Inhaltsverzeichnis
Alles im Kasten
Kartenverzeichnis
Unterwegs mit Gabriele Tröger & Michael Bussmann
Gabriele Tröger (geb. 1972 in Arzberg/Fichtelgebirge) und Michael Bussmann (geb. 1967 in Esslingen) lebten acht Jahre lang in Prag und erkundeten von dort auf zig Reisen das ganze Land. Heute haben sie ihre Basis in Berlin, sind aber noch immer fast jedes Jahr in Tsche­chien unterwegs. Wenn sie zwi­schen all ihren Recherchen Zeit übrig haben, bloggen sie auf www.hierdadort.de.
Über 30 Jahre ist es her, seit der So­zia­lis­mus zusammenbrach. Der Ei­ser­ne Vor­hang wurde durchlässig und die Tschechoslowakei zum exo­tischen Rei­se­ziel - zumindest für alle, die aus dem Westen kamen. Vieles war spannend, man­ches gewöhnungs­be­dürftig und ei­ni­ges nicht immer ganz lecker. Auch auf dem südböhmischen Land. Wir lie­ßen uns zähen Lendenbraten von Kell­nern, so charmant wie der Eiserne Vor­hang, vor den Latz knallen. Wir zer­flossen in Hotel­zim­mern mit nicht zu drosselnden Hei­zun­gen, fürchteten uns vor Matronen mit Haaren auf den Zäh­nen, die damals noch die Tou­ris­ten­in­for­mationen be­setzten, ärgerten uns über falsche Rech­nungen und richtige Polizisten, die uns zu schröpfen ver­such­ten. Spä­tes­tens seit dem EU-Beitritt aber voll­zieht sich in der Re­gion zwischen Orlík-Stau­see und Bö­h­mer­wald ein erfreulicher Wandel. Aus Buckelpisten wurden aalglatte Sträß­chen, aus ver­waisten, grauen Markt­plätzen fröhlich-bunte Treffpunkte. Die Angestellten der Tourist­in­for­ma­tio­nen versorgen uns heute mit mehr Material, als wir überhaupt verarbeiten können. In stim­mungsvollen Bio-Land­gast­hö­fen essen wir feinste Filetsteaks von glück­lichen Rindern, die Kellner haben zu lächeln gelernt. Ein Jammer nur, dass die urig-rustikalen Bierpinten zu­neh­mend ver­schwinden. Vor 30 Jahren war eben doch nicht alles schlechter ...
In eigener Sache
Wegen der andauernden Corona-Pandemie unterliegen touristische Einrichtungen und Veranstaltungen auf noch nicht absehbare Zeit einer Reihe von Einschränkungen, die bei der Recherche für diesen Reiseführer noch nicht galten. Und so kann es sein, dass das ein oder andere im Buch beschriebene Museum verkürzte Öffnungszeiten hat, dass Restaurants Zugangs­be­schrän­kungen haben, dass Festivals abgesagt sind usw. Wir danken Ihnen für Ihr Verständnis, dass nicht alle Informationen in diesem Buch auf dem jeweils aktuellen Stand sein können, und bitten Sie, gelegentlich einen Blick auf unsere Internetseiten zu werfen: Dort werden wir Sie möglichst engmaschig über die neuesten Entwicklungen in Ihrem Reisegebiet auf dem Laufenden halten.
Orientiert in Südböhmen
Die Region im Profil
Südböhmen ist ...
Viele Orte Südböhmens waren bis 1945 rein deutschsprachig besie­delt oder die deutsch­spra­chige Bevölkerung stellte die Mehr­heit. Da­her hatten einst nahezu alle Ortschaften auch einen deutschen Na­men. Budweis ist z. B. noch heute weltweit unter seinem deutschen Namen be­kann­ter als unter seinem tschechischen. Im Buch wird neben dem tschechischen Ortsnamen auch der deutsche genannt.
Stichwort UNESCO-Welterbe: Auf der begehrten Welterbeliste der UNESCO stehen im Reisegebiet Český Krumlov, Holašovice und Telč.
... eine kleine Region in einem kleinen Land.
Südböh­men (Jihočeský kraj) befindet sich im äußersten Südwesten Tsche­chi­ens an der Grenze zu Österreich und Deutsch­land und ist eine von 14 re­gio­na­len Gebiets­körper­schaften des Lan­des. Mit 10.057 km2 ist die Region in et­wa halb so groß wie Hessen. Größte Stadt ist České Budějo­vice (Budweis) mit rund 94.000 Einwohnern. Süd­böh­men ist dünn besiedelt. Liegt die Be­völ­ke­rungs­dich­te im Landes­durc­h­schnitt bei 134 Ei­n­woh­nern je Qua­drat­kilo­me­ter (in Deutsch­land 232), sind es in Süd­böh­men nur 63 Ein­woh­ner je Qua­drat­kilo­me­ter.
... ein Idyll.
Südböhmen präsentiert sich hügelig bis ge­birgig. Höchste Erhebung ist der Plö­cken­stein (Plechý), der auf 1378 m ü. d. M. ansteigt. Der Plöckenstein liegt im Böhmerwald (auf Tschechisch Šu­ma­va), dem mit 1686 km2 größ­ten Land­schaftsschutzgebiets Tschechiens. 680 km2 davon sind gar Natio­nalpark.
Auch wenn der viel besungene Böh­mer­wald in seinen Höhen vom Bor­ken­kä­fer arg in Mitleidenschaft gezogen wur­de, ist er immer noch eine buko­lische Welt - mit rauschenden Flüssen, grü­nem Weideland und tiefen Fichten- und Kiefernwäldern. Südböhmen ist aber weit mehr als der Böhmerwald. Die Region prägen auch unendliche Teich­landschaften, sanftes Hügelland und verzweigte Stauseen. Nicht nur Tou­risten gefällt es hier, auch Elche sollen die Wälder wieder durchstreifen.
... voll von Geschichte und Geschichten.
So vielfältig die Landschaft, so ab­wechs­lungs­reich ist auch die Ge­schich­te Süd­böh­mens. Sie ezählt vom hie­si­gen Gold­rausch, der lan­ge vor jenem im weit ent­fern­ten Alaska für Auf­re­gung sorgte. Von den Adels­ge­schlech­tern der Eggen-, Rosen- und Schwar­zen­berg, die mäch­tige Burgen und Dorn­rös­chen­schlösser hin­terließen. Von den Hussi­ten, die sich von hier auf­mach­ten, um Europa in Atem zu halten. Und von den Deutsch­böhmen, die hier einst an­sässig wa­ren. Es kann vor­kom­men, dass Sie als Wanderer ur­plötz­lich vor einem Kreuz im Wald stehen, das an die Opfer des Ersten Weltkrieges er­in­nert und heu­te das einzige Über­bleib­sel einer ver­schwundenen Ort­schaft ist. Lost Pla­ces gibt es viele, nicht nur der Ver­trei­bung der Deutschen we­gen. Sie zeu­gen von der Enteignung des Adels, von der Säkularisierung der Klös­ter und vom Untergang des Sozialismus.
... nicht nur die Unschuld vom Lande.
Süd­böhmen ist alles andere als böh­mer­wäld­lerisch-hinterwäldlerisch, prä­sen­tiert sich in Teilen sogar aus­ge­spro­chen urban und hip. Wer das nicht glau­ben will, schaut sich z. B. einmal aus­giebig in Budweis um. Staunt dort über bemerkenswerte Kunst im öffent­li­chen Raum, lässt die Sau raus in ei­nem Studentenclub oder trinkt ein Craft Beer in einer Hipsterbar.
Jung und stylish kommt auch die Klein­stadt Tábor daher. Im­mer mehr Boutiquehotels, niveau­volle Res­taurants und spannende Con­cept Sto­res eröffneten dort in den ver­gan­ge­nen Jahren. Und jährlich werden es mehr.
Unsere Standort­empfeh­lungen
České Budějovice: Die Hauptstadt Süd­böh­mens. Lebendig, jung, mit bester tou­ristischer Infrastruktur. Wer ohne Au­to anreist, kommt von Budweis spie­lend auch mit Bus oder Zug in viele Ecken Südböhmens.
Tábor: Idealer Standort zur Erkundung des Nordens Südböhmens wie z. B. der Re­gion um den Orlík-Stausee.
Jindřichův Hradec: Natürliche Perle, die nur wenige ausländische Touristen sieht. Von hier lassen sich die wun­der­hüb­schen Kleinstädte Třeboň, Telč und Sla­vonice erkunden. Gleichzeitig liegt das Naturparadies Böhmisch Kanada vor der Haustür.
Frýmburk: Schönster Ort am Lipno-Stau­see. Gute Unterkünfte, gute Res­tau­rants und gute Verbindungen (selbst eine Autofähre ans andere Ufer gibt es) - was will man mehr?
Modrava: Wer ausschließlich zum Wan­dern in den Böhmerwald kommt, wohnt am besten auf der Hochebene von Mo­dra­va. In der Nebensaison herrscht herr­li­che Ruhe, im Sommer kann es aber tru­belig werden. Winters wie sommers schmeckt das Bier der Mi­krobrauerei vor Ort - dort kann man auch unter­kom­men.
Kašperské Hory: Mehr Dorf als Städt­chen und dank guter Unterkünfte und Res­taurants ein prima Ausgangs­punkt zur Erkundung der westlichen Hälfte des Böhmerwaldes.
Český Krumlov: Das Welterbestädtchen ist einfach nur malerisch. Wer sich hier ein­mietet, sollte aber wissen, dass der Ort seine Seele an den Tourismus ver­kauft hat.
Schloss, Burg, Lost Village
Sightseeing in Südböhmen
Zeitgenössische Kunst gucken kann man nicht nur in den Ga­le­rien von Budweis. Die all­jährlich stattfindende Skulp­turen­aus­stellung „Umění ve městě“ („Kunst in der Stadt“, www.umenivemeste.cz) bespielt im Sommer die Straßen und Plätze diverser Orte Südböhmens.
Nicht vergessen: Das Gros aller Museen hat montags geschlossen!
Aschenbrödel und Schlossgeister
Kein Wunder, dass die Tsche­cho­slo­wa­kei für ihre Märchen- und Kin­derfilme mit Zwergen, Burgfräuleins, Rittern und Ge­spenstern so berühmt war - wo sonst fin­det man so viele geeignete Ku­lis­sen? Kaum ein Hügel ohne Burg­ru­i­ne, kaum eine Stadt ohne Schloss, und kaum ein al­tes Gemäuer, über das es kei­ne gru­se­li­ge Legende zu erzählen gä­be. Märchen-, Schlös­ser- und Bur­gen­freaks könnten gan­ze Jahre in Süd­böh­men verbringen, wä­ren viele An­la­gen nicht verfallen, in Pri­vatbesitz oder zweck­entfremdet. Auf je­den Fall einen Aus­flug wert sind die Bur­gen Zvíkov (thront über dem Orlík-Stau­see) und Rabí (Ritterfest im Som­mer) sowie die Renais­san­ce­schlös­ser von Český Krumlov (das zweit­größte des Landes), Jin­dři­chův Hradec (das drittgrößte des Lan­des) und Telč (über­aus präch­ti­ge Säle). Weitere Pu­bli­kum­s­mag­neten sind die Märchen­schlös­ser Hlu­boká nad Vltavou (in Tu­dor­gotik-Op­tik) und Červená Lho­ta (mit Was­serschloss­charakter).
Orte wie aus dem Bilderbuch
Südböhmen besitzt nicht nur bizarre Burg­ruinen und prächtige Schlösser, son­dern auch eine Vielzahl überaus pit­to­resker Städte, Städtchen und Dör­fer, die das historische Erbe wider­spie­geln - die einen im Stil der Renais­sance mit ei­nem Hauch von Italien, andere in ba­ro­cker Puppenstuben­ma­nier. Drei da­von ha­ben es sogar auf die Welt­er­be­lis­te der UNESCO ge­schafft: das fas­zi­nie­ren­de, wenn auch über­laufene Český Krum­lov mit seinem Wirr­warr aus Gie­beln, Erkern, Lau­ben­gän­gen und Zin­nen, außerdem Holašovice, ein Vorzeigedorf mit Weiher und foto­ge­nen Gehöften, und das per­fekt erhaltene Re­nais­sance­städtchen Telč. We­niger bekannt, aber eben­falls über­aus schön sind Slavonice und Tře­boň.
Kunst & Co - unsere Tipps
Südböhmische Aleš-Ga­le­rie: Sie be­fin­det sich neben dem Schloss Hluboká nad Vltavou und zeigt eine großartige Sammlung an go­tischer Kunst, die zu den be­deutendsten des Landes gehört. Leider interessiert sich kaum jemand dafür.
Museum für Fotografie in Jindřichův Hradec: Es ist in einem ehemaligen Je­su­i­tenkolleg untergebracht und prä­sen­tiert nicht nur eine interessante Dauer­aus­stellung, sondern immer wie­der auch sehr niveauvolle Wechsel­aus­stel­lun­gen.
Museum im Schloss Kamenice: Hinter dem ansprechenden Stadtmuseum steckt das Kunstgewerbemuseum in Prag, das hier allerlei hübsche Dinge aus dem 19. und 20. Jh. zeigt.
Egon Schiele Art Centrum in Český Krumlov: Es ist dem großen, jung ver­stor­benen Expressionisten gewidmet, der hier weilte, als der Ort noch Kru­mau hieß.
Museum Fotoatelier Seidel in Český Krumlov: Auch dieses Museum können wir Ihnen ans Herz legen. Hier dreht sich alles um die deutschböhmische Foto­grafenfamilie Seidel, die als Bild­chro­nisten des Böhmerwaldes be­kannt wur­den.
Burg Klenova: Auf der Burg wird tsche­chische Kunst des 20. Jh. gezeigt.
Katakomben in Klatovy: Kein Museum im eigentlichen Sinn, sondern eine gru­se­lige Ausstellung von ca. 30 Mu­mien in der Krypta der Kirche am Markt­platz.
Die besten Regionalmuseen
Südböhmisches Museum in Budweis: Es besitzt einen enormen Fundus und zeigt Exponate aus allen Epochen.
Prachiner Museum in Písek: Es gedenkt auch der Goldgräber von einst.
Böhmerwaldmuseum in Kašperské Hory: Spannendste Exponate: die To­ten­bretter mit deutschsprachigen Erin­ne­rungstexten.
Hussitenmuseum in Tábor: Im alten Rat­haus. Im Gebäude befindet sich auch eine Galerie mit tschechischer Kunst des 17. bis 20. Jh.
Verschwundene Orte, verschwundenes Leben
Neumühl: Von Neumühl, einem einst idyl­lischen Zehn-Häuser-Dorf, exis­tie­ren heute nicht mehr als ein paar Fun­da­mente. Nahebei sieht man ein re­kon­stru­iertes Teilstück des Eisernen Vor­hangs.
Glöckelberg: Kirche, Friedhof und das Mess­nerhaus sind die einzigen Über­bleib­sel der einstigen 753-Einwohner-Ge­meinde Glöckelberg. Ein stiller Ort in der Lipno-Region, der nachdenken lässt.
Bergsynagoge in Hartmanice: Die klei­ne Dorfsynagoge beherbergt eine span­nen­de Ausstellung zum einstigen deutsch-jüdisch-tschechischen Leben.
Sport & Spaß
Südböhmen aktiv
Tschechen sind sportverrückt und außerdem überaus natur­verbunden. In Mas­sen bevöl­kern sie in den warmen Mona­ten die Rad- und Wanderwege und im Winter die Loi­pen und Skilifte des Böhmerwalds.
Sportequipment wie Fahrräder (auch E-Bikes) oder Skier kann vielerorts geliehen werden, besitzt aber oft Kaufhausqualität. Verleiher sind in vielen der entsprechenden Ortskapitel aufgelistet.
Radfahren und Wandern
Weite Wälder, weite Felder. Zum Rad­fah­ren und Wandern laden v. a. die Tře­boňer Teichlandschaft und Böh­misch Kanada ein, aber auch der Bö­h­mer­wald, der vielerorts noch nichts von sei­nen verwunschenen Reizen ver­lo­ren hat, die Adalbert Stifter (1805-1868) in sei­nem literarischen Werk verewigte. Da die Tschechen selbst mit Be­geis­te­rung per pedes oder Rad ihre Heimat er­kunden, sind die Wege bestens mar­kiert.
Die schönsten Radwege verlaufen ent­lang der Flusstäler, die schweiß­trei­bend­sten im Böhmerwald. Sie kön­nen auch per Rad anrei­sen, etwa auf dem Fern­radwanderweg Prag - Wien, der durch Südböhmen führt. Mehr Tipps und Infos zum Radfahren.
Zum Nationalsport wurde Wandern wäh­rend der sozialistischen Ära (au­ßer­halb des eigenen Landes konnte man ja nicht viel erkunden). Dem­ent­spre­chend durch­ziehen das Land per­fekt markierte Wan­derwege mit einer Ge­samt­länge von 40.000 km. In den letz­ten Jahren kamen im Böh­merwald zahl­reiche grenz­über­schrei­ten­de Wege hin­zu. Mehr Infos zum Wandern.
Auf, am und im Wasser
Überall im Reise­gebiet findet man Stau­seen oder Teiche mit Bade­strän­den. Die schöns­ten sind im Reise­teil auf­geführt. Der Big Name darunter ist der 45 km lange und bis zu 4 km breite Lip­no-Stausee, den man als „Böh­mi­sche Riviera“ vermarktet. Hier kann man segeln und surfen oder einfach nur faul am Strand liegen.
Weitaus populärer als Segeln oder Sur­fen ist Wasserwandern. Es gibt kaum ei­ne schöne­re Art, Südböhmen zu er­le­ben als mit dem Kanu oder Kajak auf sei­nen Fluss­läufen. Es lassen sich gar mehr­tä­gi­ge Touren un­ternehmen, bei de­nen i. d. R. auf Cam­ping­plät­zen über­nach­tet wird. Doch Ach­tung: Ab­so­lute Ru­he im Idyll sollte man nicht er­warten. Der Pad­del­spaß wird von vie­len jun­gen Grüppchen oft als eine Art „Party auf dem Was­ser“ aufgefasst, bei der or­dent­lich ge­tankt wird. Zu den be­lieb­testen Pad­del­strecken gehö­ren die Moldau (Vltava) zwischen Vyšší Brod und Čes­ké Budějovice, die Luž­nice süd­lich von Tře­boň und zwischen Soběs­lav, Tábor und Bechyně sowie die Ota­va von Su­ši­ce über Písek bis zum Orlík-Stausee. Ka­nu- und Kajak­ver­leiher fin­den Sie u. a. in Lenora, Vyšší Brod, Český Krum­lov, Strakonice, Rožmberk, Tá­bor, Be­chyně, Sušice und Suchdol nad Luž­ni­cí.
Auch Angeln ist Volkssport in Böh­men. Die Teiche und Flüsse Süd­böh­mens bieten beste Möglichkeiten. Über­all sieht man Fliegenfischer in den Fluss­läufen stehen und ihre Flugangeln schwin­gen. Zu den di­cken Fischen, die man an Land ziehen kann, ge­hören u. a. Forellen, Äschen, Kar­pfen, Hechte, Zan­der, Saiblinge und Welse. In­for­ma­tio­nen zu Angel­lizen­zen, Schon­zeiten etc. erhält man unter www.rybsvaz.cz (z. T. in deutscher Sprache) oder man ent­nimmt sie den Regio­nal­broschüren des tschechischen Angler­verbands (Čes­ký rybářský svaz), die meist auch in deutscher Sprache bei den örtlichen Tou­risten­informationen erhältlich sind.
Auf dem Platz
Sie möchten Golf spielen? Kein Pro­blem, in Südböhmen gibt es mehrere Plät­ze. Die schönsten sind im Reiseteil auf­gelistet. Sie befinden sich bei Nová Bys­tři­ce, Český Krumlov, Písek, Hlu­bo­ká nad Vltavou, Tábor und Bechyně. Die Greenfees sind erschwinglich.
Oder Tennis? Der weiße Sport ist äu­ßerst populär. Wie sollte es auch anders sein in einem Land, das Ivan Lendl, Mar­tina Návratilová, Karolina Plíšková oder Tomáš Berdych her­vorgebracht hat? Tennis kann man in jedem grö­ße­ren Ort spielen.
Hoch zu Ross
Entlang der Flussläufe oder durch ver­wun­schene Wälder - Ausritte werden im Reisegebiet vielerorts an­ge­boten. Adres­sen finden Sie u. a. in den Ka­pi­teln zu Český Krum­lov, Písek, Tá­bor, Be­chyně, Jindřichův Hradec, Sla­vo­nice und Klatovy.
Tiefer Fall
Lust auf Adventure? Am Orlík-Stausee, na­he der Hrad Zvíkov, wird Bungee­jum­ping angeboten.
Im Schnee
Die Areale für den alpinen Skisport sind selbst­verständlich nicht so an­spruchs­voll wie in der Schweiz oder in Öster­reich, da die Gipfel auch nur Hö­hen von 1300 m erreichen. 56 Kilo­me­ter Pis­ten­län­ge bringen dennoch alle Ski­areale der Re­gion zusammen. Und das Ganze ist er­heblich billiger als in der Schweiz. Die drei größten Ski­ge­bie­te im Böhmerwald sind Kramolín, Za­dov-Churá­ňov und Želez­ná Ruda/Špi­čák. Daneben laden Loi­pen zum Lang­lauf ein. Über alle Ski­ge­biete des Lan­des informiert die Seite www.holidayinfo.cz.
Braten & Bier
Südböhmen kulinarisch
In Tschechien trinkt man angeblich nicht zum Essen, sondern man isst zum Trinken. So ist für viele Tschechen nicht die Qualität der Küche der aus­schlaggebende Punkt, sondern die des gezapften Bieres. Aber kei­ne Sorge, in Südböhmen kann man auch hervorragend dinieren - und nicht nur Braten, Kloß & Soß’.
Mehr zur böhmischen Küche und dem hiesigen Bier.
Böhmische Küche einst ...
Die handfeste, kräftige Kost aus Böh­men hatte während der k.-u.-k.-Mo­nar­chie ei­nen nahezu legendären Ruf. In je­dem Wiener Haushalt, der etwas auf sich hielt, stammte die Köchin aus Böh­men. Jenen Koch­künstlerinnen ver­dankt die viel ge­rühmte Wiener Cui­sine bis heute so manche Speziali­tät, man den­ke nur an Palat­schin­ken. Doch die Re­zepte der böhmischen Kult­köchin­nen, die mit besten Zuta­ten, frischen Kräu­tern und extra­va­gan­ten Gewürzen Köst­lich­keiten zau­ber­ten, wurden wäh­rend der sozia­lis­tischen Ära ad acta ge­legt und am hei­mischen Herd ver­ges­sen. Das häus­liche Kochen erstarb, da über 90 % der Frau­en berufstätig wa­ren. Und wie die Kü­chen­chefs die Ge­rich­te zu­zu­berei­ten hatten, war bis ins Kleins­te staat­lich verordnet, damit der Ka­te­go­ri­sie­rung der Restaurants Ge­nü­ge ge­tan wer­den konnte. Wer die Ein­heits­kü­che ver­feinern wollte, dem droh­te Stra­fe. Noch heute liegt die Aus­bil­dung junger Köche zuweilen in den Hän­den jener, die selbst zu Zeiten der na­tionalen Einheitsküche in die Leh­re gin­gen.
... und heute
Zum Glück aber nicht nur - zu­neh­mend rücken junge, kreative Köche nach, die sich einerseits auf die her­vor­ra­genden alten Rezepte besinnen und an­dererseits versuchen, die böhmi­schen Standards mit neuen Ideen auf­zu­peppen. So leuchten über Prag mitt­ler­weile schon die ersten Michelin-Ster­ne, und auch auf dem Land gibt es mehr und mehr Restaurants mit inno­va­tiver, qua­litätsbewusster Kü­che. Man­che verfügen über eine eigene Räu­cherei, andere arbeiten mit Bio­far­men oder Züchtern edler Rinderrassen wie Cha­ro­lais oder Angus zusammen. Oh­ne­hin sind Bioprodukte im Kom­men.Wer es sich in Tsche­chien leisten kann, kauft „bio“ - an­ge­feu­ert durch die vie­len Lebens­mit­tel­skan­dale. Mitt­ler­wei­le wer­den 12 % der land­wirt­schaft­lichen Flä­chen des Landes öko­lo­gisch be­wirt­schaf­tet, das ist pro­zen­tu­al mehr als in Deutsch­land.
Kein Hopfen und Malz verloren
Am Bier führt in Böhmen kein Weg vor­bei, schließlich kommt der Welt bes­ter Gerstensaft aus diesen Landen. In den einfachen, rustikalen pivnices schmeckt er besonders gut. Schul­ter an Schul­ter sitzt man hier und erfährt spä­tes­tens beim dritten Glas die Le­bens­ge­schich­te des Ne­ben­manns. Das tsche­chische Grund­nah­rungs­mittel Nr. 1 ent­hält übrigens weni­ger Alkohol als deut­sches Bier - den be­kannten Krug zu viel trinkt man den­noch. Wer nicht nur wissen will, wie das Bier ins Glas, son­dern auch wie es ins Fass kommt, kann sich im Rahmen di­verser Füh­run­gen, u. a. in den Brauereien Budvar in Bud­weis oder Regent in Třeboň, schlau­ma­chen. Auch eröffnen in allen Win­keln des Landes Mik­ro­brauereien (Mini pivovar), die hand­ge­machte Craft-Biere aus­schenken - im Buch bzw. vor Ort wer­den Sie auf so einige stoßen. Man­che haben nur einen Verkauf an­ge­glie­dert. Andere schenken im hauseigenen Res­taurant aus, wie­de­rum andere ha­ben gar ein Hotel dabei - besonders prak­tisch. Es macht Spaß, auf Bier­ent­de­ckungstour zu gehen, bei Fahrten über Land hier und da ein Fläschchen ein­zukaufen und am Abend zu de­gus­tie­ren. Auch die Preise stimmen immer fröh­lich - im Vergleich zu den völlig über­zo­genen Craft-Beer-Preisen der deut­schen Großstädte sind die in Böh­men mehr als fair.
Nicht zu spät kommen!
Die Hauptmahlzeit nehmen die Tsche­chen mittags ab 11 Uhr ein. In den meis­ten restaurace werden dann preis­wer­te Tagesgerichte angeboten. Falls Sie keine Tageskarte bekommen (meist nur in tsche­chischer Sprache), fra­gen Sie nach den Tagesangeboten (denní nabídky). Abends wird eben­falls früh ge­gessen. In Dorfkneipen schließt die Kü­che oft schon gegen 20.30 Uhr, an­sons­ten ist um 22 oder 23 Uhr Zap­fen­streich.
Was man sonst noch wissen sollte ...
Die Preisangaben im Buch beziehen sich auf Hauptgerichte (Hg.). Beilagen müs­sen, von den Tagesgerichten ab­ge­se­hen, oft separat bestellt werden. Die Gramm­angaben vor Fleisch-, Fisch- und selbst Pastagerichten, die man auf man­chen Karten noch findet, sind Re­likte aus sozialistischer Zeit. Beim Be­zah­len wird oft die Frage gestellt: „Kar­ta nebo hotovost?“ („Mit Karte oder bar?“). Als Trinkgeld gibt man 5-10 %, in touristischen Lokalen wird es oft auto­matisch berechnet.
Unterwegs in Südböhmen
České Budě­jovice und Třeboň
Zwei beneidenswert hübsche Städte: Das große Budweis steht für Bier, für Kunst und für junges Leben, das über­schau­bare Třeboň für Fisch und pittoreske Kleinstadt­atmosphäre.
Hinweis für Wanderer und Rad­fahrer: Wer längere Touren plant, sollte an Proviant denken. Die touristische Infrastruktur in den Dör­fern und Städ­ten außerhalb von Třeboň und Budweis steckt oft noch in den Kinderschuhen.
Die 94.000-Einwohner-Stadt České Bu­dě­jovice, das alte Böhmisch Budweis, ist das industrielle, wirtschaftliche und ad­mi­nistrative Zentrum Südböhmens - mit allem, was dazugehört. Die meis­ten Tou­risten kom­men für einen Ta­ges­aus­flug aus dem nahe gelegenen Český Krum­lov oder sind auf der Durchreise. Es lohnt sich aber, länger zu bleiben. Die Moldaustadt hat Ge­schichte nicht nur faustdick hinter den Ohren, was man ihr deutlich an­sieht, sondern prä­sen­tiert sich mit vie­len Studenten und Galerien ganz im zeitgemäßen Kleid.
Die Gegend rund um České Budě­jovice ist landwirtschaftlich geprägt. Dörfer liegen wie Streuobst zwischen den Hügeln. In einigen davon fallen Gehöfte im typischen Bauernbarockstil ins Auge: Nie­drige Wohn- und Wirt­schafts­gebäude sind dabei u-förmig um einen Hof angelegt. Zur Straßenseite hin besitzen sie zwei schmucke, z. T. mit Stuck verzierte Giebel­fassa­den, da­zwischen befindet sich das Tor.
Eine heitere Note durchzieht auch die Landschaft, die sich rund um das Städt­chen Třeboň erstreckt: Teiche, in denen sich die Wolken spiegeln, Ka­nä­le, Moore, sanftes Hügel­land und aus­ge­dehnte Wälder. Viele Straßen sind Alleen, oft führen sie holprig über Teich­dämme hinweg, hie und da wir­ken sie fast wie Stege. Zuwei­len sieht man unter Schat­ten spendenden, jahr­hun­derte­al­ten Ei­chen im Sommer Apri­ko­sen- und Bee­ren­verkäufer. Die Ge­gend ist ein Eldo­rado für Natur­lieb­haber, un­zählige Wan­der- und Rad­wan­der­wege stehen zur Verfügung.
Was anschauen?
Budweis: Die süd­böh­mi­sche Metropole ist mit entspanntem Le­ben erfüllt und oben­drein auch noch ganz schön hübsch. Hier kann man sich gut und gerne ein, zwei Tage umherspülen las­sen, die his­torischen Laubenhäuser in den Straßen anstaunen, am bunten Markt­platz ein Käffchen trinken und später ein paar Biere in den zahlreichen Knei­pen. Überhaupt Bier! Das Bier der Bud­weiser Brauerei ist weltbekannt, bei einer Führung erfährt man viel über die tra­ditionsreiche Braustätte. Aber das Budweiser ist nicht das einzige Bier, das vor Ort gebraut wird. Es gibt meh­rere Mikrobrauereien, die ebenfalls ei­nen verdammt guten, wenn nicht gar besseren Gerstensaft zaubern.
Außerdem ist České Budějovice für seine zahlreichen Galerien bekannt. Im Sommer begibt sich die Kunstszene gar nach draußen auf die Straßen und Plätze.
Schloss Hluboká nad Vltavou: Ein Mär­chenschloss im Stil der Tudorgotik und eines der meistbesuchten Schlösser des Landes. In der dazugehörigen Reit­schule zeigt heute die südböhmische Aleš-Galerie gotische Kunst und oft span­nende temporäre Ausstellungen.
Holašovice: Ein Dorf wie eine Film­ku­lisse, das seit 1998 auf der begehrten Liste der UNESCO-Welterben steht. Was man hier tun kann? Nicht viel: z. B. mit einem Eis in der Hand um den Dorfweiher spazieren.
Třeboň: Das Zentrum der südböh­mi­schen Teichwirtschaft kann sich sehen lassen. Der längliche Marktplatz mit Ma­riensäule ist im Sommer von Rad­tou­risten bevölkert, nicht wenige kom­men zum Wels-, Hecht- oder Schleie­essen. Zu besichtigen gibt es u. a. ein stattliches Renaissanceschloss und die neogotische Gruft der Adelsfamilie Schwarzenberg. Und schließlich und endlich kann man sich auch durch die hiesige Brauerei führen lassen.
Dobrá Voda: Hier dominiert die mäch­tige Wallfahrtskirche Mariä Him­mel­fahrt die beschauliche südböhmische Hü­gel­landschaft. Unter ihrer Haupt­trep­pe plätschert ein Jungbrunnen.
Was shoppen?
Schreibwaren: Der in Budweis ansäs­si­ge Schreibwarenproduzent Koh-I-Noor Papírnictví wurde 1847 als Papier- und Bleistiftfabrik von den Gebrüdern Hardt­muth gegründet.
Fisch: Die Teichlandschaft rund um Třeboň ist nicht zu vergleichen mit der Mecklenburgischen Seenplatte, wo es Fischbrötchen und Räucherfisch bis zum Abwinken gibt. Hier muss man schon ein wenig suchen. Fündig wird man u. a. im Fischladen Třeboňský kapr prodejna ryb in Třeboň, wo es fri­schen und geräucherten Fisch gibt.
Was sonst noch?
Paddeln: Kanuten soll­ten sich das 14 km süd­östlich von Třeboň gelegene 3500-Einwohner-Örtchen Such­dol nad Lužnicí merken, das ein beliebter Start­punkt für Touren auf dem mattgrünen Fluss Luž­nice ist. Kanuverleiher gibt es vor Ort.
České Budě­jovice (Böhmisch Budweis)
České Budějovice ist die Metropole Südböhmens und unter dem Namen Bud­weis für Bierkenner gar weltbekannt. So steuern viele Besu­cher zuerst die Brauerei an. Aber es gibt noch mehr zu sehen.
Auf den ersten Blick wirkt České Budě­jovice großstädtisch und, da man auf dem Weg ins Zentrum die typisch tsche­chischen Stadtrandsiedlungen pas­siert, nicht unbedingt einladend. Aber die am Zusammenfluss von Malše (Maltsch) und Vltava (Moldau) ge­legene ruhige Altstadt mit ihren sorg­fäl­tig restau­rierten Laubenhäu­sern ist lebenswert und überschau­bar und lädt zum Bummeln ein. Allzu große kunst­his­torische Attrak­tionen be­sitzt Bud­weis nicht, dafür eine leben­dige Gale­rien­landschaft und im Som­mer viel (und bemerkenswerte) Kunst im öffent­lichen Raum. Über 11.000 Stu­denten sorgen für ein junges, leben­di­ges Flair. Die meisten davon sind auf dem Rad unterwegs.
Campusleben
Wer wissen möchte, wie studentisches Leben in Budweis so aussieht, kann sich direkt auf dem Campus umsehen. Er be­fin­det sich nur ca. 10 Fußminuten west­lich des Zentrums (der Husova stadt­aus­wärts folgen, dann links ab in die Brani­šovská). Auf dem Campus gibt es auch meh­rere Pubs und Cafés.
Geschichte
1265 wurde Budweis unter König Přemysl Otakar II. zur Stadt erho­ben, ein Jahrhundert später mit Privilegien aus­gestattet, die es zu einem bedeuten­den Handelszentrum machten. Im 16. Jh. vermehrten ergiebige Silber­fun­de aus dem nahe gelegenen Rudol­fov den Reichtum und führten zur Ein­rich­tung einer königli­chen Münze. Auch die Teichwirtschaft im Umland trug zum Wohlstand bei. Im Dreißig­jäh­ri­gen Krieg stand das katholische Bud­weis auf Seiten des Kaisers. Hohe Beamte suchten Schutz in der Stadt, die von einem mächtigen Wall um­ge­ben war. Doch noch vor dem West­fä­li­schen Frie­den lag Budweis in Schutt und Asche, nicht durch Kriegs­ein­wir­kung, son­dern durch einen Großbrand im Jahre 1641. 226 Häu­ser wurden dabei an einem Tag zerstört. Der Wie­der­aufbau dauerte Jahr­zehnte, erst Mitte des 18. Jh. konnte man an die alte Blüte anknüpfen. 1832 liefen die ersten Züge aus Linz in Budweis ein, nicht dampfbetrieben, son­dern von Pfer­den gezogen (→ Se­hens­wertes/Pferde­ei­sen­bahn­museum). 1847 wur­de die Papier- und Blei­stift­fabrik der Gebrü­der Hardt­muth ge­grün­det, die noch heute unter dem Na­men Koh-i-noor existiert. Mit der Indus­tria­li­sie­rung einher ging der Zuzug von Tsche­chen, die zu Beginn des 20. Jh. die deutsche Bevölkerungs­mehrheit kipp­ten. In so­zia­listischer Zeit ver­dop­pelte sich die Ein­wohnerzahl auf den heu­tigen Stand.
Orientierung
Samson beim Duschen: Marktplatz in Budweis

Samson beim Duschen: Marktplatz in Budweis

Die Altstadt ist fast komplett von der Malše und ihren Nebenar­men um­schlos­sen. Aufgrund des schach­brett­för­migen Aufbaus kann man sich nicht verlaufen. Bis auf die Brauerei Budvar lassen sich alle Sehens­wür­dig­kei­ten zu Fuß erkunden. Die Verbindung vom Zentrum zum 500 m östlich gele­genen Bahnhof bzw. Busbahnhof stellt die Lannova dar, eine der Haupt­ge­schäfts­straßen.
Sehenswertes
Zu den schönsten Gassen und Straßen im Zentrum - alle mit herrlichen Lau­ben­gän­gen - gehören die Česká, die Panská, die Plachého und die Hroz­nová, in Letzt­genannter befinden sich auch die alten Fleischbänke (→ Es­sen &Trin­ken). Die Sehenswür­dig­keiten im Überblick:
Náměstí Přemysla Otakara II.
Stolze 133 x 133 m misst der Haupt­platz von Bud­weis, den schmucke, far­ben­frohe Laubenhäuser umrahmen. Hin­ter vie­len der baro­cken und klas­si­zis­tischen Fassaden steckt ein goti­scher Kern. Die Pracht des Plat­zes erinnert zugleich an den Wohlstand der einstigen deutschen Bürger. Erst Ende des 19. Jh. durften sich auch Tschechen am Platz ein­kaufen. Das auffälligste Ge­bäude ist das hellblaue, dreitürmige Rathaus im Südwesten des Platzes, das 1727-30 entstand. Über dem mittleren Fenster sieht man das Budweiser Stadt­wappen, dar­über imposante Was­ser­speier in Drachenform und an der Attika alle­gorische Sta­tuen, die Ge­rech­tigkeit, Tapferkeit, Tugend und Weis­heit sym­bo­lisieren. Vom Turm ertönt zu jeder vollen Stunde ein Glo­cken­spiel. Falls noch Zeit bis dahin ist, kön­nen Sie die Eckpfeiler des Rat­hau­ses nach einem eisernen Band von der Län­ge der sog. Wiener Elle absuchen. 1765 wurde es angebracht und war fortan den Tuch­händlern, die es mit exakten Maßen nicht so genau ge­nom­men hat­ten, ein Dorn im Auge. Zu­wei­len werden Rathaus­führun­gen an­ge­bo­ten (1,60 €, erm. die Hälfte), Infor­ma­tio­nen erhält man bei der Touristen­infor­ma­tion im Gebäude selbst.
Der achteckige Samson-Brunnen in der Mitte des Platzes ist ein Werk der Bild­hauer Zachariáš Zorn und Joseph Diet­rich aus den Jahren 1721-26. Oben­auf sieht man Samson mit dem Löwen kämpfen.
Am schönsten ist der Platz bei Nacht, wenn er sanft angestrahlt wird. Aber dann heißt es, insbesondere mit ein paar Gläsern Budvar zu viel, auf­ge­passt: Denn wer nach zehn Uhr abends ver­seh­entlich den sog. Irrstein (ein unre­gel­mäßiger Pflaster­stein mit Kreuz in der Mitte) zwischen Samson-Brun­nen und Grand Hotel Zvon über­schrei­tet, wird dem Volksmund nach nie mehr seinen Heim­weg finden! Ande­ren Quellen zufolge stand genau an jener Stelle im Mit­tel­alter der Galgen.
Chrám sv. Mikuláše (St.-Nikolaus-Kathe­drale) und Černá věž (Schwarzer Turm)
Mitte des 17. Jh. wurde die barocke St.-Nikolaus-Kirche errichtet, nachdem ihr Vorgän­gerbau dem ver­heerenden Stadt­brand 1641 zum Opfer gefallen war. Mit der Ernennung von Budweis zum Bistum wurde der drei­schiffige Bau 1785 zum bi­schöfli­chen Dom erho­ben. Heute macht der Dom einen glatt­sanierten Eindruck, die letzte Reno­vierung fand 2011-2013 statt.
Der Schwarze Turm nebenan über­stand den Brand von 1641. Zwischen 1550 und 1577 wurde er als Ausguck und Glockenturm errichtet. Mit 72 m ist er zugleich das höchste Gebäude der Stadt. 225 Stufen führen auf seine Ga­lerie, die von einem Sicher­heitsnetz um­geben ist, da sich von hier immer wieder Unglückliche in den Tod stür­zen wollten. Die Aussicht auf Stadt und Land ist herrlich. Das am Turm vor­beiführende Gässchen U Černé věže hieß früher übrigens „Judengasse“, da hier im 14. Jh. eine kleine jüdische Gemeinde lebte.
Die St.-Nikolaus-Kathedrale ist ganztägig ge­öffnet. Schwar­zer Turm, April-Juni sowie Sept./Okt. tägl. (außer Mo) 10-18 Uhr (Aufstieg bis 17.45 Uhr), im Juli/Aug. auch Mo. 1,20 €, erm. 0,80 €. Beide Kanovnická/Ecke U Černé věže.
Rund um den Piaristické náměstí (Pia­ris­tenplatz)
Im 18. Jh. übernahm der Pia­ris­ten­or­den das ehemalige Domini­kaner­kloster an die­sem kleinen, baum­bestande­nen Platz im Westen der Alt­stadt und richtete darin ein Gymna­sium ein. Noch heute befindet sich im südlich an­schlie­ßen­den Trakt eine Schule. Besichtigen kann man die Klosterkir­che Mariä Opferung (Kostel Obětování Panny Marie), die zu­sam­men mit dem Kloster den ältesten Bau­werks­komplex der Stadt bildet (1265-1300). Der goti­sche Kreuzgang blieb weitestgehend im Original­zu­stand er­hal­ten, das Innere der Kir­che wurde teil­weise im Barock­stil ver­ändert. Am Hauptaltar ist das Bild der Budwei­ser Jung­frau Maria ein­ge­setzt, einst ein Ziel frommer Wall­fahrer. Die impo­sante Orgel stammt aus dem 17. Jh.
Tägl. 9-17 Uhr. Eintritt (!) 1,20 €.
Überraschung in der Altstadt von Budweis

Überraschung in der Altstadt von Budweis

An der Nordwestseite des Piaristen­platzes befindet sich das ehemalige Zeughaus (Zbroj­nice) aus dem Jahr 1531, in dem später Salz aus dem öster­reichischen Salz­kam­mergut ge­lagert wurde. Von der Fassade blicken einen drei rosafarbene Gesich­ter an - der Bau­meister mit seinen Gesellen, so ver­mutet man. Statt Salz gibt es hier heute Bier, süffiges Selbstgebrautes des Res­tau­rants Solnice. Das Lokal und die Cafés rund um den Piaristenplatz ti­schen im Sommer auch draußen ein und machen den Platz so zu einem beliebten Abendspot. Zuweilen wird auch eine Bühne aufgebaut und es finden Open-Air-Konzerte statt.
Vom Rabenštejnská věž (Rabensteiner Turm) zur Železná panna (Eiserne Jung­frau)
Der Rabensteiner Turm am Nord­ende des schönen, engen Gäss­chens Panská war einst Teil der Stadt­befesti­gung. Er stammt aus dem 14. Jh., er­hielt seine heutige Gestalt mit Walm­dach und Erkern jedoch erst durch Umbau­ar­bei­ten Mitte des 16. Jh. Im Unterbau des Turms ist heute eine Mischung aus Kunstgalerie mit wechselnden Aus­stel­lungen und Verkauf von tsche­chischem Design (= Umění ve Věží) unter­ge­bracht. In der Galerie gibt es auch den Schlüssel für den Turm, den man gegen eine kleine Spende erklimmen kann - sonderlich span­nend ist das jedoch nicht. Interessanter sind die netten, klei­nen Läden rund um den Turm.
Kunstgalerie, Di-Sa 10-18 Uhr. Panská 4.
Ein gemütlicher Spazier­gang bringt Sie vom Rabensteiner Turm ent­lang ei­nes Nebenarms der Malše zur sa­gen­um­wobenen Eisernen Jung­frau am Süd­ende der Mlýnská. Da­bei pas­siert man die Rückseite des Domini­ka­ner­klos­ters und die klei­ne, unauf­fällige Salzpforte Solná bran­ka, von der aus einst Salz auf Fluss­kähne geladen und nach Prag ver­schifft wurde. Auch die Eiserne Jung­frau ist ein Wehrturm aus dem 14. Jh. (um­gebaut 1612), sie soll aber vormals - daher der Name - auch als Gefängnis und Folterkammer gedient haben. Zu­weilen finden wech­seln­de Aus­stel­lungen im Turm statt. An­sonsten gibt es mit Ausnahme einer Eisernen Jungfrau nichts Be­mer­kens­wer­tes zu sehen. Im Inneren ist zu­dem eine Schenke untergebracht.
Mai-Okt. tägl. 14-18 Uhr. 1,60 €, erm. die Hälfte. Wenn die Kasse nicht besetzt ist, zahlt man in der Schenke.
Jihočeské muzeum (Südböhmisches Mu­seum)
Klosterkirche Mariä Opferung

Klosterkirche Mariä Opferung

Die Dauerausstellung im ersten Stock widmet sich in drei Räu­men der Stadt­geschichte. Die chrono­logisch an­ge­ord­ne­ten Exponate zeigen sich zwar etwas zusammen­hanglos, sind dafür aber über­aus ansprechend prä­sentiert: ar­chä­o­logisch mehr oder weniger rele­vante Ton-Steine-Scherben, histori­scher Schmuck, alte Urkunden, die un­ver­meid­liche Ritterrüs­tung, Kir­chen­kunst, Biedermeier-Mobiliar, ein Hoch­rad etc. Eine kleine Abtei­lung ist der jüdischen Ver­gangenheit von Bud­weis gewidmet. In­teressant sind die inter­aktiven Info­sta­tionen. Deren Texte sind zwar ledig­lich auf Tschechisch, man kann aber ein wenig in alten Fotos und (auch deutsch­sprachigen) histori­schen Dokumenten stö­bern. Die Son­der­aus­stellungen, die im anderen Flügel und im zwei­ten Stock gezeigt werden, schöp­fen aus einem unermesslichen Museumsfun­dus.
Tägl. (außer Mo) 9-17.30 Uhr. 2,80 €, erm. 1,40 €; gilt im Normalfall für das ganze Mu­seum, bei besonders umfangreichen Son­der­ausstellungen sind Zuschläge aber nicht aus­ge­schlossen. Dukelská 1, www.muzeumcb.cz.
Pferdeeisenbahnmuseum (Muzeum ko­něs­prěžky)
1832 nahm die Pfer­debahn auf ei­nem hölzernen Schienen­strang von Budweis nach Linz ihren Betrieb auf - angeb­lich die erste des Konti­nents. Für die 128 km lange Stre­cke benötigten Perso­nen­trans­porte im Trab ca. 14 Stunden, Abfahrt der Züge war stets 5 Uhr mor­gens in Linz und Bud­weis. Mit Güter­waggons (vorwie­gend Salz wurde gen Nor­den ge­la­den, in die andere Richtung Holz), die im nor­malen Pferdegang un­ter­wegs waren, dauerte die Reise gar drei ganze Tage. An den Umspann­sta­tio­nen im Ab­stand von rund 20 km wur­den die Pferde gewechselt und Repa­raturen vor­ge­nom­men. 1872 kam die Dampf­eisen­bahn und damit das Ende der „PS-Züge“. Das Museum, un­ter­gebracht im unscheinbar-winzigen, trist-grauen ehe­maligen Bahn­wärter­häuschen, liegt abseits der Altstadt ge­gen­über der rosa gestrichenen Koh-i-Noor-Bleistift­f­a­brik. In zwei kleinen Ausstellungs­räumen (Erläuterungen nur auf Tsche­chisch) lässt man ein we­nig die alte Zeit Revue passieren. Der einzige noch erhaltene Per­so­nen­waggon befindet sich heute in Wien.
Mai-Sept. tägl. (außer Mo) 9-12 u. 12.30-17 Uhr. 1,20 €, erm. die Hälfte. Mánesova 10 (rund 10 Fußmin. südwestlich der Altstadt), www.muzeumcb.cz.
Galerien
Budweis ist das Zentrum der alljährlich stattfindenden Skulpturenausstellung Kunst in der Stadt (Umění ve městě, www.umenivemeste.cz). Dazu warten über 20 Ga­lerien auf kunstinteressierte Be­sucher. Die wich­tigsten im Überblick:
Älteste und bekannteste Galerie ist die Südböhmische Aleš-Galerie (Alšovo Jihočeská galerie). Präsentiert wird auf drei Stockwerken vorran­gig tsche­chi­sche Ma­lerei im bunten Zeitenmix, da­zu wechselnde Ausstellungen.
Die Galerie war 2020 wegen Restaurierung geschlossen. U Černé věže 22, www.ajg.cz.
Zur südböhmischen Aleš-Galerie ge­hört auch die Galerie Mariánská
Di-Fr 10-18 Uhr, Sa/So 12-18 Uhr. 3,20 €, erm. 2,20 €. Pražská 1, .
Galerie für zeitgenössische Kunst und Archi­tekturHaus der Kunst
Tägl. außer Mo 10-13 u. 13.30-18 Uhr, Ein­tritt frei. Nám. Přemysla Otakara II. 38 (1. OG), .
Galerie Měsíc ve Dne.
Mo-Fr 9-23 Uhr, Sa 9-16 Uhr, So geschl. Eintritt frei. Nová 3.
Haus der Ku­lturen - MetropolGalerie Nahoře
Mo-Fr 9-17 Uhr, Eintritt frei. Seno­vážné nám. 2, .
Das bekannteste Exportgut von Bud­weis ist das mehr­fach in­ter­na­tional aus­gezeichnete Bud­weiser bzw. Budvar der gleich­namigen Brauerei, der viert­größten des Landes. Über 600 Mit­ar­beiter besorgen dort einen Ausstoß von 1,6 Mio. Hek­to­litern Bier jährlich, weit mehr als die Hälfte davon geht in den Ex­port. In über 75 Ländern kann das Bier getrunken werden, aber nicht in allen un­ter dem Namen „Budweiser“ (→ Kasten). Das Brau­wasser kommt aus mehrere Hun­dert Meter tiefen Brun­nen. So süffig das Bier auch ist - besonders prickelnd sind die Füh­run­gen durch die moderne Brauerei nicht, und in der dortigen Bier­halle schmeckt es auch nicht anders als im Zentrum.
Geöffnet tägl. 9-17 Uhr (Jan./Feb. So/Mo geschl.). Füh­rungen (auf Tsche­chisch, Englisch und Deutsch) werktags um 14 Uhr, Juli/Aug. auch 11 Uhr, Dauer: 1 Std. Mit Bierprobe 6 €, erm. die Hälfte. Karoliny Světlé 4/Ecke Pražská (Straße Richtung Tábor/Prag), ca. 2,5 km nörd­lich des Zentrums. Zu erreichen mit (B) 2 (stei­gen Sie am Mariánské nám. nörd­lich der Alt­stadt zu und an der Halte­stelle „Budvar“ aus), Taxi vom Zentrum ca. 5 €, .
- der Schutzmarkenstreit
Budějovický Budvar n.p.,Budvar,Český akciový pivo­varBavarian BreweryInBevBudějovický Bud­varBudějovický měšťanský pivovar,Budweiser Bürgerbräu,Czechvar