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Ich habe eine leichte Überarbeitung vorgenommen, vor allem, um Redundanzen zu beseitigen, und das Material, besonders im ersten Teil des Buches, gelegentlich umgeordnet, damit der Text verständlicher und flüssiger wird. Doch im Großen und Ganzen halte ich mich an den zeitlichen Ablauf der Ereignisse. Zum Schutz der Privatsphäre Beteiligter habe ich gelegentlich unbedeutende Einzelheiten verändert. In der Regel habe ich auch Pseudonyme für die meisten Patienten benutzt, die in dem Buch erwähnt werden, wobei ich mich bemüht habe, die von Sacks in seinen eigenen Veröffentlichungen verwendeten Pseudonyme, wenn möglich, zu übernehmen.
Außerdem habe ich mich bei den verwendeten Briefen und sonstigen Texten von Oliver und anderen oft auf kurze Zitate beschränkt. Nun sind das in vielen Fällen selbst faszinierende Texte, daher habe ich sie noch einmal in Gänze in einer Art Quellensammlung zusammengestellt und sie auf meiner Website www.lawrenceweschler.com gepostet. Texte, die in größerer Länge in die Quellensammlung aufgenommen wurden, sind mit SB gekennzeichnet.
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Muriel Elsie Landau, Women of Forty: The Menopausal Syndrome (London: Faber, 1956).
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Sacks schrieb damals über den Fall der Fins in dem Kapitel «Die Zwillinge» in seinem kurz vor der Veröffentlichung stehenden Buch Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte, Reinbek bei Hamburg 1987, S. 273–298.
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Ich habe nie verstanden, warum ihre Tante ihn und Michael damals nicht einfach gerettet hat, und jetzt ist es leider zu spät, um irgendjemanden zu fragen.
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Wenn das nicht treife ist! Milch und Blut – der Inbegriff von nicht koscheren Speisen im Judentum.
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Ein längerer Auszug aus dieser Geschichte findet sich in Olivers Autobiographie On the Move, Reinbek bei Hamburg 2015.
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Oliver hat häufig William Harvey zitiert, den großen Oxforder Anatomen des 17. Jahrhunderts (wohl vor allem bekannt, weil er als Erster den Blutkreislauf erkannt hat), wie in der folgenden Fußnote aus Olivers Essay «Der Strom des Bewusstseins», The New York Review of Books, 15. Januar 2004:
Die Musik mit ihrem rhythmischen Fluss [kann] von entscheidender Bedeutung für solche Erstarrungszustände sein, weil sie den Patienten ermöglicht, den Fluss ihrer Bewegungen, Wahrnehmungen und Gedanken wiederaufzunehmen. Manchmal scheint die Musik als eine Art Modell oder Vorlage für das Zeit- und Bewegungsgefühl zu dienen, das die Patienten vorübergehend verloren haben. So wird ein Parkinson-Patient mitten in einem Stillstand möglicherweise in die Lage versetzt, sich zu bewegen oder sogar zu tanzen, wenn ihm Musik vorgespielt wird. Neurologen verwenden übrigens intuitiv musikalische Begriffe, wenn sie den Parkinsonismus als «Bewegungsstottern» und normale Bewegungen als «Bewegungsmelodie» bezeichnen.
1627 bezeichnete Harvey die tierische Bewegung als die «stumme Musik des Körpers».
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Eine Anspielung auf John Bergers und Jean Mohrs klassische Bild-Text-Studie über einen englischen Landarzt, A Fortunate Man: The Story of a Country Doctor, London 1967 (dt.: Geschichte eines Landarztes, München 1998).
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Zur vollständigen Fassung dieses Briefes und aller anderen mit SB gekennzeichneten Texte vgl. die Quellensammlung unter www.lawrenceweschler.com.
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Abba Eban, Abba Eban: An Autobiography, New York 1977, S. 6.
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Oliver bestätigte später, dass sein Vater «eines Morgens hereingestürmt kam, weiß im Gesicht und am ganzen Körper zitternd, weil er fand, es sei ein himmelschreiender Skandal, in der Times erwähnt zu werden».
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Während unseres Gesprächs in San Francisco berichtet Thom Gunn: «Irgendwann in seiner verrücktesten Phase, vielleicht 1963 oder so, verkündete er, er wolle für die kalifornische Meisterschaft im Gewichtheben trainieren. Woraufhin er ungeheuer zunahm. Einmal war ich regelrecht schockiert, als er durchs Zimmer watschelte, der reinste Wackelpudding, alles schwabbelte an ihm. Ich sagte: ‹Mein Gott, Oliver, was würde deine Mutter sagen, wenn sie dich so sähe?› Woraufhin er erwiderte: ‹Sie würde wahrscheinlich sagen: ‹Jetzt kommst du also wirklich nach deinem Vater, oder?›»
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Zu weiteren Informationen über diese Phase in Olivers Leben und vieles mehr vgl. mein Gespräch mit seiner Kollegin und treuen Freundin, der Kinderneurologin Isabelle Rapin, in der Quellensammlung.
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Charakteristische Sehstörungen kurz vor der Bewusstlosigkeit.
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Obwohl Oliver in unseren Gesprächen regelmäßig zwischen den Klarnamen und den Pseudonymen wechselte, die er seinen Awakenings-Patienten in dem Buch gab, um ihre Privatsphäre zu schützen (ich musste schließlich ein großes Namensposter an die Wand heften, um nicht durcheinanderzukommen), werde ich mich in diesem Buch künftig auf die Pseudonyme beschränken, die Oliver den Patienten in seinem Text gegeben hat.
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Der bedeutende Kunstkritiker Leo Steinberg sagt irgendwo: «Dieser Augenblick, in dem der Künstler nicht mehr fragt: ‹Was kann ich tun?›, sondern: ‹Was kann die Kunst tun?›» Sicherlich muss es etwas Ähnliches in der Praxis von Wissenschaft und Kunst tun.
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Georg Groddeck (1866–1934) war ein deutsch-schweizerischer Arzt und ein früher Pionier der psychosomatischen Medizin.
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«Die Freundschaft mit Auden hat Oliver enorm beeinflusst», hatte Margie Kohl Inglis mit erzählt. «Als sie wuchs, hat sie sich merklich verändert. Angesichts der fehlenden Anerkennung durch seine Kollegen fühlte Oliver sich außerordentlich privilegiert, akzeptiert, anerkannt.»
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Alle sind eingeschränkt, aber jeder hat seine eigene / Spielart der Beeinträchtigung …
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Milde beginnt dies Jahr der Frühling in Österreich / der Himmel hell, die Luft beständig …
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Reinbek bei Hamburg 1991. (Dem Mnemoniker ist die zweite Fallgeschichte gewidmet.)
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Der Mann, dessen Welt in Scherben ging, a.a.O. (Die erste Fallgeschichte.)
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Da muss gewissermaßen etwas im Schlamm oder im Wasser gewesen sein – denn in seinem Buch Grand Hotel Abgrund: The Lives of the Frankfurt School (London: Verso, 2016) berichtet der Kulturhistoriker Stuart Jeffries, dass zumindest zwei andere prominente jüdische Intellektuelle aus dieser Zeit ähnliche Fixierungen hatten. So saß laut Herbert Marcuses Stiefsohn Osha Neumann Marcuse gern «in seinem Sessel mit einem bestimmten Plüschnilpferd auf dem Schoß [und vermittelte] dieses Bild einer nicht aggressiven, nicht genitalen Sexualität». Neumann weiter: «Marcuse teilte diese Vorliebe mit Adorno, der seine Mutter als ‹Meine liebe, treue Wundernilstute› in Briefen anredete und gelegentlich auch selbst als ‹Nilpferdkönig Archibald› unterzeichnete.» (Osha Neumann, Up Against the Wall Motherf**er: A Memoir of the ’60s, with Notes for Next Time, New York City 2011, zitiert in: Stuart Jeffries, Grand Hotel Abgrund, Stuttgart 2019, E-Book Klett-Cotta).
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Genau genommen, hatte Olivers Großvater Eliahu Sacks einen Sohn, der Olivers Vater war, und eine Tochter, die Ebans Mutter war. Doch Eliahu hatte auch eine Schwester, die Al Capps Großmutter war. Folglich stammten Oliver, Abba und Al von eng verwandten Großeltern ab.
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Augenscheinlich hegte Oliver diesen Plan eine Zeitlang. Seit seinem Listener-Artikel über Lurijas Der Mann, dessen Welt in Scherben ging (1972) dachte er wohl darüber nach:
Wenn wir nach einem Vergleich für Sassetzkijs Verfassung suchen, sollten wir ihn nicht im unschuldigen, aber expandierenden Zustand der Kindheit suchen, sondern in der zerstörerischen Wirkung seniler Demenzerkrankungen. […] Es gibt alte Herren, die vollkommen unfähig sind zu lesen, zu schreiben oder zwei und zwei zusammenzuzählen, die aber die Höflichkeit, die Haltung, das soziale und imposante Auftreten bewahren – Eigenschaften, die ihre charakteristische «Präsenz» ausmachen. Wir beobachten also im hohen Alter die Umkehrung der Kindheit: Die Struktur und das Gefühl für die persönliche Identität überdauern alle «sekundären» Fähigkeiten, so wie die ursprüngliche Entwicklung dieses Persönlichkeitskerns in der frühesten Kindheit allen Lern- und Ausbildungserfahrungen vorausgeht.
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Sid Pask, ihr Biologielehrer an der St. Paul’s.
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Später berichtete mir Orlan Fox von einem Ausflug, den er mit Oliver nach Oxford unternommen hatte. Oliver habe ihm «eine Wohnung in der Iffley Road gezeigt, die er bewohnt hatte und von der er den Sportplatz einsehen konnte, auf dem der Arzt Roger Bannister 1954 als Erster die Meile unter vier Minuten lief, eine Tat, die Ollie sehr bewunderte».
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Unlängst ist Jonathan Millers Sohn William in seinem neuen Memoir näher auf die Neigung seines Vaters eingegangen: Gloucester Crescent: Me, My Dad and Other Grown-Ups (London 2018). Aus der Sicht seines elfjährigen Ichs im Jahr 1975 schreibt er: «Im Grunde genommen hält Dad sein ganzes Leben für eine totale Zeitverschwendung. Nach seiner Meinung ist alles, was er getan hat, nichts wert, was ich nie verstanden habe, weil ich niemanden kenne, dessen Vater so viel geleistet hat wie meiner. Aber das kann man ihm noch so oft versichern, er verfällt trotzdem in diese Depressionen und findet dann schwer aus ihnen heraus» (S. 164). William Miller berichtet auch (wieder aus der Perspektive des Elfjährigen), dass Oliver und Eric die Familie Miller im Gloucester Crescent regelmäßig besuchen und wie «Dad und Oliver [am Küchentisch] darüber streiten, wer mehr über die Wissenschaft vom Gehirn weiß. Wenn Oliver versucht, ein Argument vorzubringen, und [infolge des oben erwähnten Stotterns] an einem Wort hängenbleibt, ergreift Dad die Gelegenheit und quatscht ihn mit den Erläuterungen seiner eigenen Theorie voll. Einmal habe ich gesehen, wie Oliver von dieser Situation so frustriert war, dass er, während er oben stotterte, unter dem Tisch einen von Mums Silberlöffeln zu einem Korkenzieher verdrehte» (S. 65).
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Dieser Vergleich wurde mehr als ein Dutzend Jahre gezogen, bevor Oliver eine Sammlung seiner eigenen Aufsätze Eine Anthropologin auf dem Mars nannte (nach der Selbstbeschreibung einer der von ihm porträtierten Personen, der hochbegabten Tierwissenschaftlerin Temple Grandin, deren Formulierung mit Sicherheit auf beide zutraf).
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Stibbes Buch diente als Vorlage für eine Comedy-Drama-Serie der BBC im Jahr 2016. Vgl. auch das kürzlich erschiene Gloucester Crescent: Me, My Dad and Other Grown-Ups – ein Buch, in dem Jonathan Millers Sohn William von den gleichen Ereignissen berichtet, sowie die meisten Tagebücher von Alan Bennett.
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Oliver Sacks, «Midwife and Unmuddler», in: Stoddard Martin (Hg.), Colin Haycraft, 1929–1994. Maverick Publisher, London 1995, S. 57.
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Kermodes Lob auf dem Titelblatt lautete wie oben berichtet: «Der Bericht dieses Arztes ist in einer Prosa von solcher Schönheit geschrieben, dass man wohl vergebens bei den lebenden Adepten der Belles Lettres nach ihresgleichen suchte.»
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Die englische Formulierung hebt den Tätigkeitsaspekt hervor und die Hilfsverbfunktion auf, etwa: «Wie gelingt es Ihnen zu sein?» (Anmerkung des Übersetzers.)
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Lutherbibel, Daniel 12:11.
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Gershom Scholem, «The Golem of Prague and the Golem of Rehovoth», Commentary, 41, Nr. 1, Januar 1966. Vgl. auch Scholem, The Messianic Idea in Judaism and Other Essays on Jewish Spirituality, New York 1971.
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Olivers langjährige Assistentin Kate Edgar, die diese Geschichte oft gehört hatte, erzählte mir später, sie habe diesen letzten Teil, die augenblickliche Kündigung des Chefpsychiaters, noch nie gehört.
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Kunterbunt, zusammengewürfelt.
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In den folgenden Jahren wurde Olivers Essay als ein genaues Abbild der Hume’schen Metapher mit einer Reihe von alternativen Titeln versehen: «The Man with a Thousand Faces» («Der Mann mit tausend Gesichtern»), «The Man with the Iridescent Mind» («Der Mann mit dem schillernden Verstand»), «The Man Who Was Simultaneously Everything and Nothing» («Der Mann, der gleichzeitig alles und nichts war») und «The Man with the Faceted World» («Der Mann, dessen Welt in Facetten zerfiel»), eine Anspielung auf Lurijas «The Man with a Shattered World» («Der Mann, dessen Welt in Scherben ging»). Doch keine dieser Versionen schaffte es bis zur Drucklegung.
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Lake Jefferson im Sullivan County, New York, nahe der Grenze zu Pennsylvania, gehörte zu Olivers bevorzugten Schwimmrevieren.
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Hier irrt Oliver Sacks vermutlich. Nach heutigem Wissensstand hat Tourette das Revolverattentat einer Patientin überlebt und starb einige Jahre später an Neurosyphilis. Die Täterin war auch keine Touretterin, sondern litt an einer anderen psychischen Störung (Anmerkung des Übersetzers).
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Henry Meige und E. Feindel, Les tics et leur traitement, übers. von S. A.K. Wilson, New York 1907, S. 4, 5, 10, 17, 21.
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Schließlich gelang es Oliver, einen Hinweis auf John in extrem verdichteter Form in seinen Essay «Humean and Human Being» zu schmuggeln, den er einige Jahre später unter dem Titel «Die Besessene» in sein Buch Der Mann, der seine Frau mit einem Hut verwechselte aufnahm. Dort verwandelte er ihn in eine «grauhaarige Frau in den Sechzigern», die, wie er behauptet, eines Tages seine Aufmerksamkeit erregt habe, als sie, an einem Häuserblock vorbeigehend, «wie durch Sympathie und Ansteckung» alle, die ihr vor Augen kamen, «besessen» und «konvulsiv» imitierte und karikierte.
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Aus Gründen, die ich noch erläutern werde, habe ich John nie besucht. Aber ich habe später für die Rubrik «Talk of the Town» des New Yorkers einen kleinen Artikel verfasst: «MOMA When It’s Jerking», 10. April 1995, S. 34.SB
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Sein Kollege Mark Homonoff.
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Alexander von Humboldt (1769–1859), der außerordentlich produktive preußische Universalgelehrte, Entdeckungsreisende und Naturforscher, unter anderem der Verfasser des mehrbändigen Werks Kosmos, in dem er alle Bereiche von Wissenschaft und Kultur darzustellen versuchte.
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Mit Reise meint er das ebenfalls mehrbändige Werk Reise in die Aequinoctial-Gegenden des neuen Continents (Anmerkung des Übersetzers)
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Erste Bewegungen des Fötus (Anmerkung des Übersetzers).
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Robert Lowell, Gedichte, engl./dt., hg. und übers. von Manfred Pfitzer, Stuttgart 1982, S. 173.
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Eine Anspielung auf Rime of the Ancient Mariner von Samuel Taylor Coleridge.
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T.S. Eliot, Selected Essays: 1917–1932, New York 1932, in dem sich auch der angesprochene Essay befindet (dt.: «Tradition und individuelle Begabung», in: T. S. Eliot, Essays I, Frankfurt am Main 1988).
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Der Geschichte von Achilles und der Schildkröte.
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Jim Silberman, sein Lektor bei Summit Books.
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Walter Benjamin, «Zum Bilde Prousts», in: Illuminationen, Frankfurt am Main 1977, S. 336.
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Ich hatte einige Schwierigkeiten, diese doppelte Verwandtschaftsbeziehung zu verifizieren, deshalb bat ich kürzlich Rachel Miller in einem Brief um Aufklärung. Sie antwortete: «Reine Phantasie. Jeder mit Namen Salaman ist meine Verwandtschaft, nicht Jonathans. Es gab zwei Esther Salaman. Eine war die Schwester meiner Mutter, eine Sängerin. Die andere war mit dem Bruder meiner Mutter verheiratet, ihr Mädchenname war Esther Polianoski, sie hat einmal für Einstein gearbeitet. Auf Jonathans Seite kein Proust. Aber die Familie seiner Mutter heißt Bergson. Sie lebten in Schweden, aber es gab eine ziemlich enge Verwandtschaftsbeziehung zu Henri Bergson.» Erstaunlich.
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Vgl. zum vollständigen Brief das Source Book.
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René Descartes, Meditationen über die erste Philosophie, Philosophische Bibliothek. Felix Meiner Verlag, Hamburg (E-Book).
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Zitiert in: Nicole L. Immler, Das Familiengedächtnis der Wittgensteins, Bielefeld 2011, S. 326.
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†William James, Varieties of Religious Experience: A Study in Human Nature, New York 1929, S. 10, 14–15, 23.
[*]
New York und London: Harcourt Brace Jovanovich, 1975, S. 116, 118, 125, 125f., 388f., 599.
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Oliver Sacks, Der Tag, an dem mein Bein fortging, Reinbek bei Hamburg 1989, S. 14ff.
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A.a.O., S. 174.
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Ich hatte kürzlich die Gelegenheit, Mary-Kay Wilmers über ihre Meinung zu diesem Brief zu befragen, und sie hat, gütig und wohlwollend, wie sie ist, Olivers hyperventilierende Bemerkungen kommentarlos übergangen. Allerdings meinte sie, dass «Neve und ich 1984 kein Paar mehr waren. Darüber hinaus war er keineswegs der ‹hauseigene Schlächter› der LRB. Ich habe Sacks nicht ‹gehasst› oder gemeint, er müsse für irgendetwas ‹bestraft› werden, obwohl ich enttäuscht war, dass er den Artikel und das Kapitel der New York Review angeboten hatte, ohne sich vorher an uns zu wenden (und ich glaube immer noch, er hätte das nicht tun sollen). Die schlichte Wahrheit ist, dass wir das Buch wie immer demjenigen schickten, von dem wir glaubten, er würde die beste Rezension schreiben; Sacks’ persönliche Gefühle (und meine) spielten keine Rolle.»
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Jean-Paul Sartre, Das Sein und das Nichts, Reinbek bei Hamburg 1993, S. 147ff.
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Mein Artikel aus dem New Yorker anlässlich ihrer Geburt und einige der Oliveresken Spekulationen, zu der mich diese Geburt veranlasste, sind im Source Book nachzulesen.
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Penny Marshall war auch Schauspielerin und hatte eine der beiden Hauptrollen in der populären Sitcom Laverne & Shirley.
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Lassen wir uns auf den Kopf schlagen / nicht so stark, dass wir tot sind / aber doch so stark, dass wir all die Sachen vergessen, die wir gesagt haben / und all die Sachen vergessen, die wir noch nicht gesagt haben.
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Obwohl ich den Text hier nicht abdrucken kann, ist er sehr schnell gegoogelt. Um dem Folgenden folgen zu können, empfiehlt sich das.
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All das mag mit der Familienlegende zu tun haben, die den Ursprung unseres – übrigens recht seltenen – Nachnamens «Weschler» betrifft. Schauen Sie in irgendein Telefonbuch, und Sie werden alle möglichen Wechslers finden, ein Name, der sich von jiddisch Geldwechsler herleitet – daher sieht man auf vielen europäischen Flughäfen Schilder, auf denen «Wechseln» steht. Aber was hat es mit unserer Schreibweise auf sich? Nun, in unserer Familie meint man, «Weschler» sei das jiddische Wort für «Geldwechsler mit Legasthenie». Das und Darwins Selektionstheorie erklären, warum es so wenige von uns gibt.
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Siehe auch beispielsweise diesen Absatz aus Alan Bennetts Tagebüchern: Keeping on, Keeping on, New York 2016, S. 235f.:
Chatwin bewegt sich – wie Sebald, Kapuściński und Oliver Sacks – an den Grenzen zwischen Wahrheit und Vorstellung und begibt sich über die Grenze ins Land der Phantasie, wenn es ihm passt, sodass er schwer zu fassen ist. Verteidiger von Chatwin wie Francis Wyndham diffamieren Kritik dieser Art als «englisch, schriftgläubig oder puritanisch» – in meinem Fall bemüht er alle drei Vorwürfe. Man sagt die Wahrheit, oder man erfindet, aber nicht beides gleichzeitig.
Man sagt die Wahrheit. Sie ist nicht bloß eine Laune. Das rede ich mir zumindest ein. Solche Typen sind mir unangenehm.
Das rede ich mir zumindest ein.
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Man sollte meinen, ein solcher Katalog von Anschuldigungen müsste auch eine Begebenheit enthalten, die Oliver selbst immer wieder erwähnte und die er scheinbar nie hat überwinden können: die niederschmetternde Absage seines Briefs aus dem Jahr 1970 an das Journal of the American Medical Association, in dem er versuchte, auf die heftigen Nebenwirkungen aufmerksam zu machen, die er und seine Kollegen bei der Verabreichung von L-Dopa bemerkt hatten. Fakt ist (und das scheint die allgemeinere Feststellung zu untermauern), wenn man sich die Briefe, die JAMA als Antwort auf Sacks et al. veröffentlichte, noch einmal durchliest, sind diese nicht annähernd so verächtlich, aggressiv und ablehnend, wie Sacks sie in Erinnerung hatte; vielmehr argumentieren sie relativ zurückhaltend und weisen lediglich darauf hin, dass die Patienten, die Sacks und seine Kollegen behandelten, viel stärker von Parkinson beeinträchtigt seien als der durchschnittliche Patient, folglich sei es unwahrscheinlich, dass die Nebenwirkungen, die Sacks beobachtet hat, bei anderen Patienten aufträten. (Die Tatsache, dass es später doch zu solchen Nebenwirkungen kam, wenn auch in geringerem Maße, spielt hier keine Rolle; wichtig ist nur, wie sehr Oliver selbst beständig den abwertenden Tenor in seiner Erinnerung übertrieb, so als hätte man ihm das Recht auf Berufsausübung streitig gemacht.)
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Homonym von overdone: übertrieben, überzogen (Anmerkung des Übersetzers).
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Darum ging es E.L. Doctorow in seinem Roman Das Wasserwerk, in dem sein Erzähler zu einem der wichtigsten Kapitel berichtet: «Ich erwähne hier noch nicht die Umstände, unter denen wir Satorius das erste Mal zu Gesicht bekamen. Ich möchte die chronologische Folge der Ereignisse wahren, zugleich aber ihr Muster sinnfällig machen, und das bedeutet, die Chronologie zu durchbrechen. Schließlich macht es einen Unterschied, ob Sie sich irgendwie von Tag zu Tag durchs Leben schleppen, in dem Ihre Gedanken keinerlei Rangordnung unterliegen, sondern von rauher Gleichwertigkeit sind, oder ob Sie komplett im Voraus die endgültige Reihenfolge kennen … die das Erzählen so … suspekt macht.» Köln 1995, S. 123.
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Das erinnert an Adornos Bemerkung, nach der in der Psychoanalyse nichts wahr sei außer der Übertreibung. Abgesehen davon, dass sie alle wahr sind, sind alle Wahrheiten Fiktionen, sodass man die einen nicht mehr von den anderen unterscheiden kann. Es ist nicht so, dass sie alle erfunden sind. Aber man beginnt zu zweifeln …
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In diesem Zusammenhang geht mir auf, dass dieses Leitbild des Arztes, der den Patienten durch gewissenhafte Aufmerksamkeit und Hilfestellung in die Lage versetzt, mit Hilfe von Erfinden, geschicktem Arrangieren und fiktionalem Erzählen ein therapeutisches Verständnis für die Besonderheit seiner extremen Existenzsituation zu entwickeln, im Gegenzug die außergewöhnlich schwierigen Probleme erklären könnte, mit denen es Sacks bei seinem Bein-Buch zu tun bekam – all die Verwicklungen und Blockaden, die ihn am Schreiben hinderten, und all die Angriffsflächen, die der Text, einmal fertiggestellt, Kritik von der Neve’schen Art bot – eben weil in diesem besonderen Fall Arzt und Patient ein und dieselbe Person waren, die wie eine Katze versuchte, sich selbst in den Schwanz zu beißen, und deren notwendige Selbstliebe von ebenso starken Impulsen des Selbstzweifels und des Selbstekels verdorben wurde. Ihm gelang es nie auch nur im Ansatz, eine Eliot’sche Distanz zu wahren.
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Vgl. beispielsweise den Brief vom 8. März 1985.SB
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Näher interessierte Leser seien auf Billys Bericht über die folgenden Jahre in seinem überaus lyrischen und elegischen Erinnerungsbuch Insomniac City verwiesen.
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Videos von einigen der Veranstaltungen sind auf der YouTube-Seite des Festivals zu betrachten: https://www.youtube.com/playlist?list=PLUlBGrV6VKCgzE2hkANkrNlrjCkP4l8za.
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Er befindet sich auf der Website der New York Times und in dem schmalen, posthum erschienenen Bändchen Dankbarkeit (Reinbek bei Hamburg 2015, Rowohlt), das vier solcher Beiträge enthält.
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Dieser Beitrag erschien in der nächsten posthumen Sammlung von Olivers Essays: Der Strom des Bewusstseins, Reinbek bei Hamburg 2017, Rowohlt.
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«Fröhliche Wissenschaft», in: Werke in sechs Bänden, München 1980, Bd. 3, S. 9.
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Pb steht für Blei, das die Ordnungszahl 82 hat, also Oliver Sacks’ damaligem Alter entsprach. Er hatte gerade seinen «Blei-Geburtstag» gefeiert (Anmerkung des Übersetzers).
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James Baldwin, Nach der Flut das Feuer, München 2020, dtv-eBook.
Oliver Sacks und Lawrence Weschler bei einer Veranstaltung der Lannan Foundation in Santa Fe, New Mexico.
In Memoriam