Impressum.
© 2021 Nicolaus Equiamicus
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt.
ISBN: 978-3-7534-7521-9
DAS IST:
Dem durchlauchtigsten Prinzen und erhabenen Kardinal
Charles von Lothringen, Seinem verehrungswürdigsten
Herrn wünscht Nicolas Rémy
ewige Glückseligkeit.
IN diesen Zeiten des höchsten Unglücks und Elends, durchlauchtigster Prinz, ist unsere Generation in ein noch größeres Übel geraten. Und nichts wird von den Menschen weniger berücksichtigt, wenn nicht gar verachtet, als die überlieferten Bräuche ihrer Vorväter, indem sie auf unverschämte Weise Gottesdienst und Religion willkürlich gestalten und erdichten, und auch gar den Glauben an und die Lehren von Gott, dem doch alle Natur gehorcht, als Ganzes verwerfen und verleugnen.
Einige werden von ihrer hartnäckigen und neugierigen Vermessenheit in der Erforschung und Abwägung des Ursprung von Dingen, die notwendigerweise über das Verständnis aller Sinne sein müssen, zugrunde gerichtet und „übergeben ihren Lebenswandel dem menschlichen Verstand“; sie werden schiffbrüchig und versinken im bodenlosen Abgrund der größten Gottlosigkeit. Andere hingegen haben einen schwerfälligen und beschränkten Verstand, und sind durch ihre Leichtgläubigkeit in besonderem Maße der Wut, dem Verlangen und anderen Leidenschaften ausgesetzt, welche leicht erregt und angefacht werden können. Der Teufel weiß sich seine Beute für gewöhnlich zu beschaffen und zögert nicht, einen Menschen von solch geistiger Stumpfheit zu jagen, welcher von Armut zu Verzweiflung, durch Beleidigung zu Rache, oder durch das Verlangen nach irgend etwas verleitet wird, indem er ihn verfolgt, einholt und für sich gewinnt. Und dieser Stein des Anstoßes bewegt sie dahin, bereitwillig jeden beliebigen Plan anzunehmen, den er vorschlägt. Und die großartigen gleißnerischen Versprechungen veranlassen sie dazu, sich ihm zu verloben und zu eigen zu geben.
Die Atheisten der ersten Gattung werden für gewöhnlich durch die Freizügigkeit unserer Zeiten gezeugt, genährt und geschützt, welche durch die Mannigfaltigkeit und das Zusammenwerfen der Regionen aufgekommen ist, und es wird gesagt, daß deren Anzahl eine Größe erreicht hat, die nicht leicht geglaubt werden kann.
Aber entweder weil sie ihre Gotteslästerungen im stillen ausbrüten und, hinter irgendeiner Religion verhüllt, die ihnen vor die Hand kommt, ihre Erkennung und Anklage flüchten; oder aber weil man ihnen den Eifer für ihre Meinung nachsieht und ihnen gegenüber auf die unwürdigste Weise mild gestimmt ist in einer solch großen Gotteslästerung des menschlichen Herzens, die man nur als „Zügellosigkeit“ bezeichnen kann, so wird in keinem Fall ein Verfahren gegen sie unternommen, noch ein öffentliches Exempel an ihnen statuiert.
Die Zahl der anderen, welche sich auf so schändliche Weise mit Zauberei beschmutzt haben, vermehrt sich durch die Trägheit und Fahrlässigkeit derer, deren Pflicht es wäre, die Menschen in der Frömmigkeit des Herzens zu unterrichten und ihnen öffentlich vorzustehen!
Denn es zeigt sich in dieser Sache sicher, daß die meisten von ihnen aus den Dorfbewohnern und Bauern herkommen, bei welchen die Gottesdienste, durch welche der feste Glaube an Gott (welcher unser vornehmlichster Schutz vor den Nachstellungen des durchtriebenen alten Fuchses ist) in den Herzen der Christen gefestigt, gepflegt und bewahrt wird, entweder liederlich, selten oder gar nicht gehalten werden.
Dies hat viele zu der Meinung veranlaßt, daß man solche Menschen eher des Mitleids würdigen sollte als sie mit dem Tode zu strafen, da sie diesem Übel nicht entgehen könnten, sondern gleichsam notwendigerweise durch die Schwäche ihres Geistes in dieses Unglück fielen. Und was es auch immer sein mag, es bestünde allein in ihrer eigenen Torheit und den Verirrungen ihres Geistes, und füge keinem anderen einen Schaden zu. Und vielleicht haben deswegen viele Franzosen (welche den übrigen Menschen für gewöhnlich in ihrem scharfsinnigen Geist und der Aufrichtigkeit ihres Urteils in nichts nachstehen) diesen Dingen keinen sehr großen Glauben schenken können. Aber ob dies nun Wahnsinn oder Gotteslästerung sei, es geht untrennbar mit Giftmischereien und anderen Verbrechen einher, welche sich leicht verraten; und es ist erstaunlich, wie man unter all dem Rauch das Feuer nicht zu erkennen vermag.
Ich für meinen Teil, als der ich nun schon seit so vielen Jahren über diejenigen ein Urteil zu fällen hatte, welche wegen Verbrechen, die in Lothringen mit dem Tode geahndet werden, eingezogen worden sind, habe geglaubt, daß mir nichts übrig bliebe, als die Wahrheit all dieser wunderbaren Geschichten die von solcherlei Hexerei erzählt werden, zu veröffentlichen, und daneben solche, welche mir aus meiner eigenen Erfahrung und Erinnerung in den Untersuchungen, die über jene gehalten wurden, als auch aus mir zugesandten Briefen in die Hände gekommen sind. Zuerst war dies weder meine gewisse und feste Absicht, da ich wußte, daß zu dieser Sache von den gelehrtesten Männern bereits angemessen und umfangreich gehandelt worden war, noch ließen mir meine privaten und öffentlichen Angelegenheiten genügend Freizeit, als daß ich etwas anderes als ein unzureichendes und unnützliches Werk hätte schreiben können. Als ich mich jedoch von den Gerichtssachen entzogen (denn ich bin gewohnt, meine Geschäfte von meiner Freizeit zu trennen, und den Strapazen der Arbeit soweit wie möglich durch irgendeine erbauliche Abwechslung zu entfliehen) und lieblicheren Studien von dem zauberischen Blendwerk und den Zaubereien der Hexen zugewandt hatte, von welchen ich kürzlich gelesen oder gehört hatte, und was in meinem Gedächtnis haften blieb; behandelte ich dieses, als ob es irgendein poetisches Gedicht gewesen wäre (denn es mag irgendeine Verwandtschaft zwischen diesen beiden geben), und verfertigte einige Verse hierüber, welche Reime ich später achtlos in mein Notizbuch warf. Den einzigen Gewinn, den ich davon erwartete, war der, mir die Zeit meiner Muße zu vertreiben und mich nicht der Untätigkeit und Trägheit hinzugeben. Aber zuletzt, nach der Ermahnung vieler und nachdem mir die Pest, welche in der Stadt grassiert hatte, die nötige Ruhe gewährte, überkam mich der Wunsch, diese verstreuten und ungeordneten Reiser zusammenzubinden, so daß ich mit ihnen, soweit ich könnte, jeden Zweifel fortfegen möchte, der in den Gedanken irgendeines Menschen verbleiben könnte, welcher ihn davon abhielte, die Gewißheit dieser Sache zu glauben. Aber weil sogar meine Arbeit nicht stark und überzeugend genug zu sein schien (denn wer würde nicht selbst eine solche gehaltene Rede für eine Lüge halten?) wandte ich das an, was das meiste Gewicht und Autorität zu tragen pflegt, um Menschen von der Wahrheit zu überzeugen: Nämlich, die sichere und eindeutige Bezeichnung dieser Ereignisse, Personen, Orte und Zeiten: Allerdings nicht alle von ihnen, sondern nur diejenigen, welche ich in den letzten Jahren beobachtet und notiert habe. Denn es war, wie ich gesagt habe, zuerst nicht meine Absicht, diese Fülle von Geschichten anzuhäufen, und ich hatte mich daher nicht darauf vorbereitet.
Vielmehr ist diese Arbeit letzten Endes mehr durch Zufall als durch Absicht entstanden, wobei ich mich um so leichter dazu entschloß, sie zu veröffentlichen, weil ich von einem Mann von herausragender Gelehrtheit, Thierry Alix, Präsident der Rechnungskammer in der Herrschaft von Lothringen gehört hatte, daß ein solcher Schritt den Gefallen unseres allerdurchlauchtigsten Herzogs, Eurem Vater, finden würde, mit welchem er, wie er sagte, zufällig über diese Angelegenheit gesprochen hätte. Es blieb mir dann übrig einen Patron dafür auszuwählen, dessen Schutz und Verteidigung es gegen die Bosheit derer beschirme, welche alles beobachten und begierig auf den geringsten Fehl zu lauern pflegen. Es möge nicht als eine äußerste Kühnheit ausgelegt werden, daß ich Euer Hoheit zu diesem Amt hinzuziehe, die Ihr durch das Blut mit den größten Königen des christlichen Europa verwandt und die höchste Zierde und Schmuck von Lothringen seid, und daß ich, als Euer Diener, Euren Schutz für ein Werk erbitte, von dem ich glaube, daß es von einigem Nutzen sei. Euer liebreiches Wesen hat niemals jemandem etwas verweigert, was derselbe von Euch erbeten hatte, und wegen dieser Eurer Gewogenheit und Eures Wohlwollens haben jene, die Euch kennenlernen durften, eine schriftliche Empfehlung erlangt, so daß man sagen möchte, daß es kaum einen größeren Verdienst geben könne als diese Gelegenheit.
So ich nun im Vertrauen auf diese meine Arbeit wage, dieselbe mit Eurem durchlauchtigsten Namen zu schmücken, auf daß ich sie besser von der Dunkelheit befreien möge, wird mir dieses aus Eurer gütigen Nachsicht und durch jene Euch eigenen Gründe und Ursachen verliehen: Es ist zwar Eurer Erhabenheit und Eurem hohem Ansehen unwürdig, wird aber dennoch von jenem dankend angenommen, welcher sich Euch als der gänzlich Unbedeutendste und Niedrigste verpflichtet und ergibt, und niemals aufhören wird, den Höchsten Schöpfer aller Dinge darum zu ersuchen, Euch lange gesund und wohlbehalten in allen Euren vielen und schwierigen Aufgaben zu erhalten, und Euch alle Eure Wünsche zu gewähren.
Zu Nancy.
Es ist allgemein üblich, daß diejenigen, die ihre Schriften in öffentlichen Druck geben, einige Ursachen derselben durch eine Vorrede anzeigen, damit es nicht scheint, als seien sie ohne bestimmten Grund und unbedacht dazu geeilt, oder hätten mit ihrem guten Vorhaben in stolzer und hochmütiger Weise hinter dem Berge gehalten. Damit ich nun dieses nicht versäume, insbesondere in einer solchen Materie, die von vielen auf so mancherlei und zweifelhafte Art behandelt wird, habe ich danach getrachtet, daß es dem geneigten Leser einigermaßen bewußt sein möge, warum ich mich an diese Schrift gemacht habe, ferner, daß meine vorgebrachten Argumente von demselben aufgenommen und diese Schrift auch gebilligt werde.
Es geschieht bisweilen, daß diejenigen, welche sich eine Sache gründlich überlegen, dazu in ihren Gedanken einige Theorien bilden, die sie später zu veröffentlichen belieben, entweder, damit sie sich in ihren müßigen Stunden damit die Zeit vertreiben oder aber, weil sie glauben, ihre Spekulationen könnten anderen dienlich sein. Ich gestehe, daß beides bei mir zutrifft, aber mit ungleichem Vorsatz, weil diese Schrift von der Dæmonolatria, oder dem Teufelsdienst, handelt.
Fast 15 ganze Jahre habe ich unentwegt wider die Übeltäter, die sich zur selbigen Zeit in Lothringen befanden, die gerichtliche Untersuchung und Bestrafung verwaltet. In dieser Zeit habe ich meinen Kopf voll gehabt von den wunderlichen Zusammenkünften, Gelagen, Tänzen, Bezauberungen und Vergiftungen der Hexen – deren unter solchen Übeltätern viele bei mir gewesen sind –, auch daß sie in der Luft zusammenkommen, und mit dem Teufel in abscheulicher Weise buhlen, sich oft, dem Anschein nach, in andere Gestalten verwandeln, und was dergleichen Schandtaten und gottlose Laster mehr sind, die sie, so lange sie leben, ausüben und treiben.
Und wenn ich zuweilen, wie diejenigen zu tun pflegen, die etwas genau studiert haben, dazu kam, diese Sachen wieder nachzulesen, und darin zu meiner Ergötzung spekulieren wollte, – denn bisweilen, wenn ich von Gerichtssachen frei war, schrieb ich einige Verse, – so fielen mir jene Dinge wieder ein. Und weil ich dieselben noch in guter Erinnerung hatte, konnte ich sie nicht gut aus meinen Gedanken vertreiben, weil sie sich ansehen ließen, als könnten sie in Versen trefflich beschrieben werden, wozu ich dann auch einige Lust hatte.
Wie ich nun bald dieses bald jenes, wie es mir in die Hände fiel, nahm, und im einzelnen berührte, ging es mir, wie es denen zu gehen pflegt, die von allen Kleidern, welche sie machen, einige Reste und Flicken in eine Kiste nachlässig auf einen Haufen zusammenwerfen. Hernach, wenn sie meinen, daß sie von denselben eine ziemliche Anzahl haben, suchen sie diese einzeln wieder hervor, und verfertigen von denen, die sich am besten dazu eignen, ein zusammengestückeltes Werk, welches dann, wenn schon nicht durch etwas anderes, doch zumindest durch die Art der Gestaltung, durch die es einer kunstvoll ausgeführten Arbeit gleicht, lieblich und anmutig gemacht wird.
Für gewöhnlich sind die Beschreibungen von wirklich geschehenen Dingen (wie sie in diesem zusammengestückelten Werk häufig zu finden sind) dem Leser am angenehmsten, weil sie das Licht der Wahrheit in sich tragen, und weil wahrhaftige Sachen mit größerer Aufmerksamkeit gelesen werden als erdachte und erdichtete. Ferner wenden die Menschen ihre Zeit am liebsten an diese, da sie von ihnen erwarten, daß sie neben der Unterhaltung auch Nutzen daraus ziehen könnten. Die in dieser Schrift berichteten Dinge werden, weil sie neu, ungewohnt und seltsam sind, und auch wegen der Redensart, mit der sie beschrieben werden, für unglaublich angenommen. Darum habe ich erachtet, ich würde meine Mühe und Arbeit wohl anwenden, wenn ich von diesen eine solche unverdiente Meinung ablehnte und dazu das gebrauchte, was die Wahrheit für gewöhnlich am besten bestätigen kann, als da sind: Die eigentlichen, unterschiedlichen Urkunden der Ereignisse, der Personen, der Orte und der Zeiten.
Anfangs legte ich mir aber keinen besonderen Vorrat von dergleichen Akten an, und mir fielen dieselben nur hier und da zufällig ein, als ich mich, wie erwähnt, zum Zeitvertreib damit befaßte. Doch vor fünf Jahren habe ich angefangen, besser aufzuhorchen, und aus dem Bekenntnis eines jeden Beschuldigten zu notieren, was zu allen Sachen im besonderen gezogen werden könnte; auch überdies, daß ich solches gründlicher ausarbeitete, um das, was ich in vorigen Jahren zu notieren versäumt habe, wieder nachzuschlagen und herauszusuchen.
Endlich habe ich, als gute Gelegenheit, um mir die Einsamkeit auf dem Lande zu versüßen, wohin ich mich aufgrund der in der Stadt herrschenden Pest begeben hatte, unter meinen Papieren diejenigen Dinge gefunden, die ich bereits geordnet und zusammengefaßt hatte. Selbige habe ich in meiner müßigen Zeit in bestimmte Kapitel gesetzt, auf daß sie sich in die nur grob vorgefaßte Geschichte einfügen, und als Teile zu dem ganzen Werk gebracht werden könnten.
Und dieses liegt nun dir, geneigter Leser vor Augen, und berichtet kurz und bündig, was ich durch lange Beobachtung und Erfahrung zu wissen bekommen habe. Und ich denke daß du keine Ursache haben wirst, es zu verwerfen, du wollest denn einwenden, man müsse solche Leute nicht dulden und leiden, die ihre Mußestunden dazu verwenden, daß sie anderer Leute Gemüter mit gut gemeinten Erzählungen liederlicher und unnützer Dinge erschrecken, die man in vorigen Zeiten, da es wenige gelehrte und verständige Leute gegeben hat, kaum als wahr habe annehmen wollen.
Solches wird nun schon zur Genüge durch die Wichtigkeit und den Nachdruck der Umstände, die ich erwähnte, widerlegt und verworfen, welche mit offenbarer Beurkundung eines jeden Ortes, an welchem diese Dinge geschehen sind, belegt werden. Um dennoch denjenigen, die etwa von diesen Dingen vorher keine Kenntnis gehabt haben, ihre Zweifel zu nehmen, so habe ich die Mühe nicht gescheut, aus solchen Autoren, die von dieser Materie ausführlich, klar und deutlich schreiben, einige Dinge, die hiermit übereinstimmen, in kurzen Worten hinzuzusetzen. Denn wenn etwas berichtet wird, welches sich vor kurzer Zeit an einem anderen Ort ebenso zugetragen hat, gibt solches ein nicht geringes Licht der Wahrheit.
Diese meine Schrift habe ich Dæmonolatria, d. i. „Teufelsdienst“ genannt, obschon darin die Verwandlungen in andere Gestalten, Vergiftungen, Heilungen, Augenverblendungen, Wettermachungen und dergleichen ungeheure und seltsame Dinge mehr enthalten sind, von welchen ein jedes dieser Schrift seinen Titel hätte verleihen können. Dennoch habe ich am meisten meine Absicht auf jene richten wollen, welche dem Teufel in gotteslästerlicher Weise Dienst und Verehrungen erbringen, weil gewiß ist, daß all dies wegen dieser Ursachen angerichtet, angestellt und ausgeführt wird. Denn diese sehr schweren und großen Dinge verursachen sowohl bei den Einfältigen, Unverständigen, als auch bei denen, die es nicht besser wissen, einige Gedanken, und sie glauben, daß hierunter eine göttliche Kraft verborgen sei, weshalb die elenden Menschen dazu verleitet werden, falsche und unwahre Dinge für wahrhaftig anzunehmen. Denn wer wollte den nicht für einen Gott halten und ehren, von dem man glaubt, daß er sichtbare Dinge seinem Willen nach und in andere Gestalten verändern, das Leben im Augenblick nehmen, und vom Tode wieder auferwecken, die Elemente und das Wetter nach eigenem Gefallen verändern, Zukünftiges voraussagen, und unzählbare Dinge mehr, welche über die menschlichen Kräften hinausgehen, verrichten könne.
Wenn aber irgend jemand entgegen hielte, daß ich wenig Kunst oder Methode und keinen geraden Weg verfolgt habe, wird mich dies nicht gegen ihn erbittern, da ich gute Gründe habe, durch welche ich mich entschuldigen kann. Denn wer vermag, wie das alte Sprichwort sagt, ein Seil aus Sand1 zusammenzuwinden? Und dennoch habe ich geglaubt, daß es besser sei, dem Leser diese Dinge mitzuteilen, wie sie sind, und ohne eine Ordnung, als aus Furcht, der Zusammensetzung zuwenig Aufmerksamkeit gewidmet zu haben, zu erdulden, daß sie weiter in der dichten Finsternis der Stille verborgen bleiben.
Und bisher hat (soviel ich gehört habe) niemand solches in seinen Schriften aufgeführt, oder es zumindest nicht mit solchen Zeugnissen und einer solchen Vielfalt und Anzahl der Beispiele bestärkt. Zuerst dachte ich, wie ich gesagt habe, an nichts weniger, als daran, sie in einem Werk zu vereinigen: aber ich bereue die Arbeit wirklich nicht, denn, wie du siehst, fügte es sich behende aus der rohen Form zusammen; gleichsam wie aus wenigen zerstreuten Gebäuden im Laufe der Zeit Städte mit angeordneten Straßen werden, wobei die ganze Stadt natürlich nicht von Beginn an als solche und in dieser Gestalt geplant war, sondern jedes angemessene Grundstück in einer unordentlichen Entwicklung mit dem nächsten verwachsen ist und sich zusammengefügt hat, und ihnen so eine Ordnung und Reihenfolge zuteil geworden ist.
Und obwohl es nicht gänzlich ungegründet und unordentlich ausgeführt ist, so daß jemand sagen könnte, daß es keine geradlinige Richtung hätte, so ist es doch nicht, wie die Kunst es verlangt, sondern ergibt sich vielmehr so, wie Erzählungen dies für gewöhnlich in ihrer Abfolge und durch die behandelte Stelle zu tun pflegen.
So habe ich mich in diesem Werke demnach bemüht, zu beschreiben, wie die Menschen mit der Schande der Zauberei befleckt, und was sie darauf für Künste gelehrt werden, und wie sie sich zu ihren Zusammenkünften vorbereiten. Ferner, welche Anschläge sie dort bereden, was sie beschließen und feststellen, und wie sie hernach, wie abgemacht, die Menschen um ihre Gesundheit bringen und ihnen wieder dazu verhelfen, und die Früchte auf dem Lande verderben. Desweiteren, wie sich von den gefänglich Eingezogenen einige bekehren, andere sich aber als so verstockt erweisen, daß die Henker, ob sie es noch so klug und verschmitzt mit ihnen anfangen, ihnen dennoch nichts abgewinnen oder abpeinigen können, und dergleichen Dinge mehr, welche hier zu erzählen zu ausschweifend wären: Denn es ist gewiß aus diesem allen zu erkennen, daß es Hexen gibt, wenn wir auch blind und dumm sein wollen, welches daher in dieser Disputation die erste und vornehmlichste Frage sein soll.
Und wenn das ganze Werk deswegen, weil es so unordentlich und nicht wohl aneinandergereiht ist, jemandem nicht gefallen sollte, so wird es diesem dennoch angenehm sein, daß man sich einen jeden Punkt im einzelnen vornehmen kann. Vielleicht werden mich einige beschuldigen, daß ich gar abgeschmackte, wider die gesunde Vernunft streitende oder ungereimte und läppische Dinge anbringe, zumal ich erzähle, daß die Hexen große Unwetter machen, durch die Luft fahren, durch enge Löcher kommen können, mit den bösen Geistern Mahlzeiten halten, tanzen, buhlen und dergleichen ungeheure und ungewöhnliche Dinge mehr treiben. Aber diesen sei gesagt, daß ich hier nicht solche Dinge vorbringe, die ich nur von Hörensagen vernommen, sondern die ich durch viele unabhängige und übereinstimmende Zeugnisse erfahren habe. Ferner wollen sie sich versichert halten, daß ich nicht mit verfänglichen Diskursen daherkomme, sondern glaubwürdige Sachen anbringe, mit solchen Gründen und Beweisen, die der christlichen Religion gemäß sind.
Letztlich stelle ich es jedem frei, hiervon zu denken und zu halten was er will. Denn ich will niemanden zwingen, das, was ich schreibe und vorbringe, auch unbedingt anzunehmen. Und wenn jemand mich fragen wird, was ich wirklich davon halte, so sind meine Gedanken diese, daß solche und dergleichen Dinge nicht unwahr, und wahrlich glaubhafter sind, als das, was die Alten uns für gewisse und unfehlbare wahrhaftige Dinge in ihren Schriften hinterlassen haben. Denn was will man davon sagen, daß (wie man in den Commentariis von C. Epidius liest) die Bäume, ein Ochse oder ein Esel geredet haben? Was davon, daß ein ganzer Ölbaumwald über eine Landstraße gegangen, und daß sich hingegen von dort ein gepflügter Acker an des Ölwaldes Stelle gesetzt habe? Welches dennoch Plinius schreibt2, daß es zu seiner Zeit in Marokko geschehen sei. Was davon, daß Orpheus die wilden Tiere und Bäume3, und Amphion die Felsen mit ihrer Musik4, wohin sie nur wollten, gelockt haben? Denn es schreibt Pausanias in Heliakon 2, es sei ihm von einem Ägypter erzählt worden, daß ihre Zauberer solches, weil sie vortrefflich in ihrer Kunst gewesen seien, in der Tat haben tun können. Was will man davon sagen, daß zwei Berge wie streitende Böcke aufeinander gestoßen, und wieder voneinander gewichen sind? Wovon die römische Geschichte5 bezeugt, daß es sich im Gebiet von Modena begeben hat. Und was wird man schließlich dazu sagen, daß die Erde von selbst den zu Tische Sitzenden Gras untergestreut hat? Daß dreibeinige Schemel hervorgetreten sind, und Wein und Wasser ausgegossen haben, daß eiserne Weinschenke oder aus Erz gegossene Bilder die Becher dargereicht haben, welches Apollonius erzählt6, daß er solches bei dem Hiarchas und anderen Gymnosophisten gesehen habe. Darum muß man keine Erzählungen nur deswegen für falsch halten, weil sie neue unerhörte, auch oft einige wider die Natur laufende Sachen enthalten. Denn die bösen Geister können nach ihrer sehr großen Macht viel tun, welches mit der natürlichen Ordnung auf keinerlei Art und Weise übereinkommt. Auch wird niemand solche Dinge darum für unwürdig erachten, daß selbige der Nachwelt schriftlich hinterlassen werden sollen, wenn nur dabei nichts vorkommt, das gar absurd oder närrisch anzuhören sei. Denn mir ist sehr wohl bewußt, daß es viele Leute gibt, welche, wenn man von dergleichen Sachen redet, mit vielen lächerlichen und närrischen, aus ihrem Hirn gesponnenen Dingen daherkommen. Als zum Beispiel, daß die Zauberinnen durch ihre bösen Salben aus Menschen Unmenschen machen, und die Menschen in unvernünftige, wilde und böse Tiere verwandeln können; daß die menschlichen Seelen aus ihren Leibern auf eine Zeitlang ausfahren und später in dieselben wiederkommen und einkehren; daß die Weiber durch Buhlerei mit den bösen Geistern geschwängert werden können, und dergleichen Dinge mehr, welche sie uns noch dazu in ernsthafter Weise als wahrhaft vorbringen und uns überreden wollen, dieselben genauso anzunehmen und zu glauben. Mit diesen, welche gar zu weit ausschweifen, halte ich es ebensowenig, als mit denen, die sich in gar zu enge Schranken einschließen und versperren. Denn man kann auf beiderlei Weise sehr irren, sowohl wenn man das verwirft, was durch die lange Erfahrung bestätigt wird, als auch wenn man das annimmt, was kein weiser und verständiger Mann je für glaubwürdig und wahrhaft anerkennen kann.7
Deshalb wird der Leser alles durch seinen Verstand vernünftig erwägen und betrachten, und wenn ich, wie es auch dem frömmsten Menschen oftmals geschieht, allzu leichtgläubig war, und einige Dinge zu sehr gebilligt habe, oder meinem eigenen Sinn, wovon auch die allerbescheidensten Leute nicht allezeit frei sind, allzusehr nachgegangen bin; so wird er mir solches zu verzeihen geruhen. Denn ich habe mich in Anbetracht der Erfahrung, die ich meiner Meinung nach dadurch erlangt habe, daß ich mit dergleichen gerichtlichen Verwaltungen so lange zu tun gehabt habe, veranlaßt gesehen, diesen meinen Diskurs in Druck zu geben. So geschieht es für gewöhnlich, daß einer dasjenige, was er gegenwärtig gesehen oder gehört hat, frisch und frei anderen erzählt, und solches wider diejenigen, welche gegenteilige Gedanken davon haben, in steifsinniger Weise zu verfechten beginnt. Und letztlich ist mir in diesem Stücke wohl bewußt, daß ich nichts aus Streit oder Zanksucht geschrieben habe, oder weil es neue Sachen sind, um mir damit ein großes Ansehen zu machen und irgendeine Gunst zu erlangen, sondern daß ich meine Augen nur auf die einzige Wahrheit gerichtet habe, wie viele andere auch, deren Köcher aber nicht mit so vielen Pfeilen, als der meinige jetzt ist, versehen sein dürften. Ich hoffe, daß meine Arbeit angenommen wird, und andere ihr, mit Gottes Hilfe, nachfolgen, und daß ich zu niemandem, der mir Gerechtigkeit widerfahren lassen will, vergebens gesprochen habe.
1 Jamblichus, De Mysteriis Ægyptiorum.
2 Historia naturalis, 2. Buch, Kap. 85.
3 Horaz, Ars poetica v. 391.
4 Pseudo-Hyginus Liber Fabularum.
5 Plinius, Historia naturalis, 2. Buch Kap. 85.
6 Philostratus Vita Apollonii 3. Buch, Kap. 27.
7 Seneca, Epistulæ morales ad Lucilium 3. Buch, Kap. 4
Da derjenige, der dich das Licht erblicken ließ,
Derselbe ist, der uns das Licht erblicken ließ
Würde es, oh Buch,
Wenn du das Vaterhaus verläßt,
Unbrüderlich und ungütig erscheinen,
Wenn du aus dem Haus in die Fremde
Ohne ein Geschenk auf Wanderschaft gingest,
Denn es gebührt sich, dir das Geleit zu geben.
Also verrichten wir es wie unwürdige Schüler,
Welche dir nichts besseres geben können
Als dich mit den mitgeteilten Verslein ein wenig zu erfreuen;
Denn so ist der Charakter der Schüler,
Daß man den einen mehr verehrt und den anderen haßt,
Diesen in den Gedichten lobt,
Jenen in den Gedichten gar übel verwünscht.
Zum ersten laß niemand sich getrauen
Dich unverdient zu lästern:
Oder wenn einer sich nicht enthalten kann,
Daß er zufällig etwas pflücken kann
Was auch immer nicht nach seiner Ansicht schlägt;
Daß diesem seine Zunge heimgesucht werde von seinem Gift,
Und seine großen Ohren eines wie das andere
Struppig werden und in die Höhe sich erheben,
Wie sie der Narrenkönig einst
Unter sein rauhes Haar und die phrygische Mütze drückte.
Bereits sicherer vor dieser Strafe
Kannst du vor jedes beliebige Gericht treten
Indem du deinen Fächer trägst und auferbietest,
Wenn irgendein Begräbnisfeuer ermattet
Durch einen zaudernden zweifelnden Richter
Von denen es in heutiger Zeit zu viele gibt,
Von welcher Konfession sie auch sein mögen.
Hexen zu peinigen durch scharfe
Gesetze, durch rächende und lodernde Flammen
Steht uns vielleicht weniger zu
Die wir wie die Musen die Güte verehren,
Und es ist auch jeder von uns beiden in einem Alter
Das mehr zur Güte neigt:
Aber niemand wird uns einen Vorwurf machen können,
Wenn wir dich fromm beschützen,
Da der, welcher dich das Licht erblicken ließ,
Derselbe ist, der auch uns das Licht erblicken ließ.
Du sollst, oh Buch, nicht ohne eine Gabe von mir gehen,
Wenngleich ich nichts tun kann, als dir zu wünschen,
Daß keine üble Zunge dich unverdient verdamme,
Und daß die Rechtschaffenen es dir nachsehen,
Wenn etwas darin zu unordentlich ausgeführt sei.
1. Buch.
1. Kapitel – Wie die Menschen zu Anfang von den bösen Geistern angelockt und mit der zauberischen Schande infiziert werden.
2. Kapitel – Wie die bösen Geister diejenigen, welche sie mit irgendeiner List in ihre Gewalt gebracht haben, allerlei Kunst lehren, und sie mit besonderen Pulvern, Gerten, Salben und verschiedenen Gattungen der Gifte ausrüsten, deren etliche den Tod, etliche Krankheiten, etliche aber auch die Heilung derselben bewirken. Ferner, wie dieselben Stücke nicht zu allen Zeiten, noch allen insgemein schädlich seien, sondern daß oftmals solche Zauberei etlichen Menschen ohne Beschädigung beigebracht worden ist, vornehmlich den Personen, welche über die Hexen zu urteilen haben.
3. Kapitel – Daß die Hexen ihre Hände und zwar den ganzen Leib, ohne Beschädigung mit ihrer Zaubersalbe bestreichen, wo doch andere Leute, wenn sie nur deren äußerste Kleider damit berühren, davon sterben, sofern dieses vorsätzlich geschieht. Denn sonst ist solches Berühren ohne allen Schaden.
4. Kapitel – Daß die bösen Geister, wenn sie erstmals zu den Menschen kommen, ihnen Geld zuhauf geben, welches Geld sich später doch als nichts anderes, als Mist, Scherben, Laub und dergleichen Spreu herausstelle. Ferner, warum die bösen Geister kein wirkliches Geld stehlen können, wo man doch gemeinhin sagt, sie haben die verborgenen Schätze in ihrer Gewalt.
5. Kapitel – Daß die bösen Geister nicht damit zufrieden sind, daß die Menschen sich mit Worten gegen sie verpflichten, sondern daß sie auch die Menschen mit ihren Klauen zeichnen, zum ewigen Zeugnis der Dienstbarkeit, in die sie sie einmal gebracht haben. Auch an welchem Ort des Leibes für gewöhnlich solche Zeichen geschehen, und wie sie dieselbe Stelle ganz unempfindlich machen.
6. Kapitel – Daß die Geister mit den Menschen die Werke der Liebe treiben, aber auf eine ganz kalte, unliebliche, vergebliche und untüchtige Weise. Auch daß sie die Hochzeit halten, und sich stellen, als ob einer den anderen wegen seines Buhlen beneide, und sie einander nicht vertrauen dürfen.
7. Kapitel – Daß die Geister sich einen Leib aus einer verdichteten Materie machen, und sich in allerlei Gestalten zeigen können. Auch das Äußere der Menschen an sich nehmen, jedoch stets mit einem abscheulichen Angesicht, und mit Habichtsklauen an den Füßen.
8. Kapitel – Daß die Geister eine solche Sprache an sich nehmen, als sie diejenigen gebrauchen, bei denen sie sich umtreiben und aufhalten, jedoch nur ein hohles, leises, dunkles und heiseres Gemurmel machen.
9. Kapitel – Daß der böse Feind oftmals unter dem Schein der Wahrheit die Menschen verführe, und daß er die Seinen in der gleichen Kunst der Gleißnerei, soviel es ihm möglich ist, unterrichte, auf daß ihre bösen Stücke desto mehr im Dunkeln und verborgen bleiben, und man weniger Verdacht gegen sie hege.
10. Kapitel – Daß der große Gestank, den die Geister allezeit hinter sich lassen, und daß sie den Ihrigen die Reinigung, insbesondere das Säubern der Hände, verbieten, ein Anzeichen sei, daß es unreine Geister sind: Nämlich, weil die Reinigung – wie sie sagen – die Zauberei verhindere und sie vertreibe, und wie solches zu verstehen sei.
11. Kapitel – Daß die Zauberer, gleich wie einstmals das Bauernvolk bei den Alten, jährlich ihren Geistern etwas zu opfern pflegen, um sich auf diese Weise von den Übeltaten der Geister zu befreien, oder andere Gelübde zu erfüllen, welche sie durch ihren Pakt zu leisten schuldig sind; und daß ein Tier, wenn sie dasselbe opfern, schwarz sein müsse.
12. Kapitel – Daß die Hexen, wenn sie auf ihre Versammlung fahren wollen, ihre Ehemänner alsdann betrügen, damit die Ehemänner keinen Argwohn gegen sie hegen mögen, denn sie bringen dieselben entweder durch Zauberei in einen tiefen Schlaf, oder legen etwas an ihre Statt, das ihnen gleich sei.
13. Kapitel – Daß die bösen Geister die Hexen um vieler Ursachen willen hart und ernst bestrafen: Nämlich, wenn sie des Nachts nicht zu ihrer Versammlung kommen, wenn sie ohne Vorwissen der Geister andere gesund machen, wenn sie sich nicht rächen, wenn sie nichts Übles stiften, wenn sie ihnen nicht gehorsam sind, wenn sie jemand vom Bösen abhalten, wenn sie dem Richter ihre Übeltaten bekennen, und dergleichen andere Dinge mehr, weswegen sie entweder übel geschlagen werden, oder solches mit einem größeren Schaden und Verlust an sich selbst büßen müssen.
14. Kapitel – Daß die Hexen oftmals persönlich mit Leib und Seele zu ihren nächtlichen Versammlungen hinfahren, auch daß es ihnen oftmals vorkommt, als ob sie leibhaftig zugegen wären, obwohl es nur ein Traum und Einbildung ist; Und daß diejenigen, nach deren Meinung beides möglich sei, Recht haben. Demnach auch, daß sie um mehr als einer Ursache halben, ihre Versammlungen einberufen; und in welchen Nächten sie für gewöhnlich in Lothringen zusammenkommen.
15. Kapitel – Daß allerhand Leute von hohen und niedrigen Stand, Manns– und Weibspersonen, in großer Menge des Nachts auf die Versammlungen der Hexen kommen, jedoch überwiegend Weiber, weil dieselben mehr zu bösen Anschlägen geneigt sind.
16. Kapitel – Daß unliebliche und abscheuliche Speisen auf den Versammlungen und Banketten der Hexen aufgetragen werden, und daß sie auch nicht davon gesättigt werden. Aus diesem Grunde haben es viele nur für ein Blendwerk gehalten, welches sich doch nicht stets so befindet, denn sie essen bisweilen in Wahrheit Fleisch von gestorbenen Menschen, oder von anderen Arten von krepiertem Vieh, jedoch ohne Salz und Brot; ferner eine Disputation, aus welchen Ursachen sie sich vom Salz und Brot enthalten.
17. Kapitel – Daß die Geister bis auf den heutigen Tag den alten Brauch der Nachttänze halten, wie sie ihn einstmals in ihren Tempeln und Opfern gehabt haben. Und daß man davon vielmehr ermüde, als sonst von gebräuchlichen Tänzen. Ferner, daß die Hexen während des Tanzes die Rücken einander zugekehrt haben. Ferner, daß die Gewohnheit zu tanzen zwar ein üblicher, doch sehr böser Brauch ist, und fast der Unsinnigkeit gleich zu achten sei, wie solches jedermann bewußt ist.
18. Kapitel – Daß die Hexen sich durch einen schweren Eid, welchen ihnen der Satan selbst diktiert, zusammen verpflichten, daß keine die andere vor Gericht verraten wolle, aber daß sie sich gleichwohl nicht darauf verlassen dürfen, sondern sich noch auf andere Weise weiter in acht nehmen: Nämlich durch Verleugnung des Namens, und indem sie sich Masken, Haarhauben, Schleier, und was sie sonst gebrauchen, vor das Angesicht ziehen.
19. Kapitel – Daß es unliebliche, schimpfliche und närrische Lieder sind, nach welchen sie auf den Teufelshochzeiten und Banketten tanzen, und daß sie dafür ebensowohl großen Dank sagen müssen, wenn sie abscheiden, als wären sie gar fröhlich gewesen.
20. Kapitel – Daß die Geister ihre Versammlungen wie die Menschen anstellen, und von ihren Untertanen mit Küssen und Umarmungen, zum Beweis der Huldigung empfangen werden, daß auch unter allen nur einer der Oberste sei, welchem solche große Ehre und Reverenz gebühre.
21. Kapitel – Daß die bösen Geister oftmals allerlei Arten Ungeziefer und Getier haufenweise in das Korn und die Frucht bringen, welche diese in einem Augenblick verzehren und abfressen, und wie solches zugehe.
22. Kapitel – Daß die Unholden bei einer jeden Versammlung vorbringen müssen, wie sie in der Zwischenzeit anderen Leute Schaden zugefügt haben. Auch daß sie bestraft werden, wenn sie ohne ein neugestiftetes Teufelswerk und Unglück in der nächsten Versammlung erscheinen.
23. Kapitel – Daß die bösen Geister sich in jede Tiergestalt verwandeln können, je nachdem es die Zeit und Gelegenheit erfordert, und so oft sie bei den Ihrigen sind. Daß auch ihre vornehmlichste Veränderung in die Gestalt eines Bocks geschehe, besonders wenn man ihnen öffentliche Reverenz und Ehrerbietung erweisen soll.
24. Kapitel – Daß es früher, wenn der Teufel einen durch die Luft geführt hat, sanft, mit Lust und unbeschwert zugegangen sei. Das Fahren aber, von dem die Hexen zu unseren Zeiten berichten, geht überaus schwer vor sich, und macht sie müde und erschöpft.
25. Kapitel – Obwohl es unglaublich scheint, so sagen doch alle Hexen zugleich, daß ihnen der Teufel oft Gewalt gebe, Wolken zu erregen, die sie später, wenn sie in diesen emporgefahren sind, forttreiben und bewegen können, wohin sie wollen, und dieselben auch auf die Erde regnen lassen, sofern nicht etwas hinderlich ist. Ferner, was für besondere Stücke sich in diesem Fall begeben haben.
26. Kapitel – Daß die bösen Geister dem Glockenklang gram seien, weil die Menschen dadurch zum Gebet ermahnt werden, und daß man die Glocken nicht ohne Grund läutet, wenn es donnert, hagelt und stürmt, denn man glaubt, daß die bösen Geister damit zu tun hätten.
27. Kapitel – Daß oftmals dasjenige, was vom Donner berührt worden ist, scheint, als ob es mit Klauen zerrissen worden wäre, aus welchem Grunde viele der Meinung sind, daß der böse Geist, wenn er einen Körper an sich nehmen will, am meisten Lust zu der Gestalt habe, welche Klauen gleich einem grausamen wilden Tier habe.
28. Kapitel – Daß deren Meinung unrecht sei, welche es mit den Epikuräern halten, und verneinen, daß die Geister den Menschen erscheinen, sie trösten, erschrecken, ihnen nachstellen, Schaden und allerlei Unglück zufügen, wo doch solches sowohl in geistlichen als auch weltlichen Historien hin und wieder gelesen wird, und es heutigen Tages alle Hexen gleichermaßen bekennen.
29. Kapitel – Daß die Hexen und Zauberer von den Geistern nicht nur, wie berichtet, in die Luft geführt werden, sondern daß sie auch von dort aus den Menschen viel Schaden zufügen, und sich schließlich wiederum so sanft und gemach auf die Erde niederlassen, als ob sich ein Vogel herunter ließe.
2. Buch.
1. Kapitel – Daß die bösen Geister keine Gewalt haben, die Seelen wiederum in die Körper zu bringen, jedoch, weil sie alle Geschöpfe Gottes meisterlich nachahmen können, oftmals solche Gespenster machen, indem sie die toten Körper anziehen, und sie von innen bewegen, als ob sie lebendig wären. Ferner die Begebenheit von dem lästerlichem Leben des Pierron von Dalhain, von seinen Morden und schrecklichen Buhlschaften.
2. Kapitel – Daß oftmals die Eltern die Zauberei und Teufelskünste wie eine ansteckende Seuche den Kindern vererben, weil nämlich die Eltern glauben, durch eine solche Tat die Huld ihrer Geister zu erwerben; und daß dieses Laster von etlichen zu Unrecht durch die Jugend entschuldigt werde, zum einen, weil es an sich aller menschlichen Natur zuwider, als auch, weil alle Hoffnung der Besserung bei solchen verloren ist.
3. Kapitel – Daß die Zauberer die toten Körper der Menschen zu ihrer Zauberei gebrauchen, insbesondere wo eine Fehlgeburt geschehen ist, oder von den hingerichteten Missetätern, oder auch von Menschen, die einen unwürdigen und ehrlosen Tod gefunden haben.
4. Kapitel – Daß man sich kaum vor der Tücke und Arglistigkeit der Hexen vorsehen könne, weil sie sich des Nachts in unbekannter Gestalt in die verschlossenen Häuser begeben, und die Menschen, wenn sie in tiefstem Schlaf liegen, mit ihren Teufelskünsten überfallen, und auch sonst viele andere schreckliche Dinge zuwege bringen. Gegen alle solche Gefahr ist kein sichereres Mittel als das Gebet, mit dem wir uns Gott dem Allmächtigen befehlen und in seinem Schutz begeben, wenn wir uns zu Bette legen. Ferner, wie sie mit ihrer Zauberei zuwege bringen können, daß die Leute einschlafen und kaum wieder erwachen.
5. Kapitel – Daß die Metamorphosen, d. i. Veränderungen der Gestalt, wovon man sowohl bei den Alten als auch zu unseren Zeiten viel zu berichten weiß, nur dem äußerlichen Schein nach, in Wahrheit jedoch nicht dasjenige seien, wofür sie gehalten werden. Denn es werden die Augen der Menschen von den bösen Geistern verblendet. Obgleich nun die Werke, welche durch solche Gespenster verrichtet werden, an sich selbst bestehen, beweist dies doch nicht die Existenz ihres wesentlichen Leibes, denn es ist gewiß, daß solche Werke durch Hilfe der Teufel so verrichtet werden, wie sie denn von Natur aus zu allen Sachen geschickt, und ausgestattet sind.
6. Kapitel – Daß der Satan oftmals die Seinigen zu Hilfe nehme, wenn er einen durch Gift ums Leben bringen will, und daß er dazu viele Dinge gebrauche, die an sich selbst weder vergiftet noch schädlich sind, jedoch faul sind und stinken. Auch warum er solches auf diese Weise anstelle.
7. Kapitel – Mancherlei Beispiele von allerlei Unglück, das auf heimliche Weise von den Zauberern angestiftet wird; wodurch ihre schrecklichen Händel und bösen Stücke zutage kommen.
8. Kapitel – Daß die Hexen Kräuter, Pulver, Spreu und dergleichen Dinge auf die Erde zu streuen pflegen, wovon diejenigen, welche darüber gehen, entweder sogleich sterben, oder gewiß in eine schwere Krankheit fallen: Nämlich, je nachdem, wie die Hexen einen zu verderben begehren. Andererseits aber, daß solches anderen, die sie nicht verletzen wollen, keinen Schaden bringe. Und daß daraus des Teufels Arglistigkeiten und böse Stücke, mit welchen er den armen Menschen ohne Unterlaß nachstellt, klar und deutlich zu erkennen sind.
9. Kapitel – Warum der Teufel oftmals will, daß die Zauberer darin einwilligen und Mitwisser sind, wenn er einem ein Unglück zufügen will. Ferner viele Beispiele, durch welche erwiesen wird, daß solches seine Gewohnheit ist.
10. Kapitel – Es folgt ein anderes Beispiel gleichen Inhalts, und dann, daß oftmals keine Spur zu erkennen ist, wenn der böse Feind einen ums Leben gebracht hat.
11. Kapitel – Es folgt ferner noch ein anderes Beispiel mit gleichem Inhalt wie dem vorigen, welches überdies durch die Autorität der Alten bestätigt wird. Dann auch auf was für einen Schutz und Schirm wider des Satans List und Wüten man sich vornehmlich zu verlassen habe.
12. Kapitel – Ferner folgen noch andere Beispiele gleichen Inhalts, auch wie die bösen Geister diejenigen zu stürzen und zu werfen pflegen, die sie zu schädigen von den Hexen befohlen werden.
13. Kapitel – Weitere Beispiele von der gleichen Materie. Dann auch wie die bösen Geister und ihre Gefährten die Unholden, heimlicherweise die Häuser anzünden und in Brand stecken.
14. Kapitel – Es folgen noch zwei andere Beispiele gleichen Inhalts, und wie die bösen Geister denjenigen, an welchen sich die Hexen zu rächen begehren, auf Bitte derselben den Atem nehmen, sie erwürgen und auf diese Weise ums Leben bringen.
15. Kapitel – Es folgen noch weitere Beispiele von ebenderselben Materie. Auch wie der Satan oftmals diejenigen verletze, welche die Hexen ihm befohlen haben zu verwunden.
3. Buch..
1. Kapitel – Daß es ein Irrtum sei, und ebenso grob gefehlt, wenn wir heutzutage glauben, daß die Heiligen Krankheiten verursachen, wie einstmals, als die Heiden ihr Unglück etwa einem ihrer Götter zuschrieben, und daß auch noch ein anderer Irrtum daraus entstanden sei: Nämlich, daß man auch die Gesundheit von denselben Heiligen erbitten müsse, gleich denen, welche von den Skorpionen gestochen werden. Welcher Irrtum dann auch durch die Wunderzeichen bestätigt wird, welche die Geister unter dem Schein der Wunderwerke tun. Ferner, ob solches nur ein Blendwerk sei, oder in Wahrheit bestehe.
2. Kapitel – Etliche andere Meisterstücke und arglistige Ränke der bösen Geister, wodurch sie die Menschen zu Schaden bringen und verderben.
3. Kapitel – Daß die Zauberer auf keine andere Weise eher und bequemer dahin getrieben werden können und sollen, die Menschen von den Krankheiten, welche sie verursacht haben, wieder zu entledigen, als durch Drohworte, Schläge, Hiebe und Gewalt. Jedoch muß man sich wohl vorsehen, daß man aus einem kleinen Unglück nicht ein größeres mache, und man dadurch in einen größeren Schaden gerate. Denn es werden auch etliche Sachen erzählt, die sich in diesem Fall zuzutragen pflegen. Desgleichen wird erörtert, wenn man so von den Hexen mit Gewalt erlangt, daß sie dem Kranken helfen, ob es dem Seelenheil dessen, der die Kur anwendet, schädlich sei oder nicht.
4. Kapitel – Daß die Kur der bösen Geister jederzeit unter dem Deckmantel der Religion geschehe; auch daß sie oft eine Amtsperson zu Hilfe nehmen, damit sie um so angesehener sind. Jedoch trägt es sich bisweilen zu, daß man die Arglistigkeit der bösen Geister spürt, und sie offenbar wird, und zwar, wenn sie unsaubere und unflätige Sachen dazu gebrauchen wollen.
5. Kapitel – Daß es viele Dinge gibt, wodurch die Zauberer gehindert werden, einem zu helfen, den sie zuvor krank gemacht haben. Auch wird durch dazu dienliche Beispiele und Argumente erklärt, was dies für Dinge seien.
6. Kapitel – Daß die bösen Geister ohne Unterlaß die Ihrigen dahin drängen und zwingen, sich selbst ums Leben zu bringen, nachdem sie ihr Leben in aller Schande und Gotteslästerung zugebracht haben, besonders wenn sie sich sorgen, daß ihre bösen Taten ans Licht kommen. Aber Gott der Allmächtige wendet oftmals durch seine Güte ihr schreckliches Vorhaben, so daß sie erhalten und zur heilsamen Buße bekehrt werden.
7. Kapitel – Etliche andere Beispiele mit gleichem Inhalt wie die vorigen.
8. Kapitel – Daß der Teufel scharfe Klauen habe, und daß man ihm das, was er einmal gefaßt hat, nicht leicht wieder entreißen könne; weshalb er die Seinen nicht allein im Gefängnis, sondern auch in der größten Marter und Tortur, stets davor verwahrt, daß sie nicht durch ihr Bekenntnis der Zauberei, deren sie angeklagt sind, überführt werden, und schließlich so durch wahre Reue und Buße wiederum zurechtgebracht werden; jedoch geschieht es oftmals durch Gottes Willen, daß dieses Hindernis zunichte wird.
9. Kapitel – Daß die Richter zu unserer Zeit, ehe sie die Hexen auf die Folter spannen, mancherlei Sachen an ihnen versuchen lassen, um die Kunst und Beschwörungen zu verhindern. Denn die Hexen pflegen durch ihre Künste die Marter zunichte zu machen, so daß sie keine Schmerzen empfinden. Aber solcher Brauch ist nicht sehr zu empfehlen, weil die Sache sich so verhält, wie das Sprichwort lautet: Nämlich, daß man den Nagel mit dem Nagel herausschlagen, oder Böses mit Bösem vergelten muß.
10. Kapitel – Daß allein Gott der Allmächtige alles wisse und verstehe, was zukünftig geschehen soll. Daß aber die Geister, wenn sie dafür angesehen werden, als ob sie auch zukünftige Dinge vorhersagen können, solches nur aus anderen Ursachen erraten und ersehen, oder aus dem Verlauf bereits geschehener Dinge schließen, oder daß sie sich so stellen, als ob sie etwas vorhersagen, wo sie doch ohnehin für sich beschlossen haben dasselbe zu verrichten. Ja, auch daß es nur eine Verkündigung sei, durch die sie etwas in abgelegenen Gegenden durch ihre große Geschwindigkeit erfahren, und einen Dank bei den Ihrigen verdienen wollen.
11. Kapitel – Daß hier berichtet wurde, wie die bösen Geister bei den Ihrigen stehen, zu ihnen halten und bei ihnen zugegen sind, auch vor Gericht, dessen soll sich niemand verwundern, zumal man liest, daß sie in den Sacrarien und anderen Orten, wo Gott mit seiner Majestät selbst zugegen ist, sich oftmals haben finden lassen. Daneben wird eine bemerkenswerte Geschichte hiervon angeführt und abgehandelt. Auch wird die Frage ausführlich erörtert, ob sich die Geister allein denen zu sehen geben können, welchen sie zu erscheinen pflegen, oder auch in Gegenwart vieler anderer Personen, welche dann auch ihrer ansichtig werden.
12. Kapitel – Daß deren Meinung unrecht sei, welche nicht gestatten wollen, daß man die Hexen strafen solle. Ferner die besondere Widerlegung der Argumente, durch welche genannte Gegenpartei ihre Meinung für gewöhnlich zu beschützen und zu verteidigen glaubt.
Wie die Menschen zu Anfang von den bösen Geistern angelockt und mit der zauberischen Schande infiziert werden.
ES bezeugt uns die tägliche Erfahrung, und zwar leider, zu unserem großen und schweren Schaden, daß der böse Geist sich auf so manche Art und Weise untersteht, die Menschen, weil die Natur denselben viele und mancherlei Begierden eingepflanzt hat, zu verführen und zu verderben. Denn er lockt für gewöhnlich diejenigen zu sich, welche entweder mit bösen Lüsten und Trieben behaftet sind, um diesen ihren Begierden durch eine verblümte Hoffnung Genüge zu tun, oder er reizt diejenigen, die durch langwierige Armut in Ungeduld geraten sind, mit reichlicher Verheißung großen Geldes und Gutes an sich. Oder er bildet denen, welche etwa durch Gewalt und Unrecht beleidigt wurden, und deshalb einen Zorn in sich tragen, eine gute Gelegenheit vor, wie sie sich wiederum rächen könnten, und bringt sie auf diese Weise in seine Stricke und Netze. Ja, auf welche Art und mit welcher List auch immer es ihm möglich ist, macht er sich die Menschen untertan und gleichsam verbunden. Was wir aber an diesem Ort abhandeln werden, ist etwas ganz anderes, als nur dieselben unordentlichen blinden Begierden des Gemüts, durch welche der Mensch von sich aus zur Bosheit verursacht und getrieben wird, denn es wäre lauter verlorene Arbeit und verspielte Zeit, wenn ich an diesem Ort dieselben allgemein bekannten Streitsachen wie zwischen dem Prometheus und Epimetheus, oder zwischen der Vernunft und den Begierden wiederholen und dem Leser einprägen wollte.
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