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© Edition Zeitsprung, Berlin 2021
ISBN 9783753433875
Herausgegeben und Auswahl der Erzählungen: Marko Ferst
Foto Covervorderseite: Hetzdorfer Viadukt, Marko Ferst
Peter Lechler und Sabine Naumann ist für ihre Unterstützung zu danken.
Alle Nachdrucke sowie anderweitige Verwertungen bedürfen der Genehmigung durch die Autorinnen und Autoren.
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
Der Flug von Ulan Bator über Moskau nach Berlin dauert annähernd zehn Stunden, da ist Zeit genug, um die letzten Tage Revue passieren lassen zu können. Unter mir liegt Sibirien. Stellenweise ist die Wolkendecke aufgerissen und gibt den Blick auf die herbstliche, unendlich bewaldete Hügellandschaft frei, die manchmal mit Schnee bedeckt ist. Es ist der letzte Tag eines dreijährigen Aufenthalts in der Mongolei und diese Zeit endete mit einer unvergesslichen Hochzeitsfeier bei den Nomaden auf dem Land. Noch immer bin ich von den Eindrücken gefangen, und meine Gedanken kehren zu den Ereignissen zurück.
Vor wenigen Tagen sind wir eine Tagesreise weit mit dem Auto durch die weite spätsommerliche Steppe westlich der Hauptstadt Ulan Bator nach Tsenkher in ein Tal mit einer heißen Quelle gefahren, wo eine Handvoll miteinander verwandter Nomadenfamilien neben der Viehhaltung Camps für Touristen betreibt. Dort fand die hier zu beschreibende Hochzeit statt.
Die Braut entstammt einer hiesigen Nomadenfamilie, der Bräutigam ist Deutscher, ein Freund und Kollege aus Berlin, der in Ulan Bator für eine große internationale Organisation arbeitet.
Schon Tage vorher waren die ersten Gäste des Bräutigams angereist, Verwandte, Kollegen und Freunde aus Honkong, Los Angeles, Menorca, Kiew, Berlin und natürlich auch aus Ulan Bator. Für die meisten war diese Reise ein Abenteuer in ein unbekanntes Land, verbunden mit Jetlag und der Erfahrung, dass der heimatliche Komfort des Alltagslebens hier völlig vergessen werden muss. Das beginnt schon bei der Ankunft: So manches Mal verzögert sich der Abflug in Moskau, Peking oder Seoul, oder der Flieger kehrt kurz vor dem Ziel wieder um, weil ein Wind, respektive Sturm, die Landung unmöglich zu machen scheint, und die Passagiere werden zum nächsten internationalen Flughafen nach Peking oder Irkutsk gebracht, wo sie warten müssen, bis die Piloten sich eine Landung im Talkessel der mongolischen Hauptstadt zutrauen. Am besten geht es in den frühen Morgenstunden, und das weiß wohl nur die mongolische Fluggesellschaft MIAT.
Das nächste Erstaunen wird bei den Ankömmlingen ausgelöst, wenn das Taxi vom Flughafen zur Stadt fährt: Die Straßen bestehen hier aus einer Ansammlung von tiefen Löchern im Asphalt, die es zu umfahren gilt, und die Fahrzeuge bewegen sich wie die Tiere in einer Herde von Schafen, Ziegen oder Pferden, die in dieselbe Richtung wollen: einfach munter drauflos und keine Scheu vor einem Beinahe-Kontakt, wobei die Hupe bei jeder nur möglichen Gelegenheit zum Einsatz kommt. Wer es gewöhnt ist, denkt sich nichts mehr dabei, doch bei den Unerfahrenen wechselt die Angst mit der Verwunderung.
Für den Donnerstag ist angesagt, dass sich um acht Uhr morgens die Reisegruppe in einer Seitenstraße zum zentralen Sukhbaatarplatz trifft, gleich neben dem Kulturpalast, einem baulichen Ungetüm aus der sozialistischen Zeit. Drei Personen kommen zu spät, weil das Auto, das sie herbringen sollte, zugeparkt und der Fahrer des blockierenden Fahrzeugs nicht aufzufinden war. Am Treffpunkt sollten zwei Kleinbusse warten. Aber nur einer steht da, der andere hat eine Autonummer, mit der an diesem Tag das Fahren in der Innenstadt verboten ist. Seit wenigen Tagen gilt nämlich die Regelung, dass zur Senkung des Verkehrsaufkommens am Montag die Kraftfahrzeuge mit der Kennzeichen-Endziffer 1 und 6, am Dienstag 2 und 7, am Mittwoch 3 und 8, Donnerstag 4 und 9 und Freitag 5 und 0 nicht fahren dürfen. Eine mongolische Kollegin erklärt uns, warum diese Anordnung des neuen Oberbürgermeisters ohne längere Ankündigung umgesetzt wird: Die betuchten Großstadtmongolen halten sich gerne mehrere Autos, bei denen sich die Ziffern der Kennzeichen gleichen und nur die Buchstaben unterschiedlich sind. Bei ihnen verpufft die Wirkung der Maßnahme, wenn sie Zeit bekommen, sich um neue Nummernschilder zu kümmern, deren Endziffern sich nicht entsprechen.
Einem Teil der Gruppe bleibt also nichts anderes übrig, als mit einem Taxi zum Dragon-Markt in einem der Außenbezirke zu fahren, wo das bestellte Fahrzeug wartet. Dazu bedienen sich die Mongolen gern eines „Privattaxis“, d.h. man fährt per Anhalter mit einem anderen Auto und bezahlt einen vereinbarten Preis.
Tatsächlich hält sogleich ein Wagen, und wir wollen einsteigen. Als der Fahrer unser Gepäck sieht, meint er, das dürfe nicht in den Kofferraum, wir sollten es auf den Schoß nehmen. Unsere mongolische Kollegin beginnt einen Disput mit der Folge, dass er wegfährt und uns stehenlässt. Ein Fahrer eines regulären Taxis hat die Szene beobachtet. Er bringt uns anstandslos zum Dragon-Markt.
Gegen zehn Uhr fahren wir endlich los. In unserem ziemlich neuen Lexus sitzen insgesamt acht Personen. Es ist nicht gerade bequem, die Reise soll den ganzen Tag dauern. Nachdem wir dem Smog der Stadt entkommen sind, zeigt sich wolkenlos der blaue Himmel und es herrschen angenehme Temperaturen. Die Route geht auf meist schnurgeraden Straßen über den Hustai-Nationalpark, Khogno Khan, die Sanddünen, Kharkhorin und Tsenkher Sum ins Gebiet mit den heißen Quellen, insgesamt mehr als 400 Kilometer. In Deutschland bräuchte man dafür nur einige Stunden, hier aber einen ganzen Tag. Immer wieder treffen wir auf einen Ovoo, einen kegelförmig aufgeschütteten Steinhaufen. Schalähnlich blaue Seidentücher, Khadak genannt, und etliche Opfergaben künden von der Nutzung als Verehrungsstätte der Geister, die hier wohnen und den Reisenden schaden können, wenn sie nicht ausreichend gewürdigt werden. Vor allem auf Passhöhen und an Flussübergängen erbitten sich die Einheimischen das Wohlwollen der Geister. Wer es ganz ernst nimmt, hält den Wagen an, steigt aus und geht dreimal im Uhrzeigersinn um den Ovoo, wobei bei jeder Umrundung ein Stein dazu gelegt wird. Unser mongolischer Fahrer traut sich anfangs wegen der ausländischen Passagiere nicht, seinen Gewohnheiten zu folgen. Verstohlen blickt er aus dem Fenster zum Ovoo und murmelt lautlos etwas vor sich hin. Neben ihm sitzend gebe ich ihm zu erkennen, dass mir dieser religiöse Brauch bekannt ist. Wir einigen uns auf das ersatzweise dreimalige Hupen zur Begrüßung der Geister. Nur nachts darf man nicht hupen, um die unsichtbaren Wesen nicht in ihrer Ruhe zu stören und dadurch ihren Zorn zu erregen.
Es gibt mehrere Zwischenstopps, bei denen wir uns die Beine vertreten und gegebenenfalls hinter einem Busch oder einem kleinen Hügel verschwinden können, um uns zu erleichtern. Es ist auch eine willkommene Gelegenheit, die unglaubliche Weite der Landschaft nicht nur aus dem Auto heraus auf sich wirken zu lassen.
Heutzutage ist die Strecke sehr weit asphaltiert. Das war vor Jahresfrist noch nicht so. Bis Tsenkher Sum können wir auf der Teerstraße fahren, allerdings phasenweise mit vielen Schlaglöchern, so dass wir nur langsam vorwärts kommen. Nachmittags halten wir beim Kloster Erdene Zuu zum Picknick. Keine Zeit, dieses bedeutende Kulturdenkmal auf dem Boden der spätmittelalterlichen Hauptstadt Karakorum zu besichtigen, denn bald geht es weiter in Richtung Khar Balgas. Wir lassen die Ausgrabungen der frühen Uigurenstadt rechts liegen. In Tsenkher Sum müssen wir die Asphaltstraße verlassen und fahren auf holprigen und mit scharfkantigen Steinen übersäten Pisten auf dem Boden der Steppe. Hier kann man nicht schnell fahren, 30 bis 40 Kilometer pro Stunde sind noch möglich, ein höheres Tempo würde das Auto nicht lange mitmachen. Es gibt keine Wegweiser und die Fahrer orientieren sich nach dem Gedächtnis, nach der vorgegebenen Himmelsrichtung oder nach Schilderungen von Personen, die die Gegend kennen. „Nach dem dritten Felsen links“, ist man versucht zu sagen. Erstaunlich, mit welcher Sicherheit unsere Wagenlenker die Furten finden, an denen wir zweimal einen Fluss queren müssen.
Noch ist es Tag und die atemberaubende Schönheit der Natur wird allmählich in ein sanftes Abendrot eingetaucht. Im überwiegenden Grün der Pflanzen zeigt sich schon mehrfach das Gelb und Braun des nahenden Herbstes. Alle paar Kilometer bilden vereinzelt dastehende Jurten – die Mongolen sagen „Ger“ zur ihrem runden Filzzelt – weiße Markierungspunkte in der Steppe. Grasende Pferde, Schafe und Ziegen in großer Zahl vermitteln ländliche Idylle, obwohl uns bewusst ist, dass das Leben der Viehzüchter hier draußen manche Härten enthält. Die sommerliche Hitze von etwa 35°C wechselt mit Wintertemperaturen von rund -40°C ab. Jedes Jahr sterben in diesem Land Millionen von Tieren, weil sie auf den vereisten Flächen nicht genug zu fressen finden.
Je näher wir unserem Ziel kommen, desto häufiger sehen wir statt der Schaf-Ziegen-Mischungen zottelige Yaks weiden. Hoch in der Luft kreisen schwarze Geier und spähen nach Aas. Ein Kranichpaar stelzt, nur einen Steinwurf weit entfernt von uns, im Gras. Den Horizont bilden baumbestandene Hügel und Berge oder rotbraune und erdfarbene Felsenungetüme mit schwarzen Schattenwürfen. Welch ein grandioser Anblick!
Endlich erreichen wir um 18.30 Uhr das Gercamp in Tsenkher. Während von den Gastgebern das Abendessen zubereitet wird, steigen einige von uns noch in den Pool, der mit Wasser aus der heißen Quelle gespeist wird. Dort treffen wir auf bereits seit Montag anwesende Gäste aus Berlin. Die Abendluft ist frisch, und aus dem Wasser steigt der Dampf. Wir genießen es, den Körper in dem nassen Element zu lockern und entspannt die Umgebung auf uns wirken zu lassen.
Gegen 22.30 Uhr kehren andere Gäste von einem elfstündigen Ausflug zurück. Eines der beiden Autos, mit denen sie unterwegs waren, war auf einem Steinbrocken aufgesessen und hatte sich die Ölwanne aufgerissen. Aber die mongolischen Fahrer sind im allgemeinen bei der Lösung solcher Probleme erfinderisch, so dass alle zwar spät, aber wohlbehalten im Camp ankommen.
In der Nacht wird es eiskalt, die Temperaturen liegen mit Sicherheit im Frostbereich. Wir sind froh um den kleinen Ofen in unserem Ger, der vor dem Zubettgehen eine angenehme Wärme erzeugt, doch am nächsten Morgen schlottern unsere Glieder. Wer keinen warmen Schlafsack und Skiunterwäsche dabei hat, den hat es besonders hart getroffen. Zum Glück ist da der warme Pool mit Wasser aus der heißen Quelle. Wir wärmen uns darin auf und bestaunen den Reif, der sich über Nacht überall im Tal ausgebreitet hat.
Auf dem Parkplatz des Camps steht das Pannenfahrzeug. Der Fahrer hat mittlerweile die Ölwanne ausgebaut und in Tsenkher Sum schweißen lassen. Aber das Öl für das Automatik-Getriebe war weder in Tsenkher Sum noch in der Provinzhauptstadt Tsetserleg zu bekommen. Also hat der Fahrer mit dem für heutige Mongolen unentbehrlichen Mobiltelefon in Ulan Bator angerufen und das Öl im Linienbus nach Tsetserleg mitgeschicken lassen. Dort soll es am nächsten Tag abgeholt und in das reparierte Auto eingefüllt werden.
Dieser Freitag bringt nasskaltes Wetter, vormittags sogar mit Schneeregen, und das Ende August! Ich bin froh um die Stiefel, die ich im Juni auf dem großen Bazar „Naraan Tuul“ in Ulan Bator gekauft habe und nun seit Tagen für die Hochzeit einlaufe. Den Vormittag verbringen wir überwiegend im Ger. Der Pool wird geputzt und ist nicht benutzbar. Ein Teil der Besucher ist mit dem Auto nach Tsetserleg gefahren.
Nachmittags gehen wir spazieren und sind erneut überwältigt von der wunderschönen Gegend hier mit anmutigen grünen Hügeln und felsigen Bergen. Der meist aus Lärchen bestehende Wald hier am Rand der Steppe erinnert mit seinem tiefen Grün im Sommer an den Schwarzwald. Jetzt im mongolischen Herbst dagegen leuchtet er goldorangegelb. Vom Tal aufwärts erstrecken sich saftige Wiesen, auf denen Pferde und Yaks stehen, unten mäandriert ein Fluss, daneben befindet sich auf der anderen Talseite leicht erhöht die Quelle mit einem großen Ovoo und gibt ihr Wasser frei. Dieses Wasser ist so heiß, dass man darin Eier kochen kann. Es wird in einem Betonbecken gesammelt, aus dem der Dampf in die Höhe steigt, und dann in Rohren zu den Camps im Tal geleitet. Selbst wenn es nach einem langen Weg im Pool ankommt, ist es noch nicht für Badende betretbar. Man muss es mit kaltem Wasser mischen oder warten, bis es von der Umgebung abgekühlt ist.
Am Abend beginnen die Hochzeitsfeierlichkeiten. Der Bräutigam hat den für die Familie zuständigen buddhistischen Lama bestellt. Die Schwiegereltern sind nachmittags schon mit einem der Schwager losgefahren, um ihn abzuholen, aber es hat lange gedauert, ihn zu finden, denn zwischenzeitlich ist er umgezogen. Außerdem hatte er sich gerade um eine andere Klientel zu kümmern, als er erreicht wurde. So hat er versprochen, später mit dem Motorrad zu kommen, und die Schwiegereltern kehren abends nach 80 und 60 Kilometern Fahrt über die Steppe ohne Lama zurück.
Bei Einbruch der Dunkelheit trifft der Mönch endlich ein, wir befinden uns noch in dem von ihm vorausberechneten Zeitfenster für den Beginn der Zeremonie. Jeder der Teilnehmer erhält eine Duftkerze in Form eines Teelichts und einen Khadak, das ist ein Seidenschal in der blauen Farbe des Himmels. Er ist als Symbol der Freundschaft und seelischen Verbundenheit für alle zeremoniellen Handlungen unentbehrlich. So vorbereitet gehen wir auf die andere Seite des Tales über den Fluss zur heißen Quelle mit dem Ovoo. Der Weg dorthin ist sehr sumpfig, und wir sinken bis über die Knöchel ins Wasser. Mit nassen Füßen stehen wir schließlich rund um den Steinkegel. Während der Lama ein „Buch“ liest, das heißt aus einem mit tibetischen Schriftzeichen versehenen Papier ein buddhistisches Gebet für das Wohlergehen des Brautpaares und ihrer Familien vorträgt, umrunden alle anderen dreimal im Sonnensinn, also im Uhrzeigersinn, den Ovoo, legen jedes Mal einen Stein ab, zünden anschließend ihre Kerzen an und stellen sie zu Füßen des Ovoos auf. Diese Zeremonie hat die Intention eines Gebetes für das Brautpaar und seine Zukunft. Den Khadak bindet jeder an einer der Holzstangen fest, die beim Ovoo zu einem großen Kegel zusammengestellt sind.
Dann kehren wir ins Camp zurück. Dort wartet im Gasthaus schon ein Musikant mit einer traditionellen Pferdekopfgeige, einer Morin-Khur, und trägt einige Stücke vor. Diese Vorabendfeier dauert nicht sehr lange. Es ist bald Zeit, ins Bett zu gehen, denn der Lama hat das Zeitfenster für den Beginn der Zeremonie am morgigen Tag aus den Geburtsdaten von Braut und Bräutigam schon ab sieben Uhr berechnet.
Die Braut bleibt über Nacht bei ihrer Familie und der Bräutigam zieht zu seiner Mutter ins Ger. Das neue Ger des Brautpaares wurde schon den ganzen Tag über von den Angehörigen der Braut ausgestattet: zwei Betten, ein Tisch, zwei Hocker, eine Kommode mit Geschirr und eine Kommode für Textilien, die gleichzeitig als Hausaltar genutzt wird, Teppiche für die Wand und den Fußboden, und – ganz wichtig – eine Kombination aus Ofen und Herd mit einem Korb für Brennholz. Bis tief in die Nacht hinein hört man das Putzen und Hämmern.
Der Samstag ist der eigentliche Hochzeitstag. Für morgens um sieben Uhr ist Treffpunkt bei der Gaststätte angesagt. Von hier holen wir den Bräutigam an seinem Ger ab. Er trägt einen festlichen Deel, so heißt das traditionelle knöchellange Mantelgewand. Es ist gefüttert und in der Oberfläche aus hellblauer Seide. Dazu kommen die warmen mongolischen Stiefel, bei denen die Fußspitzen nach oben gebogen sind, und ein mit Pelz besetzter Hut. Ich übernehme an diesem Tag die Rolle des älteren Bruders des Bräutigams und habe meine Stiefel und einen eierschalenfarbenen Deel an. Natürlich darf auch bei mir ein Hut nicht fehlen.
Es wird fast halb acht, bis wir uns auf den Weg machen können, um die Braut abzuholen, aber das ist zeitlich noch durchaus in Ordnung. Zwei der Verwandten der Braut sind da, um uns zu führen. Der Bräutigam und ich steigen jeder auf ein Pferd und reiten den Weg, der Rest geht zu Fuß ca. 300 Meter zu den Gers der Familie auf einer Anhöhe. Dort umrunden wir im Sonnensinn den Wohnplatz. Dann warten wir, bis auch die anderen Gäste aus dem Camp eintreffen.
Im Ger des Brautvaters empfangen uns mehrere Verwandte, alle in Festkleidung. Der Aav, wie der Vater heißt, thront in der Mitte gegenüber dem Eingang. Zur Begrüßung umarmt er jeden einzelnen von uns mit dem üblichen „Beschnuppern“, bei dem man links und rechts Wange an Wange legt. Dann werden wir gebeten, zu seiner rechten Seite gegenüber der Verwandtschaft der Braut auf einem Hocker Platz zu nehmen. Die mongolischen Männer haben im Ger und in anderen Räumen immer den Hut auf, wenn sie mit Gästen zusammen sind. Früher trugen sie ausschließlich einen runden Hut in unterschiedlicher Ausführung, heute meist ein breitkrempiges Modell nach amerikanischem Vorbild.
Als Begrüßungsgetränk erhalten wir Airag, das ist gegorene Stutenmilch. Sofort beginnt der Austausch der Schnupftabakflaschen. Etwa acht bis zehn Männer wechseln ihre Flaschen mit denen von uns. Jeder öffnet den mit einer besonderen Geste übergebenen Behälter, beriecht den Inhalt und lobt das feine Aroma. Dann werden die Schnupftabake zurückgetauscht, bevor dieselbe Freundlichkeit dem nächsten Fremden zuteil wird. Anschließend beginnt der Gastgeber bei mir mit der Frage, woher ich komme, und nach meiner Antwort muss der nächste seine Herkunft mitteilen. Wir geben der Reihe nach höflich Antwort, und unsere mongolische Kollegin dolmetscht, was wir nicht auf Mongolisch sagen können. Anschließend ist es meine Rolle zu fragen, wie der Sommer war. Zur weiteren Konversation gehört die Erkundigung nach dem Wohlergehen der Tiere und ob alle Mitglieder der Familie gesund sind. Wegen der Schwerhörigkeit des 80jährigen Aav spricht einer der anderen Männer für ihn. Nach dieser Runde überreiche ich eine in einen Khadak gelegte Flasche mit Wodka dem Aav als Geschenk. Dazu muss man beachten, dass der Khadak der Länge nach dreifach gefaltet sein und mit der Öffnung auf den Beschenkten zeigen muss. Der Aav nimmt die Gabe feierlich in Empfang, legt den Khadak auf dem Hausaltar ab und stellt den Wodka dazu.
Nun ist der Bräutigam an der Reihe. Er hat seinen entscheidenden Satz in mongolischer Sprache schriftlich vorbreitet und liest ihn ab. Er ist durch die Überlieferung vorgegeben und in der Form eines mongolischen Gedichts gehalten, das heißt, es sind verschiedene Verse, die alle gleichlautend beginnen und sehr stark an die Alliterationen unserer althochdeutschen Dichtung erinnern. Hier ist der Versuch, den Spruch in deutscher Sprache nach den Prinzipien der mongolischen Dichtkunst wiederzugeben:
„Wir haben auf den guten Tag gewartet,
wir haben auf den guten Monat gewartet,
wir haben nun diesen schönen Tag gewählt.
Wir haben uns aufgemacht, diejenige zu holen,
die meine Frau werden soll.“
Der Schwager antwortet an des Aavs Stelle: „Du bist also gekommen, um meine Tochter als Braut mitzunehmen. Ich habe dich schon vor einigen Monaten kennengelernt, als du um ihre Hand angehalten hast. Weil ich weiß, dass du ein rechtschaffener Mann bist, will ich dir meine Tochter geben. Aber zuvor wollen wir nach alter Sitte alle etwas trinken.“ Die „Eetsch“, das ist die Mutter, und eine ihrer Töchter bedienen die Gäste und Verwandten mit Airag, selbstgebranntem Milchschnaps und Wodka, dazu reichen sie „weiße Speisen“, das heißt auf einer flachen Schale bzw. auf einem Teller befinden sich „Aaruul“ genannter getrockneter Käse, verschiedene Käsestückchen aus Yakmilch und Würfelzucker. Es ist unglaublich, wie viele Gäste sich in so einem Familien-Ger aufhalten können, und beeindruckend, mit welcher Ruhe und Selbstverständlichkeit diese alle bewirtet werden! Das ist mongolische Gastfreundschaft.
Die Braut befindet sich nicht im Ger. Der Aav beginnt als erster zu trinken. Bevor er die Schale mit Airag ansetzt, taucht er den Ringfinger seiner rechten Hand in das Getränk und verspritzt das Nass in drei Richtungen. Dann komme ich an die Reihe, nach mir der Bräutigam und die anderen. Wir opfern den Geistern nicht, sondern nehmen nur einen Schluck aus der Schale mit Stutenmilch, und es wird uns als Ausländern nachgesehen. Als der redeführende Schwager erklärt, der Wodka der nächsten Runde müsse auf ex getrunken werden, sonst bekomme man eine Strafe, gibt es etwas Verwirrung. Manche der deutschen Gäste trinken nämlich prinzipiell keinen Alkohol, was den gastgebenden Mongolen vollkommen unverständlich ist. Da es in diesem Fall nicht hilft, die Schale nur anstandshalber an die Lippen zu führen, verweigern die Betreffenden nun das Trinken. Immerhin hatten wir alle noch nichts gefrühstückt.
Bevor wir die Braut suchen dürfen, wird uns mitgeteilt, dass jede Seite ein gemeinsames Lied singen solle. Im Nachhinein denke ich, dass das für die wartende Braut ein akustisches Zeichen für unseren baldigen Aufbruch zu ihr sein sollte. Die Mongolen beginnen, und bei den Deutschen macht sich Ratlosigkeit in den Gesichtern breit. Die Mutter des Bräutigams bestimmt, dass wir „Hoch auf dem gelben Wagen“ singen und lässt keinen Einwand zu. Also singen wir das Lied und man merkt deutlich, dass so mancher den Text nur lückenhaft beherrscht.
Nach gefühlt einer Stunde wechselnden Trinkens und Singens werden wir nun aufgefordert, nach der Braut zu sehen. Die mongolischen Begleiter und ich steigen wieder auf unsere Pferde, die anderen folgen zu Fuß. Der Bräutigam muss beim Aav bleiben, die Braut soll von seinem Bruder gesucht werden. So mancher hat bei diesem Vorgang in der Vergangenheit schon die falsche Person gefreit, und gelegentlich konnte eine Familie dabei eine Tochter an den Mann bringen, die bisher noch nicht das Glück gehabt hatte, erwählt zu werden.
Wir werden zu einem vielleicht 50 Meter entfernten Ger geführt, darinnen sitzen drei Männer, aber keine Braut. Wieder erfolgen die formelle Begrüßung nach den überlieferten Regeln, der Austausch der Schnupftabakflaschen und der Airag in der Schale. Als unsere Dolmetscherin den Mongolen erklärt, dass mein Schnupftabakglas aus Bayern in Deutschland kommt und von Hand gemacht worden ist, stößt das auf großes Interesse, und die Männer besehen es sich sehr gründlich.
Weil aber hier keine Braut zu sehen ist, verabschieden wir uns und reiten bzw. gehen zu einem weiteren Ger in der unmittelbaren Nachbarschaft des Gers der Brauteltern. Gleich beim Eintritt sehe ich sie. Sie steht mit dem Rücken zu uns, damit wir sie nicht sofort erkennen sollen. Drei ihrer Schwestern befinden sich neben ihr, im festlichen Deel, nur die Braut hat ihren Werktagsdeel an. Um das traditionelle Spiel des Brautsuchens beizubehalten, zögere ich kurz und rufe dann: „Da ist sie, sie soll die Braut sein!“ Wir gehen zu ihr hin und werden mit Umarmung und Beschnuppern begrüßt. Die Mongolin ist gefasst, trotzdem verraten ihre dunkelbraunen Augen ihre Anspannung und zeigen, wie wichtig dieser Tag und die damit verbundenen Brauchformen für sie sind.
Nun müssen wir das Brautgewand finden, was nicht schwer ist, dann nehmen wir der Braut den Alltagsdeel ab und legen ihr den Hochzeitsdeel an. Ihre Schwestern kommen zu Hilfe, denn sie kennen die notwendigen Handgriffe besser als wir. Sie führen das Werk der feierlichen Ankleidung auch zu Ende.
Über den Deel kommt ein togaähnliches Kleidungsstück, auf den Kopf der Stirnschmuck, dann wird der Braut eine festliche Haube aufgesetzt, an deren Rückseite links und rechts je ein nach außen gebogener künstlicher Haarzopf herabhängt, der über die Schulter nach vorne gelegt wird und über der Brust endet. Dieser Schmuck soll auf die Rolle der Frau als Hüterin des Feuers hinweisen. Der Sage nach steht am Beginn dieser Tradition eine Frau und Mutter, die einmal an der heimischen Kochstelle eine böse Schlange vorfand. Sie formte ihre langen schwarzen Haare so, dass ihr Kopf an einen Adler mit ausgebreiteten Flügeln erinnerte. Durch diesen Anblick wurde damals das Untier vertrieben.
Wir führen alsdann die fertig angekleidete Braut aus dem Ger, ihre Schwestern folgen. Der Weg zum Ger der Eltern ist nicht weit. Dort begrüßt der Bräutigam seine zukünftige Frau, dann umarmt sie ihren Vater mit einer innigen Geste. Sie verlässt an diesem Tag ihre Eltern und begründet mit ihrem Bräutigam eine neue Familie. Nach einer gewissen Weile der Umarmung kniet sie vor dem Hausaltar nieder, berührt und küsst ihn und erhebt sich wieder. Wir gehen gemeinsam aus dem Ger ihrer Eltern, steigen mit den uns betreuenden Verwandten auf unsere Pferde und reiten talwärts zum Camp zurück. Der Rest folgt dorthin wieder zu Fuß, die Alten werden mit dem Auto gefahren.
Nun bringen wir das Brautpaar zum Hochzeitsger. Dort nehmen sie ihre Plätze gegenüber der Türe ein, die Braut zur Linken des Bräutigams auf der Frauenseite. Auf der Kommode hinter ihr steht ein Foto von der standesamtlichen Hochzeit vor einigen Wochen in Berlin.
Nach einer Weile geht die junge Frau daran, erstmals im neuen Herd, der gleichzeitig Ofen ist, Feuer zu machen. Diese Tradition ist eine Feuerprobe im wahrsten Sinn. Als neue Ehefrau muss die Braut beweisen, dass sie einen Haushalt führen und für die Familie sorgen kann. Sie nimmt ein Bündel dünner Holzstäbchen in die linke Hand, entzündet mit der rechten an ihnen ein Feuer und wartet, bis es genügend brennt. Dann legt sie von oben das Feuerbündel in das Innere des Ofens. Darauf schlichtet sie weiteres Holz, gibt Fett dazu, damit es besser brennt, und harrt aus, bis das für das Feuer vorgesehene Holz lichterloh in Flammen steht und schön knistert. Nun legt sie die Abdeckplatte auf den Ofen.
Anschließend kommt die zweite Probe: Die Braut muss den traditionellen Milchtee (Suteicaj) zubereiten. Dazu wird die kreisförmige Abdeckplatte wieder entfernt, und über die Öffnung wird ein großer Kochtopf gesetzt. Dahinein schüttet die Braut ein Gemisch aus Tee und Milch und gibt die richtige Menge an Salz dazu. Später wird der Sud in Schalen gefüllt und an die Gäste verteilt. Sollte der Schwiegermutter der Braut der Tee nicht schmecken, könnte jetzt die Braut an ihre Familie zurückgegeben werden, was natürlich mit viel Schande verbunden wäre. Die deutsche Schwiegermutter sitzt neben mir und trinkt ihren Tee wie die anderen auch. Sie gibt keinen Ton von sich. Gespannte Stille.
Schließlich raune ich ihr zu: „Sag bloß nicht, dass dir der Tee nicht schmeckt, sonst muss deine Schwiegertochter zurückgegeben werden!“ Das erinnert sie an ihre Rolle und sie ruft ganz erfreut in die Runde: „Wunderbar, wonderful. Ein sehr guter Tee!“ In der Verwandtschaft macht sich Erleichterung breit, denn die Braut wurde angenommen. Wir können nun zum Hochzeitsmahl gehen.
Mittlerweile ist es fast Mittag geworden. In dem festlich vorbereiteten Gastraum sind die Tische in Hufeisenform aufgestellt. Auf dem Brauttisch ist auf einem Brett ein kompletter gekochter Fettschwanzhammel angerichtet, daneben befindet sich das traditionelle Gebilde mit den aufeinandergestapelten, in Fett herausgebackenen schuhsohlenförmigen Brotscheiben und wieder Aaruul mit weißen Speisen. An der Stirnseite des Tischhufeisens sitzt wie bei uns in Deutschland das Brautpaar in der Mitte. Zur Rechten des Bräutigams reihen sich der Aav mit der Eetsch und dem Lama, dann die weiteren mongolischen Verwandten an den seitlichen Tafeln aneinander, gegenüber die deutschen Gäste. Neben der Braut sitzt ihre Schwiegermutter, daneben ist der Platz für den älteren Bruder, also mich.
Nun begrüßt der Bräutigam seine Gäste und gibt seiner Freude Ausdruck, mit ihnen dieses Fest feiern zu dürfen. Damit ist die Tafel freigegeben. Zu essen gibt es Nudelsuppe mit Fleischeinlage vom Yak, nicht vom Schaf wie meistens sonst, dazu Yak-Gulasch mit Reis, Kartoffelsalat, Krautsalat und andere Salate. Das Grünzeug ist vermutlich wegen der deutschen Gäste so reichlich vorhanden, die Mongolen halten sich mehr ans Fleisch. Zur allgemeinen Unterhaltung trägt eine Sängerin aus dem Staatstheater in Tsetserleg etwas vor, darunter eines der traditionellen langgezogenen mongolischen Lieder, begleitet von einem Morin-Khur-Spieler, der auch selbst Kehlkopf- und Obertongesang zum Besten gibt. Beide sind in festlicher Tracht gekleidet. Ein anderer Mongole hat sich extra für seinen Auftritt umgezogen und statt des Deels einen schwarzen Anzug angelegt. Er tut sich als guter Sänger hervor. Seine musikalische Begleitung kommt von einem Band oder einer CD.
So oder so ähnlich muss es in Europa in der ritterlichen Kultur des Mittelalters gewesen sein: Die Edelleute tafelten, während die Spielleute und Sänger zur Unterhaltung der Gesellschaft ihr Bestes gaben. Die mongolischen Traditionen gehen gerade in der Welt der Nomaden vermutlich auf dieselbe Zeit zurück und hier haben sie sich bis heute gehalten. Man muss bedenken, dass es in diesem Tal erst seit kurzem Elektrizität gibt, die jedoch noch nicht alle Gebäude erreicht hat. Irgendwann in nächster Zeit wird wohl auch das Gercamp mit Strom versorgt werden, bis jetzt läuft stundenweise ein dieselbetriebener Generator. Wenn auch hier die Modernität des elektrischen Stromes eingeführt sein wird, kommt die Musik aus der Konserve oder aus dem Fernseher und das menschliche Gedächtnis wird sich nicht mehr um das Erlernen der Lieder bemühen.
Nach der Mahlzeit kommt die Zeit der Reden. Der Aav und einer der Schwager erheben nacheinander das Wort, auch irgendwann ich. Ich drücke den Dank für die gastfreundliche Aufnahme der fremden „Langnasen“ in diesem schönen Land aus, wo ich als Bruder die Braut holen und wir alle diese beeindruckenden Traditionen kennenlernen durften. Wir haben große Achtung vor diesen Überlieferungen, freuen uns sehr über die damit geknüpften mongolisch-deutschen Beziehungen und die wundervolle Zeit hier mit allen damit verbundenen Erlebnissen. Wir werden diesen Tag nie vergessen. Ein anderer hebt in seiner Ansprache die Eltern der Braut hervor, ohne die unser Freund nie zu dieser wundervollen Frau gekommen wäre, und wieder ein anderer betont die langjährige Freundschaft zum Bräutigam, die ihm zur Teilnahme an diesem Ereignis verholfen hat. Immer wieder wird Wodka ausgeschenkt und jeder, der etwas zu sagen hat, bekommt eine Schale mit Airag in die Hand, aus der er am Schluss seiner Rede zum Wohl des Brautpaares trinkt.
Später erfolgt eine Vorstellungsrunde. Jeder der mongolischen oder deutschen Gäste muss aufstehen, wenn der betreffende Name genannt wird. Unsere Dolmetscherin hat an diesem Tag viel zu tun.
Es folgt die Überreichung der Geschenke, zuerst ans Brautpaar, dann an die Brauteltern. Irgendwann beginnt die Stunde des gemeinsamen Singens. Die Mongolen singen schön und kräftig. Sie haben ein großes Repertoire an Liedern, die sie pflegen und die von Alt und Jung auswendig vorgetragen werden. Eine kurze Umfrage unter uns Deutschen zeigt, dass die Kenntnis von Volksliedern sehr zu wünschen übrig lässt. Ich habe den Eindruck, manche empfinden dies für Sekunden als ihr eigenes Armutszeugnis, aber diese Erkenntnis wird wohl nicht nachhaltig sein. Schließlich wird „Marmor, Stein und Eisen bricht“ vorgeschlagen, das kenne wahrscheinlich jeder. Ich soll dazu die Gruppe anführen. Bis wir an der Reihe sind, habe ich noch kurz Zeit, einen auf das Brautpaar passenden Text für die zweite und dritte Strophe zu basteln, damit wir nicht dreimal die erste Strophe singen müssen.
Gottlob blamiert sich die deutsche Seite nicht. Den Refrain singen alle kräftig, vor allem seine Wiederholung mit den Jazz-Elementen im Rhythmus. Den Mongolen gefällt das Lied ausnehmend gut und sie klatschen begeistert. Besonders das „tam tam – tam tam“ hat es ihnen angetan. Welche Definition hat das Volkslied? Es ist das, was das Volk singt, egal, ob von anonymer Herkunft oder von bekannten Autoren und Interpreten.
Die Mutter des Bräutigams geht in die Mitte des Saales und trägt als Lied den Goethe-Text vor: „Ich ging im Walde so für mich hin …“
Nun wird die Verwandtschaft mit Geschenken bedacht. Wir erhalten je einen rituellen Milchlöffel mit einem Khadak. Mit solchen Löffeln verspritzen auf dem Land die mongolischen Frauen vor dem Ger Milch in drei Himmelsrichtungen außer dem Norden und begrüßen so den Tag. Auch spritzen sie den Gästen bei deren Abreise Milch hinterher. Damit wollen sie die Geister günstig stimmen, damit die Fahrt gut verläuft.
Zum Abschluss des Hochzeitsfestes folgt ein Fototermin im Freien mit verschiedenen Konstellationen, der Geiger und eine kostümierte Tänzerin führen einen mongolischen Tanz auf der Wiese vor, alles wird also nach draußen verlagert.
Die mongolischen Gäste begeben sich der Reihe nach auf den Heimweg. Wir halten uns im Camp auf. Die Gastgeber sind völlig erschöpft, die Küche hat ihr Bestes gegeben. Am Nebentisch feiern einige Nachbarn und singen, bis irgendwann auch sie nach Hause gehen. Die Brautleute verschwinden in ihrem Ger, um sich zu erholen.
Tags darauf treten wir bei schönem, spätsommerlichen Wetter die Heimreise an. Unterwegs gibt es zum Glück keine Panne und während der Fahrt reichlich Gesprächsstoff. Wir machen Zwischenstopps in Tsenkher, wo der Fahrer etwas bei seiner Schwester abzugeben hat und wo wir das Nudelgericht „Tsuivan“ essen. Die genannte Schwester betreibt nämlich ein kleines Restaurant. Dann halten wir in Kharkhorin auf dem Aussichtshügel mit dem Denkmal für das Weltreich der Mongolen und schließlich unterwegs noch einmal in freier Natur.
Nie bekommt man diese scheinbare Unendlichkeit der Steppe, die irgendwo am Horizont in eine Berg- oder Hügelkette übergeht, so in ein Foto, dass dieses wenigstens ansatzweise den Eindruck wiedergeben kann, den man beim Anblick des Originals empfindet: die unvergleichliche Schönheit der Landschaft verbunden mit der weiten Sicht und der klaren Luft unter dem blauen Himmel, dessen Farbe im Khadak wiedergegeben wird und der über allem schwebt. Die der Naturreligion verbundenen Mongolen verehren den Himmel als höchste Macht. Er bringt die Wärme und das Licht, den Regen, die Winde, den Schnee und das Eis. Ich überlege, ob darüber hinaus dieser mongolische blaue Himmel nicht dafür verantwortlich ist, dass man in diesem Land kaum Menschen mit Depressionen findet. Bei uns in Mitteleuropa werden viele nach einer langen Periode mit schlechtem Wetter schwermütig, hier aber sorgt das Firmament für die alles in allem optimistische Grundstimmung der Gemüter.
Nach knapp neun Stunden kommen wir wieder in Ulan Bator an. Die Hektik der Stadt nimmt uns gefangen, und wir bereiten uns auf den langen Heimflug nach Deutschland vor. Schöner und eindrucksvoller hätte der Abschluss unseres dreijährigen Aufenthalts in der Mongolei nicht ausfallen können.
Fotos: Ralf Heimrath
Diese Nächte waren nichts anderes als Zauber. In ihnen drehte sich nicht das Rad der Zeit, auch hielt die Zeit nicht an. Vielmehr fand das Fließen des Jetzt weiterhin statt, aber das Namenlose war, dass das Fließen des Jetzt aus seinem allbekannten Rahmen fiel und sich selbst überschritt. Es wurde zeitlos. Wir fassten gemeinsam die Weltgesamtheit im verdichteten Moment ihrer Flüchtigkeit in ihrem kleinen Zimmer unter einer Dachschräge zusammen. Diese Nächte waren das Suchen nach der Wesentlichkeit der Dinge und das Deutlichmachen der Undeutlichkeit des Selbst. Für einen Augenblick siegten wir, lediglich für einen Augenblick, über die Unmöglichkeit der menschlichen Begegnung. Dabei sollte ich ihr nur kurz etwas bringen.
Es war mitten in der Woche. Sie hatte mich kurzfristig darum gebeten, ihr einen juristischen Kommentar zur Bearbeitung einer Akte zu bringen. Da ich noch beim Gericht war und ein Auto besaß, besorgte ich ihr den Kommentar aus der Gerichtsbibliothek und fuhr am späten Nachmittag zu ihr. Sie wohnte alleine in einem Dachgeschoß eines fünfstöckigen Altbauhauses am Rand der Stadt. Vor dem Gebäude befand sich ein dickes, weißes Metalltor, dahinter ein kleiner, unregelmäßig gepflegter Garten, wo die Eingangstür zum Haus sich befand. Der hölzerne Treppenflur, jede Stufe knarzte, war akkurat mit einem schmalen, gräulichen Teppich belegt, der den Schall der Schuhsohlen etwas dämpfte. Auf jeder Etage breiteten sich große Fenster aus, die zur Straße guckten und das abnehmende Tageslicht einfingen. Ich war das erste Mal in diesem Haus, und es machte in gewisser Weise Eindruck auf mich, vielleicht wegen der Tatsache, dass sie hier wohnte. Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich so etwas wie Anmut spürte, die mit jeder Treppenstufe in mir wuchs. Auf der höchsten Etage angekommen, erstreckte sich vor mir eine Wand aus milchigem Glas, das bis zu der hohen Decke reichte. Mittendrin stand eine Tür im Rahmen. Zunächst dachte ich, dass sie hier wohnen würde, sodass ich eine Hand auf die kühle, bronzene Türklinke legte. Sobald ich aber aus dem Augenwinkel sah, dass sich links von mir, schräg neben der Wand aus milchigem Glas, eine weiße Tür, die ich vorher nicht erkannt hatte, öffnete, wandte ich mein Gesicht um und sah sie, wie sie mit ihren perlblauen Augen lächelnd aus dem Türrahmen, der sie wie ein Engel zu einem Gemälde festhielt, guckte. Ich zog meine Hand von der Türklinke und ging ihr entgegen. Sie umarmte mich, dabei roch ich ihre milde Haut am schmalen Nacken, wo sich einige Härchen aufwärts kräuselten. Sie bat mich reinzukommen. Zunächst erwartete ich, dass ich ihr den Kommentar kurz geben und dann wieder verschwinden würde, da sie sicher viel zu tun hätte, bat sie mich doch kurzfristig darum. Daher war ich überrascht, als ich in ihrer Wohnung war, auf einem kleinen, weißen Sofa neben ihrem Bett saß, umgeben von dem milden, einmaligen Duft ihrer Haut, der ihre überschaubare, kleine Einzimmerwohnung füllte und die glatte Oberfläche meiner dreidimensionalen Wirklichkeitsbilder wie mit einer Messerspitze aufschnitt. Im Zimmer standen eine kleine Kochdiele, daneben ein Kleiderschrank und eine Kommode, ein kleines Bücherregal, darin ein integrierter Schreibtisch, ein Sofa und ein Bett. Ihre Möbel waren größtenteils in weißen oder hellen Farben. Eine gewisse Unantastbarkeit legte sich auf sie wie ein durchsichtiger Schleier. Der Boden war mit einem dunkelblauen Teppich belegt und die Decke fiel schräg auf die Wand gegenüber jener, wo die Eingangstür war. Zwar hatte die Wand keine Fenster, was einengend wirkte, jedoch – und das fiel mir erst später auf – streckten sich zwei große Fenster auf den Dachschrägen, die geradewegs auf den Himmel gerichtet waren, als wären sie Eingangstüren des Firmaments, mit denen man wie durch Schlüssellöcher hinter die Bilder von Tag und Nacht lauschen könnte.
Sie gab mir einen Tee, und wir tauschten uns kurz aus. Sie erzählte mir ihre Schwierigkeiten, die sie mit der Bearbeitung der Akte hatte. Ich spürte Mitgefühl, da sie sich sichtlich damit quälte. Ich bot ihr daher meine Hilfe an. Sie lächelte, lehnte jedoch dann ab, da sie es schon selbst schaffen werde. Dann rauchten wir noch eine Zigarette in ihrem ebenso kleinen, überschaubaren Badezimmer, wo neben der Toilette ein geöffnetes Fenster war. Sie stand, ich setzte mich auf die zugeklappte Toilette und krümmte mich rauchend über meine überkreuzten Beine. Es wurde schon dunkel, und inzwischen war ich schon seit über einer Stunde bei ihr. Als ich dies bemerkte, bedankte ich mich für den Tee, und sobald ich mich verabschieden wollte, schnitt sie mir mit gesenktem Blick mein Wort ab und sprach leise: „Bleib doch noch.“
Das hatte ich sicher nicht erwartet. Ich verstummte, rauchte die Zigarette zu Ende und rätselte über ihren Willen, der mir wie ein Becken voll Sehnsucht schien, wie ich es noch nicht kannte. Nicht, dass wir noch nie was miteinander gehabt hätten, unzählige Male lagen wir einander auf der Brust, aber diese Art Sehnsucht in ihrem Blick, die mir die Tür zu ihrer Wohnung öffnete, wunderte mich, da bis zu diesem Zeitpunkt eine durchsichtige Scheidewand sich zwischen uns schob, die zwar zuließ, dass ich ihren und sie meinen Kosmos sehen durfte, aber ein Stillschweigen uns befahl, niemals über diese Grenzlinie hinweg die Welt des anderen zu betreten. Diese Sehnsucht, dieses Verlangen kannte ich nicht an ihr. In diesem Ausmaß war sie mir neu. Nun hatte etwas diese Scheidewand zwischen uns weggeschoben. Ich musste sie nicht mehr durch etwas Unsagbares sehen, ich konnte unmittelbar in ihr Ich fallen, so wie sie in das meine.
Wir gingen wieder in ihr Allzweckzimmer. Ich setzte mich auf das Sofa, sie neben mich. Ich versuchte ihr zu entlocken, was sie bedrängte, doch scheinbar war da nichts, nichts als Sehnsucht im leeren Raum. Sie trug eine hautenge Jeans, eine weiße Bluse und ihre blonden Haare waren am Hinterkopf zu einem Knäuel gebunden. Aus ihrem hellen Gesicht strahlten große, blaue Augen, die wie zwei sattblaue Himmelsfalter unter ihren unscheinbaren Augenbrauen hockten. Plötzlich legte sie eine Hand auf meinen Nacken, mein Puls stieg und meine Lenden pressten mir die Luft in meinen Eingeweiden zusammen, und im nächsten Augenblick spürte ich ihre Lippen auf den meinen. Ich legte meine Hände auf ihre Hüften, packte fester zu und ohne jede Überlegung verschwanden sie unter ihrer Bluse. Ihre Haut war warm wie eine Glühbirne. Wir wälzten uns auf ihr kleines Bett. Ich zog ihr nach und nach ihre Bluse, ihre Jeans und ihre Unterwäsche aus. Sie lag nackt wie das verschollene Blütenblatt einer Seerose vor mir. Dann zog sie mich aus, auch ich lag nun nackt neben ihr. Wir schmiegten unsere Körper aneinander wie zusammenfallende Wachstropfen, die im selben Punkt ins Wasser fallen, küssten uns und fuhren mit der Zunge über den Hals des anderen. Ich strich mit meinen Fingern über ihre helle, atmende Haut, über ihre Gesichtskonturen, in denen die Wangenknochen ihre Gesichtshälften zaghaft wölbten, über ihren Rücken, ihre Wirbelsäule, ihr Becken, ihren Bauch, in den sich eine kleine Grube schraubte, über ihre Brüste, ihre Murmel gewordenen Brustwarzen, über jeden Zweig ihres Gerippes, unter dem ihr Herz schlug, kurz, über ihre ganze Knochenanatomie, auf der sich ihre Schale aus Haut spannte; womöglich tat ich dies, um mich zu vergewissern, dass sie wirklich bei mir war, dass sie existiert, dass ich existiere, dass wir nicht nur eine flüchtige Verdünstung eines fragilen Ganzen waren, das mit einer Klaviertaste kommt und mit der nächsten vergeht. Irgendwann begannen wir zu schwitzen, doch das kümmerte uns nicht weiter. Wir überquerten die Grenzen der Scham und gelangten in das Gebiet unbedingter Aufrichtigkeit. Es war, als schälten wir uns in den Zustand völliger Öffnung unserer Körper und Seelen und verschmolzen in das tiefste Weltgeheimnis, das hinter den Vorhängen der Dinge gedankenstill und verborgen sein Werk verrichtet.
Ich übernachtete bei ihr, nicht nur eine Nacht, sondern drei, vier Nächte. Das weiß ich nicht mehr so genau. Die Tage und Nächte schwammen ineinander, ohne sie noch trennen zu können. Nachts legten wir die Matratze auf den Teppich und schauten aus den riesigen Fenstern ihrer Dachschräge in den schwarzen Himmel, in dem lebende und tote Sterne wie Laternen der Milchstraße blinzten. Sie hob ihren Arm und ging mit zwei Fingern durch das Universum. Das tat ich ihr nach. Wir waren nackt, unsere Blöße reichte sich die Hände, wir tranken dann und wann ein Glas Wein und rauchten Zigaretten. Ebenso wie ich hatte auch sie die Arbeit vergessen. Wir meldeten uns krank, sorglos, und pfiffen auf die Fesseln des Alltags. Wir waren frei. An einem der Abende überraschte sie mich. Sie stand auf und klappte die längliche Kante eines kleinen, hölzernen Klaviers auf, das ich vorher für einen Schrank oder eine Kommode hielt. Ohne jede Ankündigung begann sie sanfte Rhythmen zu spielen, von denen maßlose Zartheit ausging. Ich war sprachlos und tief beeindruckt. Ich stellte mich hinter sie, schaute an ihrem schmalen Nacken vorbei auf ihre makellosen Hände, die über die Klaviertasten wie Blätter auf der Wasseroberfläche eines Bachs glitten, und legte meine Hände auf ihre Schultern. Sie rührte sich nicht, war konzentriert und spielte ihr Stück zu Ende. Dass sie Klavier spielen konnte, wusste ich nicht. Als ich sie danach fragte, sagte sie, dass sie es als Kind gelernt hatte und nun ab und an sich an ein Klavier wagte, wenn ihr danach wäre. In welchen Augenblicken ihr danach war, blieb ihr Geheimnis.
Schließlich rückte der Tag an, an dem ich fahren sollte. Es war später Abend, vielleicht schon Mitternacht. Wir umarmten uns und als ich mich verabschiedete, sprach sie mit gesenktem Blick: „Schön, dass du geblieben bist.“
Dazu hatte ich nichts zu sagen. Ich nickte und gab ihr einen Kuss. Im Grunde genommen wollte ich nicht gehen und war betrübt, wusste ich doch, dass ich damit die einmalige Seinssphäre, in der ich mich mit ihr in den Nächten befand, unwiderruflich wie eine zerdrückte Luftpolsterfolie zerriss. Dennoch ging ich, in den Gedanken bei ihr, stieg ins Auto und fuhr mit einem gemischten Gefühl aus Glück und Wehmut ab, als hätte ich bei ihr etwas vergessen. Ich fühlte mich trotzdem gut. Ich drehte das Radio aus und zündete mir eine Zigarette an. Mein Fenster kurbelte ich runter. Die Straßen waren leer, nur das fahle, gelbe Licht der Laternen legte sich auf den Asphalt. Ich genoss die nächtliche Fahrt und war umgeben von Stille. Keine Menschen, kaum Verkehr, einige Sterne im Himmel, die Straßenlaternen der Nacht und ich, dessen Gedanken mit Gefühlen zusammenflossen.
Schließlich kam ich an einer Brücke an, die sich über den breitnackigen Rhein spannte. Ich musste auf die andere Seite. Als ich auf sie fuhr, verließ mich jeder Verdruss. Ich schaute nach rechts über das Gelände des Gehweges und sah einen unruhigen kalten Fluss, der immerfort im Strom gefangen war. Dann wandte ich meinen Blick um zu meiner Linken und entdeckte Ahnungsloses am Geländer der Brücke; Möwen, schlafende, wachende, einander in Schutz nehmende Möwen. Sie zogen sich wie Kerzen von einem Ende der Brücke entlang bis zum anderen, und sie alle richteten ihren Blick auf den Fluss, der ihnen einen kühlen Wind ins Gesicht pustete. Einige hatten die Augen geschlossen und schliefen vermutlich, während die Wachen wie Soldaten ihren Nachtposten hielten. Der Abstand der Möwen zueinander war wie mathematisch berechnet exakt derselbe. Keine der Möwen schien Flügel ausspreizen und davon fliegen zu wollen. Sie waren keine einzelnen, unabhängigen Vögel, sondern vielmehr ein weißes, wie mit Kreide über das Brückengeländer gezogenes, unbändiges Kollektiv, in dem sich jede einzelne Möwe in voller Sicherheit, Geborgenheit und Einigkeit fühlte, da sie um ihresgleichen neben sich wusste. Ich war verblüfft. Ich war überrumpelt. Die Möwen auf der Brücke schienen derart unwirklich, dass ich mir dachte, ich hätte sie mir eingebildet oder jemand hätte mit Papier Möwen gefaltet und sie auf das Geländer geklebt. Also überquerte ich noch einmal, nun in umgekehrter Fahrtrichtung, sobald ich die andere Rheinseite erreicht hatte, die Brücke, um mich zu vergewissern. Die Möwen waren echt, sie waren wirklich, sie saßen auf der Brücke, als gehörte sie ihnen, als wäre sie ein großes Nest. Zum einen war ich vom Spektakel der Natur beeindruckt, und zum anderen sehnte ich mich danach, Teil jener fürsorglichen Sicherheit, Geborgenheit und Einigkeit zu sein und mich wie eine Möwe unter den Möwen einzureihen. Mit diesem Gedanken erwachte eine unbeschreibliche, fast ziellose Sehnsucht. Ohne weiter nachzudenken, jedes Willens beraubt, fuhr ich am Ende der Brücke in die Richtung ihrer Wohnung, als hätte man mir einen Befehl gegeben. Ich spürte, dass ich wieder zu ihr musste, und wäre es auch nur noch für diese eine Nacht gewesen, ich musste zu ihr. Ich wollte ihr Einsicht in diesen Moment meines Lebens gewähren. Denn in den vorangegangenen Nächten erschufen wir eine Kreatur von unbedingtem Vertrauen. Wir hörten auf, uns zu schämen, in jeder Hinsicht. Dieses Vertrauen machte ich geltend. Ich dachte nicht darüber nach, dass ich sie stören würde oder unerwünscht sein könnte.