Cover

Buch

Jeder Hundebesitzer wünscht seinem geliebten Vierbeiner ein möglichst langes und gesundes Leben. Doch wissen wir, was unser Tier wirklich braucht? Wie legen wir den Grundstein für ein glückliches Hundeleben? Rodney Habibs und Dr. Karen Shaw Beckers jahrelange internationale Forschungen zeigen, welch große Rolle die artgerechte Ernährung spielt und wie sich über die richtige Haltung die Voraussetzungen für ein aktives und gesundes Hundeleben schaffen lassen. In dem Nr.-1-New-York-Times-Bestseller erfahren Sie alles über die Anti-Aging-Formel für Ihren Hund und Langlebens-Superfoods, inklusive praktischer DIY-Tipps und gesunder Futterrezepte zum Nachkochen.

Autoren

Rodney Habib ist einer der weltweit führenden Experten für Tiergesundheit und mehrfach preisgekrönter Blogger und Redner. Er gründete Planet Paws, die beliebteste und meistbesuchte Tiergesundheitsseite auf Facebook. Im Jahr 2017 begann Habib, Experten auf der ganzen Welt zu befragen, um herauszufinden, wie Haustiere möglichst lange und gesund leben können. Kurze Zeit später erschien seine erfolgreiche Dokumentarfilmreihe The Dog Cancer Series: Rethinking the Canine Epidemic. Inzwischen gilt er als einer der bekanntesten und engagiertesten Verfechter eines gesunden Lebens für Haustiere. Rodney Habib lebt mit seinen Hunden in Kanada.

Dr. Karen Shaw Becker ist holistische Tierärztin mit einer Ausbildung in Akupunktur und Homöopathie. Sie betreibt mehrere Tierkliniken in den USA, und engagiert sich mit ihrer Non-Profit-Organisation Covenant Wildlife für die Gesundheit von Wildtieren. Dr. Becker hält weltweit Vorträge, berät Firmen und Organisationen und schreibt auf zahlreichen Plattformen über artgerechte Ernährung. Sie lebt mit ihren Haustieren in Chicago.

Rodney Habib • Dr. Karen Shaw Becker

mit Kristin Loberg

Der
Anti-Aging-
Code

für Ihren Hund

So bleibt Ihr Vierbeiner mit
individuellem Ernährungsprogramm und
gesunder Lebensweise lange an Ihrer Seite

Aus dem Amerikanischen
von Elisabeth Liebl

Die amerikanische Originalausgabe erschien 2021 unter dem Titel »The Forever Dog - How to Build the Oldest Dog in the World« bei Harper Collins Publishers / Harper Wave, New York.

Dieses Buch stellt keinen Ersatz für den Rat Ihres Tierarztes dar. Bei dem Verdacht, dass Ihr Haustier ein Gesundheitsproblem hat, wenden Sie sich bitte an einen qualifizierten Tierarzt, bevor Sie mit einer Behandlung beginnen. Alle Ratschläge in diesem Buch wurden von den Autoren und vom Verlag sorgfältig erwogen und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Eine Haftung der Autoren beziehungsweise des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist daher ausgeschlossen.

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Deutsche Erstausgabe März 2022

Copyright © 2021 der Originalausgabe: Planet Paws Media, Inc.

Copyright © 2022 der deutschsprachigen Ausgabe:
Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Str. 28, 81673 München

Umschlag: Uno Werbeagentur, München

Motiv Umschlag-Vorderseite: Stocksy United (587805)

Motiv Umschlag-Rückseite und linke Innenklappe: FinePic®, München

Redaktion: Ralf Lay

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

SC ∙ CB

ISBN 978-3-641-27383-5
V001

Besuchen Sie den Goldmann Verlag im Netz

Für Sammie, Reggie und Gemini –
unsere ersten Lehrer

Inhalt

Vorbemerkung der Autoren

Einführung

Der beste Freund des Menschen

Teil I
Der moderne, also kranke Hund

1 Hundeelend

Warum wir und unsere Gefährten unser langes Leben einbüßen

2 Die Co-Evolution mit unseren Hunden

Vom wilden Wolf zum braven Haustier

3 Die Wissenschaft vom Altern

Erstaunliche Erkenntnisse über Hunde und ihre Krankheitsrisiken

Teil II
Die Geheimnisse der ältesten Hunde der Welt

4 De-Aging durch Ernährung

Nahrung ist Information für Gesundheits- und Langlebigkeits-Gene

5 Die Dreifachbelastung

Wie Stress, Isolation und Bewegungsmangel uns allen schaden

6 Umweltbelastungen

Der Unterschied zwischen einem schlammigen und einem verschmutzten Hund

Teil III
Fellnasenpflege für ein langes Leben

7 Ernährungsgewohnheiten für den Forever Dog

Wie Sie die Futterschüssel richtig füllen

8 Nahrungsergänzungsmittel für ein langes, gesundes Leben

Wie Sie Ihren Hund sicher supplementieren

9 Personalisierte Mahlzeiten als Medizin

Hausaufgaben für Sie und Ihren Hund

10 So wird Ihr Hund zum Forever Dog

Fitness, Genetik und Umweltbelastung in den Griff bekommen

Nachwort

Danksagung

Anhang

Quellen

Anmerkungen

Sachregister

Vorbemerkung der Autoren

Dieses Buch enthält zahlreiche Zitate und Hinweise auf weitere Informationen. Aber Sie finden keine Quellenangaben mit vollständigen bibliografischen Angaben. Warum nicht? Nun, es sind einfach zu viele, um sie hier aufzunehmen. Es wäre wie eine Lawine. Daher haben wir uns entschieden, sie online unter www.ForeverDog.com unterzubringen. (Spezielle Quellenangaben zur deutschen Ausgabe finden Sie allerdings in den Anmerkungen.) Das hat unter anderem auch den Vorteil, dass wir unsere Referenzen so aktuell wie möglich halten können. Wir werden weitere hinzufügen, wenn neue wissenschaftliche Erkenntnisse publik werden. Alles in diesem Buch, einschließlich der Behauptungen, die manch einen vielleicht erstaunen mögen, können wissenschaftlich untermauert werden durch eindeutige Beweise. Diese Referenzliste ist Ihr magischer Schlüssel zur Entlarvung vieler Desinformationen in der Welt der Heimtierpflege, zur wahren Erkenntnis aufgrund wissenschaftlicher Grundlagen, und sie soll Sie ausstatten mit Werkzeugen, die Ihrem Hund ein langes, glückliches und gesundes Leben ermöglichen.

Einführung

Der beste Freund des Menschen

Eigentlich begleiten wir uns alle einfach nur nach Hause …

Ram Dass

… und wir hoffen, dass dieser Nachhauseweg so lange wie möglich dauert.

Dr. Becker und Rodney

Dr. Curtis Welch machte sich Sorgen. Ende 1924, als der Winter sich langsam in die kleine Stadt Nome in Alaska vorschob, machte er eine Beobachtung, die ihn ausgesprochen beunruhigte: Mandelentzündungen und andere Halsentzündungen traten immer häufiger auf. Dr. Welch erinnerte sich noch gut an die Spanische Grippe von 1918/19, die auch in Nome tausend Menschen das Leben gekostet hatte. Doch das hier war etwas anderes. Einige Fälle sahen nach Diphtherie aus. In den achtzehn Jahren seiner ärztlichen Praxis war ihm diese hoch ansteckende Infektion – die von einem bestimmten Giftstoffe produzierenden Bakterienstamm ausgelöst wird und tödlich verlaufen kann – allerdings noch nicht unter die Augen gekommen. Die Diphtherie war auch bekannt als »Würgeengel der Kinder«: Der Hals schwillt zu, weil sich ein dicker, ledriger Belag bildet, der das Atmen immer mehr erschwert. Ohne Behandlung war der Tod durch Ersticken mehr als wahrscheinlich.

Im Januar des Folgejahres aber gab es keinerlei Zweifel mehr, dass Dr. Welch es mit einem Ausbruch der gefürchteten Krankheit zu tun und kein Gegenmittel zur Hand hatte. Immer mehr Kinder starben. Auf seinen Antrag hin wurden alle Schulen, Kirchen, Kinos und Jagdhütten geschlossen. Alle öffentlichen Versammlungen waren untersagt. Wege und Straßen blieben menschenleer. Wer jetzt noch unterwegs war, brachte die Post oder hatte wirklich notwendige Dinge zu erledigen. Bestand der Verdacht, dass ein Familienmitglied an Diphtherie erkrankt war, wurde die gesamte Familie unter Quarantäne gestellt. Obwohl all diese Maßnahmen sich als wirksam erwiesen, brauchte Dr. Welch, um die 10000 Menschen in seinem Zuständigkeitsgebiet zu retten, das Gegengift, ein Antikörperserum. Doch dieses Heilmittel gab es nur in mehr als 1000 Meilen Entfernung, nämlich in Anchorage. Es hätten auch Millionen von Meilen sein können, da es keine Möglichkeit gab, die zugefrorenen Häfen anzulaufen oder bei Temperaturen weit unter null Grad ein Flugzeug mit offenem Cockpit zu steuern.

In dieser Situation traten die Schlittenhunde auf den Plan und ihre Hundeführer. Sie ließen sich ein auf das Great Race of Mercy, den Wettlauf der Barmherzigkeit. Ein historischer Rund-um-die-Uhr-Staffellauf über 674 Meilen (1085 Kilometer) quer durch die Wildnis, über gefrorene Flüsse durch die baumlose Tundra. Ein Wettrennen von fünfeinhalb Tagen, doch dann war das kostbare Serum in Nome. Zwei sibirische Huskys namens Balto und Togo wurden die Superstars dieses anstrengenden Laufs. In dem gleißend weißen verschneiten Gelände konnten die beiden sich immer wieder einzig auf ihre Nase verlassen, da weder Weg noch Steg erkennbar war. Die gefährliche Strecke ist heute Teil des berühmten Iditarod Trail, über den eines der bekanntesten Schlittenhunderennen der Welt führt. Diese Geschichte ist nur eine unter vielen, die zeigt, zu welch unglaublichen Leistungen Hunde fähig sein können und wie sehr Hund und Mensch einander beistehen, seit wir uns vor Tausenden von Jahren ineinander verliebt haben.

Es ist nun gut hundert Jahre her, seit diese Schlittenhunde Nome retteten, und wie zum Hohn ist die Welt neuerlich im Würgegriff einer Krankheit, die sich über die ganze Welt ausbreitet, während wir dieses Buch schreiben. Die Gesellschaft sucht eine moderne Version dieser Schlittenhunde, die Rettung vor einem unsichtbaren Feind, der vielen Menschen bereits den Tod gebracht hat. Heute kommt das Antikörperserum vermutlich nicht mit einem Schlittenhund (obwohl es gar nicht mal so unwahrscheinlich ist, dass Schlittenhunde auch den Impfstoff gegen Covid-19 in entlegene Gegenden transportieren werden). Dennoch sind Hunde auch in unseren Tagen zweifelsohne ein wirksames »Antidot«, das uns hilft, die Corona-Pandemie zu überstehen. Mehr als die Hälfte aller US-amerikanischen Haushalte hält sich Haustiere, mehr Hunde übrigens als Katzen. Schätzungen zufolge haben 12 Prozent der Erwachsenen, die Kinder unter achtzehn Jahren haben, aufgrund der Pandemie ein Haustier adoptiert, wohingegen dies über alle Erwachsenen hinweg gerechnet nur 8 Prozent sind. Bei der Haustierhaltung gibt es einen deutlichen Aufwärtstrend zu verzeichnen, und wir glauben, dass dies so bleiben wird.

Viele Hundebesitzer1 verdanken ihren Tieren kurze, paradiesische Momente auf langen, erholsamen Spaziergängen. Sie sind eine nie versiegende Quelle von Umarmungen und schlabbrigen Bussis. Haustiere schenken uns grenzenlosen Trost und bedingungslose Liebe. Sie kuscheln mit Hingabe – was uns von schlechten Nachrichten ablenkt und ein Lichtstrahl der Hoffnung für das Morgen ist. In kleineren Gemeinden liefern »Weinkeller«- und »Brauerei«-Hunde den himmlischen Nektar aus. Wissenschaftler trainieren bestimmte Hunderassen darauf, Krankheiten zu erschnüffeln, um sie später am Flughafen einzusetzen.

Die Erfahrung der Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig Hunde in unserem Leben sind und welche bedeutsame Rolle sie für den Fortschritt, ja für das Überleben der Menschheit spielen. Sie mögen von uns abhängig sein, was die Erfüllung ihrer Bedürfnisse angeht, aber wir verlassen uns umgekehrt auch in vielerlei Hinsicht auf sie. Sie helfen uns, bessere Menschen zu werden: körperlich, geistig, emotional und – wie sich leicht beweisen lässt – auch beruflich. (Nicht wenige Unternehmen halten mittlerweile einen »Betriebshund«.) Tatsächlich ist erwiesen, dass länger lebt, wer einen Hund hat. Immer mehr Studien belegen, dass Hunde sich positiv auf unsere Gesundheit auswirken, und zwar nicht nur, weil sie unser Stressniveau senken und Einsamkeit lindern. Wissenschaftliche Arbeiten zeigen, dass ein Hund im Haus den Blutdruck senkt, uns in Bewegung hält, somit das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle minimiert, unsere Selbstachtung steigert, soziales Engagement fördert, uns in die freie Natur lockt und in unserem Körper chemische Stoffe freisetzt, die uns mit einem Gefühl von Sicherheit, Verbundenheit und Zufriedenheit erfüllen. Eine weitere Studie konnte belegen, dass das Leben mit Hund das Risiko, an irgendetwas zu sterben (anders ausgedrückt »die Gesamtsterblichkeit«), um immerhin 24 Prozent reduziert. Bei Menschen mit einem gewissen Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu entwickeln – was allein in den USA mehrere Millionen sind –, fällt die Risikominderung noch stärker aus. Schottische Wissenschaftler fanden 2014 heraus, dass das Leben mit Hund für ältere Menschen die biologische Uhr um gut zehn Jahre zurückdrehen kann. Und natürlich fühlt man sich dann auch entsprechend jünger. Hunde tragen dazu bei, dass unsere Kinder ein stärkeres Immunsystem entwickeln und sich die Stressfaktoren für Teenager massiv reduzieren, gerade zu einer Zeit also, in der unsere Kinder am meisten unter Selbstzweifeln, emotionalen Achterbahnfahrten, dem Druck ihrer Altersgenossen und den Erwartungen Erwachsener leiden.

Hunde helfen uns auf vielfache Weise: Wir lernen Pünktlichkeit (schließlich müssen wir unsere Fellnasen rechtzeitig füttern und Gassi führen). Aber sie schützen auch unsere Familie und wittern jegliche Gefahr. Sie spüren Minuten vor dem Ausbruch, dass ein Erdbeben bevorsteht. Sie riechen minimale Veränderungen in der Luft, die auf einen Sturm oder einen Tsunami hindeuten. Ihre großartigen Sinnesorgane lassen sie Verbrecher aufspüren, Drogen und Sprengstoffe erschnüffeln und Menschen finden, die verschüttet wurden oder – schlimmer noch – tot sind. Ihr außergewöhnliches Geruchsorgan lässt sie sogar Krebs wittern oder einen niedrigen Blutzuckerspiegel bei Diabetikern. Sie riechen eine Schwangerschaft ebenso wie eine Covid-19-Infektion. Ganz abgesehen davon, dass sie oft unseren Gedankenflug inspirieren. Selbst Wissenschaftler glauben, dass Darwins Neigung zu systematischen Naturstudien damit zusammenhängt, dass er in seiner Jugendzeit Hunde hielt. Polly, eine kluge Terrierdame, kuschelte sich gern in ihrem Körbchen im Studierzimmer zusammen, wo Darwin seine bahnbrechende Studie Über die Entstehung der Arten verfasste. Die beiden führten angeregte Unterhaltungen vor dem Fenster: Polly bellte munter, während Darwin ihr »die unmöglichen Leute« draußen schilderte. In Darwins letztem Buch Der Ausdruck der Gemütsbewegungen bei dem Menschen und den Tieren diente die Hündin ihrem Herrn als Modell für seine Illustrationen.

Doch auch in der Welt unserer vierbeinigen Kameraden ist nicht alles Gold, was glänzt. Schon im Laufe unserer Lebenszeit mussten wir zusehen, wie die Lebensdauer unserer Hunde, vor allem der Rassehunde, massiv abnahm. Uns ist durchaus bewusst, dass es sich hier um eine kontroverse Aussage handelt. Denn tatsächlich leben viele Hunde länger als früher. Doch wie bei den Menschen sterben auch mehr Hunde als je zuvor vorzeitig an chronischen Krankheiten. Bei älteren Hunden ist Krebs die vorherrschende Todesursache, doch gleich dahinter kommen Fettleibigkeit, Organversagen, Autoimmunerkrankungen und Diabetes. (Jüngere Hunde sterben eher bei Unfällen, durch angeborene Schäden und Infektionskrankheiten.) Wir jedenfalls kennen unzählige Hundeeltern, die sich wünschen, ihren Hunden ein langes Leben zu ermöglichen. (Vielleicht nicht für immer und ewig, aber zumindest für eine gesunde Lebensspanne beziehungsweise »Gesundheitserwartung«. »Lebenserwartung« und »Gesundheitserwartung« sind zwei wichtige Begriffe, die nicht deckungsgleich sind. Wir werden sie erklären.)

Eines möchten wir von Anfang an klarstellen: Wir werden nicht versuchen, Ihnen zu zeigen, wie Ihr Hund das ewige Leben erlangt. Und wir können auch nicht alle gesundheitlichen Probleme unserer Fellnasen lösen. Dazu gibt es über alle Hunderassen hinweg zu viele verschiedene Einflussfaktoren. (Spezielle Probleme behandeln wir in englischer Sprache auf unserer Webseite: www.foreverdog.com.) Sinn und Zweck dieses Buches ist es, ein wissenschaftlich fundiertes Rahmenwerk bereitzustellen, das es Ihnen ermöglicht, optimal für Ihren Hund zu sorgen. Sie können es natürlich Ihren besonderen Erfordernissen entsprechend anpassen. Dass dieses Buch im Englischen wörtlich übersetzt »Der Immer-und-ewig-Hund« heißt, hat seinen Grund: Zunächst einmal bemühen wir uns, dass unsere Hunde bis zum Tod ein schönes Leben haben – unabhängig davon, wann dieser eintreten mag. Denn sie bleiben uns ja auch über den Tod hinaus erhalten. Unsere Hunde haben sich für ewig in unser Herz geschlichen, auch wenn sie diese Erde längst verlassen haben. Ihr Hund lebt für immer und ewig bei Ihnen, daher wollen Sie doch sicher das Beste daraus machen.

Forever Dog: Ein domestiziertes fleischfressendes Säugetier, das vom Wolf abstammt und sich eines langen und gesunden Lebens erfreut – frei von degenerativen Erkrankungen, weil sein Mensch bewusst weise Entscheidungen getroffen hat, die seiner Gesundheit förderlich sind.

Interessanterweise betrachteten wir unsere Haustiere erst nach dem Zweiten Weltkrieg als Familienmitglieder. Spezialisten für historische Geografie in England untersuchten die Beziehung zwischen Mensch und Tier, zum Beispiel mittels der Analyse von Grabsteinen im Londoner Hyde Park, die bis ins Jahr 1881 zurückreichen. Dieser Friedhof birgt nämlich ein Geheimnis: einen Tierfriedhof. Nachdem die Wissenschaftler 1169 Grabstein-Inschriften aus der Zeit zwischen 1881 und 1991 ausgewertet hatten, stellten sie fest, dass vor 1910 nur auf drei Grabsteinen – weniger als 1 Prozent – ein Tier als Familienmitglied bezeichnet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg aber lag dieser Anteil bei fast 20 Prozent, und 11 Prozent davon gaben dem Tier sogar ihren Familiennamen. Die Archäozoologen – wie man diese Leute nennt – stellten auch fest, dass mit der Zeit immer mehr Katzengräber hinzukamen. 2016 erlaubte die Stadt New York die Bestattung von Mensch und Tier in einem gemeinsamen Grab auf einem »Menschenfriedhof«. Wenn unsere Tiere einen Platz im Himmel an unserer Seite verdient haben, dann verdienen sie auch auf der Erde einen Platz – und ein Leben – mit uns.

Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, den Millionen Hundebesitzern und allen, die es werden wollen, Hilfestellung zu leisten: damit Sie sich auf andere Weise um Ihren Hund kümmern können, damit Ihr Tier es besser hat, lange gesund bleibt und sich eines langen Lebens erfreuen kann. Denn unsere Tiere verdienen es, dass wir sie vor chronischen Krankheiten schützen, vor Abnutzungserscheinungen und Behinderungen. Das sind nämlich keineswegs normale »Alterserscheinungen« (wie sie das bei uns ja auch nicht sind). Zu diesem Zweck müssen wir unser Denken verändern. Daher nehmen wir Sie mit auf eine lebendig gestaltete, wissenschaftlich fundierte Führung, bei der Sie all die Schlüsselfaktoren kennenlernen, welche die Lebenserwartung Ihres Hundes beeinflussen. Doch wir versprechen Ihnen, diese wissenschaftlichen Daten so verständlich wie möglich zu präsentieren. Die Forschungsarbeiten, auf die wir uns hier stützen, sollen Sie informieren und inspirieren – damit Sie die wichtigen Änderungen vornehmen können, die Ihrem Hund Gesundheit und ein langes Leben bringen. Wenn Ihnen manche dieser Ideen noch neu sind, kommen unsere Vorschläge Ihnen vielleicht übertrieben vor. Daher haben wir alle Infos in kleine Häppchen verpackt, die Sie Ihrem Liebling, Ihrem Terminkalender und Ihrem Budget entsprechend, »verpassen« können. Wir erhalten täglich Anfragen von Hundehaltern, die nach Möglichkeiten suchen, wie sie die Lebensqualität ihrer Vierbeiner verbessern können. Daher wissen wir, dass unsere Leserschaft ebenso bunt gefächert wie engagiert ist. Doch quer durch alle Bevölkerungsgruppen verbindet uns ein Ziel: Wir wollen das Beste für unseren Hund.

Daher versuchen wir, einen Mittelweg zu beschreiten, um Lesern, die einfach nur ein paar Tipps suchen, ebenso zufriedenzustellen wie die, die neugierig sind auf den wissenschaftlichen Hintergrund. Wenn Ihnen manche Erklärungen nichts sagen, dann machen Sie sich deswegen keine Gedanken. Die Praxistipps fußen auf gesundem Menschenverstand. Sie werden auf jeden Fall viel lernen, auch wenn Sie die wissenschaftlichen Informationen nur überfliegen. Und praktische Anregungen sind überall eingestreut. Es wäre nachlässig von uns, würden wir die faszinierenden biologischen Fakten unterschlagen, die dem Leben unserer Hunde (und auch dem unseren) zugrunde liegen. Aber es wäre auch verantwortungslos, ließen wir schwierige und sensible Themen unberücksichtigt. Zum Beispiel wissen wir heute ja alle, dass unser Gewicht für unsere Gesundheit eine entscheidende Rolle spielt. Und trotzdem sprechen viele Ärzte – und Tierärzte – diesen Punkt in ihrem Praxisalltag nicht an. Das Thema ist ihnen einfach unangenehm, weil es die Patienten meist in Verlegenheit bringt. Aber dieses Gespräch darf nicht unterbleiben. Wir verteilen hier keine Schuldzuweisungen, sondern bieten vielmehr Lösungen an. Da Übergewicht die Gesundheit negativ beeinflusst, ist das so, als würden Sie mit einem scharfen Messer in der ungeschützten Hand zum Joggen gehen. Niemand würde doch seinem Hund beim Spazierengehen ein scharfes Messer ins Maul stecken, nicht wahr? Wenn es eine Lektion gibt, die Sie lernen müssen, dann diese: Essen Sie weniger. Essen Sie mehr Frischkost. Und bewegen Sie sich öfter. Diese Binsenweisheit gilt für Sie ebenso wie für Ihren Hund. Und das ist die wichtigste Botschaft, die Sie aus diesem Buch mitnehmen können. Obwohl wir gerade das Fazit des Buches in zwölf Wörtern zusammengefasst haben, heißt dies nicht, dass Sie es jetzt schon weglegen können. Sie müssen ja schließlich wissen, wie und warum Sie und Ihre vierbeinigen Hausgenossen weniger, aber dafür mehr Frischkost essen können beziehungsweise wie und warum Sie beide sich mehr bewegen sollten. Wissen Sie erst einmal über das Wie und Warum Bescheid, lässt sich das Ganze auch leichter umsetzen.

Wir leben in aufregenden Zeiten. Das verdanken wir der Schnelligkeit des technologischen Wandels und dem in den letzten hundert Jahren ständig weiter gewachsenen Wissen über die körperlichen Erfordernisse der Säugetiere. Unser Verständnis für die Vorgänge in der Zelle hat exponentiell zugenommen. Wir werden Sie mit diesen Dingen bekannt machen, um unser gemeinsames Ziel zu erreichen: unseren geliebten Hunden ein lebenswertes Dasein an unserer Seite zu ermöglichen.

Viele der hier vorgestellten Erkenntnisse entlarven herkömmliche Mythen, vor allem im Zusammenhang mit der Ernährung. Wie viele Menschen sind auch unsere Hunde überfüttert und zugleich fehlernährt. Sie wissen vermutlich bereits, dass es keine gute Idee ist, zu jeder Mahlzeit industriell verarbeitete Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Das liegt auf der Hand. Was jedoch keiner weiß: Tierfutter ist nichts anderes als hochverarbeitete Industrienahrung. Bitte kommen Sie sich jetzt nicht allzu verhohnepipelt vor. Sie sind nämlich bei Weitem nicht der oder die Einzige, denen das nicht bekannt ist. Andererseits ist es nicht so schlimm, wie es sich anhört. Sie müssen nicht vollständig aufhören, Ihrem Wuffi Dosennahrung oder Trockenfutter zu geben. Sie selbst dürfen ja auch Fertignahrung genießen, nur eben in Maßen. Wir zeigen Ihnen hier, wie Sie Dosenfutter und Brekkies auf einfache Weise durch frischere Nahrungsmittel ersetzen können.

Je frischer, umso besser: In die Kategorie »frisch« fallen selbst hergestellte Nahrung, rohe oder nur sanft gegarte Nahrung aus dem Laden wie auch gefriergetrocknete und einfach getrocknete Nahrungsmittel für Ihren Hund. All das ist besser als Dosennahrung und industriell hergestelltes Trockenfutter. Wir gehen davon aus, dass dies tatsächlich »Frischkost« ist, und wir werden Ihnen zeigen, wie Sie diese Schritt für Schritt in die tägliche Ernährung Ihres Hundes integrieren können.

Wie gesagt: Ein gesundes Hundeleben beginnt mit der Ernährung, aber es endet nicht damit. Viele Hunde bekommen auch nicht genug Bewegung und haben andererseits mit Umweltgiften zu kämpfen und den Nachwirkungen unseres eigenen stressigen Lebensstils. Wir werden auch über die genetische Vergangenheit Ihres tierischen Begleiters sprechen. Dieses Wissen wird Ihnen helfen, Ihrem Hund aktiv eben das zu geben, was seine schwache Genetik ihm versagt.

Die züchterische Praxis des letzten Jahrhunderts hat viele Rassen verbessert, die meisten aber leider Gottes verschlechtert. Die Domestikation des Hundes hat uns Schlappohren und ein sanftes Gemüt gebracht, aber die regellose und chaotische Zuchtwahl ist auch dafür verantwortlich, dass rezessive Gene exprimiert wurden und der Genpool bestimmter Rassen immer kleiner wurde. Die Folge waren »Zuchtfehler«, die genetisch schwache Tiere hervorbrachten. Von drei Möpsen kann einer nicht richtig laufen, und das liegt einzig und allein an der Eitelkeit der Käufer, deren Wünsche zur Züchtung von Hunden führten, die ein erhöhtes Risiko haben, zu lahmen oder Wirbelsäulenprobleme zu entwickeln. Von zehn Dobermännern haben sieben ein oder beide Gene für die dilatative Kardiomyopathie, eine krankhafte Erweiterung des Herzmuskels. (Die dilatative Kardiomyopathie führt dazu, dass das Herz nicht mehr genug Blut pumpen kann, weil die größte Herzkammer krankhaft erweitert ist. Diese Erkrankung tritt auch beim Menschen auf.) Der Grund dafür ist das sogenannte »Popular-Sire-Syndrom«: Wenn ein Hund ideale Rassemerkmale aufweist, wird er häufig zum Decken herangezogen (sire ist englisch für »Deckrüde«), was letztlich dazu führt, dass der Genpool wenig diversifiziert ist. Das Gute aber ist, dass wir dagegen etwas unternehmen können. Hunde sind heute das, was früher die Kanarienvögel für den Bergbau waren. (Man brachte die Vögel hinunter in die Stollen als lebende Gefahrenmelder, damit die Kumpel nicht an eventuellen Ansammlungen von giftigen Gasen starben.) Die Gesundheitsprobleme von Hunden spiegeln die von uns Menschen wider, zumindest trifft dies auf die letzten fünfzig Jahre zu. Sie altern wie wir, nur wesentlich schneller, daher betrachten viele Forscher Hunde als Modellorganismus für menschliche Alterungsprozesse. Anders als wir aber können Hunde für sich keine gesundheitlichen Entscheidungen treffen. Es ist an den Hundeeltern, eine kluge Wahl zu treffen, damit ihr Tier sich länger guter Gesundheit erfreut. Wir werden Ihnen zeigen, wie Sie entsprechende Maßnahmen so einfach wie möglich in die Praxis umsetzen können.

Teil I des Buches liefert einen Überblick, der aufzeigt, warum der gesunde Hund in heutiger Zeit kaum noch existiert. Wir werden uns auch genauer mit unserem Dasein mit Haushund auseinandersetzen. Hunde haben eine absolute Nische für sich entdeckt, als sie schon in frühen Zeiten herausfanden, wie man den sesshaften Menschen dazu bringt, den Hund ins Haus zu lassen und vor Kälte und Hunger zu schützen.

Andersherum ausgedrückt: Hunde erwärmten sich für uns, nicht umgekehrt. Sie vertrauten sich unserer Fürsorge an, und wir akzeptierten das und nahmen die Herausforderung an. Wir werden in diesem Teil auch die Alarmglocken schrillen lassen und beschreiben, in welch vielfältiger Weise das Vertrauen der Hunde in uns, ihre menschlichen Versorger, sie mittlerweile belastet. Aber wir haben da auch Lösungen parat.

In Teil II beschäftigen wir uns mit den wertvollen Informationen, welche die Wissenschaft uns liefern kann. Wir werden uns mit der Frage beschäftigen, wie wir durch Ernährung und Lebensstil die Voraussetzungen für ein langes Hundeleben schaffen können. Sie werden erfahren, wie Nahrung die Gene triggert, warum die Darmbakterien (das Darm-Mikrobiom) des Hundes für seine Gesundheit genauso wichtig sind wie für uns die Zusammensetzung unserer mikrobiellen Welten. Und Sie werden erfahren, warum es so wichtig ist, dass Sie (zumindest gelegentlich) auf die Vorlieben Ihres Hundes hören. In Teil III schließlich stellen wir Ihnen die Forever-DOGS-Formel vor und zeigen, wie Sie diese im Alltag umsetzen können, damit Ihr Tier sich eines längeren Lebens erfreuen kann. Sie erhalten alle nötigen Praxisinfos, um Ihrem bellenden Begleiter eine lange »Gesundheitserwartung« zu ermöglichen. Und wir glauben, dass Sie sich dabei auch selbst verändern werden. Sie werden darüber nachdenken, was Sie essen, wie viel Bewegung Sie sich gönnen und ob Ihr Umfeld Ihrer Gesundheit förderlich ist.

Die Forever-DOGS-Formel

  • Diät und Ernährung.
  • Optimale Bewegung.
  • Genetische Anlagen.
  • Stress und Umwelt.

Um das Ganze noch mehr zu vereinfachen, haben wir am Ende jedes Kapitels die wichtigsten Tipps für den Forever Dog noch einmal übersichtlich zusammengestellt. Hier finden Sie in Kurzform sämtliche Sofortmaßnahmen. Die wichtigsten Punkte werden fett hervorgehoben. Kästen fassen andere wichtige Infos zusammen. Sie müssen sich also nicht erst bis Teil III gedulden, um zu erfahren, wie Sie das Leben Ihres Hundes verbessern können. Sie bekommen die wichtigsten Tipps schon vorher beim Lesen präsentiert. Wir haben uns überlegt, was Sie von diesem Buch wohl mitnehmen möchten: auf wissenschaftlichen Erkenntnissen gründende Antworten auf das Warum der Forever-Hundehaltung und praktische Hinweise, wie Sie das möglichst alltagstauglich umsetzen können.

Unsere hundeverliebte Leserschaft hat dabei recht unterschiedliche Vorstellungen. Wenn eine proaktive Lebensführung für Sie neu ist, dann hoffen wir, dass dies der Beginn einer langen und gesunden Freundschaft ist, die sich auf das Bemühen gründet, das Wohlergehen Ihres Hundes bis ins hohe Alter sicherzustellen. Unsere Community besteht aus Hunderttausenden »Hundeeltern 2.0« – klugen, findigen Hütern ihrer Tiere, die bewusst nach Strategien suchen, ihre Begleiter fit zu halten. Diese begeisterten Hundeeltern setzen schon seit gut zehn Jahren (oder länger) innovative Gesundheitsstrategien für ihr Tier ein. Sie haben uns gebeten, dieses Buch als Nachschlagewerk zu schaffen, mit dessen Hilfe sie Tierärzte, Freunde und Familie auch wissenschaftlich überzeugen können. Doch es wenden sich auch viele frischgebackene Hundebesitzer an uns, die wissen wollen, wie sie ihr Tier am besten halten (so wie man das bei Familienzuwachs nun mal tut). Unser Ziel ist es, ausreichend Hintergrundinformation einzubauen, sodass unsere Empfehlungen nachvollziehbar werden. Doch wir wollten auch den Langlebigkeits-Fans unter Ihnen die entscheidenden Forschungsergebnisse liefern – den Biohackern, die ständig neue Mittel und Wege suchen, ihren Hund gesund zu halten. Gleichzeitig sollten sich Leute, denen proaktive Gesundheitsstrategien neu sind, nicht davon erschlagen fühlen. Wir wollen Sie ja schließlich inspirieren und nicht entmutigen. Also gehen Sie’s langsam an, sodass mehr Lebensqualität für Ihren Hund nicht mehr Belastung für Sie selbst heißt.

Langlebigkeits-Fan: Jemand, der nach Wegen sucht, die eigene Gesundheitsspanne – die Zeit, in der er frei von Krankheiten und anderen Störungen lebt – zu verlängern, indem er grundlegende Entscheidungen für sein Leben (und das seines Haustieres) trifft.

Wir beide haben uns vor einigen Jahren zusammengetan, und Sie werden auf den folgenden Seiten immer wieder Einschübe finden, in denen Sie erfahren, wie diese Zusammenarbeit begann und fortgeführt wurde. Zwei Hundeliebhaber, die anderen Hundebesitzern helfen wollten, sich in der verwirrenden Welt der Tiergesundheit zurechtzufinden. Wir hatten überhaupt keine Vorstellung davon, wie sehr unsere Ziele sich glichen, als wir uns auf Konferenzen und Tagungen immer wieder begegneten. Doch als wir dann zusammenfanden und unsere berufliche Partnerschaft begründeten, wurde uns klar, dass wir gemeinsam einen Traum wahr machen konnten: die Menschen zu motivieren, die Gesundheit ihrer Hunde anders zu denken. Wir wussten, dass dies eine Herausforderung war. Tatsächlich waren wir in den letzten Jahren sehr viel auf Reisen, um die neuesten Erkenntnisse über Gesundheit, Krankheit und ein langes Leben für Hunde zu erfahren. Wir interviewten Fachleute für tierische Genetik, Mikrobiologie, Onkologie, Infektionskrankheiten, Immunologie, Ernährungswissenschaft, Geschichte und Gesundheitsvorsorge. So trugen wir die neuesten Daten zusammen, die unsere Mission unterstützten. Wir sprachen auch mit Menschen, die wirklich alte Hunde besaßen, um herauszufinden, was sie genau getan oder unterlassen haben, um ihren Tieren ein Leben von zwanzig und mehr Jahren zu ermöglichen. Wir haben sogar dreißigjährige Hunde kennengelernt (was in Menschenjahren gerechnet heißt: über hundert). Was wir dabei entdeckten, hat das Potenzial, die Tierhaltung dauerhaft zu revolutionieren. Die Informationen, die wir zusammengetragen haben, werden Sie – wie wir hoffen – erstaunen und entsprechend motivieren, damit Hunde in aller Welt sich länger ihres Lebens erfreuen können. Und vielleicht lernen Sie daraus ja auch etwas für sich selbst. Oder wie wir gern sagen: »Gesundheit setzt sich über die Leine hinweg fort.«

Die Tiermedizin hinkt der Humanmedizin gut zwanzig Jahre hinterher. Die jüngsten senolytischen (Anti-Aging-)Forschungsarbeiten werden am Ende auch unseren Haustieren zugutekommen, aber so lange wollen wir nicht warten. Es gibt höchst kritische Aspekte der Hundegesundheit, über die nicht gesprochen wird, aber das ändert sich gerade – dank One Health, einer Bewegung, die begriffen hat, dass die Gesundheit von uns Menschen untrennbar verbunden ist mit der unserer Tiere und unserer Umwelt. Die One-Health-Initiative ist nicht neu, aber sie hat in den letzten Jahren mehr und mehr an Bedeutung gewonnen, weil Ärzte, Osteopathen, Tierärzte, Zahnärzte, Krankenpfleger und Wissenschaftler langsam erkennen, dass wir durch eine Zusammenarbeit, die alle drei Elemente als gleichwertig ansieht, am meisten profitieren. Bei One Health handelt es sich um »einen kollaborativen Ansatz, bei dem man disziplinenübergreifend lokal und transnational zusammenarbeitet, um die bestmögliche Gesundheit für Menschen, Tiere und die Umwelt zu gewährleisten«. Forschung, die sich um die Gesundheit von Menschen und Tieren gleichermaßen kümmert, ist vielleicht noch nicht im Mainstream angekommen, aber sie nimmt zu. Wir werden in diesem Buch auch häufig auf wissenschaftliche Erkenntnisse verweisen, die die Gesundheit des Menschen in den Blick nehmen, weil diese die Basis für die Haustierforschung liefern und umgekehrt.

Die Konzepte der One-Health-Initiative sind vielleicht noch nicht allzu bekannt, nicht einmal bei Tierärzten. Vor allem aber werden sie in Artikeln oder Podcasts über Tiere kaum je erwähnt – noch nicht! Wir wollen die Diskussion darüber in Gang bringen und vielleicht eine Bewegung ins Leben rufen. Denn hinsichtlich der Grundlagen, was ein gesundes (beziehungsweise ungesundes) Leben ausmacht, gibt es keinen Unterschied zwischen Mensch und Hund. Die Diskussion darüber ist längst überfällig.

Anmerkung der Autoren: Wir verwenden in diesem Buch das kollektive »wir« und nennen Namen (Rodney oder Dr. Becker) nur dort, wo es nötig ist. Wo es um Ihren Hund geht, sprechen wir meist von »ihm«, auch wenn Hündinnen natürlich mitgemeint sind – und umgekehrt.

Das körperliche und emotionale Wohlergehen unserer Hunde ist abhängig von unseren Entscheidungen. Und umgekehrt hat es Rückwirkungen auf uns, wie wohl sich unser Hund fühlt. Die Leine ermöglicht also einen Informationsfluss in beide Richtungen. Jahrhundertelang pflegten Mensch und Hund eine symbiotische Beziehung, die das Leben des jeweils anderen berührte und bereicherte. Da die Welt der medizinischen Forschung immer weitläufiger geworden ist, zeigt sich, dass Entscheidungen, die wir heute im Hinblick auf die Gesundheit unserer Hunde treffen können, eine ebenso große Tragweite haben, wie sie die Wahl des Lebensstils für uns selbst hat. Wir müssen also eine kluge Wahl treffen, wenn wir einen Forever Dog haben wollen.

Teil I


Der moderne,
also kranke Hund

Eine kurze Geschichte