cover

Simon Hofer

Der neue Erfolgsstandard

SIMON HOFER (Hrsg.)

Der neue ERFOLGSSTANDARD

Top-Speaker und Coaches verraten, wie man ins Rampenlicht kommt

MIT EINEM VORWORT VON STEFAN FRÄDRICH

images

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

info@redline-verlag.de

Wichtiger Hinweis:

Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.

1. Auflage 2021

© 2021 by Redline Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Redaktion: Silvia Kinkel

Umschlaggestaltung: Marc Fischer

Umschlagabbildung: katatonia82/ Shutterstock

Layout und Satz: Andreas Linnemann

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-86881-858-1

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96267-355-0

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96267-356-7

images

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.redline-verlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT

WIE DAS BUCH ENTSTANDEN IST:

KAPITEL 1
ANYA DELEN

Ein geplantes Comeback – Das blaue G muss es aber sein!

Über Anya Delen

KAPITEL 2
SIMON HOFER

Erfolg ist Kopfsache

Über Simon Hofer

KAPITEL 3
ROBERT STEFFEN

Die Macht der Worte – Teil 1

Die Macht der Worte – Teil 2

Über Robert Steffen

KAPITEL 4
VERA PETERS

LIFE Safari® und was wir von der Wildnis lernen dürfen

Über Vera Peters

KAPITEL 5
TIMO SIMON

Was STOPPschilder mit der Bühne zu tun haben?

Über Timo Simon

KAPITEL 6
ANJA MACK

Die Wahrheit, die alles verändert, und wie ich mich selbst zu lieben begann

Über Anja Mack

KAPITEL 7
ULRICH OLBRISCH

Eigenverantwortung – Vom lieben Geld und der Gesundheit

Über Ulrich Olbrisch

KAPITEL 8
CLAUDIA STROBL

In Topform

Über Claudia Strobl

ANMERKUNGEN

VORWORT

Speaker, die ein Buch schreiben? Moment. Wieso sollte das verwundern? Wer sich auf eine Bühne stellt und Menschen mit seinen Worten inspiriert, sollte schließlich mit selbigen umgehen können.

Ganz so einfach ist es aber nicht. Gar nicht. Denn der Teufel steckt im Detail, was man aber nur bemerkt, wenn man sich die Details auch anschaut. Weil Speaking nämlich nicht einfach nur Sprechen bedeutet.

Wagen wir eine semantische Annäherung: Was ist ein Speaker? Das mit Bühne, Menschen und Worten hatten wir schon. Spannend wird es bei der Inspiration. Denn für die braucht es mehr. Schließlich stellen sich auch Schauspieler, Comedians oder CEOs vor allerlei Gruppen hin und machen hörbar den Mund auf. Aber inspirieren sie? Im Idealfall schon. Als Nebenprodukt. Doch in der Hauptsache geht es um Theater, Pointen oder Business. Alles Elemente, die zwar auch in guten Reden vorkommen können, aber diese nicht definieren.

Schauspieler spielen eine Rolle. Sie sind nicht, was sie vorgeben, zu sein. (Nun ja, meistens.) Sie können berühren, mitreißen, unterhalten. Aber immer abhängig von den Vorgaben anderer wie Autoren und Regisseuren. Insofern mag ihre Kunst groß sein, bleibt aber höchstens Interpretation von etwas Vorgegebenem.

Comedians emotionalisieren. Wobei ich das Wort Comedian hier als Überbegriff verwende. Den Unterschied zu Kabarettisten, Witzeerzählern und sonstigen Stimmungskanonen dürfen andere aufdröseln. Der Punkt ist: Wenn das eigentliche Ziel der Performance ist, das Publikum zum Lachen zu bringen, geht es, wenn überhaupt, nur nebensächlich um Messages. Die aber sind das Ziel von Speakern. Humor kann eine angenehme Darreichungsform sein, bleibt aber Stilmittel.

Okay, dann der CEO, der Strategien, Zahlen oder Ideen vermittelt. Prima, wenn er (oder sie) dabei das Handwerkszeug (oder Mundwerkszeug) guter Speaker nutzen kann: Inspiration und Infotainment. Dann leuchten die Augen der Belegschaft: »Cooler Typ, unser Vorstandsvorsitzender!« Aber bitte mal ehrlich: Viele Chefs haben in Sachen Präsentation und Bühnenperformance noch Luft nach oben. Rhetorik ist für ihren eigentlichen Job hilfreich, aber in der Praxis eher nice to have.

Gar nicht so einfach, oder? Lassen wir doch aus dem neudeutschen Wort »Speaker« ein wenig die Luft raus: Können wir nicht einfach »Redner« sagen oder »Vortragender«? Leider nein, weil auch das zu schiefen Ergebnissen führt.

Wobei »Redner« durchaus passen kann. Im klassisch rhetorischen Sinne tragen gute Redner nicht nur irgendetwas vor, sondern erreichen damit auch ihr Publikum. Sie vermitteln neben Inhalten auch Haltung und Appelle. Der Funke springt über – im klassischen Sinne der Rhetorik! In der Realität allerdings versprühen allzu viele »Redner« leider überhaupt keine Funken. Denken wir nur an abgelesene Erklärungen bei der Jahreshauptversammlung. Oder an Grußworte von Politikern beim Stadtfest. Versteckt hinter dem Rednerpult. Peinlich ins Mikrofon genuschelt. Gähn.

Natürlich: Ein Redner kann ein guter Speaker sein. Ist er aber zu selten. Weshalb man als Speaker immer vorsichtig sein sollte, sich Redner zu nennen. Allzu nahe liegt die Assoziation: »Bitte keine langen Reden halten!« Wobei es beim guten Speaker genau andersherum ist: »Bitte weitersprechen, ich will dir zuhören!«

Also »Vortragender«? Auch nicht: Ein Vortrag ist eher eine inhaltliche Abhandlung, das Vermitteln von Information. Rhetorisches Beiwerk? Haltung? Emotionen? Können irritieren, wenn es um die Sache gehen soll. Nüchternheit is King.

Sensibilisiert für all das können wir also bewusst beim Wort »Speaker« bleiben und Speaking als eigenes Genre verstehen. Gute Speaker sprechen kunstvoll unterhaltsam über Inhaltliches mit persönlichem Engagement, einer inneren Haltung und dem Ziel, ihr Publikum zu inspirieren. Sie sind keine sprechenden Hüllen, sondern sendende Persönlichkeiten. Sie stellen nichts dar, sondern sind, was sie mitteilen, wenn sie sich ihren Zuhörern öffnen. Sie sind Erfahrung, Erkenntnis und Relevanz statt Theorie, Geschichte oder Unterhaltung. Sie sind nahe am Leben und dadurch nahe am Menschen. Und dabei sind sie so bunt und stilistisch vielfältig, wie Leben und Menschen es nun mal sind. Sie beherrschen Formen, ohne von ihnen beherrscht zu werden. Nicht um der Formen, sondern um der Wirkung willen. Sie machen Infotainment, weil Information nicht ausreicht und Entertainment kaum eindringt.

Na also, wir kommen der Sache näher! Und sind trotzdem noch an der Oberfläche. Denn um zu verstehen, was es heißt, Speaker zu sein, muss man verstehen, was es heißt, Speaker zu werden: einen langen inneren Weg zu gehen. Sich zu hinterfragen. Sich zu klären. Sich zu zeigen. Sich zu schärfen. Sich zu erschaffen und dabei zu finden. Unbequemes auszuhalten. Durchzuhalten. Immer wieder zu scheitern. Wieder aufzustehen. Dranzubleiben. Sich dem Publikum stellen und das Publikum mit sich – und den ganz persönlichen, oft sensiblen Motiven – zu konfrontieren. Speaker werden? Und Speaker sein? Das muss man sich erst mal trauen!

Zurück zum Anfangsgedanken: Speaker, die ein Buch schreiben? Sehr gute Idee! Vor allem, wenn sie die Leser dabei auf ihre Reise mitnehmen, wie die Autoren dieses Buches es getan haben. Alle haben diese Reise mit Greator gemacht, zuvor GEDANKENtanken, der größten deutschsprachigen Speakingplattform, deren Gründer ich bin. (Vielleicht haben Sie unser großes blaues G auf der Bühne schon einmal gesehen? In einem Youtube-Video zum Beispiel oder live bei einer unserer Veranstaltungen.) So kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung versichern: Speaker sein ist heftig, Speaker sein ist Arbeit, Speaker sein ist großartig. Und den langen Weg zum Speaker zu gehen, ist pure Persönlichkeitsentwicklung.

Womit wir wieder beim eigentlichen Kern wären: bei Relevanz, Message und Inspiration. Ein Speaker eben. Das geht nicht nur mit gesprochenen Worten auf einer Bühne, es geht auch mit geschriebenen in einem Buch. Aber hallo!

Ich wünsche Ihnen aus tiefstem Herzen: Mögen die Funken überspringen!

Ihr

Dr. Stefan Frädrich

WIE DAS BUCH ENTSTANDEN IST:

Zusammenkommen ist ein Beginn, zusammenbleiben ein Fortschritt und zusammenarbeiten ein Erfolg.1

Es gibt unglaublich viele Facetten von Erfolg. Viele wollen ihn, wenige erreichen ihn. Manche behaupten, Erfolg sei in erster Linie eine Frage der Konsequenz, des Willens, des Denkens, der eigenen Motivation und des Durchhaltens. Andere sind sich sicher, dass es viel mehr eine Frage der richtigen Technik ist: Zeitmanagement, Führungsfähigkeiten, Strukturen. Jede dieser Fähigkeiten mag richtig und wichtig sein, aber wäre nicht zunächst die Frage zu klären, was Erfolg für den Einzelnen überhaupt bedeutet? Und bedeutet beruflicher Erfolg wirklich privaten Verzicht, oder kann man diese beiden – Beruf- und Privatleben – erfolgreich miteinander verbinden? Falls ja, wie definiere ich Erfolg in diesem Bereich?

Wir hören und lesen oft von Menschen, die in unserer Wahrnehmung zwar sehr erfolgreich sind, die aber trotzdem an Depressionen oder Alkoholsucht leiden.

Die Entfaltung und Entwicklung der eigenen Persönlichkeit in möglichst vielen Bereichen ist zwar kein Garant für Erfolg, aber eine Basis, um uns als Menschen besser verstehen zu können, und genau hier setzen wir mit diesem Buch an. Jeder von uns Autoren, von uns Speakern, hat ein Kernthema und ist überzeugt davon, dass seine Botschaft es verdient hat, gehört zu werden. Waren es am Anfang noch Einzelgespräche, wurden bald Seminare oder Workshops daraus, und es kam der Zeitpunkt, an dem sich die Chance ergab, das eigene Herzensthema als Speaker auf einer großen Bühne zu präsentieren. Für uns bedeutete das, 18 Minuten, um unser Thema auf den Punkt zu bringen, das Publikum zu begeistern und zu inspirieren oder aber zu langweilen.

Damit Letzteres nicht passiert, traf sich im Oktober 2019 eine bunt gemischte Truppe aus Deutschland Österreich und der Schweiz, um an ihren Keynotes2 zu arbeiten. Insgesamt vier Tage lang ging es ausschließlich darum, das eigene Thema so unterhaltend und informativ wie möglich zu präsentieren.

Wie intensiv diese Tage schließlich wurden, hat niemand von uns für möglich gehalten. Sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren, bedeutet auch immer, angreifbar und verletzbar zu sein. Sich selbst zu öffnen, seine eigene Geschichte zu offenbaren und die Beweggründe zu verstehen, warum einem das eigene Thema so viel Herzblut abverlangt, ist eine der wichtigsten und schwierigsten Grundlagen, wenn der Schritt ins Rampenlicht gewagt wird.

Entstanden ist in diesen vier Tagen noch viel mehr. Aus bis dato völlig fremden Menschen ist eine Gemeinschaft entstanden, die sich auch über den eigentlichen Zweck hinaus »verbunden« hat. Aus einer dieser anschließenden Zusammenkünfte ist die Idee für dieses Buch entstanden. Der Gedanke, all die Dinge zu erzählen, die eben nicht in besagte 18 Minuten passten. Aufzuzeigen, wie wir überhaupt dazu gekommen sind, auf Bühnen zu sprechen; und da dieser Auftritt nun schon rund zwei Jahre her ist, aufzuzeigen, was die einzelnen Autoren in der Zwischenzeit erlebt haben und welche Erkenntnisse sie daraus gezogen haben.

Betrachten Sie bitte die acht Kapitel und Themen von uns Autoren wie ein Bufett. Suchen Sie sich entweder die Themen heraus, die Ihnen aktuell wichtig sind und jetzt gerade zu Ihrem Leben passen, oder Sie lesen die kurzen Überleitungen, die den einen Autor mit dem nächsten verbinden. Hier erfahren Sie persönliche Gedanken, Eindrücke und Verbindungen zwischen den Autoren abseits von Biografie und beruflicher Historie. Es sind schließlich immer die Verbindungen zwischen Menschen, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede, die Begegnungen interessant werden lassen. Last but not least: Wer weiß, vielleicht schlummert ja auch in Ihnen jemand, der eine Message hat, die helfen kann, unsere Welt ein kleines bisschen leichter, besser oder friedvoller zu gestalten. Dann freuen wir uns auf Ihr Feedback und Ihren Beitrag. Wir, die Autoren, wünschen Ihnen viele Momente der Selbsterkenntnis, der Bestärkung, des Lernens und vor allem: Viel Spaß beim Lesen.

Ihr

Ulrich Olbrisch, Autor

 

Aufbau des Buchs

Vorwort

Dr. Stefan Frädrich

Einleitung

Wie das Buch entstanden ist (Ulrich Olbrisch)

Kapitel 1

Anya Delen – Ein geplantes Comeback

Kapitel 2

Simon Hofer – Erfolg ist Kopfsache

Kapitel 3

Robert Steffen – Die Macht der Worte

Kapitel 4

Vera Peters – Was wir von der Wildnis lernen dürfen

Kapitel 5

Timo Simon – Was STOPPschilder mit der Bühne zu tun haben?

Kapitel 6

Anja Mack – Die Wahrheit, die alles verändert

Kapitel 7

Ulrich Olbrisch – Vom lieben Geld und der Gesundheit

Kapitel 8

Claudia Strobl – In Topform

 

KAPITEL 1

ANYA DELEN

 

EIN GEPLANTES COMEBACK – DAS BLAUE G MUSS ES ABER SEIN!

Kennen Sie das? Sie tun bereits etwas, ohne zu wissen, dass Sie es tun? Sie sind bereits jemand, ohne zu wissen, dass Sie es sind? Falls Sie sich nun dabei ertappt fühlen, dann dürfen Sie beruhigt sein – auch mir ist es so ergangen! Denn ohne die Berufsbezeichnung »Keynote-Speaker« bereits gekannt zu haben, tat ich genau das. Ohne zu wissen, wie, habe ich zu und vor Menschen gesprochen und sie auf unterschiedliche Weise »in meinen Bann« gezogen. Das muss im Übrigen nicht immer heißen, dass sie mich auch mögen. Nicht alles sehen wir auf den ersten, zweiten oder dritten Blick. Hin und wieder gelingt es nicht einmal, uns selbst völlig losgelöst zu betrachten, obwohl uns das manchmal helfen könnte, Dinge schneller zu erledigen.

Als ich das erste Mal einen Fuß in das Büro von GEDANKENtanken setzte, wusste ich, dass das hier unter dem Titel »Fortsetzung folgt« laufen würde. Wer mich kennt, denkt auch gerne an meine politischen Reden zurück, mein Engagement für all jene unter uns, die einfach einen guten Freund oder Helfer brauchen. Sollten Sie mich noch nicht kennen, dann möchte ich Ihnen auf diesem Wege getrost mitteilen, dass ich von Herzen gerne jedem zur Seite stehe, der den Mut zur Veränderung nicht aufbringt. Das ist zwar nicht immer angenehm, jedoch meistens recht hilfreich, und letztlich ist es das, was wirklich zählt, oder? Ich muss an dieser Stelle gestehen, dass mein Auftritt bei GEDANKENtanken weder mein erster noch mein größter, aber dafür ein ganz besonderer Auftritt war.

Als 2014 im Nahen Osten durch den Islamischen Staat (ISIS) der Krieg ausbrach und die Bilder Tausender Vertriebener und Toter um die Welt gingen, sah ich mich in der Pflicht, etwas zu tun.3 Und ich tat das, wozu wir alle ohne Ausnahme imstande gewesen wären. Ich nutzte meine Stimme, um zu sprechen und gehört zu werden.

Gemeinsam mit einem Dutzend Weggefährt*innen stürmten wir friedlich den Grünen Parteitag in Hamburg, um die Dringlichkeit von Hilfsangeboten für die Menschen im Kriegsgebiet zu betonen. Und hierbei ging es nicht nur um die Menschen im Kriegsgebiet, sondern um uns alle. Wenn wir denen, die Hilfe benötigen, nicht helfen, werden wir irgendwann Hilfe benötigen und niemand wird da sein, um uns zu helfen. In diesem Augenblick, während meines Auftritts bei den Grünen, prallten jegliche Zweifel und Unsicherheit von mir ab, weil ich das unbedingt tun wollte und musste. Zumindest sagte mir das mein Herz. Meine Unsicherheit oder gar die Angst vor Ablehnung hatten zu diesem Zeitpunkt keinen Platz auf dieser Welt, und so kam es, dass meine Rede live übertragen wurde und im modernen Jargon ausgedrückt »viral« ging. Mehrere Hunderttausende Aufrufe in den sozialen Netzwerken und etliche Auftritte später war klar, dass die politische Landschaft eine Newcomerin haben sollte.

Als ich der Kooperation mit GEDANKENtanken einige Jahre später zusagte, war uns allen klar, dass Politik zumindest bei diesem Auftritt auch eine wichtige Rolle spielen sollte. Zwar entsprach es bislang eher weniger dem Bühnenformat von GEDANKENtanken, wie man es kannte, doch die Geschichte der Rede stieß bei allen Beteiligten im Entstehungsprozess auf große Zustimmung. Wir wollten etwas gemeinsam bewegen. Nicht um jeden Preis geliebt und angehimmelt zu werden war unser primäres, gemeinsames Ziel, sondern ETWAS in den Menschen vor der Bühne und den Bildschirmen zu bewegen.

Nachdem ich das Büro anschließend wieder verließ, wusste ich, dass die Zeit gekommen war, auch jenseits klassischer politischer Bühnen zu sprechen. Wir leben in einer Zeit der Bewusstseinswerdung. Die persönliche Entwicklung ist dem Menschen heutzutage wichtiger denn je, da das Motto der letzten hundert Jahre »immer schneller, höher und weiter« tiefgreifende Spuren in uns hinterlassen hat. So können und wollen wir nicht weitermachen. Wir trauen uns endlich, genauer hinzusehen, auf unsere Fehler zu blicken und auf das, was wir in unserem Leben und dem Leben der anderen vielleicht noch auf eine positive Art gestalten können. Veränderung ist ein Prozess und ganz ohne Unannehmlichkeiten geht es nun mal nicht. Andererseits war mein zweiter Gedanke: »Anya! Warum musst du immerzu ungemütliche Themen wählen? Lass das doch diesmal die anderen machen.«

Mittlerweile habe ich verstanden, warum die unangenehmen Themen auf den Bühnen dieser Welt ihre Daseinsberechtigung haben und nicht wieder vergraben werden dürfen: Wir dürfen nicht immer die Klappe halten und jeder, der eine Bühne betritt, trägt auch eine gewisse Verantwortung. Und es ist an der Zeit, dass wir endlich im Kollektiv begreifen, dass jeder Einzelne von uns zählt, um diese Welt schöner, friedvoller, glücklicher und heller strahlen zu lassen als je zuvor.

Wenn Mentoren dir auf die Schulter klopfen, nachdem sie Tränen vergossen haben

Mitunter als eine der jüngsten Speaker*innen im Team habe ich mich ganz besonders auf die Zusammenarbeit mit Trainer und Coach Christian Gärtner sowie dem Regisseur und Top Executive Coach Frank Asmus gefreut. Wir lernen nie aus und was gibt es Schöneres, als das Handwerk von den Besten in der Branche zu erlernen? Ich glaube nach wie vor nicht, dass Sie eine Ausbildung als Keynote-Speaker im herkömmlichen Sinne brauchen, sondern vielmehr jemanden, der Sie begleitet, Sie bei der Reflexion Ihrer Keynotes und Vorträge unterstützt; jemanden, der einen geschulten Blick darauf wirft und Ihnen hilft, Ihre einzigartige Performance auf das nächste Level zu heben, denn das Wichtigste haben Sie ja bereits dabei: Sie haben sich!

Gemeinsam mit Frank und Christian haben wir vor den Auftritten die Keynotes in kleinen Teams zerpflückt, einige darin aufgeführte Geschichten hinterfragt, Sätze ausgebessert und die Bühnenperformance genauestens unter die Lupe genommen. Während ich den beiden von meinen Ideen erzählte und anschließend meine Keynote vortrug, war ich der felsenfesten Überzeugung, dass wir danach eine Menge umgestalten müssten.

Warum ich das dachte? Na, weil die Art und Weise sowie der Inhalt meiner Keynote sich so stark von den Auftritten meiner Kolleg*innen unterschied. Wer aus der Reihe tanzt so wie ich – und vielleicht tun Sie es ja auch –, steht gefühlt plötzlich allein da, und so hatte auch ich mit dem Gedanken zu kämpfen, dass ich mich vielleicht an die Darstellungs- und Redeweise der anderen ausnahmsweise mal anpassen sollte. Dass genau dies nicht geschehen ist, bemerken Sie, wenn Sie sich meinen Auftritt ansehen.

Kennen Sie dieses wunderbare Bild, auf dem fünf zuckersüße kleine Ballerinen abgebildet sind? Die Ballerina ganz links tut nicht dasselbe wie die übrigen Ballerinen. Die anderen blicken gehorsam zu ihrer Lehrerin und stehen mit beiden Füßen auf dem Boden, wohingegen die fünfte Ballerina kopfüber an der Ballettstange hängt und ihre Aufmerksamkeit irgendwo zu sein scheint – nur nicht beim Ballettunterricht. Sie macht, was sie will oder zumindest macht sie es auf ihre ganz eigene Art. Ein bisschen von dieser Ballerina steckt sicherlich in jedem von uns.

Heute bin ich sehr froh darüber, dass ich mit Christian und Frank zusammenarbeiten durfte. Die Individualität der einzelnen Speaker*innen ist den beiden ein besonderes Anliegen gewesen, sodass der Fokus bei unserer Performance darauf ausgerichtet war, dass wir uns auf der Bühne nackig machten. Ich meine damit nicht, dass wir uns die Kleider vom Leibe gerissen haben, sondern dass die Person, die sich auf die Bühne stellt und zum Publikum spricht, authentisch und echt ist. Rollenspiele braucht heute niemand mehr, wir brauchen echte Geschichten von echten Menschen mit echten Gefühlen. Wir wollen berührt werden. Und vielleicht war dies auch der Grund, warum der liebe Frank Asmus nach unserer letzten gemeinsamen Probe zur Bühne eilte und mich tief und fest umarmte. Bis heute kann ich sagen, dass ich eine solch innige und ernst gemeinte Umarmung nur selten erlebt habe. Frank hat meine Geschichte gefühlt, und als er mich losließ, blickte ich in die feuchten Augen eines Mannes, der es gewohnt ist, die Fassung zu bewahren.

Nachdem er wieder auf einem der hinteren Ränge des Theaters Platz genommen hatte, zeigte er mit seinem Kugelschreiber auf mich und sagte: »Wir brauchen dich! Unbedingt.« Ich möchte ganz ehrlich sein, das hat mir Kraft gegeben, wobei ich überzeugt bin, dass wir keine einzelne starke Persönlichkeit brauchen, sondern ein herausragend starkes Kollektiv. Die Welt braucht starke Menschen mit einer gemeinsamen Mission.

Nachdem ich vor meinem neu gewonnenen Freundeskreis und Christian in einem letzten Durchgang sprach, konnte er es sich nicht verkneifen, mich immer wieder mit Greta Thunberg zu vergleichen. Da er dies wiederholt tat und dabei auch noch betonte, dass er mir stundenlang zuhören könne, verlor sein Satz »Eigentlich möchte ich dich nicht die ganze Zeit mit Greta Thunberg vergleichen» für mich jedwede Bedeutung. Wenn Sie Greta Thunberg nicht kennen, dann ist Ihre Welt vermutlich bereits vor einigen Jahren zum Stehen gekommen. In diesem Jahr, am 3. Januar 2021, wurde die Schwedin Greta Thunberg gerade einmal 18 Jahre alt. Sie war es, die mit ihren jungen 15 Jahren und einem einfachen Plakat den Schulstreik begann, der heute als Fundament der weltweit bekannten Fridays-for-Future-Kundgebungen gilt. Die Klimakrise hat mit Thunberg ein Gesicht bekommen und auch jemanden, der ohne Kompromisse an Politik und Wirtschaft appelliert, dass der von Menschenhand gemachte Klimawandel aufgehalten werden müsse. Zugegeben, Greta Thunberg hat nicht nur Freunde. Die Radikalität ihres Ansatzes und ihr energisches Beharren auf der Notwendigkeit einer drastischen Veränderung polarisieren die Menschen in zwei Lager: Die einen lieben sie und die anderen hassen sie, wobei wir hassen vielleicht durch einen milderen Begriff ersetzen sollten.4

Sobald jemand auf der Bildfläche erscheint und auf Veränderungen und das Engagement jedes Einzelnen drängt, ist davon auszugehen, dass nicht jeder von uns dieses Vorhaben unterstützen wird. Dies liegt in unserer Natur. Wir genießen unser Dasein in unserer Komfortzone und reagieren zunächst empört und wütend, wenn uns jemand dazu auffordert, unsere Kuschelecke zu verlassen. Zumindest ist der Dalai Lama ein großer Greta-Thunberg-Fan, wie uns seit seinem Outing bekannt ist, und lobt sie in den höchsten Tönen. Durch Greta habe er begriffen, dass es bei unserer Existenz um so viel mehr geht als die ständige Ich-Fokussierung. Diese junge Dame sei »eine echte Hoffnung«, so der Dalai Lama.5

Zwar bin ich keine Greta Thunberg und weit davon entfernt, eine zu sein, doch Christians Kompliment nehme ich gerne an. Wie vor vielen anderen Auftritten auch erwischte ich mich allerdings kurz bei dem Wunsch, einfach mal etwas zu tun, das jedem gefällt, bis mir wieder einfiel, dass dies erstens nicht möglich und zweitens einfach nicht mein Ding ist.

Wer jedem gefällt, macht irgendetwas falsch. Das müssen Sie nicht so sehen, aber ich tue es. In meiner Vorbereitung auf die GEDANKENtanken-Bühne habe ich also, wie Sie sehen, starke und verlässliche Unterstützung gehabt. Mit Christian und Frank an meiner Seite wusste ich, dass hier zwei absolut zuverlässige Persönlichkeiten am Werk waren. Was aber noch viel wichtiger war: Sie glaubten an die Wichtigkeit meiner Botschaft und dafür bin ich den beiden aus tiefstem Herzen dankbar.

Auf der vergeblichen Suche nach Fehlern bei der Generalprobe

Lassen Sie uns nicht das sagen, was gehört werden will, sondern stets das, was gesagt werden muss.

Etwa zwei Wochen vor dem geplanten Auftritt am 28. Januar 2020 fand die Generalprobe auf der Volksbühne am Rudolfplatz statt. Entspannt kreuzte ich bei Jingsi, die ich bis dahin noch gar nicht kannte, und Thomas auf, der uns von Anfang an begleitete. Beide hatten noch nie einen Auftritt von mir gesehen und so stellte ich mich auf die Bühne und plapperte los. Früher konnte ich nicht begreifen, warum mir meine Reden gut gelangen, doch heute habe ich eine plausible Erklärung dafür gefunden: Ich stehe zu 110 Prozent hinter meiner Botschaft und dabei ist es mir völlig egal, ob ich anschließend geliebt oder gehasst werde, ob aus dem Publikum Blumen auf die Bühne fliegen oder mit Eiern in meine Richtung geworfen wird. Mein Ziel ist einzig und allein die Übermittlung der Botschaft der Rede und dafür sind Sympathiepunkte nicht immer notwendig.

Wenn Sie in Zukunft also über etwas sprechen wollen, dann wählen Sie stets ein Thema, bei dem Sie heller strahlen als die über dem Fujiyama aufgehende Sonne. In Ihnen muss das Feuer brennen und ich verspreche Ihnen, dass die Menschen Ihnen zuhören werden. So simpel kann manchmal die Antwort auf eine Frage sein, von der wir glauben, dass eine Antwort nur in Form eines Romans möglich sei.

Nun stand ich da, war am Ende der Generalprobe angelangt und wartete auf ein Feedback, doch nichts tat sich. Jingsi schwieg, Thomas schwieg (ich glaube sogar bemerkt zu haben, dass Thomas bei meiner Vorstellung hin und wieder den Blickkontakt mit mir vermied, so wie ich es bei meinen anwesenden Kolleg*innen und einigen Zuhörer*innen im Publikum auch bemerkt hatte). Nichts, Totenstille, bis Jingsi begriff, dass jemand nun das Wort ergreifen müsste. Über ihr imposantes »Geil!« habe ich mich wahrlich gefreut, weil es mir doch nach diesem ernsten Thema ein Lächeln ins Gesicht zauberte. Das Wörtchen »geil« sollte Jingsi im Verlauf unseres Gesprächs noch einige Male verwenden. »Geile Rednerin«, »geiles Thema«, »geile Message«, »geil, wie du es rüberbringst«.

Wem von uns tut es nicht gut, hin und wieder eine Ladung Zuspruch zu erhalten? Die Generalprobe lief schneller ab, als ich erwartet hatte, und nach der Besprechung von einigen hilfreichen Tipps verließ ich die Theaterbühne, auf der ich in zwölf Tagen noch mal stehen sollte – als Vorletzte im Programm. Nach meinem Auftritt musste schließlich noch etwas Lustiges daherkommen, damit das Publikum zum Ende hin doch noch etwas zu lachen hatte, was ich niemanden verübeln kann.

Ich möchte Sie ermutigen, Ihrem Herzen zu folgen, wenn Sie sich auf die Bühnen dieser Welt stellen möchten. Vergessen Sie bitte nicht, dass Sie jeden Tag auf einer Bühne zu Hause sind. Die Bühne Ihres Lebens findet nicht einmal jährlich in Form einer fest durchgeplanten Veranstaltung statt, sondern 24 Stunden jeden Tag. Wenn Sie mit sich allein sind oder mit anderen Menschen zusammen, sprechen Sie immer auf einer Bühne: Sind Menschen in Ihrer Nähe, dann lauschen Ihnen diese Menschen. Sind Sie mit sich allein, dann lauschen Sie Ihren Gedanken. Sie sollten gar nicht erst versuchen, jemandem zu gefallen und Ihre Themen danach auszurichten, was gegenwärtig im Trend liegt. Vielmehr nehmen Sie das Publikum stets dann mit auf eine zauberhafte Reise, wenn Sie direkt aus Ihrem Herzen sprechen und sich nicht verstellen: Wir Menschen sind sehr feinfühlig und bemerken ein aufgesetztes Verhalten in den meisten Fällen – früher oder später.

In diesem Prozess durfte ich nochmals für mich selbst lernen, dass es vollkommen in Ordnung ist, die Zuhörerschaft zu polarisieren. Sobald Sie erfolgreich sind, werden Sie mit beiden Gruppierungen Bekanntschaft machen: Ihren Wegbegleitern und jenen, die mit Ihrer Botschaft nichts anzufangen wissen oder diese für Bockmist halten. Nehmen Sie dieses Geschenk an und bleiben Sie sich selbst treu. Die Erfahrung zeigt, dass Sie dann sicherer beim Sprechen sind und Ihnen die volle Aufmerksamkeit des Publikums zuteilwird. Etwas auswendig zu lernen, was mich nicht interessiert, von dem ich aber weiß, dass es gut ankommt, ist die WAHL DER QUAL. Wählen Sie weise und bleiben Sie bei den Themen, die das Blut in Ihren Adern pulsieren lassen, wenn Sie nur schon daran denken.

Die höchste Form der Anerkennung und warum sie Ihnen auf der Bühne Freiheit schenkt

Manch einer mag Ihnen erzählen, dass wir Speaker und Coaches mit jedem Auftritt weniger Nervosität und Aufregung verspüren. Gewiss neigen wir dazu, durch die Wiederholung einer Erfahrung an Selbstsicherheit zu gewinnen. Da unsere Erfahrungen allerdings nie dieselben sind, das Publikum von Auftritt zu Auftritt ein anderes ist und wir auch nie haargenau die identische Performance wie beim letzten Mal darbieten können, wiederholt sich meiner Meinung nach auch die Erfahrung nicht. Es ist jedes Mal ein neues Abenteuer, auf das wir uns gemeinsam einlassen, für die es jedoch eine Zutat gibt, die Ihnen helfen wird, sich frei auf den Bühnen dieser Welt bewegen und reden zu können. Es sollte Ihnen gelingen, ein gewisses Maß an Selbstsicherheit zu besitzen und allem voran sich selbst Anerkennung zu zollen. Alle Anerkennung von außen wird wertlos sein, sofern die Anerkennung, die Sie sich selbst entgegenbringen sollten, nicht vorhanden ist.

Schlagen Sie bitte in einem deutschen Wörterbuch das Substantiv »Anerkennung» nach, und Ihnen werden folgende Erklärungen angezeigt:

»Würdigung, Lob, Achtung, Respekt.«6

Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass ich es in meinem jungen Leben noch nie erlebt habe, dass jemand zeitgleich von der Außenwelt geachtet und respektiert wurde, während er sich selbst mitsamt allen Facetten seiner Persönlichkeit nicht anerkannte? Früher oder später – und dies gilt nicht nur für Redner*innen –, brechen alle künstlich errichteten Konstrukte in sich zusammen. Wer nach außen hin vorgibt, selbstsicher zu sein, ohne über jegliche Selbstsicherheit zu verfügen, wird irgendwann unter diesem Druck zusammenbrechen. Wer seine Einstellung tief vergräbt und nach außen die Haltung eines Menschen darstellt, der er oder sie gar nicht ist, wird das Publikum auf Dauer nicht begeistern können. Wer an seiner Botschaft zweifelt, kann sich unzählige Male auf eine Bühne stellen und zu Menschenmassen sprechen: Ihm wird nichts gelingen.

Stellen Sie also sicher, dass Sie sich selbst, so wie Sie heute sind, mitsamt Ihren Erfahrungen, Ihren Eigenschaften und Ihrer ganz persönlichen Haltung zu den unterschiedlichen Lebensbereichen, anerkennen. Ich möchte dies auch als primäre Bedingung betiteln, die essenziell ist, um in der Außenwelt einen Status der Anerkennung zu erreichen. Ganz so blöd bin ich dann doch nicht. Wer ernsthaft ein Interesse daran hegt, dass seine Arbeit in diesem kurzen Leben und über dessen Grenzen hinaus Früchte trägt, ist auf die Anerkennung da draußen angewiesen. Doch zuerst müssen Sie sich selbst respektieren. Manch einer möchte mir an dieser Stelle unterstellen, dass das leichter gesagt als getan ist, und da stimme ich herzlich gerne zu:

Es ist die Natur der Dinge, dass Reden leichter fällt als Tun. Es ist eine Entwicklung, die Sie, falls nicht schon geschehen, heute beginnen können. Bleiben Sie am Ball, machen Sie weiter, trotzen Sie der auftretenden Ablehnung durch andere, und mit der Zeit wächst Ihre Selbstsicherheit. Es geht in erster Linie nie um uns selbst, wenn wir uns auf die großen und kleinen Bühnen wagen und uns freiwillig potenziellen Angriffen aussetzen: Es geht um das, was Sie sagen wollen und müssen, bevor Ihre Reise auf diesem wunderbaren Planeten morgen schon wieder vorbei sein könnte. Ihre Mission sollte größer sein, als Sie es sind, und nur wenn sie das ist, können Sie auch weiterhin auf die Bühnen gehen und in einem Gefühl absoluter Freiheit schwelgen und sprechen.

Ein Speaker, der begriffen hat, dass er nur der Überbringer einer wichtigen Botschaft ist, ist ein Speaker, der immer gehört wird. Immer!

Die Bereitschaft, ALL-IN zu gehen

Von dem Moment an, in dem Sie eine Bühne betreten, spielt es für einen entscheidenden Fakt keine Rolle mehr, welche Inhalte, Storys und Learnings Sie der Zuhörerschaft mitteilen wollen: In ausnahmslos jedem Fall bieten Sie eine enorme Angriffsfläche für all jene, die darauf aus sind und es nicht lassen können oder wollen. Sie machen sich mit dem gewagten Schritt auf die Bühne verwundbar – ich hoffe, das ist Ihnen bereits bewusst? Sollten Sie damit erhebliche Schwierigkeiten haben, schlage ich Ihnen zwei Optionen vor: Entweder Sie treten nicht mehr auf oder Sie arbeiten daran, zu akzeptieren, dass Bühnenperformance, Angriffsfläche und Verwundbarkeit Hand in Hand gehen. Vergessen Sie bitte nicht, dass Ihre Botschaft in der Welt aber nur gehört werden kann, wenn Sie weiterhin zu und vor anderen sprechen.

Die Medaille, die Sie als Speaker oder Coach um den Hals tragen, hat also immer zwei Seiten. Die eine existiert nicht ohne die andere: Dort, wo Sie möglicherweise auf Kritik und Ablehnung treffen, könnten Sie zeitgleich den größten Zuspruch erhalten. Sie wissen es vor Ihrem Auftritt nicht, sondern erst, wenn Sie fertig sind. Und an dieser Stelle möchte ich Ihnen eine Frage stellen:

Wenn Sie sich einem Publikum offenbaren und verwundbar zeigen, indem Sie auftreten und vor diesen Menschen sprechen, warum dann nicht richtig? Warum wägen Sie vorab die Vor- und Nachteile Ihres Themas ab? Warum versuchen Sie, Dutzende Seiten Text auswendig zu lernen, weil Ihnen die Botschaft vielleicht nicht gänzlich zusagt? Ich bin überzeugt und habe es am eigenen Leib erfahren, dass Herzensthemen nie auswendig gelernt werden müssen und die Worte problemlos in unserem Gedächtnis hängen bleiben.

Nach wie vor ertappe ich uns alle zu oft dabei, den anderen gefallen zu wollen. Wir können jedoch Anerkennung erlangen, ohne unserem Publikum zu gefallen. Oder hegen Sie für jeden Menschen, dessen Persönlichkeit und Werke Sie respektieren, eine weitreichende Sympathie? Nicht immer ist dies der Fall, richtig? Ich hoffe, Sie verstehen damit, was ich zum Ausdruck bringen möchte: Es ist nicht zwangsläufig entscheidend für unseren Erfolg, gemocht zu werden. Seit wann müssen Speaker und Coaches »everybody’s darling« sein? Sie und ich haben eine Aufgabe zu erfüllen, die wohl nicht immer ruhmreich sein wird. Also warum dann nicht einfach alles, was Sie in sich tragen, was Sie sagen wollen, was Sie wirklich bewegt, auf der Bühne zeigen? Setzen Sie alles auf eine Karte!

Die Ruhe vor dem Sturm

Sollten Sie sich vorgenommen haben, Speaker, Coach oder Redner zu werden, dann kann es sein, dass die Szene, die ich jetzt beschreiben werde, noch unbekannt für Sie ist. Besitzen Sie hingegen einiges an Erfahrung zum Thema Bühnen-Performance und als Speaker, dann haben Sie so etwas sicherlich schon einmal gesehen. Kurz vor einem Auftritt werden Sie die Akteure nur selten gedankenverloren hinter der Bühne finden. Von Partystimmung oder störendem Lärm ganz zu schweigen. Jeder, der die Bühne betreten wird, muss hochkonzentriert sein in diesen Augenblicken vorher, die alles entscheidend für die Qualität der Performance sein können. Einen Zustand absoluter Fokussierung erreichen Sie, indem Sie zur Ruhe kommen. Dieser Moment ist fast schon magisch, wenn Sie hinter die Kulissen einer Bühne schauen.

Obwohl niemand viel zu sagen vermag, werden Sie die anschwellende Energie von allen Seiten spüren.

Damit Sie vor Ihrem Auftritt zur Ruhe kommen können, sind Ihrerseits einige Bedingungen zu erfüllen. So nützt es nichts, wenn Sie komplett unvorbereitet zu Ihrem Auftritt erscheinen. Ihnen wird die Sicherheit fehlen. Von daher tun Sie sich selbst einen großen Gefallen, wenn Sie sich vor Ihrem Auftritt ausreichend Zeit einräumen, um zu üben, zu üben und noch mal zu üben. Das steigert Ihre Selbstsicherheit und unterstützt Sie dabei, die Baustellen und Etappen Ihrer Keynote oder Ihres Vortrags, an denen es hakt, auszuklammern und/oder zu verbessern.

Eine hochwertige Performance hinterlässt langfristigen Eindruck und erfordert eine disziplinierte Vorgehensweise. Zugegeben: Mein Auftritt bei GEDANKENtanken verlangte mir einiges an Geduld ab. Gemeinsam mit den anderen Speakern war ich pünktlich zur vereinbarten Uhrzeit da und musste dennoch sehr lange warten, da ich als Vorletzte im Ablaufplan am Abend vorgesehen war. Die ersten Auftritte meiner Kolleg*innen habe ich mir angesehen und sehr genossen, jedoch plane ich vor meinen Auftritten mindestens eine Stunde ein, in der absolute Ruhe herrscht, da jede Ablenkung ein immenser Störfaktor für die Konzentration darstellen kann.

Unmittelbar vor einem Auftritt nimmt der Geräuschpegel hinter einer Bühne nicht unbedingt zu, aber dort sind viele Menschen in Aktion. Kennen Sie das Bild eines Akteurs, der fleißig vor der Show Hanteln stemmt, Liegestützen macht, das Springseil aus der Tasche holt und fünf Minuten konzentriert Sprünge übt oder die simplen, effektiven Hampelmänner?

In welchem emotionalen Zustand wollen Sie sich beim Betreten der Bühne befinden? Um diesen herzustellen, reicht Sitzen nicht aus, da Sie sich dabei in einem niedrigen Energielevel befinden. Bei Ihrem Auftritt ist Energie von zentraler Bedeutung, wenn Sie ein guter Kommunikator sein und eine Verbindung zu Ihrem Publikum herstellen wollen. Den idealen Gefühlszustand müssen Sie gar nicht erst dem Zufall überlassen, weil er durch Bewegung beeinflussbar ist. Der Auftritt soll Ihnen Spaß machen, doch erst, wenn Ihnen Ihre Mission geglückt ist, empfinden Sie pure Freude und Zufriedenheit.

Im Englischen sagt man: »Emotion comes from motion« oder aber auch »Motion creates emotion«. Dieses Zitat stammt von meinem Mentor, dem US-amerikanischen Redner und Motivationscoach Anthony Robbins, der bereits früh erkannte, dass Bewegung das Fundament für ein hohes Energielevel ist.7 Es gibt nur wenig Seminare, Kongresse oder Redner-Events, auf denen die körperliche Aktivität des Publikums und der Teilnehmer*innen ignoriert wird. Abgesehen davon, dass Ihre Konzentrationsfähigkeit nach sportlicher Betätigung steigt, nutzen Sie jedes Mal, sobald Sie sich körperlich anstrengen, einen natürlichen Energy Booster. Dieser hilft Ihnen dabei, auch schwierige Aufgaben kontinuierlich zu meistern. Ein positiver Nebeneffekt ist im Übrigen, dass Sie deutlich besser aussehen. Wie rapide Ihre Ausstrahlungskraft durch körperliche Aktivität zunimmt, können Sie gerne testen. Auf das Ergebnis bin ich gespannt. Berichten Sie mir bitte!

Zu guter Letzt kann es sinnvoll sein, Ihre Redegeschwindigkeit zu drosseln: Wenn Sie dazu neigen, beim Sprechen die Geschwindigkeit eines Fließbandes zu haben, ohne Punkt und Komma, dann riskieren Sie häufiger Fehler. Probieren Sie vorher aus, mit welcher Sprechgeschwindigkeit Sie sich wohlfühlen, und trainieren Sie das, damit Ihr Augenmerk während Ihrer Performance weniger auf Ihrem Sprechtempo liegen muss, weil es mittlerweile automatisch funktioniert. Abgesehen davon wollen Sie von Ihrem Publikum nicht nur gehört, sondern auch verstanden werden. Hierfür ist ein angenehmes Sprechtempo unerlässlich.

Ein Detail von meinem eigenen Auftritt bei GEDANKENtanken möchte ich noch schnell mit Ihnen teilen: Bevor ich die Bühne betrat, herrschte im Backstage-Bereich große Anspannung. Einen ähnlichen Auftritt hatte es bei GEDANKENtanken noch nicht gegeben. Dementsprechend waren wir alle sehr aufgeregt und zugleich froh, dass jemand es wagte, dieses Thema auf der Volksbühne zu präsentieren. Jetzt fällt mir ein, dass ich Ihnen das Thema meiner Keynote bislang vorenthalten habe: Meine Keynote trug den Titel »Wir brauchen dich!« und ich erzählte meine persönliche Geschichte, wie es mir trotz aller Widrigkeiten in einer Parallelgesellschaft gelungen war, zu einer emanzipierten Frau heranzuwachsen. Ganz ohne Weggefährten und Mutmacher wäre mir dies wahrscheinlich nicht gelungen, weshalb ich an jeden Einzelnen appelliert habe, Verantwortung für sich und für andere zu übernehmen.

Nachdem ich den runden blauen Teppich auf der Bühne verließ und die Stimmungskanone Dr. Stefan Frädrich mir vor der Anmoderation des letzten Redners ein fröhliches High Five gab, um mich zu verabschieden, verschwand ich hinter dem schwarzen Vorhang und spürte plötzlich jede Menge Schulterklopfen. Im Nachhinein berichteten mir viele Zuschauer*innen, dass sie meine Rede sehr mutig fanden. Es mussten dann doch einige Wochen vergehen, bis ich begriff, dass meine Kolleg*innen vor meinem Auftritt aufgeregter waren als ich selbst. Bei diesem Thema habe ich wohl das große Glück gehabt, für uns alle sprechen zu dürfen. Das entlockte mir ein Lächeln und doch wusste ich, dass ich die Rede nur in dieser Form präsentieren konnte, weil die Vorbereitungsphase und die letzten Minuten vor dem Auftritt gut strukturiert und geplant waren, und das wünsche ich Ihnen bei Ihrer Performance auch. Zufälle gibt es nicht, nur fehlende Planung. Und am Ende war doch das Wichtigste, dass zwei meiner guten Freunde und meine Familie extra angereist waren, um mich in meinem Vorhaben zu unterstützen. Bei dieser Erinnerung geht mir das Herz auf.

Keynote-Speaking ist die bessere Politik

Was ist eigentlich die Aufgabe von Politiker*innen? Abgesehen von dem Einheimsen saftiger Diäten, die dem einen oder anderen ein Dorn im Auge sind? Sie erkennen es möglicherweise nicht direkt, doch Keynote-Speaker, Coaches und Politiker verfügen über viele Gemeinsamkeiten. Die Politik selbst setzt die Rahmenbedingungen, an denen wir unser Leben ausrichten müssen. Dies hat zum Ziel, auf möglichst vielen Ebenen faire und gerechte Bedingungen zu schaffen und die Solidargemeinschaft innerhalb der Landesgrenzen zu stärken. Das erwarten wir zumindest … Wenn also etwas in Ihrem Leben nicht so funktioniert, dann können Sie selbstverständlich der Politik die Schuld dafür in die Schuhe schieben und sich selbst den Stempel des Opfers aufdrücken. Stattdessen können Sie aber auch eigenverantwortlich den Fokus auf die Dinge richten, die Sie beeinflussen können, fernab von politischen Entscheidungen.

Ein Politiker wird mit den Stimmen des Volkes gewählt, soll die Bedürfnisse und Wünsche seiner Wählerschaft repräsentieren und ergebnisorientiert in den politischen Diskurs einbringen, sprich: Seine Aufgabe besteht darin, sein Wirken der Verbesserung der Lebensumstände der Bürger*innen zu widmen.8 Da auch ein Politiker nur ein Mensch ist, der früher oder später an die Grenzen seiner Fähigkeiten stößt, sind wir alle dazu angehalten, uns selbst auf die Suche nach den besten Lösungen für uns zu begeben. Hier kommen mittlerweile immer häufiger Speaker, Coaches und Redner ins Spiel.

Der Hunger der Weltgemeinschaft nach persönlicher Entwicklung nimmt rasend zu, so ist es nicht verwunderlich, dass sich die Politik nicht die Probleme, Wünsche, Ziele und allerlei Bedürfnisse von Millionen Menschen auf die Fahnen schreiben kann. Als Speaker und Coach gelingt es uns, mit kleineren Menschengruppen zusammenzuarbeiten oder vor einem überschaubaren Publikum aufzutreten. Unser Erfolg lebt von Ihrem ganz persönlichen Erfolg. Eine meiner großen Freuden bei dieser Arbeit, obgleich ich dies nicht so nennen will, ist die Nähe zu den Menschen.

Durch die Tätigkeit der Keynote-Speaker und Coaches wird dem Publikum und Seminar-Teilnehmer*innen nicht nur ein Mentor an die Seite gestellt, sondern auch hilfreiche Tools, um die anvisierten Lebensziele und -planungen selbst in die Hand zu nehmen, ohne mit dem Finger auf die Politiker-Riege zu zeigen. Ohnehin können wir die Regierungen nicht für alle Ergebnisse in unserem Lebenslauf verantwortlich machen. Ich habe es bislang noch viel zu selten gehört, aber ich könnte mir vorstellen, dass die Politiker irgendwo in naher Zukunft erkennen werden, welche Hilfe wir ihnen sind, da die Zahl der Menschen, die mit der Politik unzufrieden ist, in den letzten Jahren deutlich gestiegen ist. Zuletzt hat die Corona-Politik vieler Staaten die Menschen beinahe in den Wahnsinn getrieben und auch hier haben wir wieder einmal gesehen, wie wichtig und wertvoll Speaker und Coaches sind.

Warum der Schlüssel zu Ihrem Glück in Ihren Händen liegt

Die inflationäre Verwendung des Substantivs »Verantwortung» sollte doch darauf zurückzuführen sein, dass jeder die Bedeutung kennt oder zumindest erklären und verstehen kann, welches Verhalten mit Verantwortung assoziiert wird. Mit Verantwortung bezeichnen wir die Übernahme einer Verpflichtung, um ein Vorhaben maßgeblich positiv zu gestalten und im besten Fall Schaden abzuwehren. Wir Deutschen lieben die Sicherheit, die uns die Möglichkeit nimmt, eigenverantwortlich an unseren Fähigkeiten, Träumen, Ideen, an unserem Lebenswerk zu basteln, denn dann können wir uns zurücklehnen und nichts tun. Trotzdem wird es Ihnen einigermaßen gut gehen. Wenn Ihnen »gut« ausreicht, dann habe ich volles Verständnis dafür, doch Sie lesen diese Zeilen nicht, um sich zurückzulehnen und nichts zu tun. Sie wollen etwas verändern, sonst würden wir beide, Sie und ich, uns nicht in diesem Buch begegnen.

Eigenverantwortung macht Sie zu einem Gestalter, ich möchte fast schon sagen zu einem Künstler, da Sie mit einer Ladung Eigenverantwortung Neues in Ihrem Leben kreieren können. Im Falle eines Scheiterns lenken wir gerne unbewusst von uns ab und schenken unsere ganze Aufmerksamkeit unserer Opferrolle. Das Seminar verkauft sich nicht gut? Wir machen verschiedene Umstände dafür verantwortlich. Unsere Keynote wurde nach einer intensiven gemeinsamen Zusammenarbeit mit einem Coach komplett verändert und auf den Kopf gestellt, sodass sie uns nicht mehr gefällt? Da fühlt es sich doch besser an, nach gehaltener Rede den Coach für unseren Misserfolg verantwortlich zu machen. Ihnen gelingt es nicht, die gewünschten zehn Kilo abzunehmen, und schwups werden die Kochkünste Ihrer Mutter oder der Partner hierfür zur Verantwortung gezogen.

Leider wird diese Rechnung nicht aufgehen, denn schließlich haben Sie selbst sich am Ende für Ihre Inhalte, Ihre Message, Ihre Performance, das Gesagte entschieden. Niemand führt den Löffel mit köstlichem Essen zu Ihrem Mund außer Sie selbst. In Ihrem Umfeld wird es immer Mitmenschen geben, die Sie beeinflussen oder gar den Wunsch hegen, Sie zu kontrollieren, allerdings entscheiden Sie am Ende, wem Sie die Zügel zu Ihrem Leben in die Hand drücken möchten. Ich an Ihrer Stelle würde sorgfältig darauf achten, die Zügel für mein Leben nicht aus meinen Händen zu geben.

Es gibt Speaker, Coaches und Trainer, bei denen die Menge jubelt, und dennoch sind die Redner*innen im Anschluss unzufrieden und unglücklich.