Cover

Epigraph

»Freiheit ist die Unabhängigkeit von äußeren Faktoren.
Jemand, der auf die Hilfe anderer Personen, Dinge oder Bedingungen angewiesen ist, wird zu deren Sklave.
Die perfekte Freiheit ist keinem Menschen auf Erden gegeben, weil der eigentliche Sinn des irdischen Lebens in der Beziehung zu und Abhängigkeit von anderen besteht.
Je geringer die Anzahl der Wünsche, desto größer ist die Freiheit.
Daher ist die perfekte Freiheit die absolute Wunschlosigkeit.«

Sri Sathya Sai Baba

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Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek:

Ich widme dieses Buch Sri Sathya Sai Baba, der für mich das Höhere Selbst in allen Dingen und Wesen bedeutet.

Phyllis Krystal

Inhalt

Vorwort der Herausgeberin zur ersten überarbeiteten Auflage

Vorwort der Autorin

Danksagung

Einführung

Das Arbeiten mit der Methode

Der Kern der Arbeit

Vorbereitung für die erste innere Arbeit

Bindungen zu den Eltern

Anleitung zur Visualisierung der Figur Acht

Das Pubertätsritual – Ablösung von einem Elternteil

Möglichkeiten für Entspannungsübungen

Das Pubertätsritual

Das Arbeiten mit negativen elterlichen Archetypen

Positive und negative Eigenschaften der Eltern

Das Zerstören negativer Programmierungen

Die Verbindung zu den inneren Kosmischen Eltern

Der Baum

Die Verbindung zu den Kosmischen Eltern

Symbole für das Höhere Selbst

Das Innere Kind

Zurückweisung

Animus und Anima: männl. und weibl. Anteile in Frauen und Männern

Sirenen- und medusenhafte Frauen

Homosexualität

Ehe und menschliche Bindungen

Das Lösen von Bindungen zu anderen Beziehungen

Ablösung von anderen Familienmitgliedern

Ablösung von alten Beziehungen

Das Lösen von Bindungen für andere Menschen

Befreiung von negativen Kräften

Negative Macht – von Individuen oder Gruppen ausgeübt

Ererbte Familienwolken

Das Auflösen einer schwarzen Wolke

Der geerbte Tintenfleck

Der Innere Feind

Das Auflösen anderer negativer Gedankenformen

Das Innere Haus

Das Mandala

Kristalle

Träume und ihre Bedeutung

Die Türen im Korridor

Tod und Todesrituale

Symbole, Übungen und deren Anwendung

Schutzsymbole

Der Ball oder die Blase, später der Strandball

Die Glasscheibe

Der Lichtzylinder

Die Pyramide

Der Regen- oder der Sonnenschirm

Der fünfzackige Stern (das Pentagramm)

Weitere Symbole

Der Maibaum

Die Figur Acht

Der Bienenstock für Energie

Yin Yang

Die schwarzen und die weißen Vögel

Weitere Übungen mit dem Dreieck

Die Wirkung starker Emotionen auf die Atmosphäre

Die Autoritätsfigur

Die Fackel

Die Flamme auf der Platte

Die Waagschalen

Die Wegkreuzung

Die Welle zur Entspannung

Umgang mit negativen Emotionen

Angst

Der Angststern

Schuld

Der Taucheranzug zum Befreien von Schuldgefühlen

Wut

Eifersucht und Neid

Der Wurm im Apfel

Gier

Lehrbilder

Das Maßband und die Schlange

Der knorrige Holzzaun

Die Schwenktür

Die zwei Uhren

Die Tulpe und die Chrysantheme

Die beiden Schlangen

Hund und Katze

Die drei Berge

Der menschliche Hund an der Leine

Schlusswort

Nachwort der Herausgeberin

Wichtige Symbole und Übungen in diesem Buch

Index

Anhang: Bindungen lösen zu einer Person

Über die Autorin

Die Herausgeberin

Vorwort der Herausgeberin zur ersten überarbeiteten Auflage

Als Phyllis Krystal mit der Methode »Die inneren Fesseln lösen« inspiriert wurde, verpflichtete sie sich, diese an so viele Menschen als möglich in exakt der Form, wie sie sie erhalten hatte, weiterzugeben. Die Phyllis Krystal Foundation freut sich, Ihnen hiermit die 1. überarbeitete Auflage des zuerst 1982 veröffentlichten Buches vorlegen zu können.

Bei den grau unterlegten Textpassagen handelt es sich um Anmerkungen der Herausgeberin, die zusätzliche Information enthalten, wie Phyllis sie seit der 1. Auflage 1982 gegeben hat.

Vorwort der Autorin

Es wird dem Leser dieses Buches leichter fallen, es zu verstehen, wenn er oder sie sich vor Augen hält, dass es in diesem Buch vorwiegend um die Arbeit mit Symbolen geht. Symbole bieten Mittel und Wege, um Botschaften wirksam an das Unterbewusstsein zu senden. Symbole sind deswegen so wirkungsvoll, weil die Sprache des Unterbewusstseins aus Bildern und Symbolen besteht.

Das Unterbewusstsein ist schlicht oder kindlich strukturiert und die Symbole, um mit diesem zu kommunizieren, sollten dementsprechend gewählt werden. Ebenso wie Kinder, die schnell und leicht in einer entspannten Atmosphäre spielerisch lernen, ist der kindliche Teil des Geistes aufnahmefähiger, wenn angemessene Methoden gewählt werden, um dem Unterbewusstsein klarzumachen, was unser bewusster Verstand möchte, dass dieses versteht und ausführt.

Auch Rituale mit den in ihnen enthaltenen Botschaften beeindrucken das Unterbewusstsein, ganz besonders dann, wenn sie mit Emotionen gefüllt sind und ernsthaft ausgeführt werden. Alle Techniken, Rituale und Symbole, die in diesem Buch vorgestellt werden, besitzen die Fähigkeit, positive Botschaften ins Unterbewusstsein einzuprägen und damit negative Konditionierungen auszugleichen, die möglicherweise vorher in unserem Leben stattgefunden haben.

Der Leser wird umso mehr profitieren, wenn er Kritik und Bewertung zurückstellt: Die verschiedenen Techniken sollten nicht als zu kindisch verworfen werden, um effektiv zu sein. Ein bewusstes Zurückhalten von Be- und Verurteilungen gibt dem Unterbewusstsein der Leserschaft die Möglichkeit, teilzunehmen und von den positiven Konditionierungen, die die Symbole bieten, zu profitieren. Solange das Unterbewusstsein einer Person nicht beeindruckt ist, können keine Veränderungen im Leben dieser Person stattfinden – ganz gleich, wie sehr sie sich bewusst zu verändern oder weiterzuentwickeln wünscht.

Danksagung

Ich danke allen Menschen, die mit mir gearbeitet haben für ihre Hilfe, denn ihre Probleme und Fragen haben Antworten hervorgebracht, die in die Entwicklung der in diesem Buch beschriebenen Techniken eingeflossen sind.

Einführung

Dieses Buch präsentiert eine Methode, durch die eine Befreiung von all den verschiedenen Ursprüngen falscher Sicherheiten erreicht werden kann. Diese Methode befähigt eine Person, zu einem unabhängigen, selbstständigen Menschen zu werden, indem sie sich ausschließlich auf die innere Quelle für Sicherheit und Weisheit stützt, die allen Menschen, die diese suchen, zur Verfügung steht. Dieses Wissen bildet die Krönung eines mehr als zwanzig Jahre andauernden Experiments, das eine Frau und ich begannen. Zunächst trafen wir uns zu einer Zeit, in der wir beide damit beschäftigt waren, verschiedene Methoden zu erproben, die uns helfen sollten, mehr Sinn in unseren Leben zu finden.

Wir entdeckten, dass wir beide unzufrieden und enttäuscht darüber waren, dass wir keine überzeugenden Antworten auf einige unserer ernsthaften Fragen über das Leben erhielten. »Warum sind wir hier? Wer sind wir? Wohin gehen wir?«, fragten wir uns und waren sicher, dass es irgendeinen praktikablen Weg geben musste, weitere Antworten auf diese Fragen zu finden. Beide hatten wir eine Wachtraum-Technik erlernt und entschieden uns, diese zu nutzen, um für uns hilfreiche Erfahrungen und Lehren gezeigt zu bekommen. Wir trafen uns regelmäßig und wechselten dabei jeweils die Rollen; einmal führte eine von uns und die andere empfing die Eindrücke, beim nächsten Mal war es umgekehrt.

Eine der ersten Dinge, die wir gezeigt bekamen, war die Nutzung eines Dreiecks als Grundlage für die Arbeit, um uns mit dem Höheren Selbst zu verbinden und uns von dieser Weisheit in jedem von uns leiten zu lassen. Diese Quelle der Weisheit ist immer verfügbar, greift aber nicht in unser Leben ein, geht auch nicht gegen unseren freien Willen, solange wir nicht um dessen Unterstützung bitten.

Als Grundlage dafür visualisierten wir beide eine Lichtlinie auf dem Boden, die uns beide auf Bodenhöhe verband, wobei eine von uns bei Punkt A und die andere an Punkt B gegenüber war. Dann stellten wir uns jeweils eine Lichtlinie entlang unserer Wirbelsäulen vor, die oben an unseren Köpfen austraten und sich über uns an einem Punkt C – der Spitze des Dreiecks – trafen. Dieser Punkt C bedeutete für uns den Treffpunkt mit unserem Höheren Selbst, wo wir Eins sind. Mit der Zeit begannen wir, diesen Punkt das »High C« für Higher Consciousness [englisch für Höheres Bewusstsein] zu nennen und seitdem übergaben wir diesem die Führung der Sitzungen und baten darum, das zu erhalten, was wir brauchten und womit wir im jeweiligen Moment umgehen konnten.

Die Erfahrung in der Arbeit mit vielen Menschen hat gezeigt, dass der Begriff »High C« für alle annehmbar ist, was immer auch ihr Hintergrund sein mag. Die meisten Menschen, die nach einem Sinn des Lebens suchen, haben eine wie auch immer vage Vorstellung davon, dass es eine Kraft in jedem von uns gibt, die jenseits unserer persönlichen, begrenzten, bewussten Persönlichkeit liegt. Die Tatsache, dass Menschen Hilfe suchen, zeigt erst einmal, dass sie zu der Erkenntnis gelangt sind, dass ihr bewusster Verstand und ihr Gehirn nicht in der Lage sind, alle ihre Probleme zu lösen. Üblicherweise stimmen sie dankbar zu, weiterführende Hilfe von der uns innewohnenden Weisheit zu erbitten, wenn wir ihnen zeigen, wie sie damit in Kontakt treten können.

Auf diese Weise mit dem High C zu arbeiten, ist das grundlegende Element, welches diese Methode von anderen Methoden unterscheidet, in denen der bewusste Verstand eines Arztes oder Therapeuten normalerweise die Autorität bildet. Dort findet die Beratung auf der Ebene der Basislinie des Dreiecks statt – also von einem bewussten Verstand zum anderen.

In der Arbeit mit der Methode hat sich im Laufe der Jahre sehr viel Material zu verschiedenen Themen angesammelt. Es schließt auch Antworten auf Fragen und Techniken ein, um uns selbst und anderen bei persönlichen Problemen zu helfen.

Zu Beginn sprachen wir selten darüber, was wir taten, denn in den 50er und 60er Jahren wäre es als sehr seltsam empfunden worden. Aber jetzt, wo übersinnliche und spirituelle Themen explosionsartig in unseren Alltag drängen, ist es schick geworden, darüber zu sprechen. Seit den ersten Anfängen sind von Zeit zu Zeit andere interessierte Suchende zu uns gestoßen. Einige von ihnen arbeiteten eine Zeitlang mit uns, um ihre Probleme zu lösen, und zogen dann weiter, nachdem sie effektive Methoden gelernt hatten, sich weiterhin selbst zu helfen. Einige wenige tauchten tiefer in die Arbeit mit der Methode ein und halfen so, weitere Lehren und Techniken zu entdecken, indem sie Hilfe für ihr eigenes Leben suchten.

Jetzt gibt es viele Menschen, besonders jüngere, die ernsthaft interessiert daran sind, sich selbst zu entdecken. Einige von ihnen finden den Weg zu dieser Methode. Hoffentlich nutzen sie die Methode, die uns gelehrt wurde, um mehr Antworten und praktische Lösungen auf ihrer Suche nach Ganzheit zu finden. Sie können dann ihre Entdeckungen an andere weitergeben und so dazu beitragen, die Methode noch weiter zu verbreiten. Die Methode ist nicht statisch oder kristallisiert, sondern erweitert sich, je mehr Menschen sie nutzen.

Das Buch präsentiert die Methode, verschiedene Techniken und Rituale zur Befreiung von alten Mustern und Bindungen; es enthält auch einige der Lehren und Unterweisungen, die wir erhielten, so dass sie mehr Menschen erreichen als die, mit denen wir persönlich in Kontakt kommen. Somit ist es ein Buch sowohl für Laien als auch für professionelle Therapeuten, denn es ist absolut sicher, diese Methode zu verwenden, wenn die Anleitungen sorgsam befolgt werden und um die Hilfe des Höheren Selbst gebeten wird. Viele der Menschen, die von der Methode profitierten, haben mich immer wieder dazu gedrängt, ein Buch darüber zu schreiben. Zunächst war ich von der Vorstellung bestürzt, da ich ja keine professionelle Schriftstellerin bin und große Zweifel daran hatte, ein Buch schreiben zu können. So bat ich in einer unserer Sitzungen um Hinweise dazu. Mir wurde versichert, dass das Buch bereits durch die jahrelange Arbeit Form angenommen hatte und nur noch in eine fassbare Version in einfachem und geradlinigem Stil gebracht werden müsse.

Ich hoffe also, dass alle, die dieses Buch lesen und beschließen, den Inhalt anzuwenden, entdecken werden, dass dies ein großes Abenteuer bedeutet und auch feststellen werden, dass es ein großer Segen ist – wie für all diejenigen, die bisher bei seiner Entwicklung geholfen haben.

Phyllis Krystal

Das Arbeiten mit der Methode

Dieses Buch beschreibt eine Methode, die entwickelt wurde, damit zwei oder mehr Personen arbeiten können, um in Wissensbereiche einzutauchen, die jenseits des Bewusstseins eines jeden Einzelnen liegen. Der Zustand während der Arbeit mit der Methode wurde vielfach beschrieben als Wachtraum oder aktive Imagination, wobei keiner der beiden Begriffe den Zustand wirklich darstellt. Diejenigen, die Erfahrungen mit der Methode gemacht haben, beschreiben dies fast immer als einen Zustand erweiterten Bewusstseins und berichten, dass die erfahrenen Gefühle meist wesentlich intensiver sind als jene, die wir in unserem normalen Bewusstseinszustand erleben – auch sind die Bilder weitaus lebendiger.

Ich muss von Anfang an zwei Dinge ganz klar stellen: Erstens nehmen die Beteiligten bei vollem Bewusstsein alles wahr, was sie erfahren, sie sind niemals in Trance und erinnern sich an jedes Detail, das während der Sitzung vorkommt. Zweitens ist es nicht notwendig, besondere Fähigkeiten zu besitzen, wie etwa übersinnlich zu sein, beispielsweise hellsichtig oder medial, um diese Arbeit zu machen. Die Anforderung an jede Person, die mit dieser Methode arbeiten möchte, ist, dass ein starker Wunsch danach besteht, Wahrheit und Ehrlichkeit sowie wahre Hingabe und innere Führung zu finden. Ebenso die Bereitschaft, das Ego sowie den persönlichen Willen und Wünsche, Glaubenssätze und Vorurteile beiseitezulassen, so dass die Lehren des Höheren Selbst unverfälscht von menschlichen Verfärbungen zu uns fließen können.

Während wir eines Tages zu zweit arbeiteten, erhielt ich ein interessantes Bild, das mir zeigen sollte, wie wichtig es ist, vollkommen offen zu sein und das Ego soweit wie möglich beiseitezulassen. Wie üblich baten wir darum, gezeigt zu bekommen, was immer für uns angemessen und an diesem Tag zum richtigen Zeitpunkt zu erfahren wäre. Das einzige Bild, das ich erhielt und das nicht weichen wollte, weder verblasste noch verschwand, war das einer Urne. Als ich mich darauf konzentrierte, erkannte ich, dass diese stark angebrochen und angeschlagen war und mir kam der Gedanke, dass sie beim Befüllen mit Wasser auslaufen würde. Ich fragte nach, warum mir dieses Bild einer alten, beschädigten Urne gezeigt wurde. Die Antwort kam wie ein Blitz und schockierte mich. Plötzlich erkannte ich, dass sie mich repräsentierte und dass wir alle gebrochen und angeschlagen sind. Mit Erleichterung stellte ich dann fest, dass dies unsere Fähigkeit, diese Arbeit zu machen, nicht beeinträchtigen musste. Da wir uns mit dem inneren Licht in jedem von uns in Verbindung setzen, um Dunkelheit und Ignoranz zu vertreiben, kann dieses Licht durch die Risse und Spalten sogar besser wahrgenommen werden und zu anderen Menschen strahlen. Von jenem Moment an hörte ich auf, mich zu sorgen, ob ich nun adäquat für diese Arbeit oder ein klarer Kanal sei.

Die Anforderung an zwei Menschen, die zusammenarbeiten möchten, ist zunächst eine Beziehung, welche die Basis des Dreiecks formt, das sie benutzen werden, um mit dem Höheren Selbst in Kontakt zu kommen. Es ist auch wichtig, dass sie diszipliniert genug sind, um regelmäßig zu arbeiten und vor allem, dass so wenig Wettbewerbsgeist oder Geltungsbedürfnis als möglich im Spiel ist. Hier geht es ja um die Suche nach innerem Wissen, nicht um das der einzelnen Partner. Es kann durchaus hilfreich sein, wenn die Partner unterschiedliche Persönlichkeiten haben, denn es sorgt für größere Polarität und verringert die Gefahr, zu stark vom Thema abzuweichen. Manchmal führen diese Unterschiede zu interessanten Situationen, wenn beide Partner auf den ersten Blick scheinbar widersprüchliche Bilder erhalten, die aber bei genauerem Hinsehen die gleiche Aussage nur unterschiedlich präsentiert enthalten; die Aussagen bestätigen sich gegenseitig. Es kommt auch vor, dass die Bilder der einzelnen Partner, sobald sie zusammengefasst werden, eine ganze Botschaft ergeben, von der jedes Bild einen Teil bildet.

Im Laufe der Arbeit wurde schrittweise immer offensichtlicher, dass die Arbeit auf viele verschiedene Arten angewendet werden kann. Von Anfang an wurden wir angewiesen, dass wir bereit sein mussten, das Erlernte mit all denjenigen, die offen dafür sind und es anwenden möchten, zu teilen. So ergab es sich, dass wir auch mit verschiedenen anderen Menschen arbeiteten, die uns um Hilfe und Rat für ihre Probleme baten. Dies geschah zusätzlich zu unseren regelmäßigen Treffen zur Erlangung innerer Führung und Unterweisung, die eher wie eine Schule des Höheren Lernens war.

Manchmal arbeitete eine von uns direkt mit dem Hilfesuchenden, entweder, indem beide sich mit dem Höheren Selbst verbanden, oder indem das, was wir schon erlernt hatten, mit ihnen geteilt wurde. Manchmal halfen wir auch Menschen dabei, ihre Träume zu entziffern oder fuhren mit dem fort, was immer bei der entsprechenden Person und dem Problem angebracht war. Sonst arbeiteten wir beide zusammen und baten darum, gezeigt zu bekommen, wie wir den Menschen, die innere Führung suchten, helfen konnten. Diese Methode wandten wir meist mit Menschen an, die weit entfernt wohnten oder aus anderen Gründen nicht direkt mit einer von uns beiden arbeiten konnten. In jenen Fällen teilten wir den Betreffenden das Ergebnis unserer Arbeit entweder telefonisch oder per Brief mit und erklärten ihnen empfohlene geistige Übungen oder Meditationen. Wir wurden immer wieder davor gewarnt, die gesamte Arbeit für andere zu tun und ihnen die Aufgabe abzunehmen, denn dies würde nur unsere geistigen und spirituellen Muskeln stärken, nicht aber deren.

Die vielen und vielfältigen Probleme, auf die unsere Aufmerksamkeit gelenkt wurde, waren oft der Weg zu neuen Lehren für eine große Anzahl vielfältiger Themen. Indem wir die uns gegebenen Lehren immer mehr anwandten, lernten wir, der Quelle zu vertrauen, besonders, wenn wir die vielen Beweise sahen, wie diese im Leben vieler anderer Menschen wirkten.

Immer mehr Menschen hörten durch Mundpropaganda von unseren Aktivitäten. Unter ihnen befanden sich auch Psychologen, die uns um Hilfe bei besonders schwierigen oder rätselhaften Fällen baten. Meine ältere Tochter ist Psychologin und benutzt verschiedene Übungen und Techniken mit ihren Klienten mit großem Erfolg. Zusätzlich treffe ich mich mit ihr regelmäßig, um das Höhere Selbst um weitere Einsichten und Anweisungen zu bitten, wie sie die Probleme ihrer Klienten diagnostizieren und effektiver mit ihnen arbeiten kann. Sie bietet es nur solchen Klienten an, von denen sie den Eindruck hat, dass sie offen für diese Arbeit sind, die ihr Einverständnis dazu geben und die einer derartigen Führung folgen wollen. Die meisten unter ihnen greifen nach dieser zusätzlichen Hilfe und Einsichtsmöglichkeit und das Ergebnis ist, dass meine Tochter ihnen helfen kann, sich besser selbst zu helfen, was der Schlüssel zu Heilung und innerem Wachstum ist. Sie sehen, wie diese Arbeit den inneren Heilungsprozess beschleunigt, und meist haben wir eine lange Liste von Anfragen, wann immer wir uns treffen.

Aus dieser Arbeit ergab sich eine Struktur, die von Psychotherapeuten und Beratern genutzt werden kann, so wie sie im weiteren Verlauf des Buches erläutert ist. Wir hoffen, dass sich mit der Zeit immer mehr Therapeuten dieser höheren Weisheit bedienen, indem sowohl sie als auch ihre Klienten das Höhere Selbst anrufen.

Eine immer wieder auftretende Situation bei Beratungen ist die Projektion oder Übertragung. Dies wird verringert, wenn sowohl Therapeut als auch Klient sich auf das Höhere Selbst als Autorität verlassen anstatt auf den Therapeuten und auch eine von uns erhaltene Visualisierungsübung benutzen, die speziell dieses Problem reduziert. Wir nennen diese Übung die »Figur Acht«, deren Benutzung später im Text beschrieben wird.

Der Kern der Arbeit

Während einer Sitzung mit meiner Tochter, als wir gerade damit beginnen wollten, einige ihrer Fälle zu betrachten, wurde mir unerwartet der Kern oder das Kernthema dieses Buches präsentiert.

Sobald wir in die Ruhe gekommen waren und sie die Liste der Namen derjenigen, die um Hilfe gebeten hatten, verlesen hatte und wir in unserer Vorstellung das Dreieck zwischen uns errichtet hatten, sah ich sofort wie auf einem inneren Bildschirm eine Art Zoo oder Zirkus mit vielen Käfigen, in denen jeweils Tiere untergebracht waren. Bei der Betrachtung dieses inneren Bildes faszinierten mich die verschiedenen Formen, in denen die Tiere auf das Eingesperrt-Sein reagierten. Einige der großen Katzen rasten nervös von einer Seite des Käfigs zur anderen – anmutig, aber frustriert, einige Tiere warfen sich gegen die Stangen des Käfigs in offensichtlicher Wut und Rebellion, frenetisch und ängstlich in dem verzweifelten Versuch auszubrechen. Andere Tiere verzogen sich in den hinteren Teil des Käfigs und rollten sich zusammen wie ein Embryo – zurückgezogen von jeglicher Teilnahme am Leben. Manche begannen einen Hungerstreik und verweigerten die Nahrung, während andere, z. B. die Bären, begannen, eine Vorführung zu geben, kleine Tricks präsentierten, eine kleine Show für die Besucher inszenierten, um deren Aufmerksamkeit zu gewinnen und sich so von ihrer Langeweile abzulenken. Andere machten sich beliebt, erbettelten mit Purzelbäumen Futter von den Wärtern. Bei der Betrachtung dieser unterschiedlichen Reaktionen fragte ich mich, warum ich diese Bilder bekommen hatte, und bemerkte sofort, dass die Menschen, ebenso wie die Tiere, die ich gerade sah, in Käfigen gefangen sind – allerdings in von ihnen selbst angefertigten. Mit der gleichen inneren Bestimmtheit wusste ich aber auch, dass sie sich aus diesen Käfigen befreien können, sofern sie dies wollen.

Würde tatsächlich irgendjemand nicht frei sein wollen?, fragte ich mich. Als Antwort erschienen mir in meiner Vorstellung mehrere Menschen, die ich kannte, die in diese Kategorie passten. Als ich weitersuchte, stellte ich fest, dass viele Menschen jede Art von Veränderung ablehnen. Sie ziehen die Sicherheit einer gewohnten Situation oder Bedingung vor, wie schwierig oder unglücklich diese auch sein mag, um Unsicherheit gegenüber Unbekanntem oder Anderem zu vermeiden.

Es gibt auch solche, die protestieren und frei sein wollen, aber, sobald sie die Gelegenheit erhalten, sich aus ihren Gefängnissen zu befreien, feststellen, dass ihr Drang nach Freiheit nicht groß genug ist, um ihr Festhalten an Menschen, Besitztümern, Wünschen, Sicherheiten oder anderen Dingen, ohne die sie nicht leben können, aufzugeben. Menschen können größte Anstrengungen unternehmen, um ihre gehegten Wünsche und Träume zu schützen und wehren jeden Versuch ab, ihnen aufzuzeigen, dass diese der Grund für ihr Unglücklich-Sein sind.

Als nächstes wurde mir bewusst, dass wir – ebenso wie der Faden der Ariadne – den Prozess bis zu seinem Ursprung zurückverfolgen müssen, vorbei an dem Deckmantel aus Protest, die der Verstand aufgebaut hat, um den Schlüssel zu finden, der das Gefängnis jedes Einzelnen aufschließen kann; nur wenn die versteckten Gründe für die Symptome entdeckt werden, kann die Heilung nachhaltig sein. Das Ego mit seinem »ich will« und »ich will nicht« ist der tief sitzende Kern, der so heftig verteidigt wird wie eine Zitadelle – mit Wut, Angst und Verzweiflung, bevor die Kapitulation vor dem Höheren Selbst stattfindet.

Das Übergeben an die innere Weisheit ist der Schlüssel zu Gesundheit und Ganzheit und die wahre Bedeutung von »Dein Wille geschehe, nicht meiner«. »Dein Wille« bezieht sich auf den Willen unseres eigenen Höheren Selbst, das allein weiß, warum jeder Mensch in diesem Leben ist, während »mein Wille« der zwanghafte persönliche Wille des Egos ist, gebunden an eine Unzahl von Wünschen.

Ich realisierte, dass uns freier Wille gegeben wurde, aber es wurde sichtbar, wohin er uns für gewöhnlich bringt: in Käfige! Solange wir nicht lernen, dass wir nur frei sind, wenn wir dem Höheren Selbst vertrauen, können wir nicht wirklich ermessen, was Freiheit bedeutet. Das Prinzip »Lass das Vertrauen in diese Höhere Weisheit die umkämpfte Zitadelle des Kleinen Selbst erstürmen« kam mir plötzlich in den Sinn. Ich sah, dass alle psychologischen Probleme und das Unglücklich-Sein Zeichen auf dem Weg zu unseren inneren Konflikten sind, die uns, wenn sie richtig verstanden werden, zu den ursprünglichen Wurzeln führen können. Als ich mich umsah, bemerkte ich, dass alle Lebenden unter dem einen oder anderen Aspekt dieser »Krankheit der Trennung vom Höheren Selbst« leiden. Manche Menschen sind davon härter betroffen als andere, manche können es erfolgreicher tarnen oder verstecken, indem sie verschiedene Tricks anwenden, so wie beispielsweise ständige Beschäftigung, Drogen, Alkohol, Sex, Fernsehen, Bücher oder Essen. Wir sind alle wie die Tiere im Käfig! Dieses Bild machte mich ehrfürchtig.

Dann erinnerte ich mich an die östlichen Philosophien und deren Beharren auf Wunschlosigkeit und Loslassen und ich sah, dass uns in unserer Arbeit gezeigt wurde, wie wir die Bindungen zu Dingen, Menschen, Orten, Lebensarten, allem, was uns daran hindert, frei zu sein, lösen können. Darüber hinaus bemerkte ich, dass die Techniken, die uns im Laufe der jahrelangen Arbeit offenbart wurden, dazu dienen, uns aus den Käfigen zu befreien und auch anderen dazu zu verhelfen.

Ich durfte dann kurz erleben, wie sich diese Freiheit anfühlt, und erkannte, dass es sich um genau den Bewusstseinszustand handelte, den ich ab und zu während unserer Sitzungen erreichte und den ich den »Bildteppich-Zustand« nannte.

Bisweilen, wenn ich mich auf Bilder oder Gedanken, die mir kamen, fokussierte, wurde ich mir plötzlich einer gewaltigen Veränderung meiner Haltung bewusst. Ich fühlte mich, als würde ich frei im Raum in einem rosa Licht schweben, wie ein Vogel im Wind, während ich auf einen wunderschönen Bildteppich unter mir blickte. Ich genoss diese kurzen Zeiten in diesem Bewusstseinszustand sehr und fühlte mich, als würde mir eine Sichtweise über die Welt wie durch Gottes Auge gegeben, die nie aufhörte, mich zu erstaunen. Manchmal versuchte ich, diesen Zustand willentlich zu erreichen, schaffte es aber nie, denn das Erreichen dieses Zustandes scheint jenseits unserer bewussten Kontrollmöglichkeiten zu liegen. Zunächst war ich auch etwas erschrocken über meine Haltungsveränderung. Wenn ich sah, wie unmenschlich manche Menschen mit anderen umgingen, die Kriege, Morde, Vergewaltigungen und Sorgen, fühlte ich trotz des Grauens – wie Browning sagte: »Gott ist in Seinem Himmel, alles ist in Ordnung mit der Welt!« Einige Minuten vorher wäre ich beim Anblick dieser Weltszenen vor Depression zusammengesunken. In diesem anderen Zustand war ich jedoch für einen Moment befreit von der Welt und konnte alles aus anderer Perspektive beobachten, wissend, dass all das unvermeidlich ist für den so notwendigen Lernprozess, der nur dadurch möglich wird.

Von oben gesehen war der Bildteppich immer wunderschön mit brillierenden Farben, hell und dunkel, alle kunstvoll harmonisch verwoben, ein komplexes Muster bildend; alles war an seinem richtigen Platz. Allerdings sah der gleiche Bildteppich von unten, von unserer begrenzten, bewussten Perspektive aus betrachtet, ganz anders aus: Das Muster war unscharf, undeutlich, denn viele Knoten und lose Fäden verdeckten das wunderschöne Design, das ich von oben gesehen hatte, und alle Farben schienen einfach zusammenzulaufen. Es wurde mir klar, dass das wahre Muster von der Perspektive des Höheren Selbst aus erkennbar ist.

Unsere Leben sind mit denen anderer verflochten, damit alle lernen können, und wir ziehen solche Menschen und Erfahrungen auf uns, die uns das lehren, was wir lernen müssen. Da wir nicht über unsere begrenzte Sichtweise hinaus sehen können, erscheint das Muster hässlich und unsauber und somit falsch. Aber von oben betrachtet, wo das Design klar erkennbar ist, ist alles, wie es ist, wie es sein muss – so, wie wir es gewoben haben. Sogar die negativen Anteile sind unverzichtbarer Teil des Ganzen.

Dann erkannte ich, dass sogar »die Knoten richtig sind«; diesen Ausdruck benutzten wir oft, um vermeintlich negative Erfahrungen zu beschreiben, die aber oft genau diejenigen sind, die uns dazu bewegen, unsere Spur zu verlassen, uns zwingen, zu wachsen. Die meisten Menschen haben eine starke Tendenz, ein entspanntes und leichtes Leben zu führen, wenn die Dinge zu gut laufen. Das führt zu einer Stagnation und verhindert Wachstum. Dies liegt nur daran, dass wir das wunderschöne Muster, das wir alle zu weben wünschen, nicht erkennen können und lediglich die schlecht aussehende Unterseite sehen, die wir fälschlicherweise beurteilen.

Als ich dieses Bild einer jungen Frau mitteilte, die zu mir kam, während sie noch um den Tod einer geliebten Person trauerte, fragte sie mich gequält: »Würden wir nicht alle indifferent und sorglos werden, wenn wir die Sichtweise hätten, die Du beschreibst?«

Ich verstand genau, was sie meinte, weil es zunächst auch meine Befürchtung gewesen war, aber die Erfahrung zeigt etwas anderes. Es bewirkt, ganz im Gegenteil, mehr Einfühlungsvermögen und größeres Verständnis und es vermindert die Kritik an anderen. Nur mit solchen inneren Haltungen kann Hilfe angeboten werden.

Ein junger Mann, mit dem ich arbeitete, hatte eine andere Reaktion, als er die Bildteppich-Perspektive erreichte. Er wollte diese nicht mehr verlassen, um nicht in das »gewöhnliche, düstere Bewusstsein des täglichen Lebens zurückzukehren«, wie er es ausdrückte. Ebenso wenig wollen diejenigen, die Drogen nehmen, um Langeweile und Stumpfheit, Angst und Hässlichkeit in ihren Leben zu entgehen, die Drogen absetzen.

Wir wurden immer und immer wieder gewarnt, dass wir nur durch ein Leben in einem Körper und in dieser profanen Welt an uns arbeiten können, um das Ziel der Freiheit zu erreichen, in welcher der Bildteppich einen kleinen Einblick gewährt. Wir müssen arbeiten, um das Recht zu erhalten, dort dauerhaft zu verweilen. Jeder Rückzug aus diesem Leben verzögert den Prozess nur.

Der Schlüssel, der das Tor des Käfigs öffnet, in dem wir gefangen sind, kann nur in dem Käfig gefunden werden, der wiederum selbst in der Welt, in der wir leben, eingeschlossen ist. Der Weg, um diesen Schlüssel zu finden, besteht darin, tief in uns hineinzuschauen, um zu erkennen, wo wir uns an dessen Gitterstäben festhalten und somit an Dinge, Menschen oder Glaubenssätze gebunden sind.

Sobald ich die Bedeutung der Szene des im Käfig gefangenen Tieres verstanden hatte, realisierte ich auch, dass die Anleitungen und Instrumente, die wir über die Jahre bekommen hatten, perfekt entworfen waren, um uns zu helfen, frei von falschen Sicherheiten zu werden und loslassen zu können von dem, was uns im Käfig hält.

Die Szene des im Käfig gefangenen Tieres ist tatsächlich der Kern der Arbeit und gibt uns das zentrale Thema, worum sie sich dreht. Um ganz frei zu sein, müssen wir uns von allem und allen loslösen, was uns bindet oder beherrscht bzw. in dem wir unsere Sicherheit zu finden glauben, anstatt in dem Höheren Selbst in jedem von uns.

Ich erinnerte mich an Jesus, der einem wohlhabenden Mann riet, seine Eltern, seine Frau und sein Zuhause zu verlassen und ihm zu folgen. Ich verstand nun, dass es hierbei nicht unbedingt darum ging, sie wortwörtlich physisch zu verlassen, indem sie vernachlässigt wurden oder angenommene Verantwortung einfach abgelegt wurde. Eher scheint es, als ob es sich auf das Ablösen von familiären Abhängigkeiten bezieht, die ja oft hinderlich sind bei der Hingabe an das Höhere Selbst und der Freiheit, dessen Führung und Willen zu folgen, anstatt dem Willen unseres Egos oder dem anderer Personen.

Ein wichtiger Teil unserer Arbeit besteht darin, diejenigen Bindungen oder Fesseln zu lösen, die uns an jemand oder etwas binden, worin wir unser Vertrauen setzen und die somit zu Göttern für uns werden. Da diese niedrigeren Götter vergänglich sind und uns weggenommen werden können, sind sie als Quelle für unsere Sicherheit unzuverlässig. Es ist hierbei nicht wichtig, ob diese Verbindungen aus Liebe, Bedürftigkeit, Mitleid, Angst, Hass oder irgendeiner anderen Emotion entstanden sind. Wichtig daran ist, dass sie die Macht besitzen, uns in Abhängigkeit zu halten und an Dinge zu binden anstatt an das Höhere Selbst.

Über die Jahre entstand ein Muster oder eine Sequenz an Schritten, die zu einer Methode geführt hat, die von zwei Menschen in Partnerarbeit angewendet werden kann, sodass beide sich befreien und innerlich wachsen können. Die Methode bietet auch ein System, das von professionellen Therapeuten mit deren Klienten genutzt werden kann, denn das Integrieren des Höheren Selbst in die Arbeit eröffnet eine Dimension, die den Heilungsprozess sehr stark beschleunigen kann.

Wenn ein menschliches Wesen gewillt ist, sein Bewusstsein anzuheben und den Kontakt zu der uns innewohnenden Weisheit und Heilkraft aufzunehmen, wird die Arbeit, welcher Natur sie auch sein mag, verfeinert und bestärkt, da sie jenseits der Dominanz durch das Ego liegt. Es ist sowohl für den Klienten als auch für den Therapeuten wichtig, das Höhere Selbst um Führung zu bitten, da Hilfe leichter gefunden werden kann, wenn beide bereit sind, die Unterstützung des gemeinsamen Höheren Selbst zu suchen.

Uns wurden viele verschiedene Arten von Bindungen und Fesseln aufgezeigt, die wir in den nächsten Kapiteln besprechen möchten. Es werden auch Anweisungen dazu gegeben, wie diese abgelöst werden können, was häufig ein Wiederbeleben alter Pubertätsrituale beinhaltet, die in unserer Zeit leider außer Gebrauch geraten sind.

Die ersten Bindungen werden in unserer Kindheit geformt – zu Eltern, Erziehenden, engen Verwandten, Geschwistern, Lehrern, Freunden und anderen Menschen, all diejenigen, die an der Prägung und Programmierung von Kindern beteiligt sind. Später bilden sich Bindungen zu Freunden, Liebhabern, Ehepartnern, anderen Familienmitgliedern, Kindern und Menschen, die für Sicherheit stehen, seien sie lebend oder tot. Es gibt durchaus auch subtilere Bindungen an persönliche Eigenarten oder Meinungen oder auch an starke Emotionen wie Wut, Eifersucht, Angst und Stolz. Bindungen können auch aus Verlangen nach Dingen entstehen wie Nahrung, Alkohol, Drogen, Geld, Juwelen, Kleidung, Häuser, Autos, Macht, sozialer Status, Ausbildung, Erfolg, um nur einige zu nennen. Letztendlich gibt es auch noch die Bindung an das Leben selbst, was viele Menschen solche Angst vor dem Tod haben lässt.

Bei Menschen, die, während sie noch in dieser Welt lebten, Loslösungen praktiziert hatten, haben wir oft erlebt, dass der Tod ein einfaches und in keiner Weise erschreckendes Ereignis war. Indem sterbende Menschen vom physischen Körper loslassen, sind sie frei dafür, in eine andere Bewusstseinsdimension zu gehen, ohne in Versuchung zu geraten, zu nah an den Bindungen der Erdenszene zu verhaften oder in den Bann des emotionalen Drucks derjenigen zu geraten, die nun ihrer physischen Gegenwart beraubt sind.

Es ist also offensichtlich, dass die Arbeit ein fortlaufender Prozess ist, wobei jede Person beim Entfernen der Bindungen so weit gehen kann wie gewünscht. Wenn der Weg bis zum Ende gegangen wird, kann dies zur kompletten Befreiung von Wünschen und letztendlich auch vom Rad der Wiedergeburt führen. Wie dem auch sei, es erreichen nur sehr wenige Menschen dieses Ziel in einem einzigen Leben und nicht alle Menschen wünschen dies; aber es sollte niemanden davon abhalten, die Methode zu benutzen, um sich zu befreien und so besser mit Problemen umgehen zu können, ihre Beziehungen zu anderen Menschen zu verbessern und ein erfüllteres Leben zu führen.

Vorbereitung für die erste innere Arbeit

Bindungen zu den Eltern

Wenn wir das erste Mal mit einer Person arbeiten, dann versuchen wir zunächst herauszufinden, warum sie diese Art der Hilfe sucht. Menschen erfahren von dieser Arbeit von anderen, denen diese Methode geholfen hat, und sind sich daher in gewisser Weise bewusst, was auf sie zukommt. Sobald wir die Art des Problems zu erkennen beginnen, erläutern wir, dass die Person zunächst auf ihre eigenen Einstellungen achten soll, da ihr geholfen werden kann, die Kontrolle über diese zu erlangen, was oft schon genügt, um die Situation zu verbessern.

Wir erklären dann, dass die meisten Probleme durch meist unbewusste Reaktionen auf frühkindliche Erziehung entstehen, und wir beginnen dann immer damit, daran zu arbeiten, indem wir helfen, die Loslösung von den Eltern zu vollziehen; wir tun dies, indem wir die sogenannten »Pubertätsriten« oder das »Lösen der bindenden Schnüre« anwenden. Das befreit nicht nur von ungesunden Abhängigkeiten, sondern auch von oft negativen Programmierungen durch die Eltern, die noch immer tief im Unterbewusstsein wirken und verhindern, dass Menschen sich selbst erkennen. Diese erste Sitzung gibt der Person die Möglichkeit, den Bewusstseinszustand kennenzulernen, den wir als »Wachtraum« oder »Reverie« bezeichnen, und gibt der Person, die die Sitzung anleitet, gleichzeitig eine gute Vorstellung davon, wie weit sich die hilfesuchende Person in diese Art der Arbeit einzubringen bereit ist.

Natürlicherweise entstehen die ersten Bindungen zu den Eltern, da sie der Kanal sind, durch den wir geboren werden. Eine frühe, enge Verbindung zu ihnen ist in den ersten Lebensjahren, in denen das Kind diese Sicherheit als Basis für die eigene Entwicklung braucht, sehr wichtig.

Heutzutage wird ein Brauch wiederbelebt, der sich »bonding« nennt und in dem diese Bindungen kurz nach der Geburt verstärkt werden. Es wurde herausgefunden, dass die Neugeborenen unmittelbar nach der Geburt für ca. 20 Minuten völlig bewusst sind, ihre Augen öffnen und den Blick fokussieren können. Mit den unterschiedlichen Methoden für natürliche Geburtsvorgänge, die heutzutage angewandt werden, wo beide Elternteile anwesend sind und die Mutter völlig wach ist, wird das Baby mit beiden Elternteilen durch direkten Augenkontakt so früh als möglich verbunden.

Üblicherweise wurden diese frühen Bindungen zu den Eltern jedoch bei Eintritt in die Pubertät, wenn die jungen Menschen kurz vor dem Eintritt in die Erwachsenenwelt standen, getrennt, so dass sie frei waren, sich als unabhängige Menschen zu entwickeln. Leider werden viele dieser alten Bräuche und Rituale in unserer gegenwärtigen Gesellschaft nicht mehr durchgeführt. Das trifft insbesondere auf die Pubertäts- und die Totenrituale zu. Wenn sie noch existieren, dann meist so verwässert und oberflächlich, dass sie für die praktische Umsetzung nutzlos sind. Sie werden als leere Hülse empfunden, ohne die ursprüngliche symbolische Bedeutung, und somit auf eine rein soziale Funktion reduziert.

Wir erklären jeder Person, die neu zu uns kommt, wie dieses Ritual vonstattengeht und weisen darauf hin, dass es jederzeit, unabhängig vom Alter, durchgeführt werden kann, da es in den seltensten Fällen zu Beginn der Pubertät durchgeführt wurde. Wir beziehen uns hierbei auf Rituale und Gebräuche, die noch in einigen sogenannten primitiven Kulturen praktiziert werden, da sie noch enger an den ursprünglichen Formen sind. Wir betonen hierbei besonders, wie wichtig es ist, dass junge Menschen, die kurz vor dem Erwachsensein stehen, von den Eltern und der Welt ihrer Kindheit gelöst und in das soziale Leben als Erwachsene eingeführt werden.

Wenn diese Bindungen jenseits der Pubertät ungetrennt bleiben, entsteht oft eine ungesunde Situation, wenn das Kind, in welchem Alter auch immer, entweder zu sehr abhängig von einem oder beiden Elternteilen ist und somit unfähig, seine eigene, wahre Persönlichkeit zum Ausdruck zu bringen, oder schwer rebelliert und sich von den Eltern lossagt, was auf beiden Seiten zu verhärteten Gefühlen führt. Die letztere Situation kann sogar besonders negative Bindungen hervorbringen, die noch stärker einschränken als die ursprünglichen positiven Bindungen.

Wenn Menschen diese Information erhalten, reagieren sie sehr unterschiedlich, je nachdem, wie ihre Erfahrungen und Hintergründe sind. Manche protestieren und sagen, dass sie sich bereits losgesagt und ihre Unabhängigkeit erreicht haben, wobei sie oft die drastischen Maßnahmen beschreiben, die dazu geführt haben. Allerdings haben wir immer wieder festgestellt, dass sie nur in den seltensten Fällen frei sind und dass Entfremdung, Distanz und sogar der Tod der Eltern sie nicht notwendigerweise befreien. Tatsächlich sind diese Menschen oft noch enger angebunden, auch wenn sie vom Gegenteil überzeugt sind. Andere reagieren ganz anders, wenn sie hören, dass es notwendig ist, die Bindungen zu lösen, und drücken große Erleichterung aus, wenn sie erfahren, dass es nie zu spät ist, sich zu befreien, wie alt sie auch sein mögen. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang an eine junge Frau in ihren 40ern, deren Mutter eine besonders kontrollierende Matriarchin war; aus ihr brach heraus: »Wenn Sie mir helfen können, mich von meiner Mutter loszulösen, werden sich die meisten meiner Probleme lösen.« Ein junger Mann reagierte so: »Ich bin 3.000 Meilen weit weggezogen, um meinem Vater zu entgehen, aber ohne Erfolg; ich spüre seine Kritik über Tausende von Meilen hinweg.«

Wieder andere schrecken vor der Vorstellung einer Trennung zurück, da sie glauben, dass familiäre Bindungen heilig sind, trotz ihrer oft lähmenden und erstickenden Wirkung auf die einzelnen Mitglieder einer familiären Gemeinschaft. Dann gibt es auch solche Menschen, die den Gedanken hassen, aus dem Nest gestoßen zu werden, und die vermittelte Sicherheit der Unabhängigkeit und dem Alleinsein in der Welt vorziehen.

Manchmal werden Kinder auch von Verwandten, Freunden oder Pflegeeltern oder Einrichtungen großgezogen. In solchen Fällen führt dies oft zu einem tiefen, unbewussten Unmut gegenüber den wahren Eltern und ein Gefühl des Zurückgewiesen-Seins beeinträchtigt ihr Leben. Diese Menschen müssen eine Ablösung von ihren wahren Eltern machen, aber auch von denjenigen, die sie aufgezogen haben.

Es ist für Eltern unmöglich, für alle ihre Kinder perfekt zu sein, und selbst die allerbesten müssen ihre Nachkommen loslassen, damit diese