Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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© 2021 Dr. Stephan Seidel
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Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
Foto auf dem Cover: „fantasy-3311091_1920“ by-KELLEPICS (www.pixabay.com) – zur gemeinfreien Verwendung
ISBN: 978-37534-155-50
Widmung
Für meine Mutter
Es war früh am Morgen, die meisten Menschen schliefen noch, als Jan mit seinem Fahrrad vor dem Schloss stand und auf Anna wartete, damit sie gemeinsam zur Schule fahren konnten. In der Ferne hörte er eine Polizeisirene, die sich zu seinem Erstaunen näherte; da tauchte auch schon das Auto auf und fuhr an ihm vorbei durch die Einfahrt, um direkt vorm Schloss zu parken. Drei uniformierte Personen sprangen heraus und liefen hinein. Jan sah auf seine Uhr und stellte fest, dass er nicht zu zeitig hier war: Wo blieb Anna nur?
Da erschien Michael in der Eingangstüre, er sah blass aus und winkte ihn mit der Hand herüber. „Komm rein, schnell!“ Schon drehte er sich um und verschwand. Jan setzte sich sofort in Bewegung, wie benommen lief er durch die Eingangshalle, hörte rechts von sich im Durchgang zum Wohnzimmer das Schluchzen von Annas Mutter und wusste damit sofort, dass etwas Schlimmes mit seiner besten Freundin geschehen sein musste. Angst kroch in ihm hoch. Er stand nun vor dem Tisch, an dem alle Personen Platz genommen hatten: Der Baron und seine Frau, Michael, Mr. Jennings und auch die drei Polizisten ‒, sie hatten ernste Gesichter. In der Mitte des Tisches lag ein aufgefaltetes Stück Papier.
„Was ist mit Anna?“, brachte Jan tonlos hervor.
„Mein lieber Junge“, begann der ältere der Polizisten, der einen Schnurrbart trug, „du musst jetzt stark sein und versuchen die Ruhe zu bewahren, denn wir brauchen deine Hilfe. Anna wurde entführt!“
„Entführt?“ Durch Jans Kopf schossen die Gedanken: Gestern noch hatte er wie immer den Tag mit ihr verbracht, sie waren von der Schule ins Schloss gegangen, hatten Hausaufgaben gemacht, dann in der Bibliothek gesessen und Bücher durchgesehen auf der Suche nach dem immer noch ungelösten Rätsel des Elixier des Lebens, dann hatte ihn Mr. Jennings nach Hause gefahren und nichts Verdächtiges war ihm aufgefallen, kein Auto, das sie beständig verfolgte, keine besonderen Personen, nichts. Ratlos sah er die Polizisten an: „Wer sollte Anna entführen?“
„Offenkundig jemand, der schnelles Geld machen will“, antwortete der Polizist kühl, und der Baron ergänzte: „Dass wir nach dem Auffinden des Schatzes mehr als wohlhabend geworden sind, ist nach den Meldungen in den Zeitungen leider kein Geheimnis.“ Und die Baronin schluchzte erneut: „Wir hätten Anna besser schützen müssen, wir waren zu naiv!“
Der Polizist schüttelte den Kopf: „Machen Sie sich keine Vorwürfe, Frau Baronin! Kindesentführungen sind doch recht selten geworden. Und ich darf Sie beruhigen: Sie gehen fast alle gut aus. Und damit meine ich nicht nur, dass Ihre Tochter wohlbehalten zurückkommen wird, sondern wir werden die Täter schnappen und auch Ihr Geld sicherstellen. Wir haben schon eine Spezialeinheit angefordert, die innerhalb der nächsten Stunde hier eintreffen wird.“
„Geld“, schnaufte Michael verächtlich, „ich will meine Schwester wiederhaben! Kein Geld der Welt kann sie ersetzen! Wenn ich diese Kerle in die Hände bekäme, dann würde ich ihnen ‒.“
„Ruhig Blut, Junge, ich kann deine Wut verstehen. Aber wir müssen einen kühlen Kopf bewahren. Die Entführer schreiben, sie wollen bis morgen Mittag eine Millionen Euro. Die wichtigste Frage ist: Können Sie dieses Geld in dieser kurzen Zeit besorgen?“
Der Baron nickte. „Ich muss zur Bank fahren ‒ natürlich.“ Er erhob sich, zwei Polizisten ebenso. „Meine Leute werden Sie begleiten“, sagte der Chefermittler und während sie den Raum verließen, wendete er sich an Jan. „In der Zwischenzeit würde mich interessieren, was du hierzu sagst.“ Er schob ihm das Blatt Papier hin. Jan konnte in der kurzen Zeit die Zeilen nicht lesen, aber ein Wort fiel ihm direkt ins Auge und das ließ sein Blut erstarren: „Pofis!“, stammelte er. „Wie ‒, aber das ist doch ‒, das kann doch nicht sein!“
„In der Tat ist dies nicht möglich, denn jener Verbrecher ist tot. Aber“, sagte der Ermittler in beharrlichem Tonfalle, „er hatte Komplizen und es könnte die Möglichkeit bestehen, dass es sich bei jenen um die Entführer handelt, gleichsam als eine Art Racheaktion gedacht. Mein Junge: Hat Anna damals die Komplizen von Pofis gesehen?“
Jan schüttelte den Kopf. „Außerdem sind sie doch bei dem Überfall im Schloss ebenfalls getötet worden!“
„Ja, es gab Tote, wie ich den Akten entnommen habe, aber das bedeutet nicht, dass sämtliche Komplizen ausgeschaltet wurden! Pofis hatte viele Handlanger, denn er war in viele schmutzige Geschäfte verstrickt. Es könnte also sein, dass es Unbekannte aus dieser Gruppe gibt, die hier mit hineinspielen, was den Absender erklären würde, der ansonsten keinerlei Sinn macht. Und meine Frage ist nun: Bist du sicher, dass du den Kollegen damals alles erzählt hast? Wo hast du Pofis das erste Mal gesehen? Wer war dabei? Waren das jene Männer, die später auch getötet wurden?“ Jan brauchte nicht lange nachzudenken: Es ging um Annas Leben und er musste mit offenen Karten spielen! Also erzählte er, wie er damals zusammen mit seinem Schulfreund Dennis das Haus der Verbrecher ausspioniert hatte, jedoch sich nicht mehr an ihre Gesichter erinnern konnte.
„In Ordnung, danke für den Hinweis“, sagte der Ermittler und erhob sich. „Dann werde ich diesen Dennis befragen, vielleicht weiß er noch etwas, was uns weiterhelfen könnte.“ Er erhob und verabschiedete sich. „Keine Sorge, Frau Baronin, es wird ein gutes Ende nehmen!“ Er schaute zu den Jungen: „Soll ich euch mitnehmen? Ich muss sowieso zu eurer Schule fahren.“
„Ja, aber wie sieht das denn aus? Wenn wir mit dem Polizeiauto vorfahren, werden uns alle Schüler Löcher in den Bauch fragen. Gefährden wir damit nicht das Leben meiner Schwester?“
Jan hatte Michael noch nie so ernst und angsterfüllt gesehen. Der Ermittler legte ihm beruhigend die Hand auf die Schulter: „Anna wird nichts passieren, da bin ich mir sicher.“
Zusammen verließen sie das Wohnzimmer. Während der Fahrt zur Schule dachte Jan angestrengt nach und fühlte eine ungewohnte Leere in seinem Kopf. Er war zu keinem klaren Gedanken fähig. Die Dinge liefen einfach ab und er stand hilflos daneben. Fast mechanisch ging er in seine Klasse, sah noch, wie der Polizist eine Türe weiter in den Raum ging, wo jetzt Dennis Unterricht hatte. Herr Harsom, ihr Mathelehrer in der ersten Stunde, warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu, der besagte, ihm das Zuspätkommen nachher zu erklären, jetzt jedoch nicht zu stören, sondern mitzumachen. Doch Jan konnte sich nicht konzentrieren. Nervös drehte er den Stift in seinen Händen, schrieb automatisch von der Tafel in sein Heft und hatte das Gefühl, in dem Raum keine Luft mehr zu kriegen.
„Entschuldigung“, rief er, sprang auf und rannte aus dem Klassenraum. Sein Herz klopfte, er spürte Druck im Hals, kalter Schweiß lief ihm übers Gesicht. Draußen im Gang sah er, wie der Polizist Dennis auf die Schulter klopfte, der sich umdrehte, ihn kurz ansah und dann wieder im Klassenzimmer verschwand.
„Alles in Ordnung, Junge?“ Der Polizist kam auf Jan zu, der an der Mauer lehnte. „Soll ich dich nachhause fahren? War alles ein bisschen viel heute. Wenn du willst, geh schon zum Auto, ich muss noch zu eurer Rektorin und kann dich dort gleich abmelden.“
„Das wäre prima“, hauchte Jan und wankte mehr als er ging. Im Polizeiauto lehnte er den Kopf gegen die Scheibe. Seine Panik war verschwunden. Nur noch Müdigkeit war geblieben. Als der Polizist wenig später kam und sich hinter das Steuer setzte, nannte ihm Jan kurz die Adresse und fügte hinzu, dass seine Mutter gegen Mittag von der Arbeit zurückkommen würde. Er wollte sich sofort ins Bett legen und auf sie warten.
„Ich kann dich verstehen“, sagte der Ermittler mitfühlend. „Wenn man so etwas erlebt, ist das was ganz Anderes als im Fernsehen. Doch glaube mir, in ein paar Monaten kommt es euch so vor, als wäre es nur ein schlimmer Alptraum gewesen.“
Jan schwieg. Träumen! Genau das war es, was er tun wollte. Ihm war nicht klar, ob es funktionierte, ob er mit Anna Kontakt aufnehmen, ob sie ihm sagen konnte, wo sie war und ob er ihr zu helfen vermochte. Aber hier in der Alltagswelt fühlte er sich verloren und hilflos …
Ich wusste nicht, wer die Männer waren, die in mein Zimmer eindrangen, mir ein Tuch über Nase und Mund drückten mit einem scharfen Geruch, der mir binnen weniger Sekunden die Sinne raubte. Zwei Schatten hatte ich bemerkt und auf mich zukommen gesehen. So schnell, dass ich nicht schreien konnte. So energisch, dass ich nicht reagieren konnte und erstarrte und glaubte, es sei ein Alptraum, aus dem ich erwachen müsste, doch die harte Realität, die auf mich einwirkte, machte alles nur noch schlimmer. Ich dachte an meine Eltern, an meinen Bruder, an Jan ‒ Valentina! Ich rief innerlich um Hilfe! Und dann blitzte es vor meinen Augen und ich fiel in tiefe Dunkelheit.
Als ich erwachte, lag ich auf einer Matratze in einem Zimmer ohne Fenster. Ich war nicht gefesselt, nicht geknebelt, in der Ecke stand ein Tisch mit ein paar belegten Broten und einer Plastikflasche Saft. Ein Hocker stand daneben. Da öffnete sich die Türe und zwei Männer kamen herein. Sie trugen diese weißen Masken mit Kapuzen aus dem Horrorfilm, dessen Name mir seltsamerweise in dem Moment entfallen war. Am Hals mussten sie einen Stimmenverzerrer haben, denn sie sprachen metallisch‒vibrierend: „Keine Sorge, Mädchen, wir tun dir nichts. Wenn dein Vater das Geld besorgt, bist du frei. Wir wollen nur das Geld. Wir kommen heute Abend wieder und dann wirst du ein Telefonat führen, in dem du der Polizei mitteilst, dass es dir gut geht. Du wirst fragen, ob das Geld verfügbar ist, dann sagst du, dass du später noch einmal anrufst, immer schön im entsprechenden Zeitrahmen, damit uns die Polizei nicht orten kann. Weitere Angaben erfolgen dann erneut per Brief, das ist sicherer. Und wenn sich alle an die Spielregeln halten, bist du morgen Mittag schon wieder frei und der Alptraum hat sein Ende.“
„Das glauben Sie selbst nicht!“, antwortete Anna und war erstaunt über ihren Mut. „Sobald Sie das Geld haben, werden Sie mich umbringen. So läuft es doch. Und soll ich Ihnen was verraten? Ich habe keine Angst vor dem Tod! Denn ich bin schon einmal fast gestorben! Schon mehrfach genau genommen. Warum also sollte ich Ihr Spiel mitmachen?“
Für einen Augenblick waren die Männer sprachlos und sahen sich verwundert an. Dann ertönte ein schauriges Lachen. „Na, du bist ja ein Früchtchen, sieh mal einer an. Doch ich kann dich beruhigen: Wir wollen nur das Geld oder würden wir sonst so einen Aufwand betreiben? Es ist unser Startkapital für eine größere Aktion. Ein Mord würde die Polizisten in zu hohe Alarmbereitschaft versetzen, das können wir nicht gebrauchen. Wir sind Profis, also keinen unnötigen Stress. Iss etwas, ruhe dich aus und heute Abend kommen wir wieder. Hier ist eine Fernbedienung, du kannst dir damit die Zeit vertreiben.“ Erst jetzt sah ich den Fernseher in der anderen Ecke des Raumes.
Mit diesen Worten verließen die Männer das Gefängnis.
Es war an einem kühlen Wintertag, als ich von einer langen Reise zurückkehrend in einem warmen Abteil des Zuges saß und mit müden, aber dennoch wachen Augen die vorbeiziehende Landschaft durch das Fenster beobachtete. Genau in diesem Moment hörte ich lautes Reden auf dem Gang, ein energisches Wortgefecht zweier Personen (männlichen Geschlechts, wie ich der Stimmlage schon im Voraus entnahm), die sich offenbar in einem heftigen Streit befanden.
„Sie haben ja überhaupt keine Ahnung über den wahren Verlauf der Dinge! Sie reden nur und wissen gar nichts!“, hörte ich die etwas jüngere Stimme selbstsicher rufen, worauf ein anderer empört äußerte: „Ihr Betragen ist einfach unverschämt und entbehrt allen Regeln der Höflichkeit! Sie sollten sich schämen, einen Professor seines Faches zu kritisieren und maßregeln zu wollen!“
„Mein Betragen ist keineswegs unverschämt, im Gegenteil, es ist sogar noch ausgesprochen höflich für jemanden wie Sie!“
„Was soll das heißen: jemand wie ich!“, ereiferte sich der andere und nun konnte ich nicht länger an mich halten: Leise rückte ich auf meinem Sitz zur Abteiltüre nach vorne, öffnete sie von den beiden Streithähnen unbemerkt und schob meinen Kopf vorsichtig hinaus, so dass ich nun die ganze Szene voll erblicken konnte. Es war grotesk: Am Ende des Ganges stand ein älterer Herr mit vollem Bauchumfang, sein Kopf war rundlich mit wenigen Haaren an den Seiten, einen spitzen Bart hatte er und ein Gesicht, das zum Bersten rot angelaufen war. Ihm gegenüber stand ein junger Mann, dessen Gesicht ich nicht sah, er war schlank, doch nicht dünn, kräftig gebaut mit einer Aktentasche in der linken und einem Stapel Blätter unter dem rechten Arm, die Haare dunkel.
„Jemand wie Sie redet von Wahrheit, dabei hat er noch nicht einmal die Spitze des Eisberges betreten, geschweige denn gefunden!“, entgegnete der junge Mann. Ich weiß nicht warum, aber ich hob kurz die Hand und sagte: „Entschuldigen Sie mein Einmischen, aber der Lärm, den Sie veranstalten, hat mich in meiner Mittagsruhe gestört.“
Plötzlich wechselte die Szene und der junge Mann befand sich mir gegenüber im Abteil, während der alte Mann verschwunden war. Wie war das möglich?
Der junge Mann drückte mir eine Akte in die Hand und sprang unerwartet auf: „Lies, lies das hier, soviel du kannst! Ich weiß, du willst Anna helfen, doch jetzt kannst du nichts tun. Es wird alles seinen Gang gehen ‒ ohne dich. Aber etwas Größeres wird sich ereignen und in das bist du mit Anna tief verstrickt. Ihr habt jetzt noch Zeit euch vorzubereiten. Wenn ihr es nicht tut, dann werdet ihr euer Leben verlieren! Und das darf nicht geschehen! Deshalb lies diese Papiere, nur dir vertraue ich sie an. Lies sie!“
„Aber wer sind Sie denn überhaupt?“, fragte ich verwirrt und legte die Blätter zur Seite. Der Mann lief aus dem Abteil, ich versuchte ihm zu folgen, stolperte dabei über einen Koffer, der im Gang lag, rappelte mich wieder auf, drehte mich um und sah, wie der ältere Mann mit einem Stapel Papier in den Händen aus meinem Abteil kam und hämisch lächelte: „Vielen Dank dafür, du Narr!“ Er winkte mir mit den Papieren zu.
„Nein!“, rief ich. „Sie gehören mir! Das ist Diebstahl! Ich muss sie haben, sie sind wichtig, nur mit ihnen kann ich Anna retten!“
„Ihr könnt euch nicht retten“, sagte der Ältere da. In diesem Augenblick wachte ich auf.
„Jan, Jan!“ Seine Mutter berührte sanft seine Schulter; er war am Schreibtisch vor Erschöpfung eingeschlafen. „Die Baronin hat mich über alles informiert. Ach, ist das schrecklich, mein Liebling! Doch keine Angst, Anna wird nichts passieren, ich spüre das!“
Jans Kopf fühlte sich immer noch leer an. Was war das bloß? Wieso konnte er keinen klaren Gedanken fassen? Seine Mutter legte ihm beide Hände auf die Wangen und blickte ihn ernst an: „Ihr habt schon so vieles geschafft und zu einem glücklichen Ende gebracht, da wird es auch diesmal gut ausgehen, davon bin ich überzeugt. Was hältst du davon, wenn wir zum Schloss fahren und dort abwarten, was passiert? So eine schlimme Zeit verbringt man am besten mit guten Freunden. Geteiltes Leid ist halbes Leid.“
„Ach, Mama!“, brachte Jan nur mühsam hervor und kämpfte gegen die aufkommenden Tränen.
„Also los geht’s“, sagte sie und nur wenige Zeit später saß er wieder am Tisch im Wohnzimmer, wo auch alle anderen sich eingefunden hatten. Auf dem Tisch stand ein Telefon, das mit Kabeln und Computern versehen war, an denen Techniker der Polizei saßen.
„Wir erwarten einen Anruf der Entführer“, erklärte der Chefermittler. „So läuft das normalerweise ab: Sie bekräftigen ihre Forderungen, wir verlangen ein Lebenszeichen, dann verhandeln wir die Übergabebedingungen und bringen es zu einem guten Ende. Wichtig für die Angehörigen und Freunde ist, sich in diesen schweren Stunden gegenseitig Trost und Zuversicht zu spenden. Deshalb bin ich froh, dass alle hier sind, die Anna nahe stehen.“ Er schaute auf die Uhr. „Ich denke, in den nächsten zwei Stunden werden sie sich melden.“