Cover: Wiley-Schnellkurs Organische Chemie II Reaktionen by David R. Klein

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Einführung

In der Organischen Chemie geht esnicht ums Auswendiglernen. Viel wichtiger ist es, den Sinn der Handlung, der einzelnen Szenen und der individuellen Konzepte zu begreifen, die in Ihrer Gesamtheit unsere Geschichte erzählen. Natürlich müssen Sie trotzdem die Terminologie beherrschen (hier hilft Ihnen der Wiley-Schnellkurs Organische Chemie. Grundlagen), aber mit genügend Übung wird Ihnen auch diese Terminologie bald in Fleisch und Blut übergehen. Im Folgenden gebe ich Ihnen nun eine kurze Vorschau, was Sie in diesem Band zu den Reaktionen erwartet.

Wie der Name schon sagt, es geht in diesem Buch um Reaktionen in der Organischen Chemie. Genau genommen werde ich Ihnen erst einmal allgemein die Reaktionsmechanismen erklären. In den drei darauf folgenden Kapiteln erläutere ich jeweils, was Sie zu Substitutions-, Eliminierungs- und Additionsreaktionen wissen sollten. Zum Abschluss widme ich mich dann den Alkoholen und gebe Ihnen einen Ausblick auf die Synthese. Diese wird ausführlicher in einem Folgeband zu diesem Buch behandelt.

Wie Sie dieses Buch benutzen können

Dieses Buch soll Ihnen dabei helfen, effektiver zu lernen, damit Sie Ihre Zeit nicht sinnlos verschwenden. Es zeigt Ihnen die wichtigsten Szenen im großen Handlungsbogen Reaktionen der Organische Chemie. Dazu erläutert dieses Buch Ihnen die entscheidenden Prinzipien und erklärt, warum sie für den Rest des Kurses von Bedeutung sind. In jedem Abschnitt werden Ihnen Werkzeuge mit auf den Weg gegeben, mit denen Sie Ihr Skript und Ihre Vorlesungen besser verstehen können. Außerdem erwarten Sie zahlreiche Möglichkeiten, alle grundlegenden Fähigkeiten zu trainieren, die Sie zur Lösung von Prüfungsaufgaben benötigen. Dieses Buch ist keine Reclam-Kurzzusammenfassung der Reaktionen der Organischen Chemie. Es vermittelt Ihnen vielmehr die grundlegenden Konzepte, die Ihnen dabei helfen sollen, erfolgreich(er) zu lernen und Ihre Übungen zu meistern. Und um dieses Buch am effektivsten verwenden zu können, sollten Sie wissen, wie Sie mit diesem Kurs am besten lernen.

Wie Sie am besten lernen

Unser Schnellkurs umfasst zwei voneinander getrennte Aspekte:

  1. Prinzipien verstehen
  2. Aufgaben lösen

Obwohl sich diese beiden Aspekte komplett voneinander unterscheiden, werden Ihre Dozenten Ihr Verständnis der grundlegenden Prinzipien dadurch überprüfen, dass sie Sie Aufgaben lösen lassen. Daher müssen Sie beide Aspekte des Kurses meistern. Die Prinzipien finden Sie zwar vermutlich in Ihrem Skript, aber wie Aufgaben gelöst werden können, müssen Sie für sich selbst herausfinden. Die meisten Studierenden tun sich dabei sehr schwer. In diesem Buch lernen Sie einige Schritt-für-Schritt-Abläufe kennen, mit denen sich Aufgaben analysieren lassen. Dabei sollten Sie sich Folgendes möglichst rasch angewöhnen: Stellen Sie die richtigen Fragen.

Wenn Sie bei Bauchschmerzen einen Arzt aufsuchen, stellt dieser Ihnen mit Sicherheit viele Fragen: Wie lange haben Sie schon Schmerzen? Wo befindet sich der Schmerz genau? Kommt und geht der Schmerz oder ist er immer da? Was haben Sie zuletzt gegessen? Und so weiter. Dabei zeigt der Arzt zwei sehr wichtige und grundverschiedene Fähigkeiten. Zum einen hat er gelernt, die richtigen Fragen zu stellen. Und zum anderen wendet er die Erkenntnisse an, die er aus Ihren Antworten erhalten hat, um zur richtigen Diagnose zu gelangen. Bitte beachten: der erste Schritt besteht immer darin, die richtigen Fragen zu stellen.

Stellen wir uns nun vor, dass Sie ein Fast-Food-Restaurant Ihrer Wahl verklagen wollen, weil Sie sich heißen Kaffee über den Schoß gegossen haben. Sie gehen also zu einer Anwältin, die Ihnen eine Reihe von Fragen stellt, und diese ermöglichen ihr dann, ihr Fachwissen auf Ihren speziellen Fall anzuwenden. Wieder fängt es also zunächst damit an, dass Fragen gestellt werden.

Tatsächlich besteht in fast jedem Beruf das Problem zu diagnostizieren, im Ermitteln der passenden Fragestellungen. Sagen wir nun, Sie würden ernsthaft in Erwägung ziehen, selbst Arzt zu werden. In diesem Fall erheben sich eine Reihe schwieriger, grundsätzlicher Fragen, die Sie sich unbedingt beantworten sollten. Letztendlich läuft es also immer auf das Gleiche hinaus: Man muss lernen, die richtigen Fragen zu stellen.

Das Gleiche trifft auch auf das Lösen von Vorlesungsübungen zu. Unglücklicherweise wird dabei von Ihnen verlangt, dass Sie damit allein fertig werden. In unserem Buch wollen wir uns daher einige allgemeine Aufgaben-typen näher anschauen; daran können Sie lernen, welche Fragen Sie in welchem Zusammenhang stellen müssen. Und gleichzeitig werden Sie – was noch wichtiger ist – Fähigkeiten entwickeln, mit deren Hilfe Sie herauszufinden können, welche Fragen Sie bei einem Problem stellen müssen, mit dem Sie es bisher noch nie zu tun hatten.

Viele Studenten verlieren in einer Prüfung vor Nervosität fast den Kopf, wenn ihnen eine Aufgabe gestellt wird, die sie nicht lösen können. Wenn Sie hören könnten, was für Gedanken durch die Köpfe solcher Studenten schießen, würden Sie wahrscheinlich Folgendes vernehmen: »Ich schaff' das nicht … Ich werde bestimmt durchfallen.« Diese Gedanken sind jedoch kontraproduktiv und kosten nur wertvolle Zeit. Wenn alle Stricke reißen, sollten Sie daran denken, dass es immer eine Frage gibt, die Sie sich vorlegen können: »Welche Überlegung sollte ich als Nächstes anstellen?«.

Der einzige Weg zur Meisterschaft im Lösen von Aufgaben besteht darin, jeden Tag zu üben, immer und immer wieder. Wie Sie selbst ganz eigenständig Aufgaben lösen können, werden Sie niemals alleine aus Büchern lernen. Sie müssen es selbst versuchen, Sie müssen auch Fehler begehen und dann einen Anlauf wagen. Lernen Sie aus Ihren Fehlern! Reagieren Sie ruhig frustriert, wenn Sie eine Aufgabe nicht lösen können. Das gehört zum Lernprozess dazu. Wann immer Sie eine Aufgabe in diesem Buch finden, nehmen Sie einen Stift in die Hand und versuchen Sie sich daran. Überspringen Sie bloß nicht die Übungen! Diese Aufgaben sind ja gerade dazu gedacht, jene Fähigkeiten zu trainieren, die Sie brauchen, um Übungen später selbstständig lösen zu können.

Sie könnten keinen größeren Fehler begehen, als lediglich die Lösungen der Übungen zu lesen und dann zu glauben, Sie wüssten nun, wie man solche Aufgaben löst. So funktioniert das nicht. Wenn Sie es auf die Note 1 anlegen, müssen Sie ein wenig schwitzen (ohne Fleiß kein Preis). Das bedeutet nicht, dass Sie Tag und Nacht Dinge auswendig lernen sollen. Studenten, die sich nur aufs Pauken konzentrieren, mögen damit sehr viel Fleiß an den Tag legen, aber den großen Preis (die Note 1) erreicht man damit nur in den allerallerseltensten Fällen.

Dabei ist das Rezept ganz einfach: Lesen und durchdenken Sie die Prinzipien so lange, bis Sie verstehen, wie sie zusammenpassen und sich in den Gesamtzusammenhang einfügen. Danach sollten Sie die gesamte noch verbliebene Zeit dazu nutzen, Aufgaben zu lösen. Aber keine Sorge. Der Kurs ist nur halb so schwer, wenn Sie mit der richtigen Einstellung an die Sache herangehen. Dieses Buch soll Ihnen auf dem Weg des Lernens als Landkarte dienen.