Dieses Buch ist meiner geliebten Ehefrau Sabrina gewidmet. Sie hat mich durch Liebe, Strenge und konsequente Erziehung zu einem rücksichtsvollen, einfühlsamen und treuen Ehemann geformt.

Ohne ihre sachkundige und engagierte Mitarbeit an diesem Werk hätte ich dieses Buch nicht veröffentlichen können.

Herzlichen Dank!

Robert Lemagne

Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

www.dnb.de abrufbar.

© 2021 Robert Lemagne

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7534-3476-6

Inhaltsverzeichnis

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in den Sex-Report Schweden 2026

Stockholm, 14. September 2026

In Absprache mit meinem Verleger und dem uns beratenden wissenschaftlichen IfSDZGF-Institut (*1) flog ich alleine für eine Woche von München nach Stockholm. Meine Frau brachte mich am Morgen zum Flughafen und verabschiedete sich mit den Worten: „Schön fleißig sein und brav bleiben, klar?“ Sie gab mir einen Kuss und einen leichten Klaps mit der Hand auf den Po. Ich nickte erregt und freute mich auf die Schwedinnen. Ursprünglich hatte ich den Aufenthalt in Schweden gemeinsam mit meiner Frau Sabrina geplant, doch es scheiterte an zwei Punkten: Die Mittel des Vorhabens waren sehr knapp bemessen und meine Frau hatte einen wichtigen 3-tägigen beruflichen Termin in dieser Zeit aufgedrückt bekommen, so konnte sie leider keinen Urlaub nehmen und mich begleiten. „Dann verbringe ich eben die Woche alleine in Schweden, dort gibt es ja bekanntlich hübsche Frauen, vielleicht beißt sogar eine meiner Gesprächspartnerinnen an?“ dachte ich im Stillen.

Da die Benutzung von Fliegern in den letzten sechs Jahren durch die Kerosinsteuer extrem verteuert wurde, gab es nur einen Hin- und Rückflug, in Schweden sollte ich die Bahn und Busse nutzen. In der schwedischen Hauptstadt mietete ich mich im Scandlines-Hotel, nahe des Hauptbahnhofes, in der „Kungsgatan“ in der Stockholmer Innenstadt ein. Die Scanlines-Hotelkette ging aus einer Reihe von vor drei Jahren verstaatlichten Hotels hervor. Sie sind einfach, und zweckmäßig eingerichtet, die Fahrstühle dort sind nach den Geschlechtern getrennt. Daran muss man sich hier in Schweden einfach gewöhnen. Ich hatte vor eine Woche in der Hauptstadt und in sechs weiteren Städten Südschwedens zu bleiben und dort meine Gespräche mit den vom Institut geknüpften Kontaktpersonen zu führen. Um sparsam mit den Projektmitteln umzugehen kaufte ich mir jeweils ein Tages-Ticket für die Öffentlichen Verkehrsmittel, denn Autofahren ist in allen schwedischen Großstädten weder möglich noch sinnvoll. Der private PKW-Verkehr mit Diesel- oder Benzin-Motoren ist in Schwedens größeren Städten seit 2023 verboten, auch die verstärkt zum Einsatz kommenden E-Autos wurden im letzten Jahr weitgehend aus den Innenstädten der Großstädte verbannt. Mit Fahrrädern, E-Roller und natürlich zu Fuß war man in Schwedens Städten unterwegs.

Ich war ja nur mit einem Koffer Gepäck und einer Umhängetasche hier. Zu Fuß und mit dem Stadtbus erkundete ich erstmal meine nähere Umgebung. Nahe dem Hotel lag der zentrale Platz Stockholms, Segels Torg, welcher baulich unpassend zusammengestellt ist und sehr unübersichtlicher wirkt. Stockholmer nennen ihn oft den hässlichsten Platz ihrer schönen Stadt. Da jedoch viele Geschäfte, Kulturhaus und Kaffees liegen, sparzierte darüber und kaufte ein neues Ladegerät für mein neues Smartphone S-5000 ein. Das Teil ist auf dem aktuellsten technischen Stand und ich hatte es als neueste Errungenschaft von meinem Verlag für diese Reportage zur Verfügung gestellt bekommen. Ich ging durch die „Gamla-Stan“ zwischen den Meerbusen „Riddrfafjärden“ und „Saltsjörn“ zum bekannten Stadtviertel „Södermalm“, wo meine ersten Kontaktpersonen wohnten. Die Umgebung war sehr ansprechend.

Das Hotelzimmer wurde für kurze Zeit so etwas wie ein „Back-Office“ für mich. Es würde also leider kein Urlaub mit meiner lieben Frau oder einer Bekannten werden, sondern wohl nur ein Arbeitsbesuch im Land der Blondinen und Schären. Ich wollte in Stockholm zwei Besuche von Kontaktpaaren durchführen und in fünf weiteren Städten Schwedens gesprächsbereite Paare treffen, die mir Auskunft über die Entwicklung von 2018 bis 2026 geben wollten und konnten. Ich kannte meine Gesprächspartner bisher nicht und hatte sie auch vor meinem Besuch dort nicht kontaktiert. Allerdings hatte ich über jedes von mir zu besuchende Paar ein kleines Dossier, inklusive Handynummern, Namen und persönliche Daten erhalten, welches auf meinem Smartphone abgespeichert war. Ich schickte den sieben weiblichen Kontaktpersonen, Männer wurden mir nicht näher genannt, jeweils eine WhatsApp, um mit ihnen bei möglicher Terminabsprache und Adresse keine Probleme aufkommen zu lassen oder diese zu beheben. Ich hatte innerhalb einer knappen Stunde die Rückmeldungen „akzeptiert“ von Clara, Lilly, Eva, Beatrice, Birgitta, Jenny und Helen erhalten. Also konnte organisatorisch nur noch wenig schief gehen.

Die Gesprächspartner wurden mir vom Verlag im Einvernehmen mit dem Institut zugewiesen. Es waren wohl Frauen und Männer, die irgendwie positiv in der schwedischen Gesellschaft aufgefallen sein mussten, um von der dortigen Partnerorganisation dem IfSDZGF-Institut aus Deutschland Gesprächspartnerinnen und -partner zu offerieren. Es ging um die in den letzten acht Jahren immer aktueller werdende Themen die auch in Deutschland diskutiert werden wie: Was ist einvernehmlicher Sex? Wie wirkt sich das Zustimmungsgesetz, oder konkreter „Nur-Ja-Heist-Ja-Gesetz“ für die Betroffenen aus? Hat das Verbot der Prostitution und die Verfolgung von Upskirting und Stealthing die reale emotionale Entwicklung der Geschlechterverhältnisse in der schwedischen Gesellschaft beeinflusst? Auch in Deutschland sind diese Debatten ja nicht ganz wirkungslos geblieben. In diesem schönen skandinavischen Land verlief die einschlägige Entwicklung jedoch etwas anders als bei uns.

Das schwedische Zustimmungsgesetzes, welches zum generellen Ja-Sagen-Müssen vor dem GV verpflichtet, ist in den anderen EU-Staaten sehr umstritten. Viele verurteilen es als „unerotisch“, es gibt aber auch eine sehr starke Lobby von Befürworterinnen, auch und gerade in Deutschland. Darum ist diese Reportage im Jahr 2026 vielleicht auch innenpolitisch für unser Sexleben in Deutschland und für unser Strafrecht sehr interessant. Es gibt in fast allen im Bundestag vertretenen Parteien Abgeordnete, die ein ähnliches Recht auch in Deutschland einführen wollen. Mein Bericht könnte also eine gewisse Brisanz haben.

Wie ich schon vor Beginn der Reise in Erfahrung bringen konnte, gibt es seit fünf Jahren in Schweden und Dänemark eine sogenannte „GV-Zustimmungs-App“ für die Staatsbürger beider Länder ab dem 18. Lebensjahr. Mit und über diese App, die in der Umgangssprache in Dänemark „Bums-App“ heißt und die alle Schwedinnen und Schweden volkstümlich „Fick-App“ nennen, können dem Vernehmen nach diese ihr Geschlechtsleben kommunizieren und letztlich auch straffrei organisieren. Die meisten Frauen und Männer in den beiden Ländern dürften diese GV-Zustimmungs-App auf ihrem Smartphone haben. Das vor einigen Jahren erlassene Züchtigungsgesetz, das der schwedischen Frau das Recht einräumt, erst ihren Gatten zuhause und dann ihre männlichen Untergebenen im Berufsleben körperlich zu züchtigen, hat seinerzeit ja europaweit für ein gewisses Aufsehen gesorgt. Man hat dies in der Öffentlichkeit jedoch schnell als „innerschwedische Erziehungsfrage“ kopfschüttelnd akzeptiert. Auch das wollte ich näher erkunden. Ich war gespannt, ob ich zu diesem heiklen Thema etwas erfahren oder gar erleben würde. Mir wurde dabei etwas mulmig, doch gleichzeitig erregte mich der Gedanke enorm.

Die Gespräche wurden von mir vorwiegend in schwedischer, manchmal auch in englischer Sprache geführt, jedoch wechselten wir, wenn nötig, auch manchmal einige Worte in meiner Heimatsprache. Um den deutschsprachigen Lesern die Lektüre einfacher zu machen, habe ich nach Beendigung meiner Reise alle Original-Aufnahmen ins Deutsche übersetzt. Allerdings war es notwendig, das Wort „samlag“ (und die dazugehörende „samlag-App“) für „GV/Geschlechtsverkehr“ in schwedischer Sprache im Text zu belassen, wie ein paar andere typische erotische Äußerungen der einen oder anderen Dame oder eines Gesprächspartners. Der Verweis auf die deutsche Übersetzung folgt am Ende des jeweiligen Kapitels. Im Anhang dieses Buches ist für die deutschsprachige Leserschaft ein kleines Wörterbuch (deutsch / schwedisch) mit den wichtigsten, meist erotischen Begriffen aus dieser Reportage angefügt. Diese sind im Text zwar in deutscher Sprache, jedoch schraffiert gedruckt. Bei Interesse kann der deutschsprachige Leser diese Begriffe dann in der so oder so ähnlich von meinen Gesprächspartnerinnen und -Partnern ausgesprochenen Wörter in original schwedischer Sprache nachlesen. Alles klar?

Ebenfalls im Anhang dieses Buches ist für das bessere Verständnis der politischen und sexualstrafrechtlichen Entwicklung in Schweden eine „Zeittafel 1999 – 2026“ abgedruckt, welche die für diese Reportage wichtigen Gesetzesänderungen, bemerkenswerten Vorkommnisse und Beschlüsse der Schwedischen Regierung schlaglichtartig dokumentieren. Es empfiehlt sich, diese Zeittafel, wenn möglich, vor der Lektüre der einzelnen Report-Kapitel zu lesen oder zumindest kurz zu überfliegen. In den Reportbeiträgen wurde auf verschiedene wichtige schwedische Fakts inhaltlich aufgebaut und über sie gesprochen.

Ich war sehr gespannt was mich da erwartete. Ich war mit einem in der EU vor zwei Monaten neu auf den Markt gekommenen Smartphone ausgestattet, welches fast unbegrenzte MB-Speicher hat und eine Aufnahmekapazität von Musik und Gesprächen von bis zu 24 Stunden aufweist. Alle geführten Gespräche wurden so mit ausdrücklicher Zustimmung meiner schwedischen Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner aufgezeichnet. Diese hatten meine Handy-Nummer und meinen Vor-Nachnamen, um eventuell auftretende organisatorische Probleme vor oder nach dem Treffen besprechen zu können. Nur beim letzten Gespräch in Stockholm kam ich da leider etwas ins Schleudern, Sie werden es verstehen. Ich bekam jedenfalls von einer Fachfrau meines Verlages eine einstündige Einweisung in das wertvolle und sehr bedienungsfreundliche Gerät, welches ich ja gut handhaben konnte. Im Hotel hatte ich alle heute üblichen Kommunikationsmittel zur Verfügung, nur meine Euros, und die in Schweden immer noch als Zahlungsmittel gültigen Kronen waren doch sehr begrenzt. So begnügte ich mich damit, bewundernd durch die Stadt der 14 Inseln und der 54 Brücken zu gehen, das Wetter war hell und sonnig.

Ich aß langweilige, aber auch sehr schmackhafte nordische Fischkreationen und interessante südländische Speisen, nur günstig mussten oder sollten sie sein. Für meine Zeit des Schweden-Aufenthaltes verzichtete ich fast völlig auf Alkohol, denn der war hier sehr teuer und auch schlecht zu bekommen. Nur am Abend meines jeweiligen Arbeitstages genehmigte ich mir ein „Dünnbier“ mit 2,0 % Alkoholgehalt, für das ich in Bayern die vierfache Menge an trinkbarem Gerstensaft bekommen hätte. Aber ich war ja auch zum Arbeiten und nicht zum Trinken, Vögeln oder zur Erholung hier. Aufgrund der aus ökologischen Gründen verteuerten Flugpreise (CO-2-Abgaben) waren innerhalb Schwedens nur Zugreisen möglich. Da es mindestens seit 2021 ein sehr gut ausgebautes Hochgeschwindigkeits-Bahn-Netz in Schweden gibt, stellte das für meine Vorhaben kein Problem dar. Nach meinem ersten Gesprächstermin in Stockholm, war eine weitere Zusammenkunft mit einem Paar in der Universitätsstadt Uppsala geplant. Da dies verkehrsmäßig sehr gut an die schwedische Hauptstadt angebunden ist, wollte ich dort kein Hotelzimmer buchen, sondern noch am gleichen Tag nach Stockholm zurückkehren.

Dann wollte ich mein Domizil in Schwedens Hauptstadt vorläufig abbrechen und eine Rundreise mit eben dieser High-Tech-Bahn durch das flächenmäßig riesige Schweden unternehmen: Erst in die über 1000 km entfernte Stadt Göteborg, danach über Malmö und Ystad nach Karlskrona. Noch vor sechs Jahren wäre ich diese Strecken wahrscheinlich überwiegend geflogen, nur stellte der SNC-Verkehr eine sehr brauchbare Alternative zum Flieger dar. Vielleicht sehe ich ja so etwas mehr von der schönen Landschaft, dachte ich im Stillen. Von Karlskrona aus wollte ich dann zurück nach Stockholm fahren. Dort war dann meine letzte schwedische Übernachtung erneut im Scandlines-Hotel geplant, sowie das Abschlussgespräch in einer Stockholmer Firma natürlich unter der Leitung einer einflussreichen und sicher sehr forschen Dame. „Vielleicht ist sie ja doch etwas attraktiv“, dachte ich und stellte mir im Geiste ihre nackten Titten und ihre mit blonden Härchen verzierte Muschi vor. „Oder hat sie eventuell doch eine glatt rasierte Pussy?“ fragte ich mich gut gelaunt.

Natürlich konzentrierte ich mich dann auf meine Aufgabe. Das waren voraussichtlich natürlich keine nackten schwedische Frauen, sondern das Verhältnis der Geschlechter in Schweden zueinander. Die Frau – Mann -Verhältnisse zuhause kannte ich ja sehr gut, ich bin schließlich seit zehn Jahren mit Sabrina verheiratet. Es sollten besonderes die in den letzten Jahren erlassenen, in vielen Augen männerfeindlichen Gesetzten und deren Auswirkungen auf das Sexualleben der Betroffenen nachgefragt werden. Mir schwante eher Übles: Angefangen vom Frauen Nach-Pfeif- und -Schau-Verbot, über das Nur-Ja-heißt-Ja-Gesetz bis hin zum Recht der Schwedinnen, ihre verheirateten und andere Männer zu züchtigen, gab es also ein weites Feld der Repression in der schwedischen Gesetzgebung und Gesellschaft gegenüber meinem männlichen Geschlecht. Das wollte ich quasi „von innen“ erforschen.

Die Spannung bei mir stieg. Ich legte mich auf mein Bett und versuchte meine Frau mit meinem Smartphone anzurufen, es meldet sich nur der AB. Ich meldete ihr kurz meine Ankunft in Schweden und legte wieder auf. Ich dachte an meine schwarzhaarige Sabrina und verglich geistig einige blonde Schwedinnen vom Flughafen mit ihr. Ich dachte an ihre Mahnung vom Vortag der Abreise: „Falls du auf die Idee kommen solltest und fremd zu gehen, erinnere dich bitte, was was vor drei Jahren los war. Du kennst die Abmachung!“ Ja ich kannte sie noch sehr gut! Ich wollte weder Trübsal blasen, noch onanieren, also schlief ein.

Robert Lemagne

(*1) IfSDZGF = Institut für Schwedisch-Deutsche Zusammenarbeit in Geschlechter-Fragen

Stockholm 1

Ich fahre bei wolkig, sonnigem Wetter zu meiner ersten Reportage mit dem Bus vom Hauptbahnhof aus in das von mir am Vortag bereits erkundete Stadtviertel „Södermalm“. Buchten und Halbinseln mit herrlichen Meerblicken umgeben mich. Die vor sechs Jahren hier neu gebaute „Goldbron“-Brücke überragt eindrucksvoll aber doch sehr filigran den Blick über den Meerbusen von der Altstadt bis zum ehemaligen Arbeiterviertel „Södermalm“. Dieses hat sich nicht erst seit der vor sechs Jahren aus China importieren Brücke hat zum Szeneviertel für Künstler und Kreative Stockholms entwickelt. Ich stellte mich neben eine am Pier angelegte Barkasse, machte von mir ein Selvi mit der Goldbron-Brücke und schickte es stolz an meine Frau Sabrina. Die Luft war erstaunlich gut, auf den Straßen sah ich fast keine Autos, dafür umso mehr Fahrräder und E-Roller. Die dortigen Kneipen scheinen perfekt für Bummeln geeignet. Ich war bei dem Ehepaar Sverhölm zum Gespräch angemeldet worden. Ich schaue mir die knappen Infos über das zu besuchenden Ehepaares auf meinem Smartphone nochmals kurz an: Die Ehefrau Lilly ist 43 Jahre alt, kurze blonde Haare, etwa 170 groß und kräftig aber schlank gebaut. Sie ist von Beruf Arzthelferin und arbeitet ganztags 35 Wochenstunden. Ihr Mann Sven ist 46 Jahre alt, hat mittellanges rötliches Haar, ist 180 groß und schlank. Er arbeitet 20 Wochenstunden. Beide sind 13 Jahre miteinander verheiratet, sie haben zusammen eine Tochter, welche in der Staatlichen Kindertagesstätte aufwächst und einmal wöchentlich zu Besuch kommt. Lilly und Sven führen nach eigenen Angaben eine „sehr glückliche Ehe mit gegenseitigem Respekt und der nötigen Wertschätzung von Sven gegenüber seiner Frau Lilly“. Ich bin gespannt auf das Gespräch, zu dem sich die beiden für eine Reportage eines deutschen Instituts bereit erklärt haben. Meine noch im Hotel abgeschickte Anmelde-WhatsApp wird von Lilly mit „Ja“ beantwortet.

Mit dem seit zwei Jahren hier üblichen unbemannten Stadt-Bus fuhr ich ein paar Kilometer südlich, nun bin ich an der Adresse angekommen: Ein Reihenhaus. Es gibt hier auch die in Schweden seit ein paar Jahren üblichen nach Geschlechtern getrennten Aufzüge. Ich fahre mit dem Männer-Aufzug in den 3. Stock klingle bei Sverölm. Ich werde von Lilly freundlich mit Handschlag begrüßt, sie trägt einen türkisen gutsitzenden Hosenanzug, den sie vielleicht wegen mir angezogen hat? Sven kommt hinzu, er trägt ein hellblaues kurzärmliges Hemd und eine dünne graue Leinenhose. Auch mit ihm gibt es Händeschütteln zur Begrüßung. Es wird Knäcke-Brot und Limonade zur Unterhaltung gereicht. Alkohol und Nikotin sind in Schwedens Wohnungen schon seit 5 Jahren verboten, beide sehen nicht nach Biertrinkern aus. Es ist vereinbart, dass ich nach dem Eheleben, sexuellen Pflichten, Gehorsam und dem Umgang mit dem Geschlechterverhältnis Fragen stellen darf. Höflichkeit und Akzeptanz der Aussagen ohne diese moralisch zu kommentieren sind die Voraussetzung für das vereinbarte Gespräch. Ich beginne:

Red.:

Herzlichen Dank liebe Lilly und lieber Sven für eure Bereitschaft aus dem Alltag eures Ehe- und Berufslebens zu berichten. In Deutschland und in der EU sind viele kritische Fragen zum schwedischen Sexualleben aufgetreten. Besonders die juristische Ungleichentwicklung von Mann und Frau, wie z.B. durch das Zustimmungsgesetz, wird mit Unverständnis gesehen. Was sagt ihr zur Entwicklung der Geschlechter zueinander in Schweden.

Lilly:

Wir stehen voll hinter unserer Regierung, die ja von vier Parteien getragen wird. Es ist sehr wichtig, dass es im Verhältnis von Frau und Mann große Verbesserungen und Umwälzungen zugunsten der Frau gegeben hat. Jede Familie und jedes Ehepaar, Frauen und Männer profitieren hiervon.

Sven:

Natürlich sehe ich das genauso. Zu mir: Du sprichst natürlich das „Nur-Ja-heißt-Ja-Gesetz“ aus 2018 und das Züchtigungsrecht von Frauen gegenüber uns Männern aus 2022 an, welche in Schweden in der letzten Zeit eingeführt wurden. Ich bin dafür, dass uns Männern von den Frauen klare Grenzen gesetzt wurden, sonst kommt nur Unfrieden heraus. Ich persönlich habe durch die Benutzung der frühen Zustimmungs-Fragebögen von 2018 bis 2020 und die spätere samlag-App (*1) an Reife und sexueller Befriedigung als Mann eher gewonnen als verloren. Seit dieser Grenze vor einem GV überlegst du als Mann ernsthaft ob das jetzt okay ist oder nicht, das ist wichtig.

Ich nickte beiden aufmunternd zu und wollte mich nicht einmischen.

Lilly:

Vor etwa 6 Jahren war es bei uns ganz konkret so: Sven schlief fast jeden Tag ein- oder zweimal mit mir, immer abends und jeden zweiten Tag am Morgen. Er fragte mich nie ob ich wollte oder nicht, er tat es einfach. Ich habe mich damals nicht gewehrt, habe es einfach willenlos mit mir geschehen lassen. Durch das Zustimmungsgesetz hat sich das doch schlagartig geändert. Sven musste mich jetzt fragen, ob ich mit ihm Sex haben wollte. Ich überlegte und sagte oft nicht „Ja“ und manchmal auch „Nein“. Nun hatte er ein kleines Problem, einfach so weiter drauflos Vögeln war nicht mehr. So musste er sich um meine Zustimmung zum Vögeln bemühen, was mir völlig neue Möglichkeiten der Einflussnahme auf unser gemeinsames Leben eröffnete.

Sven:

Ich war das regelmäßige Vögeln mit ihr einfach gewöhnt, ich machte es, weil es sich ebenso gehörte, manchmal fast aus Pflichtgefühl und nicht so stark aus Lust und Freude. Als nun Lillys „Ja“ zum Geschlechtsverkehr gesetzlich verbindlich vorgeschrieben war, musste ich ernsthaft umdenken. Denn eine Anklage als Vergewaltiger wollte ich natürlich nicht riskieren, das ist klar. Alle Frauen, auch Lilly, hätten einen nicht einvernehmlichen GV zur Anzeige gebracht, das hatten die Frauen so vereinbart. Es gab ja viele bekannte Beispiele schon vor Jahren, wie z.B. den lügnerischen Vergewaltiger Assange, der von zwei Frauen wegen Sexueller Nötigung am Tag nach einem problematischen Geschlechtsverkehr angezeigt worden war. Uns Männern wurde in den damaligen Workshops klar vermittelt, dass wir bei keiner Frau auf falsche Rücksichtnahme rechnen können, nur weil wir mal mit ihnen gevögelt haben. Also mussten wir unser Verhalten ganz schnell verändern, wenn wir weiterhin Sex haben wollten und nicht im Gefängnis landen.

Red.: (Zu Lilly)

Was ich nicht ganz verstehe: Hättest du denn Sven angezeigt, wenn er dich weiterhin gefickt hätte ohne deine Zustimmung, das war doch vorher auch schon so?

Lilly: (etwas empört zu mir)

Also Herr Redakteur, ich bitte doch sehr, etwas auf deine Worte zu achten, denn der abwertende deutsche Gassenbegriff mit dem F-Wort, ist mir sehr wohl bekannt und gehört seit über einem Jahr nicht mehr zu unseren Redewendungen! Sich körperlich lieben kannst du ja auch gerne vögeln oder von mir aus bumsen nennen. Lobenswerter weise hat unser Kultusministerium letztes Jahr hier eingegriffen und eine menschlichere Sprache in Schweden verordnet. Sven hätte sich für diese frauenverachtende Bemerkung schon gründliche Hosenspanner eingefangen! Vorsicht also, ich habe das Züchtigungsrecht in dieser Wohnung gegenüber allen Männern die Gründe hierzu liefern. Zu deiner Frage: Natürlich liebe ich Sven, doch einen nicht einvernehmlichen GV hätte ich damals und würde ich morgen zur Anzeige bringen. Das würden 99 % aller Schwedinnen so machen und die Männer wissen es auch. Darum gibt es ja die schöne Zustimmungs-samlag-App, die das Einverständnis von uns Frauen enthalten oder nicht, klar und einfach, selbst für Männerhirne!

Red. (Ich etwas verwirrt zu Lilly):

Entschuldige Lilly, das ist mir rein sprachlich so rausgerutscht, mir sind eure schwedischen Bezeichnungen für den Sex und die weiblichen und männlichen Geschlechtsorgane nicht so total geläufig, hoffentlich passiert mir das nicht nochmals. Aber nun inhaltlich weiter: Was ist denn dann nach dem Nur-Ja-Heißt-Ja-Gesetz im erotischen Leben anders gelaufen als zuvor? Habt ihr weniger gevögelt seither? Oder vielleicht sogar mehr?

Sven:

Beides ist richtig. Wir haben weniger Sex, wenn du die Anzahl der GVs im Vergleich nimmst. Das waren vor 2019 so etwa 10 GVs pro Woche bei uns, wir lagen da weit über dem schwedischen Durchschnitt, denn der lag bei 3 GVs pro Woche. Wir haben nun zwei GVs pro Woche, einmal vielleicht drei, einmal nur einen oder garkeinen, das entscheidet Lilly. Aber was die Intensität und die orgastische Befriedigung angeht ist das bei mir gesteigert. Ich freue mich richtig auf jede von Lilly gegebene Zustimmung zum Vögeln mit mir. Dies ist nicht selbstverständlich, ich kann es mir nicht einfach holen oder nehmen, ich muss es mir und uns erarbeiten. Für mich ist der Stellenwert des Geschlechtsverkehrs gestiegen! Lilly kommt einfach öfter als früher, sie wird für sich sprechen da...

Lilly: (unterbricht Sven leicht verärgert):

...allerdings spreche ich für mich, du wirst hier nicht meine Orgasmus-Intensität gegenüber dem Redakteur interpretieren, das mache ich gerne für mich. Vorwarnung auch an dich, nochmals daneben und es setzt sofort etwas hinten drauf, klar? Nun weiter: Ich finde es gut, wenn wir weniger und dafür von uns Frauen selbstbestimmten Sex haben. Es gilt nach wie vor die alte Lutherische Regel: Zweimal die Woche schaden weder ihm noch ihr. So halten wir es und damit basta. Und ja, früher hatte ich fast nie einen Orgasmus, heute wohl jedes zweite Mal, das ist doch ein Fortschritt!

Red.:

Wie läuft das mit der samlag-App denn ab? Schreibt Sven dir ganz selbstverständlich eine Anfrage auf dieser samlag-App und du antwortest „Ja“ oder „Abgelehnt“ drauf, so wie ein Date mit irgendjemand oder nicht? Ist das nicht gelinde gesagt, etwas unerotisch oder gar bürokratisch?

Lilly:

Das mag sein oder auf Außenstehende so wirken, aber nach dem wir uns daran gewöhnt haben läuft es so: Wir einigen uns in einem Gespräch auf einen wöchentlichen gemeinsamen GV-Termin, meist Samstag-Abend oder Sonntag-Vormittag. Den weiteren Termin könnte ich natürlich bei Sven anfragen, das fällt mir jedoch echt nicht ein, das soll ruhig er machen. Ich lasse ihn da etwas zappeln, das erhöht den Reiz. In früheren Zeiten, so vor sieben oder acht Jahren hat er mir sogar ein paarmal Papier-Fragebogen und später dann einfach eine E-Mail geschrieben. Heute schickt er mir dann im Laufe der Woche ein oder zwei weitere App-Anfragen auf die Zustimmungs-samlag-App, die ist versehen mit dem Datum, der Uhrzeit und der gewünschten Stellung. Letzteres lässt Sven manchmal weg, um sich wegen der Stellung keine Abfuhr einzuhandeln. Jede Frau hat da ja ihre Vorlieben und Abneigungen.

Red.:

Ach ja, interessant, welche denn?

Lilly:

Die Frage ist sehr intim, aber bitte, warum nicht. Ich bevorzuge die Seitenlage-Stellung, er darf von hinten in mich eindringen. Das ist bequem und für beide kraftsparend. Missionar und Reiten oder Draufsetzen beim GV das geht auch ab und zu, Animal-von-hinten allerdings lehne ich meist ab, da hat der Mann zu sehr die Kontrolle über die begattete Frau.

Red.:

Aber bei der Fragebogenschreiberei und App-Zustimmung vergeht euch nicht die Lust?

Sven:

Keineswegs, ich hebe mir zur Sicherheit natürlich die Emails und den GV-App-Verlauf sehr gut auf, speichere alles gewissenhaft ab. Trotzdem oder auch damit klappt es mit dem samlag in etwa gut einmal wöchentlich, meist in Lillis Lieblings-Seitenlage-Stellung. Es gab Wochen, da lehnte Lilly alle zwei Anträge kommentarlos ab und es gab welche da stimmte sie dem einen oder den beiden ebenso klar zu. Sie lehnte auch komplett Anträge ab, da ich die Doggy-Stellung vorschlug, das lasse ich also besser. Ihre Lust und Laune bestimmt oder besser bereichert, unser Sexualleben und ich finde es gut, das macht die Sache wirklich spannend. Es ist für mich prickelnd den Antrag zurück zu bekommen, mit dem spannenden Gedanken, kann ich sie nun morgen endlich wieder richtig durchbumsen oder besser erst am Abend ficken nicht, ich ….

(Anmerkung zum Verständnis: Sven sagte natürlich nicht wirklich „Ficken“ auf Deutsch, sondern erst pippa (*2) für Bumsen und knulla (*3) für Ficken. Das letzte Wort brachte erst ihm, dann mir den Ärger ein. Das im Schwedischen auch manchmal gebrauchte ficka (*4), das dort sehr derbe Gassensprache ist, benutzte fast niemand)

Lilly (empört zu Sven):

Also Sven da hast du jetzt den Bogen überspannt. Wir haben klar vereinbart, dass es dieses „K“- oder „F“-Wort bei uns Zuhause nicht gibt. Ich spreche GV-samlag