Inhaltsverzeichnis
Alles im Kasten
Kartenverzeichnis
Unterwegs mit
Hans-Peter Siebenhaar und Michael Müller
Vor gut drei Jahrzehnten saßen wir im Innenhof einer Erlanger Studenten­knei­pe bei ei­nem Seidla fränkischem Bier zu­sammen. Der eine kam gerade von ei­ner Re­cher­che­reise aus Portugal zu­rück, der andere war auf dem Weg nach Grie­chenland. Bei allem Fern­weh lieb­ten wir unsere frän­kische Hei­mat ab­seits der da­mals all­gegen­wär­ti­gen Eng­stirnigkeit und Spie­ßig­keit.
Entgegen allen Ratschlägen ent­schie­den wir uns damals - in Zeiten schön­fär­be­ri­scher Hei­mat­tü­me­lei -, ein kriti­sches Buch zur Frän­kischen Schweiz zu schrei­ben, das auch un­be­queme The­men nicht aussparen sollte. So et­was gab es 1984 am deut­schen Reise­buch­markt noch nicht. Wäh­rend das lo­kale Estab­lishment erwartungsge­mäß mit Kri­tik an dieser un­erwarteten Hei­mat­lie­be nicht sparte, waren die Le­ser von An­fang an begeistert. Bis heu­te wurden mehr als 60.000 Exem­pla­re der „Frän­kischen Schweiz“ verkauft.
Wir haben uns geändert, die Frän­kische Schweiz hat sich (zum Glück nur ein we­nig) geändert. Geblieben ist aber die Begeisterung für die schöne Natur, die ma­lerischen Dörfer und Städte, die Burgen und Schlösser, für die authenti­sche Kü­che, die familiären Brauereien und Brenne­reien und vor allem für die in­di­vi­dua­lis­ti­schen und zugleich be­schei­denen Menschen der fränkischen Re­gion. Für uns ist die Fränk­i­sche Schweiz bis heute ein Juwel, das sei­nes­gleichen sucht.
Orientiert in der Fränkischen Schweiz
Die Region im Profil
Die Fränkische Schweiz ist ...
... wie ein Zauberschrank; immer neue Schubfächer tun sich auf und zeigen bunte, glänzende Kleinodien und das hat kein Ende. - So schwärm­te vor fast 200 Jahren der Dichter Karl Immer­mann über die ma­lerische Landschaft im Städte­dreieck Bamberg, Bayreuth und Erlangen.
♦ 44 Orte in 5 Landkreisen
♦ 1200 Unterkünfte und 500 Gastronomiebetriebe
♦ 70 Brauereien, 300 Brennereien
♦ Einkauf auf dem Bauernhof bzw. in Hof­läden: Adressen finden Sie auf www.naturparkhoefe.de.
Tourismuszentrale Fränkische Schweiz, Oberes Tor 1, 91320 Eber­mann­stadt, Tel. 09191/861054 und www.fraenkische-schweiz.com.
... die Wiege der Romantik
Das Muggendorfer Gebürg, wie das Mittelgebirge einst hieß, wurde durch die Be­rich­te der beiden Erlanger Stu­den­ten Ludwig Tieck und Wilhelm Hein­rich Wackenroder im Mai 1793 zum Aus­gangspunkt der deutschen Ro­man­tik. „Oh die Natur ist doch an Schö­n­heit un­erschöpflich“, schrieben sie über das Tal zwischen Eber­mann­stadt und Streit­berg, das bald außer­or­dent­lich be­liebt war bei Künstlern und Intellek­tu­ellen - wer es sich leisten konn­te, fuhr in die „kleine Schweiz“, um den roman­ti­schen Drei­klang aus Fel­sen, Bur­gen und Tä­lern zu entdecken.
... nachhaltig touristisch
Heute ist für die Fränkische Schweiz der Tou­ris­mus neben der rückläufigen Land­wirtschaft zum Standbein ge­wor­den. Rund 2000 Men­schen bietet er ei­nen festen Job, et­wa 6000 ha­ben ein zu­sätzliches Ein­kom­men. Zum Tou­ris­mus­konzept ge­hört Nach­hal­tig­keit, der Er­halt der un­ver­wechs­el­ba­ren Kultur­land­schaft und ein sanfter Tou­ris­mus.
... in Feierlaune
Annafest in Forchheim: Elf Ta­ge um das Annafest am 26. Juli herum herrscht Aus­nah­me­zu­stand auf den Kel­lern, dann gibt’s Bier, Bre­zen und Live-Musik.
Walberlafest am ersten Wo­chen­ende im Mai: zünf­ti­ges Volks­fest auf dem Haus­berg der Fränkischen Schweiz.
Sandkerwa in Bamberg: Fünf Tage lang En­de August feiert die Stadt ihr vielbe­suchtes Fest in und um die Sand­straße.
Lichterfest in Pottenstein am 6. Ja­nu­ar: Unter gro­ßem Andrang fin­det eine fei­er­liche Pro­zes­sion statt. Un­zählige Ker­zen, ganze Hänge leuch­ten im Feuer­schein. Be­schau­licher geht es auf den an­deren Lichter­festen zu: 20. De­zem­ber im Ahorntal, am 26. De­zember in Göß­wein­stein, am 31. De­zem­ber in Nan­ken­dorf und am 3. Ja­nuar in Ober­tru­bach.
Fosaleggen am Fa­schings­sonntag in Ef­feltrich: Hier treiben nach altem Brauch die Bur­schen den Winter aus.
Karfreitagsprozession in Neun­kirchen: Seit 1668 tra­gen die Bewohner über­le­bens­große Figuren durch den Ort. Be­su­cher ste­hen nicht am Stra­ßenrand, son­dern laufen mit.
Georgi-Ritte: am Os­ter­mon­tag in Ef­fel­trich und zu St. Georg (April) in Gun­zendorf.
Kirschenfest in Pretz­feld: Es steigt Mit­te Juli, wenn die Kirschenernte ge­schafft ist.
... äußerst appetitlich
Bier und Brände: Im März und April be­ginnen die Bierwochen in den Wirts­häu­sern. Die Dichte an Brauereien und Bren­nereien ist weltweit einzigartig. Ei­nen ers­ten Überblick gibt eine Bier­wan­de­rung beispielsweise in Aufseß, Wai­schen­feld, Memmelsdorf oder Grä­fen­berg. Ein weiteres Highlight ist der „Tag der Bren­ne­reien und Brauereien rund ums Wal­berla“, der im Oktober Tausende Be­su­cher anlockt.
Fischgerichte: In den Monaten mit „r“ bereichert Karpfen die Speisekarten. Zum Beispiel im „Lindenhof“ in He­rolds­bach, zu dem eigene Karpfenwei­her ge­hören. Forellen und Bachsaibling ha­ben fast rund ums Jahr ihren festen Platz. Frisch geschlachtet, als „Mülle­rin“ oder „blau“ schmeckt die Forelle besonders gut in Beh­ringersmühle und in Muggen­dorf in der „Wolfsschlucht“.
Kirschen und Streuobst: Prägend für die Landschaft sind die vielen Streu­obst­bestände, Lebensraum für zahl­rei­che Tiere und Pflanzen. Vor al­lem im Früh­jahr sind die blühenden Kirsch­bäume rund um Pretzfeld eine Pracht. Im Juli gibt es die kna­cki­gen Kirschen dann im Stra­ßen­ver­kauf, z. B. an der B 470. Die Fränkische Schweiz ist das größte zu­sam­men­hän­gen­de Süß­kir­schen­an­bau­gebiet Deutsch­lands.
Damit die Streuobstwiesen erhalten blei­ben, vermarkten viele Bauern ihr Obst in flüssiger Form durch Brände, Li­kö­re und Säfte. Empfehlenswert sind z. B. die Brennerei Hack in El­senberg (bei Pinz­berg), die Obstwiese Schmitt, die Bren­ne­rei Preu­schens in Hunds­boden, die Brennerei Geistreich in Wein­garts ...
Fleischiges: Nichts geht über ein gutes Schäufela, eine geschmorte Schwei­ne­schulter mit „röscher“, also knuspriger Kruste. Wer Wert auf die Herkunft sei­nes Fleisches legt, der geht am besten zu örtlichen Metzge­reien, zum Beispiel zur Metzgerei Hübsch­mann in Eber­mann­stadt, der Metzgerei Schmidt in Heiligenstadt oder zum Gut Schönhof in Eichenbirkig (nahe Wai­schen­feld).
Eine exklusivere Spezialität ist der geräucherte Rinderschinken, der auch Zwetschgenbames heißt und über Hart­holz geräuchert wurde. Gute Quali­tät bekommt man im Hofladen Alt in Seid­mar oder beim Bioland-Betrieb von Nor­bert Böhmer am Schrenkersberg bei Plan­kenfels.
Von den Kelten bis heute
Erlebnis Kultur
Die zahlreichen Burgruinen gehö­ren genauso wie die hellen Fel­sen zur typischen Silhouette der Fränkischen Schweiz. Romanti­sche Fachwerkdörfer, Städtchen mit ganz eigenem Charakter, große und kleine Kirchen, Schlös­ser und ihre Parks - egal, ob im Mittelalter oder im Ba­rock, in der Region wurde viel Wunderbares errich­tet, was bis heute erhalten ist und besichtigt werden muss.
♦ Vorgemerkt! Musikalisches High­light sind die Bayreuther Festspiele. Dank www.bayreuther-festspiele.de sind die Chancen auf Karten besser, als viele meinen. Unmittelbar nach den Fest­spielen Ende August startet der 3-monatige Vorverkauf für die nächste Saison.
Die schönsten Orte
Bamberg: Weltkulturerbe mit Dom, Bam­berger Reiter, Biertradition und Gärt­ner­kultur - Mittelalter, Barock und Ro­ko­ko auf Schritt und Tritt.
Gößweinstein: Die Wallfahrtsbasilika des Star-Baumeisters Balthasar Neu­mann ist die prächtigste Barockkirche der Fränkischen Schweiz.
Pottenstein: romantisches Fach­werk­zen­trum, überthront von einer Bilder­buch­burg. Die riesige Teufelshöhle ist nur einen Spaziergang entfernt.
Streitberg: Inbegriff von Sommer­fri­sche mit zwei Burgruinen, der Bing­höh­le und einem Originalschwimmbad von 1931.
Egloffstein: Traumlage im Trubachtal, mit Schloss und gut ausgeschilderten Kul­tur­wegen.
Bayreuth: Wagner-Weihestätte, Uni-Stadt und Brandenburger-Residenz mit Pa­lästen, Gärten und dem UNESCO-ge­adelten barocken Markgräflichen Opern­haus.
Forchheim: westliches Tor zur Frän­ki­schen Schweiz mit Kaiserpfalz und welt­größtem Bierkeller.
Hollfeld: Das Mittelalterstädtchen steckt voller Kultur und ist Heimat des Frän­kischen Theatersommers.
Betzenstein: Die kleinste Stadt Fran­kens - mit schönen Fach­werk­en­sem­bles, der Stadtmauer und ba­rockem Scheu­nen­viertel.
Thurnau: Töpferwerkstätten und ein Töp­fermuseum erzählen von der Hand­werkstradition des malerischen Ortes.
Die beeindruckendsten Bur­gen und Schlösser
Ruine Neideck: vorbildlich erklärte Bil­derbuch-Ruine hoch über der Wiesent ge­genüber von Streitberg. „Die Neid­eck“ ist ein Muss für Rit­ter-Freun­de je­den Al­ters.
Burg Rabenstein: Wer aus Richtung Bay­reuth kommt, sieht es: So muss eine Burg aus­sehen. Und es ist viel ge­boten mit Mittel­alter­märk­ten, Höh­len­kon­zer­ten und Falk­ne­rei.
Schloss Seehof in Mem­mels­dorf: Schon der Garten aus dem 17. Jahrhundert ist einen Besuch wert.
Schloss Fantaisie in Donndorf bei Bay­reuth: Schloss-Schönheit mit Gar­ten­bau­museum und geradezu ver­­wun­sche­nem Schlossgarten.
Alte Hofhaltung Bamberg: Die mittel­alter­liche bischöfliche Anlage neben Dom und Historischem Museum ist heu­te Spiel­stätte der Calderon-Fest­spiele.
Neue Residenz Bamberg: Der spätere Sitz der Fürstbischöfe beherbergt Staats­ga­lerie, Staatsbibliothek und ei­nen Ro­sen­garten.
Schloss Greifenstein: noch immer im Fa­mi­lienbesitz der Stauffenbergs und um­geben von Resten eines barocken Gar­tens.
Burg Pottenstein: Die auf einem steilen Felsen errichtete Burg ist ein populäres Ausflugsziel mit Ausstellung. Es gäbe so­gar eine Ferienwohnung!
Schloss Unteraufseß: Schmuck­stück von Aufseß. Der Begründer des Ger­ma­ni­schen Nationalmuseums in Nürnberg ließ sich sein Arbeitszimmer wie das von Martin Luther herrichten.
Sanspareil: Der verwinkelte, schattige Fel­sen­garten ist ein Juwel unter den Ba­rock- und Rokoko-Gärten im Land.
Burg Zwernitz: Der fast 35 m hohe Berg­fried ist schon von Weitem zu se­hen. Innen Dauerausstellung zur „Mark­gräf­li­chen Jagd“.
Die interessantesten Museen
Fränkische-Schweiz-Museum in Tü­chers­feld: Danach weiß man alles - Geo­logisches, Geschichtliches, Reli­gi­ö­ses, Brauch­tum, Landwirtschaft und Hand­werk.
Fränkisches Brauereimuseum in Bam­berg: Noch heute gibt es in der Stadt 11 Brauereien, dazu etwa 60 im Umland. Da kommt viel Wissenswertes zusam­men.
Wallfahrtsmuseum Gößweinstein: All­tags-Geschichte aus einer für die meis­ten ganz neuen Perspektive. Gut ge­macht und sehenswert!
Levi-Strauss-Museum in Buttenheim: Hät­ten Sie es gewusst? Es gäbe keine Jeans ohne den Auswanderer aus Fran­ken.
Richard Wagner Museum in Bayreuth: Leben und Werk des genauso verehrten wie umstrittenen Opern­giganten, u. a. im Haus Wahnfried. Informativ, auch die dunk­len Seiten werden the­mati­siert.
Bamberger Diözesanmuseum: Allein die Textilien aus dem hohen Mittelalter wie der Sternenmantel oder die beiden Ku­ni­gundenmäntel lohnen den Besuch.
Wasser und Kalk
Erlebnis Natur
Der historisch größte Nachteil der Fränkischen Schweiz ist heu­te ihr größter Vorteil. Sie wurde von der Industria­lisierung im 19. Jahrhundert schlichtweg vergessen. Zwar ist sie keine heile Naturlandschaft mehr, doch durch die klein­räumige Landwirtschaft und die vielen Streuobstwiesen ist hier vieles ökologisch intakter als in ande­ren Regionen Deutschlands.
Der Karst macht die Fränkische so besonders. Seinetwegen ist sie mit über 40 Arten ein Paradies für Orchi­deen. Diese wasserdurch­lässige Kalk­schicht ist auch der Grund für die vielen Höhlen, wich­tigs­te Heimat der Fledermäuse. 20 Arten soll es davon hier noch geben.
Die romantischsten Täler
Wiesenttal: das zwischen Streitberg und seiner Mündung in Forchheim brei­tes­te und wichtigste Tal der Fränkischen Schweiz.
Aufseßtal: Für viele ist das schmale na­tur­belassene Tal das schönste der Mit­tel­gebirgslandschaft. Der Unterlauf der Aufseß ist komplett autofrei, beim Spa­zier­gang von Doos nach Norden hört, riecht und sieht man nichts als Natur.
Püttlachtal: das handyfreie! Am oberen Lauf der Püttlach östlich von Pot­ten­stein wird es jeden Meter einsamer und idyllischer.
Trubachtal: Der breite Talboden mit sei­nen kleineren, wenig entdeckten Sei­tentälern ist ein landschaftliches Juwel und ideal zum Wandern und Rad­fah­ren.
Ailsbachtal: Eng zieht es sich vom Wie­senttal nach Norden, bis es sich kurz vor Kirchahorn öffnet und in eine weit schwingende Hü­gel­land­schaft über­geht.
Leinleitertal: Das weite Tal ist viel be­fah­ren - doch nicht nur mit dem Auto, auch mit dem Fahrrad. Auf der Höhe und an den Hängen lässt es sich schön wan­dern.
Fantastische Höhlen
Teufelshöhle: die größte bislang be­kann­te Tropfsteinhöhle der Frän­ki­schen Schweiz - die Führung durch die rie­si­gen Hallen ist wirklich be­ein­dru­ckend. Seit weit mehr als einem Jahr­hun­dert ist die Schauhöhle bei Pot­ten­stein ein Besuchermagnet.
Binghöhle: Mit ihren bizarren For­ma­tio­nen aus ausgewaschenem, ge­schich­te­tem Kalk ist die nach einem Nürn­ber­ger Spielzeugunternehmer benannte Höh­le ei­ne Au­gen­weide. Eine ge­schick­te Be­leuch­tung setzt die Tropfsteine wir­kungs­voll in Szene.
Riesenburg: Das am Ufer der Wiesent em­por­ra­gen­de Gebilde ist die Rui­ne einer Doline. Von ei­ner aben­teuer­li­chen Fel­sen­brü­cke hat man einen schö­nen Blick über Fluss und Jura.
Schönsteinhöhle: Für gut aus­gerüstete Aben­teuer­lus­ti­ge mit Höh­len­er­fah­rung oder - weit­aus ge­fahr­lo­ser - mit Füh­rung ist die Unterwelt ein Er­leb­nis.
Höhepunkte, wortwörtlich
Walberla: Der Doppelgipfel mit dem of­fi­ziellen Namen Ehrenbürg gilt als Fud­schijama der Fränkischen Schweiz. Ein heiliger Berg ist er ohnehin mit einer großen keltischen und frühchristlichen Vergangenheit. Das Walberla ist Na­tur­schutzgebiet und hat einen festen Platz im fränkischen Leben: als Schauplatz des alljährlichen Walberlafestes um Wal­purgis herum.
Wichsenstein: Über dem gleich­na­mi­gen Jura-Dorf thront der 587 m hohe Wich­sen­stein. Über schmale Treppen geht es auf den Felsen mit schier endlosem Blick in alle Richtungen.
Pottensteiner Himmelsleiter: Seit 2014 ragt die futuristische Kon­struk­tion auf dem Höhenrücken zwischen Pot­ten­stein und Elbersberg 37 m nach oben. Atem­beraubender Weitblick!
Neubürg: An den Hängen des Hoch­pla­teaus (587 m) findet man sehenswerte Skulp­turen zwischen idyllischen Pick­nick­plätzen.
Kalkwasserspiele
Sie denken bei Kalksinterstufen an die weißen Terrassen von Pa­muk­kale? Dann liegen Sie physikalisch richtig, al­ler­dings sind die fränkischen Schwes­tern sehr viel kleiner und durch die vie­len Pflanzen grünlichbraune, aber ein­zig­artige Biotope. Zu entdecken bei Wan­derungen an der Lillach, in Streitberg auf dem Weg zur Bing­höhle und am Fuß der kleinen Kir­che von St. Moritz.
Bäume, Wälder und Haine
Dorflinde von Effeltrich: Die „1000-jäh­rige Linde“ vor der Kirchenburg lohnt sich besonders im Frühjahr zur Linden­blüte.
Eibenwald von Gößweinstein: Der Wald an der Flanke zur Wiesent steht unter Naturschutz. Er ist ein Urwald im wort­wörtlichen Sinn.
Hain in Bamberg: die perfekte Sym­bio­se von Ästhetik und Natur in Nach­bar­schaft zur Altstadt. Der frühere Auwald zwischen den beiden Regnitz-Armen wur­de als riesiger englischer Garten im frü­hen 19. Jahrhundert angelegt.
Druidenhain südwestlich von Wohl­manns­gesees: legen­den­umranktes Na­tur­denkmal aus rie­sigen bemoosten Fels­brocken in schein­bar geometrischer An­ordnung. Das Fel­sen­la­byrinth im Buchen-Fichten-Wald be­flü­gel­te schon immer die Fantasie - was sich schon am Namen ablesen lässt.
Draußen und drinnen
Mit der Familie
Die Basis eines entspannten Wochenendes oder eines ganzen Urlaubs sind Kinder, die Spaß haben. Hier ein paar Vorschläge, wie Sie das auf jeden Fall hinbekommen.
Mit dem Kanu auf der Wiesent
Eine Kanutour auf dem wichtigsten Flüsschen der Fränkischen Schweiz ist ein Höhepunkt des Sommers. Sie ist auch für absolute Anfänger geeignet, die Ausrüstung wird gestellt, eine kurze Einweisung gibt’s auch, und selbstverständlich ist auch für den Rücktransfer gesorgt. Empfehlenswert ist v. a. der Abschnitt zwischen Behringers­mühle (Bahnhof) und Streitberg. Weiterlesen
Ritterfräulein und Prinzen
Burg Rabenstein: mit Sophienhöhle, Guts­schenke und interessanter Falk­nerei. Im August findet ein spekta­ku­läres Mittelalterfest statt.
Burgruine Neideck: die bekannteste Rui­ne, sehenswert und infor­ma­tiv auf­be­reitet. Große Areale sind kin­der­wa­gen­tauglich. Zu Fuß ab dem Fa­mi­lien­bad in Niederfellendorf er­reich­bar (mit dem Buggy nicht den direkten stei­len Weg nehmen, sondern erst im Tal um den Berg herum). Kein Eintritt!
Äktschn
Erlebnismeile Pottenstein: dosiertes Ad­re­na­lin mit Sommerrodelbahnen, Sky­walk, Hexenbesen und E-Fun-Park, aber auch Klassikern wie Teufelshöhle, Tret­booten und Felsenbad. Der Besu­cheran­drang führt an sonnigen Wo­chen­enden schon mal zu Wartezei­ten.
Erlebnispark Schloss Thurn: Fahr­ge­schäf­te, Shows und Westernstadt am west­lichen Rand der Fränkischen Schweiz in Heroldsbach. Gleich ne­benan be­fin­det sich Bayerns größtes Fleder­maus­zen­trum. Hier ist der Ein­tritt sogar frei.
Verzaubertes
Kindererlebnisweg im Zauberwald: Zwi­schen Mistelgau und Plankenfels be­fin­det sich in Mengersdorf eine wahr­haft mär­chenhafte Strecke. Auf der Suche nach dem Schatz der Bach­prinzessin geht es vorbei am „Brunnen des Glücks“ oder dem „Berg der sinnlo­sen Mühen“. Nach der Wanderung durch den Zauberwald ist das Einkeh­ren ins Gut Mengersdorf wärms­tens empfohlen.
Druidenhain bei Wohlmannsge­sees: Die durch Erosion entstandenen Fels­blö­cke bilden ein natürliches Laby­rinth und einen perfekten Waldspielplatz - selbst­verständlich kostenlos.
Museumsbahn
An einem warmen Sonn­tag ist eine Fahrt mit der nos­talgischen Mu­seums­bahn Pflicht und Kür glei­cher­maßen. Die Züge ver­keh­ren von Mai bis Okto­ber auf der Stre­cke von Eber­mann­stadt nach Beh­rin­gers­mühle, auf dem Dienst­plan steht so­gar eine Dampflok. In der Ad­vents­zeit sind die Ni­ko­laus­fahrten sehr beliebt (und schnell ausge­bucht).
Badetage im Sommer
Gößweinsteiner Höhenschwimm­bad: klein und fein mit 1-a-Basili­kablick und gutem Kuchen. Es wird von einem För­der­verein als Naturbad be­trie­ben und mit Schilf geklärt. Kos­tenlos!
Felsenbad in Pottenstein: ebenfalls ein chlor­freies Natur­bad mit gutem Bier­gar­ten, bild­schö­ne Sommerfrische-Ar­chi­tek­tur von 1926.
Freibad im Streitberger Ortsteil Nieder­fe­llen­dorf: nostalgisch mit Holzkabinen von 1931 und direktem Wiesent-Zugang. Nichts für Warmduscher.
... in Hollfeld: beheizt, am Wan­der­weg mit schöner Liegewiese.
... in Betzenstein: beheizt, neben dem Aben­teuerpark Betzenstein. Vom Klet­ter­gar­ten aus kann man auch über die Lie­ge­wiese fliegen.
... in Egloffstein: unaufgeregt, nicht über­rannt, klasse Kiosk, beheiztes Quell­was­ser und unvergleichlicher Burg­blick - was will man mehr?
... und im Winter
Therme Obernsees: mit Wasser­rut­schen, Solebecken und Saunaland­schaft sowie einem familienfreundli­chen Preis-Leis­tungs-Verhältnis. Jeden 1. Sonntag im Monat Thermenmarkt.
Königsbad in Forchheim: eines der größ­ten Hallenbäder der Re­gi­on mit Spaß-Rutschen und Fa­mi­lien­becken, auch Frei­bad. Klasse Sau­na­land­schaft (Mo und Sa Fami­lien­sau­na).
Tiere, Tiere, Tiere
Wildpark Hundshaupten: Das park­ähn­li­che Gelände ist kinder­wagen­freund­lich angelegt und zeigt fast 40 (ehe­mals) hei­mische Wild- und Haustierarten. Da­ne­ben Themenführun­gen, ein Wald- und Wie­sendiplom, Luchsfütterungen oder Bas­tel­nachmittage im Grünen Klas­sen­zim­mer.
Wildgehege Hufeisen: einheimische Tie­re in ihren natürlichen Lebensräu­men, und das mitten im riesigen Vel­den­stei­ner Forst, in dem schon freile­bende Wöl­fe gesichtet wurden. Am al­ler­nied­lichs­ten sind übrigens die hüp­fenden Sika-Kälber.
Pferdeparadies Sanspareil: Im Wei­ler un­terhalb der Burg Zwernitz ließ Mark­grä­fin Wilhelmine ihr berühmtes Fel­sen­labyrinth anlegen. Gleich nebenan be­findet sich der idyllische Reiterhof, auf dem man sich nach Voranmeldung ein Po­ny ausleihen kann, um auf ausge­schil­der­ten Wegen mit den Eltern spa­zieren zu gehen.
Unterwegs in der Fränkischen Schweiz
Bamberg und Umgebung
Historisch, lebensfroh, kath­o­lisch. Das „fränki­sche Rom“ mit seiner verwinkelten, unzer­störten Alt­stadt ist längst Welt­kultur­erbe. Die Universitäts- und Bischofs­stadt wartet mit zahlreichen historischen Schätzen wie dem Dom samt Bamberger Reiter. Selbst die Umgebung strotzt noch vor Sehenswertem. Be­suche lohnen sich beispiels­weise in Schloss Seehof oder Buttenheim.
Das Brückenrathaus auf einer künst­lichen Insel in der Regnitz ist das Wahr­zeichen Bambergs. Die mit Fres­ken bemalte Fassade, die präch­tigen Rokoko-Balkone und das ori­ginelle Fachwerk am Bug waren einst populäre Motive für Maler. Heute sind sie dank Instagram und Facebook in aller Welt bekannt.
Bamberg: Im Gegensatz zu den frän­ki­schen Schwestern Nürnberg und Würz­burg blieb die Regnitz-Stadt im Zwei­ten Welt­krieg weit­ge­hend ver­schont. In kaum einer anderen deut­schen Stadt lässt es sich so leicht durch die Epo­chen der Kultur- und Re­li­gions­ge­schich­te spazieren wie hier. Roma­nik, Gotik, Barock und Rokoko - alles ist oft nur wenige Schritte von­ein­ander ent­fernt. Dabei ist Bamberg glück­licher­weise kein Museum: Tausende von Stu­den­ten, ei­ne florierende Wirt­schaft, ein viel­sei­ti­ges Kulturleben und viele Lo­ka­le, Cafés und Bierkeller ma­chen die Stadt für Ein­wohner und Besucher attraktiv.
Schloss Seehof in Memmelsdorf: Petri­ni, Dientzenhofer, Neumann, Küchel - fast alle, die im süddeutschen Barock Rang und Namen haben, waren als Bau­meister beteiligt.
Buttenheim: kirchen- und brauerei­dominierte Marktgemeinde - ein frän­ki­scher Klassiker. Dem berühm­tes­ten But­ten­heimer, dem Jeans-Er­finder Levi Strauss, ist ein kleines, interes­san­tes Museum gewidmet.
Was anschauen?
Bamberger Dom: Er ist ein Muss, schließ­lich ist er eines der wichtigsten Bau­werke des Mittelalters im Land. Wer In­te­res­se an der Epoche hat, wird ne­ben­an im Diözesanmuseum von den ein­zig­artigen Krö­nungs­män­teln aus dem 11. Jahrhundert geflasht sein.
Klosterkirche auf dem Bamberger Mi­chels­berg: derzeit geschlossen, die Re­no­vierung wird noch Jahre dauern. Doch von der Schönheit der Michels­kir­che muss man wissen und sie bei ei­nem nächsten Besuch einpla­nen! Groß­artig ist das mit 580 Blu­men, Früchten und Kräu­tern ausgemalte Decken­ge­wöl­be.
Was unternehmen?
Zu Fuß durch Bamberg: Die Stadt ist auf sieben Hü­geln errichtet, man ent­deckt sie am besten auf aus­ge­dehn­ten Spaziergängen. Na­tür­lich führt der ers­te Weg über das Brücke­n­rat­haus hin­auf zum Dom­berg inklusive Al­ter Hof­hal­tung, Neuer Residenz und Ro­sen­garten. Auf einer zweiten Tour fla­nie­ren Sie vom dörflich-maleri­schen Vorort Bug durch den Hain, vor­bei an Klein Vene­dig bis zur renaturier­ten Erba­Insel in Gaustadt, an deren Nord­west­spitze sich das bronzene „Baer­ba­la“ in der Sonne räkelt. Oder Sie wan­dern vom Brü­ckenrathaus über die Pfar­re hin­aus zur Altenburg mit spek­ta­kulärem Blick über Bamberg, das Reg­nitztal und die Frän­kische Schweiz.
Ins Konzert und Theater in Bamberg oder Wernsdorf: In der Kon­zert­halle an der Regnitz, fußläufig von der Alt­stadt erreichbar, spielen die Bam­ber­ger Sym­phoniker auf - wenn sie nicht gerade um die Welt reisen. Span­nend sind die In­sze­nierungen des E.T.A.-Hoffmann-Thea­ters. Im nahen Schloss Wernsdorf ist die Capella Antiqua Bam­ber­gen­sis, spezialisiert auf Alte Musik, zu Hau­se.
Wo schmeckt das Bier?
Auf den Bamberger Bierkellern: Ste­phans­berg und Kaulberg sind die Ziele an einem warmen Nachmittag oder Abend. Mit Blick über die Stadt schme­cken die süffigen Biere beim Greifen­klau, auf dem Spezi- oder dem Wilde-Rose-Keller gleich nochmal besser.
Schlenkerla: touristisch? Aber sicher! Das berühmt-berüchtigte Rauchbier ist je­doch auch bei Einheimischen Kult. Sie trinken aber eher selten draußen vor der Tür.
Brauereigasthof Höhn in Memmels­dorf: „Görchla“ heißt der hauseigene Zau­ber­trank, dessen Kessel standes­ge­mäß mit Holz beheizt wird.
Felsenkeller Senftenberg: In der Nähe von Buttenheim liegt wohl einer der ty­pischs­ten Biergärten Frankens mit for­mi­dabler Aussicht.
Was sonst noch?
Bamberger Sandkerwa mit Fischer­ste­chen: mit dem Geburtsjahr 1950 der Nachzügler unter den fränkischen Fes­ten. Die Altstadt in und um die Sand­straße verwandelt sich in eine einzige Theke, und auf der Regnitz schubsen sich Erwachsene auf Kähnen mit lan­gen Holzstäben ins Wasser.
Bamberg-Führung für die Sams-Ge­mein­de: Die Stadt ist nicht nur Dreh­ort der Sams-Filme, sondern auch Wohn­ort des Kinderbuchautors Paul Maar.