Geschichten aus Nian
Selinqua Baruka
Paul M. Belt
Selinqua Baruka
© Copyright 2021 Hunter Verlag
Verlagsauflage 1
Lektorat: Cornelia Schrudde, Kreuztal
Grafische Innengestaltung: Astrid Eckstein
Umschlaggestaltung: Hunter Verlag
Umschlagfotografie: pixabay
Satz & Layout: Hunter Verlag
Verlag: Hunter Verlag, Kiel, Deliusstr.
Printed in Germany
ISBN: 978-3-947086-67-2
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Die Reihe:
»Geschichten aus Nian«
Band 1:
Lindenreiter
Band 2:
Landwandlerin
Band 3:
Atalan
Band 4:
Erzbrenner
Band 5:
Der Keysor
Band 6:
Selinqua Baruka
Band 7:
Licht
Allen Wesen unserer Welt
die Leid, Unterdrückung
oder Diskriminierung erdulden
ob Pflanze, Tier, Mensch
oder andere Existenzformen
sowie allen, die Mitgefühl
und Hoffnung in sich tragen
und nicht zu träumen aufhören
Mögen sie alle Trost erfahren
Das Feuer in dir ist, was du bist
Rase und zürne
dann wird es Lande zerstören
und Leben vernichten
Gestalte und erschaffe
so wird es Hindernisse schmelzen
und Seelen zusammenschweißen
(Ben Ranolok, Brenner und Schüler aus Dehrmünden)
„Heftig, wie viel Mühe so ein Einsiedlerleben erfordert“, dachte Daniel, während er die Axt zum wiederholten Male auf den Fichtenstamm niedersausen ließ, den er am Morgen mit seinem Freund aus dem dünnen Wald am Gebirgsrand herbeigeschafft hatte. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, um anschließend innezuhalten. Zwar hatte er bereits unzählige Bäume auf diese Weise zerkleinert, sagte nun aber trotzdem zu sich selbst: „Täuscht mich gerade meine Erinnerung oder kommt mir das hier irgendwie bekannt vor?“
Knapp zwei Jahre lebten Martin, der ehemalige urgalanische Kämpfer, und er nun schon hier in Rhumkertal am Rande des Krestergebirges im nördlichen Atalan. Niemals hatte er sich bei seiner Ankunft vorstellen können, sich dort tatsächlich einmal heimisch fühlen zu können. Jeder Tag war mit erheblicher Plackerei verbunden, jede Gelegenheit zum Entspannen war rar, Komfort gab es kaum und am Abend schmerzten ihm nicht selten alle Muskeln. Allerdings hatte er in den vergangenen Monaten kräftige Gliedmaßen und einen gestählten Körper bekommen. Dass er einmal so durchtrainiert sein würde, hätte er sich ebenfalls nicht träumen lassen.
Martin erschien in der Tür des alten Hauses, welches sie gemeinsam bewohnten. Er grinste, als er Daniels nachdenkliche Miene sah. „Na, Bursche, immer noch unzufrieden mit deinem neuen Lebensglück?“
Daniel schnaubte. Nicht wegen Martins Sarkasmus, den war er inzwischen gewohnt. Nur „Bursche“ war er schon lange nicht mehr von ihm genannt worden. Bevor er aber etwas erwidern konnte, trat der Urgalane schon auf ihn zu und ergänzte: „Hey, mach nicht so ein Gesicht! Ich foppe dich doch nur. Aber mal im Ernst: Nachdem wir hier so viel Arbeit reingesteckt haben, wirst du doch wohl zugeben müssen, dass wir die Hütte fein hergerichtet haben, oder? Und verhungern oder verdursten werden wir auch nicht!“
Daniel setzte ein weiteres Mal zu einer Antwort an. Diesmal allerdings war es nicht Martin, der ihn unterbrach: Ein merkwürdiges Geräusch erklang in der Ferne. Auch der ehemalige Kämpfer schien etwas zu hören, beide spitzen die Ohren. Dies war eindeutig das Röhren eines Motors, dessen Drehzahl sich laufend änderte.
„Hat jemand eine Kettensäge gefunden und fällt Bäume?“, murmelte Daniel.
„Quatsch“, brummte Martin. „Horch doch, es kommt von Süden und nicht vom Wald her. Außerdem wird es ständig lauter.“
In der Tat schwoll das Motorgeräusch allmählich zu einem ohrenbetäubenden Dröhnen und Jaulen an. Es musste sich um ein Fahrzeug handeln, welches sich über die seit langem von großen Ästen und Trümmern übersäte Hauptstraße durch den Ort quälte.
„So, wie sich das anhört, hält der Motor nicht mehr lange durch“, meinte Daniel nun. „Klingt wie ’ne 350er Enduro. Wer mag das fertiggebracht haben, so ’ne olle Möhre wieder flottzumachen?“
„Gleich wissen wir es“, erwiderte Martin und spurtete los. Jemand, der so viel Lärm machte, kam nicht, um ihnen etwas Böses zu tun. Entweder war es ein durchgeknalltes Bandenmitglied aus dem westlich gelegenen Kippstadt, das sich hierher verirrt hatte, oder jemand wusste von ihrer Anwesenheit hier. Und da es sich im zweiten Fall eigentlich nur um eine Person handeln konnte, war der Urgalane höchst interessiert daran, herauszufinden, wer sie da besuchen kam.
Das Röhren ging ohne Vorwarnung in ein hässliches, sägendes Kratzen über. Ein paar Sekunden später herrschte Stille. Daniel, der ebenfalls losgerannt war, stieß im Laufen hervor: „Jetzt ist die Gurke im Eimer. Da wird sich nichts mehr rühren.“
Martin änderte den Kurs und lief nun direkt auf den Ort des letzten Motorgeräusches zu. Daniel rannte hinter ihm her. Im Zickzack führte der Trampelpfad zwischen Mauertrümmern, rostigen Überbleibseln von Maschinen, umgefallenen Zäunen und Baumstümpfen durch ein Gelände hindurch, das wohl früher einmal die Gärten von Häusern gebildet hatte. Als die beiden Männer die zentrale Ortsstraße erreichten, blieben sie wie angewurzelt stehen.
Neben dem qualmenden Wrack einer Geländemaschine stand eine Person in Lederjacke und Jeans, die sich gerade einen Sturzhelm vom Kopf gerissen und mit einem lauten Schrei auf den Boden geschleudert hatte. „So eine elende …“, setzte sie an, als sie die beiden Bewohner des Ortes aus dem Augenwinkel bemerkte und herumfuhr. Nun, wo Martin und Daniel ihr Gesicht sehen konnten, wussten sie sofort, um wen es sich handelte: Die energische Besucherin war niemand anders als Mariana.
Bevor sie hier angekommen waren, hatte die kluge und listige Frau ihnen maßgeblich dabei geholfen, nach dem Überbringen einer brisanten Nachricht aus dem Nachbarland Urgalan zu entkommen. Zwar betrachtete der dortige Machthaber Atalan als Provinz, jedoch hatte er die militärische Stärke, die für eine flächendeckende Besetzung notwendig gewesen wäre, bei dem Versuch eingebüßt, auch das jenseits des Meeres gelegene Nian zu unterwerfen. Demzufolge waren weite Teile Atalans sozusagen Niemandsland. In vielen Bereichen herrschte das Recht des Stärkeren. Da war es durchaus von Nutzen, wenn man die nötige Erfahrung, das Wissen und die Kleidung hatte, um als Geheimagentin des urgalanischen Hofes, als sogenannte Karnola, durchzugehen. Und all dieses hatte die hochgewachsene, schlanke Frau allemal, die sich nun mit einer Mischung aus Ärger, Erleichterung und Sorge den beiden Männern näherte.
„Deine Kleidung ist nicht vorschriftsmäßig“, rief Martin trocken. „Wenn du mit der Maschine stürzt, könntest du dir das Knie aufscheuern!“
Mariana hielt kurz inne. Ihr Gesicht zeigt kurz Verblüffung, die sich dann in gespielte Empörung verwandelte. „Was glaubst du urgalanischer Pfeifenkopp wohl, was mir gerade passiert ist, hä?“, brüllte sie mit in die Hüften gestemmten Armen zurück. Danach fing sie an zu strahlen, rannte los und fiel erst Martin, dann Daniel in die Arme. „Ein Glück, ihr seid am Leben und es scheint euch gut zu gehen!“ Mit einem Griff an Daniels Schulter fügte sie hinzu: „Und du hast wohl ein bisschen Sport gemacht, was?“
„Bäääh“, erwiderte der Angesprochene grinsend. „Mensch, Mariana! Was führt dich denn so unvermittelt hierher?“
„Ich würde gern mit euch plaudern und auf ein Tässchen Tee zu euch hereinkommen, wo immer ihr euch auch niedergelassen habt“, sagte die Atalanin spöttisch. „Leider bleibt uns dafür keine Zeit. Ich komme nämlich nicht zum Spaß her, sondern um euch zu warnen. Fünfzehn Minuten hinter mir ist ein Trupp urgalanischer Kämpfer. Sie haben erfahren, dass ihr hier seid. Als ich davon Wind bekam, war es schon fast zu spät und ich musste mich beeilen. Da wurde ich ein wenig unvorsichtig und jetzt jagen sie nicht nur euch, sondern auch mich.“
„Eine Viertelstunde?“ Martin wurde blass. „Los, renn, Daniel! Schnapp dir das Nötigste, und dann ab ins Gebirge!“
„Damit rechnen sie“, entgegnete Mariana. „Wir müssen nach Süden verschwinden, darauf werden sie nicht sofort kommen, sondern zuerst die Häuser und Hänge absuchen. Und jetzt: keine Fragen mehr, los! Sonst werden wir gegrillt!“
Nachdem sie einen Tragsack vom Wrack geschnallt und aufgesetzt hatte, hastete die Atalanin zusammen mit den beiden Männern den Weg entlang, den diese gekommen waren. Daniels Gedanken rasten. Mariana hatte recht, unterhalten konnten sie sich später. Nun galt es, das Wichtigste zusammenzuraffen und dann quer durch den Ort in eine Richtung zu fliehen, in der man sie nicht vermuten würde. „So ein Mist“, schoss es ihm im Laufen durch den Kopf. „Jahrelange Keulerei für ein Zuhause, und dann muss man wieder abhauen!“
Zehn Minuten später eilten drei Menschen mit Tragsäcken auf dem Rücken durch den verlassenen Ort hindurch nach Süden. Das Krestergebirge zog sich von Rhumkertal aus in diese Richtung bis hin zur urgalanischen Grenze. Dahinter lag unwegsames und karges Gelände, Mariana musste also etwas anderes mit ihnen vorhaben als es zu übersteigen. Martin und Daniel kannten das vor ihnen liegende Gebiet einige Kilometer weit vom Jagen, aber dem jungen Atalanen tat es trotzdem leid, dass sie die defekte Enduro hatten zurücklassen müssen. „Schade, deine Maschine hätte uns jetzt geholfen“, keuchte er Mariana zu.
„Hätte sie nicht“, knurrte Martin. „Erstens hätte man uns in zehn Kilometern Umkreis gehört und wir hätten den Vorteil dieses ungewöhnlichen Fluchtwegs verloren. Zweitens kriegen mich keine zehn Pferde noch einmal auf so eine Orkusmaschine, das weißt du doch!“
Trotz der großen Anstrengung musste Daniel kichern. „Mit dir dickem Bär darauf wären wir auch keine zwanzig Meter weit vorangekommen!“
„Warte nur, Bursche, bis wir ankommen, dann zeig ich dir was von wegen dicker Bär!“, rief Martin halb drohend, halb belustigt. Irgendwie tat es jedes Mal wieder gut zu bemerken, dass Daniels Humor sich im Laufe der letzten Monate von dem eines verantwortungslosen Meutenmitglieds zu dem eines echten Kerls gewandelt hatte.
Lautes Motorengeräusch wurde hinter ihnen hörbar. Niemand von ihnen wandte sich um. Die drei wussten auch so, was nun folgte: Die Einheit würde absitzen und unter lautem Gebrüll ausschwärmen, um ihnen den Garaus zu machen. Immerhin hatten es die Armeefahrzeuge noch schwerer gehabt als vorhin Marianas Geländemotorrad, die zerstörte Straße entlangzufahren. Das hatte vermutlich für die entscheidenden Minuten gesorgt. So schnell wie möglich liefen die drei Fliehenden weiter am Gebirgsrand entlang. Martin wusste genau, dass sie vor Einbruch der Dunkelheit nicht haltmachen durften, wenn ihre Flucht gelingen sollte.
Mit müdem, aber auch überraschtem und frohem Blick sah Dila sich um. Gerade war sie aus einer Art Ohnmacht erwacht. An dieses Phänomen konnte sie sich noch gut erinnern: Damals auf ihrer Klärungswanderung war sie nach der Heilung des toten Sees ebenfalls für eine lange Zeit bewusstlos gewesen. Schwach fühlte sie sich, ebenso wie die anderen Wandlerinnen, die neben ihr langsam zu sich kamen. Aber – wie kraftvoll und schön sah im Gegensatz dazu das Land aus! Von der Flussaue des Rhevons bis zum Horizont erblühte die Mederebene in altem Glanz – alles war grün, so weit das Auge reichte. Ein paar Wolken und ein leichter Geruch nach Rauch, das war alles, was von den entsetzlichen Feuersbrünsten übriggeblieben zu sein schien.
„Oooaach … was ist geschehen?“, hörte sie Jeles Stimme sagen. Auch Uma, die ältere Dame aus dem Küstenland, und Leja, das junge Mädchen, bewegten sich. Alle drei sahen mitgenommen aus. Hatten sie etwa eine ganze Nacht lang hier gelegen?
Mit einem kurzen Blick zur Seite vergewisserte sich die Erste Wandlerin, dass auch die beiden Gleiter noch vor Ort waren. In der Tat lagen das Mädchen Lia und der ältere Junge Solt in einiger Entfernung im Gras der Flussaue und begannen ebenfalls, sich wieder zu rühren.
„Liebe Wandlerinnen, es ist passiert, was passieren sollte“, sagte Dila zu den Ihren. „Bitte lasst uns noch einmal in die Verbindung gehen, um uns nunmehr selbst zu wandeln.“
„Selbst wandeln?“, fragte Uma zittrig und erschöpft. „Davon habe ich noch nichts gehört!“
„Die Kastanien am toten See nannten es so. Man geht in Verbindung mit der Erde, damit die Große Mutter die verbrauchte Kraft ersetzen kann. Normalerweise ist das nicht nötig, aber nach dem, was vor ein paar Langzeiten durch uns geschehen durfte, bin ich mir sicher, dass es uns jetzt guttun wird.“
Alle Wandlerinnen reichten sich die Hände, wie sie es auch vor der Heilung der Mederebene getan hatten. Dann dankten sie der Großen Mutter und spürten, wie die Kraft der Erde ihre Wirbelsäule emporkroch und ihre Lebensgeister aufs Neue weckte. Dila bat darum, in Verbindung zu bleiben und einen gemeinsamen Blick auf die Ebene zu tun.
– orange –
Atmend, lebendig, gesund … Ja, sie war wieder so, wie Dila sie vor dem furchtbaren Kanonenbeschuss in Erinnerung hatte. Sie teilte ihr inneres Lächeln mit ihren Klangefährtinnen, und diese lächelten zurück. „Es ist getan“, sagte sie.
„So ist es“, erwiderten die anderen im Chor.
Dila löste die Verbindung und begab sich auf den kurzen Weg zu den Gleitern. Beide hatten sich mit geschlossenen Augen in eine sitzende Position begeben und schienen ebenfalls die Energie von der Großen Mutter zurückzuerhalten. Noch bevor Dila sie erreichte, standen Lia und Solt auf, berührten sich noch einmal an den Händen und öffneten dann lächelnd die Augen.
„Ihr seid wahrlich Menschen des Wassers und habt ein Wunder bewirkt“, begann Dila mit sanfter Stimme. „Es war eine große Freude, diese Heilung mit euch durchzuführen und zu erleben!“
„Auch ihr seid Wundertäter der Erde“, erwiderte Lia anerkennend. „Ohne euch wäre zwar das Feuer gelöscht, jedoch der Schmerz des Landes nicht gelindert worden.“
Die beiden Ersten ihrer Klans sahen sich einige Kurzzeiten lang tief in die Augen. Große Wärme und Herzlichkeit lag in ihren Blicken. Die anderen Wandlerinnen näherten sich nun ebenfalls und blieben neben ihnen stehen. Dila sagte liebevoll: „Eure Farbe ist Blau, so wie unsere Orange. Es ist klar, dass wir uns so gut verstehen.“
„Ja, das ist mir auch aufgefallen“, erwiderte Lia ebenso sanft. „Ich wusste übrigens bis vor kurzem nicht, dass es vier Wandlerinnen in Nian gibt, geschweige denn, dass diese deinen gesamten Klan bilden.“
„Da ergeht es dir nicht anders als mir“, erwiderte die Wandlerin. „Nur – woher weißt du, dass wir alle sind?“
„Hast du es vorhin nicht gespürt?“
„Doch … irgendwie schon. Aber woran hast du es gemerkt?“
„Zum einen waren wir verbunden, wie du weißt. Und zum anderen hatte ich ein ebensolches Erlebnis wie gestern ihr vier, als ich Solt traf. Wir sind damit wohl der kleinste Klan in ganz Nian“, sagte die Erste Gleiterin schmunzelnd.
„Wirklich? Konntest du verstehen, was die Große Mutter euch sagte?“
„Nicht genau … irgendetwas mit ‚igala‘ oder so ähnlich. Jedenfalls waren es andere Worte als bei euch, wenn auch vergleichbare.“
Solt meinte nun: „Ja, gestern klang es am Ende eher wie ‚atala‘. Das ist wirklich geheimnisvoll.“
Leja war neugierig und fragte: „Wenn ihr nur zu zweit seid, habt ihr denn trotzdem auch einen Ersten oder eine Erste?“
Solt übernahm die Antwort: „Formell ist Lia die Erste. Aber das sehen wir zum Glück nicht so eng. Sie weiß allerdings schon viel länger als ich, was sie ist. Um ehrlich zu sein, ist mir das erst klar, seitdem Lia mich am Frühlingsbeginn aufgesucht hat. Allerdings habe ich schon vorher gespürt, dass jemand kommen würde, der mir erklären konnte, was ich mich seit vielen Zyklen fragte.“
Nun beteiligten sich auch die beiden anderen Frauen an der Unterhaltung. Es war später Vormittag geworden, die Sonne stieg höher und ließ die Flussaue, den Rhevon und die gesamte Umgebung in ihrem schönsten Licht erstrahlen. Dila genoss den Anblick des gesunden Grüns und der intakten Natur. Dann jedoch erinnerte sie sich daran, dass sie hier nicht ewig bleiben konnten. Irgendwann mussten alle etwas essen und einen Platz für die nächste Nacht finden. Sie selbst war alt genug, überall zu bleiben, aber Leja sollte wohl besser schnell wieder nach Hause zurückgebracht werden. Als Dila das Thema ansprach, erklärte sich Lia sofort bereit, die junge Wandlerin mit zur Flussstadt zu nehmen. „Ich muss ja fast in dieselbe Richtung“, meinte sie lächelnd.
Gerade wollte Dila etwas erwidern, als etwas Unerwartetes passierte. Ein Schatten zog über die kleine Gruppe und verdunkelte kurz die Sonne, direkt danach folgte ein weiterer. Ein Blick nach oben bestätigte ihre Vermutung: Ein Trupp von vier Reitern senkte sich auf Lindenblättern zur Flussaue hinab und landete ein halbes Mittelmaß neben ihnen. Die Personen, welche nun von den Blättern stiegen und sich den Wandlern und Gleitern näherten, trugen jedoch keine typische Reiterkleidung. Irgendetwas an ihren Jacken und Hosen kam Dila aber bekannt vor. Zuerst fiel ihr nicht ein, was es war, dann aber begriff sie, dass die Männer Uniformen trugen, die sie zuletzt in einem Schulbuch gesehen hatte. Dies mussten hochrangige Soldaten des Keysors sein! Da war es auch nicht überraschend, auf welchen Blättern sie ritten. Die Erste Wandlerin seufzte innerlich. Dies würde den Verlauf der Dinge in Nian sicherlich nicht vereinfachen. Was aber konnten die vier nur von ihnen wollen?
Der Anführer der Gruppe hob an zu sprechen. „Guten Tag allerseits. Mein Name ist Zan Retolak, Erster Jelnor des Keysors, und dies sind drei meiner Larneks. Mir wurde mitgeteilt, dass ich hier die Mitglieder zweier besonderer Klans treffen werde. Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich bei Ihnen um diese Personen handelt?“
Dila übernahm die Antwort: „So ist es.“ Normalerweise hätte sie sich detaillierter geäußert, aber etwas in ihr empfand tiefes Misstrauen zu diesen Männern. Was für ein merkwürdiger Kontrast – sie ritten auf Blättern wie ehrwürdige Reiter, die die Natur verehrten, waren aber zugleich auch Soldaten des Mannes, der mit allergrößter Wahrscheinlichkeit befohlen hatte, das Land in Brand zu setzen.
„Dürfte ich bitte erfahren, welche von Ihnen die jeweiligen Ersten ihres Klans sind?“, fuhr der Jelnor fort.
„Mein Name ist Dila Jalobak, Erste des Klans der Wandlerinnen“, erwiderte Dila.
„Und ich bin Lia vom Geblüt der Trogler, Erste Gleiterin“, ergänzte das Mädchen aus dem Gebirgsland.
Überraschenderweise verbeugten sich die vier Soldaten nun tief – zuerst vor Dila, dann vor Lia. „Erste“, begann der Jelnor erneut, „so sind Sie beide die Adressaten der Botschaften, die zu übergeben mir befohlen wurde.“ Mit diesen Worten zog er zwei versiegelte Schriftrollen aus seiner Uniform und überreichte ihnen jeweils eine davon. Anschließend sah er sich um und fragte: „Sie können mir nicht zufällig sagen, was hier geschehen ist?“ Als jedoch die Angesprochenen mit einer Antwort zögerten, siegte seine Dienstbeflissenheit über seine Neugier. „Im Namen des Keysors, leben Sie wohl“, schmetterte er zackig und verneigte sich dann abermals mit seinen Männern. Dann machten die Soldaten kehrt, um wieder auf die Blätter zu steigen und davonzureiten.
Dila war wie vom Donner gerührt. Was hatte das denn nun wieder zu bedeuten? Woher wussten der Keysor und seine Offiziere von ihrem Aufenthaltsort? Irgendetwas stimmte hier nicht. An sich konnte niemand außer ihnen selbst wissen, wo sie sich gerade befanden. „Wie haben die uns bloß gefunden? Lia, hat einer von euch beiden mit dem Keysor oder seinen Leuten gesprochen?“, fragte sie aus ihrem ersten Impuls heraus.
„Nein“, erwiderte die offensichtlich ebenso verwunderte Gleiterin. „Das ist merkwürdig. Irgendjemand, vielleicht er selbst, muss eine Verbindung zu den Dingen haben, die über das hinausgeht, wozu Laubreiter normalerweise fähig sind.“
„Wollt ihr denn gar nicht nachsehen, was darauf steht?“, unterbrach Jele schmunzelnd den Gedankenfluss der beiden Jüngeren. „Vielleicht klärt sich dann ja einiges!“
Lia nickte. Sie und die Erste Wandlerin öffneten ihre Rollen und lasen die darauf geschriebenen Nachrichten. Stirnrunzelnd sahen beide zugleich wieder auf, ihre Blicke zeugten jedoch von noch mehr Verwirrung als vorher.
„Eine Einladung zum Reiterthing?“, wunderte sich die Gleiterin. „So etwas gab es doch noch nie für Menschen, die keine hohen Laubreiter sind! Steht bei dir dasselbe?“
„Allerdings“, sagte Dila. „Und wir sollen vollzählig erscheinen.“
Nachdenklich berieten sich die sechs, wie man mit diesem Ansinnen umgehen sollte. Die Sonne stand bereits am höchsten Punkt, als Dilas Magenknurren unüberhörbar wurde. Auch Leja hatte großen Hunger, denn sie fragte: „Mögt ihr denn gar nichts essen?“
Rasch wurde ein Plan geschmiedet, wie weiter vorgegangen werden sollte. Zuerst würden sie sich alle in den nächsten Ort begeben, dort würde Dila mit dem Geld ihres Vaters in einem Gasthaus für etwas zu essen sorgen. Später würde Lia wie besprochen die kleine Leja in die Flussstadt bringen, während Solt Uma wieder zu ihrem Zuhause nach Harmania im Küstenland befördern würde. Die anderen beiden Wandlerinnen hatten hingegen beschlossen, mit dem Zug zu fahren. „Dann braucht ihr nicht nochmal unseretwegen quer durch Nian zu rasen“, sagte Dila lächelnd zu den Gleitern. „Auch wenn das eine echt tolle Erfahrung war!“
„Es war bestimmt nicht das letzte Mal“, sinnierte Lia. „Gut denn – wollen wir aufbrechen? Ich möchte allerdings ungern mit dem Gleitbrett in ein großes Dorf oder gar eine Stadt einschweben. So viel entstehender Rummel liegt mir nicht. Lasst mich aber gerade mal nachsehen, in welche Richtung wir gehen müssen.“
„Dort entlang“, schaltete sich Solt ein und zeigte mit der Hand nach Norden. „Der nächste größere Ort liegt etwa zehn Langmaße entfernt. Ich habe ihn beim letzten Glitt überflogen. Hoffentlich ist er noch so weit intakt, dass man dort einkehren kann.“
„Das ist dann wahrscheinlich Elsendorf“, sagte Jele. „Nach dem, was man bei uns zuhause in Kämmlingen hörte, wurde dort hart gekämpft. Hoffen wir also das Beste. In jedem Fall gibt es da einen Bahnhof.“
Die Hauptloge der Jeslerreiter zu Elsendorf sollte in neuem Glanz erstrahlen. Seit Tagen brachten die Lekure, Intare und Ragnore des Klans die Glasflächen, die Fassade und das Dach des gewaltigen Bauwerks auf Vordermann. In jedem Zyklus kurz vor dem Thing erwartete der Erste dies von den Seinen. Normalerweise schritt Rengat Jorn Belawak zur Zeit der Reinigung regelmäßig mit strengem Blick an der Außenmauer entlang, um den Fortschritt zu besehen. In diesem Zyklus war jedoch alles ein wenig anders.
Der Jesler war ein ganz besonderer Baum. Sein Wuchs war merkwürdig verschlungen und knotig, er hatte kleine violette Blüten und ungewöhnlich geformte Blätter, die – auch wenn die Ginkgoreiter dem niemals zugestimmt hätten – denen des Ginkgos ähnlich sahen, allerdings im Gegensatz zu jenen dreifach gefingert waren. Im Herbst war er einer der ersten Bäume, der sein Laub abwarf. Das aber war nicht der Grund dafür, weshalb in Nian nur eine einzige Loge dieses Baumes mit verhältnismäßig geringer Mitgliederzahl existierte. Es gab im ganzen Land nämlich nur sehr wenige Exemplare des Jeslers, und diese wuchsen allesamt in der Mederebene, genauer gesagt, im Vorland von Elsendorf. Alle Versuche, den Baum anderswo heimisch zu machen, waren gescheitert. Als nun am Vortag die Geschosse niedergegangen waren und die Ebene in Flammen gestanden hatte, war infolgedessen kein Reiterklan im Lande so in Panik gewesen wie die sonst so stolzen und gefassten Jeslerreiter. Wenn die Feuerwalzen das Wuchsgebiet ihres Baumes erreicht hätten, dann wäre zusammen mit dem letzten Jesler auch der gesamte Klan gestorben und Nian hätte nur noch dreißig Reiterklans gehabt – etwas Derartiges hatte es seit der Katastrophe mit den Kastanienreitern nicht mehr gegeben. Glücklicherweise war etwas so Folgenschweres dieses Mal nicht passiert, die Flammen waren auf wundersame Weise gelöscht worden, bevor sie die Hauptloge erreicht hatten. Ruß und Schmutz der vielen Großbrände hatten aber an den frisch gereinigten Gebäudeteilen neue Spuren hinterlassen, die sich in der Kürze der Zeit nicht vollständig entfernen ließen. Und so war der Erste Rengat – korrekterweise müsste man sagen: der einzige Rengat der Loge – in diesem Zyklus nachsichtig, unter anderem auch deswegen, weil ihnen allen der Schock vom Vortag immer noch in den Knochen steckte. „Macht noch den Schmutz dort am Vordach weg, dann sollte es dieses Mal genügen!“, rief er Mern, dem leitenden Lekur des Dachreinigungstrupps, zu.
Ächzend wischte sich der Angesprochene den Schweiß von der Stirn und tauchte den Schrubber mit dem Tuch abermals in die Reinigungsflüssigkeit ein. So eine Plackerei hatte er während seiner Zeit als Reiter noch nicht erlebt, auch nicht als Ragnor. „Rengat, wir tun was wir können, aber wir haben dieses Mal wirklich die dreifache Arbeit!“, erwiderte er mit dem angemessenen Respekt, wenn auch leicht genervt. Schon zwei Monde später würde das Gebäude wieder aussehen wie vorher. Musste man da gerade in dieser schwierigen Zeit ein Aufheben davon machen, als ob der Keysor einen Besuch angekündigt hätte?
„Ich weiß, Lekur! Ich bin auch durchaus zufrieden! Nur sollten wir den Ersten bei seiner Abreise zum Thing nicht unbedingt mit diesen frischen Taubenexkrementen konfrontieren, oder?“
Ärgerlich stemmte Mern den freien Arm in die Hüfte. Gerade eben hatte er dort gereinigt, schon hatten sich diese Viecher da wieder verewigt. Ein bisschen musste er allerdings grinsen. Der Rengat war wirklich wortgewandt – kaum jemand hätte es angesichts der derzeitigen Anspannung geschafft, Vogelschiet so gewählt zu beschreiben. Nun, diese Arbeit würde er einen seiner Intare erledigen lassen. Langsam trottete er auf die andere Dachseite, um die Anordnung des Rengats zu delegieren.
Mit Sorgenfalten im Gesicht begab sich Jorn wieder auf seinen Weg um das Logengebäude herum. Gut, fürs Erste war der Klan gerettet. Aber wenn der neue Keysor weiterhin eine solch widersprüchliche Politik betreiben würde wie in den letzten Wochen, dann würde es womöglich nicht lange bis zur nächsten Katastrophe dauern. Zuerst waren es die Kämpfe nahe der Stadt gewesen, die in der Luft und auf dem Boden ausgefochten worden waren. Gerade noch rechtzeitig waren die Lindenreiter ihnen beigesprungen, um zumindest die Angreifer aus dem Westen von der Hauptloge und den Bäumen fernzuhalten. Danach hatten die Ulmenreiter die Stadt besetzt, glücklicherweise war ihr Respekt vor den Jeslerreitern groß genug gewesen, ihre Loge in Ruhe zu lassen. Dann schließlich war der Kanonenbeschuss durch die neu gebildete Keysorische Armee erfolgt, der dem Klan fast den Garaus gemacht hatte. Was hatte sich der Keysor bloß dabei gedacht? Sollte das ein Denkzettel für die Ulmenreiter gewesen sein? Aber dann hätte er doch hinterher seine Forderungen nicht bedingungslos zurückgezogen … Dieser Mann war ihm ein Rätsel. Als Erster der Lindenreiter hatte man wenigstens noch etwas mit ihm anfangen können, aber als Keysor …
So in Gedanken versunken hätte der Rengat beinahe nicht bemerkt, dass sich von Medriana her fünf Blätter der Hauptloge näherten. Erst im letzten Moment erspähte er die kleine Gruppe, die von seinem Ersten angeführt wurde. Standesgemäß trug er sein silberviolett gewirktes Gewand, das bei der Landung leicht im Wind flatterte.
Jorn hatte keine Zeit mehr, die Ankunft des Ersten auf herkömmliche Weise dem Empfangskomitee mitzuteilen. Daher musste er nun zu einem eigentlich veralteten Mittel greifen: Er blies kräftig in eine vor vielen Zyklen eigens dazu angefertigte Signalpfeife aus Jeslerholz. Ihr durchdringender Klang war bis ins Innere der Loge hinein zu hören. Binnen weniger Kurzzeiten eilten einige Lekure und Intare heraus und begaben sich schnellen Schrittes zur angrenzenden Logenwiese, um den bereits gelandeten Ersten doch noch würdig in Empfang zu nehmen. Alle verneigten sich in einigen Schritten Abstand tief vor ihm. Dies tat auch der Rengat, als sich ihm der Erste anschließend näherte. „Nun, Rengat, Sie sind schwer beschäftigt, wie? Wenigstens kann sich das Ergebnis einigermaßen sehen lassen!“, begann dieser.
„Verzeihen Sie, Erster“, erwiderte Jorn ergeben. „In der Tat ist die Reinigung in diesem Zyklus erwartungsgemäß eine besonders anspruchsvolle Aufgabe gewesen.“
„Das verstehe ich“, entgegnete der Erste leutselig. „Sie haben sie wundervoll koordiniert, auch alle anderen haben ihr Bestes gegeben. Bitte richten Sie meinen Dank nachher allen Mitwirkenden aus. Nun aber müsste ich Sie in meinen Räumlichkeiten sprechen.“
Der Rengat folgte dem Ersten durch eine Seitentür in den Amtsbereich der Hauptloge und dann in dessen Dienstwohnung. Im Vergleich zu derjenigen anderer Klan-Erster war diese ziemlich klein und verhältnismäßig schlicht eingerichtet. Der Klan war nicht übermäßig wohlhabend; auch wenn der Jesler von vielen Nianianern als besonders erlauchter Baum angesehen wurde, so war doch der Wirkungsbereich des Klans ebenso begrenzt wie das Wuchsgebiet des Baumes, so dass über die herkömmlichen Rittabgaben und Sammlungen nur wenig Geld in die Kassen strömte. Das aber hatte den Ersten noch nie gestört, er war sowieso der Meinung, dass wahre Schönheit und Majestät im Herzen wohnten. Mit nachdenklichem Gesicht setzte er sich auf einen bequemen Sessel an einem klassischen Rundtisch, bot seinem Rengat den gegenüberliegenden Platz an und ließ nun alle Förmlichkeit fallen. „Mein lieber Jorn, in diesem Zyklus sind noch weitere Dinge anders als bloß unsere Reinigung. Diese spontane Zusammenkunft in Medriana hat sich als regelrechte Werbeveranstaltung für das neue politische System entpuppt. Und man darf mit Fug und Recht von einem neuen System sprechen: Wenn ich mich recht an die Krönungszeremonie erinnere, gaben das Volk und seine Vertreter dem Keysor das Mandat für eine Übergangszeit bis zum Ende der Krise. Es sieht aber überhaupt nicht danach aus, als würde ihn das noch interessieren: Die Bedrohung aus dem Westen ist abgewendet und es wurde praktisch sofort Frieden geschlossen, aber er ist mit Hochdruck dabei, in allen wichtigen Ämtern Vasallen zu installieren und seine Macht zu festigen.“
„Hast du etwas anderes erwartet, Girn?“, entgegnete Jorn nun ebenso frei. Er war seit Zyklen mit seinem Ersten befreundet, trotzdem musste man anderen gegenüber natürlich die Form wahren. „Er hat sich bereits vorher ‚Ältester‘ nennen lassen und sich somit offiziell über alle anderen Ersten gestellt. Dann hat er die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen, die die Besetzung der Mederebene ihm bot. Nun ist er dort angekommen, wo er vermutlich schon lange hinwollte, und wird das Feld nicht mehr freiwillig räumen.“
Bedrückt nickte Girn. „Recht hast du. Er ist betrunken von seiner neuen Macht, das war heute deutlich zu spüren. Nun möchte er auf dem Thing erscheinen, selbst wenn er nicht mehr der Erste der Lindenreiter ist. Was er da wohl vorhaben mag? Mir wird die ganze Sache allmählich unheimlich.“ Seine Miene trübte sich noch mehr ein, als er fortfuhr: „Die Sache mit dem bedingungslosen Friedensschluss ging mir etwas zu schnell. Ich möchte nicht einmal mehr ausschließen, dass er etwas mit dem Angriff zu tun hatte.“
Auch der Rengat legte nun die Stirn in Falten. „Du meinst, er könnte die Kämpfe inszeniert und dann sogar die mögliche Vernichtung der Ebene in Kauf genommen haben, nur um Keysor zu werden?“
„Nur ist gut“, erwiderte der Erste. „Er hat jetzt die Alleinherrschaft über Nian inne und kann schalten und walten, wie er will. Er hat schon in seiner Zeit als Erster genug Anhänger um sich versammelt, um eine schlagkräftige Armee aufstellen zu können, die zugleich als Leibgarde eingesetzt werden kann und die über genügend Waffen verfügt, jeden Widerstand im Keim zu ersticken. Wer außer seinen Gefolgsleuten hat jetzt noch Kanonen? Es würde mich nicht wundern, wenn schon bald auf den Straßen Soldaten mit Handfeuerwaffen herumliefen. Niemand kann mehr wagen, sich gegen ihn zu stellen. Und genau das ist es, was mir große Sorgen macht, wenn ich an das Thing denke.“