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Aufführungsrechte bei
Felix Bloch Erben GmbH & Co. KG, Berlin
1. Auflage Februar 2021
Vertrieb für den Buchhandel:
Runge Verlagsauslieferung: msr@rungeva.de
Privatkunden und Mailorder: shop.hirnkost.de
Layout: benSwerk
Titelillustration: Mehrdad Zaeri
Lektorat: Gabriele Vogel
ISBN:
PRINT: 978-3-947380-87-9
PDF: 978-3-947380-85-5
EPUB: 978-3-947380-86-2
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PALMSTRÖM,
KORF UND
KUNKEL
PALMSTRÖM,
KORF UND
KUNKEL
FREI NACH GEDICHTEN VON
CHRISTIAN MORGENSTERN
Foto: Jörg Pfeifenbring
Anja Tuckermann, geboren 1961, Autorin von Romanen, Erzählungen, Theaterstücken, Libretti, Bilderbüchern. Ihr Werk wurde vielfach ausgezeichnet und in 13 Sprachen übersetzt. Im Hirnkost Verlag erschien von ihr zuletzt 2019: Kristina Milz + Anja Tuckermann (Hrsg.): Todesursache: Flucht und 2020: Mooskopf
Personen:
Friedrich Palmström
Heinrich Korf
Palma Kunkel
Drei Arbeitslose, schwer vermittelbar.
Über 50.
Palma Kunkel ist die Größte.
1. Gang im Jobcenter
2. Gang im Jobcenter
3. Gang im Jobcenter
4. Zu Hause. Am frühen Vormittag
5. Gang im Jobcenter
6. Zu Hause. Morgens
7. Gang im Jobcenter
8. Zu Hause
9. Morgens zu Hause
10. Gang im Jobcenter
Gang im Jobcenter.
Korf und Palma Kunkel warten.
Gelb gestrichene Wände, hellblaue Metallsitze, Schilder. Ein roter Nummernapparat.
„Die aufgerufene Nummer verfällt bei Nichterscheinen.“
Im Treppenhaus,2.Obergeschoss
Zi.227-248
Zi.249-269
Betreuung gewerblich-technischer Berufe
Hej-Ke
Kf-Ma
Mb-Pn
Im Gang sitzen und warten.
Seufzen. Zeitung lesen. Eine Dose aufschnipsen. Den Nummernzettel in den Fingern rollen. Die Nummer immer wieder ansehen, mit der Nummernanzeige an der Wand vergleichen. Korf und Kunkel sind einander unbekannt. Palmström kommt, schnieft, ihm läuft die Nase. Er zieht hoch, erreicht Aufmerksamkeit. Er entfaltet ein rotes Taschentuch.
Palmström | Oh. |
Alle Wartenden betrachten das Landschaftsbild auf dem roten Taschentuch.
Palmström | Herrlich. |
Die Wartenden nicken, jede und jeder in Gedanken, für sich. Palmström möchte schnauben, bringt es jedoch nicht über sich, in das kunstvolle Tuch zu schnauben. Er faltet das Taschentuch sorgfältig zusammen, steckt es ein, setzt sich und schnieft weiter. Allgemeines Verständnis. Kunkels Nummer erscheint, sie betritt den angegebenen Raum. Korf wird nervös. Er sucht in allen seinen Taschen, findet ein Papiertaschentuch und reicht es Palmström.
Korf | Bitte sehr. |
Palmström | Danke sehr. Wie liebenswürdig. |
Palmström erhebt sich, reicht Korf die Hand, setzt sich, putzt sich die Nase. Allgemeine Erleichterung.
Palmström | Ich werde den Schnupfen nicht los. |
Korf | Ja. Es ist zu kalt für diese Jahreszeit. |
Palmström | Er lauerte vor meiner Haustür und wartete nur darauf, mich anzuspringen. |
Korf | Tja, er hat Sie erwischt. |
Palmström sieht auf seine Nummer.
Palmström | Heut klickern die Nummern so durch. |
Palma Kunkel kommt aus einem Zimmer, fluchend.
Kunkel | Das könnte denen so passen. |
Korf | Jawohl. Das glauben die. |
Kunkel geht in ein anderes Zimmer.
Korf | Bitte, nach Ihnen. |
Palmström lächelt. Korfs Nummer erscheint. Er betritt das angezeigte Zimmer. Kunkel kommt. Sieht auf die Uhr. Nickt.
Kunkel | Zimmer 256. Melden. Termin geben lassen. Nächstes Mal ohne Nummer. |
Geht ab, in der Hand ein Papier. Palmströms Nummer erscheint. Palmström lächelt, geht in ein Zimmer, Nummer in der Hand, Mappe unter dem Arm. Warten. Korf tritt wieder auf den Gang. Will noch nicht gehen. Palmström erscheint kopfschüttelnd.
Palmström | Ich melde mich regelmäßig. Ich stehe dem Arbeitsmarkt zur Verfügung – uneingeschränkt – nichts. Spricht der da von Eingliederungsmaßnahmen, die durchgeführt werden müssen … Keiner kapiert, worum es geht. Ein böhmisches Dorf. |
Korf | In meinem böhmischen Dorf sitzt eine blonde Schönheit … mit einem Lächeln, dass Sie am Stuhl festwachsen möchten … (sieht auf ein Blatt) Nächster Termin bei meiner in zwei Wochen … noch ein Tag voll von Honig. |
Palmström niest, Korf bietet ihm ein weiteres Taschentuch aus der Packung an. Palmström will ihm zum Dank die Hand reichen, Korf hebt seine Hände beide in die Luft.
Korf | Muss gesund bleiben, Sie verstehen … der Termin. |
Korf blickt zur Tür, hinter der die Schönheit sitzt, Palmström deutet eine leichte Verbeugung an, ab. Korf geht ebenfalls.
Gang im Jobcenter.
Zwei Wochen später. Korf, Palmström und Palma Kunkel warten. Palmström schnieft, Korf bietet ihm ohne Weiteres ein Papiertaschentuch an, als sei es ein feines Konfekt.