Cover

Stephanie Walther

Das Steuergeheimnis

Der ungewöhnliche Weg
zur finanziellen Freiheit

Edition Forsbach

Hinweis
Die Informationen und Ratschläge in diesem Buch haben sich in der Praxis vielfältig bewährt. Sie wurden von der Autorin und vom Verlag sorgfältig geprüft. Sie bieten jedoch keinen Ersatz für eine fachspezifische Beratung. Alle Angaben in diesem Buch erfolgen daher ohne jegliche Garantie oder Gewährleistung seitens der Autorin und des Verlages. Eine Haftung der Autorin bzw. des Verlages für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

INHALT

GELEITWORT VON JOHANN C. KÖBER

EINLEITUNG: DER UNGEWÖHNLICHE WEG ZUR FINANZIELLEN FREIHEIT

Unbekanntes wagen – Meine Geschichte

Wie ich zu den Steuern kam

Kontrolle und Freiheit gewinnen

Was dich in meinem Buch erwartet

TEIL I: Freiheit über die eigene Lebensgestaltung gewinnen

1. DAS HAMSTERRAD
Oder: Warum du nicht reich bist

Herr Inkognito

Thomas’ Geschichte

Wieso Angestellte kaum reich werden können

Steuern als Lenkungsfunktion des Staates

Coole Unternehmer und unflexible Arbeitnehmer

2. MUT ZUR VERÄNDERUNG?
Oder: Wie man aus dem Hamsterrad aussteigt

Thomas’ Geheimnis

Die Mischung macht’s

3. WER KOTZEN MUSS, KANN NICHT FRESSEN
Oder: Die Krux des Angestellten

Sonnenaufgang im Büro

Mittelmäßigkeit tötet Lebensfreude

Der unfreie Arbeitnehmer

Unaufhaltbar werden

4. VERTRAUEN IST GUT, KONTROLLE IST BESSER
Oder: Warum Kontrolle so wichtig ist

Ziele schriftlich fixieren

Die Steuerstrategie als schriftlich fixierter Plan zum Vermögensaufbau

Lebenssituation aktiv gestalten und Steuern sparen

Thomas’ Idee: Kontrolle behalten oder abgeben?

5. JA, ABER …
Oder: Was bedeutet Sicherheit?

Abi-Tour mit Folgen

Das verflixte dritte Jahr

Was ist schon sicher?

Unternehmerische Verantwortung und unternehmerisches Risiko

6. DIE ZAHLEN SPRECHEN FÜR SICH
Oder: Wieso nur Unternehmer finanziell frei werden können

Szenario 1: Thomas ist selbstständig

Szenario 2: Zusätzliches Einkommen aus der Erfindung

7. DER BLICK IN DEN RÜCKSPIEGEL
Oder: Warum SELBSTSTÄNDIG sein keine Lösung ist

Nochmal das große ABER

Der Gedanke, der alles ändert

8. VOLLE KRAFT VORAUS!
Oder: Wie die Lösung aussehen könnte

Kosten und steuerliche Freibeträge von Kindern

Vorsorge über Generationen hinweg

TEIL II: Kontrolle über die persönliche Steuerlast gewinnen

9. JETZT WILL ICH ES ABER WISSEN
Oder: Wie nutze ich das Steuersystem richtig für mich?

Steuertarife klug kombinieren

Geschäftsführergehalt – alles anders als gedacht

Altersvorsorge und Vermögensaufbau

Ausgaben für die Kinder

10. DAS GLAUB ICH JETZT NICHT
Oder: Das Steuergeheimnis für KMU und vermögende Privatpersonen

Steuerfreiheit? Hat man doch fast nie, oder etwa doch?

Der Sinn von doppelstöckigen Holdingstrukturen

Stiftungen sind die besseren Holdings

11. HILFE, DIE KUNDEN KOMMEN ALLE
Oder: Wie man mit hohen laufenden Gewinnen umgeht

Von Anfang an steuerstrategisch denken

Vorteil des Verkaufs einer Geschäftsidee mit Steuerstrategie

12. SCHEITERN GEHÖRT DAZU
Oder: Was passiert im Falle einer Pleite?

Kapitalgesellschaften in der Strategie sollen Gewinne erzielen

Das Vermögen bei einer Pleite schützen

Gewinn- und Verlustabführungsverträge gehören nicht in die Strategie

13. MIT 66 JAHREN, DA FÄNGT DAS LEBEN AN
Oder: Was passiert mit dem Konstrukt, wenn ich alt bin?

Wohlstand im Alter

Drei Meilensteine bei der Umsetzung der Struktur

Die steuerliche Struktur im Verlauf des Lebens

14. KEINE SINTFLUT NACH MIR
Oder: Wie man richtig gut vorsorgt

Steuerliche Zukunftsgespräche

Familienstiftungen und gemeinnützige Stiftungen

15. ICH? ICH HABE NICHTS!
Oder: Wie komme ich privat an Geld?

Wofür wird Geld benötigt?

Persönliche Konsumausgaben

Investitionen

Darlehen

Verkauf von Vermögensgegenständen

16. ZU SCHÖN, UM WAHR ZU SEIN
Oder: Wie aus Theorie Praxis wird

Kontrolle ist wichtiger als Besitz

Minimale Auszahlung statt maximaler Auszahlung

Gewinne das Steuerspiel

Erfolgreich denken

TEIL III: Neue Glaubenssätze über Steuern bilden und dadurch gewinnen

17. DAS HABEN WIR JA NOCH NIE SO GEMACHT
Oder: Warum machen es nicht alle so?

Noch ein alter Freund

Alte Glaubenssätze

Der eine andere Gedanke

18. ZITRONENFALTER FALTEN ZITRONEN
Oder: Warum Steuerberater oft selbst denSpitzensteuersatz zahlen

Der harte Ausbildungsweg der Steuerberater

Woran erkennt man den steuersparenden Steuerberater?

19. ARCHITEKTEN UND VERWALTER
Oder: Wie laufende Beratung & Strategieberatung zusammenpassen

20. WAS ICH NOCH SAGEN WOLLTE
Oder: Warum das Eigenheim keine Altersvorsorge ist

TEIL IV: Das Steuerspiel und damit finanzielle Freiheit gewinnen

21. GROSS DENKEN
Oder: Was tun, wenn sich der Geldpropeller dreht?

Drei Bausteine auf dem Weg zum Vermögen

Der Geldpropeller

Drei-Speichen-Regel

22. WUNDER GESCHEHEN
Oder: Warum Immobilien steuerlich sexy sind

Das Wunder der Abschreibung

23. ÜBER STOCK UND STEIN
Oder: Wie die Lösung für Trader aussieht

Wer verdient das Geld?

Möglichkeiten, an der Börse Geld zu verdienen

Einzelheiten zur Besteuerung von Kapitaleinkünften

24. ACH, SCHÄTZCHEN
Oder: Wie man den Ehepartner und Kinder einbezieht

Steuerliche Folgen der Strategie für die Familie

Überraschende Folgen der Strategie für die Familie

25. WIE DAS LEBEN SO SPIELT
Oder: Wie die Lösung für Kinderlose aussieht

Keine Familie, dafür ’ne Holding

Quasi zwei zum Preis von einer

Persönlich wachsen durch mehr Vermögen

TEIL V: Gewonnen! – Den eigenen Traum leben!

26. WIE ISSES?
Oder: Wie sich das neue Leben anfühlt

Organisatorische Arbeit am Geschäft

Wohlstandsdenken

27. DER GROSSE COUP
Oder: Was passiert, wenn das ganz große Geld winkt?

Früchte ernten

Coup als Einzelunternehmen

Coup als natürliche Person mit GmbH

Coup mit Holding

28. PLÖTZLICH MILLIONÄR
Oder: Ist es leichter, reich zu werden als reich zu sein?

Ein neues Luxusproblem

Geldanlage Immobilien

Geldanlage Börse

29. ES GIBT IMMER EINE LÖSUNG
Oder: Steuerstrategie für Reiche

Next Level Steuerstrategie

9-Stiftungen-Modell

30. WENN ICH KÖNIG VON DEUTSCHLAND WÄR
Oder: Warum Steuerstrategien für alle gut sind

Anhang

Literatur

Zur Autorin

Danke

GELEITWORT VON JOHANN C. KÖBER

Schon als Kind interessierte es mich, warum einige Menschen Millionäre und andere ständig pleite sind. Nach meinem Studium der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften eröffnete ich meine eigene Steuerkanzlei und konzentrierte mich auf strategische Fragen: Wie lässt sich die persönliche Steuer- und Abgabenlast optimal gestalten? Wie wird aus dem gesparten Geld am sichersten ein Vermögen?

Bald wurde mir bewusst, dass sich nur eine kleine Anzahl von Menschen mit diesen Fragen beschäftigt. Daher habe ich mich besonders gefreut, als Stephanie Walther vor einigen Jahren voller Begeisterung nach der Lektüre meines Buches Steuern steuern Kontakt zu mir aufnahm. Als erfahrene Steuerberaterin war sie vor der Gründung ihrer eigenen Steuerkanzlei bei einem großen deutschen Konzern tätig gewesen.

Wir teilen die Leidenschaft, Menschen dabei zu unterstützen, ihre Steuern zu steuern und so schneller das Ziel der finanziellen Unabhängigkeit zu erreichen. Stephanie hat ein Talent dafür, ihr steuerliches Wissen für steuerliche Laien gut verständlich und mit viel Freude zu präsentieren. Es freut mich zu sehen, wie sie die Köber Steuerstrategie mit Esprit und positiver Ausstrahlung in Beratungsgesprächen, Seminaren und Workshops präsentiert.

In ihrem Buch Das Steuergeheimnis. Der ungewöhnliche Weg zur finanziellen Freiheit erzählt Stephanie Walther eine Geschichte, in deren Verlauf sie die wesentlichen Prinzipien der Köber Strategie erläutert. Die Lektüre dieses Buches macht Lust, sich mit dem Thema Steuern zu beschäftigen und führt Unternehmer, Freiberufler, Selbständige, Erblasser, aber auch Startup-Gründer auf leichte Art und Weise an das Thema heran.

Ich freue mich, wenn wir durch dieses Buch den Interessentenkreis für das Thema Steuern erweitern können. Wer seine steuerliche Situation versteht und aktiv gestaltet, hat die Möglichkeit, finanzielle Ziele schneller zu erreichen.

Ich wünsche dir inspirierende und motivierende Erkenntnisse beim Lesen und hoffe, dass wir den Weg der Umsetzung gemeinsam gehen werden.

Dein Johann Köber

Johann C. Köber, Steuerberater, Bestsellerautor von „Steuern steuern“, „Das große Handbuch der Stiftungen“, und „Sichere Börsen Strategien“

www.koeber.de

EINLEITUNG: DER UNGEWÖHNLICHE WEG ZUR FINANZIELLEN FREIHEIT

Was würdest du tun, wenn dein Wecker morgens nicht klingelt, weil du nicht zur Arbeit gehen musst? Was würdest du tun, wenn du gar nicht mehr arbeiten musst? Was würdest du tun, wenn du jeden Tag tun darfst, was du willst?

Und jetzt stell dir mal vor, dass dieses Leben für dich möglich ist.

Über welchen unerwarteten Weg du dieses Ziel erreichst, davon handelt dieses Buch.

Jedes Jahr, nachdem ich meine persönliche Steuererklärung erstellt hatte, war ich ein wenig traurig. Als Steuerberaterin und mit all meinem erworbenen Wissen wollte ich die eigene Einkommensteuererklärung so perfekt wie möglich machen. Die Höhe der Steuerzahlung wurmte mich gewaltig, dabei hatte ich alles immer bestmöglich aufbereitet, aber an der hohen Steuerlast änderte dies nichts. Mir wurde klar, es musste andere Wege geben.

Private Veränderungen brachten mich in ein neues Bundesland. So hatte ich die Möglichkeit, mich noch einmal mit meinem beruflichen Wirken und dem Thema Steuern zu befassen. Ich wollte die Steuerlast reduzieren und stattdessen Vermögen aufbauen. In dieser Zeit habe ich viele Menschen kennengelernt, Bücher gelesen, Seminare besucht und Mentoren gefunden.

Schließlich erschien mir ein Traumleben so nah wie nie zuvor. Mein Vermögen war enorm gewachsen, und ich konnte die Steuerlast dramatisch reduzieren.

Was ich gemacht habe, ist für jeden möglich, der bereit zur Veränderung ist. Mancher muss sich stark verändern, aber bei den meisten ist die Lösung bereits zum Greifen nah. Schon kleine Veränderungen haben große Auswirkungen. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen, aber auch Privatpersonen, die Immobilien, Wertpapiere oder Bankguthaben über 50.000 EUR besitzen, können ihre steuerliche Belastung leicht reduzieren. Dafür müssen sie allerdings die Möglichkeiten des Steuerrechts kennen.

Denn mein Vorgehen ist vom Gesetzgeber sogar gewünscht und vorgesehen – und es funktioniert mit etwas Hilfe tatsächlich. Was ich gemacht habe und wie einfach es funktioniert, das erkläre ich in diesem Buch.

Unbekanntes wagen – Meine Geschichte

Innerhalb von 12 Monaten hatte sich mein Leben vollständig verändert. Aus einer Berliner Großstadtpflanze war ein Thüringer Landei geworden. Aus einer im Hamsterrad laufenden Angestellten eine flexibel agierende Unternehmerin. Inzwischen haben mein Mann und ich uns getrennt, und ich bin nach 20 Jahren in meine Heimatstadt Witten zurückgekehrt.

Wie ich zu den Steuern kam

Als gelernte Bankkauffrau fragte ich mich zum Ende meines wirtschaftswissenschaftlichen Studiums, was ich denn nun mit dem erworbenen Wissen tun wollte. Womit würde ich Geld verdienen wollen? Zurück zur Bank wollte ich nicht. Schien mir doch die Stelle des Bankmitarbeiters in Filialen eher eine Vertriebs- als eine Beratungstätigkeit zu sein. Wie viele Bausparverträge kann man in einem Monat verkaufen? Wie viele Investmentfonds braucht jemand?

Nein, dazu hatte ich keine Lust! Beratung? Klang schon besser, aber wen und was? Typisch war der Start bei einer der großen deutschen Strategieberatungen.

Zufall oder nicht, googelte ich aber nicht nach McKinsey, BCG und Roland Berger, sondern nach PwC, Deloitte, KPMG und Ernst & Young. Das sympathische erste Telefonat und angenehmste Bewerbungsgespräch führte ich mit Ernst & Young. Zu dem Zeitpunkt befand ich mich am Ende meines internationalen Studiums, hatte jedoch keinen einzigen Kurs in Rechnungswesen, Steuern oder ähnlichem belegt. Rücksichtsvoll hielten sich meine Interviewpartner im Vorstellungsgespräch mit Fachfragen zurück: „Sagen Sie, welche Steuerarten gibt es denn?“ Puh! Das Niveau konnte ich noch meistern. „Hundesteuer, Umsatzsteuer, Körperschaftsteuer …“ Der erste Eindruck, den ich hinterließ, kann nicht ganz so schlecht gewesen sein, denn am nächsten Tag boten sie mir einen Praktikumsplatz für meine letzten Semesterferien an.

Aus dem Bauch heraus frage ich: „Bisher habe ich von Steuern ja keinen blassen Schimmer, gibt es irgendeinen Tipp, wie ich mich auf das Praktikum vorbereiten kann? Vielleicht ein Buch, das ich lesen könnte?“ Mein künftiger Chef schlug mir daraufhin vor, seine Vorlesung an der Uni in Potsdam zu besuchen, die er zusätzlich zu seiner normalen Tätigkeit bei Ernst & Young hielt. So kam es auch.

Als einige Monate später mein Praktikum dem Ende entgegen ging, hatte ich bei Ernst & Young wirklich gute Wochen gehabt. Tolle Kollegen, spannende Projekte und glänzende Karriereaussichten. Man bot mir an, nach dem Studium als Berufsanfänger dort einzusteigen. Ein Kollege sagte zu mir: „Wenn du Steuern machen willst, dann musst du dafür ’ne wirkliche Leidenschaft haben.“ Und ich hörte meine innere Stimme ganz eindeutig: „Nö! Hab ich nicht. Aber ich will noch was lernen. Mich richtig reinknien.“ Jeder, der sich etwas mit dem Ausbildungsweg von Steuerberatern auskennt, weiß an dieser Stelle, dass ich mir kein passenderes Betätigungsfeld dafür hätte suchen können.

Der Weg bis zum bestandenen Steuerberaterexamen ist gezeichnet von Blut, Schweiß und Tränen, so heißt es. Klingt übertrieben, stimmt aber irgendwie. Geblutet habe ich zwar nur, als ich mir völlig übernächtigt nach einer durchlernten Nacht beim Möhrenschälen in den Finger schnitt und damit sogar ins Krankenhaus musste, aber Schweiß und Tränen haben wohl fast alle Steuerberateranwärter schon erlebt. In der Prüfungsvorbereitung sprachen die Dozenten sogar vom zu durchwandernden „Tal der Tränen“, das man in der Vorbereitung durchlebt, wenn die Ergebnisse der Probeklausuren trotz aller Lernerei noch immer vernichtend sind.

Naja, ich hatte es ja so gewollt! Also: einmal schriftliche Prüfung – mit einem ½ Punkt durchgefallen – Überdenkungsverfahren – doch noch mündliche Prüfung – durchgefallen (es war wohl nicht gewollt, durchs Überdenkungsverfahren an der mündlichen Prüfung teilzunehmen).

Nochmal ½ Jahr Intensiv-Vorbereitung, Klausurenkurs und einiges mehr. Schließlich schriftliche Prüfung. Bestanden! Mündliche Prüfung. Juhu!!! Steuerberaterin!!

Nach dem Examen blieb ich noch einige Zeit bei Ernst & Young. Richtig gern habe ich dort gearbeitet, viel Spaß mit den Kollegen gehabt und wahnsinnig viel gelernt.

Dann dachte ich: Es öffnet sich ein zeitliches Fenster – ich bin relativ erfahren, aber nicht zu erfahren, um nicht noch etwas Neues im Bereich Steuern zu lernen. Wenn ich etwas anderes machen will, dann bald. Selbstständig zu sein hatte für mich immer schon einen Reiz gehabt. Zu meinem Chef, der die Vorlesung an der Uni Potsdam gehalten hatte, sagte ich damals als Methapher: „Wenn ich eines Tages möchte, dass mein Team freitags pinke T-Shirts trägt, dann soll es das tun.“ Diese Metapher stand für mich als Zeichen von Freiheit, die ich mir als Selbstständige erhoffte. Es lag mir damals wie heute fern, jemanden in fragwürdige Farbkombinationen zu stecken. Auch wenn ich Pink für eine hinreißend schöne Farbe halte (wie du auf dem Cover meines Buches sehen kannst).

Bis zu meiner Selbstständigkeit waren es dann aber noch einige Jahre. Zunächst arbeitete ich bei einem Berliner Mittelständler und beriet Künstler und Galeristen. Das war toll. Hier lernte ich die normalen Tätigkeiten wie Buchhaltung, Jahresabschlüsse, aber auch Mandantenerstgespräche, Honorarverhandlungen und Mitarbeiterführung. Nach meiner Elternzeit setzte ich dann schon einen Fuß weiter in Richtung Selbstständigkeit und arbeitet einige Wochen bei Deutschlands führender Steuerberatungsgruppe. Hier hätte ich mich eigentlich selbstständig machen können, aber ich erhielt den Anruf einer ehemaligen Kollegin und Chefin und durfte mich auf eine Stelle bei einem großen deutschen Konzern in Berlin bewerben.

Wollte ich das wirklich? Ich musste mich entscheiden: potentielle Selbstständigkeit oder eine fachlich unglaublich reizvolle Stelle in einem großen Konzern? Mein Sicherheitsbedürfnis und mein Verantwortungsgefühl für meine damals gerade einjährige Tochter führten mich in den Konzern. Wieder hatte ich ein Riesenglück! Chefin, Team, Arbeitgeber, Kollegen anderer Abteilungen, externe Berater, und dazu die fachliche Aufgabe, für die ich verantwortlich war – alles war super. Damals sagte und meinte ich: „Komisch! Ich habe immer gedacht, dass ich mich selbstständig machen will. Verstehe ich gar nicht mehr. Ich finde es so toll hier.“

Und dann kam der Wendepunkt! Im Oktober 2018 besuchten wir meine Schwiegereltern in Thüringen. Ich stand in Erfurt in der Innenstadt und dachte: „Boah! Schön hier. Hier könnte ich auch leben.“ Und plötzlich standen alle Türen für unsere Umsiedlung nach Thüringen offen. Puh, ich war durcheinander. So schnell hatte ich damit nicht gerechnet. Ich mochte meine Stelle. Mit meinem Arbeitgeber überlegte und verhandelte ich, ob ich meine Stelle noch ausüben könnte, wenn ich in Thüringen lebte. Mein Arbeitgeber zeigte sich flexibel und hätte vieles möglich gemacht, aber für mich fühlte es sich nicht besonders leicht an. So kündigte ich schweren Herzens und wir zogen nach Arnstadt.

Kontrolle und Freiheit gewinnen

Inzwischen hatte ich das Buch Steuern steuern von Johann Köber entdeckt und verschlungen. Da schrieb jemand so klar und eindeutig über Steuern, wie ich es noch nie gelesen hatte. Seine Herangehensweise war logisch. Natürlich! So musste man beraten. Ich nahm Kontakt auf und war mir sicher, dass wir entweder als Familie Mandanten von Johann Köber würden oder ich beruflich als Steuerberaterin mit ihm zusammenarbeiten würde. Am Ende haben wir beides gemacht. Am 9.9.2019 gründete ich meine eigene GmbH. Ein Jahr später rief ich meinen Chef von Ernst & Young an, bedankte mich für die gute Zeit meines Berufsstarts und erinnerte mich an meine „Pinke T-Shirts Metapher“. An diesem Tag hatte ich das erste Beratungsgespräch in einem pinkfarbenen Rock geführt.

Heute bin ich nicht nur selbstständig und kann genau die Freiheit leben, die ich mir immer gewünscht habe. Ich habe auch herausgefunden, warum ich doch eine Leidenschaft für Steuern habe. Nicht unbedingt, um Fachzeitschriften zu lesen, sondern um so über Steuern zu sprechen, dass es jeder versteht. Steuern aus einer Haltung der Fülle und Leichtigkeit zu beraten, das macht mir Freude! So kann ich Unternehmern, Selbstständigen und Freiberuflern zeigen, wie sie die Kontrolle über ihr Geld weitestgehend behalten, statt diese an das Finanzamt abzugeben. Wenn das gelingt, geht es den Unternehmern besser. Glückliche Unternehmer führen erfolgreiche Betriebe, schaffen gutes Betriebsklima und sorgen für zufriedene Mitarbeiter. So geht es unserer Wirtschaft gut und damit auch allen Menschen. Das ist meine Vision!

Was dich in meinem Buch erwartet

Der erste Teil meines Buches soll dich ermutigen, aktiv zu werden und Freiheit über deine eigene Lebensgestaltung zu gewinnen.

Im Hauptteil meines Buches beschreibe ich, welche grundsätzlichen Strategien es zur Reduzierung der Steuer gibt und wie diese funktionieren.

Ich erläutere den Unterschied in der Besteuerung von natürlichen Personen und Kapitalgesellschaften und gehe darauf ein, warum doppelstöckige Holdingstrukturen großen Nutzen bringen. Ich beleuchte auch die extremen Situationen eines lukrativen Vermögensverkaufs und eines Bankrotts.

Außerdem gehe ich auf die vor allem von Berufskollegen vehement vertretenen Argumente ein, die auf den ersten Blick gegen die vorgestellte Strategie sprechen. Damit liefert mein Buch die Erklärung, warum viele Steuerberater trotz ihrer Berufserfahrung in der Regel den Spitzensteuersatz von bis zu 45 Prozent zahlen.

Es folgt ein Ausblick in weiterführende Themengebiete, mit denen du dich beschäftigen wirst, wenn du deine eigene steuerliche Strategie entwickelst. Dies sind vor allem die Themen Familienstiftung und die Pflichten, die rein rechtlich auf den Geschäftsführer einer GmbH zukommen. Du erfährst, was es bedeutet, wenn man eine steuerliche Strategie wirklich lebt. Dies wird aber eher Ausblick als abschließende Betrachtung sein.

Im letzten Teil des Buches beschreibe ich meine Herzensvision und erläutere, wie sehr ich glaube, dass wir zu einer besseren Gesellschaft transformieren, wenn es mehr und mehr Menschen gelingt, selbst Verantwortung zu übernehmen, statt sich auf den Staat oder Arbeitgeber zu verlassen. Ein Anreiz, um ins Handeln zu kommen, ist die Beschäftigung mit der persönlichen Steuerbelastung.

Du kannst mein Buch erst einmal „überfliegen“ und anhand der Geschichte von Thomas und seiner Steuerberaterin Marie die wichtigsten Themen kennenlernen. Danach empfehle ich dir, das Buch Seite für Seite durchzulesen und durchzuarbeiten – nimm ein Notizbuch dazu und schreib dir deine Fragen auf. Am Ende des Buches gibt es übrigens auch ein paar leere Seiten für deine Notizen.

Falls du den Eindruck hast, das wäre auch für dich interessant, was Marie ihrem Mandanten Thomas empfiehlt, dann lass uns ein steuerliches Strategiegespräch führen. Dabei können wir dann gemeinsam überlegen, wie wir deine Steuerlast senken und eine geeignete Steuerstrategie für dich entwickeln. Übrigens brauchst du deinen Steuerberater nicht zu wechseln, wir können eng zusammenarbeiten.

TEIL I:
FREIHEIT ÜBER DIE EIGENE
LEBENS­GESTALTUNG GEWINNEN

1. DAS HAMSTERRAD

Oder: Warum du nicht reich bist

Herr Inkognito

Vor dem steuerlichen Strategiegespräch mit dem Mandanten gab es an normalen Beratungstagen ein zweites Frühstück mit dem Team. Marie überflog dann meist nochmal die Zusammenfassung der vorbereiteten Unterlagen und freute sich auf das Gespräch. Denn in der Regel konnte sie dem Mandanten zeigen, mit welch gut nachvollziehbaren Schritten er schnell viele Steuern sparen konnte – natürlich vollkommen legal.

An diesem Morgen war es anders: Der Mandant hatte im Vorfeld nur mit Maries Mitarbeiter gesprochen und wollte partout seine Identität geheim halten. Selbst in den übermittelten Unterlagen waren Name und Anschrift geschwärzt gewesen. Marie hatte ein mulmiges Gefühl. Was konnte nur dahinterstecken? Wieso wollte dieser Mandant sich von ihr beraten lassen, aber im Vorfeld nicht zu erkennen geben, wer er war? Musste Marie sich Sorgen machen? War es vielleicht ein Prominenter? Eher nicht, denn die Einkommenszahlen waren ansehnlich, aber nicht außergewöhnlich hoch. Wer könnte es nur sein?

Naja, noch ein Schluck Kaffee, dann würde sie es wissen. Der Mandant hatte schon geklingelt und wartete nun im Besprechungszimmer. Marie atmete tief durch, stand vom Frühstückstisch auf und ging über den Flur auf das lichtdurchflutete Besprechungszimmer zu.

Der Mandant steht mit dem Rücken zur Tür am Fenster und blickt hinaus, als Marie gewohnt schwungvoll zur Tür hereinkommt.

„Guten Morgen, mein Name ist …“ Marie will sich gerade unnötiger Weise vorstellen – der Mandant weiß natürlich, wer sie ist – als sich der Besucher am Fenster grinsend umdreht. Marie macht große Augen und muss dann lachen … „Thomas, du??! Warum hast du denn nicht zu erkennen gegeben, dass du es bist? Ich grüble seit Wochen, welch geheimnisvoller Mandant inkognito eine Beratung bucht und seine Unterlagen dennoch offenlegt. Warum hast du das gemacht?“

Thomas grinst verschmitzt und antwortet: „Ich hatte Spaß daran, mir vorzustellen, wie überrascht du schaust, wenn wir uns nach so langer Zeit wiedersehen.“ „Na toll, die Überraschung ist dir auf jeden Fall gelungen. Schön, dass du hier bist. Erzähl doch! Was hast du die letzten 20 Jahre seit unserem Abitur gemacht?

Haben wir uns wirklich so lange nicht gesehen? Verändert hast du dich jedenfalls kaum. Ich habe dich sofort erkannt. Du wusstest ja, wen du treffen würdest, also kannst du dir jeden Kommentar in dieser Hinsicht sparen. Wir können also gleich beginnen. Erzähl mir einen Schwank aus deinem Leben, dann erfahre ich sicher auch, warum du hier bist und wie ich dir helfen kann.“

Und so hocken die ehemaligen Schulfreunde zusammen – für Marie an diesem Morgen völlig unerwartet – und Thomas erzählt im Schnelldurchlauf von seinem Leben.

Thomas Geschichte

Nach dem Abitur hatte Thomas Informatik studiert. Das Fach lag ihm, er studierte konzentriert und zügig, und so hatte er neben dem Studium noch Zeit, eine Firma zu gründen. Er veranstaltete Reisen für Abiturklassen.

Nach seinem Studium bekam er eine tolle Position bei einer großen Firma nördlich von München. Anfangs war er viel unterwegs, nicht nur in Deutschland, sondern auch in Asien und Amerika. So hatte Thomas Gelegenheit, viel Erfahrung zu sammeln. Er war ein sympathischer Typ, Kollegen und Geschäftskunden mochten ihn. Er hatte gute Ideen und war auch über die Entwicklungen in der Branche immer top informiert. Er stieg schnell auf und machte eine tolle Karriere.

Schon zum Ende des Studiums hatte er Melanie kennengelernt. Sie studierte Pädagogik, Mathe und Germanistik an derselben Universität wie Thomas. Die beiden heirateten und haben inzwischen drei Kinder. Lena ist 12 Jahre alt, Sarah 10 Jahre und Carl 7 Jahre. Ein vorlauter Mischlingshund komplettiert die Familie, die im eigenen Haus am Rande von München lebt. Thomas arbeitet heute als Führungskraft und mit weniger Reisetätigkeit als in den Anfangsjahren noch immer im selben Unternehmen wie nach dem Studium. Melanie ist Lehrerin an einer Schule in Bayern.

„Mensch, Thomas! Das Leben hat es offenbar gut mit dir gemeint. Ich freue mich mit dir. Umso mehr frage ich mich aber: Wieso bist du hier? Und warum hast du ein Geheimnis daraus gemacht?“ Thomas verschränkt die Arme, lehnt sich zurück und atmet lange aus. Dann antwortet er: „Ich bin mehr oder weniger durch Zufall – wenn man überhaupt an Zufälle glaubt – im Internet über dich gestolpert.

Dann habe ich mich ein bisschen umgeschaut und informiert, was du machst. Mir ist aufgefallen, mit welcher Begeisterung du darüber sprichst, dass es sich lohnt, die Kontrolle im Leben zu behalten, was unglaublicherweise der Schlüssel für die eigene Steuerlast sein soll. Ich hatte gerade am Tag zuvor unseren Steuerbescheid bekommen und war nachdenklich. Klar, ich verdiene gut, Melanie bringt auch was ein und wir haben ein schönes Leben. Wir haben aber auch drei Kinder, die noch durch eine vermutlich lange Ausbildung wollen. Außerdem weiß keiner, wie die Rentensituation in 25 Jahren aussieht.

Ich möchte meine Familie und mich gern besser absichern. Aber obwohl wir gut verdienen, ist am Ende des Monats kaum Geld übrig. Ich bin fleißig und ackere, jeden Tag bin ich acht Stunden und mehr unterwegs, meine Kinder sehe ich während der Woche kaum. Es ist ein ewig laufendes Hamsterrad: tun machen, tun machen, tun machen. Wie ich schon sagte, es geht uns zwar gut, aber wirklich nachhaltig scheint nichts zu sein. Sollte ich aufhören, im Hamsterrad zu laufen, würden die Einnahmen versiegen und unser schönes kleines Glück wäre schnell vorbei, denn die Raten für das Haus, die Hobbies der Kinder und all die vielen kleinen und großen finanziellen Verpflichtungen laufen ja weiter. Und wie gesagt: im größeren Maße haben wir noch nicht fürs Alter vorgesorgt. Naja, immerhin wohnen wir dann mietfrei.“

Marie zuckt kurz zusammen und verzieht das Gesicht, verkneift sich aber für den Moment eine Bemerkung. Thomas führt weiter aus: „Und den Termin habe ich inkognito gemacht, weil mir der Gedanke unangenehm war, dass du dir ein Bild von mir und meiner Situation machst und dabei weißt, wer ich bin. Irgendwie war es mir peinlich. Klar, ich musste meine finanziellen und insbesondere steuerlichen Verhältnisse vor diesem Termin offenlegen, aber ich wollte nicht, dass du weißt, wer dahinter steckt.“

Ein kurzer Moment der Stille tritt ein, bevor Marie antwortet: „Thomas, danke für dein Vertrauen. Ich freue mich außerordentlich, dass du heute hier bist. Ich kann mir gut vorstellen, dass es ein bisschen Überwindung kostet, Rat bei jemandem zu suchen, den man aus der Schulzeit kennt. Das hat auch etwas Vergleichendes, quasi einen Moment der Wahrheit, in dem man Bilanz zieht, wenn man sieht, was aus anderen in den vielen Jahren seit dem Abitur geworden ist. Und die Offenlegung der finanziellen Verhältnisse ist besonders intim. Wäre ich Spezialist für Hüftoperationen und du hättest ein Hüftleiden, wäre es dir vielleicht leichter gefallen, zu mir zu kommen und du hättest den Termin nicht inkognito gemacht.

Egal wie, nun bist du da und das ist gut. Ich kann dich in deiner Situation sehr gut verstehen. Besonders der ewige Lauf im Hamsterrad war es, der mich zum Nachdenken angeregt hatte. Bei mir kam irgendwann auch der Punkt, an dem ich frustriert war, weil ich den Eindruck hatte, dass alle anderen über mein Leben bestimmten und ich gar nichts mehr zu sagen hatte, vor allem nicht in Bezug auf meine Zeiteinteilung.

Morgens ging es im Schweinsgalopp ins Büro, vom Büro in die Kita, von der Kita zur musikalischen Früherziehung, in den Supermarkt, Abendessen, Wäsche waschen, den nächsten Tag vorbereiten, und dann das Ganze vor vorn. Ich selbst kam in diesem Alltag gar nicht mehr vor. Ein Schwätzchen mit Nachbarn im Supermarkt war gefühlt das einzige ‚Hobby‘. Beim Gespräch mit meinem Mann sind mir am Abend oft die Augen zugefallen, spätestens, wenn wir alles Organisatorische für den nächsten Tag besprochen hatten.