Mit Volldampf in ein Abenteuer voller Schnurrhaare,
Schneebesen und Schabernack!
Aus dem Englischen von Sylke Hachmeister
Unsere Bücher gibt es überall im Buchhandel
und auf carlsen.de
Alle deutschen Rechte bei
Carlsen Verlag GmbH, Hamburg 2021
Text and illustrations copyright© Hannah Peck2021
Originally publishedin theEnglish language
in the UK by Piccadilly Press, an imprint
of Bonnier Books UK Limited.
The moralrights ofthe Author have been asserted.
Originaltitel: Kate on the Case
Aus dem Englischen von Sylke Hachmeister
Lektorat: Rebecca Jaacks
Umschlag- und Innenillustrationen: Hannah Peck
Umschlaggestaltung: formlabor
Herstellung: Derya Yildirim
Handlettering: Olav Korth
E-Book-Umsetzung: Zeilenwert GmbH
ISBN 978-3-646-93463-2
11
Der Zug fuhr ein und Kate war bereit zum
Einsteigen. Sie hatte genug Kleidung für die
einwöchige Reise in der Tasche und hielt das
Handbuch für Reporterinnen fest in den Händen.
Ihre Maus Rupert saß gemütlich in der
oberen Tasche ihres roten Mantels.
»Beeil dich, Kate!« Dad drängelte sich mit
seinen breiten Schultern durch die Menge
und scheuchte Kate zu den eisernen Stufen
des Zugs. »Wenn wir den verpassen, müssen
wir noch eine Woche warten, bis wir Mum
sehen!«
Kates Mutter war Polarforscherin und
stand kurz vor einer wahnsinnig aufregenden
Entdeckung über Algen in der Arktis. Kate
hatte am Tag zuvor einen Brief von ihr
bekommen. Als er durch den Briefschlitz fiel,
war er noch knackig kalt. Darin stand:
13
Kates Mutter konnte ihren Posten nicht
verlassen. Deshalb hatte die Internationale
Gesellschaft für Polarforschung Kate und
ihrem Vater eine Fahrkarte geschickt, damit
sie zu Besuch kommen konnten. Die Anreise
war nur mit dem Dampfzug möglich, und der
stand jetzt abfahrbereit auf dem Gleis. Es war
eine alte Lok, doch sie glänzte strahlend blau.
Kate wollte gerade einsteigen, da blitzten
in der dunklen Lücke unter dem Wagen zwei
goldene Augen auf. Kate blinzelte und die
Augen waren verschwunden.
»Hast du das gesehen, Rupi?«, flüsterte sie in
ihre Manteltasche.
»Ja – und ich weiß nicht,
ob es mir gefällt …«,
antwortete Rupert mit
piepsiger Stimme.
Ehe sie sichs versahen, wurden sie von Kates
Vater über die Stufen gehoben und auf dem
gebohnerten Holzfußboden abgesetzt.
»So, ihr Süßen, ihr bleibt hier in diesem
Wagen – ich suche unser Abteil.«
Von innen war der Zug noch eleganter
als von außen. Goldene Kerzenleuchter
und Lampen mit Samtschirmen standen
auf dunklen Holztischen. Außerdem gab es
silberne Glocken mit Aufschriften wie »Für
Orangensaft klingeln« oder »Ich hätte gern
Ohrstöpsel«.
Sogar die Kissen sind verziert!, dachte Kate.
Sie kletterte auf einen Sessel und ließ sich auf
dem größten, flauschigsten Kissen nieder.
Nur dass es überhaupt kein Kissen war.
Es war eine Katze. Eine sehr wütende
Katze. Sie machte einen Buckel, fuhr die
messerscharfen Krallen aus und sprang mit
einem Satz auf Kate und Rupert zu.
Glücklicherweise überschätzte die Katze
ihre Flugkünste und landete mit einem
pelzigen Plumps auf dem Boden.
»Siehst du, Rupi?«, sagte Kate, als sie sich
von ihrem Lachanfall erholt hatte. »Die
Augen, die wir unter dem Zug gesehen
haben, gehörten wahrscheinlich zu dem
aufgeblasenen alten Vieh hier.«
»Verzeihung«, zischte jemand hinter ihnen.
Kate fuhr herum und sah eine klapperdürre
Dame mit einem spitzen Stock, der einen
riesigen Diamanten als Knauf hatte.
17
»Das aufgeblasene alte Vieh heißt Master
Mimkins. Entschuldige dich auf der Stelle!«
»Ist das wirklich sein Name?!«, piepste
Rupert, und wieder mussten beide losprusten.
Sie kamen einfach nicht dagegen an.
Die dürre Dame kniff die Augen zusammen.
»Master Mimkins der Dritte hat einen
tadellosen Stammbaum – er ist der Letzte
seiner Art!«
Kate sah Master Mimkins an. Er hatte sich
gerade eine ganze Pfote ins Maul gesteckt und
schielte.
»Kein Wunder, dass außer ihm keiner übrig
geblieben ist«, murmelte sie Rupert zu.
Die Dame öffnete schon ihren
schmallippigen knallroten Mund, um
weiterzuzetern. Da kam ein dünner, schwer
bepackter junger Mann in den Zug getaumelt.
18
Er trug eine blau-goldene Uniform mit
einem Abzeichen. Darauf stand:
»Verzeihung, Madame Maude.Verzeihung,
Kind und Maus«, rief er dröhnend. »Ich muss
hier einmal mit Gepäck durch!«
Alle machten Platz.
Alle außer Master Mimkins, der grimmig
sein Spiegelbild in einer Vase betrachtete.
Kate würde später notieren, dass daraufhin
»ein absolutes Chaos« ausbrach.
Simon trat Master Mimkins voll auf
den Schwanz. Master Mimkins stieß ein
ohrenbetäubend schrilles »JIIIIIIAU!« aus.
Koffer und Taschen purzelten in alle
Richtungen.
Eine Hose flog an Kates Nase vorbei
und verfing sich in einem Leuchter.
Künstliche Gebisse klapperten
unter den Tischen. Ein Glas mit
eingelegten Eiern kullerte
durch den Gang. Eine ganze
Sammlung von Goldpokalen
fiel klirrend aus einem
kleinen roten Koffer und
landete auf Madame Maudes
Füßen. Mitten in all dem
Durcheinander bemerkte
22
Durcheinander bemerkte Kate, wie Madame
Maudes Elsteraugen funkelten.
»Es t-t-tut mir so leid«, stammelte Simon,
krabbelte hektisch mit seinen langen Beinen
über den Boden und stopfte alles wahllos in
irgendwelche Koffer. Er schnappte sich das
Glas mit den eingelegten Eiern und stand auf.
Doch dann stieß er – KNACK – direkt gegen