Cover

Das Buch

Wir alle kennen sie – diese Tage, an denen uns das Gefühl beschleicht, dass einfach alles gegen uns ist. Aber von jetzt an muss sich keiner mehr damit allein fühlen: Wie eine richtig gute Freundin zeigt uns Jayne Hardy, wie ein bisschen liebevolle Selbstfürsorge und kleine Kniffe auch wirklich schlimmen Tagen Hoffnung und Zuversicht einhauchen können.

Mit einfachen Tipps und beruhigenden Seelentröster-Botschaften, die Licht in graue Stunden bringen, ist dieses Buch das perfekte Geschenk an sich selbst oder einen lieben Menschen. Ein echter Mutmacher und praktischer (Aus-)Wegweiser, um sich gestärkt, unterstützt und einfach wieder besser zu fühlen.

Die Autorin

Jayne Hardy litt schwer unter Depressionen und machte dabei die Erfahrung, wie unglaublich wichtig es für die körperliche und seelische Gesundheit ist, sich endlich mal um sich selbst zu kümmern. Die Autorin gründete daraufhin The Blurt Foundation, ein Unternehmen, das sich der Hilfe für Menschen mit Depressionen widmet. Über ihre eigenen Erfahrungen mit dieser Krankheit und mit dem Thema Selbstfürsorge hat sie auf BBC und bei TEDxBrum gesprochen. Sie schreibt u. a. für die Huffington Post, Grazia und The Guardian. Jayne Hardy lebt mit Tochter und Ehemann in Cornwall.

JAYNE HARDY

Mut und Hilfe für Tage, an denen
das Leben nicht nett zu dir ist

Das Selbstfürsorge-Projekt

Aus dem Englischen übersetzt
von Martin Bauer

WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN

Die englische Originalausgabe erschien 2020 unter dem Titel
Kind Words for Unkind Days bei Orion Spring,
einem Verlag der Orion Publishing Group Ltd., London.

Die in diesem Buch vorgestellten Informationen und Empfehlungen sind nach bestem Wissen und Gewissen geprüft. Dennoch übernehmen die Autorin und der Verlag keinerlei Haftung für Schäden irgendwelcher Art, die sich direkt oder indirekt aus dem Gebrauch der hier beschriebenen Anwendungen ergeben. Bitte nehmen Sie im Zweifelsfall bzw. bei ernsthaften Beschwerden immer professionelle Diagnose und Therapie durch ärztliche oder naturheilkundliche Hilfe in Anspruch.

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Deutsche Erstausgabe 11/2021

Copyright © 2020 by Jayne Hardy

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2021
by Wilhelm Heyne Verlag, München,
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81637 München

Alle Rechte sind vorbehalten.

Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München,
unter Verwendung eines Motivs von © Colorlife/Shutterstock

Satz: Schaber Datentechnik, Austria

ISBN 978-3-641-27944-8
V001

www.heyne.de

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1 Worte für Tage, die sich bedrohlich anfühlen

Wir alle schlagen uns nur durch

Glaube den ängstlichen Gedanken nicht

Die Angst unterschätzt dich

Du verdienst eine Tapferkeitsmedaille

Du bist mutiger, als du denkst

2 Worte für Tage, die dich zu überwältigen drohen

Irgendwann kommst du schon dazu

Niemand bekommt alles perfekt auf die Reihe

Du musst nicht triumphieren; eine Nummer kleiner tut es auch

Das Schwierige am Erwachsen-»Sein«

Es gibt keine Zeitmaschine

Du bist dein Boss

Blende das Geplapper aus

3 Worte für Tage, an denen du das Gefühl hast, du zähltest nicht

Du bist wichtig

Du darfst Raum einnehmen

In dir steckt Macht

Du bist keine Last

Energiespritze

4 Worte für Tage, an denen du negative Gedanken wälzt

Es ist nicht immer einfach, »positiv zu denken«

Lass dich nicht irremachen

Worin badest du?

Rebelliere

Nur nicht die Ameisen füttern!

Werde neugierig

Unkraut und Samen

Auch du verdienst Mitgefühl

5 Worte für Tage, an denen du ein, zwei Fehler gemacht hast

Lass dir von der Vergangenheit kein Bein stellen

Stolpern und Zusammenbrüche

Endlose Selbstvorwürfe sind auch keine Lösung

Strenge ist meistens keine Lösung

Würdest du so mit einem Freund reden?

Du gibst dein Bestes

Überschütte dich mit Freundlichkeit

6 Worte für Tage, an denen du das Gefühl hast, dich verirrt zu haben

Die Lügen, die wir uns erzählen

Dein inneres Navigationssystem

Dreh deine Lautstärke hoch

Du brauchst keine Erlaubnis

Wir sind alle Anführer

7 Worte für Tage, an denen du das frustrierende Gefühl hast festzustecken

Goldnuggets der Rückschau

Ändere das Narrativ

Vielleicht braucht es einen neuen Zusammenhang

Die rosafarbene Brille

»Könnte« statt »sollte«

Was bist du bereit, nicht zu tun?

Glaube an dich

8 Worte für Tage, an denen es in Beziehungen schlecht läuft

Das Leben ist nicht schwarz-weiß

In Beziehungen geht es nicht ums Aufrechnen

Was lässt du auf dir sitzen?

Beziehungen sind keine Einbahnstraßen

Suche die Bestätigung in dir selbst

Es muss ein Geben und Nehmen geben

Auch du brauchst ein offenes Ohr

Standortanforderungen

Empathie als Raketentreibstoff

9 Worte für Tage, an denen du garstig zu dir selbst bist

Es ist okay

Stufe dich hoch

Sei, wer du sein willst

Bitte entscheide dich für dein Glück

Zwei gegensätzliche Dinge können wahr sein

Selbstvertrauen lässt sich wieder aufbauen

Entschuldige dich nicht für dich selbst

Stellst du dein Licht unter den Scheffel?

Du bist ein Champ

10 Worte für Tage, an denen das Leben dich aufreibt

Nimm dir all die Zeit, die du brauchst

Schluss mit dem zwanghaften Helfen!

Du bist nicht bedürftig, nur weil du Bedürfnisse hast

Setze ein paar Selbstfürsorge-Anker

Kümmere dich um den sprichwörtlichen »Stein im Schuh«

Abnutzung

Wird deine Liebe erwidert?

Sei ruhig so kindisch, wie du magst

Was steht auf deiner Liste magischer Dinge

Den Filter wechseln

Du verdienst es, selbst wenn …

11 Worte für Tage, an denen du tief im trüben Morast steckst

Zwischen Baum und Borke

Nimm dich vollständig an, wie du bist

Du bist keine Enttäuschung

Es ist ok zu weinen

Nutze den Schmerz

Nimm Hilfe an

Unter Druck

Selbstfürsorge muss nicht teuer sein

12 Worte für Tage, an denen alles hoffnungslos erscheint

Im Auge des Sturms

Der Zinseszinseffekt

Probleme bilden keine Schlange

Schaffe einen Horizont

Unsere Gedanken lügen

Gib nicht auf, bevor es besser wird

Danksagung

Für Peggy,
den liebenswürdigsten Menschen,
den ich kenne

Einleitung

Wir alle werden unfreundliche Tage erleben, so viel steht fest. Die freundlichen Worte an diesen unfreundlichen Tagen? Nicht selbstverständlich. Aus vielen (nicht immer sinnvollen) Gründen neigen wir dazu, uns allein durch die unfreundlichen Tage zu kämpfen: Wir wursteln uns durch und versuchen, andere nicht mit unseren Problemen zu belasten. Wir schotten uns ab und verstopfen so die Kanäle, durch die Freundlichkeit fließen könnte. Und ständig läuft in unserem Geist die gleiche Platte mit unfreundlichen und keineswegs hilfreichen Gedanken.

Dann hauen wir uns nicht nur selbst in die Pfanne, sondern reisen auch gern in der Zeit zurück, zu Augenblicken, in denen uns jemand etwas Unfreundliches sagte. Als jemand uns in deutlichen Worten klarmachte, wie wenig er von unseren Entscheidungen und Taten hielt. Solche Aussagen hinterlassen Spuren. Unser Verstand sagt uns, dass sie mehr darüber verraten, was der Sprecher gerade durchmacht, als über uns, aber schmerzen tun sie trotzdem.

In einer Welt, die auf Selbstgewissheit abfährt, auf Unbeirrbarkeit, Durchsetzungsvermögen und Tüchtigkeit, wird der Freundliche leicht übersehen. Dabei hat Freundlichkeit die Macht zu trösten, zu beruhigen, zu erden, ins Gleichgewicht zu bringen und wieder aufzurichten. Der Balsam der Freundlichkeit kann auch die schlimmsten Zeiten leichter machen. Wir lechzen nach Freundlichkeit, wenn sie knapp ist. Freundlichkeit verändert, ermutigt und verbindet die Menschheit. All das schwingt in geflüsterten Worten der Aufmunterung mit. Ein, zwei freundliche Worte fördern den aufrechten Gang und ein strahlendes Lächeln, sie impfen uns wieder einen Hauch von Glauben an uns selbst ein. Außerdem ist Freundlichkeit ansteckend. Sie pflanzt sich über all unsere Begegnungen fort, sie motiviert und inspiriert über Generationen hinweg. Denn Freundlichkeit verändert nicht nur, sie verzaubert.

In Freundlichkeit liegt nicht nur Sanftheit, sondern auch Wildheit, die ein ganzes Leben anhalten kann. Wir alle erinnern uns an Gelegenheiten, in denen jemand freundliche Worte für uns fand oder etwas Freundliches für uns tat. Sie brennen sich uns ein, sie wärmen und trösten uns noch Jahre später. Dieses anerkennende Nicken bestätigt uns, schweißt uns zusammen und bietet uns Schutz vor oft quälenden inneren Monologen. Je mehr wir uns im Flow befinden, je selbstverständlicher wir freundlich zu anderen sind und deren Freundlichkeit auch annehmen, desto offener fühlen sich unsere Herzen für das an, was die Welt zu bieten hat.

Dieses Buch steckt voller freundlicher Worte für unfreundliche Tage. Ich habe sie hier zu thematischen Blöcken zusammengefasst, sodass du sofort etwas für deine aktuelle Situation findest, egal auf welche Weise ein Tag unfreundlich zu dir ist (oder du dich selbst runterziehst). Lies das Buch von vorn bis hinten, picke dir einzelne Kapitel heraus oder springe wild herum: Mach es, wie es dir am ehesten entgegenkommt. Du darfst auch gerne Fotos meiner Sinnsprüche schießen und als Hintergrund für dein Handy hernehmen oder ausdrucken und an die Wand hängen. Es ist dein Buch.

Folgende Worte sollen ausdrücken, was ich mir von diesem Buch für dich erhoffe:

Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie traurig es in den finstersten Ecken des Geistes aussehen, wie sehr der Kummer einen quälen kann. Dieses Buch steckt voller freundlicher Worte, die ich selbst gehört habe oder mir gewünscht hätte.

Ich schicke euch meine ganze Liebe

Jayn

1    Worte für Tage, die sich bedrohlich anfühlen

Die Worte in diesem Kapitel werden besonders hilfreich sein, wenn du dich ängstlich, nervös und verstört fühlst. Sie beruhigen dein rasendes Herz und helfen dir, deine Kraft zu erkennen.

Wir alle schlagen uns nur durch

Niemand weiß, was die Zukunft bringt. Niemand bekommt alles gebacken. Kein Leben ist frei von Problemen, Reue, Meinungsverschiedenheiten und Missgeschicken. Niemand kennt alle Antworten.

Jeder Einzelne von uns schlägt sich nur durch.

Und wir haben schreckliche Angst, Fehler zu begehen. Obwohl wir doch alle Fehler machen.

Wir vermeiden, Dinge anders anzupacken, weil wir nichts verbocken wollen. Obwohl Fehler zum Lernprozess gehören.

Wir haben Angst, aufzustehen und unsere Meinung kundzutun, weil wir fürchten, kritisiert und verurteilt zu werden. Obwohl wir natürlich sowieso beurteilt werden, ob wir jetzt aufstehen oder nicht.

Wir stellen nicht diejenigen Fragen, auf die wir eine Antwort suchen, weil wir uns blöd vorkämen. Obwohl doch niemand alles weiß. Wir alle müssen irgendwo anfangen.

Ja, indem wir uns geben, wie wir wirklich sind, riskieren wir Ablehnung. Aber niemand ist nach jedermanns Geschmack.

Und so setzen wir unsere »Ich bin gelassen und gesammelt«-Maske auf und tun, als hätten wir alles im Griff. Dabei jonglieren wir alle doch nur nach Kräften.

Wir alle schlagen uns nur durch. Wir alle wandeln über Pfade voller Hindernisse und Ungewissheit – ohne eine Landkarte zu unserer Orientierung. Wir alle fühlen uns verletzlich.

Freunden wir uns mit dem Durchwursteln an. Lasst uns alle offener umgehen mit den Schwierigkeiten, auf die wir stoßen. Gestehen wir uns unsere Verlegenheiten ruhig ein. Hören wir auf, nur von unseren Highlights zu berichten, machen wir Schluss mit kopflosem Herumgerenne, und umarmen wir die Realität.

Glaube den ängstlichen Gedanken nicht

Freund oder Feind – wie wir unsere Angst betrachten, hängt davon ab, wie sehr sie unser tägliches Leben bestimmt.

Angst ist normal. Sie meldet sich, auf dass wir auf alle wahrgenommenen Bedrohungen vorbereitet sind, die Tag für Tag unseren Weg kreuzen könnten. Sie macht das nicht einmal, nicht zweimal, sondern so oft, bis wir etwas unternehmen oder auch nicht.

Mitunter meldet sie sich auch in den alltäglichsten Situationen, etwa während Ruhepausen. Dann rührt sich unsere Angst und mahnt: »Hallo, du willst dich doch nicht etwa auf deinen Lorbeeren ausruhen, oder? Hast du in letzter Zeit mal über (diese erschreckende Sache) nachgedacht?« Angst hat das Geschick, scheinbar Normales in Furchterregendes zu verwandeln. Sie kann unsere Gefühle für etwas auf den Kopf stellen, das wir schon hunderttausendmal gemacht haben. Sie kann eine Verbündete sein, wenn gerade ein Löwe das Gartentor überspringt, aber auch eine Feindin, wenn sie deinen Gedanken einen Streich spielt. Denn sie vermag es, dich mit ihrem ewigen »aber … aber … aber« völlig zu lähmen.

Gelegentlich bindet sie dir einen gewaltigen Bären auf, indem sie dir grausam einflüstert, du würdest das hier nicht durchstehen. Du hättest einfach nicht das nötige Zeug dafür. Du wärst einfach nicht stark oder mutig genug.

Das sind nichts als grässliche Lügen. In Phasen, in denen wir Freundlichkeit, Geduld und Liebe bräuchten, kocht unser Gehirn eine Selbstzweifel-Suppe, die uns das Leben nur noch schwerer macht.

Wenn du gerade eine besonders schlimme Zeit durchmachst, bitte glaube der Angst nicht, die kleinredet, wer du bist und wer du sein könntest. Sie spielt unfair. Sie zerrt jedes Missgeschick, jede Unsicherheit, jede Verletzung hervor, verschweigt aber all die Zeiten, in denen du über deine Angst triumphiertest.

Angst hält dich davon ab, deine Träume zu erfüllen. Sie lässt dich zögern, dich für eine Beförderung ins Gespräch zu bringen. Sie flüstert dir ein, du würdest es nicht verdienen, einen Arzttermin zu bekommen und ihn dann auch wahrzunehmen.

Du kannst das hier durchstehen, und du wirst es auch. Du hast das nötige Zeug dazu. Du bist stark und mutig. Du verdienst all das Wunderbare, das es gibt.

Die Angst unterschätzt dich

Die Angst unterschätzt dein Durchhaltevermögen, deine Resilienz. Sie verschweigt all die Male, in denen du sie überwandest, und all die Male, in denen du stärker warst. Sie übersieht deine Macht, deinen Mut und deine Fähigkeit, hinter allen Schwierigkeiten den Augenblick zu erspähen, da du vor Stolz Rad schlägst. Sie vergisst, dass es keine Mammuts gibt, die uns durch die Steppe jagen, dass das Leben sich weiterentwickelt hat, obwohl unsere Reflexe die gleichen geblieben sind.

Die Angst versucht, dir die Freiheit, Freude, Chancen und Liebe zu verwehren, die jenseits der Hindernisse warten. Sie quält dich damit, was alles schiefgehen könnte, ohne dir zu zeigen, wie alles klappen könnte. Sie flüstert dir ein, du wärst zum Scheitern verdammt, sie macht dich klein, indem sie dir den Schlaf raubt, dir eine Portion Selbstzweifel serviert und deine Fantasie mit den skurrilsten Szenarien füttert. Doch sie unterschätzt dich total.

Welch schlimme Streiche die Angst dir auch gerade spielen mag, lass dir nie die Zuversicht rauben. Du kannst sie überwinden! Denn du bist mächtig, auch wenn du es gerade nicht spürst – ganz besonders, wenn du es gerade nicht spürst.

Du verdienst eine Tapferkeitsmedaille

Oft glauben wir, Tapferkeit sei was für die anderen.

Schließlich haben wir in letzter Zeit keinen Tiger überwältigt. Wahrscheinlich haben wir auch niemanden aus einem brennenden Haus gerettet. Vielleicht haben wir es nicht mal aus dem Bett geschafft.

Aber mach dir deswegen keinen Kopf – Tapferkeit beweist man nicht nur mit Heldentaten. Der Duden definiert »Tapferkeit« als

Tap|fer|keit, w., Nomen: unerschrockenes, mutiges Verhalten im Augenblick der Gefahr

»Vielleicht bekomme ich eine Medaille für Tapferkeit.«

Große Tapferkeit: »Sie kämpften mit vorbildlicher Heldenhaftigkeit.«

Synonyme (laut Duden):

Mut, Kühnheit, Beherztheit, Herzhaftigkeit, Furchtlosigkeit, Unerschrockenheit, Unverzagtheit, Schneid, Courage, Risikobereitschaft, Zivilcourage, Mumm (ugs.), Nipf (ugs., österr.), Tollkühnheit, Wagemut, Bravour, Draufgängertum

Es braucht Schneid, durchzuhalten und es immer wieder neu zu versuchen. Sich durch den Schmerz, den Frust, die Taubheit und das unerforschte Terrain zu kämpfen, die das Leben mit sich bringt. Leider bringt man uns in der Schule nicht bei, was Tapferkeit ist, geschweige denn, wie man tapfer ist.

Dabei hast du wahrscheinlich sogar schon ein Leben gerettet: dein eigenes. Denn machen wir uns nichts vor: Nicht jeder überlebt schlimme Zeiten.

Für alle von uns, die sich bereit fühlen, über ihre Erfahrungen zu sprechen und das gesellschaftliche Stigma auf sich zu nehmen, das wohl so schnell nicht verschwinden wird: Wir werden nie voll erfassen, welche Wirkung wir mit Erzählungen von schwierigen Zeiten möglicherweise bei Zuhörern haben. Vielleicht sind sie dankbar für das wissende Kopfnicken, das ihnen zeigt, dass sie nicht allein sind. Das ist angewandte Tapferkeit.

Du bist mutiger, als du denkst

Wir fühlen uns allerdings nicht tapfer, oder?

Wir halten uns für irgendwie ungenügend. Fehlt es uns vielleicht an Unterstützung? Wahrscheinlich. Leider. Fehlt es uns an Charakter? Bestimmt nicht!

Wenn dir diese grausamen Gedanken einflüstern, du hättest keinen Schneid, schlag diese Seite auf und lies sie mehrmals. Denn es gibt mehr als genug Beweise für das Gegenteil. Gut möglich, dass du dich ängstlich fühlst oder müde. Vielleicht brauchst du gerade Erholung, aber du bist eine Kämpfernatur. Daran besteht nicht der geringste Zweifel.

Solltest du das anzweifeln (weil du, du weißt schon, nur ein einfacher was-weiß-ich bist), hier eine Definition von kämpfen:

käm|pfen, schwaches Verb: sich handgreiflich mit jemandem auseinandersetzen, tätlich gegen einen Gegner vorgehen

Synonyme:

sich mit jemandem messen, einen Wettkampf austragen, boxen, fighten, ringen, catchen, fechten

(Wieder beides laut Duden.)

2    Worte für Tage, die dich zu überwältigen drohen

Suchst du nach beruhigenden, bestärkenden und ermutigenden Worten, weil das Leben dir zu viel wird und du das Gefühl hat, es fehle dir am nötigen Rüstzeug, um mit ihm fertigzuwerden? Dann bist du hier richtig.

Irgendwann kommst du schon dazu

Liegen bei dir Kleiderhaufen am Boden herum?

Dafür könntest du dich schämen. Du könntest auch deine Faulheit verfluchen. Du könntest dich deswegen schelten und bestrafen.

Besser wäre es aber, wenn du die Kleiderhaufen als Abbild dessen auffassen könntest, wie es in deinem Inneren aussieht.

Solange wir geistig auf allen Zylindern laufen (selten, soll aber vorkommen), türmen sich unsere Klamotten nicht auf dem Boden. Es stapelt sich auch keine ungeöffnete Post, wir werfen nicht alle unsere Pläne über den Haufen, wir haben keine ungewaschenen Haare, es herrscht kein Chaos in den Unterlagen, der Maileingang quillt nicht über, unser Tank ist nicht leer.

Manchmal brauchen wir eine Weile, bis wir verstehen, worauf diese äußerlichen Anzeichen hinweisen, aber irgendwann kapieren wir es.

Typischerweise warnen sie uns, dass wir möglicherweise überfordert sind, keine Kraft oder Motivation haben, uns mehr vorgenommen haben, als wir schaffen. Dass wir mit Ängsten kämpfen, mit Selbstzweifel und Minderwertigkeitsgefühlen. Vielleicht sind wir richtiggehend krank. Chaos in der Wohnung spiegelt nur die Unordnung in unserem Kopf wider, unsere geistige Verwirrtheit, unsere Erschöpfung.

Es zeigt uns, dass wir eine Pause brauchen. Der springende Punkt dabei: Wir dürfen uns dafür keine Vorwürfe machen, wir dürfen uns keinesfalls mit anderen vergleichen, bei denen – wie wir glauben – in der Wohnung immer beste Ordnung herrscht. Wir dürfen auch nicht versuchen, unser gesamtes Leben perfekt auf die Reihe zu bekommen. Ein solcher Anspruch erzeugt nur Stress. Wir müssen nur anerkennen, dass der Zeitpunkt gekommen ist, innezuhalten und eine Bestandsaufnahme zu machen.

Sobald wir das tun, lichtet sich der dichte Nebel. Vielleicht fühlen wir uns schon eine ganze Weile ziemlich angezählt. Möglicherweise sind unsere Grenzen ein wenig schwammig geworden. Wahrscheinlich haben wir unsere Selbstfürsorge vernachlässigt. Es ist unglaublich, dass wir uns trotzdem immer weiter durchgebissen haben.

Was auch immer du hier und jetzt brauchst, hole es dir. Räume ihm oberste Priorität ein, mache Platz dafür, gib auch deinem Umfeld Bescheid. Das ist das Mindeste, was du verdienst.

Die Klamotten am Boden? Irgendwann kommst du schon zum Aufräumen. Doch zuerst kümmerst du dich um dich selbst.