[13] Und sucht ihr mich, so werdet ihr <mich>
finden, ja, fragt ihr mit eurem ganzen Herzen nach
mir, [14a] so werde ich mich von euch finden lassen,
spricht der HERR.
(Jer 29,13-14a)
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© 2021 Martin M. Ulrich
Soweit nicht anders angegeben, sind die Bibelzitate folgender Ausgabe entnommen:
Revidierte Elberfelder Bibel (Rev. 26) © 1985/1991/2008 SCM R. Brockhaus im SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.
Weiter wurden verwendet:
Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung, revidiert 2017, © 2016 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.
Neues Leben. Die Bibel © der deutschen Ausgabe 2002/2006/2017 SCM R. Brockhaus in der SCM Verlagsgruppe GmbH, Max-Eyth-Str. 41, 71088 Holzgerlingen.
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7534-9283-4
Auf dem Weg zum Herzen Gottes … Wie alles begann.
Ich habe es mir im Laufe meines Lebens zu einer guten Angewohnheit machen dürfen, jedes Jahr die Bibel einmal durchzulesen. Seit 2004 übe und pflege ich diese Gewohnheit mal mit mehr, mal mit weniger Begeisterung und Hingabe. Wie bei jeder guten Gewohnheit ist das Herz nicht immer in hohem Maß beteiligt und doch tut eine gute Gewohnheit meinem Herzen gut.
Jedes Jahr nehme ich mir bestimmte Themen vor, die ich beim Bibellesen genauer in den Blick nehmen möchte. Ich betrachte dann Themen wie zum Beispiel: Liebe, Leben, Anbetung, Gebet, die Namen Gottes u.v.a.m. Themen, die mir persönlich groß und wichtig werden, betrachte ich so im Licht der ganzen Bibel und gehe mit ihnen zwölf Monate schwanger. Und so entschied ich mich im Jahr 2008 das folgende Thema genauer in den Blick zu nehmen:
Das Herz Gottes
Dieser Entscheidung ging etwas voraus. In mir erwuchs eine Sehnsucht Gott näherzukommen. Ich wünschte mir Herzensbegegnung mit IHM. Eine nachhaltige Herzensbegegnung, die über alles kognitive Bibellesen, alle üblichen Gebetsformen und alle gängige Lobpreis- und Anbetungspraxis hinausgeht. Durch diese Sehnsucht gezogen und getrieben, wurde ich mit praktischen Fragen konfrontiert, Fragen wie: Wo finde ich eigentlich Gott und SEIN Herz? Und wie bekomme ich einen Zugang zu Gott und zum Herzen Gottes?
Ich merkte, wie Bibellehre meinem Kopf guttat, aber mein Herz scheint eine Sehnsucht und ein Bedürfnis zu haben, welches durch Bibelschulunterricht und theologische Erkenntnisse nicht gestillt wird. Und auch das, was ich im Lobpreis und in der Anbetung erlebte und auch schätze, stillte nicht dieses tiefe Bedürfnis.
Auch wenn die Bibel selbst mein tiefliegendes Bedürfnis nicht stillt, ist sie es doch erst einmal und die Gedanken, die uns Gott in ihr offenbart, welche uns eine Richtung, einen Weg weist. Wir entdecken in der Bibel geistliche Wahrheiten und die Wahrheit macht uns frei (Joh 8,32). Der Kopf entdeckt einen Weg, den das Herz gehen kann. Und so begann für mich meine Reise und ich beschloss, einen Blick in die Bibel zu werfen, um zu sehen, was sie über das HERZ GOTTES zu sagen hat. Ich begab mich auf einen Weg:
Auf den Weg zum Herzen Gottes …
An die 100 Verse fand ich, die in sehr direkter Weise vom HERZEN GOTTES sprechen. Neben Klassikern wie die Aussage, dass David ein Mann nach GOTTES HERZEN ist (vgl. 1 Sam 13,13-14; Apg 13,22), fand ich zum Thema DAS HERZ GOTTES Verse im Alten wie im Neuen Testament.
Gott sagt über SICH im Altem Testament: Mein Herz kehrt sich in mir um, ganz und gar erregt ist all mein Mitleid. (Hos 11,8b; Hervorhebung durch den Autor)
Jesus sagt über sich im Neuen Testament: Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig (vgl. Mt 11,29; Hervorhebung durch den Autor).
Es finden sich in der Bibel Verse der Selbstoffenbarung, in welchen Gott von SEINEM eigenen Herzen spricht (vgl. z.B. 1 Sam 2,35; Hes 28,2.6). Und es finden sich Verse, in denen Menschen Zeugnis von Gottes Herzen geben dürfen (vgl. z.B. 1 Sam 2,21).
Auch die sogenannten messianischen Psalmen geben uns Einblick in Gottes Herzensbewegungen (Ps 2; 8; 16; 21; 22; 40; 41; 45; 69; 72; 110; 118 u.a.m.). Und Psalm 23 gibt uns Einsicht in das hirtliche Herz Gottes.
So manch alttestamentlicher Prophet lebte nahe am Herzen Gottes und durfte SEINEN Herzschlag spüren (vgl. z.B. Jer 8,18; 13,17). Jeremia bringt zum Beispiel die Liebe, Traurigkeit und den Schmerz Gottes über SEIN Volk zum Ausdruck. Das zieht sich durch das Buch Jeremia und spiegelt sich auch im Buch der Klagelieder wider, welches ebenfalls aus Jeremias‘ Feder stammt.
Beim Beschäftigen mit dem Thema DAS HERZ GOTTES fiel mir auf, dass Gott ein Herzensthema hat:
Gott im Menschen
Immer wieder und in zunehmender Weise blitzt dieses Thema in der Bibel auf.
Wenn es um Gottesbeziehung geht, hat das Alte Testament ganz stark den Gedanken
GOTT BEIM MENSCHEN
im Fokus. In bezeichnender Weise redet das Alte Testament von der Beziehung zwischen Gott und SEINEM Bundesvolk Israel. Und auch wenn die Propheten des Alten Testaments noch keinen Blick für die neutestamentliche Gemeinde hatten und nur punktuell über
GOTT IM MENSCHEN
redeten (vgl. Hes 36,27; 37,14), so spricht das Neue Testament doch ganz offen davon.
Jesus spricht davon: Und ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, womit du mich geliebt hast, in ihnen sei und ich in ihnen. (Joh 17,26; Hervorhebung durch den Autor)
Paulus spricht davon: dass der Christus durch den Glauben in euren Herzen wohne und ihr in Liebe gewurzelt und gegründet seid, (Eph 3,17; Hervorhebung durch den Autor)
Johannes spricht davon: Ihr seid aus Gott, Kinder, und habt sie überwunden, weil der, welcher in euch ist, größer ist als der, welcher in der Welt ist. (1 Jo 4,4; Hervorhebung durch den Autor)
Und es gibt noch wesentlich mehr Bibelstellen, aber diese sollten erst einmal genügen.
So wie die Gemeinde im Alten Testament ein Geheimnis war (vgl. Kol 1,24-26), ist auch das Innewohnen Gottes ein Geheimnis, welches erst im Neunen Testament gelüftet wird. Die Lüftung, die Aufklärung dieses Geheimnis, beginnt mit CHRISTUS, welcher der Weg ist (Joh 14,6).
Ihnen wollte Gott zu erkennen geben, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Nationen sei, und das ist: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit. (Kol 1,27; Hervorhebung durch den Autor)
CHRISTUS IN UNS, der Sohn Gottes im Gläubigen: Ein Geheimnis, das uns offenbart wurde und das nun von uns entdeckt werden darf und will.
Und eben hier wird die Sache interessant. Denn nun habe ich einen konkreten, lokalen Ort, an dem ich Gott suchen, finden und SEINEM Herzen begegnen kann. Und der Ort heißt:
GOTT IN MIR!
Nun da ich weiß, dass Gott in mir lebt, stellt sich mir eine neue Frage: WIE bekomme ich einen Zugang zu Gott in mir?
Von dieser Frage bewegt, warf ich einen Blick in die reiche christliche Tradition, welche über ehrwürdige 2.000 Jahre aufweist und mit ihren jüdischen Wurzeln noch tausende Jahre weiter zurückreicht. Und es zeigte sich, wie sich Männer und Frauen von den Anfängen des Neuen Testaments an über die Jahrhunderte und nun über zwei Jahrtausende hinweg auf den Weg machten, um Gott in sich zu suchen und zu finden. In jeder Generation waren Menschen auf der Suche, um dem Geheimnis des innewohnenden Gottes auf die Spur zu kommen. Und jede Generation muss dieses Geheimnis neu für sich entdecken und erschließen. Jede Generation befindet sich:
Auf dem Weg zum Herzen Gottes …
2008 begann für mich ein Prozess und das Zwischenergebnis ist dieses Buch. Dieses Buch gibt keine endgültigen Antworten und es wäre auch vermessen, an dieser Stelle endgültige Antworten geben zu wollen. Gott, das Leben ist so viel größer als ich. Ich will mit diesem Buch einen Startpunkt setzen und einen Anstoß, einen Anreiz geben, sich weiter mit diesem Thema zu beschäftigen, mit dem Thema: Das Herz Gottes und wie man einen Zugang zu IHM finden kann.
Das vorliegende Buch ist eine Frucht, welche aus meiner Beschäftigung mit dem Thema DAS HERZ GOTTES erwuchs. Dieses Buch ist nicht der Weg zum Herzen Gottes, es zeigt nur einen Weg, auf dem man gehen kann.
Überblick
In Teil I beschäftigen wir uns in theoretischer Weise mit theologischen Grundlagen. In Teil II gehen wir dann auf konkrete, praktische Schritte ein und überlegen, wie eine Gebetszeit mehr noch eine Lebenshaltung gestaltet werden kann, die uns dem Herzen Gottes näherbringt.
Ich lade dich ein, diesen Weg zu gehen und auf dem Weg zu bleiben. Und der Weg heißt:
Auf dem Weg zum Herzen Gottes …
Auf dem Weg zum Herzen Gottes … Jeder Weg beginnt mit einem Aufbruch.
Aufbrüche geschehen aus den unterschiedlichsten Gründen. Bei dem einen ist es die innere Unzufriedenheit oder die Sehnsucht nach einem veränderten Zustand, die ihn dazu bringen, sich auf einen Weg zu machen. Andere werden durch Schicksalsschläge und Lebenskrisen aus der Bahn geworfen und machen sich gezwungenermaßen auf den Weg, um etwas zu entdecken, was sie irgendwie erahnen, aber wovon sie noch gar keine klare Vorstellung haben. Irgend so ein verheißenes Land, wo Milch und Honig fließen, steht ihnen vor Augen. Aber was das genau für einen Lebensalltag von 24 Stunden bedeutet, können sie noch gar nicht in Worte fassen. Nur eine Hoffnung erfüllt das Herz, eine Hoffnung, dass alles gut werden wird und dass es diesen Gott gibt, der trägt und hält, wenn nichts anderes mehr trägt und hält.
Aufbruch geschieht oft aus Zerbruch heraus.
Wo stehst du? Bist du aufgebrochen, damit sich etwas verändert? Oder willst du, dass alles so bleibt, wie es ist? Hast du Sehnsucht und Hunger nach mehr von GOTT oder bist du satt und träge und hast dich mit deinem IST-Zustand arrangiert und abgefunden?
Wozu liest du dieses Buch? Was erhoffst du dir davon? Ich mach dir Mut, die Antworten auf diese Fragen einmal aufzuschreiben. Es hilft einem, Klarheit über sich selbst zu bekommen. Leg dir ggfls. ein Tagebuch zu.
Auf dem Weg zum Herzen Gottes … Jeder Weg endet an einem Ziel.
Der Titel dieses Buches spricht von dem Ziel DAS HERZ GOTTES. Denn darum geht es, Gott zu suchen und zu finden, um bei IHM und in SEINEM Herzen anzukommen, um so Herzensbegegnung mit IHM haben zu können.
Was ich im Laufe meines Christseins gelernt habe und vielleicht deckt sich das auch mit deinen Erfahrungen: Meine üblichen Gebetsformen in meiner Gebetszeit und selbst Lobpreis und Anbetung – in welcher Form auch immer – bringen mich dem Herzen Gottes nicht nachhaltig nahe. Auch Bibellesen, Bibelschulunterricht, theologische Erkenntnisse, Hörendes Gebet und das Be- und Ergreifen von geistlichen Wahrheiten bringen mich nicht ans Ziel. All das bringt mich nicht nachhaltig zum Herzen Gottes. Auch wenn die Lehre der Bibel den Weg weist, ist die Bibel selbst nicht der Weg. Die Bibel erscheint mir eher wie eine Landkarte oder besser noch wie eine Schatzkarte. Jeder hat bei dem Gedanken an eine Schatzkarte ein Bild vor seinem inneren Auge. Auf einem alten, vergilbten Pergamentpapier ist ein Landstrich – vielleicht eine Insel mit einer Bucht – gezeichnet. Ein gestrichelter Weg beginnt bei der Bucht, dem Schiffsanlegeplatz und endet mitten auf der Insel bei einem Kreuz. Dort liegt der Schatz vergraben! Nun, lieber Schatzsucher, auf geht’s! Begib dich zur Insel. Lege mit deinem Schiff an und folge dem gestrichelten Weg auf der Karte bis zu dem Kreuz und fange an zu graben. Oder: Bleib in deinem Arbeitszimmer sitzen und studiere weiterhin deine Schatzkarte und fahre nur mit dem Finger die gestrichelten Linien bis zum Kreuz entlang. Male dir aus, was du alles mit dem gefundenen Schatz anstellen könntest. Oder erlebe, wie es ist, einen Schatz in deinen Händen zu halten und ihn zu besitzen. Nur, dazu musst du dein gemütlich eingerichtetes Arbeitszimmer verlassen. Schatzkarte oder Schatz? Arbeitszimmer oder Abenteuer? Deine Entscheidung.
Wie heißt der Schatz?
Meine Frau Yvi sagt manchmal: „Martin, das ganze Leben ist ein Weg, ein Weg zum Herzen Gottes.“
Und damit trifft sie den Kern der Sache. Alles, was Gott uns durch die Bibel lehrt, und alles, was Gott uns durch das Leben zum einen bietet und zum anderen zumutet, ist ein Werben um uns, damit wir uns auf den Weg machen, auf den Weg, um IHM zu begegnen. Das ist das Ziel: Gott selbst und die Begegnung mit IHM!
Der Partner selbst ist der SCHATZ in der Beziehung!
Doch wenn man bei Gott ankommt, wenn man den Schatz in seinen Händen halten darf, merkt man, dass man nicht an einem Ziel angekommen ist. Man merkt, dass man in einem neuen Leben angekommen ist, ein Leben, welches einem ganz neue Wege eröffnet, die es nun zu entdecken gilt.
Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2 Kor 5,17).
Auf dem Weg zum Herzen Gottes … Jeder Weg ist ein Prozess.
Ich habe mal versucht, mein Herzensanliegen in wenigen, zugegeben etwas sperrigen Worten zusammenzufassen. Ich erlebe, so etwas ist eine sehr hilfreiche Übung, die einem Klarheit über sich selbst schenkt.
Mein Herzensanliegen ist die praktisch gelebte Gottesbeziehung auf der Grundlage des biblischen Gottes- und Menschenbildes. Der vertraute und vertrauensvolle Umgang mit Gott, eine intime Beziehung und das Einswerden mit IHM, ist das, was für mich das Leben lebenswert und spannend macht.