Mit Bildern von Nina Dulleck
Chaos in der magischen Zoohandlung!
Mr. Morrison bekommt einen mysteriösen Brief und reist überstürzt ab. Zum Glück sind Pinkie, Miss Cornfield und – gut versteckt – einige Kinder und ihre magischen Tiere mit dabei. Kaum sind sie weg, tanzen in der Zoohandlung nicht nur die Erdmännchen auf dem Tisch!
Miss Cornfields Klasse hilft, wo sie kann und entdeckt:
Die magische Welt ist viel größer, als sie bisher geglaubt haben.
Ein neues spannendes Abenteuer der magischen Tiere.
Buch lesen
Viten
Die Wintersteinschule
Eine ganz normale Schule. Ganz normal?
Fast. Gäbe es da nicht ein Geheimnis …
Miss Cornfield
Lehrerin an der Wintersteinschule. Manchmal ein bisschen streng, aber sie meint es gut mit ihren Schülern. Und sie weiß ganz genau, wer von ihnen Hilfe braucht …
Mister Mortimer Morrison
Inhaber der magischen Zoohandlung. Dort gibt es magische sprechende Tiere. Er selbst hat auch eins: die freche Elster Pinkie.
Mr. Morrisons Omnibus
Damit fährt er um die ganze Welt und sammelt magische Tiere ein.
Ashanti, die Schwarze Mamba, und Leonardo, das Streifenhörnchen
Zwei der vielen, vielen sprechenden Tiere in der magischen Zoohandlung. Sie alle wünschen sich nichts mehr, als den Menschen zu finden, der perfekt zu ihnen passt …
Ida und Benni waren die Ersten, die magische Tiere bekommen haben:
Ida und der Fuchs Rabbat
Schwer zu sagen, wer von den beiden schlauer ist. Ida würde wohl sagen, sie selbst, denn Ida weiß immer alles besser …
Benni und die Schildkröte Henrietta
Die unternehmungslustige Henrietta liebt nächtliche Abenteuer. Und Benni? Der ist dabei!
Und das war erst der Anfang.
Mittlerweile tummelt sich ein kleiner Zoo im Klassenzimmer von Miss Cornfield …
Auch diese Kinder haben beste Freunde auf immer und ewig gefunden:
Jo und der Pinguin Juri
Jo finden alle Mädchen ziemlich süß. Wenn Jo morgens im Bad ist, kann das eine Weile dauern. Noch länger braucht nur Juri, wenn er im Schulteich badet …
Schoki und Pinselohrschwein Peperoni
sind ein Herz und eine Seele. Vor allem, wenn es um Schokolade geht …
Anna-Lena und Chamäleon Caspar
Mit Caspar an ihrer Seite wird die schüchterne Anna-Lena zur Verwandlungskünstlerin …
Eddie und die Fledermaus Eugenia
Die magische Fledermaus mit dem charmanten Sprachfehler kümmert sich gut um den Tollpatsch Eddie. Jetzt stolpert er nur noch ganz selten über seine eigenen Füße …
Helene und der Kater Karajan
Die Klassenzicke und der adelige Kater aus Paris – da fliegen die Fetzen! Und wenn sie lange genug die Krallen gezeigt haben, schnurren sie wieder friedlich wie zwei kleine Kätzchen …
Silas und das Krokodil Rick
Silas reißt seine Klappe oft viel zu weit auf. Genau wie Rick. Zwei Freunde mit Biss!
Finja und das Koalamädchen Sydney
Seit die zarte Finja einen Koala zum Kuscheln hat, fühlt sie sich nicht mehr einsam. Und duftet herrlich nach Hustenbonbons …
Yannik und der Schimpanse Tingo
Yannik fällt es schwer, im Unterricht auf dem Stuhl sitzen zu bleiben. Aber mit Tingo an seiner Seite kriegt er es schon irgendwie hin – Superkleber!
Franka und die Ratte Cooper
Franka ist sooo cool! Zu cool für Schule, zu cool für Freunde, zu cool für Spaß – nur für eine nicht: die übercoole Ratte Cooper!
Max und die Eule Muriel
Max wird auch „der Professor“ genannt, denn der Klassenprimus weiß einfach alles. Fast alles. Den Rest weiß Muriel.
Hatice und die Robbe Mette-Maja
Mithilfe der putzigen Mette-Maja wird die wasserscheue Hatice noch zur echten Wasserratte, äh – Wasserrobbe!
Henry und der Leopard Leander
Henry lebt in einer riesigen Villa mit riesigem Pool und riesig viel Taschengeld – doch sein magischer Leopard ist unbezahlbar!
Ronja und der Streunerhund Toffi
Am liebsten würden die beiden den ganzen Tag nur herumstreunen – und sich am Abend zu Hause zusammenkuscheln …
Lothar und das Känguru William
Lothar ist der Kleinste in der Klasse – aber mit dem sportlichen William macht er die allergrößten Sprünge!
Zack und das Stachelschwein Zeki
Zack kann ganz schön kratzbürstig sein – aber genau wie sein kleines Stachelschwein hat er ein butterweiches Herz …
Luna und der Falke Salim
Liebe auf den ersten Blick: Mit dem stolzen Falken Salim schwebt die romantische Luna immer auf Wolke sieben! Leider musste sie die Wintersteinschule verlassen, weil sie mit ihrer Familie umgezogen ist.
Katinka und der Flamingo Polly
In jedem Kind steckt ein Held – seit Katinka die aufgeweckte Flamingodame Polly hat, weiß sie das ganz genau!
Anthony und das Meerschweinchen Madonna
Es gibt nur eins, was Anthony mehr liebt als Fußball: das clevere Meerschweinchen Madonna …
Elisa und die Wölfin Silber
Pures Glück ist es für Elisa, an der Seite ihrer wilden Wölfin Silber durch den Wald zu streifen.
Viele Tiere, viele Kinder …
Wer wird wohl der Nächste sein?
Zürich, Schweiz
Anrufer: Mortimer Morrison
Angerufene: Mary Cornfield
Nachricht auf dem Anrufbeantworter von Mary Cornfield
Hallo Mary!
Nicht gut, gar nicht gut. Weißt du, was eben passiert ist? Pinkie kam angeschossen. Mit einem Brief im Schnabel! Ich wurde vorgeladen! Zur Versammlung des magischen Kreises. Mannomann!
Ich war seit Jahren nicht mehr dort. Die wollen mir Fragen stellen. Ich muss da also hin. Oje … Ich komme so schnell wie möglich nach Hause.
Bis bald, Mortimer
„Wie weit ist es noch?“ Pinkie wischte mit einem Flügel über das beschlagene Seitenfenster. Seit sie Mortimer den Brief gegeben hatte, wich sie nicht mehr von seiner Seite. Während der Inhaber der magischen Zoohandlung den Bus über die Landstraße lenkte, saß sie auf seiner Schulter. Selten hatte die Elster den Boss so nervös erlebt. Er machte den Scheibenwischer an, obwohl es nicht regnete. Er drehte das Radio leise und dann wieder laut. Nur mit einem Ohr bekam er mit, dass im Verkehrsfunk ein sieben Kilometer langer Stau entlang des Bodensees angekündigt wurde.
„Noch fünf Stunden“, murmelte Mortimer. „Mindestens. Kannst du bitte noch einmal erzählen, wie genau du den Brief bekommen hast?“
Pinkie seufzte. „Eine Möwe hat ihn mir gegeben“, wiederholte sie zum ungefähr zehnten Mal. „Sie kam angeflogen, als du gerade auf dem Klo warst.“
Mortimer schüttelte den Kopf, während er in den dritten Gang schaltete. Die Autos vor ihm fuhren Kolonne. Jetzt nur keinen Unfall bauen! Das wäre das Letzte, was er gebrauchen könnte.
„Mitten auf dem Zürichsee! Während einer Dampferfahrt! Hat man denn nirgendwo seine Ruhe?“, grummelte der Inhaber der magischen Zoohandlung. „Und die Möwe hat sich nicht vorgestellt? Nicht gesagt, wer sie geschickt hat? Wieso hast du nicht gefragt?“
Pinkie hüpfte aufs Lenkrad.
„Weg da!“, schimpfte Mortimer. „Ich sehe nichts!“
„Tust du wohl!“, kicherte Pinkie und beschloss, den Boss ein wenig aufzuheitern. „Du siehst eine Elster, die sich am Lenkrad festkrallt und sich rasant in die Kurve legt. Huihuihui!“ Sie löste ihre Krallen und flatterte aufs Armaturenbrett. „Jetzt wäre mir fast schlecht geworden. Also, es war so: Die Möwe kam direkt auf mich zu. Die anderen Leute auf dem Schiff haben die Augen aufgerissen. Ich glaube, manche haben sogar gefilmt!“
Pinkie warf den Kopf nach hinten und stolzierte vor der Windschutzscheibe auf und ab. „Ich bin ein Filmstar!“
„Soso …“ Mortimer Morrison entwischte ein Lächeln. „Weiter! Was passierte dann?“
„Die Möwe hat den Brief vor mir abgelegt, sagte noch, viele Grüße von, äh, äh, hab’s vergessen, und ist rübergeflogen zur Reling. Sie hat gewartet, bis ich dir den Brief gegeben hab. Dann ist sie ruckizucki davongesegelt. Ich wurde übrigens immer noch gefilmt!“ Die Elster strahlte Mortimer Morrison an. „Meine lila Federn sahen bestimmt toll aus!“
„Vergessen, vergessen!“, jammerte Mortimer. „Wie kann man so was Wichtiges vergessen?“
„Ich konnte doch nicht wissen, dass es wichtig war“, verteidigte sich Pinkie. „Außerdem hat die Möwe genuschelt. Steht der Absender nicht auf dem Brief? Das macht man doch so!“
„Die schreiben nur: Vorstand des magischen Kreises“, knurrte Mortimer Morrison. „Wie haben die mich bloß gefunden?“
„Hast du was Verbotenes gemacht?“ Pinkie richtete im Spiegel ihr Federkleid.
„Nicht direkt!“ Mortimer wich aus. „Hej, du klingst schon wie unsere superschlaue Eule!“
„Muriel!“ Pinkie legte den Kopf schief. „Oje, oje, oje. Also, was hast du angestellt? Vielleicht etwas geklaut? Etwas Glitzerndes? Kann ich es sehen?“
Mortimer lachte. „Schon gut!“ Er atmete tief durch. „Es wird schon nicht so wild werden. Mary weiß bestimmt, was zu tun ist.“
Der Verkehr floss wieder. Der Inhaber der magischen Zoohandlung gab Gas. Pinkie sang laut mit, als im Radio eines ihrer Lieblingslieder kam. „Sie treffen sich täglich um Viertel nach drei, oh, oh, oh, oh yeah!“ Die Elster krähte so laut und fröhlich, dass Mortimer nichts anderes tun konnte, als aus voller Kehle mitzusingen: „Am Stammtisch im Eck in der Konditorei, oh, oh, oh, oh yeah!“
„Mortimer?“ Pinkie hob den Flügel und deutete aufgeregt nach draußen. „Lust auf eine kleine Pause?“ Auf einem Schild waren eine riesige Torte und ein roter Pfeil zu sehen.
„Warum nicht?“ Mortimer nahm bereits den Fuß vom Gas. „Wo war noch mal dieser Stau? Wir müssen ja nicht direkt hineinfahren.“ Er setzte den Blinker und fünf Minuten später stand der Bus auf dem Parkplatz. Sie bestellten sich zwei große Stücke Torte, einmal Käsekuchen, eine Schwarzwälder Kirsch. „Aber bitte mit Sahne!“, trällerten sie und die Kellnerin lachte.
Ida saß auf dem Fensterbrett ihres Kinderzimmers. Ein Bein baumelte drinnen, ein Bein baumelte draußen. „Wann kommt Miriam denn endlich?“ Sie beugte sich vor.
„Vorsicht, Rotschopf!“ Rabbat hüpfte auf Idas Schoß.
„Drängeln hat noch nie geholfen!“, wusste Leonardo. Mit einem Satz sprang er vom Kastanienbaum aufs Fensterbrett.
„Habt ihr Nüsse da?“
Rabbat war ein Fuchs und Leonardo war ein Streifenhörnchen.
Der Fuchs wohnte bei Ida, das Streifenhörnchen lebte in der Kastanie vor Idas Haus.
Beide waren magische Tiere. Beide verstanden die Menschensprache.
Unterhalten konnte sich Ida aber nur mit Rabbat – weil der Fuchs zu ihr gehörte. Rabbat übersetzte für Ida, was Leonardo wollte.
„Na klar haben wir Nüsse!“ Ida flitzte in die Küche und die Tiere folgten ihr. Sie schüttete Walnüsse auf einen Teller und stellte alles unter den Tisch. „Soll ich sie aufknacken?“
„Quatsch!“ Leonardo nahm eine Nuss zwischen die Zähne und lief rot an. „Gleich hab ich’s!“
Rabbat schmunzelte.
Im selben Moment hupte auf dem Johannisplatz ein Auto.
„Miriam!“, kreischte Ida. Sie flitzte nach unten und rannte quer durch den „Friseursalon Elfriede“, wo ihre Eltern gerade vier Kunden gleichzeitig bedienten.
Rabbat stob hinterher.
„Lassen mich jetzt alle alleine?“, moserte Leonardo. „He! Ich glaube, ich brauche doch einen Nussknacker!“ Rabbat und Ida hörten ihn nicht mehr.
Eine Autotür ging auf. Miriam sprang heraus, stellte ihren schwarzen Geigenkoffer ab – und warf sich in Idas Arme.
„Ida!“, strahlte Miriam. „Ich hab dich so vermisst!“
„Miri!“, strahlte Ida zurück. „Und ich erst!“ Sie schnupperte: Wie gut Miriams Apfelshampoo roch!
„Endlich, endlich! Das wurde aber auch Zeit!“ Miriam linste über Idas Schulter zu Rabbat. Der Fuchs versteckte sich hinter dem Kastanienbaum. „Ist dein, äh, Hund, immer noch so, äh, frech?“ Sie sah sich nach ihrer Mutter um, die gerade das Auto parkte.
Für Erwachsene waren die magischen Tiere ein großes Geheimnis. Selbst Idas Eltern hielten Rabbat für ein Kuscheltier. Miriam hatte mehr oder weniger aus Versehen davon erfahren …
Ida lächelte. „Frech und lieb und mein allerbester Freund für immer und ewig!“
Miriam warf einen Blick auf Rabbat und seufzte. „Du hast es hier so gut!“ Der Fuchs war ein Stück näher gekommen und zwinkerte.
Ida hakte sich bei Miriam ein und zog sie in Richtung Friseursalon. „Es ist wirklich schade, dass wir nicht mehr auf die gleiche Schule gehen.“
Miriam lächelte traurig. „Der Platz neben mir ist immer noch leer.“
Ida quasselte drauflos: „Unsere Lehrerin, Miss Cornfield, ändert auch ständig die Sitzordnung. Gerade sitze ich neben Benni. Du weißt schon, dem Jungen mit der Schildkröte!“ Miriam nickte. Bei ihrem letzten Besuch hatte sie Idas Freunde und ihre magischen Gefährten kennengelernt.
„Hab ich dir erzählt, mit wem ich mein letztes Referat gehalten habe? Mit Jo!“
„Mit Jo!“ Miriam nickte verträumt. „Dem süßesten Jungen der Welt!“
Ida lächelte. „Wir treffen ihn morgen in der Schule! Ihn und seinen frechen Pinguin!“ Sie öffnete die Tür des Friseursalons, Rabbat huschte hindurch.
„Hallo Frau Kronenberg!“, grüßte Miriam. „Hallo Herr Kronenberg!“
„Hallo Miriam!“ Idas Eltern blickten auf. „Schön, dass du mal wieder da bist!“
Die beiden Mädchen stapften hoch in die Küche.
Ida stellte Gläser und Milch auf den Tisch, danach riss sie eine Packung Schokokekse auf.
Miriam öffnete den Geigenkoffer. Sie strich über die Saiten und sofort schwebten ein paar zarte Töne durch die Küche.
„Wusstest du, dass wir jetzt 20 magische Tiere in der Klasse haben?“ Ida rückte zwei Stühle zurecht. „Pinselohrschwein Peperoni und Chamäleon Caspar kennst du ja. Kurz darauf kamen Kater Karajan, die Fledermaus Eugenia, ein Krokodil, ein Koala, ein Schimpanse, eine Ratte, eine Eule, eine Robbe und ein Leopard dazu. Außerdem ein Hund, ein Känguru, ein Stachelschwein und Salim, der Wanderfalke. Salim ist aber leider weggezogen! Dann gibt es noch Polly, den Flamingo, und Madonna, das Meerschweinchen! Seit Neuestem haben wir sogar eine Wölfin!“
Miriam legte die Geige aufs Fensterbrett. Eigentlich hatte sie Ida ein neues Stück vorspielen wollen, sie hatte tagelang geübt. Aber Idas Geschichten waren viel spannender!
„Eine Wölfin!“, staunte Miriam. „Wie heißt sie?“
„Silber!“, berichtete Ida. „Sie wohnte im Wald, aber seit dem Wildnis-Camp gehört sie zu Elisa.“
Miriam schenkte sich ein Glas Milch ein.
„Silber begleitet Elisa jeden Tag zur Schule, wie alle Tiere.“ Ida brach einen Keks auseinander. Die eine Hälfte schob sie Rabbat ins Maul, die andere nahm sie selbst. „Das hätte es an unserer alten Schule nicht gegeben, was?“
Miriam nickte. Sie hatte einen Kloß im Hals und trank schnell einen Schluck Milch.
Die Küchentür schwang auf. Die beiden Mütter, Frau Kronenberg und Frau Czerny, kamen herein. „Wirklich nett, dass Miriam zu euch kommen darf“, meinte Frau Czerny. „Miriams Unterricht fällt aus, weil so viele Lehrer krank sind.“
Frau Kronenberg warf die Kaffeemaschine an.
Leonardo, der still unter dem Tisch gesessen hatte, sprintete los, huschte über Frau Czernys Schuhe und hüpfte in Miriams Geigenkasten. Frau Czerny quiekte auf, Idas Mutter lachte. „Das ist unser zahmes Hörnchen aus der Nachbarschaft. Ida hat es Leonardo getauft. Goldig, nicht wahr?“
„Wo kommt der auf einmal her?“, staunte Miriam.
„Als ich nach dir Ausschau gehalten habe, ist er durchs Fenster reingehüpft!“ Ida zwinkerte Miriam zu.
Richtig! Auch Leonardo war ein magisches Tier, Miriam erinnerte sich. Am liebsten würde sie Leonardo streicheln, aber wahrscheinlich hätte ihre Mutter dann wieder rumgequiekt. Wegen Tollwut oder so.
„Hallo Leonardo!“ Miriam lehnte sich zurück. Der Kaffeeduft, die plaudernden Mütter, die gemütliche Küche, es war fast wie früher. Irgendwann kam bestimmt die Gelegenheit, Ida ihr Herz auszuschütten. Wie schlecht es ihr ohne ihre beste Freundin ging. Wie ungerecht ihre Eltern waren. Und was für eine einmalige Chance sie verpasst hatte …
„Miriam kann gern bis Sonntagabend bei uns bleiben!“, versicherte Elvira Kronenberg. Sie schnitt den Marmorkuchen auf, den Frau Czerny mitgebracht hatte. „Am Samstag haben wir allerdings Handwerker im Haus. Da wird es etwas lauter hier!“
Die Mütter tauschten sich über Schulpolitik und Handwerkerrechnungen aus, Frau Kronenberg gab Tipps für die Haarpflege. Dann stand Frau Czerny auf. „Ich muss los, ich ersticke in Arbeit!“
Miriams Mutter betrieb einen Partyservice und musste am Abend noch ein Büfett ausliefern. Sie warf einen Blick auf Leonardo, der verzweifelt versuchte, mit den Zähnen eine Nuss zu öffnen. „Der ist wirklich zuckersüß!“
Ida und Miriam begleiteten Frau Czerny zum Auto.
Sie drückte ihre Tochter zum Abschied und warf beiden Mädchen Kusshände zu. „Bis Sonntagabend! Genießt die gemeinsame Zeit!“ Sie lächelte. „Es gibt nichts Schöneres, als eine beste Freundin zu haben!“
„Das stimmt!“, rief Miriam und fasste nach Idas Hand. Gemeinsam hüpften sie zurück zum Haus.
Miriam drückte Idas Hand, so fest sie konnte. Wie sehr wünschte sie sich, alles wäre wieder so wie früher! Zumindest für dieses Wochenende …
Der Abend wurde sehr gemütlich. Miriam saß mit Idas Familie zusammen und erzählte von zu Hause. Sie berichtete von der neuen Büchereifrau in der Stadtbibliothek – „voll pingelig“ – und vom Wandertag, bei dem sich die Klasse verlaufen hatte: „Wir kamen erst in der Dämmerung nach Hause, einige Eltern suchten schon mit Taschenlampen nach uns!“
Sie spielten Memory und machten Popcorn in der heißen Pfanne. Später, als sie sich in Idas Kinderzimmer eingerichtet hatten, brachte Idas Mutter Pfefferminztee vorbei. Miriam hatte ihren Schlafsack vor dem Bett ausgebreitet.
Sie durfte Rabbat streicheln, der vorn an der Bettkante lag, und lauschte selig Idas Geschichten von der Wintersteinschule.
Ida erzählte von Streichen, die die magischen Tiere Herrn Greulich, dem Aushilfslehrer, gespielt hatten, und von Matschbomben, die sie auf einen Fernsehmoderator geworfen hatten. „Stell dir vor: Leander, Henrys Leopard, hat im Hausmeisterkiosk den ganzen Leberkäse gemopst!“ Die Wintersteinschule war wirklich die verrückteste Schule der Welt!
Sie flüsterten noch ein Weilchen miteinander. Immer wieder setzte Miriam an, um von ihren Sorgen zu erzählen. Aber sie schaffte es nicht. Es war zu gemütlich und Ida zu glücklich. Sie wollte an ihrem ersten gemeinsamen Abend nach so langer Zeit nicht die gute Stimmung kaputt machen. Bestimmt würde es bald eine neue Gelegenheit geben.