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»Ach, wie beneide ich Leipzig um seine Musik!«

Clara Schumann

Für meine Familie

Hagen Kunze

GESANG

VOM LEBEN

Biografie der

Musikmetropole

Leipzig

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INHALT

Prolog

TEIL 1: LIED DER STADT

Sänger

Von den Höhen der Kirchtürme

Fürs Brot laufen

Chorvater

Bürgerstolz

Weltuntergang

Böses Geschrei

Lobe den Herrn, meine Seele

Mehrfachbegabung

Die Welt auf den Brettern

Du wahrer Gott

Von Tüchtigen und Untüchtigen

Unsichtbar

Der Gutenberg der Musik

Das Geheimnis des Klangs

Musiker für die Zukunft

TEIL 2: ORCHESTER

Massenware

Laien und Profis

Schulabbrecher

Kaffeehauskünstler

Theater als Geschäft

Der verehrte Gaukler

Der verkannte Komponist

Liebeserklärung

Geduld

Passion

Konservatorium

Die Muse

Berufen

Geliebter und ungeliebter Besuch

Eifersucht

Instrumente und Automaten

Neubauten in der Großstadt

TEIL 3: MÄCHTE DER FINSTERNIS. LIED VOM GLÜCK

Auf Reisen

Am Ende der Kräfte

Musik für alle

Ohne Ausweg

Barbaren

Taktieren und Überleben

Harte Zäsur

Träumer und Zerstörer

Lied von der Erde

Die Enthusiasten

Alte und neue Klänge

Die Standhaften

Die Mutigen

Was übrig bleibt

Befreit

Tränen in der Thomaskirche

Epilog

Dank

Endnoten

Literatur

Register

PROLOG

Biografien haben einen Anfang und ein Ende, die zeitliche Abfolge von Werden und Vergehen ist Teil der meisten Lebensbeschreibungen. Biografien von Städten aber sträuben sich gegen solch erzählerische Rahmen: Über den Anfängen liegt oft dichter Nebel, Metropolen mit Endpunkten sind die Ausnahme, und als lineare Entwicklung lässt sich Stadthistorie sowieso nur unzureichend darstellen. Auch die Musikgeschichte Leipzigs ist kein breiter Weg, der sich Punkt für Punkt abschreiten ließe. Vielmehr führt die vorliegende Erzählung, die ehrwürdige Institutionen wie Thomaner, Gewandhaus, Oper und Rundfunk mit engagierten Laienensembles und Popkultur verbindet, immer wieder auch über unzählige Seitenpfade. Wenn sich am Ende aber die Historie zu einem dichten Netz mit vielen Knoten ergänzt, mag mancher Zusammenhang verblüffen.

Anderes hingegen ist wenig überraschend: Kein Weg etwa führt in dieser Erzählung an jenem Orchester vorbei, das 1781 im Messehaus der Tuchmacher eine Heimstatt fand. Heute ist Leipzigs zentraler Platz, der Augustusplatz, geprägt von der dritten Kulturstätte innerhalb von zweihundert Jahren, die den Namen Gewandhaus trägt. Der Platz aber wird nicht nur vom Gebäude dominiert, sondern auch von Sighard Gilles Momumentalgemälde Gesang vom Leben, das aus dem Haus hinaus weit in die Stadt wirkt. Gibt es irgendwo auf der Welt eine zweite Musikstadt, in der ein Kunstwerk in einem Konzerthaus derart Teil des öffentlichen Raumes geworden ist ? Tag für Tag und Nacht für Nacht greift dieses größte Deckengemälde Europas unablässig nach außen, als würde es Leipzigs Anspruch als Musikstadt von Weltrang in ein Bild überführen. Wer Gesang vom Leben betrachtet, braucht Zeit und die Bereitschaft zum Perspektivwechsel. Formen, Farben und Inhalte überwältigen. Zudem bricht das von Gustav Mahlers Lied von der Erde inspirierte Kunstwerk unzählige Erwartungen, denn es illustriert nicht Musik und deutet auch keine Musikgeschichte. Stattdessen schafft es Assoziationsräume. Die vier Bestandteile Orchester, Lied der Stadt, Mächte der Finsternis und Lied vom Glück sind keine Abfolge. Im unablässigen Abschreiten ergänzen sie sich zu einem Bild, das schon beim nächsten Betrachten ganz anders wirken kann.

Auch der Blick auf die Musikstadt Leipzig unterliegt solch unablässiger Veränderung: Mancher Fokus im Buch lässt erstaunen, manche Lücke verwundern. Die Hauptstränge dieser Biografie tragen die Titel der Abschnitte von Gilles Gemälde. Lied der Stadt zeigt, wie die Vielfalt wuchs, die zur Basis einer einzigartigen Musikkultur wurde. Orchester beschreibt – keinesfalls ausschließlich, aber vorrangig – jene Institution, deren Ruf auch dazu führte, dass Leipzig in aller Welt als Musikstadt bekannt wurde. Der abschließende Teil des Buches, der vom zerrissenen 20. Jahrhundert mit seinen Kulturbrüchen bis in die vielschichtige Gegenwart reicht, verbindet die Mächte der Finsternis und das Lied vom Glück. Schon Sighard Gille selbst hat in seinen Vorstudien zum Bild beide Abschnitte als Einheit gesehen.

Längst ist Gesang vom Leben Teil der Historie: Als am Abend des 9. Oktober 1989 auf dem Platz, der zu dieser Zeit noch nach Karl Marx benannt war, zehntausende Menschen Freiheit und Demokratie forderten, ging ihr Blick auch zum Gewandhaus. Aus ihm kam Stunden zuvor der von Kurt Masur initiierte Aufruf zur Gewaltlosigkeit, der wesentlichen Anteil am Erfolg der Friedlichen Revolution hatte. An diesem Abend zeigte sich die Tragweite von Gilles Kunstwerk an der hell erleuchteten Fassade des Gewandhauses mit aller Prägnanz. Denn der Abschnitt Lied vom Glück ist einzig von jener Stelle aus vollständig zu sehen, wo damals die Demonstranten versammelt waren. Er zeigt die Vision einer zukünftigen Welt, ein idyllisches Arkadien. Im Herbst 1989 gingen Träume in Erfüllung. Ob die folgenden Jahrzehnte die Biografie der Musikmetropole in ein Lied vom Glück wandelten, sollen spätere Generationen bewerten.

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Teil Eins

LIED DER STADT

SÄNGER

1212

Die Leipziger sind wütend und setzen Bauholz in Brand · Das neue Kloster entsteht trotzdem und Minnesänger Heinrich von Morungen bringt die Reliquien mit · Eine Schule nicht nur für Geistliche · Mehr als ein Vorsänger: Das Amt des Kantors

Kann man die Chancen für sein Seelenheil bessern, indem man ein Kloster gründet? Das steht zumindest in der Urkunde, die der sächsische Markgraf Dietrich am 20. März des Jahres 1212 auf dem Reichstag in Frankfurt erhält. Tatsache ist: Leipzig braucht dringend ein Kloster. Aber Landesherr Dietrich kann im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation nicht einfach so eines errichten, die Genehmigung des Kaisers und sein Siegel auf besagter Urkunde sind unabdingbar. Doch es sind wohl weniger Sorgen um sein Seelenheil als vielmehr politische Gründe, die Dietrich nach Leipzig blicken lassen: Die aufblühende Stadt liegt strategisch günstig am Schnittpunkt zweier Handelsstraßen.1 Die Leipziger scheren sich kaum um die Belange ihres Markgrafen. Da könnte ein Kloster Wunder bewirken: Weil so der Geistlichkeit, die fortan vom Landesherrn abhängig ist, dank der Beichte nichts verborgen bleibt. Die Bestätigung der Schenkung am ersten Frühlingstag des Jahres 1212 durch den Welfenkaiser Otto IV. ist zugleich das Gründungsdatum von St. Thomas, auf das sich Thomanerchor, Thomaskirche und Thomasschule bis heute berufen.2 Genutzt wird das Kloster mehr als drei Jahrhunderte lang von den Augustinern – dem nach Franziskanern, Dominikanern und Karmelitern vierten mittelalterlichen Bettelorden.

Die Gründung fällt in eine politisch bewegte Zeit. Staufer und Welfen streiten sich in einem zwanzig Jahre währenden Bürgerkrieg um die Nachfolge des 1197 verstorbenen Heinrich VI. Als der Welfe Otto das Gründungsdokument der Thomaner siegelt, ist sein Stern jedoch schon merklich gesunken. Weil er es gewagt hat, das päpstliche Sizilien zu besetzen, wird er vom Kirchenoberhaupt mit dem Bann belegt. Die deutschen Fürsten schlagen sich nun nach und nach auf die Seite des Staufers Friedrich II., des Gegenkönigs. Der Sachse Dietrich, der Otto noch 1212 in Frankfurt die Treue schwört, nimmt das mit der Treue nicht ganz so genau und gehört zwei Jahre später zum Gefolge des Staufers. Weitere vier Jahre später erlebt er, wie die Welfen nach dem Tod ihres Oberhauptes die Reichsinsignien an Friedrich übergeben und diesen als Kaiser anerkennen.

Zurück nach Leipzig. Dort wundern sich die Einwohner über die Stiftung. Warum in aller Welt erwählt der Landesherr ausgerechnet den Jünger Thomas zum Patron für das neue Kloster? Schließlich sind Kirchen und Klöster nach Heiligen benannt, die eine besondere Beziehung zum Ort haben. Thomas aber hat so rein gar nichts mit der aufstrebenden sächsischen Handelsstadt zu tun. Der Grund für das Patrozinium sind Reliquien, die wichtigste Währung des Hochmittelalters. Überreste des Heiligen Thomas finden just zu dieser Zeit den Weg nach Leipzig, ein Sängerstar, der als einer der ersten Chorherren das Kloster bezieht, trägt sie im Reisegepäck: Zweifellos ist Heinrich von Morungen neben Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach einer der bedeutendsten Minnesänger seiner Zeit. Als Meister mittelhochdeutscher Liedkunst genießt er ein bewegtes Leben, das ihn bis nach Indien geführt haben soll.3 Gut möglich, dass der berühmte Sänger den sächsischen Markgrafen überhaupt erst auf die Idee mit dem Kloster bringt. Denn Heinrich hat mit knapp 60 Jahren genug von der Welt gesehen und bittet Dietrich, seinen letzten Dienstherren, sich zur Ruhe setzen zu dürfen. Für das neue Kloster lohnt sich der Eintritt des Stars gleich dreifach. Als Weltreisender übergibt Heinrich dem Stift die Kostbarkeiten, als Chorherr sorgt er für künstlerischen Ruhm. Und als ehemaligem Angestellten des Landesherrn steht ihm zudem eine jährliche Rente zu, die er bis zu seinem Tod4 dem Kloster spendet.

Doch die Leipziger wundern sich nicht nur, sie ärgern sich auch. Denn ihnen ist nicht entgangen, dass die Klostergründung ihre Freiheit beschneidet. Dank des 1190 erteilten Messeprivilegs ist die junge Stadt ein Handelsplatz mit selbstbewusster Bürgerschaft. Die Einrichtung eines Stifts, mit dem der Landesherr in einem Bürgerkrieg Partei ergreift, begreifen die Städter als Angriff auf ihre Souveränität. Warum sonst wird dem Kloster die soeben erbaute städtische Marktkirche zugesprochen, die zur Thomaskirche umgewidmet und nochmals erweitert werden soll? Sie sind darum nicht zimperlich mit ihrem Protest. Sie stürmen die Baustelle, werfen Kalk und Steine in die Pleiße, setzen das Bauholz in Brand und verjagen den Propst.5 Um einer Strafexpedition zu entgehen, verschwören sie sich sogar zum Mord am Landesherrn. Dazu kommt es jedoch nicht. Eine Magd warnt Markgraf Dietrich, die Verschwörer fliehen. Dennoch siegen die Bürger im Machtkampf: Dietrich bestätigt 1216 die Privilegien der Stadt und verzichtet sowohl auf die Fertigstellung des Kirchenbaus als auch auf Rache an den Aufständischen.

Insgeheim aber brütet er über einer Revanche. Denn allein schon, um sein Seelenheil nicht zu verwirken, muss der Bau wieder aufgenommen werden. Zu Michaelis 1217 weilt der Staufer-König Friedrich II. in Leipzig, in seinem Gefolge drängt auch Dietrich in die Stadt. Mit einer List unterwirft er die aufsässigen Städter. Eigentlich sollte er nur mit wenigen Männern eingelassen werden, aber sein Trupp schlüpft an jedem einzelnen Tor mit der erlaubten Anzahl hindurch. Weil die Soldaten zudem den Klöppel der städtischen Glocke stehlen, können die Bürger nicht gewarnt werden. Die überrumpelten Leipziger müssen zusehen, wie ihre Stadtmauer geschliffen und als Baumaterial zur Thomaskirche gebracht wird.6

Das von Dietrich im Jahr 1212 gestiftete Kloster braucht von Anfang an Sänger, um die zahlreichen liturgischen Dienste in den Gottesdiensten abzusichern. Dafür werden einige Knaben verpflichtet: die ersten Thomaner. Diese Rechnung funktioniert jahrhundertelang – selbst dann noch, als nach der Reformation die Stadt die Verantwortung für den Chor übernimmt. Dafür, dass die Jungen ihre musikalischen Aufgaben erledigen, werden sie im Gegenzug an einer Klosterschule unterrichtet, beherbergt und verköstigt. Obwohl die Thomasschule erst in einem Dokument von 1254 erwähnt wird,7 ist anzunehmen, dass sie schon kurz nach der Gründung des Klosters eröffnet wird. Für das Jahr 1221 berichtet die Chronik, dass der Bau des Klosters nunmehr vollendet wäre. Zweifellos ist damit auch die Klosterschule gemeint, denn Nachwuchsgewinnung ist eine der Grundaufgaben der Augustiner. Bis zu diesem Punkt unterscheidet sich das Thomasstift kaum von anderen mitteldeutschen Klöstern ihres Ordens. Die Augustinerklöster St. Afra in Meißen oder das Kloster Unser Lieben Frauen auf dem Berge in Altenburg sind nur wenige Jahre älter,8 auch dort gibt es von Anfang an stiftseigene Schulen.

Was die Thomasschule einzigartig macht, ist ihre Schülerschaft. Schola exterior nennt der Propst die Einrichtung in der Urkunde von 1254 – im Gegensatz zu den scholae interior in Meißen und Altenburg. Der Unterschied ist wesentlich. Dort wird nur Kleriker-Nachwuchs ausgebildet, die Thomasschule aber steht der Bürgerschaft gegen Zahlung von Schulgeld offen, arme Schüler erhalten Freiplätze. Den Unterricht – auch in Musik – leitet der Rektor, während dem Kantor (Vorsänger) nur die Ausbildung der Chorsänger obliegt. Von Anfang an sind diese späteren Thomaner nur eine Minderheit an der Schule. Die liturgischen Dienste versehen anfangs 12, dann 24 Sänger. Ihnen gegenüber stehen zu allen Zeiten deutlich mehr Schüler, die nicht Sänger sind. Es ist darum also nur gerecht, dass sich die Thomasschule aus diesem Grund als »älteste öffentliche Schule Sachsens« bezeichnet.

Heute ist die Frage, was Thomaner gewöhnlich singen, schnell beantwortet: Bach. Aber was singen die Knaben im 13. Jahrhundert? Dass die Augustiner Musik lieben, zeigt schon die Biografie des Augustiners Martin Luther, der gern Musiker geworden wäre. Die Kirchenmusik dieses Ordens kann im Mittelalter gar nicht festlich genug sein und bedient sich darum neben des in die Jahre gekommenen Klassikers des gregorianischen Chorals auch der allerneuesten Moden. Für die steht 1212 die Musik der Pariser Kathedrale Notre Dame. Dort entwickelt Chormeister Pérotin die zweistimmigen, noch in der Gregorianik verhafteten Gesänge seines Lehrers Léonin weiter zu drei- und vierstimmigen Werken. Man darf die mutige Tat zu Recht als größte musikalische Sensation des vergangenen Jahrtausends bezeichnen, ist dieser Schritt doch die Basis für die gesamte mitteleuropäische Musikgeschichte. Es dauert nicht lange, bis auch die Musik liebenden Leipziger Augustiner die neuesten Gesänge aus Paris anstimmen.

Der wachsenden Schülerzahl entsprechend engagiert der Rektor schon bald collaboratores (Mitarbeiter) als Aushilfslehrer. Das Amt des Kantors aber wird stets einem älteren Chorherrn übertragen. Deren Namen überliefern die frühen Chroniken nicht. Erst in der Mitte des 15. Jahrhunderts lichtet sich das Dunkel: Johannes Steffani de Orba (Johannes Urban) ist der erste bekannte Thomaskantor. Er amtiert von 1436 bis 1466. Die in dieser Zeit überarbeiteten Stiftsstatuten benennen seine Aufgaben: Orba muss in der Messe die Gesänge anstimmen und außerhalb der liturgischen Dienste für die Unterweisung des Sängernachwuchses sorgen.9

Dass man das mittelalterliche Repertoire der Thomaner recht genau kennt, hängt mit einem kostbaren Schatz zusammen, den die Leipziger Universitätsbibliothek bewahrt: ein im 13. und 14. Jahrhundert zusammengestelltes vierhundertseitiges Chorbuch – das St.-Thomas-Graduale. Der mit großer kalligraphischer Sorgfalt gestaltete Kodex zählt heute zu den besterhaltenen mittelalterlichen Choralsammlungen. Gestalterisch hervorgehobene Gesänge für den Apostel Thomas belegen, dass die prachtvolle Handschrift einst direkt in Leipzig entstand. Das Thomas-Graduale ist nicht nur ein Dokument des hohen musikalischen Könnens der hiesigen Chorherren. Es ist auch ein Beleg für eine besondere Leipziger Aufführungspraxis des gregorianischen Chorals, die sich von der offiziellen römischen Interpretation wesentlich unterscheidet. Anhänge zeigen zudem, dass die Handschrift zweieinhalb Jahrhunderte lang ständig benutzt wird, im 16. Jahrhundert spendiert man dem Buch sogar einen neuen Einband. Nach der Einführung der Reformation in Leipzig wird der Kodex nicht eingemottet, sondern zum Glück einfach weiterverwendet. Auch Bach blättert in der alten Handschrift und schöpft aus ihr Inspiration. Im Credo seiner h-Moll-Messe, die heute als eines der Hauptwerke geistlicher Barockmusik gilt, zitiert er zu den Worten »confiteor unum baptisma in remissionem peccatorum« notengetreu eine uralte liturgische Wendung in jener Form, wie sie im St.-Thomas-Graduale überliefert wird.

VON DEN HÖHEN DER KIRCHTÜRME

1230 bis 1479

Jedem Orden seine Kirche · Orgeln und Glocken, die die Lebenden rufen · Ein Refektorium wird zur Aula der neuen Universität · Vom täglich Brot und den Nöten der Stadtpfeifer

Lange Zeit ist die Leipziger Musikpflege bestimmt vom Gesang in Kirchen und Klöstern. 17 Jahre nach den Augustinern, die ihre Heimstatt an der westlichen Stadtmauer in St. Thomas haben, siedeln Dominikaner am entgegengesetzten Punkt der Stadt. Nahe dem Grimmaischen Tor bauen sie eine Kirche, die 1240 dem Apostel Paulus geweiht wird. Später firmiert sie als Universitätskirche, 728 Jahre nach ihrer Weihe wird sie von den realsozialistischen Machthabern gesprengt. Noch zwei weitere Orden werden in Leipzig heimisch: Zisterzienserinnen richten 1230 im Südwesten das St.-Georgs-Kloster ein, in Nordwesten bauen Franziskaner die 1253 erstmals erwähnte Barfüßerkirche.10 Lediglich die Nikolaikirche als fünftes Gotteshaus der Stadt ist keine Klosterkirche. Sie untersteht bis 1540 der Aufsicht des Thomaspropstes, danach wird sie zum Sitz des lutherischen Superintendenten.

Zur Kirchenmusik gehört nicht nur Gesang, sondern auch die Orgel. Die älteste heute noch erhaltene sächsische »Königin der Instrumente«11 stammt aus dem 17. Jahrhundert und steht in Pomßen in der Nähe von Grimma, zwanzig Kilometer von Leipzig entfernt. Eine Urkunde aus dem Jahr 1384 belegt, dass schon im mittelalterlichen Leipzig Orgelmusik zu hören ist. Denn die Stiftung eines Marienaltars in der Thomaskirche durch den Markgrafen Wilhelm I. (»den Einäugigen«) schreibt vor, dass an allen Sonnabenden und an den Marienfesttagen eine Messe »mit Orgel« aufgeführt werden solle. Die pedallosen Instrumente, die sich in dieser Zeit in vielen Kirchen finden, sind die Gewinner in einem Streit um die »richtige« Sakralmusik. Den Dominikanern nämlich sind die anspruchsvollen Chorgesänge der Augustiner ein Dorn im Auge. Ganz abschaffen lassen sich diese zwar nicht, aber als Kompromiss zwischen den Orden gilt fortan, dass sich Chor und Orgel gerecht abwechseln: Mal sind innerhalb der Liturgie die Sänger zu hören, dann wieder erklingen die mehrstimmigen Sätze rein instrumental. Die Orgel der Thomaskirche hat mit den kleinen Musikapparaten, wie sie in anderen Kirchen zu finden sind, jedoch kaum etwas gemeinsam. Eine Chronik aus dem Jahr 1525 beschreibt sie als großes Instrument, das damals schon fast 170 Jahre alt ist.12 Zwar weiß man nicht genau, wann die 1356 im Augustinerkloster Eicha bei Naunhof erbaute Orgel dem Thomaskloster übereignet wird. Aber es ist wahrscheinlich, dass sich die Stiftung Wilhelms I. aus dem Jahr 1384 bereits auf diese prachtvolle Orgel bezieht.

Es lässt sich sehr gut darüber streiten, welches Musikinstrument das lauteste sei. Zählt man die Kirchenglocke zu den Instrumenten (und es spricht mehr dafür als dagegen), dann gebührt zweifellos ihr die Krone. Denn der Klang einer Glocke trägt wesentlich weiter als jener der Orgel. Im spätmittelalterlichen Leipzig gibt es gleich zwei bewundernswerte Exemplare davon. 1452 wird die von Lucas Hall gegossene 92 Zentner schwere Osanna in der Nikolaikirche geweiht. Die Gemeinde hat an ihr jedoch nicht lange Freude: Während der Belagerung durch kaiserliche Truppen im Dreißigjährigen Krieg wird die Osanna 1633 zerstört. Ein Vierteljahrhundert nach der Nikolaikirche erhält auch die Thomaskirche 1477 eine prachtvolle Glocke. Die 100 Zentner schwere Gloriosa stammt aus der Werkstatt von Theodor Reinhard. Wie wertvoll das Instrument ist, zeigt die Tatsache, dass der Rat den Gießern 16 Kannen Wein spendiert. Denn die Gloriosa ist schon äußerlich eine der schönsten Glocken ihrer Zeit: Ritzzeichnungen von Nikolaus Eisenberg zeigen Kreuzigung und Auferstehung Christi sowie den Heiligen Thomas als Namenspatron der Kirche. Die Inschrift verrät die Funktion: »Vivos voco, mortus plango, fulgura quoque frango« (»Die Lebenden rufe ich, die Verstorbenen betrauere ich, die Blitze breche ich«). Das gilt nach wie vor: Die Gloriosa wird bis heute regelmäßig geläutet – wenngleich nur noch an hohen Feiertagen, um die über 500 Jahre alte Glocke länger zu erhalten.

Doch zurück von den Höhen der Kirchtürme in die Niederungen der Pädagogik der Klosterschulen. Sogar beim Papst klopfen die Leipziger im 14. Jahrhundert mehrfach mit dem Anliegen der Gründung einer zweiten Schule an. Die Zusage, dass die Thomasschule auch Bürgersöhnen offen sein müsse, reicht den Städtern nicht. Zu eng scheint ihnen die Verbindung des Klosters mit dem sächsischen Landesherrn, in Sachen Bildung wünscht man Unabhängigkeit von Meißen. Als Papst Bonifatius IX. 1395 endlich die Erlaubnis für eine städtische Bildungseinrichtung gibt, bleibt die Vollmacht jedoch ungenutzt – ein Rätsel, das selbst mutig spekulierende Historiker nicht lösen können. Nach 1409 aber brauchen die Leipziger eine zweite Schule gar nicht mehr. Als infolge eines Streits an der Prager Karls-Universität mehr als tausend deutsche Lehrer und Studenten von dort wegziehen und am 2. Dezember 1409 mit der Wahl des Rektors eine neue Universität in Leipzig gründen, ist das Bedürfnis der Städter nach höherer Bildung erst einmal gestillt.

Die Geschichte der Universität ist mit der Thomaskirche eng verwoben. Bereits die Gründung der Alma mater lipsiensis erfolgt im Thomasstift, wo beim Einweihungsakt unter Anwesenheit des Landesherrn die Thomaner singen.13 Weil es lange Zeit an geeigneten Räumen mangelt, stellt das Kloster zudem die Gebäude zur Verfügung: So wird das Refektorium zur Aula und der Kreuzgang zum Kolleg. Schon im 15. Jahrhundert sitzen Studenten nicht nur in Vorlesungen und lauschen dort den klugen Worten ihrer Professoren, sondern musizieren und singen gemeinsam. 1456 zieht es den 16-jährigen Hartmann Schedel, der später als Freund Albrecht Dürers ein berühmter Buchautor wird, nach Leipzig, wo er die sieben freien Künste studiert. An der neuen Universität teilt sich dieses traditionelle Studienprogramm in das sprachliche Trivium mit Grammatik, Rhetorik und Dialektik und das mathematische Quadrivium mit Arithmetik, Geometrie, Musik und Astronomie. Im Mittelalter sind diese artes liberales Grundlage, um Jura, Medizin oder Theologie zu studieren. Dementsprechend steht bei der Musik auch nicht die Praxis, sondern die regelorientierte Theorie im Vordergrund.

Doch Schedel ist an der Praxis interessiert. In Leipzig beginnt er mit der Arbeit an einem Liederbuch, das mit fast 130 überwiegend dreistimmigen Kompositionen zu den wichtigsten Quellen weltlicher spätmittelalterlicher Kunst zählt.14 Zudem erlaubt die Sammlung, die deutsche und italienische Musikpraxis miteinander zu vergleichen. Denn Schedel führt das Liederbuch fort, als er 1460 als Magister artium Leipzig verlässt und in Padua Anatomie und Chirurgie studiert. Die weltliche Musik wird in Leipzig wenige Jahre nach seinem Weggang institutionalisiert, 1479 engagiert der Stadtrat erstmals festbesoldete Stadtpfeifer: Meister Hans Nagel und zwei seiner Söhne. Die Stadtpfeifer wohnen in der Burgstraße, später im Stadtpfeifergässchen. Ihre Aufgaben sind umfangreich: Sie sind für die Instrumentalmusik in den Kirchen verantwortlich, spielen vom Rathausturm und müssen städtische Feste musikalisch umrahmen.15 Ihren knappen Sold bessern sie mit Musik bei Hochzeiten und anderen privaten Feiern der Leipziger Bürger auf, bei denen laut Anweisung des Rats nur sie allein spielen dürfen – ein Privileg, das sie immer wieder verteidigen müssen.16 Im Gegenzug für diese Begünstigung halten sich die Stadtpfeifer an die mit dem Rat vereinbarten Gagen. So werden sie Teil des städtischen Zunftwesens: Wer Stadtpfeifer werden will, muss Unterricht beim Meister genossen haben. Solange es etwas zu feiern gibt, lohnt sich das Geschäft. Und zu feiern gibt es in der reichen Handelsstadt eigentlich immer etwas. Schwierig aber wird es, wenn die Musik schweigt. Lassen sich die von der kirchlichen Obrigkeit verordneten musiklosen Fastenzeiten vor Ostern und Weihnachten noch planvoll überstehen, so stürzt die Landestrauer, die nach dem Tod hoher Mitglieder der Herrscherfamilie oft für Wochen oder gar Monate befohlen wird, die Stadtpfeifer oft in erhebliche Existenznöte.

FÜRS BROT LAUFEN

1519

Am Siebenschläfertag auf der Pleißenburg · Georg Rhaus rätselhafte Zwölfstimmigkeit · Wenn Luther spricht, haben die Thomaner frei · Hungernde und frierende Kurrendesänger vor den Bürgerhäusern

Welches Wetter in Leipzig am 27. Juni 1519 herrscht, ist in keiner Chronik überliefert. Es ist Siebenschläfertag. Regnet es und dann nach der Bauernregel auch noch weitere sieben Wochen lang? Oder hält sich eine Schönwetterlage? Abgesehen vom Wetter erzählen die Chroniken aber sehr viel über diesen denkwürdigen Tag. Allesamt berichten sie, dass zu Siebenschläfer 1519 von Leipzig etwas ausgeht, das später für die ganze Welt weitreichende Konsequenzen haben wird. Heute wäre das, was da auf der Pleißenburg auf Befehl des albertinischen Landesherrn Georg passiert, wohl kaum der Rede wert: Zwei Wissenschaftler treffen sich zu einem Streitgespräch. Im Jahr 1519 aber ist dieses Gespräch eine Sensation. Denn mit seiner Erklärung, dass weder Papst noch kirchliche Konzilien höchste Autorität in Glaubensdingen für sich beanspruchen können, bricht der Wittenberger Theologieprofessor Martin Luther genau hier endgültig mit Rom.

Aus heiterem Himmel kommt dieser Bruch keineswegs. Die Leipziger Disputation zwischen Luther und Andreas Bodenstein von Karlstadt einerseits sowie dem Ingolstädter Professor Johannes Eck andererseits wird penibel vorbereitet. Schon unmittelbar nach dem Wittenberger Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 profiliert sich Eck als hartnäckiger Gegner der Reformation und liefert sich mit Luther eine schriftliche Auseinandersetzung. Als Karlstadt eingreift, fordert Eck ein öffentliches Streitgespräch, Schauplatz soll Leipzig werden. Weil der zuständige Bischof jedoch die Genehmigung verweigert, fällt die Disputation beinahe ins Wasser. Der theologisch interessierte Herzog Georg greift ein und befiehlt die Streithähne auf die Pleißenburg. Mit zweihundert Studenten ziehen die Wittenberger nach Leipzig. Bevor die zweiteilige Redeschlacht beginnt (eine Woche debattieren Eck und Karlstadt über den freien Willen, dann liefern sich Luther und Eck ein zwölftägiges Rededuell über das Papstamt), führt der feierliche Zug zum Gottesdienst in die Thomaskirche.

Thomaskantor ist in dieser Zeit Georg Rhau, ein Mann mit außergewöhnlicher Mehrfachbegabung. Als er Ostern 1518 nach Leipzig kommt, ernennt ihn die Universität gleich zum Assessor, denn Rhau hat bereits in Wittenberg das Grundlagenstudium abgeschlossen. Parallel zur Gelehrtenlaufbahn widmet sich Rhau an der Pleiße der praktischen Musik. Und er kommt nicht mit leeren Händen. Für den Gesangsunterricht hat er sein im Jahr zuvor erschienenes Enchiridion musices (Handbüchlein der Musik) im Gepäck – ein Elementarlehrbuch über die Grundlagen der Musiktheorie. Grund genug also für die Leitung des Thomasklosters, Rhau umgehend zum Thomaskantor zu ernennen, ihn mit der Ausbildung der Chorschüler zu betrauen und die musikalische Ausgestaltung der Messen in seine Hände zu legen. Eine Aufgabe, die Rhau überaus ernst nimmt: Für den Festgottesdienst zur Eröffnung der Disputation am 27. Juni 1519 studiert er eine neue Messe ein. Zwölfstimmig sei diese gewesen, berichtet der spätere Wittenberger Prediger Sebastian Fröschel, der als Student Ohrenzeuge der Aufführung ist.17 Bis heute ist dieses Werk jedoch Gegenstand eines weiteren scharf geführten wissenschaftlichen Streits. Da Zwölfstimmigkeit für die Musik des 16. Jahrhunderts ungewöhnlich sei, dürfe Fröschels Bericht nicht wörtlich genommen werden, betonen manche Forscher. Die Beschreibung »zwölfstimmig« bedeute vielmehr, dass der Thomaskantor eine vierstimmige Messe von zwölf Sängern darbieten lässt. Die Fakten sprechen dagegen: Ein weiterer Bericht, das 1520 entstandene Kompositionstraktat De compositione cantus von Johannes Gallicus, erwähnt ausdrücklich den zwölfstimmigen Satz: »Es ist nämlich den meisten gut bekannt, dass Georg Rhau, der Leipziger Kantor, ein Mensch, der mir sowohl in Freundschaft sehr verbunden als auch tatsächlich musikalisch außerordentlich begabt ist, in der Thomaskirche unter Anwesenheit einer großen Menschenansammlung eine Messe, die aus Harmonien von zwölf Stimmen zusammenklang, zur Aufführung gebracht hat.«18

Sucht man in der um 1500 entstanden und noch heute erhaltenen geistlichen Musik nach zwölfstimmigen Kompositionen, so bietet sich nur ein Werk an: die Missa Et ecce terrae motus des 1513 verstorbenen Franzosen Antoine Brumel. Dass der auch als Verleger tätige Thomaskantor Rhau dieses Werk besessen haben könnte, ist nicht unwahrscheinlich. 1510 wurde in München eine Handschrift angefertigt, die dann ihren Weg nach Norden nahm. Zudem finden sich gleich in mehreren der von Rhau veröffentlichten Musikaliensammlungen Motetten aus Brumels Feder. Sei es, wie es sei – das Außergewöhnliche jenes Werkes, das zu Siebenschläfer 1519 in der Thomaskirche erklingt, begreifen die Gottesdienstbesucher schnell. Vor Begeisterung wären sie auf die Knie gesunken, weiß Fröschel. Der endgültige Beweis dafür, dass die Thomaner an diesem Tag Brumels Et ecce terrae motus singen, steht zwar bis heute aus, aber die Indizien sind kaum von der Hand zu weisen.

19 Tage dauert die Disputation: 19 Tage, in denen Luther seinem Gegner zunehmend rhetorisch unterlegen ist und darum Herzog Georg wenig für kirchliche Reformen begeistert. Luthers Anhänger sehen das anders. Der Thomaskantor selbst deutet im Abschlussgottesdienst die Niederlage zum Triumph um. Wie Fröschel schreibt, dirigiert Rhau »ein Te Deum Laudamus, darein die Stadtpfeifer auf das herrlichste geblasen haben«.19 Als großer Lobgesang ist das Te Deum (Dich, Herr, loben wir) außergewöhnlichen Ereignissen vorbehalten: Händel komponiert ein Te Deum zum Dettinger Friedensschluss, Petr Eben eines aus Anlass der Friedlichen Revolution 1989. Rhau, der nicht nur die musikalischen Rahmenbedingungen setzt, sondern auch Protokollant der lateinisch geführten Disputation ist, wird in diesen Wochen zu einem feurigen Anhänger Luthers. Das sorgt auch dafür, dass er keine Lust mehr hat, Thomaskantor im streng altgläubigen Leipzig zu bleiben. 1520 legt er das Amt nieder und gelangt über Umwege wieder nach Wittenberg. Dort beginnt Rhau die dritte Laufbahn seines Lebens. Nach den Jahren als Gelehrter und Thomaskantor wird er Buchdrucker. Bis zu seinem Tod gibt er die Werke der berühmtesten Komponisten seiner Zeit heraus, zugleich veröffentlicht er auch Luthers Großen Katechismus und das Augsburger Bekenntnis. Als Rhau am 6. August 1548 im Alter von 60 Jahren stirbt, ist er der führende Kopf jener Männer um Luther, die sich Gedanken um die Kirchenmusik machen. Wer wissen will, welchen Stellenwert die Tonkunst für die Reformatoren hat, muss nur Rhaus Sammlungen zur Hand nehmen. Zwölf Lehrbücher und Musiksammlungen geben ausreichend Zeugnis von den künstlerischen Anschauungen der Wittenberger.

Fast zwanzig Jahre lang dauert es nach dem Ende der Disputation, bis auch im albertinischen Sachsen die Reformation eingeführt wird. Zu Pfingsten 1539 predigt Luther aus diesem Anlass in der übervollen Thomaskirche. Schön wäre es, könnte man die prachtvolle Kirchenmusik beschreiben, vielleicht sogar von einem Te Deum berichten, das jenes von 1519 an Klangpracht noch überträfe. Doch das Gegenteil ist der Fall. An diesem Tag haben die Sänger frei: Der altgläubige Propst Ambrosius Rauch, dem die Chorknaben unterstehen, verhindert, dass die Thomaner »die lutherische Pest« und das »Gift zu Wittenberg«20 musikalisch untermalen. Weil er auch verbietet, dass die Gloriosa läutet, laufen die vom Küster heimlich instruierten Knaben durch die Stadt und werben mit Handzetteln für Luthers Predigt.

Die der Reformation stehenden Fußes folgende Verwaltungsreform ist die größte Zäsur in der bis dahin immerhin schon über dreihundertjährigen Geschichte der Thomaner. Nach Auflösung des Klosters gehen Gebäude und Liegenschaften in städtischen Besitz über.21 Chorherren, die nicht konvertieren, erhalten eine Rente und verlassen Leipzig – zuletzt 1543 der immer noch katholisch gebliebene Propst Rauch. Dessen einstige Hauptaufgabe, alle geistlichen Angelegenheiten der Stadt zu regeln, übernimmt ein Superintendent. Um Rauch nicht zu brüskieren, tritt der Neue sein Amt 1540 an der Nikolaikirche an, die daraufhin für lange Zeit die Leipziger Hauptkirche wird.22

Der Dreiklang aus Schule, Alumnat und Chor an St. Thomas aber bleibt bestehen. Er geht nach der Säkularisierung in städtische Verwaltung über, so dass die Lehrkräfte, zu denen auch der Thomaskantor gehört, nun nicht mehr geistliche Angestellte sind. Städtische Lehrerstellen aber sind im 16. Jahrhundert alles andere als attraktiv, denn sie werden vergleichsweise schlecht entlohnt. So erhält der Superintendent jährlich 200 Gulden und ein gewöhnlicher Prediger immerhin noch 150 Gulden. Der Rektor der Thomasschule hingegen muss mit 80 Gulden auskommen, der Thomaskantor sogar nur mit der Hälfte.23 Im Jahr 1562 gibt es eine Lohnerhöhung: Fortan erhält der Rektor 100 Gulden, der Kantor bekommt wie die übrigen Lehrer 50 Gulden.24 Vielleicht ist das der Grund dafür, warum just zu dieser Zeit das Kurrendesingen auch hier Tradition wird. Der Brauch hält sich in Resten bis heute. Leipziger, die in der Nähe des Alumnats wohnen, warten das ganze Jahr auf Heiligabend. Dann nämlich laufen die Thomaner in kleinen Gruppen durchs Viertel und freuen sich nach ihren glockenklaren Ständchen über kleine Geschenke. Zweifellos ist dies ein romantisierender Spiegel früherer Zeiten, der die Tatsache, dass ihre Vorgänger noch hungernd und frierend vor den Bürgerhäusern ihren Lebensunterhalt ersangen, einfach ausblendet.

Noch heute werden in Mitteldeutschland kirchliche Kinderchöre als Kurrenden bezeichnet. Der berühmteste Kurrendesänger ist Martin Luther, der als Kind in Eisenach von Tür zu Tür zieht. Wann zum ersten Mal die Thomaner so zu erleben sind, ist nicht überliefert. Wohl in Zusammenhang mit der Einführung der sächsischen Schulordnung aber werden ab 1581 die Umgänge genau geregelt: Dreimal wöchentlich ziehen die Knaben in vier, später dann drei Kantoreien durch die Straßen, singen die jeweiligen Sonn- und Festtagslieder und sammeln Spenden. Dazu kommen noch besondere Kurrendegänge am Gregoriustag (12. März) und zu St. Martin (11. November) sowie während des zweiwöchigen Neujahrssingens, für das bereits im Advent geprobt wird.25 Aufzeichnungen des Stiftskämmerers Martin Kramer aus dem Jahr 1521 belegen jedoch, dass das »pro pane loffenn«26 (»fürs Brot laufen«) schon vor der Reformation existenznotwendig ist. Das gespendete Geld wird nach einem vorgegebenen Schlüssel verteilt. Auch die Lehrer brauchen den zusätzlichen Obolus, um über die Runden zu kommen. Nicht immer reichen die Gaben: Die Freigiebigkeit hätte abgenommen, berichtet Kramer betrübt. Den Grund, weshalb die Leipziger weniger geben, liefert er gleich mit. Die Bürger beschweren sich nämlich darüber, dass sonntags in der Kirche weniger Thomaner singen als während der Kurrenden.

Eine weitere Beschwerde aus dem 17. Jahrhundert verrät viel über den Alltag des Singens für das tägliche Brot. 1678 denunziert ein Stadtrichter die Kurrende beim Rat und listet fünf Punkte auf. Erstens seien nur fünf oder sechs Alumnen unterwegs gewesen – es hätten zehn sein sollen. Zweitens hätten die Knaben nicht mehrstimmig gesungen und geschwatzt. Drittens seien sie durch die Gassen gerannt, »als ob ihnen der Kopf brennete«.27 Viertens hätten sie den Weg verkürzt und fünftens seien einige in Backhäusern verschwunden. Die daraufhin erteilte Strafe ist nicht überliefert. Aber die Schulordnung regelt, dass bei derartigen Vorfällen das Kurrendegeld eingezogen wird.

Zurück ins Leipzig des 16. Jahrhunderts. Das offenbart einen eigenartigen Widerspruch: Einerseits gilt die Thomasschule damals schon in musikalischer Hinsicht als so profiliert, dass Künstler von überregionalem Rang Thomaskantor werden. Der weit über Sachsen hinaus anerkannte Georg Rhau etwa bleibt zwar nur zwei Jahre im Amt, aber diese Zeit reicht, um in Leipzig Bleibendes zu schaffen. Andererseits zeigen die Biografien einiger seiner Nachfolger, dass die Reputation des Amtes doch nicht so groß scheint. Wie sonst ist es zu bewerten, dass Wolfgang Jünger 1539 das Amt gegen eine Kantorenstelle in Freiberg tauscht? Bei ihm spielen wohl pragmatische Gründe eine Rolle, die Silberstadt Freiberg kann in punkto Reichtum mit der Messestadt mithalten und mag Jünger besser entlohnt haben. Zudem wird auch die Tatsache, dass Jünger aus dem unweit von Freiberg gelegenen Sayda stammt, beim Wechsel nicht ganz unwichtig sein.28

Spätestens seit Rhaus Wirken gehört es zum guten Ton, dass Thomaskantoren komponieren, und oft genug wollen sich die Leipziger auch mit den bekanntesten Musikern ihrer Zeit schmücken. Doch offiziell herrscht im Sachsen des späten 16. Jahrhunderts kulturpolitische Stagnation. Dies liegt vor allem an der konservativen Ausrichtung des Schulwesens. Sichtbar wird das in der Kursächsischen Kirchen- und Schulordnung von 1580, die rigide Anweisungen für die Musikpflege enthält. »Es sollen in der Kirche nicht ihre, da sie Componisten seyn, oder anderer angehenden, sondern derer alten und dieser Kunst wohl erfahrenen und fürtrefflichen Componisten, als Josquini, Clementis non Papae, Orlandi und dergleichen Gesang gesungen werden«,29 heißt es im Amtsdeutsch der Spätrenaissance, das letztlich den Thomaskantoren untersagt, ihre eigene Musik aufzuführen.

CHORVATER

um 1600

Thomaskantor Sethus Calvisius streitet mit Johannes Kepler · Gott erschuf die Welt an einem Donnerstag · Warum der Sopran die Melodie singen darf · »Lateinischer Singsang« oder groß besetzte Kirchenmusik

Glücklicherweise nimmt man in Leipzig diese rigiden Vorschriften nicht lange ernst: Zu Pfingsten 1594 wird der Kantor Sethus Calvisius (eigentlich Seth Kalwitz) aus Pforta zum Thomaskantor berufen. »Chorvater« wird er bis heute liebevoll genannt. Treffender wäre der Titel »Gelehrtester unter den Thomaskantoren«. Calvisius ist bereits als Autor zahlreicher musiktheoretischer Schriften in ganz Deutschland bekannt, bevor er zum wirkungsmächtigsten aller Thomaskantoren vor Johann Sebastian Bach wird. Mit Leipzig ist Calvisius schon lange verbunden. Hier studiert der 1556 in Gorsleben geborene Universalgelehrte, hier betritt er ab 1581 als Kantor an der Universitätskirche auch erstmals musikpraktisches Neuland. Doch nach der Ernennung zum Thomaskantor 13 Jahre später ist die Gelehrtenlaufbahn keineswegs zu Ende. Im Gegenteil: Die Nähe zur Universität inspiriert Calvisius erst recht zu unzähligen mathematischen, astronomischen und historischen Schriften. Zu seinen Freunden im akademischen Diskurs zählt auch Johannes Kepler, mit ihm diskutiert der Thomaskantor vor allem historische Fragen. Nachdem Calvisius 1605 stürzt und ein Jahr lang ans Bett gefesselt ist, arbeitet er an seiner umfangreichen Universalhistorie Chronologia. Diese soll das Datum der Erschaffung der Welt ebenso klären (Donnerstag, 26. Oktober 3947 v. Chr.) wie jenes der Geburt Christi. Zumindest in letzterer Frage widerspricht ihm Kepler aber deutlich.

Die Debatte um die Chronologia macht den Namen des Thomaskantors, der sich nun stolz Musicus et Chronologus30 nennt, erst recht in ganz Deutschland bekannt. Gleich mehrere Universitäten wollen ihm Lehrstühle einrichten, in Frankfurt an der Oder und in Wittenberg trägt man ihm Mathematik an. Doch der Chorvater lehnt immer wieder ab, bis zu seinem Tod 1615 bleibt er Leipzig und seinen Thomanern treu. Gerade mit Blick auf das Wirken von Johann Sebastian Bach mehr als ein Jahrhundert später zeigt sich der Verdienst des Universalgelehrten im Thomaskantorat. In den 21 Jahren seiner Amtszeit hat er aus der Thomasschule eine Singschule31 gemacht, in der bei der Auswahl der Alumnen vor allem das musikalische Talent zählt. Drei Jahre vor seinem Tod veröffentlicht Calvisius eine Art Grundgesetz für den Chorgesang: Die Atemtechnik definiert er darin ebenso wie Aussprache und Phrasierung. Noch zweihundert Jahre später schreibt der Beethoven-Zeitgenosse Johann Nikolaus Forkel, dass Calvisius’ Regeln »alles in sich fassen, was zur Bildung eines Chors gehört«.32 Vor allem diese Mischung aus Musikpädagogik und Musikpraxis rechtfertigt jene Ausnahmestellung unter allen Thomaskantoren, die auch sein 1597 veröffentlichtes praktisches Chorbuch beweist: Harmoniae Cantionum Ecclesiasticarum: Kirchen Gesänge und geistliche Lieder D. Lutheri und anderer frommer Christen mit 4 Stimmen kontrapunktsweise richtig gesetzt nennt sich die Sammlung. Als Grundstock für den evangelischen Gottesdienst wird sie weit über Leipzig hinaus verbreitet.

Gerade die Thomaner brauchen viel von diesem Basismaterial. Denn nicht nur für die Gottesdienste, sondern auch für das Kurrendesingen ist jede Menge Repertoire nötig. Dreimal wöchentlich ziehen die Sängerknaben durch die Stadt und bieten auf der Straße mehrstimmige Gesänge. Calvisius’ neues Chorbuch enthält darum die Texte und Noten von vierstimmigen Liedern, insgesamt 115 an der Zahl. Nebenbei führt der Thomaskantor eine Neuerung ein, die seitdem eine feste Regel ist: In seinen Sätzen liegt die Choralmelodie nicht mehr in den Mittelstimmen (im führenden Tenor), sondern in der Oberstimme, während die übrigen Sänger für die Begleitung sorgen. Was heute alltäglich scheint, ist damals ein pädagogischer Trick. Denn die Oberstimme singen Knaben vor dem Stimmbruch.33 Sie müssen so zunächst nur die Melodie lernen, bevor sie nach dem Stimmbruch im Alt, Tenor oder Bass die schwierigeren Begleitstimmen übernehmen. Calvisius, ein durch und durch lutherischer Pädagoge, ist sich in der Vorrede zu seinem Chorbuch sicher, »daß nichts leichters eingehe, auch bey den Kindern, als was man ihnen mit Gesang beybringet.«34 Auch als Komponist groß besetzter Kirchenmusik tritt der Chorvater in Erscheinung. In Leipzig komponiert er sechs- bis zwölfstimmige Motetten. Allerdings wäre es nicht gerecht, diesen Teil seines Schaffens mit den Werken moderner Zeitgenossen wie Schütz oder Monteverdi zu vergleichen. Sein Stil offenbart, dass der Thomaskantor zwar die neuesten Moden kennt, im Vergleich zu diesen aber die polyphone Tradition der Spätrenaissance höher in Ehren hält.

1603 gibt in Pforta Erhard Bodenschatz, Calvisius’ dortiger Nachfolger als Kantor, die Sammlung Florilegium selectissimarium cantionum heraus, die auch zahlreiche Werke seines Vorgängers enthält. Richtig berühmt wird das Chorbuch aber erst 15 Jahre später in einer erweiterten Ausgabe als Florilegium Portense. Denn die Sammlung enthält jene Musik, die bis weit über Bachs Zeit hinaus das übliche Repertoire der Thomaner bleibt und die bis ins späte 18. Jahrhundert bei Beerdigungen, Hochzeiten und in Gottesdiensten gesungen wird. Erst Johann Adam Hiller verbannt in den 1790er Jahren den »lateinischen Singsang, den Meister Bodenschatz zusammengeschleppt hat«,35 aus den Chormappen.

Um die oft groß besetzten Werke der Sammlung auch instrumental adäquat aufzuführen, reichen Calvisius die vier fest besoldeten Stadtpfeifer bald nicht mehr. Mit Hilfe des Bürgermeisters Theodor Möstel, von dem später noch die Rede sein wird, setzt er durch, dass das Quartett erweitert wird: Drei vormals freie Geiger, einst Konkurrenten der Stadtpfeifer, werden 1607 in städtische Dienste übernommen und nennen sich nun Stadtgeiger, später Kunstgeiger. Sie unterstützten die Darbietungen des neu eingerichteten zweiten Sängerensembles, das in der Nikolaikirche die musikalischen Dienste verrichtet. Dass die Thomaner auch hier zu hören sind, ist eine Leipziger Besonderheit, deren Grund weit zurückreicht. Nach Einrichtung der Nikolaischule als zweiter Leipziger Schule im Jahr 1512 verhindert die Leitung des Thomasstifts, dass die Schüler der neuen Einrichtung in der Nikolaikirche singen und musizieren. Man befürchtet, nicht zu Unrecht, dass ein Nikolaichor die Einnahmen der Thomaner reduzieren könnte. So wird der Grundstock gelegt für die jahrhundertelange Teilung der Leipziger Schulen: hier die Singschule zu St. Thomas, dort die Gelehrtenschule zu St. Nikolai.

BÜRGERSTOLZ

1616 bis 1630

Wie Geld mit vollen Händen ausgegeben wird · Die Stadt ist bankrott · Johann Hermann Schein ernennt sich zum »General Director der Music« · Anmaßende Musik mit Pauken, Trompeten und »Drommeln«

Die Singschule bedarf mehr als nur eines gewöhnlichen Musiklehrers. Und Leipzig braucht demzufolge auch mehr als den sonst üblichen städtischen Kantor, der in der Hierarchie der Lehrer oft an unterster Stelle rangiert. Solche Gedanken macht sich Bürgermeister Möstel nach Calvisius’ Tod 1615 tagtäglich. Dass das Stadtoberhaupt die Musik liebt, hat er bereits acht Jahre zuvor bewiesen, als er den Stadtpfeifern die Kunstgeiger zur Seite stellte und dafür das Stadtsäckel öffnete. In den nächsten Jahren wird dies das gängige Modell Leipziger Kulturpolitik sein: Um das Beste zu bekommen, wird mit vollen Händen in die Stadtkasse gegriffen. Mehrfach lässt man Michael Praetorius Geld zukommen. Mal als Bezahlung für die Übersendung neuester Motetten an die Thomasschule, dann wieder als Danksagung dafür, dass der Wolfenbütteler Kapellmeister gedruckte Werke dem Leipziger Rat widmet. So ist es auch selbstverständlich, dass Praetorius 1619 den zweiten Band seines epochalen Kompendiums Syntagma Musicum ebenfalls dem Rat zueignet und sich in der Vorrede in wahren Elogen über die »hoch- und wohlweisen« Stadtväter ergießt.36 12 Reichstaler bringt ihm die Lobhudelei ein. Im Buch beschreibt er zudem die Orgeln aus Thomaskirche und Nikolaikirche mit derartiger Genauigkeit, dass es heute möglich wäre, diese nachzubauen. Im gleichen Jahr musiziert Praetorius persönlich in der Nikolaikirche mit »drei Knaben«, wofür er ebenfalls reichlich belohnt wird.37

Auch beim Stipendium geht man in Leipzig neue Wege. Für die damalige Zeit völlig ungewohnt, finanzieren die Stadtoberen die Ausbildung eines Nachwuchsmusikers beim berühmtesten Organisten der Welt – Jan Pieterszoon Sweelinck. Der hat sich im calvinistisch gewordenen Amsterdam, wo an liturgischer Orgelmusik kein Bedarf mehr besteht, ein neues Berufsfeld erschlossen: Gegen Bezahlung unterrichtet er junge Komponisten, die aus ganz Europa zu ihm pilgern. 1614 möchte sich Bürgermeister Möstel die Dienste von Andreas Düben d. J., des Sohnes des Thomasorganisten, sichern und vermittelt ihn zum Unterricht zu Sweelinck. Für die Stadt bringt die vermeintliche Investition in die Zukunft jedoch wenig. Denn nach Abschluss des Studiums wird Düben Hofkapellmeister in Stockholm.

Wieder einmal hat man in Leipzig viel Geld ausgegeben. Geld, das nicht da ist, wie man 1625 erschreckt feststellt. Dann nämlich ist die Stadt bankrott und muss mehr als sechzig Jahre lang zwangsverwaltet werden. Auf 4 Millionen Taler sind die Schulden angewachsen, eine Hypothek, die bei jährlichen Einnahmen von rund 100 000 Talern nicht mehr zu tilgen ist. Die Hälfte des Schuldenberges stammt aus den Jahren 1619 bis 1621: In dieser Zeit investiert die Stadt in den Mansfelder Kupferbergbau und verspekuliert sich.38 Man staunt über die Parallelen: Auch am Ende des 20. Jahrhunderts werden viele deutsche Städte ihr Tafelsilber bei hochriskanten Geschäften verscherbeln. Die Folgen sind vergleichbar. Während der Zwangsverwaltung geraten alle Ausgaben auf den Prüfstand. Sparen wird zur Pflicht, Ratswahlen werden erst bestätigt, wenn ein ausgeglichener Haushalt vorliegt. Besonders hart trifft es die Kultur: Zuwendungen werden gestrichen, der Rotstift bedroht sogar die Stadtpfeifer. Zudem stürzen die fehlenden Zinsen des Stiftungskapitals die Thomaner in Finanznöte.

Es ist zu kurz gedacht, den Grund für den kommunalen Bankrott lediglich im überzogenen Repräsentationsbedürfnis einer 39Te Deum