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Inhalt

Vorwort

DER NORDEN

Gigantischer Ausblick

Wo sich Dante und Beatrice trafen

Die Verführung von Adam und Eva

Josef bekommt Besuch

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Zuschauen und staunen

Ferragamo und die Schuhmode

Mercato Centrale, der Bauch der Stadt

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Porzellan kauft man bei Ginori

Knallerei am Dom: Scoppio del Carro

Fussball-Match mit harten Bandagen

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Ein Comic für den Koch

Alte Schätzchen, echte Entdeckungen

Fabio Picchi, eine Florentiner Institution

Museum für Musikliebhaber

Dabei sein und genießen ist alles

Ein Park, der befreit

Welches Abendmahl ist eindrucksvoller?

Macht in Florenz, Pause auf dem Land

Der Berggott und die Demidoff-Villa

Der Ruhm einer Künstlerfamilie

Mundlose Gestalten im Castello

Eine Certosa wie ein Schwalbennest

Die tanzende Nonne im Chor

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Datini, der Wechsel und das liebe Geld

Prato, die Chinesen und die Moderne

Einblicke in Pratos Küche

Nach den Gladiatoren die Müßiggänger

Wächst die Nase, oder ist er ehrlich?

Andrea macht Genießer glücklich

Jugendstil und Karneval

Das hätte dem Maestro gefallen!

Nass, laut und außergewöhnlich

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Das andere weiße Gold

16 Brücken und 15 Tunnel

Gutes Pflaster für gewichtige Kunst

Bei Paola Eindruck hinterlassen

Dickflüssig, gelbgrün, köstlich

DER OSTEN

Kulisse für berühmte Filme

Über angebliche Prominenz

Unterwegs auf dem Sentiero della Bonifica

Nachhaltig wohnen und schlemmen

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EcoMuseo del Casentino

Leid und Liebe, Krieg und Frieden

Sich Zeit nehmen fürs Schlaraffenland

Fantastische Farbenpracht

Ein Inbild der Würde

Hinein ins Schlachtengetümmel

Edle Stoffe aus Anghiari

Genuss mit Fantasie und Tradition

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Wo die echte Chianina weidet

Castello mit Archiv

Stia und die Lodenweber

Das Einfache ist immer das Beste

Das gefiel nicht nur Franziskus

Abstieg in Chiusis Unterwelt

DAS ZENTRUM

Gütesiegel »Schwarzer Hahn«

Chianti-Rezept und Bio-Wein

Kulinarisches im alten Kloster

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Die Tradition der Teatrini toscani

Siena im Ausnahmezustand

Wasserversorgung als Kunstobjekt

Die Crete, Pilgerziel der Maler

Bei den tüchtigen Mönchen zu Gast

Ein Theater für alle

Auferstehung eines Dorfes

Golfer kennen kein schlechtes Wetter

Geascht oder in Blätter gewickelt

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Die besten Plätze fürs Ja-Wort

Im Trüffelland Toskana

Klein-Jerusalem von San Vivaldo

Adamo, das Gesicht des Nobile

Mit dem Aufzug ins Mittelalter

Dante sah Giganten tanzen

Die eine dunkel, die andere hell

Engel und Etruskergrab

TOP 5

Naturschutzgebiete

Weingüter

Strände an der Westküste

TOP 10

Städte

Befestigte Ortschaften

DER WESTEN

Seit über 920 Jahren in Schieflage

Große Kunst auf dem Putz

Wo Pisa baden geht

Mühlespiel gegen die Langeweile

Etruskisches unter der Schlacke

Kompaktes Mittelalter am Hang

Ein weibliches Konzept

Die Liebe zur Nonna verewigt

Saubere Energie aus der Hölle

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Der Amiata heizt ordentlich ein

Die Top Drei der Toskana-Thermen

Kleinod auf hohem Felsen

Klein-Jerusalem im Tuff

Die edle Haltung rassiger Pferde

Des Kaisers romantische Seite

Napoleon als Maskottchen

Diese Insulaner gelten als schlitzohrig

image GLÜCK ZUM MITNEHMEN

Register nach Themen

Impressum

Vorwort

Während des Studiums der Kunstgeschichte war es unerlässlich, in die Toskana zu reisen, zur »Wiege der Renaissance«. Sehr bald wurde aus der Pflicht Liebe zu dieser halb unberührten, halb von Menschenhand geschaffenen Landschaft und ihren unermesslichen Kunstschätzen. Das bedeutete: immer wieder hinfahren auf der Suche nach Neuem, aber auch wegen der Freude des Wiedererkennens von Altbekanntem.

Ob zu Fuß, mit dem Bike oder auf dem Pferderücken über Hügel, durch Weinberge oder entlang der langen Strände – die Perspektivwechsel lohnen. Auch beim Besuch von Weingütern oder auf dem Weg von Dorf zu Dorf, die meist stolz auf einem Hügel thronen, auf einem Tuffsteinblock oder einem Berggrat, den Wind und Wetter ausgewaschen haben.

Oben angekommen, findet sich auf dem Hauptplatz mit Sicherheit ein Brunnen und nicht weit davon eine Enoteca, wo man sich niederlassen sollte – zum Genießen oder um die nächste Etappe zu planen, vielleicht in die weniger bekannte Toscana minore. Also nichts wie hin, zum ersten Mal oder immer wieder!

Ihre

Nana Claudia Nenzel und Gottfried Aigner

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Der Norden

Florenz bis zur Versilia-Küste

Florenz ist nicht nur die Hauptstadt der Region Toskana, sondern auch Wirtschaftsmetropole, Universitätsstadt und eines der wichtigsten Kunst- und Kulturzentren Italiens. Die Stadt gilt als die Wiege des Humanismus und der Renaissance. Mit Museen, deren Sammlungen Kennern den Atem rauben und unkundigere Betrachter bezaubern. Hier ist Medici-Land, die Stadt des Dichter-Dreier-Gespanns Dante, Petrarca und Boccaccio, und hier liegt auch der Geburtsort der italienischen Sprache. Das Umland verdankt den Medici die schönsten Villen: Der Mugello brachte Malergenies wie Giotto und Fra Angelico hervor und später den toskanischen Jugendstil. Meerwärts liegen urbane Schätze wie Prato, Pistoia und Lucca, an der Küste locken feinsandige Strände und in ihrem Hinterland die Marmorberge von Carrara sowie die waldgrüne, wilde Garfagnana.

Gigantischer

AUSBLICK

Über 463 schweißtreibende Stufen
zum Florenz-Panorama

Kräftige Wadenmuskeln und ein starkes Herz, keine Angst vor der Enge und Schwindelfreiheit müssen Kuppelstürmer haben. Denn die Wendeltreppe führt erbarmungslos nach oben, es gibt kein Zurück. Die erste Etappe gibt sich noch human, zunächst als Belohnung ein Blick von der Empore hinunter in das Innere der Kirche, wo tief unten die Besucher winzig wie Ameisen wirken.

Die Schmierhände aller Denkmäler der Welt werden hier nach der Generalreinigung zur Ordnung gerufen: Eine App namens Autography lädt ein, Name, Besuchsdatum und ein virtuelles Graffiti auf einem Tablet zu hinterlassen. Das Werk wird auf der Website veröffentlicht.

Doch dann wird es ernst, keuchend geht es rundherum aufwärts bis zum Sockel der Kuppel, deren Anblick noch einmal den Atem raubt. Filippo Brunelleschi (1377–1446) hat hier zwischen 1418 und 1434 ein technisches Meisterwerk der Architektur vollbracht: Ohne Bodengerüst schuf er eine frei schwebende Kuppel mit einem Innendurchmesser von 41,50 Metern. Er schlug alle Warnungen in den Wind: den Einsturz der Kuppel der Hagia Sophia in Konstantinopel (1346) ebenso wie die drohende Senkung der Baptisterium-Kuppel, die statisch verstärkt werden musste. Der Medici-Baumeister wollte die Maurerkunst der Römer wiederbeleben und in der Architektur Zeichen für eine echte Renaissance setzen. Um Zeit zu sparen, beschwerliche Auf- und Abstiege zu vermeiden, engagierte er einen Weinhändler, einen Bäcker und eine Köchin, welche die Maurer und ihre Gehilfen in einer Taverne unter der wachsenden Kuppel versorgten.

Die Kuppelinnenseite zieren Fresken mit bewegten Szenen von mehreren hundert Figuren, die sich um den von unten kaum sichtbaren Weltenrichter scharen. Georgio Vasari hat sich hier 1572 verewigt, und sein Schüler Federico Zuccari (1579) leistete sich ein paar anatomische Witze: einen Esel mit kräftigen Bärenbeinen, Meister Petz wiederum mit Hufen. Gänsehaut verursacht das Jüngste Gericht: Feixende Teufel stürzen die kreischenden Sünder kopfüber mit verrenkten Gliedern die Hölle hinab.

Dem Kuppelerklimmer stehen andere Qualen bevor: Vorbei am Abstieg, der Einbahnstraße auf der anderen Seite der Kuppel, nerven Staus, eine letzte, steile Treppe steht bevor. Wer beharrlich bleibt, zieht sich bald an den letzten Stufen mithilfe von Seilen zu einer Leiter hinauf und atmet endlich wieder reine Luft ein. Der Säulentempel an der Spitze, die Laterne, ist erreicht, 91 Meter über dem Domplatz. Dann der Blick vorbei am Campanile über die Stadt – und alle Mühe ist vergessen.

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GLÜCKSVERSTÄRKER

Der Domplatz mit seinen drei großartigen Bauten – Dom, Baptisterium und Campanile (Glockenturm) – kann zusammen mit dem überarbeiteten und großartig eingerichteten Dombaumuseum mit einem gemeinsamen Ticket besichtigt werden.

Grande Museo del Duomo, https://duomo.firenze.it, https://autography.operaduomo.firenze.it

Wo sich Dante

UND BEATRICE TRAFEN

Aus der Liebe wurde nichts –
außer Unsterblichkeit

Eigentlich heißt dieses uralte Kirchlein, das von der Via Calzaiuoli aus nicht zu verfehlen ist, Santa Margherita dei Cerchi, aber in Florenz kennt man es nur als die Kirche von Dante und Beatrice. Für viele gibt es keinen Aufenthalt in Florenz ohne den Besuch dieser romantischen Stätte. Bei leiser barocker Musik wird jeder ganz still, der den bescheidenen Raum betritt. Das Grab der Beatrice Portinari, laut Legende und so steht es dort geschrieben, befindet sich unter dem Altar der Hauskapelle der Familie Portinari. Wie alt die Kapelle genau ist, weiß niemand, die Sippe der Cerchi jedenfalls hat das Patronat über sie 1353 übernommen.

Ob sich alles tatsächlich so zugetragen hat, lässt sich nicht sicher belegen, nur dass die Begegnung der beiden an dieser Stelle möglich war: Dante wohnte 20 Meter entfernt um die Ecke, und Beatrice besuchte hier die Gräber ihrer Verwandten. Der Treffpunkt zweier junger Menschen, deren Liebe gewollt und erwünscht war, aber nicht realisiert wurde.

Wen stört’s heute? Schon gar nicht die Liebespärchen, deren Wunschund Bittzettelchen ganz schön zahlreich an Beatrices Grab hängen, in der Hoffnung auf die unendliche, lebenslange Liebe oder auf das Wiederaufleben einer verlorenen Zweisamkeit.

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GLÜCKSVERSTÄRKER

Mittagssnack in Florenz bedeutet Anstehen an einem Kiosk der Trippaioli, der Kuttelverkäufer an ihren angestammten Plätzen, etwa gleich links von Dantes Kirche und auf der kleinen Piazza davor. Die gekochten Innereien werden in ein Brötchen gedrückt und nach Wunsch mit salsa verde, »grüner Soße«, gewürzt.

Chiesa di Dante e Beatrice: tgl. frei zugänglich 8–12.30 und 17–19 Uhr

Die Verführung

VON ADAM UND EVA

Florenz steckt voller Szenen aus dem
Alten und Neuen Testament

Schon beim Pflichtgang zur goldenen Paradiespforte am Baptisterium wartet oben links Lorenzo Ghibertis »Erschaffung des Menschen«: Auf der einen Seite hilft Gott Adam aufzustehen, in der Bildmitte entschwebt die formschöne Eva aus Adams Rücken, rechts werden die beiden beim Sündenfall erwischt und aus dem Paradies gejagt.

Das weckt die Neugier: Wo sonst noch lassen sich unsere Urahnen von der hinterlistigen Schlange verführen? An der Westseite des Campanile beginnen die Reliefs am Sockel mit der Erschaffung der beiden, im dritten Bild schwitzen sie bereits bei der Landarbeit. Auch im Dom werden Spürnasen fündig in Domenico di Michelinos »Dante und die Göttliche Komödie«. Links torkeln die Verdammten in die Hölle, in der Mitte führt der spiralförmige Weg des Läuterungsbergs die Gläubigen ins Paradies, auf der Spitze leuchten Adam und Eva, als wäre nichts geschehen.

Nächste Station: der Palazzo Vecchio. Geblendet von Michelangelos »David« und »Herkules« eilt man durch das Tor, um den zierlichen Putto mit dem spuckenden Delfin zu finden. Stopp! Schnell ein paar Schritte zurück, denn den Haupteingang flankieren zwei kleine Statuen, etwas mickrig zwar, aber immerhin aus dem Garten Eden. Nebenan versprechen die Uffizien reiche Funde: In Saal 20 hängen »Adam und Eva« von Hans Baldung (1484–1545), einem Schüler von Albrecht Dürer. Adam scheint den Apfel zu verschmähen, schaut etwas hochnäsig in den Himmel. Im selben Raum stellt es sich Lucas Cranach der Ältere (1472–1553) anders vor. Seine zierliche Eva hält den Apfel besonders verführerisch in der ausgestreckten Hand. Adam muss sich das Angebot wohl noch überlegen, kratzt sich erst mal am Hinterkopf.

Im wunderschönen gotischen Chiostro Verde, dem Kloster von Santa Maria Novella, hat Paolo Uccello (1397–1475) den Sündenfall gemalt: Die Vertreibung aus dem Garten Eden endet für Adam mit der Harke in der Hand auf dem Acker.

Jenseits des Arno hat in der Brancacci-Kapelle der Maler Masaccio (1401–1428) die Vertreibung schonungslos realistisch dargestellt: gequälte Gesichter, verschämte Gestik, dramatisch die Schritte in ein ungewisses Leben außerhalb von Eden. Im prüden 16. Jahrhundert wurde die Scham von Adam und Eva mit den Blättchen eines Zweiges bedeckt, bei der Restaurierung hat man die Dekoration entfernt. Den Unterschied zwischen Renaissance und der vorausgehenden Gotik sehen die Besucher im selben Raum mit dem Sündenfall von Masaccios Meister Masolino da Panicale (1383–1447): Die beiden Eden-Bewohner in graziöser Haltung wirken zurückhaltend und zart.

Der Palazzo Pitti zeigt in der Galeria Palatina eine außergewöhnliche Darstellung des biblischen Paares von Jacopo Bassano (1515–1592). Ein Ochse lässt vermuten, dass beide in einem Stall liegen, bequem auf einer Decke, in schönster Nacktheit einander zugewandt, ein Liebespärchen ohne Arg. Ein bevorstehender, neuer Sündenfall oder schon ein Hinweis auf den Messias?

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Josef bekommt

BESUCH

Zum Glück liegt Santa Trinita abseits,
gut für stille Betrachtungen

Keine Frage: In der Sassetti-Kapelle der Kirche Santa Trinita hat Domenico Ghirlandaio (1449–1494) seine Kunst zur Vollendung gebracht. Das Einfühlungsvermögen in die Situation seiner Figuren wird besonders im Altarbild »Anbetung der Hirten« deutlich. Ein Lamm als Geschenk im Arm, betrachten die herbeigeeilten Schafhirten das Jesuskind, das der Künstler nicht auf Heu und Stroh gebettet hat, sondern auf einem seidenen Tuch, beäugt von einem bunten Distelfink. Ochs und Esel blicken mit fast menschlicher Anteilnahme auf das Kind. Das schwarze Auge des Ochsen leuchtet, der Esel blickt auf den hinter Maria liegenden Sattel – ein Hinweis auf die bevorstehende Flucht nach Ägypten? Die Gottesmutter betrachtet versonnen und glücklich das strampelnde, am Zeigefinger lutschende Baby. Und dann der alte Zimmermann, der sich als Hüter der Familie wohl etwas mehr Ruhe wünscht. Die Hirten stehen noch vor der Krippe. Josef hat den Kopf leicht nach hinten gelegt, greift sich mit seiner rechten Hand verzweifelt an die Stirn, die Augen nach oben verdreht, Bart und Haarschopf sind ergraut. Den alten Mann hat der Mut verlassen, denn auf dem Berghang im Hintergrund zieht ein Strom von Menschen zu Fuß, mit dem Wagen und zu Pferd in Richtung Stall von Bethlehem. Deutlich sind die Heiligen Drei Könige in der Menge auszumachen. Wäre in der Renaissance die Sprechblase schon erfunden gewesen, hätte in ihr bestimmt »Schon wieder Besuch!?« gestanden.

Schauen Sie sich über dem genialen Altarbild auch das Fresko »Franziskus von Assisi erweckt einen Knaben zum Leben« an, um Ghirlandaio besser kennenzulernen. Seinen Namen trug er seit der Zeit als Goldschmied, seine Spezialität waren damals sogenannte Girlanden, der Kopfschmuck der Florentiner Damenwelt. Wie andere Künstler der Renaissance ging auch Ghirlandaio dazu über, auf seinen Werken statt der Signatur sich selbst darzustellen. Die Künstler hatten ihren Platz in der Gesellschaft gefunden und dokumentierten mit den Porträts ihr gestiegenes Selbstbewusstsein. So gesellt sich Ghirlandaio auch im oben erwähnten Fresko zur Reihe einiger Berühmtheiten der Stadt Florenz. In der Männergruppe rechts an einem Pfeiler steht Ghirlandaio im blauroten Gewand und rotem Überwurf sowie einer roten Malerkappe. Der Künstler schaut den Betrachtern direkt in die Augen. Wie schade, dass Ghirlandaio, mitten im Schaffen, im Alter von nur 45 Jahren starb, wahrscheinlich an der Pest.

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GLÜCKSVERSTÄRKER

Gleich bei der Trinita beginnt die vielleicht edelste Einkaufsstraße der Stadt, die Via Tornabuoni mit feinen Boutiquen im Erdgeschoss der riesigen Paläste, in denen oben Architekten und Versicherungen residieren. Darunter reihen sich Tiffany und Saint Laurent, Prada und Gucci aneinander – und schräg gegenüber der Kirche Salvatore Ferragamo mit seinem Schuhmuseum.

Zuschauen

UND STAUNEN

Zu den historischen Werkstätten im
Stadtteil Oltrarno

Selbstbewusstsein hat hier Tradition: Die Florentiner Handwerker hatten sich im Mittelalter in Zünften organisiert und besaßen Mitspracherecht in der Stadtregierung. Einige ihrer bottege, wie die Werkstätten auf Italienisch heißen, sind bis heute südlich des Arno in den Vierteln Santo Spirito, San Frediano und San Niccolo erhalten geblieben. Die Meister, rund 20 an der Zahl, lassen sich dort von Besuchern gern über die Schulter schauen. Einige Beispiele:

In der Via Romana 58 demonstriert Omero Benvenuti, wie ein Ledereinband für Bücher oder Agenden entsteht. Dafür benutzt er, wie es seine Vorgänger seit dem 16. Jahrhundert taten, Schablonen, um das von Hand kunstvoll marmorierte Papier zuzuschneiden. Für den Buchrücken verwendet Benvenuti Leder und steckt alles zusammen in die schwere Presse zum Trocknen.

An der Piazza Santo Spirito 12 wird in den Obergeschossen mit Metall gearbeitet: Hier stanzt Giuliano Ricchi im Laboratorium des verstorbenen Carlo Cecchi traditionelle Muster, dazu gehören Wappenlilien. Die perforierten Edelstahlplatten benutzt er dann als Matrizen für die Pressung von Feinblechen, die mit farbigem Emaille bei 800 Grad Celsius »gebacken« werden. So zaubert Giuliano kleine und größere Löffel, Döschen, Rahmen und vieles mehr, hauptsächlich im Auftrag bekannter Edelmarken wie Poggi, Dior und Nina Ricci. Hier in der Werkstatt zuzugreifen bedeutet, etwa ein Drittel des üblichen Preises zu zahlen …

Gianni Raffaelli in seinem L’Ippografo in der Via Santo Spirito 5 ist eher ein Künstler als ein Kunsthandwerker. Der Kupferstecher hat es längst zu internationalem Ruhm mit seinen Arbeiten gebracht, auch wenn er für die Florenz- oder Venedig-Veduten Vorlagen benutzt. Die Details seiner Druckplatten entstehen in mühsamer Geduldsarbeit an den Kupferplatten wie vor 500 Jahren.