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Wir alle glaubten als Kinder daran, dass Wunder möglich sind.

Aber die Jahre lassen uns oft genug stumpf werden für Fantasie, tiefes Gefühl und magisches Denken.

Erinnern wir uns: Jeder kann die Türen zum Wunderland öffnen, denn sie liegen nirgendwo anders als in uns selbst!

Carmen Kindl-Beilfuß

Einladung ins Wunderland

Systemische Feedback- und Interventionstechniken

Mit Illustrationen von Elena Egli und Louise Beilfuß

Dritte Auflage, 2021

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Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats des Carl-Auer Verlags:

Prof. Dr. Rolf Arnold (Kaiserslautern)

Prof. Dr. Dirk Baecker (Witten/Herdecke)

Prof. Dr. Ulrich Clement (Heidelberg)

Prof. Dr. Jörg Fengler (Köln)

Dr. Barbara Heitger (Wien)

Prof. Dr. Johannes Herwig-Lempp (Merseburg)

Prof. Dr. Bruno Hildenbrand (Jena)

Prof. Dr. Karl L. Holtz (Heidelberg)

Prof. Dr. Heiko Kleve (Witten/Herdecke)

Dr. Roswita Königswieser (Wien)

Prof. Dr. Jürgen Kriz (Osnabrück)

Prof. Dr. Friedebert Kröger (Heidelberg)

Tom Levold (Köln)

Dr. Kurt Ludewig (Münster)

Dr. Burkhard Peter (München)

Prof. Dr. Bernhard Pörksen (Tübingen)

Prof. Dr. Kersten Reich (Köln)

Dr. Rüdiger Retzlaff (Heidelberg)

Prof. Dr. Wolf Ritscher (Esslingen)

Dr. Wilhelm Rotthaus (Bergheim bei Köln)

Prof. Dr. Arist von Schlippe (Witten/Herdecke)

Dr. Gunther Schmidt (Heidelberg)

Prof. Dr. Siegfried J. Schmidt (Münster)

Jakob R. Schneider (München)

Prof. Dr. Jochen Schweitzer (Heidelberg)

Prof. Dr. Fritz B. Simon (Berlin)

Dr. Therese Steiner (Embrach)

Prof. Dr. Dr. Helm Stierlin ✝ (Heidelberg)

Karsten Trebesch (Berlin)

Bernhard Trenkle (Rottweil)

Prof. Dr. Sigrid Tschöpe-Scheffler (Köln)

Prof. Dr. Reinhard Voß (Koblenz)

Dr. Gunthard Weber (Wiesloch)

Prof. Dr. Rudolf Wimmer (Wien)

Prof. Dr. Michael Wirsching (Freiburg)

Prof. Dr. Jan V. Wirth (Meerbusch)

Umschlaggestaltung: Uwe Göbel

Umschlagbilder: Elena Egli

Satz: Drißner-Design u. DTP, Meßstetten

© Illustrationen: Elena Egli und Louise Beilfuß, 2012

Printed in Germany

Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck

Dritte Auflage, 2021

ISBN 978-3-89670-856-4 (Printausgabe)

ISBN 978-3-8497-8328-0 (ePUB)

© 2012, 2021 Carl-Auer-Systeme Verlag

und Verlagsbuchhandlung GmbH, Heidelberg

Alle Rechte vorbehalten

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Carl-Auer Verlag GmbH

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Inhalt

Prolog

Vorwort

Erster Teil: Am Anfang steht die Neugier …

1Kreativität, Respekt und Neugier

Alices Tipps zur Steigerung Ihrer Kreativität

2Der Zusammenhang zwischen Hypothesen, Fragen und Interventionen

Die Kompetenzen des Klienten

Die Struktur des idealtypischen Interviews

Eine gute Aussicht

Fragen sind Interventionen

Fragen, um dem Leben wieder ein Ziel zu geben

Die vorsichtige Variante der Zielfindung

Die beherzte Variante der Zielfindung

Hilfsmittel bei der Zielfindung

Fragen, um das Leben zu spüren

Fragen, um sich mit anderen verbunden zu fühlen

Fragen, um sich als Liebender zu erleben

Fragen, um sich die Veränderung zuzutrauen

Fragen, um das Leben lang (und aussichtsreich) werden zu lassen

3Die begleitende Planung der Intervention

Die Phasen des systemischen Interviews

Vorbereitung

Die Stoffsammlung während des Interviews

Das Gehörte sinnvoll notieren

Ergänzungen zum Genogramm

Beobachtungen

Überlegungen während des Interviews

Die Entwicklung des Gesprächs – die eigene Wirksamkeit reflektieren

Der Kontakt zu allen Anwesenden und die Berücksichtigung der Nicht-Anwesenden

Ideen und Impulse zur Veränderung und gute Gründe zum Erhalt des Status quo

Die Bedeutung der Zuversicht

Sich in sein eigenes Tun neu verlieben

Zweiter Teil: Es wächst der Mut zum Handeln

4Die Architektur der Lösung

Das Verlassen des herkömmlichen Denkens – oder: Was ist überhaupt eine Lösung?

Sich mit der Veränderung, dem Wandel verbinden

Die gefühlte Kontinuität

Verantwortung für das therapeutische Handeln übernehmen

5Der Weg zum komplexen Feedback – der Abschlusskommentar

Die Gesprächspause als systemische Flugstunde

Das Zurückkommen in den Gesprächsraum

Den eigenen Überzeugungen folgen

Die Struktur von Kommentaren

Der »nackte« Abschlusskommentar

Stylingvarianten gelingender Abschlusskommentare

Das System als Ganzes

Komplimente für die einzelnen Persönlichkeiten

Das Storyboard – die Lebensgeschichte der Klienten aussichtsreich erzählen

Too much – zu viel des Guten

Hinderliche Glaubenssätze und Verhaltensmuster (ver)stören

Den Weg in die gewünschte Zukunft skizzieren

Mit den Ideen der Klienten jonglieren

Die Betonung von Anstrengung und Gewinn

Rituale und Feiern

Zu Experimenten einladen – Abenteuer anbieten

Mit Ambivalenzen schaukeln

Ein paar Tipps

Interventionen zum Naschen

Kommentare im fortlaufenden Beratungsprozess

Die Kunst, überraschend zu bleiben

Der Zauber von Geschichten

Balancehalten lernen

Das Lachen meiner Kinder

Aschenputtel ändert das Drehbuch

Die Welt ist ein Dorf

Die Umleitung

Der Berg der Ernsthaftigkeit und Ehrlichkeit

Der gelungene Abschluss und Eintragungen ins Lebensbu

Der gefühlte Mangel an Wirksamkeit – oder: Wenn Klienten nicht tun, was sie sollten

Hypothesen zum Erhalt der therapeutischen Gelassenheit

Die Balance zwischen Wohlwollen und Ernsthaftigkeit

Glaubhaftigkeit – die Erneuerung bisheriger Aufgaben

Abwarten und Pausen als Spielraum für Autonomie und Selbstorganisation der Klienten

Dritter Teil: Türen zum Wunderland

6Türen zum Wunderland

1Am Abend gut einschlafen

2Blüten

3Dankeschön

4Das Lebenshaus

5Der Liebesbaum

6Der rote Faden

7Die Bibliothek der Gefühle

8Die Blumen-Brillen

9Drei Möglichkeiten

10Familienobelisken

11Fee des Lächelns

12Fußspuren

13Goldener Apfel und Apfelbaum

14Herztapete

15Insel

16Kleeblatt

17Knoten

18Kompass

19Lebenspanorama

20Liebeselixier und Erfolgsduft

21Orden und Medaillen

22Schiff

23Schlüssel

24Schmetterlingsintervention

25Sterne

26Superbussi

27Wunschzettel

28Wäscheklammer-Intervention

29Verträge und Vereinbarungen

30Zauberhafte und unmögliche Ideen

31Zeit

Zum Abschluss

Eintrag ins Lebensbuch

Literatur

Übersicht Arbeitsmaterialien

Über die Autorin

Prolog

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ALICE: »Verzeihen Sie, Sie haben doch ein Problem?

Missverstehen Sie mich nicht, ich hoffe inständig, dass Sie ein Problem haben.

Oder rechnen Sie wenigstens damit, eins zu bekommen?

Wenn nicht, so wäre das als seeeehhhhr ungünstig anzusehen, denn sehen Sie, nur wenn Sie ein Problem haben, dürfen Sie mit einer Veränderung Ihres Lebens rechnen, Ihre Kraft spüren, Ihren eigenen Ideen folgen, Mitstreiter finden, sich ins Zeug legen – nur dann können Sie wirklich herausfinden, was Sie drauf haben, was Sie selbst bewegen können.

Leider ist es so, dass wir uns einrichten, wenn die Dinge nicht allzu schlecht sind. Wenn es schlimmer wird, versuchen wir wegzusehen, manche haben sogar die Gabe, darüber hinwegzulächeln. Aber manche werden leider auch krank. Man sagt, sie leiden an unerfülltem Leben.

Wissen Sie, ich hatte auch zu wenige Probleme, an manchen Tagen zeigte sich kein einziges! Ich sehnte mich nach dem Mehr-Sein. Vorgestellt habe ich mir erst einmal nur ein einziges, ein richtig schönes Problem, sozusagen zum Üben. Dass daraus dann ein richtiger Schlamassel wurde, gehörte nicht zu meinen Plänen.

Aber wäre es nicht so gekommen, wie es gekommen ist, würden Sie mich dann kennen?

Nein!

Das Hineinstolpern in ein einziges Problem hat dafür gesorgt, dass ich berühmt geworden bin, zahlreiche Illustratoren mir eine hübsche Gestalt gegeben haben, Millionen von Menschen meine Geschichte kennen und diese kürzlich erst in 3-D verfilmt wurde!

Im Grunde habe ich nichts anderes gemacht, als Rotkäppchen es vor mir tat, ich bin vom Weg abgekommen.

Es war recht einfach: Immer wenn Sie wissen, wie es weitergeht, und es gefällt Ihnen nicht, nehmen Sie einen anderen Weg.

Ich kenne einige, die Abkürzungen nehmen wollten und sich damit richtig schnell ein gewaltig schönes Problem geschaffen haben. Aber Umwege erfüllen denselben Zweck, ebenso wie scharfe Rechtsoder Linkskurven.

Auf eines allerdings bin ich sehr stolz – auf meine Neugier!

Wäre ich nicht so verdammt neugierig, dann wäre ich nicht dem weißen Kaninchen gefolgt, dann hätte ich nicht wissen wollen, wo es seinen Bau hat, und dann wäre ich nicht in dieser abenteuerlichen Unterwelt gelandet, die mich zu dem gemacht hat, was ich bin: Alice.«

Vorwort

»Es kann passieren, dass eine Seelenlandschaft verdörrt … Man kann dagegen halten, wenn man über innere Paläste, Salons und Bibliotheken verfügt.«

Neo Rauch

Liebe Leser,

ich gebe es zu, ich bin Alice gefolgt, ihre kreative Welt hat mich magisch angezogen und mich die meine neu entdecken lassen. In meinem 18. Lebensjahr war ich beseelt von dem Gedanken, Kunst zu studieren. Ich malte schon sehr lange, jedes Bild war eine Entdeckung der Welt. Ich habe mich – wie Hunderte anderer auch – an der berühmten Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig beworben und wurde – wie viele Hunderte auch – abgewiesen. Es freut mich zutiefst, dass ein Schüler dieser Schule, die das Handwerkliche der Kunst nie der reinen Inszenierung geopfert hat, es heute zu Weltruhm gebracht hat: Neo Rauch. Wäre mein Wunsch damals in Erfüllung gegangen, hätte ich mit Neo (wir sind ein Jahrgang) in einem Malsaal gesessen und gezeichnet – ein Gedanke, der mir ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Meine Güte, wie viele Wege gibt es, sein Leben zu leben!

Wahrscheinlich ist Neo Rauch ebenfalls Besucher im Unterland, denn seine Gemälde sind voller kraftvoller Figuren, die um etwas ringen, was auf den ersten Blick verloren scheint. Wie Alice liefert er einen Beitrag, die Aufmerksamkeit zu fesseln und auf das Mögliche zu lenken. Im Grunde sind seine Bilder die pure Psychologie, eine Spur geheimnisvoller, als wir Psychologen uns heute im Zeitalter der Wissenschaft präsentieren. Dadurch aber magischer, anziehender. Wenn ich solche wunderbaren Bilder betrachte, dann kann ich beides sein: Psychologin und Künstlerin. Und sicher war es die Künstlerin, die mich in den letzten Jahren zunehmend gedrängt hat, meiner Art, mit Menschen zu arbeiten, Farbe zu geben.

Mich bewegte zutiefst die Frage: Wie kann ich die Ergebnisse guter Therapiegespräche haltbarer machen?

Wie kann ich dafür sorgen, dass Menschen von ihren eigenen Ideen beflügelt den Raum verlassen? Wie kann ich garantieren, dass sie sich auch Jahre später noch daran erinnern, was da geholfen hat?

Ich wollte andererseits dafür weder Mal- noch Tanztherapeutin werden, dafür liebe ich gute Gespräche viel zu sehr. Ich mag es einfach, anderen einen Platz anzubieten, der sie einlädt, sich gute Gedanken zu gönnen über sich, die anderen und die Welt. In dieses Bemühen reiht sich mein Engagement ein, die richtigen Worte zu finden, eine Sprache, die verzaubert und die so viele Bilder produziert, dass sie sich in der Nacht wie eine weiche Decke um die Seele hüllen und am Tage die Landschaften hinter den Türen zeigen, die geöffnet werden wollen.

Nein, das ist ganz und gar nicht schwierig, denn all diese Bilder gibt es schon. Ihre Aufgabe besteht nur darin, sich seelisch eine Zeit lang barfuß zu bewegen und sich von den gefühlten Anregungen ein wenig kitzeln zu lassen. Ich möchte Sie gern einladen, es Alice unter dem Motto »Believe the impossible« gleichzutun und schon vor dem Frühstück sechs unmögliche Gedanken zu denken. Ja, bringen Sie Ihre kleinen grauen Zellen auf Trab, lassen Sie die Synapsen glühen, holen Sie etwas raus aus der alten Denk-Mühle! Nehmen Sie dem Alltag Zentimeter für Zentimeter ab, werden Sie, was Sie sind: ein kreativer Mensch!

Entdecken Sie Ihr eigenes Unterland – Unterland gleich Wunderland? Das Untergründige, Verborgene, Gefährliche oder das Wunderbare, das Fantastische, das Gerade-noch-Denkbare? Im Unterland sind die physikalischen Regeln außer Kraft gesetzt – und der staunende Besucher ist eingeladen, zwischen Absurditäten und entzückenden Fantasiewesen die eigene Rebellion des Geistes zu zelebrieren.

Wenn Sie mit mir und mit Alice reisen, reisen Sie »systemisch« (genau genommen »systemisch konstruktivistisch«), denn Alice erlebt die Rückkehr in die Kindheit gleichzeitig als schicksalsbestimmende Reise in die Zukunft, sie reist in die Traumbilder ihrer Kindertage und findet dort die Türen zum Erwachsensein, sie ist groß und klein.

Was, wenn Sie ab heute Dinge zu tun beginnen, die Sie noch nie getan haben?

Was, wenn der grünäugige, durchgeknallte Hutmacher Ihr Coach für komplizierte Lebenslagen wird?

Was, wenn Sie wie Alice einzig mit rebellischem Herzen dem drachenähnlichen »Jabberwocky« in Ihrem Leben eine Kampfansage machen? Was, wenn die elegant schwebende Grinsekatze mit unwiderstehlich sanfter Stimme ab heute in Ihrem Leben ungefragt Kommentare gibt und mit jedem Verschwinden die Imagination zweier gigantischer Zahnreihen hinterlässt?

Wozu diese Verrücktheiten? Weil die Normalität verrückter ist: Probleme löst man nicht mit »Kopf ab!«, große Köpfe sind kein Synonym für großen Verstand, und vermeintliche »Ritter« sind oft nicht mehr als Handlanger wahnwitziger Machtgelüste … und die Farbe Weiß allein macht die Welt nicht friedlich.

Wie Sie ins Unterland gelangen? Folgen Sie einfach dem Kaninchen!

Natürlich habe ich Verständnis, wenn Sie den Start verschieben, weil Sie

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Aber dann seien Sie konsequent und lesen Sie dieses Buch jetzt nicht!

Erster Teil: Am Anfang steht die Neugier …

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1Kreativität, Respekt und Neugier

»Das Leben ist eine einzige Folge von Gelegenheiten, bei denen man etwas lernen kann.«

Marc Jacobs, Designer

»Wir haben also ein angeborenes Erkundungsbedürfnis … und dazu gibt es im Gehirn ein Neugiersystem, das uns vorwärts treibt …«

Gerald Hüther (2011, S. 52)

Die gute Nachricht: Kreativität und Neugier sind uns in die Wiege gelegt. Ebenso ein existenzielles Interesse an Austausch und Kooperation.

Die schlechte Nachricht: Von allein entfalten sich diese Gaben nicht. Es gilt das Motto: Use it or lose it!

Viele Beratungsansätze haben das Zuhören in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen gestellt und übersehen dabei, dass Menschen gern Kontakt zu einem sympathischen (das sei hier unterstellt) Gegenüber haben. Im Lichte liebenswürdiger Neugier öffnet sich so manche neue Seelentür, und es finden sowohl quantitativ als auch qualitativ andere Erzählstoffe den Weg in das kommunikative Miteinander. Zurückhaltung ist keinesfalls nötig, bestenfalls als gutes Timing, das dem Gesprächspartner genug Raum schenkt, eigenes Ideenwerk zu entdecken und mitzuteilen.

Viel schwieriger ist es, den Fluss der Erzählung immer wieder neu zu stimulieren – ohne Stocken, Kunstpausen oder redundante Inhalte. Oft werde ich um Anregungen gebeten, die erlebte Tendenz zu Passivität und Einfallslosigkeit mit frischen Ideen und eigener Kreativität zu ersetzen. Dies erfordert das Aufräumen in der Abteilung Glaubenssätze und einen zumindest leicht radikalen Umschwung zu einer offensiven Haltung mit Neugier im XXL-Format.

Wenig hilfreiche Glaubenssätze:

  1. Je mehr Empathie ich zeige, desto hilfreicher das Gespräch.
  2. Neugier wirkt distanzlos – und sie ist anstrengend.
  3. Kreativität ist im Alltag einfach nicht möglich und nimmt ohnehin im Laufe des Lebens ab.

Neugier ist aus meiner Sicht eine tiefe Bezeugung von Respekt, denn ich zeige dem anderen, wie sehr er mich interessiert, wie gern ich die Welt seiner Gedanken und Gefühle kennenlernen möchte, wie sehr mich sein Leben bewegt.

Neugier führt nicht nur zu interessanten Spekulationen (systemisch: Hypothesen) und spannenden Fragen, sondern ist auch der Motor für gute Empfehlungen. Denn: Als Berater bin ich genau wie mein Klient neugierig darauf, wie er mit den neuen Impulsen Anlauf nimmt, sein Leben zu verändern. Ich verbünde mich mit seiner Neugier, um dem Neuen eine richtig gute Chance zu verschaffen.

Bin ich im Gegenteil nicht neugierig, was passiert, dann bewege ich mich in einem Raum von Unterschätzung oder gar Zweifel in Bezug auf das Potenzial oder auch in Routine und Gleichförmigkeit.

Kreativität bringt etwas Spielerisches in verfahrene Situationen. Kreativ sein heißt, sich mit der Gestaltungskraft zu verbinden, die uns Menschen über all die Jahrtausende nicht nur zu schöpferischen Wesen hat werden lassen, sondern die uns auch das Überleben in zuweilen aussichtslos scheinenden Situationen ermöglicht hat. So kann Kreativität je nach Situation manchmal große Leichtigkeit bedeuten und manchmal Überlebenskampf.

Ich möchte Sie eher anregen als belehren, wie Sie mit diesen großen Kräften umgehen, und einladen, diese an sich selbst neu zu entdecken und fest in Ihrer Aufmerksamkeit zu verankern.

Neugier ist

  1. der Schlüssel zur Welt.
  2. die beste Antwort auf Stress und Eintönigkeit.
  3. das Bewusstsein für die Vielfalt von Gedanken und Gefühlen.
  4. eine Verbeugung vor dem Anderssein.
  5. ein Gefühl für Wandel und Verwandlung.
  6. reine Freude am Entdecken.
  7. Lust auf Kontakt und Austausch.
  8. die Vorahnung einer berührenden Begegnung.

Kreativität ist

  1. ein anderes Wort für Schaffenskraft.
  2. ein bewusstes Loslösen von Bekanntem.
  3. ein lautes Ja zum Risiko.
  4. der sicherste Weg für Intelligenzzuwachs.
  5. ein Schaffensprozess, der Geduld braucht.
  6. eine Kombination von Dingen, die (noch) nicht zusammenpassen.
  7. ein wilder Flirt zwischen Herz und Hirn.
  8. eine fantastische Form von Selbstbewusstsein.

Respekt ist

  1. die Grundlage menschlichen Seins.
  2. Gemeinsamkeit in den Mittelpunkt des Interesses zu stellen.
  3. zusammen weniger allein zu sein.
  4. eine angenehme Pause vom Ich.
  5. ein wirkungsvolles Beruhigungsmittel in hitzigen Situationen.
  6. das Offensein für neue Sichtweisen.
  7. die potenzielle Chance, große Gefühle zu erleben.
  8. die verlässliche Arbeit der Spiegelneuronen.

Noch ein Wort zum Charme.

Das Thema Charme hat in die einschlägige therapeutische Literatur bisher wenig Einzug gehalten. Ich nehme an, es suggeriert innerhalb der seriösen Fachkunde einen Hang zu einer (nennen wir es) »zweckmäßigen Oberflächlichkeit«. Ich bedaure das zutiefst, denn die Entwicklung charmanter Verhaltensweisen scheint mir nicht nur im Umgang mit dem anderen Geschlecht vonnöten, sondern auch im Bereich Kindererziehung, Mitarbeiterführung und menschlicher Kommunikation angesichts der Einnahme von Sitzplätzen in Bahn, Bus und Flugzeug. Gerade weil der Beruf eines Therapeuten, Beraters und Coachs Vertrauen auf beiden Seiten verlangt, scheinen mir nicht nur herkömmliche Umgangsformen angebracht, sondern ein Charme, der im besten Sinne von Herzensbildung zeugt, als wichtiges Attribut persönlicher Begegnung. Daher an dieser Stelle meine kleine Charmeoffensive:

Charme

  1. ist das französische Wort für Zauber.
  2. ist leider nicht angeboren.
  3. ist eine legale Form geheimnisvoller Magie.
  4. öffnet Türen, die sonst verschlossen wären.
  5. verhilft zu altersloser Schönheit.
  6. lässt schlechte Laune einfach verschwinden.
  7. ist eine Form von Großzügigkeit gegenüber menschlichen Fehlern und Schwächen.
  8. lenkt die Aufmerksamkeit auf die Chancen und Möglichkeiten.
  9. ersetzt Champagner genauso wie Antidepressiva.

Alices Tipps zur Steigerung Ihrer Kreativität

  1. Schenken Sie Ihren eigenen Gedanken mehr Aufmerksamkeit – vor allem den verwegenen und verrückten!
  2. Tauschen Sie sich regelmäßig mit Leuten aus, die anders sind! Tauchen Sie ein in fremde Denk-Landschaften! Werden Sie ein kreatives Dream-Team!
  3. Wechseln Sie öfter mal die Kulissen Ihres Lebens aus (pulsierende Stadt, schöne Spaziergänge, Lieblingsorte, Markttreiben, ruhige Naturschauplätze, ungezwungene Partys, große Buchhandlungen, Kunstateliers usw.) – genießen Sie die Anregungen!
  4. Vergrößern Sie Ihr Büro, denn Kreativität braucht einen Radius (gern um die 30 Meter)!
  5. Gönnen sie sich größere Denkpausen, tun Sie einfach nichts! (Das schenkt neuen Gedanken die nötige Inkubationszeit, sie reifen ohne jegliches Zutun heran!)