Tiere · Menschen · Engel

Wie alles Leben in Liebe verbunden ist

Hanne Jahr


ISBN: 978-3-96861-246-1
1. Auflage 2021
Deutsche Ausgabe © 2021 Aquamarin Verlag GmbH

Mit Illustrationen der Autorin

Aus dem Englischen übersetzt
von Astrid Ogbeiwi

Illustrationen von der Autorin

Titel der Originalausgabe:
The Soul Life of Animals
Love, Consciousness and the Animal-Human Relationship
Copyright © 2019
Published by Polair Publishing
6 Belmont Close • Cockforsters • EN4 9LS • England

Umschlaggestaltung: Annette Wagner

Aquamarin Verlag GmbH, Voglherd 1, 85567 Grafing, www.aquamarin-verlag.de

Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art und auszugsweisen Nachdruck, sind vorbehalten.

Inhalt

Diese Geschöpfe,

die unser Leben teilen

 

Diese Geschöpfe, die unser Leben teilen,

die uns nachsehen mit ihrem weisen Blick,

die stille durch die Stunden tappen,

und deren Vertrauen uns behutsam zähmt,

woher kommen sie?

 

Diese Geschöpfe, die der Zeit

durch die Maschen schlüpfen,

die uns die Erhabenheit

ihrer stillen Sprache lehren,

die uns mit einem Blick durchdringen,

wohin gehen sie?

 

Stephanie Sorell

 


 

Zum Gedenken an Oliver, den Whippet, und all die anderen Tierwesen, die mein Leben im Laufe der Jahre beehrt und dazu beigetragen haben, dass mein Herz offen blieb.

 

Vorwort

von Jenny Dent

 

Für mich ist dies ein faszinierendes Buch voller Sachinformationen und Forschungsergebnisse über viele verschiedene Tierarten, einschließlich der Meereslebewesen und der Vögel, aber es hat insofern eine ganz besondere Dimension, als es auch den spirituellen Aspekt ihres Lebens sowie unsere Chance als Menschen anspricht, mit der gesamten natürlichen Welt in Respekt und Harmonie zusammenzuleben.

Als ich das Manuskript zur Durchsicht erhielt, fühlte ich mich sofort zu den Kapiteln mit der Überschrift „Tiere und Engel“ und „Leben Tiere nach dem Tod weiter?“ hingezogen. Ich bin mit dem Glauben an Engel aufgewachsen und habe schon in der Kindheit von ihrer engen Verbindung zur Tierwelt erfahren. Im Alter von sechs Jahren habe ich beim Verlust eines „Familienmitglieds“, unserer geliebten Hündin Sally, zum ersten Mal tiefe Trauer erlebt. Nie werde ich den Schmerz jenes Augenblicks vergessen, in dem ich begriff, dass ihr Körper gestorben war; aber meine Eltern wussten, dass geliebte Haustiere weiterleben, und haben mir von der Vision erzählt, die sie im Moment ihres Hinscheidens erfahren hatten.

Sie hatten gesehen, dass Sally von einem schönen Engel umsorgt wurde, und dann war mein Großvater (ein Bauer aus Yorkshire) erschienen mit seinem geliebten Schäferhund an seiner Seite. Er pfiff nach Sally, und mit einem Satz sprang sie aus ihrem sterbenden Körper heraus, stiebte fröhlich schwanzwedelnd davon und folgte ihm ins „Sommerland“. So, hatte man mir beigebracht, hieß die himmlische Welt, die wir nach dem Tod unseres physischen Körpers bewohnen. Als meine Eltern mir von ihrer Vision erzählten, konnte ich diese Bilder und auch den Engel deutlich vor mir sehen. Die Gewissheit, dass das Leben unserer Haustiere weitergeht und die Engelwelt für sie sorgt, die mir dieses Erlebnis schenkte, hat mich nie verlassen.

Hanne schreibt außerdem über Reinkarnation und ihre eigenen Erfahrungen mit Haustieren, die wiederkommen. Auch in meiner Familie waren wir uns sicher, dass so etwas geschehen ist. Meine innig geliebte Dalmatinerhündin Mandy kam als die Hündin Jemina meiner Tochter wieder – im Körper einer deutschen Schäferhündin, aber ich wusste, dass es Mandy war. Vielleicht fragen Sie sich, woher ich das wusste. Es ist ganz ähnlich wie das Gefühl des Wiedererkennens und der Vertrautheit bei der Begegnung mit einem menschlichen Freund, den man aus einem früheren Leben kennt – vielleicht ein „inneres Wissen“.

Ich habe das Glück, mit den Lehren von White Eagle und inmitten des Wirkens der White Eagle Loge aufgewachsen zu sein, die meine Großmutter Grace Cooke gegründet hat. Hanne ist meine langjährige Freundin und Kollegin als Lichtarbeiterin zur Heilung der Welt und der Tiere, und ich freue mich, dass ich Gelegenheit bekomme, dieses Vorwort zu schreiben und ihr hinreißendes Buch allen zu empfehlen, die Tiere lieben.

 

Jenny Dent

Leiterin der White Eagle Loge

Einführung

„Angst ist einer der wichtigsten Eckpfeiler

des karmischen Zustands. Sie zeugt

vom Misstrauen gegenüber der ewigen Liebe.“

 

Diese Worte stammen von dem weisen Lehrer Emmanuel, dessen Lehren durch Pat Rodegast übermittelt wurden. Wir sind es gewohnt, Hass als Gegensatz zur Liebe zu verstehen. Sehr viele Lehrer lassen allerdings ebenfalls Emmanuels Überzeugung anklingen, wonach Angst das grundlegende Gefühl ist, das uns am Lieben hindert. Weiter sagt Emmanuel über die Angst, sie sei „ein Unglaube an dich selbst. Sie ist eine Perversion von Wahrheit und Licht und Liebe, und genau darum geht es in eurer Welt – um die Heilung der extremen Verzerrungen von Wahrheit und Licht und Liebe.“

Persönlich bin ich davon überzeugt, dass Angst und Liebe die beiden wichtigsten motivierenden Kräfte im Leben sind. Wenn dem so ist, dann verstehen wir vielleicht, warum die Weisen, die Meister, lehren, dass Liebe der Schlüssel, dass Liebe der Weg ist und sie alle Wesen mit dem gleichen unendlichen Mitgefühl betrachten – weil sie die Angst erkennen, die allem sogenannten „bösen“ Tun zugrunde liegt. Ich bin keineswegs der Meinung, dass wir hasserfüllte oder grausame Aktionen oder Taten akzeptieren oder billigen sollten. Ebenso wenig sollten wir Angst als unerwünschtes Gefühl betrachten, sondern anerkennen, wo sie am Platz ist – wenn sie uns zum Beispiel vor Gefahr warnt. Wenn wir ihre Natur und ihren Platz kennen, können wir wissen, wann wir dem Leben vertrauen, wann wir offen sein und lieben können. Der geistige Lehrer White Eagle erinnert uns daran, dass wir vor nichts Angst zu haben brauchen außer vor der Angst selbst. Emmanuel bittet uns, die Angst als eine Kraft zu erkennen, die „nicht so stark ist wie die Macht der Liebe“.

Veränderung zum Beispiel ist etwas, was üblicherweise starke emotionale Reaktionen auslöst – viele davon eindeutig in der Angst begründet, etwa Gefühle des Kontrollverlusts, der Verlustangst, des Verlusts von Sicherheit oder Ansehen, Angst davor, unsere Gewohnheiten ändern zu müssen, Angst vor dem Unbekannten, Angst vor der Verurteilung durch andere, Angst vor belastender Arbeit. Ich könnte endlos fortfahren!

Dieses Buch soll anstelle der Angst etwas von der Liebe in unser Bewusstsein eindringen lassen, wobei die Tiere im Mittelpunkt stehen. Ich schreibe über den Grad ihres Bewusstseins und darüber, wie sie in einer spirituellen Partnerschaft zu uns stehen. Den Aufbau des Buches werde ich in Kürze erklären, doch schauen wir uns zunächst einmal an, wie Gesellschaften sich verändern, denn dies könnte uns Hoffnung machen.

In unserem persönlichen Leben und in der Gesellschaft haben wir in den letzten dreihundert Jahren viele Veränderungen durchlaufen, die sich nicht nur auf den Einzelnen, sondern auf die gesamte Gesellschaft und ganze Ethnien ausgewirkt haben. Allerdings hat sich auch die Angst vor Veränderung vielfach auf außergewöhnliche Weise gezeigt. Zum Beispiel musste 1879 erst durch Gerichtsentscheid (im Fall Standing Bear gegen Cook) festgestellt werden, dass ein „Indianer“ – ein amerikanischer Ureinwohner – eine „Person“ im Sinne des „Habeas-Corpus-Rechts“ ist. Leider wurde dies schon bald wieder ignoriert – zum Schaden der amerikanischen Ureinwohner und der weißen Einwanderer. Obwohl sie nicht als Person behandelt wurden, wusste doch jeder amerikanische Ureinwohner und jede amerikanische Ureinwohnerin, dass er oder sie eine Person ist, da bin ich mir ganz sicher. Hätte man sich allerdings an dieses Urteil gehalten, wäre sehr viel Leid, das man den amerikanischen Ureinwohnern angetan hat, verhindert worden. Aber natürlich hätte dies dazu geführt, dass weiße Menschen ihre Einstellung gegenüber anderen Ethnien hätten ändern müssen – was wiederum eine Verhaltensänderung erfordert hätte.

Obwohl mein Heimatland Norwegen als eines der ersten Länder das Frauenwahlrecht einführte (1901 bei Kommunalwahlen sowie 1913 bei allen Wahlen) und eine lange Tradition starker Frauen hat, löste die Debatte im Vorfeld der Einführung dieses Rechts bei Männern große Ängste aus. So betonte zum Beispiel Bischof Johan Christian Heuch, ein entscheidener Gegner des Frauenwahlrechts, nicht nur die Unterlegenheit der Frauen gegenüber Männern, sondern er behauptete, wenn Frauen sich mit Politik befassten, würden sie unfruchtbar und degenerierten zu einer Art neutralem Geschlecht. 1890 sagte er in einer Debatte im Norwegischen Parlament: „Sie kann die Arbeit eines Mannes nicht tun, und wenn sie die Arbeit eines Mannes tut, was wird sie dann? Sie wird eine verunstaltete Missgeburt, eine Monstrosität, sie wird zum Neutrum.“ Für ihn war das Frauenwahlrecht daher eindeutig ein Verstoß gegen die Gesetze Gottes. Zum Glück hat die Geschichte ihn widerlegt, denn in meinem Heimatland bekommen die Frauen immer noch Kinder! Aber es ist interessant zu beobachten, dass die Angst in einem Menschen alle möglichen Visionen und Vorstellungen auslösen kann. Vielleicht müssen wir alle auch bei uns selbst darauf achten!

Dies sind nur zwei von vielen Beispielen, die zu der Frage hinführen sollen, wo wir heute im Hinblick auf den Status von Tieren in unserer Gesellschaft stehen. Wie wir gesehen haben, ändern sich mit der Gesetzgebung eines Landes nicht unbedingt über Nacht auch die Einstellungen, aber häufig ist dies der Beginn einer Veränderung, die einen anbrechenden Bewusstseinswandel in der Bevölkerung widerspiegelt. Einstellungen und gesetzliche Rechte sind natürlich nicht unbedingt ein Spiegel der Wahrheit. Das Recht eines Landes ist menschengemacht. Die Wahrheit bleibt zwar in beiden Fällen sowohl vor als auch nach der Gesetzesänderung dieselbe, doch eine Gesetzesänderung ist oft Spiegel eines wachsenden Bewusstseins für eine Situation in einer Gesellschaft, für die es an der Zeit ist – und so kommen wir zur Stellung von Tieren in unserer Gesellschaft.

 

Die offizielle Debatte dreht sich bis heute darum, ob Tiere empfindende Wesen sind, ob sie fühlen können. Ob Tiere eine Seele oder Individualität besitzen, steht bisher für die Politik nicht auf der Tagesordnung. Die Europäische Union ist allerdings endlich zu dem Schluss gelangt, dass Tiere empfindende Wesen sind – was ihnen einige Rechte verleiht. Die Tiere selbst haben natürlich immer schon gewusst, dass sie fühlen können, und ich glaube, die meisten Menschen, die Tiere halten, wissen dies ebenfalls, auch wenn einige es offenbar ignorieren! Außerdem glaube ich, dass die meisten Menschen, die Haustiere halten, wissen, dass sie darüber hinaus über Individualität verfügen. Dies kann ein stark emotional behaftetes Thema sein, weil es Auswirkungen darauf hat, wie wir Tiere behandeln müssen, sowohl in rechtlicher als auch in ethischer Hinsicht – was wiederum deutliche Folgen für den Lebensstil vieler Menschen und die Gesellschaft als Ganzes haben wird. Für mich ergibt sich daraus die Frage, ob Tiere eine Seele haben.

 

Mit Ausnahme vielleicht buddhistischer Gesellschaften lautet bisher der Konsens in den meisten Kulturen, dass die Tiere für uns da sind – als Nahrung, Kleidung, Heilmittel und Ähnliches. Darauf beruht die Überzeugung, dass Tiere kaum oder gar keinen Eigenwert haben. Diese Einstellung bedeutet, dass die Gesellschaft und sehr viele Menschen sich keinerlei Gedanken machen oder aber darüber hinwegsehen, wie Tiere behandelt werden, solange ihnen die Grausamkeit nicht „in die Augen sticht“.

Die gute Nachricht ist, dass das Tierwohl heute in den Medien stärker ins Blickfeld rückt – insbesondere im Vereinigten Königreich. Es ist zu hoffen, dass die Gesetzgebung dem zunehmend Rechnung trägt. Mit großer Freude kann ich berichten, dass Grausamkeit gegenüber Tieren und Misshandlung von Tieren in meinem Heimatland Norwegen inzwischen eine Straftat ist.

 

In diesem Buch möchte ich erkunden, was einige unserer spirituellen Lehrer über die Rolle und die Stellung von Tieren in der Entwicklung des Lebens auf Erden gesagt haben und in welchem Bezug dies zur Menschenwelt und unserer Evolution steht. Darüber hinaus werde ich auch auf meine eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse sowie auf die anderer zurückgreifen. Mein Beweggrund ist eine aufrichtige Liebe zu Tieren, Hochachtung vor ihnen und Begeisterung für sie sowie die Überzeugung, dass wir, wenn wir den Platz der Tiere in der Evolution des Lebens wirklich verstehen würden, ganz von selbst wüssten, wie wir sie zu behandeln haben.

Die spirituellen Lehrer, auf die ich mich in diesem Buch insbesondere stütze, sind der „Tibeter“ oder „Meister DK“ in den Schriften von Alice Bailey, White Eagles Lehren in der medialen Vermittlung durch Grace Cooke, Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, und Flower A. New­house, die medial begabte Mystikerin und Begründerin des Questhaven Retreat Center in Südkalifornien, sowie außerdem Dr. Lascelles‘ Lehren, wie sie Mr. C. A. Simpson empfangen hat. Ich zitiere auch andere Lehrer, aber die Genannten sind meine wichtigsten Inspirationsquellen.*

Der Grund, warum ich die Lehren körperloser Wesen wie White Eagle, Dr. Lascelles und dem Tibeter (DK) in diesem Ausmaß hier aufgenommen habe, ist für mich ihre Fähigkeit, das große Ganze zu sehen, ihr umfassenderer Blickwinkel. Wenn wir unser Leben aus evolutionärer Sicht betrachten, kann man unser Dasein mit dem einer Eintagsfliege vergleichen, die ohne jegliche Kenntnis eines Gestern oder Morgen existiert. Im Gegensatz dazu sprechen diese Lehrer von einer höheren Warte, wo es Zeit in der uns bekannten Form nicht gibt. Für sie existieren Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichzeitig als das ewige Jetzt. Ihre Weisheit und ihre Visionen gründen daher nicht nur auf der Gegenwart sowie auf Erfahrungen und Wissen aus der Vergangenheit, sondern auch auf ihrer Vision einer „möglichen“ Zukunft – dessen, wohin wir gehen sollen, um unsere „Bestimmung“, unser Potenzial zu erfüllen. Mit anderen Worten, sie sprechen stets aus einer Position, in der sie ihre Vision zielsicher im Blick haben.

 

Die Quellen der Zitate der verschiedenen Lehrer gebe ich an, soweit dies möglich ist. Aber ich hatte auch Zugang zu einigen bisher unveröffentlichten Lehren von White Eagle. Wo für ein White-Eagle-Zitat keine Quelle genannt wird, können Sie davon ausgehen, dass es sich um eine unveröffentlichte Lehre handelt.

 

In den Kapiteln Eins und Zwei gebe ich kurze Einblicke, wie sich meine eigene Beziehung zu Tieren im Laufe der Jahre entwickelt hat, und schildere, wie Tiere mein Leben und mein Verständnis der Tierwelt als Ganzes beeinflusst haben. Ich habe dies hier aufgenommen, um den Leserinnen und Lesern einen Eindruck davon zu vermitteln, wie dieses Buch entstanden sein könnte, und um zu zeigen, wie tief das Leben unserer tierischen Begleiter unsere eigene Bewusstseinsentwicklung beeinflussen kann – und wie sehr sie alle über eine eigene, einzigartige Individualität verfügen.

Kapitel Drei ist eine kurze Beschreibung der Gehirnentwicklung aus wissenschaftlicher Sicht. Das Verständnis unserer gemeinsamen Biologie kann uns ein Instrument an die Hand geben, um die Tiere besser zu verstehen, denn es vermittelt uns ein klares Bild davon, worin wir uns unterscheiden und, wichtiger noch, was wir, biologisch gesehen, gemeinsam haben. (Dies könnte ein Hinweis zum Verständnis der verschiedenen Bewusstseinsebenen sein.)

In den Kapiteln Vier bis einschließlich Sieben zeige ich, inwiefern unsere spirituellen Lehrer uns aus esoterischer oder spiritueller Sicht Erkenntnisse darüber vermitteln, wie sich die Lebenskraft und die Seele – die Gruppenseele eingeschlossen – über die verschiedenen Naturwelten hinweg entwickeln. Auch einige Lehren über die Beziehung der Tiere zur Welt der Devas und der Engel habe ich hier aufgenommen. Eine eigene Rubrik erhalten die Vögel und die Meeressäuger. Ich stelle Fragen wie „Leben Tiere nach dem Tod weiter?“ Auch Reinkarnation und Karma sind Themen, in die ich durch unsere Lehrerinnen und Lehrer sowie aufgrund eigener Erfahrung nach Kräften etwas Licht hineinbringen möchte, und zwar in Kapitel Acht.

In einem solchen Buch kommt man nicht umhin, das emotional aufgeladene Thema des „vom Menschen verursachten Tierleides“ anzusprechen, verbunden mit den Konsequenzen, die unser Verhalten und unser Lebensstil – sei es aufgrund bewusster Grausamkeit, Gier oder schlicht Unwissenheit – nicht nur für die Tiere, sondern auch für die Menschheit als Ganzes haben. Ich habe versucht, so sachlich wie möglich zu bleiben, ohne dabei allzu emotional zu werden – was nicht immer einfach ist. Dies ist Kapitel Neun.

Wie wir mit Tieren kommunizieren können, ist Gegenstand von Kapitel Zehn, und in Kapitel Elf komme ich auf die Rolle der Haustiere zurück. In Kapitel Zwölf wende ich mich der Überlieferung der amerikanischen Ureinwohner zu, um mittels der „Totem-Tradition“ etwas über die Rolle der Tiere im Leben und in der Kultur dieser Menschen zu erfahren und aufzuzeigen, wie sich dies auf unseren Alltag übertragen lassen könnte.

 

Kapitel Dreizehn befasst sich mit unserer Rolle als „Hüter“ dieses Planeten (mit Schwerpunkt auf der Tierwelt) und mit der Verantwortung, die sie mit sich bringt. Unsere Lehrer und uralte Schriften haben anscheinend dieselbe Botschaft: Ein wahrer Herrscher/Hüter ist zugleich ein wahrer Diener, und Ausbeutung und Missbrauch können nur zu Chaos und Leid führen – nicht nur für die Tiere, sondern letzten Endes für die Menschheit.

Im letzten Kapitel führe ich uns noch einmal zur Evolution der Seele und zu den Worten unserer spirituellen Lehrer, wonach Tiere und Menschen den gleichen Grundcharakter haben, wenngleich auf unterschiedlichen Sprossen der Leiter. Auf seiner Reise zur Individualisierung kommt jedes Tier schließlich an einen Punkt, an dem sich das Tor zum nächsten Schritt öffnet. Dies ist das Tor zur Menschenwelt und dazu, dass jeder Funke des Göttlichen eines Tages eine vollständig gottbewusste Seele wird.


* Anmerkungen zu allen diesen Lehrern finden Sie auf den Seiten 232-240. Ich habe mich entschieden, das generische Maskulinum in den Lehren nicht zu verändern. Allerdings bezieht sich diese Form in den Schriften meinem Verständnis nach auf alle Menschen und ist nicht gender-spezifisch gemeint.

Kapitel Eins: Mein erster Kontakt mit Tieren

 

Meine erste Erinnerung an Tiere gilt tatsächlich einer Blattlaus. Ich war mit meinen Eltern und Großeltern in Norwegen im Wald zum Blaubeerpflücken, wobei es bei mir mit meinen drei Jahren mit dem Pflücken nicht weit her war. Stattdessen verbrachte ich die meiste Zeit in Gesellschaft einer Blattlaus, die auf meiner Hand herumkrabbelte. Schließlich geschah das Unvermeidliche: Sie wurde zwischen meinen kleinen Fingern zerquetscht, natürlich aus Versehen. Ich schämte mich abgrundtief und weinte mir die Seele aus dem Leib, sodass meine Großmutter ihre Beeren stehen lassen musste, um mich zu trösten.


 

 

In meiner nächsten Erinnerung habe ich eine grüne Raupe entdeckt. Wieder war ich wie gefesselt von diesem Geschöpf, und meine Eltern brachten mir eine Streichholzschachtel, in die ich sie hineinlegen konnte, um eine erneute „fahrlässige Tötung“ zu verhindern. Ich weiß nicht mehr, wie es passiert ist, aber irgendwie habe ich es fertiggebracht, dass mir die Raupe verloren ging, als ich mich aus dem Küchenfenster lehnte. Sie fiel aus dem ersten Stock in den Garten. Ich bestand darauf, dass meine Mutter und ich sie suchen gehen sollten, aber als wir hinunterkamen, war sie nirgendwo mehr zu sehen. Sie war entflohen. Wieder eine persönliche Tragödie!

Mit fünf Jahren sollte ich eine der glücklichsten, aber für ein Kind in diesem Alter auch konfliktträchtigsten Zeiten in meinem Leben erfahren. Ich wurde eingeladen, einige Wochen bei meiner Großtante auf ihrem Bauernhof in den norwegischen Bergen zu verbringen, ein Aufenthalt, der auf meinen Wunsch hin mehrfach verlängert wurde.

Meine Großtante Hildur kümmerte sich um ihre fünf Kühe, das Kälbchen und eine Katze, während ihr Mann seiner Arbeit außerhalb des Hofs nachging. Ich habe das Leben auf dem Bauernhof geliebt. In allererster Linie wegen der Tiere, aber auch weil ich meine Tante Hildur so liebhatte. Da der Hof recht abgeschieden lag, waren wir beide fast den ganzen Tag allein. So redeten wir dauernd miteinander, und sie bezog mich in alle ihre Tätigkeiten ein. Außerdem hatte sie einen großartigen Sinn für Humor, und wir lachten viel.

Jeden Morgen standen wir um halb sechs auf, damit wir in den Stall hinuntergehen und die Kühe melken sowie das Kalb mit frischem Heu und Milch versorgen konnten, was meine Aufgabe war. Ich habe diese Arbeit heiß geliebt, und für mich war sie der Höhepunkt des Tages!


 

 

Eines Morgens wachte ich auf, und im ganzen Haus war es völlig still. Ich stand auf und sah, dass im Kuhstall Licht brannte. Sofort stieg ich in meine Stiefel und stürmte im Nachthemd in den Kuhstall hinüber. Diese Geschichte hat Tante Hildur später jedes Mal, wenn wir uns begegnet sind, unermüdlich wiedererzählt. Sie sagte: „Du hättest dein Gesicht sehen sollen! Tränen sind dir über die Wangen gekullert, du hast mich vorwurfsvoll angesehen und gesagt: ‚Du hast mich nicht geweckt!‘“ Sie hatte es einfach nicht übers Herz gebracht, mich an jenem Morgen zu wecken. Diesen Fehler hat sie danach allerdings nie wieder gemacht!

Bei jenem Aufenthalt plante ich mein ganzes weiteres Leben. Wenn ich groß wäre, würde ich Cowgirl. Ich würde mir ein eigenes Haus auf dem Hof bauen und mich um meine Tante Hildur kümmern, wenn sie alt würde. Doch schließlich holte mich die Realität ein, und es kam der Tag, an dem meine Mutter und meine Großmutter mich wieder mit nach Hause nehmen sollten. Stolz führte ich sie im Kuhstall herum, stellte ihnen „mein“ Kalb vor und machte mir einen Spaß daraus, meine Mutter zu erschrecken, indem ich das Kälbchen an meiner Hand nuckeln ließ, sodass der halbe Arm in seinem Schlund verschwand.

Ich weiß nicht, ob mir klar war, dass ich tatsächlich fort musste. Der verschlungene Weg bis zur Hauptstraße, wo der Bus uns nach Fagernes, die nächstgelegene Stadt, bringen würde, zog sich für jeden lange hin, erst recht für ein Kind. Von dort würden wir den Rest der Strecke mit dem Zug fahren. Der Groschen muss etwa auf halbem Wege gefallen sein, denn ich drehte mich um und rannte zum Hof zurück, so schnell ich konnte. Meine Mutter holte mich ein, aber ich heulte nur: „Ich will nach Hause!“ Meine Mutter sagte, wir gingen ja nach Hause. Aber nein, ich wollte nach Hause! Dies wiederholte sich noch mehrfach, bis sich meine Mutter schließlich nicht mehr anders zu helfen wusste, als zu behaupten, meine Tante Hildur käme mit.

Schließlich gab ich nach. Aber ich werde nie vergessen, wie ich sehen musste, dass meine Tante Hildur uns nachwinkte, als der Bus abfuhr. Ich war schockiert, zutiefst erschüttert von dem himmelschreienden Verrat, den ich erlebt hatte. Danach kann ich mich an nicht mehr viel erinnern, aber man sagte mir, ich hätte geweint, bis ich irgendwann vor Erschöpfung eingeschlafen sei.

Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass dies nicht der letzte Besuch auf dem Hof meiner Tante Hildur bleiben sollte. Zwei Jahre später hatte ich weitere unvergessliche Erlebnisse. Das erste war, dass ich die Bäuerin vom Nachbarhof begleiten durfte, als sie ihre Kühe über den Hügel, durch den Wald und schließlich über die Hauptstraße auf ihren Sommerhof am Fuß der Berge trieb. Für meine kleinen Beine war dies ein langer Weg, aber in meiner Aufgabe, die Tiere zu führen, ging ich so sehr auf, dass mir überhaupt nicht in den Sinn kam, ich könnte müde sein und eine Pause brauchen. Dazu machte es mir viel zu großen Spaß. Rückblickend erkenne ich, dass ich eins war mit meiner Bestimmung. Ich muss oft daran denken, wie wir über Menschen reden, die anscheinend über unerschöpfliche Energiereserven verfügen. Dann sagen wir: „Ich weiß gar nicht, wie die das machen.“ Diese Menschen verspüren in ihrem Leben meist eine starke Sinnhaftigkeit – und dies gibt ihnen Energie. Es nährt sie buchstäblich!

In diesem Sinne hatte ich bei jenem Aufenthalt ein Erlebnis, an das ich oft als einen der stolzesten Momente in meinem Leben zurückdenke. Als meine Eltern kamen, um mich abzuholen, konnte ich ihnen zeigen, dass ich Melken gelernt hatte. Immer, wenn ich daran zurückdenke, überkommt mich geradezu eine Euphorie. Ich hatte das Ziel und den Sinn meines Lebens erreicht!! So hat es sich für mich damals angefühlt.

Meine Mutter sagte, es sei ein absolut unbezahlbares Erlebnis gewesen zuzuschauen, wie ich versuchte, Milch in den Eimer zu bekommen und dabei gleichzeitig dem peitschenden Kuhschwanz auszuweichen und darauf zu achten, dass meine Eltern keine Sekunde des erstaunlichen Wunders verpassten, das sich da vor ihnen abspielte!

Ich glaube, um diese Zeit herum wurde meinen Eltern klar, dass ich zu Hause eigene Tiere brauchte, und so traten Katzen in mein Leben.