Next Generation Aces 6
© 2021 Sieben Verlag, 64823 Groß-Umstadt
© Umschlaggestaltung Andrea Gunschera
© Englische Originalausgabe Nicole Jacquelyn 2020
© Übersetzt von Sylvia Pranga
ISBN Taschenbuch: 9783864439957
ISBN eBook-mobi: 9783864439964
ISBN eBook-epub: 9783864439971
www.sieben-verlag.de
Für meine Kinder, die allem im Leben einen Sinn geben.
Mom liebt euch.
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Epilog
Danksagungen
Die Autorin
Ich hatte schon vorher Angst gehabt, die Art von Furcht, die die Gedankengänge so vollkommen lähmt, dass dein Körper mit reinem Muskelgedächtnis funktioniert, um dich in Sicherheit zu bringen. Daher glaube ich, dass ich besser auf den Moment vorbereitet war, als die meisten anderen, als unten Gewehrschüsse abgefeuert wurden.
Ich brauchte trotzdem einen Augenblick, um zu verstehen, was passierte. Langgezogene Sekunden, in denen ich ungläubig dasaß und eine Million Erinnerungen durch meinen Kopf schossen und mein Herzschlag mir in den Ohren dröhnte. Es waren allerdings nur Sekunden, dann stand ich leise vom Schaukelstuhl auf, legte eine Hand auf die Armlehne, um jegliche Bewegung zu stoppen und rannte zum Schrank.
Die Schreie meiner besten Freundin Liv ließen mich in meiner wilden Flucht innehalten, doch nur für den Bruchteil einer Sekunde, denn der Schrei brach mit einem weiteren Gewehrschuss ab. Ich konnte ihr nicht mehr helfen, nicht, dass ich es zuvor gekonnt hätte. Ich hatte keine Ahnung, wie viele Leute schossen. In der Gesellschaft gesetzloser Biker aufzuwachsen, hatte mich viele Lektionen gelehrt, und eine der wichtigsten war, den Kopf unten zu lassen, solange man nicht sicher war, was für Chancen man hatte. Ich sah auf das Baby hinunter, das an meiner Brust schlief. Ich hatte auch gelernt, dass der Schutz von Kindern immer Vorrang hatte.
Ich nahm meine Handtasche und die Babytasche von der Kommode, sah mich im Zimmer um und vergewisserte mich, dass ich kein Zeichen meiner Anwesenheit hinterlassen hatte. Ich hatte vorgehabt, zu Hause zu bleiben, vor dem Fernseher zu essen und an Thanksgiving ungestört Episoden meiner Lieblingsserien zu schauen. Ich knirschte mit den Zähnen, als weitere Gewehrschüsse die Treppe hinauf dröhnten. Ich musste mich beeilen.
Ich hatte Liv so oft zusammengeschissen, weil sie diesen Schrank benutzte, wenn ihr eigentlicher Kleiderschrank aus allen Nähten platzte, aber als ich jetzt hineintrat, war ich wahnsinnig dankbar, die vielen Reihen von Kleidung zu sehen. Ich fand eine besonders volle Stange und drückte mich zwischen ein großes Ding, das wie ein Cape aus Wolle aussah und einen bodenlangen Pelzmantel. Wer trug denn noch Pelz? Himmel. Sobald ich alles, was hinten an der Wand hing, auf den Boden gelegt hatte, schaltete ich das Licht aus, kletterte in den freigewordenen Raum und zog die Mäntel vor mich.
Es dauerte nicht lange, bis jemand ins Schlafzimmer kam. Das hatte ich gewusst. Ich nehme an, wenn man jemanden erschossen hat, will man sich vergewissern, dass man keine Augenzeugen am Leben lässt. Die Person versuchte, leise zu sein, aber Häuser hatten ihre eigene Art Geheimnisse zu verraten, wenn man wusste, worauf man achten musste. Das leise Quietschen der Türangeln und das Rascheln von Schritten auf dem Teppich ließen mir die Nackenhaare zu Berge stehen. Dann wurde die Schranktür geöffnet.
Ich atmete langsam tief durch und legte die Hand auf die Pistole, die ich immer in meiner Handtasche hatte. Eine Sekunde verging. Dann eine weitere. Das Licht ging an, und ich hörte auf zu atmen.
Dann wurde mit einem Klicken des Schalters das Licht wieder ausgemacht und die Tür geschlossen.
Ich schloss die Augen und küsste den winzigen Kopf unter meinem Kinn. Gott sei Dank hatte sie weitergeschlafen.
Wir kauerten noch eine Weile im Kleiderschrank, aber irgendwann wusste ich, dass ich uns da rausbringen musste. Ich konnte niemanden im Haus hören, aber es war sehr gut möglich, dass sie noch in der Nähe waren. Wir waren hier oben abgesondert, und wer immer auch geschossen hatte, dachte wahrscheinlich, dass er viel Zeit hatte, das zu tun, weswegen er gekommen war.
Ich zog mein Telefon hervor und scrollte durch meine Kontakte. Die meiste Zeit über gefiel es mir, dass eine so große Entfernung zwischen mir und meiner Familie bestand. Aber jetzt nicht. Ich stellte die Lautstärke meines Telefons so weit herunter, wie es möglich war und hörte, wie es klingelte und klingelte, bis ich zur Mailbox weitergeleitet wurde.
„Scheiße“, flüsterte ich. Natürlich hatte meine Mom ihr Handy nicht bei sich. Es war Thanksgiving. Sie war wahrscheinlich schon ziemlich betrunken und hatte es irgendwo abgelegt. Sie würde nicht einmal bemerken, dass ich angerufen hatte, bis sie morgen aufräumten und sie es auf der Ecke des Herds liegend fand oder so etwas.
Ich scrollte über die Nummer meines Dads hinweg, weil ich sicher war, dass er dieses Wegwerf-Handy nicht mehr benutzte und drückte erneut auf Verbinden.
Nach einem Klingeln meldete sich mein Bruder. Auf Cam war Verlass.
„Wer ist da?“, blaffte er.
„Ich bin’s“, erwiderte ich, und vor Erleichterung kamen die Worte etwas zittrig heraus. Nur seine Stimme zu hören, machte mir Mut, auch wenn ich wusste, dass er tausend Meilen von mir entfernt war und mir daher überhaupt nicht helfen konnte.
„Ceecee?“
„Ja. Ist Mom in der Nähe?“
„Ist alles in Ordnung?“, fragte er. Ich hörte, wie der Hintergrundlärm sich veränderte, als er sich bewegte.
„Überhaupt nicht“, antwortete ich ruhig.
„Mist“, murmelte er, und seine Stimme war leiser als zuvor.
Dann kam die Stimme meiner Mom aus der Leitung. „Cecilia, was ist los?“
„Ich bin gerade in einer etwas schwierigen Lage“, sagte ich und spielte es herunter. Ich weiß nicht, warum ich das tat. Gewohnheit, denke ich. Ich hatte mein Leben lang meine wahren Gedanken und Gefühle versteckt, besonders die, die meinen Eltern Sorgen bereitet hätten. Und das verschwand nicht mit einem Telefonat.
„Was denn für eine Lage?“, fragte meine Mom besorgt.
„Ist Dad bei dir?“
„Er steht direkt neben mir, Moment.“ Der Klang veränderte sich, als meine Mutter das Telefon auf Lautsprecher stellte.
„Ich bin hier“, sagte mein Dad. „Was ist los?“
„Ich bin im Haus einer Freundin“, sagte ich und schaukelte ein bisschen, als das Baby sich zu rühren begann. „Und ich bin ziemlich sicher, dass alle tot sind.“
„Wie bitte?“, bellte er.
„Ich war oben im Kinderzimmer ihrer Tochter und wiegte sie in den Schlaf, da hörte ich unten Gewehrschüsse“, flüsterte ich. „Dann schrie meine Freundin, es fielen noch mehr Schüsse, und dann war alles still.“
„Oh, Scheiße“, murmelte meine Mom.
„Wo bist du jetzt?“, fragte mein Dad. Sein Tonfall wurde so unnatürlich ruhig, wie immer, wenn einer von uns verletzt oder in Gefahr war. Ich hatte ihn unzählige Male gehört, als ich aufwuchs, aber noch nie zuvor hatte er mich so getröstet wie jetzt.
„Ich verstecke mich im Schrank.“
„Glaubst du, es ist eine gute Idee, dort zu bleiben?“
„Ich hocke hinter einem dicken Pelzmantel“, sagte ich und schob ihn etwas von meinem Gesicht weg. „Und sie waren schon hier, haben alles abgesucht und mich nicht gefunden.“
„Herr im Himmel“, keuchte er.
„Aber ich habe ein Baby bei mir, das erst eine Woche alt ist“, sagte ich und versuchte, die Panik in meiner Stimme zu unterdrücken. „Also ist das keine langfristige Lösung.“
„Ja, was du nicht sagst.“
„Heilige Scheiße“, sagte meine Mom. „Das arme Baby.“
„Ja, ich weiß“, sagte ich und rieb meine Wange an ihrem Kopf. Ihre Welt hatte sich in einem einzigen Augenblick verändert. Ich schluckte die Galle hinunter, die sich in meiner Kehle bildete.
„Ich schicke jemanden, der dich holt“, sagte mein Dad und ignorierte das Gespräch zwischen meiner Mom und mir. „Schreib mir die Adresse.“
„Ich kenne die Adresse nicht. Ich markiere es auf Google Maps und schicke es.“
„Ich habe nicht die geringste Ahnung, was das bedeuten soll“, blaffte er.
„Cam kann dir helfen“, sagte ich und seufzte. „Bitte erzählt niemand anderem davon, okay?“
„Was?“, fragte meine Mom. „Warum nicht?“
„Weil ich es nicht brauchen kann, dass alle sich in meinen Scheiß einmischen“, erwiderte ich und bemühte mich, leise und ruhig zu sprechen. Es war ein vertrautes Argument, auch wenn die Umstände alles andere als normal waren. Ich war aus vielen Gründen vor diesem Leben geflohen, aber die Leute hinter mir zu lassen, die Scheiße über mich erzählt hatten – sowohl direkt in mein Gesicht als auch hinter meinem Rücken – war einer der Hauptfaktoren.
Glaubte ich, dass der ganze Club mit feuernden Waffen zu mir eilen würde? Absolut. Ich war eine von ihnen. Das Kind eines Clubmitglieds, das vor ihren Augen aufgewachsen war. Wollte ich, dass sie mit ihren höhnischen Bemerkungen und abfälligen Blicken hier runterkamen? Auf gar keinen Fall.
„Kennst du jemanden in der Nähe, der kommen kann?“, fragte ich meinen Dad, lehnte mich gegen den Wollmantel hinter mir und richtete mich blitzschnell wieder auf, als der Bügel auf der Stange quietschte, an der er hing. „Denn ich weiß nicht, wie lange ich noch hier drin bleiben kann.“
„Ja“, antwortete er. „Ich habe da ein paar Leute, die mir einen Gefallen schulden. Hast du eine Waffe bei dir?“
„Immer“, erwiderte ich. „Aber ich habe keine Ahnung, wie viele Leute im Haus sind.“
„Gibt es einen sichereren Platz, wo du dich verstecken kannst?“
„Ich könnte wahrscheinlich einen finden“, sagte ich und wischte mir den Schweiß vom Gesicht. Himmel, war das warm hier drin. „Aber in diesem Haus sind überall Kameras. Wenn sie im Büro sind, würden sie sehen, wenn ich mich bewege.“
„Wenn sie Kameras haben, können sie sich die Aufnahmen ansehen und entdecken, dass du in diesem verfluchten Haus bist“, erwiderte mein Dad. „Verdammt.“
Ich schloss niedergeschlagen die Augen. Er hatte recht. Nach ein paar Sekunden Schweigen sprach er wieder.
„Wir müssen davon ausgehen, dass sie das nicht getan haben, sonst hätten sie dich gefunden“, sagte er mit grimmiger Stimme. „Wenn sie doch noch beschließen, es zu tun, bleibst du, wo du bist. Schalte sie einen nach dem anderen aus, wenn sie durch die Tür kommen. Und schieß bloß nicht daneben, Cecilia.“
„Das werde ich nicht“, würgte ich um den Frosch in meinem Hals herum. Ich war so am Arsch.
„Deine Mutter packt unseren Kram zusammen, und wir machen uns auf den Weg, sobald ich jemanden aufgetrieben habe, der kommt, um dich da rauszuholen. Ich behalte diesen Scheiß erst mal für mich, denn im Moment gibt es nichts, was die Jungs tun könnten. Aber wenn ich die anderen einbeziehen muss, werde ich es tun. Es ist mir egal, ob dich das sauer macht.“
„Okay“, sagte ich mit zusammengebissenen Zähnen und bemühte mich, nicht zu weinen. Weinen würde mir in dieser Lage nicht helfen. Weinen würde dazu führen, dass ich mich nicht richtig konzentrieren konnte. Und es würde Geräusche machen. Und offen gesagt wäre es eine verdammte Zeitverschwendung.
„Wir kommen, Baby“, sagte meine Mom mit fester Stimme. „Bleib in Sicherheit, bis wir da sind.“
„Schick mir die Koordinaten“, wies mein Dad mich an. „Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich auch“, flüsterte ich.
„Ich liebe dich mehr als dein Dad!“, rief meine Mom, bevor die Verbindung unterbrochen wurde.
Ich verdrehte die Augen und schniefte so leise ich konnte, während ich die Daten meines Standorts ans Handy meines Bruders Cameron schickte. Nachdem er mit einem Daumen nach oben reagiert hatte, legte ich das Telefon neben mein Bein und rutschte hin und her, um es mir bequemer zu machen. Das war bei diesem beschränkten Platz nicht leicht.
Im Schrank gab es keine Kameras, so viel wusste ich, aber ich konnte trotzdem nichts bewegen, um es mir gemütlicher zu machen. Wenn die Schützen zurückkamen, konnte ich nicht das Risiko eingehen, dass sie bemerkten, dass etwas nicht mehr an seinem Platz war. Gott, wie brachte ich mich nur immer wieder in solche misslichen Situationen?
Ich war Friseurin. Ich hatte eine Eigentumswohnung. Ich aß gern Popcorn mit weißem Cheddar und guckte in meiner Freizeit ganze Staffeln von Fernsehserien. Ich war nicht mehr flachgelegt worden seit … länger, als ich mir eingestehen wollte. Ich bezahlte meine Steuern und fuhr wie eine alte Dame. Also wie zur Hölle hatte ich es geschafft, dass ich mich im Schrank eines Hauses, das ich mir nie im Leben würde leisten können, oder in dem ich auch nur wohnen wollte, vor einem irren Schützen verstecken musste?
Liv war diejenige, die mehr gewollt hatte, der aufregender Scheiß gefiel und die immer ehrgeizig war. Sie war diejenige, die die Aufmerksamkeit des Kerls, dem dieses Haus gehörte, auf sich gezogen und ihn irgendwie geheiratet hatte. Und, ja, Cane schien in Ordnung zu sein. Er hatte mit irgendwelchem dubiosen Scheiß zu tun, da war ich mir sicher, weil er nie zu arbeiten schien, aber unendliche Mengen Bargeld hatte. Doch er war gut zu Liv. Er betete sie praktisch an, und deswegen hatte er mich immer wie ein Familienmitglied behandelt. Und wenn er auch nicht mein Lieblingsmensch war und etwas an ihm mir immer seltsam vorgekommen war, wollte ich nicht über ihn urteilen. Ich blieb auf dem Pfad der Tugend, aber so war ich nicht aufgewachsen. Meine ganze Familie, die ich liebte und respektierte, führte ein Leben, das sie beständig auf dem Radar des FBI hielt.
Als das Baby sich zu regen begann, zog ich einen kleinen, grünen Schnuller aus der Tasche neben mir und steckte ihn ihr in den Mund. Sie war nass, das spürte ich daran, wie matschig ihre Windel war, aber die Windel zu wechseln, würde ein Problem sein. Sie hasste es, ausgezogen zu werden und ließ das alle auf verschiedene Arten wissen, und das Schlimmste davon war, dass sie wie am Spieß schrie. Ich legte sie auf den Boden zwischen meinen Beinen und strich mit dem Finger über meine Unterlippe, ein nervöser Tick, den ich mir nicht abgewöhnen konnte. Wenn ich sie in der nassen Windel ließ, würde sie ohnehin bald schreien.
Ich musste ebenso schnell machen, wie nur menschenmöglich und hoffen, dass ich sie wieder angezogen hatte, bevor sie laut wurde. Ich drückte einen Button auf dem Display meines Handys und benutzte das bisschen Licht, um zu sehen, was ich tat. Auch bei allem, was um uns herum passierte, zuckten meine Lippen ein wenig, als ihre kleinen Hände zu ihrem Gesicht hochschossen, um den Schnuller in ihrem Mund festzuhalten. Ihre Fäuste stießen völlig unkoordiniert und ungeschickt gegen ihr Kinn und ihre Nase. Sie würde bald Hunger bekommen.
Ich nahm eine Windel aus der Tasche, faltete sie auseinander und zog die Laschen heraus, damit sie bereit waren, wenn ich sie brauchte. Es war irgendwie komisch. Als ich zum ersten Mal Windeln für Neugeborene gesehen hatte, konnte ich mir nicht vorstellen, dass sie einem Baby wirklich passten, aber die Dinger waren ihr tatsächlich noch zu groß. Wenn die Laschen sich nicht über ihrem Bauch überlappen würden, würde sie wegen ihrer dünnen Beinchen direkt aus den Beinlöchern pinkeln.
„Lass uns das machen“, flüsterte ich, als ich sie auszog.
Zum Glück kam ich durch das Kleid, was sie trug, leicht an ihre Windel heran. Ich schob es hoch und legte die saubere Windel schnell unter sie. Dann machte ich so schnell wie möglich die nasse Windel auf, zog sie unter ihr hervor und schloss die frische Windel. Bevor sie ein Wimmern ausstoßen konnte, zog ich das Kleid wieder herunter und wickelte sie in ihre Decke.
Ich stieß die Luft zischend aus, während ich die schmutzige Windel zu einem Ball zusammenrollte und sie hinter mich legte. Ich hatte ein kleines Hindernis überwunden, wenigstens das. Der Bildschirm des Handys wurde wieder schwarz, als ich sie hochhob, sie an meine Brust drückte und mich umdrehte, sodass ich den Rücken gegen die Wand lehnen konnte. Es war heiß hier drin, aber zumindest hatten wir ein bisschen Platz, um uns zu rühren und ich hatte daran gedacht, ihre Tasche von der Kommode mitzunehmen. Es hätte schlimmer sein können. Wir hätten versuchen können, uns draußen in der Kälte zu verstecken. Das wäre wirklich Mist gewesen. Oder wir könnten in einer Zwischendecke stecken, wie meine Tante, als sie ein Teenager war und meine Großeltern getötet wurden. Dort hatte sie darauf gewartet, dass ein Mann sie rettete, den sie gerade erst kennengelernt hatte. Ich empfand neuen Respekt für sie, als ich die Beine unter mich zog. Das Warten war qualvoll, und ich war nicht sechzehn Jahre alt, so wie sie damals.
„Alles wird wieder gut“, flüsterte ich, als sie ihre Beine in der Decke bewegte. „Mein Dad kümmert sich um alles und es ist gut, wenn man ihn auf seiner Seite hat.“
Mein Telefon neben mir leuchtete auf und ich öffnete es und sah, dass es eine Textnachricht von einer unbekannten Nummer war.
Ich bin’s, Hummel. Ich habe jemanden zu dir geschickt. Bleib, wo du bist, bis sie zu dir kommen.
Mach ich, schrieb ich zurück.
Ich lehnte den Kopf gegen die Wand, schloss die Augen, und Erleichterung überflutete mich. Mein Dad war der einzige Mensch auf der Welt, der mich so nannte, und es war Jahre her, seit er es zum letzten Mal getan hatte. Er hatte die Kavallerie geschickt, und ich musste nur auf sie warten. Gott, ich hoffte, dass sie hier ankamen, bevor die Hölle losbrach.
Es sprach für sich, dass ich meinen Dad angerufen hatte, und nicht die Polizei. Ich verzog das Gesicht. Ich hatte den Club hinter mir gelassen, aber ich glaube, die Lektionen, die ich dort gelernt hatte, ließen sich nicht so leicht vergessen. Es war ein Instinkt, sich innerhalb des Clubs um Dinge zu kümmern und die Regierung – und noch wichtiger, die Polizei – im Dunkeln zu lassen. Wenn ich zu Hause oder auf einem öffentlichen Platz gewesen wäre, hätte ich vielleicht den Notruf gewählt. Aber ich wusste tief in meinem Inneren, dass Cane in irgendwelchen Scheiß verwickelt war, mit dem ich nichts zu tun haben wollte, und die Polizei anzurufen, hätte mich direkt hineingezogen. In den Augen des Gesetzes hätte ich eine Verbindung zu ihm gehabt, genau wie das kleine Menschlein, das im Moment ihre rasiermesserscharfen Fingernägel in mein Schlüsselbein grub.
Nein, es war besser, wenn ich hier einfach rauskam, bevor irgendjemand erfuhr, was passiert war. Wenn wir verschwinden könnten, ohne dass jemand etwas davon wusste, waren wir in Sicherheit. Dann konnten wir all das hinter uns lassen.
Ich hasste die Vorstellung, irgendwo ganz neu anfangen zu müssen, aber ich würde es tun. Ich konnte überall arbeiten. Das meiste Geschäft machte ich mit dem Militär, aber ich konnte einen anderen Ort finden und einen neuen Salon eröffnen. An der Küste gab es unzählige Militärbasen, und ich könnte wahrscheinlich einen Platz finden, an dem das Leben billiger war als in San Diego. North Carolina lag an der Küste, und ich war ziemlich sicher, dass ich dort einen Ort finden könnte, an dem ich wesentlich weniger Geld zum Leben brauchte als hier. Ich hatte viel Bargeld, und meine Eigentumswohnung konnte ich leicht verkaufen.
Ich ließ mich in dieses Kaninchenloch fallen und plante langfristig, statt darüber nachzudenken, dass wir in einem Schrank festsaßen und ich keine Ahnung hatte, wann Hilfe kommen würde, und ob sie hier sein würde, bevor wir entdeckt wurden. In diesem Schrank zu sterben war keine Option. Ich wollte nicht einmal daran denken.
Schließlich wanderten meine Gedanken zu dem Thema zurück, was ich tun musste, wenn jemand durch diese Tür kam und uns fand. Meine 38er hatte sechs Kugeln im Magazin und eine in der Kammer. Wenn ich davon ausging, dass ich das traf, worauf ich zielte, hatte ich eine gute Chance, wenn weniger als vier Männer im Haus waren. Idealerweise könnte ich jemandem eine weitere Waffe abnehmen, aber darauf konnte ich nicht zählen. Ich musste einhändig agieren, denn ich durfte auf gar keinen Fall das Baby zurücklassen.
Meine Planungen wurden unterbrochen, als ein kleiner, hungriger Mund anfing, an meinem Hals zu suchen. Sie hatte länger durchgehalten, als ich gedacht hatte, aber sie war höllisch ungeduldig, als ich versuchte, uns in die richtige Position zu bringen. Ich machte beruhigende Laute und schaukelte sie, während ich in der Tasche nach allem Nötigen suchte. Wenn sie anfing zu schreien, waren wir am Arsch.
Gerade als sie zu trinken begann, hörte ich im Schlafzimmer vor dem Schrank ein Geräusch. Ich lauschte, um herauszufinden, was es war, steckte die Hand in meine Tasche und griff nach der Pistole.
Als sich die Schranktür öffnete und das Licht eingeschaltet wurde, war ich bereit. Durch die kleine Lücke zwischen den Mänteln starrte ich auf die Stelle vor uns, hob die 38er und wartete.
Ich hatte nicht gut geschlafen. Die Jahre beim Militär und meine Arbeit für ein privates Militärunternehmen danach, bedeuteten, dass ich mehr als genug Scheiße gesehen hatte, dass ich sie hinter meinen Augenlidern sah, wenn ich sie schloss. Zum größten Teil hatte ich mich daran gewöhnt und herausgefunden, wie ich mich ausreichend abschotten konnte, um die Ruhe zu finden, die ich brauchte. In den schlimmsten Nächten verfolgten mich Erinnerungen an lange, blonde Haare, gebräunte Beine und Arme, atemloses Seufzen und raues Stöhnen, und ich benutzte gute Erinnerungen, um die schlechten zu verdrängen. Die meiste Zeit über fühlte ich mich deswegen nicht schuldig. Allerdings hatte ich es nicht geschafft, einen meiner Tricks anzuwenden, als ich mich an dem Abend ins Bett legte, also hatte ich mich angezogen und war in die Garage gegangen. Irgendetwas wühlte mein Inneres auf, und ich hatte keine Ahnung, warum. Aber ich hatte gelernt, dieses Gefühl nicht zu ignorieren, nicht einmal zugunsten von Fantasien über eine Liebhaberin, die ich seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr gesehen hatte.
Ich legte mein Handy mit dem Display nach oben neben mich auf die Arbeitsbank und machte mich daran, den Rahmen eines alten Bikes abzuschleifen. Wahrscheinlich würde ich dieses Bike verkaufen, da ich kein Interesse daran hatte, es ganz neu aufzubauen. Aber es machte mir Spaß, es zu restaurieren. Mit den Händen zu arbeiten, half mir mehr als alles andere dabei, mich zu konzentrieren und den Kopf klar zu bekommen. Ich wünschte nur, ich hätte mehr Zeit dafür.
Als mein Telefon schließlich klingelte, war ich nicht einmal überrascht. Was mich allerdings überraschte, war die unbekannte Nummer, die auf dem Display aufleuchtete. Normalerweise hätte ich den Anruf nicht angenommen, denn Telefonverkäufer brachten mich höllisch in Rage. Aber diesen Anruf würde ich mir auf keinen Fall entgehen lassen.
„Eastwood“, meldete ich mich und klemmte das Handy zwischen Schulter und Gesicht fest, damit ich mir die Hände abwischen konnte.
„Woody“, antwortete der Anrufer. Es war schon verdammt lange her, dass ich diese raue Stimme gehört hatte.
Caspers Familie und ich waren nicht im Guten auseinandergegangen, als ich Oregon verließ, und das betraf insbesondere seine älteste Tochter Cecilia. Aber wir waren uns ein paar Mal über den Weg gelaufen, als ich zu Besuch war. Es war unmöglich, sich im Clubhaus aus dem Weg zu gehen, und auch wenn ich dieses Leben hinter mir gelassen hatte, hatte ich nicht den Respekt für die Männer verloren, die sich eingeschaltet und dabei geholfen hatten, mich aufzuziehen, nachdem mein Vater gestorben war. Wann immer ich in Oregon war, versuchte ich, bei ihnen vorbeizuschauen und Hallo zu sagen. Das hatten sie verdient. Mit Casper hatte ich allerdings seit Jahren nicht mehr gesprochen, und sobald ich seine Stimme hörte, wusste ich, dass es nur einen Grund für seinen Anruf geben konnte.
„Geht es ihr gut?“, fragte ich und stand von der Bank auf. Ich ignorierte den Rahmen, an dem ich gearbeitet hatte, ging direkt ins Haus und schloss die Werkstatt hinter mir ab, als er anfing zu reden.
„Ich frage dich nicht, woher du weißt, dass ich wegen Cecilia anrufe“, sagte er eigenartig. „Sie rief mich vor ein paar Stunden an und erzählte mir, dass sie sich in einem Haus versteckt, in dem eine Schießerei stattgefunden hat. Sie weiß nicht, wie viele Männer da waren, weiß nicht, ob sie verschwunden sind und weiß auch sonst nichts. Sie versteckt sich in einem Kleiderschrank und hat Todesangst.“
„Hat sie dir gesagt, dass sie Angst hat?“, fragte ich und Übelkeit brannte in meinem Magen.
„Zur Hölle, nein“, sagte er grimmig. „Aber ich kenne mein Kind. Wir sind auf dem Weg dorthin …“
„Ihr alle?“, fragte ich, während ich durch den Flur zu meinem Schlafzimmer rannte, wo sich der Waffenschrank befand.
„Nur ich, Farrah und Cam“, erwiderte Casper. „Ceecee wollte nicht, dass alle Bescheid wissen, also haben wir es für uns behalten. Wenn wir die Jungs brauchen, rufe ich sie. Soweit ich es sagen kann, muss das Schwierigste von jemand anderem erledigt werden, denn wir sind nicht vor morgen da.“ Er klang nicht glücklich darüber, wofür ich ihm keinen Vorwurf machen konnte. Mir brannte die Dringlichkeit auch unter den Nägeln, und sie war nicht mein Kind.
„Und da komme ich ins Spiel“, sagte ich, während ich Ausrüstung aus dem Waffenschrank nahm.
„Da kommst du ins Spiel“, bestätigte er. „Bist du in der Stadt?“
„Ich bin gerade vor zwei Tagen zurückgekommen“, erwiderte ich. „Gutes Timing.“
„Ja, was du nicht sagst“, meinte er und schnaubte. „Und vielen Dank dafür. Ich habe es bei meinen anderen Kontakten probiert, der eine ist verschwunden, der andere macht Urlaub am verdammten Tahoe.“
„Schon verstanden“, murmelte ich. „Wo ist sie?“
„Sie hat uns einen verdammten Punkt auf ihrem Handy gegeben. Weißt du, was das bedeutet?“
„Ein Pin?“, fragte ich und war überrascht, dass ich gleichzeitig amüsiert und so verdammt verzweifelt sein konnte.
„Ja, genau das. Sie hat es an Cams Handy geschickt. Er wird es dir schicken.“
„Alles klar“, sagte ich, während ich Jeans und Flanellhemd auszog.
„Hast du Unterstützung?“, fragte er. „Wenn nicht, könnte ich wahrscheinlich ein paar Jungs zusammentrommeln – da ist nur keiner dabei, dem ich die Führung anvertrauen würde, wenn du verstehst, was ich meine.“
Ich wusste genau, was er meinte und hatte kein Interesse daran, ein paar verdammte Dummköpfe als Rückendeckung zu haben.
„Ich habe ein Team“, erwiderte ich.
„Gut.“
„Sollte ich sonst noch etwas wissen?“
„Sie wird schießfreudig und sehr nervös sein“, warnte er mich. „Ich habe ihr gesagt, dass jemand auf dem Weg zu ihr ist, aber du kündigst dich besser an, damit sie dich nicht erschießt.“ Er machte eine Pause und murmelte dann: „Ich kann dir nicht versprechen, dass sie nicht trotzdem schießt.“
„Das Risiko gehe ich ein“, sagte ich und gestand mir im Stillen ein, dass seine Worte wahr waren. „Ich lass dich wissen, wenn wir auf dem Weg dorthin sind. Es sollte weniger als eine Stunde dauern.“
„Beeil dich, aber nicht so sehr, dass du Dummheiten machst“, sagte er.
„Hast du vergessen, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene?“, fragte ich und hielt verärgert inne, die Hose erst halb zugeknöpft.
„Das habe ich nicht vergessen, darum habe ich dich angerufen“, antwortete er. „Aber ich weiß auch, wie anders alles ist, wenn es um jemanden geht, der einem etwas bedeutet.“
„Für mich ist das in Ordnung“, log ich. „Ich schreibe dir eine Nachricht, wenn es erledigt ist. Schickt mir diesen Pin.“
„Schon erledigt“, sagte er, bevor er das Gespräch beendete.
Ich checkte meine Nachrichten und fand den Pin, den Cam mir geschickt hatte. Ich fluchte, als ich sah, dass ich vierzig Minuten brauchen würde, um dorthin zu kommen. San Diego County war verflucht riesig, und der Verkehr war die Hölle.
Ich scrollte durch meine Kontakte, fand die Nummer, nach der ich gesucht hatte und drückte auf Anrufen.
„Nur weil du nicht schläfst, heißt das nicht, dass ich auch nicht schlafe“, sagte Forrest benommen.
„Ich brauche deine Hilfe“, erwiderte ich grimmig.
Seine Stimme klang sofort aufmerksam, als er wieder sprach. „Um was geht es?“
Zehn Minuten später hatte ich alle Mitglieder meines Teams erreicht, und Forrest klopfte an meine Haustür.
„Josiah und Ephraim sind auch gerade angekommen“, sagte er, als er durch die Tür hereinkam.
„Wilson und Eli sollten auch bald hier sein“, antwortete ich, während ich die Reisetasche auf meinem Küchentisch umpackte. „Lu meinte, sie würde rüber laufen und sollte jede Minute …“
Ich konnte den Satz nicht beenden, denn die einzige Frau unseres Teams, Lu, öffnete die Glasschiebetür, die zum Garten hinausführte.
„Ich habe beschlossen, über die Zäune zu springen“, sagte sie und ließ ihren Rucksack von der Schulter gleiten. „Kommen die Jungs gleich?“
„Ja“, bestätigte Forrest.
Innerhalb von Minuten versammelte sich unser ganzes Team um den Küchentisch, eine Einheit, die aus sieben Personen bestand und wie eine gut geölte Maschine funktionierte.
„Ich weiß nicht viel“, sagte ich und sah die Gruppe an. „Ein alter Freund hat mich vorhin angerufen und mir erzählt, dass seine Tochter in Schwierigkeiten steckt. Sie hat Gewehrschüsse gehört und sich in einem Schrank in irgendeinem Haus in La Jolla versteckt. Ich muss euch warnen, ich habe keine Ahnung, auf was wir uns da einlassen.“
„Wie alt ist seine Tochter?“, fragte Wilson.
„In meinem Alter“, erwiderte ich und sah ihm in die Augen.
„Und du kennst sie im biblischen Sinn?“, fragte er und neigte den Kopf etwas zur Seite. Er musste etwas an meinem Tonfall oder meiner Körpersprache bemerkt haben, aber ich hatte nicht die Zeit, um darüber nachzudenken, was mich verraten hatte.
„Als wir Teenager waren“, sagte ich und nickte kurz.
„Ich übernehme die Spitze“, sagte Forrest fest.
Ich öffnete den Mund, um zu widersprechen, schloss ihn aber wieder. Er hatte recht. Es ärgerte mich, als ich merkte, dass ich zu sehr in die Situation verwickelt war, um objektiv zu sein.
„Westen, Farbe und Nachtsichtgeräte“, ordnete Eli an. „Haltet die Masken bereit, wir werden sie brauchen, wenn wir den Kameras zu nahe kommen.“
„Weißt du sicher, dass sie ein Überwachungssystem haben?“, fragte Siah.
„Es ist ein Haus in La Jolla“, antwortete Eli. „Die haben definitiv Kameras. Wir vermeiden sie, wenn es möglich ist, aber wenn wir eine übersehen, will ich nicht eine eurer Fratzen in den Sechs-Uhr-Nachrichten sehen.“
Wir machten uns fertig und stiegen in Forrests schwarzen SUV und Ephraims Jeep. Sobald wir saßen, überwältigte mich die Angst so schnell und heftig, dass meine Knie sich auf und ab bewegten. Eine Sekunde lang erkannte ich das Gefühl nicht einmal, weil es so lange her war, dass ich es empfunden hatte. Ich wurde nervös, klar. Ich fürchtete mich. Man begab sich nicht in hochriskante Situationen und empfand dabei nie so etwas – diese Instinkte hielten einen am Leben. Aber seit Jahren hatte ich nicht mehr diese reine, hilflose Angst gespürt, nicht seit ich siebzehn war, krankenhausreif geschlagen wurde und auf dem Rücken im Schatten eines alten, weißen Hauses lag, während überall um mich herum Waffen abgefeuert wurden.
„Alles in Ordnung?“, fragte Lu und fasste vom Rücksitz aus nach vorn, um meine Schulter zu tätscheln.
„Ja“, erwiderte ich. „Ich hasse, nicht zu wissen, in was wir hineingeraten werden.“
„Wir sind in den USA“, sagte sie und schlug mir noch mal auf die Schulter. „Das wird ein Kinderspiel im Vergleich mit allem, was wir in Übersee erlebt haben.“
„Es wird schön sein, wegfahren zu können, ohne darauf achten zu müssen, ob irgendwelcher Scheiß auf der Straße ist“, sagte Forrester und schlug mit der Hand aufs Lenkrad.
„Genau“, sagte Lu und lehnte sich mit einem Seufzen im Sitz zurück. „Keine Sprengvorrichtungen, kein Hinterhalt, nur ein schneller Zugriff, und wir sind wieder weg. Zack.“
Ich brachte nicht zur Sprache, was mir alles durch den Kopf ging. Ich wusste, dass sie versuchten, alles herunterzuspielen, auch wenn sie die Wahrheit sagten, doch das hatte nicht wirklich etwas zu bedeuten. Denn wenn wir nicht rechtzeitig zu ihr kamen, interessierte es mich einen Dreck, wie einfach es war, von dort wegzukommen. Meine einzige Sorge war, zu ihr zu gelangen, dafür zu sorgen, dass sie in Sicherheit war und sie aus diesem Haus zu holen. Sauber rauszukommen war die geringste meiner Sorgen.
Es dauerte nicht so lange, wie ich gedacht hatte, um zum Ende der langen, mit einem Tor abgesperrten Auffahrt zu kommen, was positiv war. Aber das Tor war fest verschlossen, was bedeutete, dass wir zu Fuß zum Haus laufen mussten. Wir entfernten uns eine Viertelmeile vom Tor und wendeten, bevor wir ein Stück den Hügel hinunter an der Straßenseite parkten. Zum Glück waren beide Fahrzeuge dunkel, denn parkende Autos waren auf diesem Teil der Straße mit Sicherheit nicht normal. Man würde sie bemerken, aber die Farbe würde es Fahrern anderer Autos hoffentlich schwerer machen, sich später an sie zu erinnern.
„Wir springen hier unten über den Zaun“, sagte Forrest. „Sieht aus, als würden die Eigentümer Bäume mögen. Zum Glück, denn so haben wir eine Deckung, bis wir in die Nähe des Hauses kommen. Geht davon aus, dass es ein Alarmsystem gibt und bewegt euch entsprechend vorwärts.“
„Verstanden“, sagte Wilson. „Ich brauche vielleicht vierzig Sekunden, um es außer Betrieb zu setzen, sobald ich mich dem Haus auf drei Meter genähert habe.“
„Ich, Eli und Lu übernehmen mit Wilson die Vorderseite des Hauses“, sagte Forrest. „Eph, Siah und Chief gehen hinten rum. Nicht durchbrechen, bevor ich es sage.“ Er sah mir in die Augen. „Funktionieren die Funkgeräte von allen?“
„Ja.“
„Ja.“
„Meins ist in Ordnung.“
„Jawohl.“
„Ja.“
„Alles gut“, erwiderte ich und nickte.
„Lasst uns …“ Forrest hielt inne. „Himmel, wie heißt sie eigentlich, Mann? Wenn wir da drin auftauchen, erschrecken wir sie zu Tode.“
„Cecilia“, erwiderte ich und schüttelte den Kopf. Verflucht, ich musste mich zusammenreißen. „Und sie ist bewaffnet.“
Eli riss überrascht den Kopf herum und sah mich mit weit aufgerissenen Augen an. „Es ist wahrscheinlich besser, wenn man das weiß“, blaffte er.
„Und darum habe ich die Führung übernommen“, murmelte Forrest. „Versucht, euch nicht erschießen zu lassen.“
Ich machte mir nicht die Mühe, mich zu entschuldigen, denn ich wirkte schon wie ein verdammter Trottel. Herr im Himmel, sonst hatte ich doch immer alles im Griff. Wir mussten ein paar Vorschulkinder aus einem Haus am anderen Ende der Welt holen? Ich war derjenige, der Süßigkeiten in der Tasche hatte, um sie zu beruhigen, wenn sie unvermeidlich durchdrehten. Wir saßen in einer zerbombten Schule fest und es gab offensichtlich keinen Weg nach draußen? Hey, für diese eventuelle Notlage hatte ich Wasser eingepackt, sodass wir nicht an Dehydrierung starben, bevor man uns rausholen konnte. Gern geschehen.
„Cecilia“, sagte Wilson nachdenklich über das Funkgerät. „Wo habe ich diesen Namen schon mal gesehen?“
Lu lachte leise.
„Vielleicht war es ein Tattoo?“, scherzte Ephraim. „Ich könnte schwören, dass ich ein schlechtes Tattoo von diesem Namen gesehen habe.“
„Das reicht“, blaffte Forrest leise.
„Bring mich nicht dazu, dass ich dich niederschlagen muss“, sagte Siah zu mir, als wir über den Zaun kletterten und uns schnell zwischen den Bäumen hindurchbewegten. „Wenn du anfängst, Dummheiten zu machen, lasse ich deinen Arsch zurück.“
„Werde ich nicht“, brachte ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Ich war hoch konzentriert, als das Haus in Sicht kam. Die Auffahrt und die vordere Terrasse leuchteten wie ein verdammter Weihnachtsbaum auf.
Vor dem Haus stand ein Auto, und alle ließen sich zu Boden fallen, als ein Mann aus der Haustür kam und sie hinter sich schloss. Er hatte es nicht eilig, als er zum Auto ging und eine Kiste mit irgendwelchem Kram auf den Vordersitz stellte. Mein Kopf ruckte überrascht hoch, als ich hörte, dass er pfiff, als er um die Motorhaube herumging und einstieg.
„So einfach kann es doch nicht sein“, flüsterte Forrest ins Funkgerät. „Sobald er durch das Tor ist, gehen wir rein. Langsam.“
Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis das Auto vom Grundstück fuhr, aber es mussten nur Minuten gewesen sein. Dann setzten wir uns in Bewegung. Langsam und beständig, nach jeder Bewegung Ausschau haltend, hielten wir uns aus dem Aufnahmebereich der Kameras fern, hielten inne, als Wilson nach einem Alarmsystem suchte und meldete, dass es nicht scharf geschaltet war.
Wir kamen mit Siahs unvergleichlicher Fähigkeit, Schlösser zu knacken, leise durch die Hintertür. Wir bewegten uns in den Vorraum, dann in die Küche, schließlich in den Flur. Wir trafen im Eingangsbereich auf den Rest des Teams und ignorierten den Reichtum des Hauses, als die nackten Füße einer Frau aus einem Zimmer gegenüber der Treppe in Sicht kamen. Forrest und Wilson kümmerten sich um die Frau, während wir anderen den Rest des Erdgeschosses überprüften. Alles war leer.
Wir gingen langsam die Treppe hinauf, abwartend und beobachtend.
„Die Kameras sind abgestellt“, sagte Wilson ins Funkgerät. „Hier unten liegen zwei Leichen, ein Mann und eine Frau.“
Wir bewegten uns schneller, weil wir nicht mehr auf die Kameras achten mussten, aber das Haus war verflucht riesig. Ich hatte keine Ahnung, was Leute mit so viel Platz anfingen. Alle Zimmer waren möbliert, hatten einen begehbaren Wandschrank und ein eigenes Bad. Wir überprüften jedes einzelne. Jedes Mal, wenn ich die Tür eines Wandschranks öffnete, wappnete ich mich, aber die meisten waren leer. Die paar, in denen sich etwas befand, waren dennoch so leer, dass niemand sich darin verstecken konnte.
Es dauerte am längsten, das Hauptschlafzimmer zu durchsuchen, weil so viel Kram darin war. Das war das Schlafzimmer, das tatsächlich benutzt wurde. Statt eines perfekt gemachten Bettes und geschmackvoll arrangierter Möbel hingen Kleider über einem Stuhl und Schuhe bedeckten fast den ganzen Boden des Schrankes. Auf einem Nachtschrank stapelten sich Bücher, auf dem anderen stand ein Laptop. Das Bett war schlampig gemacht, so als hätte man einfach die Steppdecke über alles gezogen und es für gut befunden. Offensichtlich hatten diese Leute keine Angestellten, die mit im Haus lebten, denn dieser Wohnbereich war seit einigen Tagen nicht mehr hergerichtet worden. Zumindest wussten wir, dass sich keine weiteren unschuldigen Menschen irgendwo versteckten oder es noch mehr Tote im Haus gab.
Mein Geduldsfaden wurde dünner, als wir das Zimmer durchsuchten, weil ich wusste, dass sie nicht darin war. Wenn sie es gewesen wäre, hätte sie es Casper gesagt, sodass wir gewusst hätten, wo wir suchen mussten. Trotzdem mussten wir uns vergewissern, dass das Haus leer war, jeder Zentimeter davon.
Als wir ins fünfte Schlafzimmer kamen, das direkt neben dem Hauptschlafzimmer lag, klickte etwas bei mir. Es war ein Kinderzimmer mit hellgelben Wänden, und es sah wie der Rest der Gästezimmer unbenutzt aus. Aber irgendetwas nagte in meinem Hinterkopf. Irgendetwas stimmte nicht. Ich hob eine Hand, um die Männer hinter mir aufzuhalten und sah mich im Zimmer um. In einer Ecke stand ein Babybett, eine Decke war geschmackvoll über den Rand gelegt worden. An der gegenüberliegenden Wand stand ein Wickeltisch, Windeln, Feuchttücher und Badezubehör waren perfekt auf den Regalen arrangiert, als wären sie bisher nicht benutzt worden. Ein Schaukelstuhl stand in der Mitte eines flauschigen Läufers. Daneben stand eine Babyschaukel, die noch nicht einmal eingestöpselt worden war.
Mein Blick schoss zum Schaukelstuhl zurück. Etwas – nein, jemand hatte auf den Kissen dieses Stuhls gesessen. Der Rest des Zimmers sah unberührt aus, aber der Stuhl war benutzt worden. In dem hellgrauen Kissen zeichnete sich eine leichte Mulde ab, merkwürdigerweise nicht da, wo der Hintern gewesen war, sondern da, wo man den Kopf anlehnte.
„Sie ist hier drin“, sagte ich so leise, dass es über das Funkgerät in meinem Ohr nicht zu hören war.
Ich sah zuerst im Badezimmer nach, nur um sicherzugehen, aber ich wusste schon vorher, dass es leer war. Dann, als ob sie wüssten, dass sie warten mussten, um mir den Vortritt zu lassen, traf ich Josiah und Ephraim an der Schranktür.
Ich atmete tief durch, stieß die Tür auf und tastete nach dem Lichtschalter. Der Schrank war voller Krempel, Stangen um Stangen, auf denen Frauenkleidung hing, von einem Ende des Schranks bis zum anderen. Ein fast perfektes Versteck. Ich trat vor, aber mein Instinkt ließ mich zögern und die Maske wegziehen, die ich auf dem Kopf trug. Ich hielt meine Waffe bereit und richtete den Blick auf die Seite des Schranks, auf der dicke Mäntel hingen.
„Cec?“
Ich wagte kaum zu atmen, als sich ein langer Pelzmantel bewegte und dann langsam zur Seite geschoben wurde.
Und da war sie, blinzelte im grellen Licht des Schranks und zielte mit einer 38er direkt auf meinen Schritt, während sie ein Baby an ihrer Brust stillte.
„Mark?“, fragte sie und riss vor Schreck die Augen auf.
Ich versuchte, etwas zu sagen, konnte aber nicht. Meine Zunge klebte am Gaumen fest.
„Wir haben zwei Personen gefunden“, murmelte Eph ins Funkgerät, während er über meine Schulter sah. „Cecilia und ein neugeborenes Baby.“
„Ich werde dich umbringen, verdammt noch mal“, knurrte Forrest. Er musste nicht genauer erläutern, wen er damit meinte.
„Ich wusste es nicht“, sagte ich rau und starrte immer noch Cecilia an. „Herr im Himmel.“
Ich hatte das Gefühl, einen Geist zu sehen. Überall auf seinem Gesicht war Tarnfarbe, jedenfalls dort, wo die Haut nicht von einem Vollbart bedeckt war. Und er war mindestens doppelt so breit wie als Teenager – aber seine blauen Augen und die Nase, die leicht nach links verbogen war, weil sie von einem rechten Schwinger getroffen wurde, als er vierzehn war, und der breite Mund, für den er früher immer gehänselt wurde –hätte ich immer wiedererkannt. Ich hätte ihn überall wiedererkannt.
„Zeit zu gehen“, sagte der Mann hinter ihm. Als Mark nicht einmal sein Gewicht verlagerte, weil er zu sehr damit beschäftigt war, mich anzustarren, schob sich der Mann in den Schrank und streckte die Hand aus. „Ich bin Ephraim. Lass mich dir aufhelfen.“
Ich schüttelte den Kopf, versuchte, Sinn in das Ganze zu bringen und senkte meine Waffe. „Tut mir leid“, murmelte ich, sicherte die Waffe und steckte sie zurück in meine Tasche. „Gebt mir eine Sekunde.“
Ich schlang die Arme um das Baby, das immer noch schläfrig trank, nahm zuerst ihre Tasche, dann meine und schlang sie mir über die Schulter.
„Ich kann das für dich nehmen“, sagte Ephraim und wollte nach meinen Sachen greifen.
„Nein, danke, es geht schon“, sagte ich. Ich benutzte meine freie Hand, um mich abzustützen und auf die Knie zu rollen. Ich konnte kaum ein Stöhnen unterdrücken. Ich war steif und wund, weil ich so lange auf dem Boden gesessen hatte, aber ich wollte mich nicht beschweren. Sobald ich auf den Füßen war, erwachte Mark aus seiner Erstarrung.
„Lass mich dir helfen“, sagte er und nahm mir die Taschen ab, ohne auf eine Antwort zu warten. „Komm.“
Ich hielt das Baby an meinen Körper gedrückt und folgte Mark aus dem Schrank.
„Wartet“, sagte ich und blieb abrupt stehen. „Ich habe da drin eine schmutzige Windel auf dem Boden liegen lassen.“
„Ich glaube nicht, dass es ihnen etwas ausmacht“, sagte Mark.
„Gut mitgedacht“, sagte Ephraim gleichzeitig. „Wir hinterlassen besser keine Hinweise darauf, dass wir hier gewesen sind.“
„Du reißt dich mal besser zusammen“, murmelte ein anderer Mann Mark zu und machte ein paar Schritte vorwärts. Er sah mich an. „Ich bin Josiah. Ich bin froh, dass es dir gut geht.“
„Ich habe sie“, sagte Ephraim und hielt die Windel hoch. „Lasst uns gehen.“
Das Haus war gespenstisch still, als wir durch den Flur gingen und dann die Treppe hinunter. Es erinnerte mich daran, wenn zu Hause bei meinen Eltern wegen eines Sturms der Strom ausgefallen war. Manchmal brauchte das Elektrizitätswerk Stunden, um die Leitungen wieder in Ordnung zu bringen, und das Haus war so still, während wir warteten, wie ein Grab.
„Wir bringen sie hinten raus“, sagte Mark so leise, dass nur ich ihn hören konnte.
„Mit wem sprichst du?“, fragte ich leise.
Er wandte sich mir zu und legte einen Finger auf die Lippen. Ich nickte.
Als wir durch die Küche gingen, schob Mark seine Hand in meine Tasche und wühlte eine Weile darin herum. Als er nicht fand, wonach er suchte, blieb er stehen. Er stellte die Babytasche und die Handtasche auf dem Boden ab, zog den Reißverschluss seines Kapuzenpullovers auf und zog ihn schnell aus.
„Draußen ist es kalt“, sagte er mit dem Mund so dicht an meinem Ohr, dass ich seinen Atem spüren konnte. „Zieh das an.“
Ich machte mir nicht die Mühe, ihm zu widersprechen. Ich ließ ihn das Sweatshirt für mich halten und schob das Baby vorsichtig von einem Arm auf den anderen, damit ich in die Ärmel schlüpfen konnte. Als ich fertig war, zog er den Reißverschluss zu, sodass wir beide warm in den Pullover gehüllt waren.
„Alles klar“, flüsterte eine Frau von der Tür her und machte uns ein Zeichen, dass wir ihr nach draußen folgten sollten.
Ich hatte keine Ahnung, wer diese Leute waren, oder wie zur Hölle Mark Eastwood zu dem Ganzen passte, aber ich folgte ihnen trotzdem blind. Von zwei Übeln wählt man besser das, was man kennt. Es sah meinem Vater ähnlich, dass er mir Rettung in Form des Menschen schickte, den ich am allerwenigsten auf der Welt sehen wollte.
Ich stellte keine Fragen, als sie mich zu den Bäumen auf der einen Seite des Hauses drängten statt zur Auffahrt, und ich sagte kein Wort, als ich mich duckte und durch Zweige und Blätter schlängelte, aber als wir zu einem einsachtzig hohen Zaun kamen, weigerte ich mich.
„Auf keinen Fall klettere ich über dieses Ding“, sagte ich ernst. In meinem Sweater wurde der Mund des Babys schlaff, als sie fest einschlief.
„Das ist ein Kinderspiel“, sagte Ephraim. Als er lächelte, wirkten seine Zähne vor dem dunklen Hintergrund der Tarnfarbe erstaunlich weiß.
„Nicht wirklich“, erwiderte ich, warf wieder einen Blick über den Zaun, fasste ins Sweatshirt, zog meinen Sport-BH wieder über die Möpse und mein T-Shirt herunter. „Das wird nicht passieren.“
„Das ist nicht unser erstes Rodeo“, sagte Josiah. „Die Mauer ist oben ungefähr fünfundzwanzig Zentimeter breit. Wir heben dich hoch, sodass du dich daraufsetzen kannst. Und jemand anders wird dir auf der anderen Seite herunterhelfen.“
„Das ist Wahnsinn“, sprudelte ich hervor.
„Es wird funktionieren“, versicherte Josiah mir.
Gerade als ich einen Schritt zurücktreten wollte, weil ich auf gar keinen Fall mit einem Baby auf dem Arm diese Mauer hochklettern würde, ließ mich eine Hand auf meinem Rücken erstarren.
„Wir können das vordere Tor nicht benutzen“, sagte Mark in mein Ohr. „Das ist der einzige Weg hier raus.“
Ich starrte die Mauer an. Der Logik nach wusste ich, dass ich hinüber musste, weil ich hier rauswollte. Und wenn es nur auf diese Weise ging, dann würde es so sein. Allerdings wusste ich ganz ehrlich nicht, wie in aller Welt ich das schaffen sollte.
„Ich halte …“ Ephraim kam auf mich zu, und ich zuckte zurück und drückte instinktiv den Rücken gegen Mark.
„Einen Scheiß wirst du“, schnappte ich. „Sie bleibt bei mir.“
„Hey“, sagte Josiah beruhigend. „Es ist alles in Ordnung, okay? Wir sind hier, um dir zu helfen.“
„Das dauert alles einfach zu lange“, sagte Mark kurz.
Bevor ich wusste, wie mir geschah, hatte ich auf einmal fünf Schritte nach vorn gemacht, wurde plötzlich umgedreht und in die Luft gehoben. Mein Hintern schlug mit einem dumpfen Geräusch gegen die Mauer, und ich quietschte.
„Halt dein Gleichgewicht“, befahl Mark, während seine Hände noch meine Taille stützten. Er wartete, bis ich nicht mehr schwankte, bevor er mich losließ. Dann sprang er mit einer einzigen fließenden Bewegung über die Mauer. Nur Sekunden später wurde ich nach hinten gezogen und auf den Boden gehoben.
Ich hatte es in weniger als einer Minute über die Mauer geschafft.
„Was habe ich dir gesagt“, zog mich Ephraim auf, nachdem er auch drüben war. „Ein Kinderspiel.“
„Lasst uns gehen“, grollte eine Stimme mit Südstaatenakzent irgendwo zwischen den Bäumen.
Vier Schatten tauchten aus der Finsternis auf, und ich wäre fast über meine eigenen Füße gefallen.
„Himmel“, flüsterte ich und drückte das Baby noch enger an mich.
„Zu den Autos“, befahl dieselbe Stimme. „Wir treffen uns beim Chief, fahren unterschiedliche Strecken. Wir sehen uns auf der anderen Seite.“