Das Buch
Chengdu, Provinz Sichuan: Der gefürchtete Killer Eumenides hat sich zusammen mit seinem letzten Opfer in die Luft gesprengt. Der Albtraum scheint endlich vorbei. Doch als zwei Studenten eine Todesankündigung wie die von Eumenides erhalten und kurze Zeit später ermordet werden, ahnt Hauptmann Pei Tao, dass der Serienmörder schon vor langer Zeit vorgesorgt hat. Offenbar gibt es einen zweiten Killer, der nun Eumenides‘ Mission unter dessen Namen unerbittlich fortführt. Pei Tao, Leiter des Sondereinsatzkommandos 18/4, und sein Team heften sich an die Fersen des neuen Eumenides, der seinem Meister in nichts nachsteht. Ein perfides Spiel beginnt, das weitere Opfer fordert und mehr als nur ein schmutziges Polizeigeheimnis ans Licht bringt …
Der Autor
Zhou Haohui wurde 1977 geboren und lebt in Yangzhou in der Provinz Jiangsu. Seine 18/4-Trilogie ist die erfolgreichste chinesische Kriminalromanreihe aller Zeiten. Eine auf seinen Büchern basierende Webserie wurde mit über 2,4 Milliarden Aufrufen ihrerseits zu einer der erfolgreichsten chinesischen Online-Serien überhaupt.
Lieferbare Titel
978-3-453-43983-2 – 18/4 Der Hauptmann und der Mörder
Zhou Haohui
18/4
Der Pfad
des Rächers
Aus dem Englischen von Julian Haefs
THRILLER
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN
Die Originalausgabe SI WANG TONG ZHI DAN: SU MING erschien erstmals 2014 bei Beijing Times Chinese Press, Beijing.
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Copyright © 2014 by Zhou Haohui
German rights authorized by China Educational Publications Import & Export Corporation Ltd.
Copyright © 2022 der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München
Redaktion: Sven-Eric Wehmeyer
Umschlaggestaltung: FAVORITBUERO unter Verwendung von Shutterstock.com / matrioshka
Satz: Vornehm Mediengestaltung GmbH, München
ISBN: 978-3-641-28359-9
V001
www.heyne.de
ZUSAMMENFASSUNG DES ERSTEN BANDES:
Als Sergeant Zheng Haoming tot aufgefunden wird, schlägt der Fall in ganz Chengdu hohe Wellen. Hauptmann Pei Tao von der Kriminalpolizei Longzhou scheint auf rätselhafte Weise darin verstrickt. Außerdem wird am Tatort eine sogenannte »Todesanzeige« gefunden.
Pei Tao erfährt, dass der verstorbene Sergeant Mitglied der 1984 aufgelösten Sondereinsatzgruppe 18/4 gewesen war, die man aufgrund einer Mordserie an der Polizeiakademie von Sichuan ins Leben gerufen hatte – zu einer Zeit, als Pei Tao dort studierte. Hauptmann Han Hao reformiert das Sonderkommando, und die Untersuchung beginnt von Neuem. Zu Pei Tao stoßen Hans Assistent Yin Jian, die Psychologin Mu Jian sowie Zeng Rihua, der Leiter des digitalen Überwachungssystems von Chengdu. Das letzte Mitglied der Truppe, Xiong Yuan, Mitglied der Spezialeinheit der Polizei (SEP) von Chengdu, wird kurz darauf im Laufe der Ermittlungen getötet; seinen Platz nimmt Liu Song ein, ebenfalls SEP.
Zu allem Überfluss wird die bekannte Geschäftsfrau Ye Shaohong trotz Polizeischutzes in aller Öffentlichkeit ermordet. Die Einsatzgruppe macht Bekanntschaft mit einem selbst ernannten Rächer namens Eumenides (benannt nach den drei Rachegöttinnen der griechischen Mythologie), der einer ganzen Reihe korrupter Personen Todesanzeigen zukommen lässt und unaufhaltsam scheint. In der finalen Auseinandersetzung kann weder die Polizei noch der treue Leibwächter Bruder Hua den Tod des mächtigen Deng Hua verhindern – schlimmer noch, Hauptmann Han hat sich zuvor erpressbar gemacht und wird durch eine List dazu gebracht, den Mord persönlich zu verüben.
Schließlich wird klar, dass Pei Taos alter Kommilitone, Mitbewohner und enger Freund Yuan Zhibang – welcher lange Zeit als verstorben galt, aber unter falschem Namen untergetaucht war – Eumenides heimlich ausgebildet hat, um eine dunkle Macht ins Leben zu rufen, die abseits der Gesetze für Gerechtigkeit sorgen soll.
Da Han auf der Flucht ist und Drahtzieher Yuan Zhibang sich selbst gerichtet hat, braucht die Einsatzgruppe schleunigst einen neuen Hauptmann, um Eumenides endlich zu stellen, bevor noch mehr Menschen ums Leben kommen …
INHALTSVERZEICHNIS
PROLOG
KAPITEL EINS: DER NEUE HAUPTMANN
KAPITEL ZWEI: UNTERTÖNE
KAPITEL DREI: DIE DEMASKIERUNG DES EUMENIDES
KAPITEL VIER: JAGD IM UNTERGRUND
KAPITEL FÜNF: FALLENSTELLEN
KAPITEL SECHS: VON ANGESICHT ZU ANGESICHT
KAPITEL SIEBEN: DER TOD DES VATERS
KAPITEL ACHT: KÖDER
KAPITEL NEUN: WIE DER VATER …
KAPITEL ZEHN: DIE VERGANGENHEIT WIEDERERWECKEN
KAPITEL ELF: DER TÜTENMANN
KAPITEL ZWÖLF: BLUT IM BÜRO
KAPITEL DREIZEHN: DER TATORT WIRD UNTERSUCHT
KAPITEL VIERZEHN: SEI ÜBERLEBENSGROSS
KAPITEL FÜNFZEHN: TÖDLICHER HINTERGRUND
KAPITEL SECHZEHN: DER GEFALLENE KRIEGER
KAPITEL SIEBZEHN: EIN PAKT ZWISCHEN WÖLFEN UND TIGERN
KAPITEL ACHTZEHN: PORTRÄT EINES VERDÄCHTIGEN
KAPITEL NEUNZEHN: DER TOD DES SOHNES
KAPITEL ZWANZIG: DING KE
KAPITEL EINUNDZWANZIG: DIE LETZTE EHRE
KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG: SCHICKSAL
EPILOG
PROLOG
24. Oktober 2002, Mitternacht
Stadtrand von Chengdu
Neben dem verlassenen Außenposten der Stadt spannte sich eine Brücke über einen schwärenden Tümpel voll Brackwasser. Berge von halb verrottetem, monatealtem Müll verströmten einen unerträglichen Gestank. Die emsige Großstadt hatte diesen fernen Ort, den nur die hoffnungslosesten Bettler aufzusuchen wagten, schon vor langer Zeit vergessen.
Und doch standen dort zwei Männer, ein jüngerer und ein älterer, die schon vor über zehn Jahren beschlossen hatten, sich ausschließlich an solcherlei Orten zu treffen. Wofür es nur einen Grund geben konnte: Sie wollten auf keinen Fall gestört werden. Dieses spezielle Treffen fühlte sich allerdings ungewöhnlich an, ganz anders als alle vorherigen.
Die Augen des jungen Mannes funkelten vor Erregung, der ältere hingegen wirkte alles andere als begeistert. »Du solltest dich auf den Weg machen!«, forderte er mit einem harten Krächzen. »Ich habe längst alles Nötige gesagt.«
Das Mondlicht spiegelte sich im fahlen Fluss und erhellte die Umrisse des Gesichts dessen, der gesprochen hatte. Es war entstellt und voller Narben.
Der junge Mann schwieg. Als er es nicht mehr länger aushielt, fragte er: »Wann treffen wir uns das nächste Mal?«
Der Ältere lachte. Ein knirschendes Geräusch, ebenso schauerlich wie sein zerstörtes Antlitz. »Warum musst du immer so viele unnötige Fragen stellen? Du weißt, dass es kein nächstes Mal gibt.«
Der junge Mann wandte den Blick ab. Obwohl er gewusst hatte, dass dieser Tag kommen würde, waren die Gewissheit darüber und die Unvermeidlichkeit, sich der Tatsache zu stellen, zwei völlig verschiedene Dinge.
»Pei Tao hat längst von meinem Aufenthaltsort Wind bekommen. Ich muss die Sache ein für alle Mal mit ihm klären.« Der vernarbte Mann sah dem Jüngeren fest in die Augen. »Hab keine Angst. Du bist längst stark genug, um diese Verantwortung allein zu tragen.«
»Ich kann kaum erkennen, wohin mein Weg mich führt«, sagte der junge Mann leise.
»Ich weiß, wie du dich fühlst. Trotzdem wirst du diesen Weg beschreiten. Es ist dein Schicksal. Es ist dir seit achtzehn Jahren vorherbestimmt.« Die zerklüfteten Lippen des Älteren teilten sich und gaben den Blick auf ein blütenweißes Gebiss frei.
»Aber …«
»Ich weiß, was für ein Verlangen dich treibt«, unterbrach ihn der Ältere. »Die Gier danach, all die Aspekte des Lebens kennenzulernen, die ich dir vorenthalten habe. Sobald ich nicht mehr bin, gib dich ganz diesem Verlangen hin. Es kann dir viele Dinge offenbaren, die ich dich niemals hätte lehren können.«
Rasch wandte er sich ab, bevor der junge Mann die Tränen sehen konnte, die in seinen verwachsenen Augen schimmerten. Unter schmerzvollem Stöhnen setzte er sich in Bewegung und humpelte den Pfad am Fluss entlang.
Der Blick des Jüngeren klebte an der schrumpfenden Silhouette seines Mentors. Er wollte ihm nachlaufen, wusste aber, dass er nichts sagen konnte, was ihn umgestimmt hätte. So hinkte der Vernarbte davon, während der Junge ihm mit wehmütigem Verlangen hinterherschaute.
Wer ist er? Und wer bin ich?
Warum bin ich hier?
Die letzten achtzehn Jahre hatten ihn der Beantwortung dieser Fragen kein Stück nähergebracht.
Dennoch hatten die letzten Worte seines Mentors einen kleinen Funken Hoffnung entfacht. Vielleicht war es wirklich an der Zeit, auszuziehen und die Antworten zu finden.