Left Turn 1
© 2021 Sieben Verlag, 64823 Groß-Umstadt
© Übersetzung Corinna Bürkner
© Covergestaltung Andrea Gunschera
© Originalausgabe Belle Aurora 2020
ISBN-Taschenbuch: 9783967820003
ISBN-eBook-mobi: 9783967820010
ISBN-eBook-epub: 9783967820027
www.sieben-verlag.de
Prolog: A Total Eclipse Of The Heart
Kapitel 1 Taking Care Of Business
Kapitel 2 Suspicious Minds
Kapitel 3 Dry Your Eyes
Kapitel 4 Born To Run
Kapitel 5 Getting To Know You
Kapitel 6 Me And My Friends
Kapitel 7 Rock You Like A Hurricane
Kapitel 8 Cum On Feel The Noize
Kapitel 9 Leap Of Faith
Kapitel 10 Stiletto
Kapitel 11 Every Rose Has Its Thorn
Kapitel 12 Stay Free
Kapitel 13 Waiting On A Friend
Kapitel 14 Everlong
Kapitel 15 Wherever I May Roam
Kapitel 16 Somebody To Love
Kapitel 17 Killer Queen
Kapitel 18 I Love Rock ’n Roll
Kapitel 19 The Gambler
Kapitel 20 Jealousy
Kapitel 21 Virgin Tears
Kapitel 22 I Want To Break Free
Kapitel 23 Changes
Kapitel 24 A Star Is Born
Kapitel 25 Cherry Bomb
Kapitel 26 Junkhead
Kapitel 27 Back To Black
Kapitel 28 Rehab
Kapitel 29 I Don’t Fuck With You
Kapitel 30 You’re The Inspiration
Kapitel 31 Wild Horses
Kapitel 32 With Or Without You
Kapitel 33 Open Arms
Kapitel 34 Crazy Little Thing Called Love
Kapitel 35 You’re My Best Friend
Kapitel 36 Perfect World
Kapitel 37 Family Affair
Kapitel 38 True Colors
Kapitel 39 Better Days
Kapitel 40 Here Comes The Sun
Kapitel 41 Put Your Head On My Shoulder
Kapitel 42 We Are The Champions
Epilog: Your Song
Anmerkungen der Autorin
Übersetzung von VIRGIN TEARS
Mein Lächeln wurde sanft, als ich mit Paul Anka mitsummend und dem Wischmopp in den Händen durch die Küche tanzte. Die Musik kam von einem Schallplattenspieler und das leichte Kratzen unter der Musik versetzte mich in eine andere Zeit.
Put Your Head on my Shoulder war einer meiner Lieblingssongs. Wir besaßen kein Radio. Meine Nanna sagte, dass sie von den Liedern der jetzigen Generation Kopfschmerzen bekam und dafür hatte ich Verständnis. Wenn ich im Einkaufszentrum gelegentlich etwas Neues hörte, verwirrte mich das. Meistens waren mir die Songs zu grell, zu aufdringlich und wollten einem weismachen, dass es romantisch sei, wenn man Frauen als Bitches bezeichnete. Also lief bei uns Paul Anka und das war für mich total in Ordnung. Die Lieder aus dieser Ära waren furchtbar romantisch und ich war ein großer Fan von Romantik, in jeglicher Form.
Der Wischmopp glitt über die Fliesen und ich schloss die Augen. Stellte mir vor, dass mir ein gut aussehender Mann hinterhereilte, nur um mir eine Blume zu überreichen und zu sagen, dass er mich hübsch fände. Ich fragte mich, wie es sich wohl anfühlte, wenn man sich wirklich verliebte.
Das Telefon läutete schrill und ich machte einen Satz, als es mich aus meiner Tagträumerei riss. Ich sah auf die Uhr am Herd und schob mir die Brille auf der Nase wieder nach oben. Als ich sah, wie viel Uhr es war, verzog ich die Lippen. Es wurde langsam spät und Nanna hätte längst zurück sein müssen. Das Telefon klingelte immer noch und ich stellte den Mopp beiseite, wischte mir die Hände an der Jeans ab und unterdrückte das ungute Gefühl.
„Hallo?“
„Hallo, hier spricht Officer Susan Kelly vom Pasadena Police Department.“
Mein Herz setzte kurz aus. Im Hintergrund spielte immer noch Paul Anka. Ich hörte mir an, was sie zu sagen hatte, es aber war schwierig sie zu verstehen, da es in meinem Kopf anfing zu dröhnen.
„Sind Sie noch da?“
Ich räusperte mich und krächzte ein Ja.
Sie klang mitfühlend. „Sie müssten zu uns auf das Revier kommen.“
Paul Ankas Gesang verklang fast im Hintergrund. Ich konnte nur noch flüstern.
„Okay.“
„Hier ist es“, sagte ich. Das Auto hielt an und ich beeilte mich auszusteigen. „Danke, Jim. Es dauert nicht lange.“
Mein Herz raste von dem Augenblick an, in dem ich das Revier betrat. Ich sah mich um und wurde panisch, als ich meine Nanna nicht sofort sah. Mein Gesicht fühlte sich vor Sorge ganz heiß an und ich lief schneller, rannte fast zum Empfangsbereich. Nach einem heftigen Schlucken fragte ich verzweifelt: „Guten Tag, ich bin hier wegen Mrs. Aldrich, meiner Nanna.“
Die Dame hinter der Scheibe sah mich an. „Emily?“
„Ja, das bin ich.“
„Ich brauche einen Ausweis.“
„Selbstverständlich.“ Ich nahm den Rucksack ab und wühlte mit zittrigen Händen darin herum. Endlich fand ich meinen Studentenausweis und schob ihn durch die Öffnung in der Scheibe. Die Frau sah ihn sich an und öffnete die Seitentür, bevor sie ihn mir wieder zurückschob.
„Ich bin Officer Kelly. Wir haben miteinander telefoniert. Kommen Sie doch durch.“
Ich folgte ihrer Geste. „Wo ist sie? Geht es ihr gut?“ Meine Stimme klang unsicher.
„Sie ist hinten und abgesehen von einer kleinen Beule an der Schläfe geht es ihr gut.“ Bei meinem erschrockenen Gesichtsausdruck lächelte sie nett. „Ich habe sie untersuchen lassen. Es geht ihr wirklich gut. Sie ist einfach nur gestürzt.“
„Ich verstehe es immer noch nicht ganz. Wo sagten Sie, haben Sie sie aufgefunden?“
„Nördlich des Freeways.“
Wie bitte? Das ergab überhaupt keinen Sinn. Das war keine gute Gegend. Außerdem war es weit entfernt von dem Ort, an dem sie hätte sein sollen.
Officer Kelly öffnete eine Tür und als ich meine Nanna endlich sah, durchfuhr mich Erleichterung. Ich eilte in den Raum, ließ den Rucksack fallen und kniete mich vor die kleine, zerbrechlich aussehende Frau.
„Wie geht es dir?“
Nanna verengte die Augen kurz bevor sie mich sanft anlächelte und abwinkte. „Mir geht’s gut.“ Sie blickte zu dem stämmigen Officer, der mit ihr am Tisch saß. „Officer Grant, das ist meine kleine June.“ Dann sah sie mich wieder an. „Sag schön guten Tag zu dem Officer, er war so freundlich, mir Gesellschaft zu leisten.“
„Nanna …“ June war der Name meiner Mutter. Meiner verstorbenen Mutter.
Okay. Was passierte hier? Ich ahnte Schlimmes und sah über die Schulter zu Officer Kelly. Sie sah so verwirrt aus, wie ich mich fühlte. Ich brauchte einen Moment, aber ich schaffte es, die Panik aus meinem Gesichtsausdruck zu verbannen, bevor ich aufstand und mich wieder an meine Großmutter wandte. Ich setzte ein Lächeln auf, das sicher nicht ganz ehrlich aussah, eher verzerrt. Es fühlte sich schwach und künstlich an.
„Nanna, ich spreche kurz mit Officer Kelly, ja?“
Die charmante Frau, die mich großgezogen hatte, sah mich mit einem sanften Lächeln an. „Alles klar, Liebes.“
Sie saß dort ganz still mit der Handtasche auf dem Schoß. Ich verließ den Raum. Officer Kelly folgte mir und schloss die Tür hinter sich. Ich lief kurz auf und ab und Officer Kelly gab mir einen Moment Zeit, spürte offensichtlich meinen inneren Aufruhr. Ich atmete schwer. Je mehr ich hin und her lief, desto unsteter wurden meine Bewegungen. Als die Alarmglocken in meinem Kopf immer lauter wurden, entwich mir ein kleiner Laut. Ich legte mir die Hand auf den Mund und lief weiter auf und ab. Doch dann fand ich die Kraft, stehenzubleiben und wisperte: „Da stimmt etwas nicht.“ In dem Moment, in dem mir die Worte über die Lippen kamen, spürte ich die Tränen in meinen Augen. „Da stimmt etwas ganz und gar nicht.“
Mir versagte die Stimme. Officer Kelly legte mir tröstend die Hand auf die Schulter, während ich die Hände vors Gesicht schlug und weinte. Hier war etwas ganz und gar nicht in Ordnung.
Nach einem langen Gespräch mit Officer Kelly, übergab man mir meine Nanna. Ich bot ihr meinen Arm an und führte sie zum Auto, in dem Jim, unser Nachbar, geduldig auf uns wartete. Ich fühlte mich schrecklich.
„Es tut mir so leid, Jim. Ich hatte ja keine Ahnung, dass es so lange dauern würde.“
Jim lächelte. „Kein Problem, Em. Ich hatte heute nicht viel vor. Das war ein kleines Abenteuer für mich.“ Dann wendete er sich an Nanna. „Faye, meine Liebe. Wie ich sehe, hast du dich in Schwierigkeiten gebracht?“
Nanna sah Jim verwirrt an. „Ist das Bert?“ Dann strahlte sie. „Meine Güte, dich habe ich ja schon ewig nicht mehr gesehen.“
Jims Lächeln versiegte. Er betrachtete sie einen Moment, bevor wir einen Blick wechselten. Einen besorgten Blick. Jim war schon seit Ewigkeiten unser Nachbar. Er verstand sich mit Nanna sehr gut. Sie waren ungefähr im gleichen Alter. Beide liebten es, im Frühling die Gärten hübsch zu machen und neben der Freundschaft, die sie verband, vermutete ich, dass Jim heimlich in Nanna verliebt war. Ich hatte keine Ahnung, wer Bert war. Ganz ehrlich, ich vermutete, dass auch Nanna keine Ahnung hatte, wer Bert war.
Die Fahrt verlief zunächst in kompletter Stille. Plötzlich fragte meine Nanna leise: „Wo fahren wir denn hin, Emily?“
Ich drehte mich um und sah mit Erleichterung, dass sie wieder im Hier und Jetzt war. Als mir die totale Verwirrung auf ihrem Gesicht auffiel, brach es mir das Herz.
„Wir fahren nach Hause.“
„Oh“, murmelte sie und runzelte die Stirn. „Natürlich.“
Jim und ich tauschten noch mal den gleichen besorgten Blick aus.
Ja. Irgendwas war absolut nicht in Ordnung.
Ich wachte auf, weil es nach Rauch stank und der Feueralarm laut piepte. Starr vor Schreck stand ich so schnell ich konnte auf und rannte aus dem Zimmer.
„Nanna!“
Keine Reaktion. Meine Angst steigerte sich zu einem neuen Level. Mit zittrigen Händen rief ich noch einmal lauter nach ihr.
„Nanna!“
Auf meinen Socken rutschte ich über die Bodenfliesen und als ich in die Küche kam, bot sich mir ein erschreckendes Bild. Qualm stieg vom Herd auf, auf dem irgendwas vor sich hin schmolz. Dicke Rauchschwaden stiegen bis hoch zur Decke. Ich legte mir ein Küchenhandtuch vor Mund und Nase und hustete. Vorsichtig schaltete ich den Herd aus, nahm mir einen Ofenhandschuh und hob … Himmel, das durfte doch nicht wahr sein. Der elektrische Wasserkocher war zu einem rot glühenden Etwas zusammengeschmolzen. Na super. Mit einem frustrierten Seufzen versuchte ich mich in Schadensbegrenzung. Nachdem es mir gelungen war, das Ding von der Platte zu lösen, warf ich es in die Spüle und stellte das kalte Wasser an. Ich ließ es laufen, während ich mich aufmachte, das Haus zu durchsuchen. Dabei öffnete ich alle Fenster. Draußen zeigten die rosa werdenden Wolken an, dass es dämmerte, und je länger ich suchte, desto angespannter wurde ich. Gott, wo war sie nur? Noch einmal rief ich nach ihr.
Ein hartes Klopfen an der Haustür. Der Klang traf mich direkt auf der Brust. Mit den Nerven am Ende hielt ich einen Augenblick inne. Ich blinzelte ins Nichts und fuhr mir mit der Hand über die Stirn, bevor ich die Tür öffnete. Dort stand Nanna im Nachthemd. Jim stand in einem braunen Bademantel hinter ihr und lächelte mich schief aber traurig an.
„Na, suchst du jemanden?“
Meine Augen weiteten sich zunächst, dann schloss ich sie und atmete aus.
„Nanna.“ Vorsichtig führte ich sie ins Haus. Jim folgte uns. „Wo bist du gewesen? Ich habe mir Sorgen gemacht.“
In diesem Moment fühlte sie sich zerbrechlicher denn je an. Sie war ganz kalt und ihre Hände zitterten.
„Ich wollte Bert besuchen.“
Ich nahm ihre Hände zwischen meine und rieb sie etwas, damit sie wieder warm wurden. Währenddessen hatte ich nur einen Gedanken. Die Sache geriet außer Kontrolle. Eindeutig. Aber was sollte ich dagegen tun?
Jim betrat die Küche und sah sich den Schaden an. Als er die Hände auf die Hüften stemmte und schwer ausatmete, wusste ich, dass es schlimm war. Und was noch schlimmer war, ich wusste nicht, ob ich mir die Reparaturen leisten konnte. Nanna und ich lebten sparsam. Ich konnte nicht arbeiten, denn auf Nanna aufzupassen war eine Vollzeitbeschäftigung. Ich erhielt Pflegegeld und zusammen mit Nannas magerer Rente, hatten wir gerade so viel, wie wir brauchten. Aber wir hatten keine Möglichkeit etwas für schlechte Zeiten anzusparen und so wie es aussah, mehrten sich die schlechten Zeiten. Ich fühlte mich hilflos und nutzlos. Während Jim anfing in der Küche aufzuräumen, setzte ich Nanna vor den Fernseher und deckte sie mit einer Decke zu. Als ich zurück in die Küche kam, unterbrach Jim die Aufräumarbeiten und sah mich an. Er sprach liebevoll, aber bestimmt.
„Wie lange geht das schon so, Liebes?“
Ich wusste, dass Jim nur unser Bestes im Sinn hatte, also war mir nicht ganz klar, warum es mich so aufregte. Ich war einfach so verdammt müde.
„Du kennst unsere Situation.“ Was gab es da noch mehr zu sagen? Ich beließ es dabei.
„Richtig“, sagte er sanft und versuchte, das geschmolzene Plastik von der Herdoberfläche zu bekommen. „Ich kenne deine Nanna auch und sehe, dass sie nicht mehr dieselbe ist.“ Er hielt inne, bevor er ein großes Stück Plastik abriss und in die Spüle warf. Es landete dort mit einem Klimpern. „Sie hat beinahe das ganze Haus abgefackelt. Mit dir drin.“ Er betrachtete den Herd mit einem Stirnrunzeln. „Sie hat einen Plastikwasserkocher draufgestellt und ist abmarschiert. Sie ist nicht mehr Herr über ihre Sinne.“ Er stellte sich aufrecht hin und sah mich an. „Sag mir jetzt nicht, dass das nicht wieder vorkommen wird. Wir beide wissen es besser.“ Sein Blick wurde sanfter, als er wisperte: „Es wird immer schlimmer, Em.“
Das stimmte. Schlimmer als ich zugeben wollte. Jim war für mich der Großvater, den ich nie hatte. Seine Hingabe für unsere kleine Familie war mehr, als ich verdiente. Er war ein guter Mensch. Ein großartiger Mensch. Mit einem Mal war ich so überwältigt, dass meine Unterlippe zu zittern anfing.
„Was soll ich nur tun?“ Ich zog einen Stuhl unter dem kleinen Küchentisch hervor und setzte mich. Dann stützte ich die Hände auf den Oberschenkeln auf und sagte leise: „Ich kann mir nicht leisten, sie in ein Heim zu tun.“ Als Jim den Mund öffnete, berichtigte ich mich. „In ein gutes Heim. Kein staatlich geführtes. Himmel, hast du die schon mal gesehen?“ Das kam überhaupt nicht infrage. Die waren fürchterlich. Das würde ich meiner Nanna nie antun. Nicht nach dem, was sie alles für mich getan hatte.
Jim betrachtete mich aufmerksam und spürte meinen Kummer. Er kam zu mir, zog einen Stuhl herbei und setzte sich neben mich.
„Liebes, ich liebe Faye, aber sie ist dement.“ Er lehnte sich vor und suchte mit seinem Blick in meinem. „Es wird nicht besser. Es kann nur noch schlimmer werden. Und …“ Er schien das, was er jetzt sagen würde zu bedauern. „Die meiste Zeit weiß sie sowieso nicht mehr, wer du bist.“
Meine Brust schnürte sich zusammen. Das wusste ich. Nur zu gut. Es brach einem derartig das Herz. Ich war müde und diese Unterhaltung machte es nicht besser, also sagte ich das Einzige, was ich sagen konnte, um das Gespräch zu beenden. „Ich werde darüber nachdenken.“
„Danke nochmal, Jim“, sagte ich und lächelte strahlend mit der Glühbirne in der Hand. Normalerweise war es keine große Sache, keine Ersatzbirnen parat zu haben, aber wenn man mit einer Demenzkranken zusammenlebte und Tag und Nacht das Licht brennen musste, schon. Wie immer rettete Jim den Tag.
„Kein Problem, Em.“
Er sah mir zu, wie ich wieder auf unser Grundstück zurückging, so wie er es immer tat. Ich winkte ihm von der Haustür noch einmal zu und ging hinein. Nanna fegte den Flur und ich lächelte. Sie mochte das Haus gern sauber.
„Das hätte ich doch machen können.“
Nanna wirbelte herum und stieß einen erschrockenen Laut aus. Bevor ich mich versah, zog sie mir fest mit dem Besenstiel eins über den Kopf. Der Schlag kam so unerwartet, dass ich mir auf die Zunge biss und Blut schmeckte. Mit weit aufgerissenen Augen und Furcht im Gesicht stand sie vor mir, hob erneut den Besen an, doch dieses Mal hob ich die Hände und trat zurück.
„Ich bin’s“, rief ich eindringlich. „Ich bin es!“
Schockiert kamen mir die Tränen. Jim musste mich gehört haben, denn er kam angerannt. Er hatte das Handy schon am Ohr und tippte den Notruf, während er mir mit dem anderen Arm half.
„Ja, einen Krankenwagen bitte zu 8634 Cedar.“
Meine Seele fühlte sich taub an, als ich durch den Flur sah. Ich hörte Paul Anka im Hintergrund singen. Meine Großmutter stand wie erstarrt da und sah mich an, als wäre ich ein Ungeheuer. Und mit diesem Blick änderte sich meine komplette Welt.
Mir war gar nicht klar gewesen, dass ich nicht genäht werden musste, bis die Sanitäter einen Blick auf mich warfen. Es sah wirklich schlimmer aus, als es war. Nur eine winzig kleine Platzwunde direkt auf dem Scheitel. Unglücklicherweise, so erklärte es mir die Sanitäterin, bluteten Kopfwunden sehr, besonders wenn jemand panisch war und das Herz schnell schlug.
„Wir bringen Ihre Großmutter ins Glendale Memorial“, erklärte die Sanitäterin. „Die Geriatrie dort ist exzellent.“
War das so? Schön. Ich blieb sitzen. „Danke.“ Meine Stimme klang heiser.
Jim legte einen Arm um meine Schultern und ich lehnte mich an ihn, brauchte seinen Trost. Die Frau ging vor mir in die Knie und sah zu mir hoch.
„Bis jetzt haben Sie sich wirklich vorbildlich um sie gekümmert.“ Ihr Blick war sanft. „Aber sie braucht mehr, als Sie ihr geben können.“
Ja. Langsam sah ich es ein.
Der andere Sanitäter stellte sich in den Türrahmen und wie in Zeitlupe sah ich zu ihm, als er sagte: „Sie ist im Wagen. Sie können ihr jetzt auf Wiedersehen sagen gehen.“
Nein, das konnte ich nicht. Immer wieder sah ich den Blick auf ihrem Gesicht vor mir, als sie sich angstvoll von mir zurückzog. Immer und immer wieder. Er verfolgte mich regelrecht. So schnell wollte ich ihm nicht mehr begegnen. Es verging ein Moment und die Sanitäter tauschten einen Blick aus.
„Oder Sie können sie später noch besuchen. Besuchszeiten sind zwischen zehn und drei Uhr“, sagte die Frau.
Ich nickte langsam mit nicht fokussiertem Blick und wartete darauf, dass sie gingen. Als sie endlich aufbrachen, legte sich Ruhe über das kleine Haus, das ich so sehr liebte. Paul Anka sang Put Your Head On My Shoulder. Und genau das tat ich, ich legte meinen Kopf an Jims Schulter und er ließ mich weinen. Solange ich musste.
Es war schon das dritte Mal, dass ich innerhalb weniger Tage in der Arbeitsagentur auftauchte. Als Leah, die Sachbearbeiterin, mich sah, machte sie ein langes Gesicht und mein Stolz bekam einen Dämpfer. Bevor sie etwas sagen konnte, lächelte ich strahlend.
„Ich weiß, ich weiß. Sie haben gesagt, Sie rufen mich an, aber …“ Ich hasste es, mir die Wahrheit einzugestehen. „Ich bin verzweifelt.“ So verzweifelt. Unheimlich verzweifelt. Sie sollte mir einfach nur einen verdammten Job geben. Irgendeinen. Ich hätte Toiletten geputzt. Fische ausgenommen. Ställe ausgemistet. Ich hätte wirklich alles getan. Leah sah mich einen langen Moment an und ich konnte erkennen, dass sie genervt war.
„Sie kommen fast jeden Tag und ich kann Ihnen immer nur dasselbe sagen.“ Sie blinzelte langsam. „Sparen Sie sich das Benzin, Kleines. Ich habe im Moment nichts für Sie.“
Verdammt.
Ich machte mir nicht die Mühe darauf hinzuweisen, dass ich gar kein Auto hatte. Denn das könnte meine Chancen auf einen Job schmälern. Die Wahrheit war, dass ich mir kein Auto leisten konnte, oder eine Versicherung, also nahm ich den Bus, denn das war besser, als stundenlang in die Stadt zu laufen. Mein Seufzen war nur innerlich. Ich wollte mit den Fäusten auf den Tisch schlagen, mit den Füßen aufstampfen und meinen Frust herausschreien. Ich verstand es nicht. Man hatte mir immer gesagt, dass sich eine Tür öffnete, wenn sich eine verschloss. Aber aus irgendeinem unbekannten Grund machte das Leben es mir schwer. Für mich gab es keine offenen Türen. Sogar die Fenster waren zu und die Jalousien heruntergelassen.
Mein Lächeln versiegte und es wurde eng in meiner Brust. Sie verstand es nicht. Ich wollte nicht aufdringlich sein, aber …
„Ich mache wirklich alles“, flehte ich. „Alles.“
„Verstehen Sie doch.“ Für einen Augenblick sah sie wirklich aus, als hätte sie Mitleid, und es fühlte sich an wie ein Stein in der Magengrube. „Es tut mir sehr leid, meine Liebe, aber im Moment haben Sie leider kein Glück.“
Ich seufzte den weltgrößten innerlichen Seufzer. „Okay.“ Ich atmete aus und lächelte knapp, entschlossen, positiv zu bleiben, auch wenn es regelrecht schmerzte. „Trotzdem vielen Dank.“ Ich zog mir den Rucksack enger über die Schultern. „Bis morgen dann.“ Als sie daraufhin mit den Augen rollte, lachte ich leise und ging rückwärts. Ich hob die Hände. „War nur ein Scherz.“
War es nicht. Ich würde morgen wieder hier stehen.
Draußen auf dem Gehweg atmete ich tief ein und betete im Stillen um einen Silberstreif am Horizont, von dem ich wusste, dass er nicht auftauchen würde. Nein. Das Glück war noch nie auf meiner Seite gewesen. Schade. Ich hätte es wirklich gerade gebrauchen können.
Seit zehn Tagen war Nanna im Glendale Memorial und Gott sei Dank wollten sie sie dort behalten, bis ich einen Platz in einem Pflegeheim für sie gefunden hatte. Es gab einige, die ich mir angesehen hatte, die lediglich in Ordnung waren, aber ich wollte sie in einem ganz bestimmten Haus haben. Dem St. Judes. Dort war es wunderschön. Es war geräumig, hell und behaglich. Es roch nach zarten weißen Blüten und die Mitarbeiter waren lieb und führten ihren Beruf mit Hingabe aus. Es war genau der Ort, an dem ich Nanna haben wollte. Ein Zuhause, fern von Daheim. Allerdings war ich nicht in der Lage, ihr das zu ermöglichen, ohne einen vernünftigen Job zu haben. Daher meine täglichen Besuche in der Arbeitsagentur. Mir war einfach klar, dass ich Leah so lange auf die Nerven gehen würde, bis sie mir irgendetwas gab. Das sagte schon viel aus, denn normalerweise war ich kein Mensch, der andere zu etwas drängte.
Ich hielt mich an meinen Rucksackgurten fest und machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Auf halber Strecke rumorte es in meinem Magen und ich holte mir einen Müsliriegel aus dem Rucksack. Ich biss ab und lief dabei etwas langsamer, da ich den Busplan in der anderen Hand studierte. So wie es aussah, hatte ich noch etwas Zeit und es war nicht mehr weit. Außerdem kamen die Busse in dieser Stadt nie zu früh. Als ich an der Bushaltestelle ankam, stellte ich allerdings mit Erstaunen fest, dass gerade ein Bus wegfuhr. War das meiner? Nein, das konnte nicht sein. Ich sah auf die Busnummer. Mit dem Müsliriegel vergessen in meiner Hand, fiel mir die Kinnlade herunter. Innerlich musste ich lachen. Klar, natürlich. Großartig. Warum auch nicht? Einfach großartig.
Ich beobachtete, wie mein Bus in der Ferne verschwand und schloss frustriert die Augen. So wie es aussah, war das Pech wirklich auf meiner Seite. Schnaubend setzte ich mich auf die Bank der Bushaltestelle, fasste in mein langes dunkles Haar und band es zu einem hoch sitzenden Pferdeschwanz zusammen. Dann schob ich mir die Brille wieder hoch und blinzelte im hellen Sonnenlicht. Die Morgensonne fühlte sich wie Balsam auf meiner Seele an und ich schloss die Augen. Ich holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus.
Was könnte jetzt noch alles schiefgehen?
Ich hatte eine Stunde Zeit, bis der nächste Bus kam, und ließ meine kurzen Beine von der Bank baumeln. Stirnrunzelnd stellte ich fest, dass die Sache mit der Jobsuche schwieriger war, als gedacht. Nicht falsch verstehen, ich hatte ja keine Wunder erwartet, aber irgendetwas schon. Und bis jetzt hatte ich einfach nur nichts.
Mein Blick fiel auf das Gebäude auf der anderen Straßenseite und ich konnte irgendwie nicht glauben, was dort geschrieben stand.
MAX Talent- und Personalbeschaffung.
Na, Hallo aber auch.
Einen irren Moment lang spielte ich mit dem Gedanken, dort hinzugehen. Aber war es schlimm, sich bei einer Personalbeschaffungsagentur einzutragen, während man auf eine Stelle von einer anderen Arbeitsagentur wartete? Vielleicht machte man so etwas nicht, aber ich hatte keine bessere Idee. Ich meine, ernsthaft, was könnte es schaden? Und sollte Leah mich anrufen, würde ich sofort bei ihr aufschlagen. Sie müsste es ja nie erfahren.
Bevor ich es mir anders überlegen konnte, stand ich auf, überquerte im Laufschritt die Straße, sodass mein Jeansrucksack mir bei jedem Schritt auf den Rücken klatschte. Mir wurde etwas warm und ich spürte das Blut in meinen Wangen, also hielt ich einen Moment inne. Dann leckte ich mir über die Lippen und legte die Hand an die Glastür, um sie aufzuschieben. Ich trat ein und die hübsche Frau hinter dem Schreibtisch sah mich von oben bis unten an.
„Sind Sie wegen des Bewerbungsgesprächs hier?“
Ich horchte auf. Ein helles, blendendes Licht leuchtete um die Frau, als wäre sie ein himmlisches Wesen und Engelschöre sangen im Hintergrund. Sollte ich es wagen? Es war ein Wunder. Eine höhere Macht gab mir ein Zeichen, eine Chance. Ich spürte es bis ins Mark. Außerdem war es unehrlich. Aber ich wäre eine Idiotin, wenn ich die Gelegenheit nicht beim Schopf packen würde, obwohl ich nicht einmal wusste, um was für einen Job es sich überhaupt handelte. Aber wen interessierte das schon? Es war ein Job. Und Nanna sagte immer, dass man einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen sollte.
Mit offenem Mund nickte ich und sie murmelte etwas, das gelangweilt klang wie: „Name?“
Ich schluckte hart und sagte quietschend: „Emily Aldrich.“
Die Frau betrachtete sich eine Liste und sah mich unfreundlich an. „Haben Sie Bewerbungsunterlagen? Welche Agentur hat Sie geschickt.“
Oh nein. Erwischt. Lügnerin.
Ja. Ich war ein fürchterlicher Mensch. Aber ich dachte darüber nach und fragte mich, was es mir bisher gebracht hatte, ein guter Mensch zu sein. Die Antwort kam schnell. Nichts. Einen riesigen, qualmenden Haufen Nichts. Das hatte es mir gebracht. Fürchterlicher Mensch oder nicht, ich entschied mich, es zu wagen. Mein Herz begann zu pochen, aber irgendwie schaffte ich es, zu reden. „Leah von der Arbeitsagentur The Edge unten an der Straße schickt mich.“ Ich holte meine verknitterten Bewerbungsunterlagen aus dem Rucksack. „Bitteschön.“
Obwohl die Frau den Zustand meiner Papiere mit einem Stirnrunzeln betrachtete, glättete sie sie und warf mir einen weiteren seltsamen Blick zu. „Gehen Sie die Treppe hoch. Sie sind Nummer zwölf.“
Oh mein Gott, sie hatte es mir abgekauft. Ich frohlockte innerlich und lief die Treppe hoch, so schnell ich konnte. Das Pech machte eine Pause. Dafür würde ich sorgen. Das musste ich einfach.
Die Tür öffnete sich und als eine hübsche junge Frau heraustrat, lächelte ich sie an. Sie zögerte, betrachtete mich von oben bis unten und setzte ebenfalls ein Lächeln auf, das ihre Augen aber nicht erreichte. Plötzlich befangen, blickte ich nach unten auf die gefalteten Hände auf dem Schoß. Das war immer so bei schönen Menschen. In meiner Brust spürte ich einen Stich. Mein Kopf redete mir ein, dass ich hier nicht hingehörte und ich brauchte einen Augenblick, um mich zu sammeln.
Aber wen scherte es schon, wenn ich nicht hier hineinpasste? Ich war hier, um ein Bewerbungsgespräch zu führen und nicht um Freundschaften zu knüpfen. Das war nicht das Ziel. Ich meine, Freunde wären schon nett, waren aber nicht unbedingt notwendig. Ich hatte bis heute ohne Freunde gelebt.
„Emily Aldrich“, rief eine männliche Stimme.
Ich sah hoch, schnappte mir den Rucksack, warf ihn über meine Schulter und stand auf. Ich ging zu der offenen Tür und der Mann in mittleren Jahren dort schien etwas zu erbleichen, als er mich sah.
Ich zwang mich zu einem Lächeln. „Hallo. Ich bin Emily.“
„Äh …“ Er sah mich noch mal von oben bis unten an. „Micah. Schön, Sie kennenzulernen.“
Wir schüttelten uns kurz die Hände und als ich weiter in den Raum hineinging, hielt ich inne. Ein anderer Mann saß auf einem Drehstuhl, aber das war nicht der Grund, warum ich stockte. Der Mann war groß, muskulös und hatte Tattoos.
Himmel.
Ich schluckte hart. Er war unheimlich attraktiv. Ich versuchte, noch einmal zu schlucken, aber mein Mund war trocken und meine Zunge klebte fest.
Du lieber Gott, warum? Er war einer von diesen schönen Menschen.
Als er mich sah, stand er auf und wartete auf etwas. Mit Micah hinter mir, der sich räusperte, schoss ich nach vorn.
„Oh, tut mir sehr leid.“ Ich streckte dem gut aussehenden Mann die Hand entgegen und versuchte mich an meinem strahlendsten Lächeln. „Hallo, ich bin Emily.“ Die riesige Hand des Mannes umschloss meine und ich konnte nur starren. Und weil mein Gehirn-zu-Mund-Filter noch nie richtig funktioniert hat, blubberte ich heraus: „Wow, große Hände.“
Mir wurde klar, was ich gesagt hatte, und ich verzog das Gesicht. Ich sackte zusammen und stöhnte leise. Ich klang wie eine Idiotin. Meine Zeit auf dem College hatte sich ja echt gelohnt.
Der Mann lachte leise und ich wurde knallrot. „Entschuldigung“, sagte ich kaum hörbar. Ich wrang mir die Hände. „Ich bin etwas aufgeregt.“
„Kein Problem.“ Die Stimme des tollen Kerls war dunkel und rau, sodass ich sofort überall eine Gänsehaut bekam. Gott sei Dank trug ich eine Jacke. „Bitte, setzen Sie sich.“
Ja. Sitzen war gut. Es gab nicht allzu viele peinliche Dinge, die ich im Sitzen tun konnte. Im Stehen waren die Möglichkeiten unendlich.
Wir nahmen alle Platz und es ging sofort zur Sache. Micah sah den tätowierten Mann an und fragte: „Wo willst du anfangen?“
He-Man sah auf seinen vollgeschriebenen Block und legte los. „Okay, nun, ich habe Ihre Bewerbungsunterlagen gelesen, Miss Aldrich, und …“
„Oh, bitte sagen Sie doch Emily“, unterbrach ich ihn und der Mann lächelte höflich.
„Emily. Und …“
Und jetzt kommt es. Ich hatte diese komische Angewohnheit, wenn ich nervös war. Ich unterbrach die Leute. Heute war offensichtlich, und tragischerweise, keine Ausnahme.
„Tut mir leid“, sagte ich. „Ich glaube, ich habe Ihren Namen nicht mitbekommen.“
Der Mann grinste noch breiter. Doch dann, sehr langsam, versiegte sein Lächeln. Er sah stirnrunzelnd zu Micah und ich fragte mich, was ich gesagt hatte, dass er so reagierte. Wow. Ich bekam Magenschmerzen. Und was war das? Ganz genau. Ich schwitzte. Großartig. Micah verengte den Blick, als er mich wieder ansah und mir wurde klar, dass ich das Ganze hier komplett verhunzte. Jeden Augenblick würde mein eigenes, eifriges Lächeln versiegen. Meine Hände lagen auf meinem Schoß und ich begann am Daumennagel zu zupfen und das Knie wippte auf und ab.
Was hatte ich nur getan? Die Stille brachte mich um.
Alle Augen lagen auf mir und das gefiel mir gar nicht. Ich war lieber unsichtbar. Mein ganzes Leben über war mir das leicht gefallen. Doch heute hatte ich nicht viel Glück dabei. Die Männer suchten etwas in meinem Gesicht. Der tätowierte Mann räusperte sich und sah mich weiterhin seltsam an.
„Ich muss mich entschuldigen, mein Name ist Noah.“
Das war ein hübscher Name und aus welchen Gründen auch immer lächelte ich ihn aufrichtig an und sagte ihm genau das. „Das ist ein hübscher Name.“
„Danke, Emily.“ Noah lächelte ebenfalls, das Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen und bevor ich mich versah, lachte er. „Das ist nett von dir.“ Sein Gelächter hielt eine Weile an und ich wollte einfach nur, dass sich vor mir ein dunkles Loch auftat, in das ich mich verkriechen könnte. Noch nie war ein Bewerbungsgespräch so unangenehm gewesen, und das Schlimme daran war, dass es komplett meine eigene Schuld war. Ich verschwendete hier diese gesegnete Möglichkeit und obwohl ich äußerlich halbwegs entspannt aussah, starb ich innerlich tausend Tode. Ich musste das besser machen. Okay.
Noah lächelte auf seinen Block hinab. „Nun, Emily, ich sehe, du hast einen doppelten Abschluss.“
„Das stimmt“, sagte ich und rutschte auf dem Stuhl umher. „Ich habe einen Bachelor in Betriebswirtschaft und einen in Kreativem Schreiben.“
Noahs Zug um den Mund wurde weicher, bei dem Stolz in meinem Tonfall, und das veränderte sein gesamtes Gesicht. „Und was war dein berufliches Ziel?“
Verdammt. Das war der Moment, in dem die meisten Leute anfingen, mich auszulachen. Ach, es würde schon schiefgehen. Ich hob den Kopf. „Ursprünglich wollte ich Autorin werden.“ Da lag es nun auf dem Tisch, für alle sichtbar. Ich hielt inne, damit sie mit dem Gelächter beginnen konnten. Nur lachten sie nicht. Stattdessen schien Noah sich dafür genauer zu interessieren. Er hob die Augenbrauen.
„Wie schön. Liest du gern?“
Okay, das war gut. Damit konnte ich arbeiten. Ich durfte ihn nur nicht mit meiner Merkwürdigkeit in den Wahnsinn treiben. Meine Antwort war enthusiastisch, gelinde gesagt. „Ich liebe es, zu lesen.“ Darüber zu reden fiel mir leicht. Ich lehnte mich neugierig vor. „Du auch?“
Noah sah mich an und zog ganz kurz die Augenbrauen zusammen. „Absolut. Leider habe ich nicht mehr viel Zeit dafür.“
Ich stützte mein Kinn auf der Hand ab und strahlte. „Was liest du denn gern?“
Moment. Wer befragte hier denn wen?
Noah lehnte sich zurück und grinste dann. Sein Lächeln war so hübsch wie sein Name. „Hauptsächlich Autobiografien. Und du?“
Oh wie nett. Eine weitere Möglichkeit, ausgelacht zu werden. Aber ich musste einfach nur ich selbst sein. Noah machte nicht den Eindruck, als würde er über mich urteilen, obwohl er ein schöner Mensch war. Und ich wusste, wie falsch schöne Menschen sein konnten. Mein Lächeln versiegte etwas. „Science-Fiction, Fantasy und …“ Ich senkte den Blick. „Liebesromane“, gab ich zögerlich zu.
Aus einem mir nicht verständlichen Grund notierte sich Noah etwas auf dem Block und nickte. „Sehr schön.“ Er schrieb noch etwas und strich das eben Geschriebene wieder durch. „Okay, Emily. Ich stelle dir jetzt ein paar Fragen, schnell hintereinander.“ Er legte seinen netten Blick auf mich. „Nicht denken, einfach antworten, so schnell du kannst, okay? Wir fangen mit etwas Leichtem an.“ Ich nickte und er legte los. „Das Letzte, was du im Fernsehen gesehen hast?“
Das war leicht. „Alle lieben Lucy.“
Noah stieß ein Lachen durch die Nase aus und je mehr er das tat, desto weniger furchterregend wurde es. „Okay. Wie würdest du dein Erinnerungsvermögen einschätzen?“
Oh, oh. Auf welcher Skala? Eins bis zehn? Ich brauchte zu lange. Wie sollte man so was aber auch einschätzen? Mir fiel nur eins ein: „Elefantös.“
Micah verengte den Blick und sah mich absonderlich an. „Was soll das genau bedeuten?“
Noah antwortete für mich. „Ein Elefant vergisst nie etwas.“
Genau. Mein Mund öffnete sich leicht. Ich konnte es kaum glauben. Aber er verstand mich. Wie seltsam. Ich atmete aus. „Ganz genau.“
Dieser Noah-Typ wurde mit jeder Minute weniger gruselig. Und irgendwie mochte ich ihn dafür, dass er so verständnisvoll war. Es war nicht immer leicht, mir gegenüber verständnisvoll zu sein. Ich war ein seltsamer Mensch und das wusste ich auch. Ich versuchte wirklich, nicht so zu sein, aber wie kann man aufhören man selbst zu sein?
„Eine letzte Frage, okay?“
Ich biss mir auf die Lippe und nickte leicht. Ich begann, ihn echt zu mögen.
„Wie würdest du die Farbe Gelb einer blinden Person beschreiben?“
„Hm“, murmelte ich und runzelte die Stirn. Eine gute Frage. Ich brauchte ein klein wenig länger, sie zu beantworten. „Gelb ist so warm wie das Licht, dass an einem kalten Tag ins Zimmer scheint.“ Meine Schreibkurse kamen mir in den Sinn und ich holte tief Luft. „Gelb ist weich und froh und aufregend, ohne neugierig oder unausstehlich zu sein.“ Ich lächelte in mich hinein und sah auf meinen Schoß hinab. „Spaß fühlt sich gelb an.“
Als ich wieder hochsah, entglitt mir das Lächeln und mir blieb fast das Herz stehen. Beide sahen mich auf die gleiche Art an. Ich war nicht besonders gut darin, Körpersprache zu deuten, aber als sie sich ansahen, schrieb Noah etwas auf seinen Block und zeigte es Micah. Was immer Noah aufgeschrieben hatte, Micah schien damit einverstanden zu sein.
„Wie alt sind Sie, Emily?“, fragte er.
Verdammt. Er klang verwirrt. Warum klang er so verwirrt? Meine Antwort war vorsichtig und klang mehr wie eine Frage. „Im Juni werde ich vierundzwanzig …?“ Das Lächeln, das folgte, sah sicher schmerzhaft aus.
Micah sah auf meine Bewerbungsunterlagen. „Sie sind sich darüber im Klaren, dass Sie in diesem Job nicht oft zu Hause bei Ihrer Familie sein werden?“ Er suchte meinen Blick. „Ich muss wissen, ob das für Sie ein Problem darstellen würde.“
Das wusste ich nicht. Mein Magen zog sich zusammen. Ich musste die Ruhe bewahren, alles war gut, ich musste einfach nur weiteratmen. Also beinhaltete der Job viele Reisen. Hatte ich damit ein Problem? Ich meine, wirklich, was hielt mich hier noch? Ich beschloss, die Dinge anzunehmen, wie sie kamen. Ich würde das hinbekommen.
„Ja, das ist mir klar. Ich glaube, dass man sich erst daran gewöhnen müsste, aber ich habe nur meine Großmutter. Sie ist alt und kommt sehr bald in ein Pflegeheim.“
„Du wärst immer in unmittelbarer Nähe von vier erwachsenen Männern“, sagte Noah und wartete auf meine Reaktion.
Mein Herz schrumpelte zusammen. Auch das wusste ich natürlich nicht. Meine Reaktion war schwach und unsicher. „Okay.“
Er sprach weiter. „Sie sind laut und vulgär.“ Mein Magen machte Purzelbäume während er weitersprach. „Es wird Zeiten geben, da werden sie Frauen mitbringen. Privatsphäre gibt es so gut wie keine.“ Er sah mich genau an. „Es ist eine sehr stressige Arbeitsatmosphäre. Glaubst du, dass du das meistern kannst?“
Ich meisterte schon mein ganzes Leben. Mittlerweile ging es schon gar nicht mehr nur ums Meistern. Es ging darum, dass ich etwas tun musste. Aus meiner Komfortzone ausbrechen, weil es das Richtige war.
„Ganz ehrlich …“ Ich wusste nicht, warum ich das laut aussprach. „Etwas Gesellschaft zu haben wäre schön.“ Das Ganze rundete ich mit einem matten leisen Lachen ab. Ja. Ich war lächerlich. Noahs Gesichtsausdruck wurde weich. Oh nein, ich konnte Mitleid nicht ausstehen. Warum hatte ich das nur gesagt? Dumm, dumm, dumm.
Gott sei Dank räusperte sich Noah und wechselte das Thema. „Welche Art von Musik hörst du gern?“
Ich dachte an die Abende mit Nanna, ans Essen kochen, während der Schallplattenspieler lief. Einige meiner liebsten Erinnerungen beinhalteten den alten Plattenspieler und ich antwortete fröhlich: „Doris Day, Paul Anka, Nancy Sinatra.“ Ich gab einen zufriedenen Laut von mir. „ABBA.“ Micah sah mich an, als könnte das nicht mein Ernst sein. Ich wich seinem bohrenden Blick aus und schob mir die Brille hoch. Dann fing ich an zu erklären. „Wissen Sie, ich bin bei meiner Nanna aufgewachsen. Sie kommt aus einer anderen Generation und hat mich entsprechend erzogen.“
Noah lächelte, zog aber die Augenbrauen zusammen. „Was weißt du über Rockmusik.“
„Gar nichts“, gab ich offen zu und zuckte mit den Schultern. Ich hatte überhaupt keine Ahnung von Rockmusik.
Micah sah mich skeptisch an. „Wenn ich Ihnen also sagen würde, dass Sie die persönliche Assistentin von Left Turn …“
Oh wie cool, eine Position als Assistentin. Das war gar nicht schlimm. Mein Magen entspannte sich bei dieser Information. Das konnte ich. Meiner Nanna zu helfen, hatte mich zu einer Expertin im Assistieren gemacht. Das war perfekt. Ich blinzelte erst Micah und dann Noah an. Sie schienen von mir eine Aussage zu erwarten. „Das ist schön.“ Mehr konnte ich gar nicht sagen. „Ist die Band … neu?“, erkundigte ich mich zaghaft.
Mit dieser Frage erntete ich gleich zweimal einen ungläubigen Gesichtsausdruck.
Noah erstickte fast an einem Lachen. „Äh, nicht wirklich. Sie sind …“ Er dachte einen Augenblick nach. „Etabliert.“
„Cool“, war alles, was mir dazu einfiel. Ich nickte bestärkend.
Der hübsche, tätowierte Noah sah aus, als wollte er schon wieder loslachen, als er sagte: „Ich habe noch ein paar Fragen, dann sind wir fertig.“ Er setzte sich aufrecht hin. „Deine letzte Anstellung ist schon ein paar Jahre her. Was hast du neben dem Studieren in der Zwischenzeit noch gemacht?“
Die Frage traf einen Nerv, aber das war nicht seine Schuld. Ich brauchte einen Moment, bis ich antworten konnte. „Meine Nanna hat Demenz. Ich habe mich die ganze Zeit um sie gekümmert.“ Mehr konnte ich dazu nicht sagen.
Noah schien zu verstehen, denn sein Gesichtsausdruck wurde sanft. „Du würdest also sagen, dass du eine verantwortungsvolle und fürsorgliche Person bist?“
Ich neigte den Kopf etwas und verzog die Lippen, während ich darüber nachdachte. Das traf es perfekt. „Ja, das würde ich.“
„Und wenn es mit dieser Bewerbung nicht klappt, hast du dann einen Plan B?“, bohrte Noah nach.
Es fühlte sich an, als hätte ich einige Probleme in meinem Charakter. Ich war ein Routinemensch. Ich liebte nichts mehr, als ruhige Sonntagnachmittage, genau wie alle anderen introvertierten Menschen. Ich liebte es, zu lesen und zu schreiben. Gesellschaft zu haben war mir nicht besonders wichtig. Und letztlich war ich manchmal zu ehrlich. Genau wie jetzt gerade. „Ich habe keinen.“ Ich biss mir auf die Lippe, um nicht noch mehr von mir preiszugeben, was die Leute eindeutig nichts anging. Noah machte noch ein paar Notizen, während Micah mich neugierig betrachtete. Ich lächelte ihn an und er lächelte beinahe unsicher zurück. Dann blickte Noah kurz zu ihm.
„Ich glaube, wir haben alles, Emily“, sagte er.
Micah nickte. „Ja. Ich glaube auch, das ist alles, was wir wissen müssen.“
Oh nein. Hatte ich es versaut? Ich seufzte innerlich. Na dann.
„Vielen Dank noch mal“, sagte ich, warf mir den Rucksack über die Schulter und verließ den Raum. Im Warteraum sah ich mir die anderen Bewerber an und es versetzte mir einen Stich. Überall nur schöne Menschen. Nein. Ich würde diesen Job nicht kriegen. Und das war schon in Ordnung. Ich musste einfach versuchen, etwas anderes zu finden.
Ich rührte gerade meine kochenden Nudeln um, als das Handy klingelte. Unbekannter Anrufer. Ich zögerte. Normalerweise ging ich nicht dran, wenn ich die Nummer nicht kannte. Verflucht, ich ging normalerweise gar nicht ans Handy, aber es könnte das Krankenhaus sein, also nahm ich ab.
„Hallo?“
„Hallo, spreche ich mit Emily?“
Ich wischte mir die Hände an einem Küchenhandtuch trocken und legte mir das Handy richtig ans Ohr. „Ja? Wer ist da bitte?“
„Ich bin es, Noah, von dem Bewerbungsgespräch gestern.“
He-Man Noah!
„Oh, Hallo.“ Ich lächelte. Das war aber nett von ihm, mich persönlich über die Absage zu informieren, statt nie mehr etwas von sich hören zu lassen. „Wie geht es dir?“
„Gut, danke der Nachfrage.“ Ich konnte das Lächeln in seiner Stimme hören. „Ich rufe nur an, um dich etwas zu fragen.“
„Oh?“ Ich runzelte die Stirn. Ich dachte, wir hätten gestern alles Nötige besprochen. „Und das wäre?“
Noah machte eine kleine dramatische Pause. „Bist du bereit?“
Mein Herz machte keinen Satz, sondern stellte das Schlagen komplett ein. Ich ließ das Handtuch fallen.
„Wie bitte?“
Er klang leicht amüsiert. „Du hast den Job, Emily. Wenn du ihn willst, gehört er dir.“
Ich konnte es nicht glauben, lehnte mich an die Arbeitsplatte hinter mir und schluckte hart. Dann fragte ich langsam und ungläubig: „Sind die anderen Bewerber alle gestorben oder so was?“
Noah lachte. Laut und lange. „Äh, nein, sie leben noch.“ Sein Gelächter kam endlich zum Versiegen. „Wie ist deine Antwort, Emily?“
Was würde ich wohl sagen? War er verrückt geworden? „Ja“, wisperte ich. Ich legte die Hand vor den Mund und fing an zu lachen. Ich hob den Kopf und sah zur Decke, dann ließ ich die Hand sinken und stellte mich aufrecht hin. „Ja. Ich will den Job.“
Als Noah mir eröffnete, was ich verdienen würde, fiel ich fast in Ohnmacht. Ich erstickte beinahe an meiner eigenen Zunge und lachte leicht hysterisch auf. Oh Gott. Ich konnte endlich wieder frei atmen. Meine Geldsorgen waren vorüber. Ich würde Nanna fürchterlich vermissen, aber dieser Job war ein Segen.
Als Erstes rief ich im St. Judes an.
Ich musste dreimal umsteigen und brauchte den ganzen Vormittag, um zu der Adresse gelangen, die Noah mir gegeben hatte. Mir taten die Füße weh, aber das war mir egal. Dennoch erinnerte mich das leichte Stechen beim Laufen daran, dass ich mir ein paar neue Turnschuhe kaufen müsste. Die hier waren alt und die Sohlen abgelaufen. Ehrlich gesagt, hätte ich mir längst neue gekauft, wenn ich das Geld gehabt hätte. Ich schätzte aber, dass das Leben eben so war.
Egal, wie sehr mir die Füße schmerzten, innerlich strahlte ich. Okay, vielleicht auch äußerlich. Ich konnte nicht anders. Irgendwie fing alles an, sich zu fügen und ich kam aus dem Staunen nicht heraus. Es war aufregend, in Los Angeles zu sein. Ich hatte noch nie etwas in West Hollywood zu tun gehabt, aber hier war ich nun. Lief über den Strip. Es war wie im Film. Mit den Daumen unter den Rucksackgurten eingehakt bestaunte ich alles um mich herum. Leider hatte ich nur ein altes Handy. Ich wollte schon gern ein Smartphone haben, aber die waren so teuer, deswegen sah ich den Nutzen nie ein. Und wirklich, die kosteten ein Vermögen. Also standen mir keine digitalen Karten zur Verfügung. Aber ich hatte einen Stadtplan, den ich mir am Busbahnhof gekauft hatte, und der tat es auch.
Nach fünfzehn Minuten Fußmarsch war ich endlich am Ziel. Das Gebäude war sehr groß, hatte drei Stockwerke und als ich auf das hohe Tor zuging und den Knopf der Gegensprechanlage drückte, atmete ich tief durch, um mich zu sammeln.
„Ja?“
„Ähm …“ Aus irgendeinem Grund lehnte ich mich näher an das kleine schwarze Gerät. „Ich habe einen Termin bei Micah.“
„Emily?“
„Ja“, rief ich viel zu laut in die Gegensprechanlage.
Ich hätte schwören können, dass der Mensch am anderen Ende lachte.
„Ich lass dich rein. Drück richtig fest gegen das Tor, okay?“
Das Tor sah schwer aus. „Okay.“
Ich hörte die Entriegelung und drückte, so fest ich konnte. Das Tor bewegte sich kaum, aber nach einem kleinen Kampf damit schaffte ich es, mich durch die schmale Lücke zu quetschen, die ich aufgedrückt hatte. Als ich das Tor losließ, knallte es laut zu und ich machte einen erschrockenen Satz. Mit der Hand auf der Brust und dem Blick auf das Tor hatte ich die Person hinter mir nicht kommen hören.
„Hallo.“
Erneut machte ich einen Satz und mir entglitt ein überraschtes Quietschen, als ich mich umdrehte und Noah dort stehen sah. Er hatte die Hände in den Hosentaschen und grinste mich an. Ich wurde knallrot und lächelte.
„Hallo.“
Er trug schwarze Jeans, weiße Turnschuhe und ein anthrazitfarbenes T-Shirt. Sein Grinsen wurde breiter und in seinen Wangen kamen Grübchen zum Vorschein. Er legte die Hand vor den Mund und hüstelte lachend.
„Ich wollte dich nicht erschrecken.“
Ich mochte Noah. Mit einem Biss auf die Lippe gab ich zögerlich zu: „Dazu braucht es nicht viel, befürchte ich.“
Sein kehliges Lachen zauberte ein Lächeln auf mein Gesicht und als er eine Weile nichts sagte, blickte ich in seine braunen Augen und sah, dass er auch lächelte. Er atmete aus und fuhr mit der Hand über sein kurz geschorenes Haar.
„Bereit, dein Leben zu verkaufen?“
Klang er absichtlich so Unheil verkündend?
„Klar.“ Mein Magen verkrampfte sich und mein Lächeln erstarb ein wenig. „Wo muss ich hin?“
Als wir das Gebäude betraten, war ich verblüfft. Ich sah mich um. Die Einrichtung entsprach nicht dem, was ich erwartet hatte. Das war nicht einfach nur ein Gebäude. Es war ein Haus. Ein Zuhause. An den Wänden hingen gerahmte Fotos, doch bevor ich sie mir ansehen konnte, kam eine hübsche, hochschwangere Frau barfuß die Treppen herunter. Sie trug ein langes, weites Kleid und umfasste ihren Bauch.
„Oh. Mein. Gott.“ Sie sah zu Noah hinüber. „Ist das Emily?“
Noahs Blick lag weiterhin auf mir. „Das ist Emily.“
„Du lieber Gott.“ Die langen, glatten, blonden Haare gingen ihr bis zum Gesäß. Sie sah mich von oben bis unten an und lächelte breit. „Du bist ja absolut bezaubernd.“ Sie erreichte die unteren Stufen und Noah ging zu ihr, um ihr an der Hand herunterzuhelfen. Ihre blauen Augen strahlten. „Ist sie nicht hinreißend?“
Noah versuchte, nicht zu lachen. „Absolut.“
Warte, war das Noahs Ehefrau? Sie kam auf mich zu, hielt mir