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© 2021 Markus Bauer und Alois Epple

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7534-3804-7

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Im Jahr 1996 erschien eine Dissertation von Karin Friedlmaier über das druckgrafische Werk des Augsburger Barockmalers Johann Georg Bergmüller. Eine Kritik dieser Arbeit steht uns nicht zu. Bedauerlich war jedoch, dass diese Arbeit nur auf Mikrofiches, ohne jede Abbildung, erschien. Für die kunsthistorische Forschung sind Abbildungen jedoch wichtig.

Der Titel von Friedlmaier ist indes nicht eindeutig. Bergmüller selbst stach nämlich nur wenig und die Schabkunst beherrschte er überhaupt nicht. Für viele Druckgrafiken zeichnete und malte er nicht einmal speziell einen Entwurf. Als Vorlage nahm der jeweilige Stecher dann einen Bergmüller-Entwurf für ein Gemälde oder ein Fresko. Deshalb wurde hier der schlichte Titel „Johann Georg Bergmüller – Druckgrafik“ gewählt.

Bergmüller war nicht nur ein bedeutender Maler, er hatte auch ein großes Wissen zur christlichen Ikonographie und konnte dieses oft geistreich in ein Bild umsetzen. Das führte dazu, dass viele Maler seine Bilder – speziell Druckgrafiken nach seinen Entwürfen – als Anregung für ihr eigenes Werk verwendeten. Auch dies ist ein Grund, dass bei der Titelwahl der Name Bergmüller, also des Entwerfers und nicht der Name eines Stechers auftaucht. Es ist vorgesehen, das gesamte druckgrafische Werk nach Johann Georg Bergmüller zu veröffentlichen. Bergmüller dürfte ca. 300 Entwürfe gezeichnet haben, die auch radiert, gestochen oder geschabt wurden. Sämtliche Druckgrafiken mit Abbildungen in einem einzigen Band zu veröffentlichen, würde bedeuten, dass ein solches Buch über 1.000 Seiten umfassen müsste. Dies hätte schon die Speicherkapazität unserer bescheidenen Computer überstiegen. So entschlossen wir uns, das druckgrafische Werk nach Bergmüller in mehrere Bände aufzuteilen. Fehler können so ggf. in einem folgenden Band korrigiert, Lücken bei Bedarf geschlossen werden.

Welche Unterteilung sollten wir aber vornehmen? Wir entschlossen uns, in einem ersten Band zunächst die Thesenblätter nach Bergmüller zu veröffentlichen. Die allermeisten der aufgeführten Thesenblätter sind Schabkunstblätter und umgekehrt. Trotzdem mussten selbstverständlich auch die wenigen gestochenen oder radierten Thesenblätter mit aufgenommen werden.

War die Thesenleiste nicht im Blatt integriert, so konnte sie bei Bedarf unten angeklebt werden. Manche der Blätter sind deshalb – aufgrund einer fehlenden Thesenleiste – nicht eindeutig als Thesenblatt erkennbar oder es lässt sich nicht mehr feststellen, ob sie einmal als solche benutzt wurden. Es könnte dann auch sein, dass sie als Thesenblätter vorgesehen waren, aber als solche keine entsprechenden Abnehmer fanden.

Die Thesenblätter sollen hier nach Möglichkeit chronologisch, nach der Zeit ihrer Verwendung bei Disputationen, aufgeführt werden. Das Jahr der Disputation der Thesen ist – sofern vorhanden – zumeist in der Thesenleiste des jeweiligen Blattes angegeben. Freilich muss diesbezüglich bedacht werden, dass manche der Blätter bzw. die verwendeten Druckplatten, erst viele Jahre nach der Entstehung der zugrundeliegenden Vorlage angefertigt wurden.

Heute wird die Erstellung einer solchen Arbeit durch Suchmaschinen im Internet sehr erleichtert. Auch wurde seit Bergmüllers 300. Geburtsjahr (1988) vermehrt zu ihm geforscht und publiziert. Trotzdem musste manche Studienfahrt unternommen werden und für manche Hilfe sind wir dankbar. Stellvertretend für viele andere wollen wir Herrn Dr. Josef Straßer für seine Unterstützung danken.

In manchen Fällen war es schwierig oder gar unmöglich, eine Abbildung des jeweiligen Thesenblattes zu bekommen. In diesem Zusammenhang muss Dr. Jan Stepan vom Archiv in Olmütz besonders erwähnt werden. Alle dort angeforderten Abbildungen erreichten uns schon am nächsten Tag, obwohl es auch in Tschechien Corona gibt. Ihm sei deshalb an dieser Stelle ganz herzlich gedankt! Freilich konnten wir auch auf etliche Abbildungen, die schon für das Buch Epple/Straßer 2012 beschafft wurden, zurückgreifen.

Abkürzungen:

Nummerierungen von Zeichnungen, Gemälden und Drucken:

D xy = Nummerierung aus Friedlmaier 1998

G xy = Nummerierung aus Epple / Straßer 2012

Z xy = Nummerierung aus Ausst.-Kat. 2005-1

Einleitung

Bergmüller war nicht nur ein großer Maler, Freskant und Grafiker, er war auch ein bedeutender christlicher Ikonograph. Selbst abstrakte Themen konnte er verständlich umsetzen. Er lieferte zahlreiche Entwurfszeichnungen auch für Druckgrafiken, die zumeist weite Verbreitung fanden. Thesenblätter wurden zwischen den Universitäten, besonders denen der Jesuiten, ausgetauscht und finden sich heute noch in Slowenien, Italien, Ecuador usw. Dort dienten sie manchmal anderen Malern als Vorlagen. Deshalb ist es nicht unwichtig, Abbildungen dieser Blätter zu veröffentlichen. So kann in Zukunft leichter der Einfluss Bergmüllers auf andere Barockmaler erforscht werden.

Augsburg war im 18. Jahrhundert ein Zentrum der Herstellung von Thesenblättern. Die meisten Thesenblätter wurden als Schabkunstblätter gedruckt. Auch diese Kunst war zur Zeit Bergmüllers besonders in Augsburg beheimatet.

Schabkunst1

Mit einem Wiegeisen wird eine Kupferplatte gleichmäßig aufgeraut und dann mit einem Schaber stellenweise geglättet. Ja glatter eine Stelle ist, umso heller wird sie beim Druck.2 Dieses Druckverfahren heißt Schabkunstverfahren, wird aber auch Mezzotinto, Schwarze Kunst oder Sammetstich genannt. Um 1700 soll der aus Chemnitz stammende Georg Andreas Wolfang das Schabkunstverfahren in Augsburg eingeführt haben.3 In Augsburg erlebte es dann eine kurze, aber intensive Blüte.4

Thesenblätter5

Thesenblätter sind großformatige Druckgrafiken, die anlässlich des Erwerbs eines akademischen Titels bei einer feierlichen Disputation an einer Lehranstalt zur Verwendung kamen, besonders häufig bei den Jesuiten. Sie dienten als Ankündigung für den Festakt und wurden Patronen, Professoren, Kommilitonen und befreundeten Institutionen zugestellt bzw. an diese verschickt.

Die Thesenblätter bestehen in der Regel aus zwei Teilen: einem Bildteil oben und einem Thesenteil bzw. einer Thesenleiste unten. In der Thesenleiste sind Ort und Zeit der Disputation, die Namen des oder der Defendenten, der Name sowie der Rang des Lehrers bzw. Prüfers (Präses), der Name des Patrons und/oder eines Gönners, dem das Blatt gewidmet ist, und die Thesen, die es zu verteidigen galt, genannt.

Es lassen sich zwei Arten von Thesenblättern unterscheiden: einmal die „Sonderanfertigungen“. Diese wurden nur für eine bestimmte Disputation entworfen. Der Bildinhalt steht meistens in engem Zusammenhang mit den Thesen, die auf der Thesenleiste genannt und diskutiert werden. Und dann gab es noch die „Konfektionsware“. Hier handelt es sich um Thesenblätter, die ohne Bezug zu einer bestimmten Disputation hergestellt wurden. War die Thesenleiste nicht im Blatt integriert, konnte sie im Bedarfsfall unten angeklebt werden. Ein solches Blatt konnte deshalb zu unterschiedlichen Zeiten bei unterschiedlichen Disputationen Verwendung finden.

Thesenblätter dienten auch zur Repräsentation einer Lehranstalt. Dementsprechend war ihre Größe. Die Blätter, die dann von bis zu einem Dutzend Platten gedruckt werden mussten, sind teils über 120 cm, manchmal sogar über 200 cm hoch und dementsprechend breit. Der Durchschnitt liegt allerdings bei ca. 95 x 65 cm; nur ganz selten gab es Blätter unter 60cm Seitenlänge.

Auflagen

Die meisten Thesenblätter wurden in einer Auflage zwischen 50 und 300 Stück gedruckt; aber auch 600 Stück konnten bestellt und verteilt werden.6 Beispielsweise bestellte das Kloster Ochsenhausen 300 Stück eines Thesenblattes nach Bergmüller.

Preis

Der Preis richtete sich nach den Aufwendungen von Entwerfer und Stecher sowie nach Größe und Absatzmenge. So wurden manche Thesenblätter mit Blankothesen hergestellt und im Bedarfsfall wurden die Thesen eingedruckt. Auf diese Weise konnte das gleiche Blatt zu unterschiedlichen Zeiten an mehreren Universitäten verwendet und der Preis niedrig gehalten werden. In der Literatur werden Preise genannt: 7

Jahr Anzahl Preis in fl.
1695 400 90
1699 750 600
Anf. 18. Jh. 600 460
1720 100 100
1720 100 85
1720 100 65
1720 100 50
1720 100 40
Um 17708 600 410

Für ein Thesenblatt an der Universität Salzburg ist der Preis aufgeschlüsselt:9

Johann Georg Bergmüller erhielt für seinen Exklusiventwurf eines Thesenblattes für das Kloster Ochsenhausen 30 fl. Das war recht bescheiden im Vergleich zu seinen Altargemälden.10 Der „Delineator“ eines Thesenblatts (98 x 75 cm) für den Augsburger Verleger Heiß erhielt 24 fl.11

Signaturen der Thesenblätter

Die meisten Thesenblätter sind unten signiert. In der Signatur werden üblicherweise der Entwerfer der Vorlage, der Stecher und der Verleger genannt:

sofort lieferbar:

B.V. [Beata Virgine] mit den 4 tzheilen der welt [Erdteilen] 100à 100 fl

Flucht in Egypten 100 à 85 fl

Crucifix etc à 65 fl

B.V. [Beata Virgine] cum Jesu etc mit 6 Emlematibus à 50 fl

S.[anct] Anna etc à 40 fl

in zwei bis drei Monaten lieferbar:

S.[ankt] Joseph etc mit 6 Emblem

……à 50 fl

S.[ankt] Augustinus mit der H.H. Dreyeinigkeit cum 7 Embl

Imac[ulata] Concept mit 6 Embl.

Insgesamt nennt Elias Christoph Heiß dem Ettaler Abt 20 Thesenblätter, die sofort lieferbar sind. Und Gottlieb Heiß übersendet dem Abt neun Muster verschiedener Thesenblätter. Weiter erwähnt Heiß, dass das eine Thesenblatt schon für Dillingen, das andere in Klagenfurt und ein drittes in Innsbruck Verwendung fand. Dass man von den Platten aber noch weitere seuberste abtrucke lifern kann.

Datierung

Es gibt drei Zeiten, die im Idealfall anzugeben wären:

Stilistisch lassen sich die Vorlagen meist nur schwer datieren. Die Hand des Entwerfers und des Stechers sind oft, besonders bei der Wiedergabe von Engelsflügeln, Bärten und Haaren, zu unterschiedlich. Teilweise änderte der Stecher Details auch geringfügig ab.

Leichter datiert werden kann, wann die Druckplatten angefertigt wurden. In den allermeisten Fällen geschah dies wohl unmittelbar vor dem ersten Druck. In manchen Fällen wurden Druckplatten aber auch (noch) viele Jahre später zum Drucken eingesetzt. Bei der ungefähren Datierung der Entstehung von Druckplatten ist zuweilen sogar das Geburts- oder Sterbedatum des Stechers hilfreich. Der Druck dürfte meistens kurze Zeit vor der Verwendung der Thesenblätter erfolgt sein. Dies ergibt sich schon daraus, dass der Zeitpunkt der Disputation aufgedruckt wurde. Freilich konnte der Verleger auch Thesenblätter ohne Thesenleiste auf Vorrat drucken. Solche Blätter waren dann jedoch einige Zeit totes Kapital. Also dürfte schon damals die just in time-Methode bevorzugt worden sein.

Themen für Thesenblätter

Manche Themen nach Bergmüller-Entwürfen kommen gehäuft, andere hingegen eher selten vor. Das hing offenbar auch damit zusammen, um welche Themen es bei der Disputationen ging. Bei den Jesuiten stand die Förderung der Heiligenverehrung im Vordergrund:

Thesenblätter nach Bergmüller-Entwürfen

Wenn sich Bergmüllers Entwurf ganz gezielt auf den Inhalt der Thesen beziehen sollte, fertigte Bergmüller einen eigenen Entwurf, dessen Druck als Thesenblatt nur bei einer einzelnen Disputation Verwendung fand. Beispiele sind Th 10, Th 52 und Th 69. Solche exklusiven Entwürfe wurden manchmal als Grisaille-Gemälde ausgeführt, was dem Stecher die Arbeit erleichterte und zudem einen dekorativen Wert besaß. Ein solches Entwurfsgemälde ist im Benediktinerkloster Ottobeuren erhalten geblieben und lässt sich für das Benediktinerkloster Ochsenhausen archivalisch nachweisen. Jedenfalls erhielt Bergmüller für seinen Entwurf vom Kloster Ochsenhausen 30 fl. Dieser Betrag wäre für einen (lavierten) Federentwurf zu viel, für ein Altargemälde aber zu wenig gewesen.

Bei anderen Thesenblättern waren die vom Stecher verwendeten Bergmüller-Entwürfe durch die danach entstandenen Gemälde ja schon einmal finanziert. Die Entschädigung für Bergmüller dürfte also gering gewesen sein. Solche Thesenblätter wurden manchmal auch für mehrere Disputationen an unterschiedlichen Universitäten und zu unterschiedlichen Zeiten verwendet. Dies machte Thesenblätter nach allgemeinen Bergmüller-Entwürfen billiger.

Manchmal wurde ein Bergmüller-Entwurf in verschiedenen Formaten und zu verschiedenen Zeiten von unterschiedlichen Stechern als Vorlage verwendet, was bedeuten kann, dass entweder die erste Druckplatte schon abgedruckt war oder ein anderes Format gewünscht wurde.

Kaum hatte sich Bergmüller in Augsburg niedergelassen, bekam er Aufträge für Thesenblatt-Entwürfe von Verlegern. Zwischen 1713 und 1722 wurden ca. 40 Thesenblätter nach Bergmüller gedruckt. Der Großteil wurde an die Jesuitenuniversitäten in Olmütz und Prag geliefert, die restlichen nach Österreich. Warum damals keine Bergmüller-Thesenblätter in Süddeutschland Verwendung fanden, ist noch nicht erforscht. Spätestens ab 1746 lässt die Produktion von Thesenblättern nach Bergmüller nach. Von 1746 bis zu seinem Tode dürfte nur noch ein gutes Dutzend von Bergmüllers Entwürfen als Thesenblätter gedruckt worden sein.

Diese Entwürfe waren aber nicht nur eine gute Einnahmequelle, sie machten Bergmüller auch bei den Orden bekannt, was sich später in Aufträgen für Altargemälde zeigte. So wurde seine Kunst vor allem bei Jesuiten bekannt und er bekam Aufträge von den Jesuiten in Augsburg, Dillingen und Landsberg am Lech.

Allerdings darf dieser Werbeeffekt für Bergmüller nicht überschätzt werden, wurden doch aus Böhmen, Mähren oder Wien, wo seine Thesenblätter besonders häufig Verwendung fanden, keine Gemälde bei ihm bestellt.

Für manche Thesenblätter lieferte Bergmüller Entwürfe nach anderen Malern; besonders in seinen ersten Jahren in Augsburg. Manchmal übernahm er auch nur Teile aus fremden Bildern. Die wenigsten Gemälde, nach denen Bergmüller Druckvorlagen entwarf, kannte er direkt. So dürfte er nur das Gemälde „Vermählung von Maria und Joseph“ von Andreas Wolff, (1688) während seiner Ausbildung bei Wolff in München gesehen haben. Bergmüller entwarf in den meisten derartigen Fällen wahrscheinlich anhand von Druckgrafiken nach dem Original. Dabei konnte es auch zu Umdeutungen kommen. So nahm Bergmüller für Th 58 wohl einen Stich von Nicolas Dovigny nach einem Gemälde von Carlo Maratta als Vorlage, machte aber aus dem hl. Stanislaus Kostka die hl. Katharina Ricci.

Thesenblatt nach Stich von Bergmüller
Katharina Ricci Carlo Maratta Nicolas Dovigny del.
Vermählung Andreas Wolff del.
Taufe im Jordan Antoine Coypel Johann A. Pfeffel pinx.
Hl. Augustinus de Champaigne Bernhard Vogel pingeb.

Manchmal übernahm Bergmüller nur einzelne Teile und Personen aus anderen Bildern bzw. Stichen und ergänzte den Rest selbstständig. Manche Maler dürften interessiert gewesen sein, Thesenblätter nach Bergmüller zu besitzen, um sie als Vorlagen für eigene Bilder zu verwenden. So sind Bilder nach Bergmüller-Thesenblättern selbst in Quito (Ecuador) oder in Slowenien nachweisbar.

Verbreitung der Thesenblätter

Die Thesenblätter fanden weite Verbreitung. Befreundete Universitäten, Freunde und Bekannte wurden durch solche Blätter auf die Disputation aufmerksam gemacht und hierzu auch eingeladen. Zugleich dienten die Thesen auf diesen Blättern auch zum Leistungsnachweis über den Forschungsstand der Universität. Sie waren zudem Aushängeschilder für eine Ordensniederlassung.

Die allermeisten der hier vorgestellten Thesenblätter gelangten zu den Jesuiten nach Olmütz und Prag. Angesichts der Entfernung überrascht dies und lässt sich wohl nur über das Netz der Augsburger Verlage erklären. Verwendet wurden diese Blätter auch an den Universitäten in Salzburg, Wien und sogar in Gorizia bei den Jesuiten.

Dass in der näheren Umgebung von Augsburg, wie Dillingen oder Ingolstadt, nur einmal bzw. nie die Verwendung eines Thesenblatts nach Bergmüller bekannt ist, könnte auch mit der zu dieser Zeit geringen Leistungsfähigkeit der dortigen Jesuitenschulen zusammen hängen.

Orden

Die meisten hier vorgestellten Thesenblätter wurden an Jesuiten-Lehranstalten geliefert; insbesondere nach Olmütz und Prag. Anscheinend waren die Jesuiten, besonders die in Böhmen und Mähren, in der theologischen Forschung besonders engagiert.

Weit zurück lagen Disputationen bei Augustinern und Benediktinern. Nur zu einem Streitgespräch bei den Franziskanern gibt es ein Thesenblatt.

Für nichttheologische Disputationen an Universitäten gab es nur sehr selten Thesenblätter nach Bergmüller.


1 Riegger 1979 (ohne Paginierung); Biller 2019, S. 48.

2 Augustyn 1997, S. 802, Anm. 51 und S. 806, Anm. 81.

3 Augustyn 1997, S. 802.

4 Appuhn-Radtke 1997, S. 736.

5 Teuscher 1998, S. 295; Appuhn-Radtke 1988.

6 Friedlmaier 1998 (Textband); Seitz 1984, S. 115 – 114.

7 Teuscher 1998, S. 296; Biller 2019, S. 43.

8 Henggeler 1961.

9 Biller 2018, S. 67.

10 Zu den Preisen der Altargemälde vgl. Epple/Straßer 2012, S. 41f.

11 Henggeler 1961, S. 80.

12 Biller2019; Biller 2016, S. 371 – 430.

Verzeichnis der Stecher und Verleger sowie zur Verwendung der Thesenblätter

Stecher Verleger Verwendung des Ort Thesenblatts Jahr
Th 1 Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Olmütz 1714
Th 2 Elias Chr. Heiß Elias Chr. Heiß Graz Prag 1714 1715
Th 3 J. A. Pfeffel Georg Kilian
Th 4 Chr. Engelbrecht u. J. A. Pfeffel Chr. Engelbrecht u. J. A. Pfeffel Olmütz 1715
Th 5 Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Prag 1715
Th 6 Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Neustift 1715
Th 7 Chr. Engelbrecht u. J. A. Pfeffel Chr. Engelbrecht u. J. A. Pfeffel Prag 1716
Th 8 Georg Kilian
Th 9 Georg Kilian
Th 10 Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Linz 1716
Th 11 Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Olmütz 1716
Th 12 Elias Chr. Heiß Elias Chr. Heiß Olmütz 1716
Th 13 Elias Chr. Heiß Elias Chr. Heiß Prag 1716
Th 14 Elias Chr. Heiß Elias Chr. Heiß St. Pölten 1717
Th 15 Georg Kilian Georg Kilian Dillingen 1717
Th 16 Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Olmütz 1717
Th 17 Elias Chr. Heiß Elias Chr. Heiß Prag 1717
Th 18 J. D. Herz J. D. Herz Jeremias Wolff J. D. Herz Wien 1718
Th 19 J. D. Herz
Th 20 J. A. Pfeffel Olmütz 1718
Th 21 Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Prag 1718
Th 22 Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Olmütz 1719
Th 23a Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Olmütz 1719
Th 23b Elias Chr. Heiß
Th 24 Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Prag 1719
Th 25 Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Prag 1719
Th 26 Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Olmütz 1719
Th 27a Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Olmütz Wien 1719 1722
Th 27b Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Prag 1719
Th 27c Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Prag 1738
Th 28 Chr. Engelbrecht u. J. A. Pfeffel Chr. Engelbrecht u. J. A. Pfeffel Prag 1719
Th 29 J. A. Pfeffel Prag 1720
Th 30 Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Wien 1720
Th 31 Georg Kilian Georg Kilian
Th 32 Elias Chr. Heiß Gorizia 1720
Th 33 Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Olmütz Wien 1720 1722
Th 34 Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Wien 1720
Th 35 Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Olmütz 1721
Th 36 Johann Jer. Heiß Elias Chr. Heiß Olmütz 1721
Th 37 Gottlieb Heiß Olmütz 1721
Th 38 Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Prag 1721
Th 39 Elias Chr. Heiß Prag 1722
Th 40 Georg Kilian Georg Kilian Olmütz 1722
Th 41 Georg Kilian Georg Kilian Olmütz 1722
Th 42a Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Regensburg 1732
Th 42b Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Prag 1735
Th 42c Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß
Th 43 J. A. Pfeffel Prag 1723
Th 44 Georg Kilian Georg Kilian Prag 1723
Th 45 Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Prag 1724
Th 46 J. A. Pfeffel Prag 1724
Th 47 Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Bamberg Regensburg Landshut 1725 1725 1726
Th 48 Georg Kilian Georg Kilian Prag 1725
Th 49 J. A. Pfeffel Olmütz Prag 1726 1726
Th 50 Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Prag 1726
Th 51 Christian Rugendas Christian Rugendas
Th 52 Georg Kilian Georg Kilian Graz 1727
Th 53 Gustav Miller Wien 1727
Th 54 Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Gorizia 1727
Th 55 Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Prag 1728
Th 56 Joh. Heinrich Stoerklin Geb. Klauber Geb. Klauber Augsburg 1770
Th 57a Gabriel Bodenehr jun. Prag 1739
Th 57b Gottlieb Heiß Würzburg 1767
Th 57c Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Olmütz 1738
Th 57d Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Heidelberg 1763
Th 58 Gabriel Bodenehr jun.
Th 59 Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Maria Medingen 1729
Th 60 Georg Kilian Georg Kilian Olmütz 1729
Th 61 Christian Engelbrecht u. J. A. Pfeffel Christian Engelbrecht u. J. A. Pfeffel
Th 62 Bernhard Vogel Gottlieb Heiß
Th 63 J. A. Pfeffel Olmütz 1731
Th 64 Olmütz 1731
Th 65 J. A. Pfeffel Olmütz 1731
Th 66 Christian Rugendas Christian Rugendas
Th 67 Dillingen 1732
Th 68 J. A. Friedrich Salzburg 1733
Th 69 Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Augsburg 1736
Th 70 Gabriel Bodenehr jun. Gottlieb Heiß
Th 71 Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel Olmütz Wien 1734 1737
Th 72 Gottlieb Heiß Prag 1734
Th 73 J. A. Friedrich Salzburg 1734
Th 74 Bernhard Vogel Bernhard Vogel Gottlieb Heiß Olmütz 1735
Th 75 um 1735 (?)
Th 76a Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Prag Rom 1735
Th 76b Gabriel Bodenehr jun. Gottlieb Heiß Wien 1739
Th 77 Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Olmütz 1736
Th 78 Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Prag 1737
Th 79 Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Prag 1737
Th 80 Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Olmütz 1739
Th 81 J. F. Ledergerber J. F. Ledergerber Ottobeuren 1739
Th 82 Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß
Th 83a Gottlieb Heiß Gottlieb Heiß Prag 1738
Th 83b Gabriel Bodenehr jun. Gottlieb Heiß Wien 1739
Th 84 Gabriel Bodenehr jun. (?) G. Heiß Nachfolger
Th 85 Philipp A. Kilian Graz 1754
Th 86 Philipp A. Kilian Philipp A. Kilian
Th 87 J. A. Pfeffel Augsburg Prag 1739 1740
Th 88 Georg Koller Prag 1740
Th 89 J. A. Pfeffel Prag 1740
Th 90 J. A. Pfeffel Prag 1740
Th 91 J. A. Pfeffel 1742
Th 92 Gabriel Bodenehr jun. (?) G. Heiß Nachf.
Th 93 Geb. Klauber 1744(?)
Th 94 J. A. Pfeffel Linz 1744
Th 95a Bernhard Vogel Gottlieb Heiß
Th 95b Peter Rugendas Christian Rugendas
Th 96 Georg Chr. Kilian Georg Chr. Kilian Wien 1745
Th 97 Geb. Klauber Geb. Klauber Landshut 1746
Th 98 Geb. Klauber Prag 1758
Th 99 J. G. Haid Philipp A. Kilian
Th 100
Th 101 Georg Chr. Kilian Georg Chr. Kilian
Th 102 Geb. Klauber Geb. Klauber Bamberg 1752
Th 103 Geb. Klauber Geb. Klauber Prag 1752
Th 104 Geb. Klauber Geb. Klauber Prag 1754
Th 105 Gabriel Bodenehr jun. (?) G. Heiß Nachfolger Varazdin 1757
Th 106 Salzburg 1758
Th 107 Joh. Jakob Ridinger Joh. Elias Ridinger
Th 108 Geb. Klauber Geb. Klauber Bamberg 1761
Th 109 Geb. Klauber Geb. Klauber Bamberg Trient 1762 1780
Th 110 Geb. Klauber Geb. Klauber Bamberg 1767
Th 111 Georg Chr. Kilian Georg Chr. Kilian
Th 112 Gabriel Bodenehr jun. (?) G. Heiß Nachf. Solothurn 1763

Konkordanz der Katalognummern

Bauer/Epple Friedlmaier Bauer/Epple Friedlmaier Bauer/Epple Friedlmaier
(Th) (D) (Th) (D) (Th) (D)
1 11 48 49 96 78
2 12 49 48 97 79
3 87 50 51 99 95
4 14 51 13 100 93
6 15 52 52 101 94
7 20 53 53 102 80
8 17 54 54 104 81
9 18 55 55 105 82
10 19 56 86 108 83
11 21 57a 56 109 85
12 22 58 57 110 84
14 23 59 58 111 96
15 24 60 59
16 25 61 91
17 26 62 92
18 28 63 60
19 144 65 61
20 47 66 90
21 27 67 62
22 33 68 64
23a 29 71 65
25 30 72 66
26 31 73 67
27a 32 74 68
30 34 76a 72
31 16 77 69
32 35 78 70
33 36 80 71
34 37 81 73
35 38 82 88
36 39 83a 74
37 40 83b 74
39 41 85 149
40 42 86 150
41 43 87 75
42a 63 91 76
45 45 92 97
46 46 94 77
47 50 95a 89

Th 1 Die Erstkommunion des Aloysius von Gonzaga

Schabkunstblatt, 94 x 68,5 cm (Bild)13; bezeichnet: Joh. Georg Bergmiller pinxit / Gottlieb Heuss sculps. et excud. Aug. Vind.; als Thesenblatt im Mai 1714 an der Jesuitenuniversität in Olmütz verwendet.

Stecher und Verleger: Gottlieb Heiß (1684 – 1740)

Defendent: Ferdinand Elbogner; Präses: Pater Franciscus Starzimsky SJ14

Standort: Wien, Salesianerinnen-Kloster (Inv.-Nr. 9,7 Eibl 32 ÖKT 3)

Literatur: Friedlmaier 1998, D 11; Epple/Strasser 2012, Gv 316; ÖKT 1974, S. 282, Nr. 3; MzBF 2009, S. 29.

In einem Kirchenraum – angedeutet durch Säulen und andere Architekturelemente – kniet Aloysius von Gonzaga (1568-1591) in adeliger Jugendkleidung mit gefalteten Händen an der Kommunionbank. Karl Borromäus (1538 – 1584), der Kardinal von Mailand, hält in einer Hand einen Kelch. Mit der anderen Hand reicht er dem Zwölfjährigen zum ersten Mal die hl. Kommunion. Aus Ehrfurcht vor dem ihm gereichten „Leib Christi“, vielleicht auch als Andeutung auf seinen späteren Verzicht auf das väterliche Erbe, hat Aloysius seinen Hut vor sich auf den Boden abgelegt.15