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Die jüngsten Debatten über Postkolonialismus oder die Rückgabe von Kunstwerken aus den früheren Kolonien zeigen, dass das Trauma der Kolonialherrschaft auch nach der Erringung der politischen Unabhängigkeit auf vielen Ländern der Dritten Welt noch lastet. Nach wie vor existiert ein rassistisch oder kolonialistisch gefärbter

Überlegenheitsdünkel, den die Erste Welt gegenüber den Menschen und Gesellschaften in den früheren Kolonien einnimmt.

Auf hohem literarischen Niveau und mit einem unbestechlichen, präzisen Blick für die Realität seiner Gesellschaft zeichnete der in Tunesien als Jude geborene Albert Memmi erstmals in den 1950er Jahren mit seinen beiden Porträts einen Grundtext der antikolonialen Opposition.

Adam Shatz würdigt in seinem erstmals in der London Book Review erschienenen Artikel das Verdienst Alberts Memmis als bedeutendster Autor der Dekolonisierung. Seine hier wieder veröffentlichte Studie habe – auch wenn sie heute gewiss anders als in der Phase des Zerfalls der großen Kolonialimperien zu lesen ist – nichts von ihrer Aktualität eingebüßt.

Albert Memmi
Der Kolonisator und der Kolonisierte
Zwei Porträts

Mit einem Vorwort von Jean-Paul Sartre
und einem Nachwort zur Neuausgabe
von Adam Shatz

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Die Übersetzung folgt der französischen Ausgabe Portrait du colonisé précédé du Portrait du colonisateur, die 1966 im Verlag Jean-Jacques Pauvert erschienen ist. © Albert Memmi.

Aus dem Französischen von Udo Rennert

Das Vorwort von Jean-Paul Sartre wurde dem Band: „Kolonialismus und Neokolonialismus. Sieben Essays“ (S. 23–28) entnommen mit freundlicher Genehmigung © Rowohlt Taschenbuchverlag GmbH, Reinbek bei Hamburg 1968.

E-Book (ePub)

© CEP Europäische Verlagsanstalt GmbH, Hamburg 2021

Alle Rechte vorbehalten.

Covergestaltung: nach Entwürfen von MetaDesign

Signet: Dorothee Wallner nach Caspar Neher »Europa« (1945)

ePuB:

ISBN 978-3-86393-576-4

Auch als gedrucktes Buch erhältlich:

3. Auflage /Neuausgabe mit einem Nachwort von Adam Shatz: © CEP Europäische Verlagsanstalt GmbH, Hamburg 2021

Print: ISBN 978-3-86393-107-0

Informationen zu unserem Verlagsprogramm finden Sie im Internet unter

www.europaeischeverlagsanstalt.de

Inhalt

Jean-Paul Sartre: Vorwort

Vorwort des Autors zur französischen Ausgabe von 1966

Porträt des Kolonisators

1. Gibt es den Kolonialisten?

2. Der Kolonisator, der sich verneint

3. Der Kolonisator, der sich bejaht

Porträt des Kolonisierten

1. Mythisches Porträt des Kolonisierten

2. Die Situation des Kolonisierten

3. Die beiden Antworten des Kolonisierten

Schluss

Nachwort zur deutschen Ausgabe von 1980

Nachwort zur Neuausgabe von Adam Shatz

Jean-Paul Sartre
Vorwort

Nur der Südstaatler ist befugt, sich über Sklaverei zu äußern: er kennt den Neger*; die Leute im Norden, abstrakt denkende Puritaner, kennen nur den Menschen an sich. Dies schöne Argument erfüllt stets noch seinen Zweck: in Houston, in der Presse von New Orleans und endlich – immer ist man irgend jemandes Nordstaatler – im »französischen« Algerien; da werden die Zeitungen nicht müde, uns zu versichern, dass einzig der Kolonisator qualifiziert sei, über die Kolonie zu sprechen: wir, die Bewohner des Mutterlandes, verfügen nicht über seine Erfahrung; wir müssen Afrikas brennende Erde durch seine Augen sehen, oder wir sehen dort nichts als Flammen.

Leuten, die sich von solcher Erpressung einschüchtern lassen, empfehle ich, das Buch Der Kolonisator und der Kolonisierte zu lesen. Hier steht Erfahrung gegen Erfahrung: der Autor, ein Tunesier, hat in La Statue de sel (dt. Die Salzsäule) seine harte Jugend erzählt. Was ist er nun in Wahrheit? Kolonisator oder Kolonisierter? Er selbst würde sagen: weder das eine noch das andere; Sie vielleicht: sowohl das eine wie das andere; im Grunde kommt es auf dasselbe hinaus. Er gehört einer jener eingeborenen, aber nicht islamischen Gruppen an, die, »mehr oder minder begünstigt im Verhältnis zu den kolonisierten Massen … sich ausgeschlossen sehen … von der kolonisierenden Gruppe«, die ihren Bemühungen, sich in die europäische Gesellschaft zu integrieren, immerhin »nicht ablehnend gegenübersteht«. De facto mit dem Subproletariat solidarisch, durch magere Privilegien von ihm getrennt, befinden sich jene Individuen in einer permanenten Malaise. Memmi hat diese doppelte Solidarität und diese doppelte Zurückweisung erfahren: die Spannung, die die Kolonisatoren den Kolonisierten und die »sich selbst verneinenden Kolonisatoren« den »sich selbst bejahenden Kolonisatoren« entgegenstellt. Er hat sie so gut verstanden, weil er sie zuerst als seinen eigenen Widerspruch erfahren hat. Er zeigt in seinem Buch vortrefflich, dass diese seelischen Zerrissenheiten, bloße Verinnerlichungen der sozialen Konflikte, einen nicht zum Handeln disponieren. Derjenige aber, der darunter leidet, kann, wenn er sich seiner selbst bewusst wird, wenn er sein Komplizentum, seine Versuchungen und seine Ausgeschlossenheit erkennt, andere aufklären, indem er von sich selbst spricht: als »belangloser Faktor innerhalb der Konfrontierung« repräsentiert dieser Verdächtige niemanden; da er aber zugleich ist, was alle sind, spricht er als zuverlässiger Zeuge.

Aber Memmis Buch erzählt nicht; wenn es sich von Erinnerungen nährt, so hat es sie ganz assimiliert; es ist formgewordene Erfahrung; zwischen der rassistischen Usurpation der Kolonisatoren und der künftigen Nation, die die Kolonisierten schaffen werden und von der »er vermutet, dass er in ihr keinen Platz haben wird«, versucht er, seine Partikularität zu leben, indem er sie in Richtung auf das Universale überschreitet. Nicht auf den Menschen, der noch nicht existiert, sondern auf eine strenge Vernunft hin, die sich für alle als zwingend erweist. Dieses nüchterne und klare Werk reiht sich ein unter die »leidenschaftlichen Geometrien«; seine ruhige Objektivität ist überwundenes Leiden und Aufbegehren.

Deshalb wohl auch kann man ihm einen Anflug von Idealismus zum Vorwurf machen: gewiss wird alles gesagt, doch kann man die Reihenfolge bekritteln. So wäre es vielleicht besser gewesen, zu zeigen, wie der Kolonialist und sein Opfer gleichermaßen im Räderwerk des kolonialen Apparats stecken, jener schweren Maschine, die gegen Ende des Zweiten Kaiserreichs und in der Dritten Republik konstruiert wurde und sich nun, nachdem sie die Kolonialherren voll zufriedengestellt hat, gegen sie kehrt und sie zu zermalmen droht. Tatsächlich ist der Rassismus dem System immanent: die Kolonie verkauft Lebensmittel und Rohstoffe billig ans Mutterland und kauft dafür teure Fertigprodukte. Dieser sonderbare Handel ist nur dann für beide Teile profitabel, wenn der Eingeborene für nichts oder fast nichts arbeitet. Das ländliche Subproletariat kann nicht einmal auf die Benachteiligtesten unter den Europäern als Verbündete zählen: alle leben von ihm, selbst noch die »kleinen Kolonisatoren«, die, obwohl von den Großgrundbesitzern ausgebeutet, im Vergleich zu den Algeriern noch Privilegierte sind: das Durchschnittseinkommen der Algerienfranzosen ist zehnmal so groß wie das der Araber. Daher die Spannung. Damit Löhne und Lebenshaltungskosten möglichst niedrig bleiben, bedarf es einer heftigen Konkurrenz der eingeborenen Arbeiter untereinander, also einer Steigerung der Geburtenrate; da aber die Ressourcen des Landes durch die koloniale Usurpation begrenzt sind, sinkt bei gleichbleibenden Löhnen der Lebensstandard des Moslems unablässig, und die Bevölkerung lebt im Zustand permanenter Unterernährung. Die Eroberung geschah durch Gewalt; die Überausbeutung und die Unterdrückung erfordern die Aufrechterhaltung der Gewalt, also die Anwesenheit der Armee. Nun gäbe es da keinen Widerspruch, wenn überall auf der Welt der Terror herrschte: aber der Kolonisator erfreut sich drüben im Mutterland der demokratischen Rechte, die das Kolonialsystem den Kolonisierten verweigert: tatsächlich ist es das System, das das Anwachsen der Bevölkerung begünstigt, um den Preis der Arbeitskraft zu senken, und das System ist es auch, das die Assimilierung der Eingeborenen verbietet: hätten sie das Wahlrecht, würde ihre zahlenmäßige Überlegenheit das System augenblicklich sprengen. Der Kolonialismus verweigert die Menschenrechte Menschen, die er gewaltsam in Elend und Unwissenheit, also, wie Marx sagen würde, im Zustande des »Untermenschentums« hält. Den Fakten selbst, den Institutionen, der Art des Tausches und der Produktion ist der Rassismus immanent; der politische und der soziale Status stärken einander wechselseitig: da der Eingeborene ein Untermensch ist, betrifft die Erklärung der Menschenrechte ihn nicht; umgekehrt ist er, da er die Rechte nicht hat, schutzlos den unmenschlichen Kräften der Natur ausgesetzt, den »ehernen Gesetzen« der Wirtschaft. Der Rassismus ist bereits da, getragen von der kolonialistischen Praxis, in jedem Augenblick erzeugt durch den kolonialen Apparat und unterhalten durch Produktionsverhältnisse, die zwei Arten von Individuen unterscheiden: für die einen bilden das Privileg und das Menschsein eine Einheit; sie werden Menschen durch den freien Gebrauch ihrer Rechte; bei den anderen wird durch die Rechtlosigkeit ihr Elend, ihr chronischer Hunger, ihre Unwissenheit, kurz, das Untermenschentum sanktioniert. Ich habe immer gedacht, dass die Ideen sich in den Dingen abzeichnen und dass sie schon im Menschen sind, wenn er ihnen Form gibt, um sich seine Situation zu erklären. Der »Konservatismus« des Kolonisators, sein »Rassismus«, die ambivalenten Beziehungen zum Mutterland, all das ist im Voraus gegeben, schon ehe es sich im »Nero-Komplex« manifestiert. Memmi würde mir wahrscheinlich erwidern, er sage nichts anderes – das weiß ich*; im übrigen ist möglicherweise er es, der recht hat: indem er seine Ideen in der Reihenfolge ihrer Entdeckung, das heißt ausgehend von menschlichen Intentionen und gelebten Beziehungen darstellt, gewährleistet er die Authentizität seiner Erfahrungen: er hat zuerst in seinen Beziehungen zu den anderen, in seinen Beziehungen zu sich selbst gelitten; er ist, indem er den Widerspruch, der ihn zerriss, vertiefte, auf die objektive Struktur gestoßen; und er liefert sie uns ohne Zutaten, roh, noch ganz durchdrungen von seiner Subjektivität.

Doch lassen wir die Krittelei. Das Werk etabliert einige zwingende Wahrheiten. Zunächst die, dass es weder gute noch böse Kolonisatoren gibt: es gibt Kolonisatoren. Einige von ihnen verneinen ihre objektive Realität: durch den kolonialen Apparat trainiert, führen sie täglich in der Tat aus, was sie im Traum verdammen, und jede ihrer Handlungen trägt dazu bei, die Unterdrückung aufrechtzuerhalten; sie werden nichts ändern, niemandem nutzen und in der Malaise moralischen Trost finden, das ist alles.

Die anderen – und das ist die Mehrzahl – beginnen oder enden damit, sich selbst zu bejahen.

Memmi hat die Folge der Schritte, die zur »Selbst-Absolution« führen, hervorragend beschrieben. Der Konservatismus hat die Auslese der Mittelmäßigen zur Folge. Wie kann sie ihre Privilegien begründen, diese ihrer Mittelmäßigkeit bewusste Elite von Usurpatoren? Einziges Mittel: den Kolonisierten erniedrigen, um sich selbst zu erhöhen; den Eingeborenen den Status von Menschen absprechen, sie als bloße Privationen definieren. Das wird nicht schwerfallen, da ja gerade das System ihnen alles vorenthält; die kolonialistische Praxis hat die koloniale Idee den Dingen selbst aufgeprägt; es ist der Lauf der Dinge, der zugleich den Kolonisator und den Kolonisierten hervorbringt. So rechtfertigt sich die Unterdrückung durch sich selbst: die Unterdrücker schaffen und erhalten mit Gewalt die Übel, die in ihren Augen den Unterdrückten mehr und mehr zu dem machen, was er sein müsste, um sein Schicksal zu verdienen. Der Kolonisator kann sich die Absolution nur erteilen, wenn er systematisch die «Entmenschlichung« des Kolonisierten betreibt, das heißt, wenn er sich jeden Tag etwas mehr mit dem Kolonialapparat identifiziert. Der Terror und die Ausbeutung entmenschlichen, und der Ausbeuter ermächtigt sich selbst zu dieser Entmenschlichung, um weiter ausbeuten zu können. Die Maschine dreht sich im Kreis; unmöglich, die Idee von der Praxis und die Praxis von der objektiven Notwendigkeit zu unterscheiden. Diese Momente des Kolonialismus bedingen sich bald gegenseitig, bald gehen sie ineinander auf. Die Unterdrückung, das ist zunächst der Hass des Unterdrückers gegen den Unterdrückten. Nur eins steht dessen leibhaftiger Vernichtung im Wege: der Kolonialismus selbst. Hier stößt der Kolonisator auf seine eigene Widersprüchlichkeit: mit dem Kolonisierten würde die Kolonialherrschaft verschwinden, der Kolonisator inbegriffen. Wo es kein Subproletariat mehr gibt, da gibt es keine Überausbeutung mehr: man würde in die gewöhnlichen Formen der kapitalistischen Ausbeutung zurücksinken; die Löhne und Preise würden sich nach denen des Mutterlandes richten: es wäre der Ruin. Das System erfordert gleichzeitig den Tod und die Vermehrung seiner Opfer; jede Veränderung träfe es tödlich: ob man die Eingeborenen assimiliert oder massakriert, der Preis der Arbeitskraft wird fortwährend ansteigen. Die schwerfällige Maschine hält diejenigen, die gezwungen werden, sie in Gang zu halten, zwischen Leben und Tod – immer näher am Tod als am Leben; eine versteinerte Ideologie bemüht sich, Menschen als sprechende Tiere zu betrachten. Vergeblich: um ihnen Befehle geben zu können, und seien sie noch so hart, noch so beleidigend, muss man sie zuvor anerkennen; und da man sie nicht ununterbrochen bewachen kann, muss man sich wohl oder übel entschließen, ihnen zu vertrauen: niemand kann einen Menschen »wie einen Hund« behandeln, wenn er ihn nicht zuvor als Menschen anerkannt hat. Die unmögliche Entmenschlichung des Unterdrückten verkehrt sich in die Selbstentfremdung des Unterdrückers: er ist es, er selbst, der durch seine geringste Geste das Menschsein wieder hervorruft, das er zerstören möchte; und da er es bei den anderen verneint, muss er sich selbst versteinern, muss die Trägheit und Undurchdringlichkeit eines Felsblocks annehmen, muss, kurzum, sich seinerseits »entmenschlichen«.

Eine unerbittliche Wechselseitigkeit fesselt den Kolonisator an den Kolonisierten, sein Produkt und sein Los. Memmi hat das deutlich herausgestellt; wir entdecken mit ihm, dass das Kolonialsystem eine gegen die vorige Jahrhundertmitte entstandene Bewegung ist, die ihre eigene Zerstörung von selbst bewerkstelligen wird: lange schon kostet sie die Mutterländer mehr als sie ihnen einbringt: Frankreich wird erdrückt von der Last Algerien, und wir wissen jetzt, dass wir den Krieg aufgeben werden, ohne Sieg oder Niederlage, wenn wir zu arm sein werden, um ihn zu bezahlen. Aber vor allem anderen ist es die mechanische Starre des Apparats, die im Begriff ist, diesen zu zerstören: die alten Gesellschaftsstrukturen sind pulverisiert, die Eingeborenen »atomisiert«, und die koloniale Gesellschaft kann sie nicht integrieren, ohne sich selbst zu zerstören; sie werden also ihre Einheit gegen sie wiedergewinnen müssen. Diese Ausgeschlossenen werden ihren Ausschluss im Namen des nationalen Selbstbewusstseins fordern: es ist der Kolonialismus, der den Patriotismus der Kolonisierten hervorbringt. Diesen von einem Unterdrückungssystem auf dem Niveau von Tieren gehaltenen Menschen gewährt man keinerlei Recht, nicht einmal das Recht zu leben, und ihre Lebensbedingungen verschlechtern sich mit jedem Tag: wenn einem Volk nichts mehr bleibt als die Wahl seiner Todesart, wenn es von seinen Unterdrückern nur ein einziges Geschenk bekommen hat, die Verzweiflung –was hat es dann noch zu verlieren? Gerade aus seinem Unglück wird ihm sein Mut kommen; die ewige Zurückweisung, die die Kolonisation ihm entgegensetzt, wird es mit der absoluten Zurückweisung der Kolonialherrschaft erwidern. Das Geheimnis des Proletariats, hat Marx einmal gesagt, liegt darin, dass es die Zerstörung der bürgerlichen Gesellschaft in sich birgt. Man muss Memmi dankbar sein, dass er uns daran erinnert hat: auch der Kolonisierte hat sein Geheimnis, und wir wohnen dem gräulichen Todeskampf des Kolonialismus bei.

*Sartre benutzt hier die Sprache des Kolonisators. Diese zu ändern, wäre eine Verfälschung. Auch insgesamt folgt der Text der dt. Erstausgabe. (A.d.Verl.)

*Schreibt er nicht: »Die koloniale Situation erzeugt ebenso Kolonialisten, wie sie Kolonisierte hervorbringt«? Der ganze Unterschied zwischen uns liegt vielleicht darin, dass er eine Situation sieht, wo ich ein System sehe.

Vorwort des Autors zur französischen Ausgabe von 1966

Diese Neuauflage widme ich meinen

franko-kanadischen Freunden, weil sie

sowohl Kanadier als auch Franzosen

sein wollen.

Ich müsste lügen, wenn ich behaupten wollte, mir sei die ganze Bedeutung dieses Buches von Anfang an klar gewesen. Ich hatte einen ersten Roman geschrieben, La Statue de sel, die Lebensgeschichte einer Modellfigur, um zu versuchen, mich in meinem eigenen Leben zurechtzufinden. Aber die Unmöglichkeit eines menschenwürdigen Lebens im zeitgenössischen Nordafrika, die mir stattdessen klar wurde, bewog mich zu dem Versuch, den Ausweg in einer Mischehe zu suchen. Daraus wurde der Roman Agar, der mit einem erneuten Fehlschlag endete. Damals setzte ich große Hoffnungen auf das Paar, das für mich noch immer einen der dauerhaftesten Glückszustände des Menschen darstellt; vielleicht die einzig wirkliche Aufhebung der Einsamkeit. Aber am Ende entdeckte ich, dass auch das Paar keine isolierte Gemeinschaft ist, keine Oase der Erneuerung und des Vergessens inmitten der Welt; vielmehr enthielt es die ganze Welt in sich. Nun war dies für meine unglücklichen Helden die Welt der Kolonisation, und wenn ich das Scheitern ihres Abenteuers verstehen wollte, das eines gemischtrassischen Paares in einer Kolonie, musste ich den Kolonisator und den Kolonisierten verstehen, möglicherweise sogar das gesamte koloniale Verhältnis und die koloniale Situation. All das entfernte mich sehr weit von mir selbst und von meinen Lebensschwierigkeiten, aber die Auseinandersetzung kam immer wieder auf mich zu, und noch ohne zu wissen, wohin ich gelangen würde, und ohne den Anspruch, einen so komplexen Zustand ganz zu erfassen, musste ich zumindest ein Ende für meine Angst finden.

Ich müsste also gleichfalls lügen, wenn ich behaupten wollte, dieses »Porträt«, das ich schließlich von einem der bedeutendsten Unterdrückungsverhältnisse unserer Tage entworfen habe, sei von der Absicht geleitet worden, zunächst den Unterdrückten schlechthin zu zeichnen. Sicherlich werde ich eines Tages dieses allgemeine Bild des Unterdrückten liefern. Aber um genau zu sein, es müsste ein wirklich allgemeines Bild daraus werden, d.h. ein Porträt der Synthese, durch Überlagerung mehrerer Einzelzüge, mehrerer konkreter Porträts von verschiedenen Unterdrückten. Ein Bild des Unterdrückten schlechthin setzt meiner Meinung nach all diese Unterdrückten voraus, statt sie vorwegzunehmen, wie dies bestimmte Philosophen glauben, die ihre Konstruktion für ideale Schöpfungen ihres Geistes halten, mit denen sie dann die Wirklichkeit beherrschen möchten; dabei sind dies in den meisten Fällen Stilisierungen, denen keine Wirklichkeit entspricht. Jedenfalls hatte ich damals nicht die Absicht, alle Unterdrückten darzustellen, nicht einmal alle Kolonisierten. Ich war Tunesier und somit Kolonisierter. Ich entdeckte, dass es nur wenige Aspekte meines Lebens und meiner Person gab, auf die dieser Umstand keinen Einfluss hatte. Nicht nur mein Denken, meine persönlichen Vorlieben und mein Verhalten, sondern auch das Verhalten derer, mit denen ich zu tun hatte, war davon betroffen. Als ich als junger Student erstmals die Sorbonne besuchte, gab es Gerüchte, die mich beunruhigten. Hatte ich als Tunesier das Recht, meine »agrégation« in Philosophie einzureichen?* Ich fragte den Vorsitzenden des Prüfungsausschusses. »Ein Recht ist es nicht«, erklärte er mir, »es ist eine Gunst.« Er zögerte und suchte als Jurist nach den exakten Begriffen. »Nehmen wir an, es sei eine koloniale Gunst.« Ich habe bis heute nicht verstanden, was das eigentlich bedeutete, aber ich konnte aus ihm nichts weiter herausbekommen, und man kann sich vorstellen, mit welcher Seelenruhe ich in der Folgezeit arbeitete. Kurz gesagt, ich habe diese Bestandsaufnahme der Lage des Kolonisierten vor allem deshalb unternommen, um mich selbst zu verstehen und meinen Platz unter den anderen Menschen zu finden. Es waren meine Dozenten – keineswegs alles Tunesier –, die mich später davon überzeugten, dass dieses Bild zugleich das ihre war. Es waren die Reisen, die Gespräche, die Auseinandersetzungen und die Lektüre zahlreicher Bücher, die mir im Verlauf meiner Arbeit immer mehr bestätigten, dass das, was ich geschildert hatte, das Los vieler Menschen überall auf der Welt ist.

Zugleich machte ich die Entdeckung, dass sich alle Kolonisierten im Grunde ähnlich waren; ich musste in der Folgezeit feststellen, dass überhaupt alle Unterdrückten bis zu einem bestimmten Punkt Ähnlichkeiten aufweisen. So weit war ich anfangs noch nicht, und teils aus Vorsicht, teils weil ich andere Sorgen im Kopf hatte, sparte ich mir diese Erkenntnis lieber auf, die ich heute für unleugbar halte. Doch in diesem Bild erkannten sich so viele unterschiedliche Menschen wieder, dass ich die Vorstellung aufgeben musste, es sei nur das meinige oder das des kolonisierten Tunesiers oder sogar Nordafrikaners allein. Man hat mir gesagt, die Kolonialpolizisten hätten dieses Buch fast überall in den Räumen der militanten Kolonisierten beschlagnahmt. Ich bin überzeugt, dass ich ihnen nichts anderes gegeben habe, als was sie bereits waren, was sie bereits gelebt haben. Aber indem sie ihre eigenen Gefühlsregungen, ihr Aufbegehren und ihre Forderungen wiedererkannten, gewannen diese in ihren Augen, so nehme ich an, eine neue Legitimität. Und so getreu auch die Beschreibung unserer gemeinsamen Erfahrungen sein mochte – die Leser waren davon vielleicht doch weniger betroffen als von deren innerem Zusammenhang, den ich ihnen gezeigt hatte. Als der Algerienkrieg kurz bevorstand und schließlich ausbrach, prophezeite ich für mich die zu erwartende Dynamik der Ereignisse und wagte es schließlich auch, sie öffentlich anzukündigen. Das koloniale Verhältnis, das ich darlegen wollte, kettete den Kolonisierten wie den Kolonisator in einer Art erbarmungsloser Abhängigkeit aneinander, formte ihre Charakterzüge und diktierte ihr Verhalten. Ebenso wie es eine deutliche Logik im wechselseitigen Verhalten der beiden Partner der Kolonisation gab, musste meiner Meinung nach ein zweiter Mechanismus, der sich aus dem ersten ergab, unerbittlich die Auflösung dieser Abhängigkeit vorantreiben. Insgesamt bestätigten die Ereignisse in Algerien dieses Muster, das ich in der Folgezeit so oft in der Sprengung anderer kolonialer Situationen wiedergefunden habe.

Jedenfalls fügte sich die Vielfalt von Ereignissen, die ich von Kindheit an erlebt hatte und die in ihrer äußeren Erscheinung oft unzusammenhängend und widersprüchlich waren, auf diese Weise zu dynamischen Konstellationen zusammen. Wie konnte der Kolonisator seine Arbeiter anständig behandeln und zugleich von Zeit zu Zeit in eine Menge von Kolonisierten schießen lassen? Wie konnte der Kolonisierte sich selbst so unerbittlich verneinen und zugleich in so maßloser Weise das Recht auf sich selbst fordern? Wie konnte er den Kolonisator verabscheuen und zugleich leidenschaftlich bewundern (jene Bewunderung, die ich trotz allem auch in mir verspürte)? Das war es, was ich vor allem für mich selbst brauchte: meine Gefühle und Gedanken in eine Ordnung und mein Verhalten mit ihnen vielleicht in Einklang zu bringen. Aufgrund meines Charakters und meiner Erziehung musste ich dies freilich mit aller Strenge tun und den Konsequenzen so weit wie möglich folgen. Wäre ich auf halbem Wege stehengeblieben, hätte ich nicht alle Tatsachen berücksichtigt, hätte ich nicht versucht, all diesem Material einen inneren Zusammenhang zu verleihen und daraus so lange Bilder zu rekonstruieren, bis sie zueinander passten, so wäre es mir wohl kaum gelungen, mich zu überzeugen, und ich wäre vor allem mit mir selbst unzufrieden geblieben. Aber zur gleichen Zeit begann ich zu ahnen, welche Hilfe für die Menschen im Kampf die einfache, aber genaue und systematische Beschreibung ihrer Nöte, ihrer Demütigung und ihres objektiven Zustands der Unterdrückung sein konnte. Ich begann zu ahnen, wie explosiv die Enthüllung einer ihrem Wesen nach explosiven Situation für das ungetrübte Bewusstsein des Kolonisierten wie des Kolonisators sein konnte. Als ob die Enthüllung einer gewissen Zwangsläufigkeit in ihren jeweiligen Marschrouten den Kampf immer notwendiger und jeden Versuch, den anderen aufzuhalten, immer verzweifelter machte. Kurz, das Buch war meinen Händen entglitten.

Darf ich gestehen, dass mich das etwas beunruhigt hat? Nach den eigentlichen Kolonisierten, den Algeriern, Marokkanern oder Schwarzafrikanern wurde es allmählich von anderen anerkannt, in Anspruch genommen und genutzt, die in anderer Weise beherrscht werden, wie manche südamerikanische Länder, die Japaner oder die Neger in den Vereinigten Staaten. Die letzten in dieser Reihe waren die Kanadier französischer Abstammung, die mir die Ehre erwiesen, dass sie glaubten, zahlreiche Muster ihrer eigenen Entfremdung darin wiederzufinden. Ich konnte das Leben dieses Buches nur mit Erstaunen beobachten, so wie ein Vater mit einer Mischung aus Stolz und Besorgnis seinen Sohn beobachtet, der dabei ist, sich einen Ruf zu erwerben, bei dem sich Beifall und Entrüstung mischen. Tatsächlich hatte dies nicht nur Vorteile, denn ein solcher Wirbel hat gerade dazu geführt, dass etliche Passagen übersehen wurden, die mir sehr am Herzen lagen. Dazu gehören die Ausführungen über das, was ich als Nero-Komplex bezeichnet habe; die Beschreibung des kolonialen Verhältnisses als objektiver Zustand, dem beide Partner der Kolonisation unterworfen sind; oder der Versuch einer Definition des Rassismus im Zusammenhang mit der Herrschaft einer Gruppe über eine andere; oder auch die Analyse des Scheiterns der europäischen Linken, insbesondere der kommunistischen Parteien, weil sie den nationalen Aspekt der kolonialen Befreiungsbewegungen unterschätzt hatten; und vor allem außer einem Porträt, das ich so abgeklärt wie nur möglich wollte, die Bedeutung und der unersetzliche Reichtum der gelebten Erfahrung.

Denn trotz allem denke ich immer noch, dass zumindest in meinen Augen der Wert dieses Unterfangens in seiner ursprünglichen Bescheidenheit und Besonderheit liegt, so dass nichts in diesem Buch auf Erfindungen und Spekulationen oder sogar auf willkürlichen Extrapolationen beruht. Es handelt sich an jeder Stelle um eine Erfahrung, die zwar stilisiert und in eine Form gebracht, aber hinter jedem einzelnen Satz verborgen ist. Und wenn ich schließlich einverstanden war mit diesem allgemeinen Gang, den das Unternehmen am Ende angenommen hat, so eben deshalb, weil ich weiß, dass ich für jede Zeile, jedes Wort zahlreiche und völlig konkrete Tatsachen beibringen könnte.

Aus diesem Grund hat man mir vorgeworfen, dass meine Porträts nicht gänzlich auf einen ökonomischen Unterbau gestellt sind, obwohl ich es oft genug wiederholt habe, dass der Begriff des Privilegs im Zentrum des Kolonialverhältnisses steht, ohne Zweifel ein ökonomisches Privileg. Und ich benutze die Gelegenheit, nochmals nachdrücklich zu bestätigen: für mich ist der wirtschaftliche Aspekt der Kolonisation grundlegend. Geht aus diesem Buch nicht die Anprangerung einer vorgeblich moralischen und kulturellen Mission der Kolonisation und der Nachweis hervor, dass in ihr der Begriff des Profits eine wesentliche Rolle spielt?* Habe ich nicht immer wieder betont, dass zahlreiche Formen der Verarmung des Kolonisierten das nahezu unmittelbare Resultat der Vorteile sind, die der Kolonisator dort vorfindet? Sehen wir nicht auch heute noch, wie die Entkolonisierung in bestimmten Ländern deshalb so mühselig vor sich geht, weil der Ex-Kolonisator auf seine Privilegien nicht wirklich verzichtet hat und hinterlistig versucht, sie wiederzugewinnen? Aber das koloniale Privileg ist nicht ausschließlich wirtschaftlicher Natur. Wenn man das Leben von Kolonisator und Kolonisiertem betrachtet, so entdeckt man rasch, dass die tägliche Erniedrigung des Kolonisierten und seine objektive Vernichtung nicht allein ökonomischer Art sind. Der permanente Triumph des Kolonisators liegt nicht nur in der Ökonomie. Der kleine, der armselige Kolonisator hielt sich nichtsdestoweniger für etwas Höheres als der Kolonisierte, und in gewissem Sinne war er das auch wirklich – objektiv und nicht nur in seiner Phantasie. Und das machte ebenso einen Teil des kolonialen Privilegs aus. Die Marxsche Entdeckung von der Bedeutung der Ökonomie innerhalb jedes Unterdrückungsverhältnisses steht außer Frage. Aber dieses Verhältnis enthält noch andere Eigenschaften, die sich meiner Ansicht nach im Kolonialverhältnis auffinden lassen.

Aber, so wird man erneut einwenden, laufen all diese Erscheinungen in letzter Instanz nicht auf einen mehr oder weniger verborgenen ökonomischen Aspekt hinaus? Oder anders: ist der ökonomische Aspekt nicht der primäre Faktor, der Motor der Kolonisation? Möglicherweise, aber das ist noch nicht einmal sicher. Im Grunde genommen wissen wir überhaupt nicht, was der Mensch letztlich ist, was für ihn das Wesentliche ist, das Geld, der Sex oder der Stolz, ob die Psychoanalyse gegenüber dem Marxismus recht behält oder ob das von den einzelnen Individuen und Gesellschaften abhängt. Bevor ich hierüber zu dieser letzten Instanz gelangte, wollte ich jedenfalls die ganze Komplexität jener Wirklichkeit darstellen, die vom Kolonisierten wie vom Kolonisator gelebt wird. Weder die Psychoanalyse noch der Marxismus können unter dem Vorwand, die Triebkraft oder eine der grundlegenden Triebkräfte des menschlichen Verhaltens entdeckt zu haben, das gesamte menschliche Erleben, alle Gefühle, alles Leiden, alle verborgenen Ursprünge des Verhaltens einfach hinwegfegen, um darin lediglich das Profitstreben oder den Ödipuskomplex zu sehen.

Ich möchte noch ein Beispiel anführen, das wahrscheinlich gegen mich sprechen wird. (Aber so verstehe ich meine Rolle als Schriftsteller: sie kann sich sogar gegen meine eigene Person kehren.) Diesem Porträt des Kolonisierten, das nun einmal so sehr das meinige ist, geht ein Porträt des Kolonisators voraus. Wie kann ich es mir erlauben, mit einer derart bedrückenden Lebensgeschichte in gleicher Weise auch das Bild meines Gegners zu zeichnen? An dieser Stelle muss ich ein spätes Eingeständnis machen: in Wahrheit kannte ich den Kolonisator fast ebenso gut und aus dem Inneren heraus. Das muss ich erklären. Ich sagte bereits, dass ich Tunesier bin. Wie alle Tunesier wurde ich demnach als Bürger zweiter Klasse behandelt, bestimmter politischer Rechte beraubt, hatte keinen Zugang zu den meisten Verwaltungspositionen, war zweisprachig aufgewachsen, meine Ausbildung lag lange Zeit im Ungewissen usw…., man wird all das in meinem Porträt des Kolonisierten lesen. Aber ich war kein Moslem. In einem Land, in dem so viele Gruppen von Menschen nebeneinander lebten, aber jede ängstlich darauf bedacht war, ihre Eigenart zu wahren, hatte das eine wesentliche Bedeutung. Vereinfacht ausgedrückt können wir sagen, dass der Jude ebenso viel mit dem Kolonisator wie mit dem Kolonisierten gemeinsam hatte. War er einerseits unleugbar Eingeborener, wie man damals sagte, dem Moslem denkbar nahe durch das unerträgliche Elend seiner Armen, durch seine Muttersprache (meine eigene Mutter sprach in ihrem ganzen Leben kein Wort Französisch), durch Gemüt und Gebräuche, die Vorliebe für dieselbe Musik und dieselben Wohlgerüche und eine fast identische Küche, versuchte er andererseits, sich hingebungsvoll mit dem Franzosen zu identifizieren. Mit einer großen, schwungvollen Bewegung, die ihn zum Okzident hin entriss, der ihm als Inbegriff aller eigentlichen Zivilisation und Bildung erschien, kehrte er dem Orient leichten Herzens den Rücken, wählte unwiderruflich die französische Sprache, kleidete sich nach italienischer Mode und übernahm höchst bereitwillig sogar die Ticks der Europäer. (Womit er übrigens versuchte, einer der Ambitionen eines jeden Kolonisierten zu folgen, der sich noch nicht für die Revolte entschieden hat.) Noch besser – oder schlechter, wie man will –, in dieser Pyramide kleiner Tyrannen, wie ich sie zu beschreiben versucht habe und die das Gerippe jeder Kolonialgesellschaft darstellt, fand sich der Jude um genau einen Rang höher als sein mohammedanischer Mitbürger. Sein Privileg war lächerlich, aber es reichte aus, ihm einigen Dünkel zu verleihen und in ihm die Hoffnung zu wecken, er stehe nicht auf derselben Stufe wie die Masse der muselmanischen Kolonisierten, die die unterste Ebene der Pyramide bildeten. Es genügte zugleich, dass er sich seit dem Tag bedroht fühlte, an dem das Gebäude zum ersten Mal wankte. Man hat das recht gut bei den Barrikadenkämpfen in Algier beobachten können, wo zahlreiche Juden Seite an Seite mit den »Piedsnoirs«* ihre Schüsse abfeuerten. Nebenbei gesagt ist auch mein Verhältnis zu meinen Glaubensgenossen nicht gerade erleichtert worden, als ich mich entschlossen hatte, die Kolonisierten zu unterstützen. Kurz, wenn ich es auch für unumgänglich hielt, die Kolonisation anzuprangern, obwohl sie für die meisten weniger drückend gewesen ist, habe ich doch diese widersprüchlichen Regungen gekannt, die ihre Gemüter bewegten. Schlug denn nicht auch mein eigenes Herz beim Anblick der kleinen blau-weiß-roten Fahne auf den Schiffen der »Compagnie Générale Transatlantique«, die den Hafen von Tunis mit Marseille verband?

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