulassen.

• Lernbereitschaft hinsichtlich neuer Medien und Tools sowie die Fähigkeit zum Lernen mit, durch, über und trotz digitaler Medien und Hilfsmittel.

• Resilienz bzw. psychische Fähigkeit, die anfangs schwierige Umstellungsphase durchzuhalten und den Nutzen in der Digitalisierung zu sehen.

• Netzwerke zu stärken bzw. von aber auch mit anderen Lehrpersonen zu lernen und an den Herausforderungen zu wachsen.

2.3 Digitales Lehren und Lernen

Studien zur Wirksamkeit von digitalen Medien bzw. zu Einschätzungen der Kompetenzen im Umgang mit neuen Technologien zeigen, dass digitale Medien einen moderat lernfördernden Effekt haben (Herzig, 2014, S. 12; Lorenz et al., 2016, S. 133f). Dazu wurden höhere überfachliche Kompetenzen sowie eine höhere – wenn auch zeitlich begrenzte – Motivation gemessen. Außerdem führen digitale Lernmedien zu einer umfangreicheren Kompetenz im Umgang mit technischen Geräten, zu einer höheren kognitiven Komplexität bei der Speicherung und Verarbeitung von Informationen sowie zu einer stärkeren Selbststeuerung. Schaumburg (2015) entgegnet, dass der Lernerfolg sehr stark vom spezifischen Lernsetting und den Schülerinnen und Schülern selbst abhängig ist. Entscheidend sind vor allem die technische Infrastruktur, das Vorwissen, die Selbstlernkompetenz sowie das Vorhandensein technisch-didaktischer Lernkonzepte.

Es ist unumstritten, dass sich die Rolle der Lehrpersonen grundlegend ändert. Lehrerinnen und Lehrer werden zu Lernberaterinnen und Lernberatern. Riedel (2020, S. 180) stützt die Aussage und schreibt, dass neue Lernkulturen die Rollen von Lehrenden und Lernenden ändern. Lehrende ermöglichen individuelle Lernprozesse und begleiten die Lernenden dabei, aktiv und selbstgesteuert Inhalte zu erarbeiten und sich Kompetenzen für die Partizipation an der Wissensgesellschaft anzueignen.

Ebenso stehen Lehrende, die digitale Materialien verwenden oder selbst gestalten, in Konkurrenz zu Medien wie beispielsweise dem Schulbuch oder Arbeitsblatt. Digitaler Unterricht wird von Lernenden mit derartigen Medien verglichen. Die Medienkompetenz der Lernenden ist allein durch den intensiven Medienkonsum sehr hoch. Lernende sind diesbezüglich nicht zu unterschätzen (Evans et al., 2020).

Hauptsächlich hängt der Lernerfolg bzw. der Lerneffekt digitaler Medien vom methodisch-didaktischen Setting, den technischen Fähigkeiten und dem fachlich-inhaltlichen Wissen der Lehrpersonen ab. Zeitgleich ändert sich aber der Auftrag an die Lehrperson, wenn Unterricht mit digitalen Medien stattfindet. Immer wichtiger wird die Hilfe, Lernenden bei der Sortierung von Informationen zu helfen oder dabei, Relevantes von Irrelevantem zu unterscheiden und in weiterer Folge in einen Zusammenhang zu setzen (Schäfer, 2014). In diesem Bezug ist Usability von diversen Formen der digitalen Unterstützungen ein wichtiges Stichwort. Ein didaktisch gut konzipiertes Lernarrangement kann nicht zum erwarteten Erfolg der Lernenden führen, wenn Schwierigkeiten bei der Umsetzung bzw. der Bedienung der Technik auftreten (Niegemann & Niegemann, 2018, S. 171).

Es zeigt sich eindeutig, dass Lehrpersonen zunehmend mit digitalen Veränderungen konfrontiert sind. Vielerorts werden unterstützend unterschiedliche Kanäle und Medien herangezogen, um digitale Sequenzen im Unterricht zu ermöglichen. Ein Beispiel dafür sind Plattformen im Internet, wo sowohl Lehrpersonen Material für die Unterrichtsvorbereitung finden, aber auch Schülerinnen und Schüler direkt online Wissen und Information erhalten können. In vielen Schulen gewinnen Cloud-Services mehr und mehr an Bedeutung. Lernplattformen werden um Cloud-Dienste erweitert, was kollaboratives und kooperatives Lernen fördert (Brandhofer et al., 2018, S. 336). In den Lernplattformen lassen sich Links setzen, die zu Internetplattformen mit qualitativ hochwertigem Unterrichtsmaterial führen. So findet sich einerseits die fachliche Komponente auf den Internetplattformen und andererseits die kollaborative und kooperative Arbeitsform in den Lernplattformen. Dennoch bedarf es für umfassende Settings methodisch-didaktischer Überlegungen seitens der Lehrkraft, die erfolgreichen Unterricht letztendlich ausmachen.

2.4 Internetplattform „Wald trifft Schule“

Ein Beispiel für derartige Internetplattformen ist die im Rahmen des von Bund, Ländern und Europäischer Union geförderten Projekts „Internetplattform Wald & Forst“ erstellte Plattform „Wald trifft Schule“ (Land&Forstbetriebe Österreich, 2020a). Lehrpersonen wird durch diese Plattform ein umfangreiches Angebot an Unterrichtsmaterialien zum Themengebiet Wald zur Verfügung gestellt. Die Plattform wird als Kommunikationsdrehscheibe gesehen, die Folgendes bietet:

• Unterstützung beim Vorhaben, den Themenkomplex Wald vermehrt im Unterricht zu behandeln.

• Vermittlung der Multifunktionalität des Ökosystems Wald als zentrale Botschaft.

• Mehrperspektivität auf komplexe Zusammenhänge der Themen Wald und Forst.

• Stärkung des Erhalts und Verbesserung des natürlichen Erbes durch die Verankerung von Wald-Wissen bei Kindern und Jugendlichen.

• Förderung des digitalen Lernens mit Materialien, die Verständnis und Zusammenhänge des Themenkomplexes mit dem Einsatz von neuen Medien vermitteln (Land&Forst Betriebe Österreich, 2020a).

Das Fundament für die Internetplattform besteht aus drei Säulen. Die erste Säule bilden Pädagoginnen und Pädagogen. Der Wald in seiner Ganzheit stellt die zweite Säule dar und bildet mit der dritten Säule, der Bildung für nachhaltige Entwicklung, die Basis für „Wald trifft Schule“. Ziel der Plattform ist es, in den Unterlagen die Ganzheit des Waldes in den Dimensionen einer nachhaltigen Entwicklung (Stoltenberg, 2009, S. 150) darzustellen und für Pädagoginnen und Pädagogen zur Verfügung zu stellen.

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Abbildung 2: Fundament von „Wald trifft Schule“ (Quelle: Eigene Darstellung nach Land & Forst Betriebe Österreich, 2020a)

Die Ansprüche an eine technisch ausgereifte und in ansprechendem, modernem Design gestaltete Plattform sind sehr hoch. Neben der Kontrolle der Einhaltung des Urheberrechts sowie der Transparenz über die Erstellung wurden die Materialien vor der Veröffentlichung fachlich und pädagogisch von qualifizierten Personen bewertet. Eine Einreichung von Unterrichtsmaterialien jeder Art steht für alle Organisationen offen, die inhaltlich und thematisch passendes Unterrichtsmaterial erstellen.

Sollten Unterlagen die vom Projektteam festgelegten Kriterien, stark orientiert an der Bildung für nachhaltige Entwicklung, für eine Aufnahme in die Internetplattform nicht erfüllen, so bildet das verbale Feedback aus der Bewertung die Grundlage zur Überarbeitung bzw. Adaptierung des Materials (Land&Forst Betriebe Österreich, 2020b).

Den durch steigende Digitalisierung immer größer werdenden Ansprüchen an Lehrpersonen muss bereits in der Vorbereitung, aber auch später im Unterricht durch verschiedene Möglichkeiten entsprochen werden. Eine Möglichkeit zur Unterstützung sind Internetplattformen. Zur Vorbereitung können vorhandene, qualitativ hochwertige Materialien herangezogen werden. Zudem können sich Schülerinnen und Schüler auf manchen Plattformen der Website auch selbst beschäftigen. Wenn diese Möglichkeit in die schulinterne Lernplattform eingebunden wird, kann auch kollaborativ und kooperativ gearbeitet werden. Dies hat speziell in aktuellen Zeiten von COVID-19, wenn sich Schülerinnen und Schüler in Präsenz nicht sehen können, große Vorteile. Es braucht jedoch immer die methodisch-didaktischen Überlegungen der Lehrkraft.

3. Methoden

Zur Beantwortung der folgenden Forschungsfragen wurden sowohl quantitative als auch qualitative Forschungsansätze gewählt.

3.1 Forschungsfragen

FF1: Inwieweit sind Schulen technisch ausgestattet, um über, mit, durch und trotz digitaler Medien Kompetenzen vermitteln zu können?

FF2: Welche Rolle spielen digitale Möglichkeiten bzw. das Internet zur Recherche von Unterrichtsmaterialien?

FF3: Welche Formate werden von Lehrpersonen präferiert recherchiert?

3.2 Qualitative Interviews

Als Methode wurde die qualitative Inhaltsanalyse mit induktiver Kategorienbildung nach Mayring (2015) angewendet. Zentrale Leitfragen im Interviewleitfaden waren Fragen zu den Anforderungen an Unterrichtsmaterial, zum „optimalen Medium“, zur Methodik der Vermittlung von Wald-Themen, zu den Recherchequellen und den Aspekten, wie Lehrpersonen auf Internetplattformen aufmerksam werden. Diese Herangehensweise wurde gewählt, um Sichtweisen, konkrete Anforderungen in der Handhabung von Internetplattformen bzw. Herangehensweisen von Lehrpersonen an die Suche nach Unterrichtsmaterial herauszufiltern. Tabelle 1 bildet die Stichprobe ab. Bis auf eine befragte Person sind es Lehrkräfte mit mehreren Jahren Berufserfahrung.

Die Auswahl der Lehrpersonen basiert auf im Vorfeld der Befragung getätigten Recherchen der Lehrpläne. Die Lehrpläne der Schulen in Österreich wurden herangezogen, um herauszufinden, in welchen Schulstufen und in welchen Unterrichtsfächern das Themenfeld Wald vorgesehen ist. Nach diesen Erkenntnissen wurden die Lehrpersonen für die Interviews ausgewählt. Die interviewten Personen mussten aufgrund dieser Auswahl in einer der Schulstufen ein Fach mit Bezug zum Themenfeld Wald unterrichten. Ein weiterer Auswahlgrund war, dass die Lehrpersonen in einer allgemeinbildenden Schule tätig sind und die Schule im urbanen Raum angesiedelt ist.

Nr.

Schulform

Stufe

I-1

Humanistische Schule für wirtschaftliche Berufe

Sek II

I-2

Gymnasium

Sek I + II

I-3

Studentin einer pädagogischen Hochschule

Sek I + II

I-4

Gymnasium

Sek I

I-5

Neue Mittelschule, Sonderschule

Sek I, Primarstufe

I-6

Neue Mittelschule

Sek I

I-7

Volksschule

Primarstufe

I-8

Gymnasium

Sek I + II

I-9

Gymnasium

Sek I + II

I-10

Volksschule

Primarstufe

Tabelle 1: Auswahl der befragten Personen

3.3 Quantitative Befragung – Online-Fragebogenerhebung

Die Befragung erfolgte durch einen Online-Fragebogen mit dem Umfragetool LimeSurvey. Der Link wurde im April 2019 vom Institut für Bildungs- und Veranstaltungsmanagement, Fort- und Weiterbildung sowie internationale Hochschulkooperationen an die Zielgruppe der Lehrpersonen versendet. Es wurden dabei all jene Personen erreicht, die im Studierendenverwaltungsprogramm PH-Online registriert sind.

Grundlage für die Konzeption des Fragebogens waren die zehn Interviews mit Lehrpersonen. Aspekte aus den qualitativen Ergebnissen sowie die von Expertinnen und Experten definierten Kriterien für die Aufnahme in die Plattform wurden in den Fragebogen übernommen. Der Fragebogen bestand aus 14 Fragen, fünf davon offen und neun geschlossen. Die geschlossenen Fragen waren, bis auf zwei, metrisch skaliert (1 bis 5). Diese Fragen enthielten zwischen neun und 15 Items. Eine ordinal skalierte Frage (wöchentlich, alle 2 bis 3 Wochen, alle 1 bis 2 Monate, 1 Mal im Semester, nie) sowie eine nominal skalierte (Geschlecht) Frage waren Teil des Fragebogens. Die statistische Auswertung erfolgte mit Hilfe des Statistikprogramms IBM SPSS Statistics 25.

Aus den Antworten der Umfrage können konkrete Anforderungen an eine Internetplattform abgeleitet werden.

4. Ergebnisse

4.1 Ergebnisse der qualitativen Interviews

In Summe konnten die folgenden sechs Kategorien aus den Interviews mit den Lehrpersonen generiert werden:

• Vermittlung des Themenbereichs Wald und Forst

• Anforderungen an „optimales“ Unterrichtsmaterial

• Quellen für Unterrichtsmethoden

• Quellen für Unterrichtsthemen

• Serviceleistungen einer Internetplattform

• Technische Ausstattung an Schulen

4.1.1 Vermittlung des Themenbereichs Wald und Forst

Alle Befragten versuchen das Thema vor Ort, also im Wald selbst zu vermitteln. Acht nutzen auch die Möglichkeit der Unterstützung von Waldpädagoginnen und -pädagogen. Wenn vorhanden, wird auch im Schulgarten gearbeitet, „soweit er sich dafür eignet“ (I-6). Das Sammeln von Gegenständen aus dem Wald (Blätter, Zapfen, Rinde etc.) wird mehrmals genannt. Sechs Befragte verwenden Filme oder Ausschnitte aus Filmen zur Vertiefung. Eine Person nennt das Beispiel, dass einzelne Lernende jeweils Expertin oder Experte für einen Baum werden und diesen dann präsentieren. Als ein weiteres Beispiel werden die Waldjugendspiele in Niederösterreich genannt. Lern-Apps oder Online-Ratespiele werden ebenso genutzt. Bei den Waldjugendspielen und Onlinemethoden, erklären die Interviewten, ziehe vor allem der Wettbewerbscharakter. „Dadurch sind die Schülerinnen und Schüler motivierter, sich mit den Themen Wald und Forst zu beschäftigen“ (I-7). Alles in Allem sind die Befragten zufrieden mit den Schulbüchern. Zwei Lehrpersonen holen sich aus älteren Schulbüchern Ideen zur Vermittlung.

4.1.2 Anforderungen an „optimales“ Unterrichtsmaterial

Grundsätzlich nennen die Befragten folgende Aspekte, die ihnen bei Unterrichtsmaterialen wichtig sind:

• Optisch ansprechend für Lernende, mit Bildern und bunten Grafiken. „Es braucht Eyecatcher“ (I-10).

• Altersgerecht, vor allem sprachlich

• Aktuell (betreffend Zahlen und Fakten)

„Materialien sollen idealerweise bearbeitbar sein“ (I-3). Neun Lehrkräfte wünschen sich, dass besonders Arbeitsblätter für Lernende bearbeitbar sind. Sie würden ein Word-Dokument einem PDF-Dokument vorziehen, weil sie es so leichter adaptieren können. „Ein Mix aus verschiedenen Methoden wäre optimal, also beispielswiese eine Kombination von Arbeitsblättern, Videos, interaktiven Aufgaben“ (I-1). Lehrpersonen wünschen sich ein „perfektes Paket“ (I-10), das sie adaptieren können. Spiele und Rätsel sollen dabei sein und das Angebot abrunden.

In der Primarstufe wird der Wunsch nach ergänzendem Material für die Freizeit am Nachmittag, das die Inhalte des Unterrichts vom Vormittag spielerisch wiederholt und festigt, geäußert. Dieses ergänzende Material sollte exakt auf das Material aus dem Vormittagsunterricht abgestimmt sein. Hier wird auch von drei Personen ein Bezug zu den Jahreszeiten gewünscht, um das Thema immer wieder aufnehmen zu können.

Inhaltlich wünschen sich Lehrkräfte mehr Material zum Thema Nachhaltigkeit und Klimawandel.

Je nach Schultyp, also NMS1 oder AHS2, werden unterschiedliche Anforderungen an Unterrichtsmaterial gestellt. Für die NMS wünscht man sich „niederschwellige Informationen“ (I-5), kurze Sequenzen, wenig Text. Hingegen wünschen sich die Lehrpersonen in der AHS, dass die Unterrichtsmaterialien die Lernenden fordern. Sie möchten, dass die Schülerinnen und Schüler angeregt werden, weiter zu forschen und in die Tiefe zu gehen. Meinungsbildung und Reflexion sind gefragt.

Zu den Kurzinformationen, die bei manchen Materialien kompakt zu Beginn aufgelistet sind (Dauer, Schulstufe, benötigtes Material, Gruppengröße, Lernziele etc.), gibt es unterschiedliche Meinungen, die in etwa ausgewogen sind. Drei Befragte interessieren diese Angaben gar nicht. Vor allem den Zeitangaben glauben sie nicht. Anderen wiederum sind diese Informationen sehr wichtig und sie schätzen jede zusätzliche Information. „Die Kernbotschaft soll prägnant und unmissverständlich sein, das ist das Wichtigste“ (I-7).

4.1.3 Quellen für Unterrichtsmethoden

Die Frage nach Input für Methoden soll aufzeigen, wo und wie Informationen beschafft werden, um dort auch die Plattform zu platzieren. Es lassen sich vier genannte Quellen unterscheiden:

Multiplikatorinnen und Multiplikatoren:

„Das Kollegium ist nicht immer Multiplikator von derartigen Informationen“ (I-4). Die Meinung der interviewten Personen ist hier gespalten. Alle beschreiben es als eine sehr persönliche Sache, ob und wie weit man sich mit Kolleginnen und Kollegen austauscht. Sechs der Befragten sind dem kollegialen Austausch gegenüber sehr positiv eingestellt und nutzen diese Form regelmäßig in unterschiedlichen Settings, auch außerhalb der Schule. Der andere Teil ist diesbezüglich sehr skeptisch.

Bücher:

Das Sammeln von alten Schulbüchern scheint eine gängige Praxis zu sein. In einer Schule besitzen die Schülerinnen und Schüler keine eigenen Schulbücher. Man nutzt die „Bibliothek alter Schulbücher“ für den Unterricht. Fachbücher und Fachzeitschriften dienen als Quelle, aber auch hier werden Methoden nicht wortwörtlich übernommen, sondern adaptiert. Die Fachliteratur aus dem Studium wird ebenso als Quelle für Methoden herangezogen.

Internet:

Alle Interviewten verwenden das Internet, um neue Methoden zu finden. Dabei wird oft nur der Suchbegriff eingegeben. Sonst suchen Lehrkräfte auf diversen Plattformen nach Unterrichtsmaterialien.

Fortbildungsveranstaltungen:

Solche Veranstaltungen sind verpflichtend, allerdings gibt es eine große Auswahl an Themen, aus der man frei wählen kann. Die Anzahl an Teilnahmen variiert unter den Befragten sehr stark. Theoretisch sehen aber alle Fortbildungsveranstaltungen als „gute Quelle“, um sich methodisch neuen Input zu holen.

4.1.4 Quellen für Unterrichtsthemen

Die Quellen, von denen sich Pädagoginnen und Pädagogen Ideen, Anregungen, Unterstützung oder Anleitungen zu Unterrichtsthemen holen, überschneiden sich mit den Quellen für die Methoden. Ergänzend lässt sich Folgendes herausfiltern:

Multiplikatorinnen und Multiplikatoren:

Über Unterrichtsthemen tauscht man sich lieber aus als über Methoden. Dies hängt möglicherweise damit zusammen, dass alle Befragten unterschiedliche Methoden bevorzugen. „Was für mich passt, muss für jemand anderen nicht unbedingt auch passen. Das kommt auf den Typ an“ (I-9).

Lehrpläne:

Lehrpläne dienen als Quelle für die Themen, die im Schuljahr behandelt werden – auch wenn sich der vorgegebene Stoff zeitlich nicht ausgehe, so eine Lehrkraft einer NMS.

Persönliche Interessen:

Lehrpersonen legen einen Schwerpunkt auf Themen, die sie selbst interessieren, da die Vermittlung dieses Themas subjektiv einfacher erscheint. Zudem ist durch das gesteigerte eigene Interesse bereits die Vorbereitung, wiederum subjektiv empfunden, weniger aufwendig – da oft ein breiteres Wissen auf diesem Gebiet bei den betroffenen Personen vorhanden ist. Es erscheint logisch, dass Themen hervorgehoben werden, für die die Personen selbst brennen.

Erfahrung:

„Nach wenigen Jahren haben Lehrende bereits einen Pool an Themen angelegt, aus dem sie immer wieder schöpfen“ (I-9). Vermutlich auch, weil diese Themen bereits methodisch erprobt sind und das Netzwerk innerhalb einer Schule, aber auch darüber hinaus mit den Jahren immer größer wird. Dieses Netzwerk ermöglicht in weiterer Folge einen Austausch über Neuigkeiten, was den Pool stetig weiterwachsen lässt.

4.1.5 Serviceleistungen einer Internetplattform

Bei der Frage nach der Notwendigkeit einer Möglichkeit für Rückfragen von Internetplattformen-Nutzerinnen und -Nutzern zu Inhalten und technischen Fragen, kann man die Antworten der Interviewten mit „Eigentlich braucht es das nicht, es wäre aber schon wünschenswert“ (I-3) zusammenfassen.

Acht Personen geben an, einfach im Internet weiterzusuchen, wenn es technische Schwierigkeiten, zum Beispiel beim Download, gibt. Eine Service-Telefonnummer würde wenig genutzt werden. Urheberrecht und Datenschutz sind als einzige Gründe genannt worden, eine Serviceleistung in Anspruch zu nehmen. Auf die Bedeutung von vertrauensvollen Quellen wird vermehrt hingewiesen, wobei auch von Kolleginnen und Kollegen, die darauf weniger Wert legen, berichtet wird. Zu vertrauenswürdigen Quellen zählen etwa Universitäten, staatliche Institutionen oder anerkannte Vereine. Es wird unter anderem auch danach entschieden, ob ein Material verwendet wird oder nicht.

4.1.6 Technische Ausstattung der Schulen

Die technischen Möglichkeiten in den Schulen sind sehr unterschiedlich. Zum Beispiel erzählen Personen davon, dass es sich „zeitlich nicht auszahlt, den Beamer nur für eine kurze Filmsequenz aufzubauen, weil der erst aus einem anderen Raum geholt werden muss und auch die Leinwand separat aufgebaut werden muss“ (I-5) oder der Beamer gerade von anderen Lehrkräften verwendet wird. In anderen Schulen hingegen ist bereits in jeder Klasse ein Beamer fix montiert und ein Laptop steht bereit. Computerräume gibt es aber in jeder Schule, mit Ausnahme der Volksschulen, die oft nur über einen PC pro Klasse verfügen. „Man kann aber annehmen, dass die technische Ausstattung der Schulen in Zukunft besser wird“ (I-1). Laut den Befragten haben ab der Sekundarstufe I alle Lernenden ein Smartphone, das auch im Auftrag der Lehrenden für Online-Lernspiele genutzt wird.

Diese Informationen sollten berücksichtigt werden, wenn es darum geht, Materialien für die Plattform zu sammeln. Das Angebot sollte ausgeglichen und auch für technisch schlecht ausgestattete Klassen nutzbar sein. Bei Online-Medien empfiehlt sich eine Information über die Anwendung an den Endgeräten. Ist das Medium etwa nur auf PCs nutzbar, oder gibt es auch eine Version für Smartphones und Tablets?

Zum Zeitpunkt der Interviews im Frühjahr 2019 war mit einer raschen „Aufrüstung“ für einen digitalen Unterricht nicht zu rechnen. Durch die COVID-19-Pandemie würden sich bei einer neuerlichen Umfrage hypothetisch andere Ergebnisse zeigen.

4.2 Ergebnisse der Online-Umfrage