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© 2021 Markus Bauer und Alois Epple
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7534-3804-7
Im Jahr 1996 erschien eine Dissertation von Karin Friedlmaier über das druckgrafische Werk des Augsburger Barockmalers Johann Georg Bergmüller. Eine Kritik dieser Arbeit steht uns nicht zu. Bedauerlich war jedoch, dass diese Arbeit nur auf Mikrofiches, ohne jede Abbildung, erschien. Für die kunsthistorische Forschung sind Abbildungen jedoch wichtig.
Der Titel von Friedlmaier ist indes nicht eindeutig. Bergmüller selbst stach nämlich nur wenig und die Schabkunst beherrschte er überhaupt nicht. Für viele Druckgrafiken zeichnete und malte er nicht einmal speziell einen Entwurf. Als Vorlage nahm der jeweilige Stecher dann einen Bergmüller-Entwurf für ein Gemälde oder ein Fresko. Deshalb wurde hier der schlichte Titel „Johann Georg Bergmüller – Druckgrafik“ gewählt.
Bergmüller war nicht nur ein bedeutender Maler, er hatte auch ein großes Wissen zur christlichen Ikonographie und konnte dieses oft geistreich in ein Bild umsetzen. Das führte dazu, dass viele Maler seine Bilder – speziell Druckgrafiken nach seinen Entwürfen – als Anregung für ihr eigenes Werk verwendeten. Auch dies ist ein Grund, dass bei der Titelwahl der Name Bergmüller, also des Entwerfers und nicht der Name eines Stechers auftaucht. Es ist vorgesehen, das gesamte druckgrafische Werk nach Johann Georg Bergmüller zu veröffentlichen. Bergmüller dürfte ca. 300 Entwürfe gezeichnet haben, die auch radiert, gestochen oder geschabt wurden. Sämtliche Druckgrafiken mit Abbildungen in einem einzigen Band zu veröffentlichen, würde bedeuten, dass ein solches Buch über 1.000 Seiten umfassen müsste. Dies hätte schon die Speicherkapazität unserer bescheidenen Computer überstiegen. So entschlossen wir uns, das druckgrafische Werk nach Bergmüller in mehrere Bände aufzuteilen. Fehler können so ggf. in einem folgenden Band korrigiert, Lücken bei Bedarf geschlossen werden.
Welche Unterteilung sollten wir aber vornehmen? Wir entschlossen uns, in einem ersten Band zunächst die Thesenblätter nach Bergmüller zu veröffentlichen. Die allermeisten der aufgeführten Thesenblätter sind Schabkunstblätter und umgekehrt. Trotzdem mussten selbstverständlich auch die wenigen gestochenen oder radierten Thesenblätter mit aufgenommen werden.
War die Thesenleiste nicht im Blatt integriert, so konnte sie bei Bedarf unten angeklebt werden. Manche der Blätter sind deshalb – aufgrund einer fehlenden Thesenleiste – nicht eindeutig als Thesenblatt erkennbar oder es lässt sich nicht mehr feststellen, ob sie einmal als solche benutzt wurden. Es könnte dann auch sein, dass sie als Thesenblätter vorgesehen waren, aber als solche keine entsprechenden Abnehmer fanden.
Die Thesenblätter sollen hier nach Möglichkeit chronologisch, nach der Zeit ihrer Verwendung bei Disputationen, aufgeführt werden. Das Jahr der Disputation der Thesen ist – sofern vorhanden – zumeist in der Thesenleiste des jeweiligen Blattes angegeben. Freilich muss diesbezüglich bedacht werden, dass manche der Blätter bzw. die verwendeten Druckplatten, erst viele Jahre nach der Entstehung der zugrundeliegenden Vorlage angefertigt wurden.
Heute wird die Erstellung einer solchen Arbeit durch Suchmaschinen im Internet sehr erleichtert. Auch wurde seit Bergmüllers 300. Geburtsjahr (1988) vermehrt zu ihm geforscht und publiziert. Trotzdem musste manche Studienfahrt unternommen werden und für manche Hilfe sind wir dankbar. Stellvertretend für viele andere wollen wir Herrn Dr. Josef Straßer für seine Unterstützung danken.
In manchen Fällen war es schwierig oder gar unmöglich, eine Abbildung des jeweiligen Thesenblattes zu bekommen. In diesem Zusammenhang muss Dr. Jan Stepan vom Archiv in Olmütz besonders erwähnt werden. Alle dort angeforderten Abbildungen erreichten uns schon am nächsten Tag, obwohl es auch in Tschechien Corona gibt. Ihm sei deshalb an dieser Stelle ganz herzlich gedankt! Freilich konnten wir auch auf etliche Abbildungen, die schon für das Buch Epple/Straßer 2012 beschafft wurden, zurückgreifen.
Abkürzungen:
Nummerierungen von Zeichnungen, Gemälden und Drucken:
D xy = Nummerierung aus Friedlmaier 1998
G xy = Nummerierung aus Epple / Straßer 2012
Z xy = Nummerierung aus Ausst.-Kat. 2005-1
Bergmüller war nicht nur ein großer Maler, Freskant und Grafiker, er war auch ein bedeutender christlicher Ikonograph. Selbst abstrakte Themen konnte er verständlich umsetzen. Er lieferte zahlreiche Entwurfszeichnungen auch für Druckgrafiken, die zumeist weite Verbreitung fanden. Thesenblätter wurden zwischen den Universitäten, besonders denen der Jesuiten, ausgetauscht und finden sich heute noch in Slowenien, Italien, Ecuador usw. Dort dienten sie manchmal anderen Malern als Vorlagen. Deshalb ist es nicht unwichtig, Abbildungen dieser Blätter zu veröffentlichen. So kann in Zukunft leichter der Einfluss Bergmüllers auf andere Barockmaler erforscht werden.
Augsburg war im 18. Jahrhundert ein Zentrum der Herstellung von Thesenblättern. Die meisten Thesenblätter wurden als Schabkunstblätter gedruckt. Auch diese Kunst war zur Zeit Bergmüllers besonders in Augsburg beheimatet.
Schabkunst1
Mit einem Wiegeisen wird eine Kupferplatte gleichmäßig aufgeraut und dann mit einem Schaber stellenweise geglättet. Ja glatter eine Stelle ist, umso heller wird sie beim Druck.2 Dieses Druckverfahren heißt Schabkunstverfahren, wird aber auch Mezzotinto, Schwarze Kunst oder Sammetstich genannt. Um 1700 soll der aus Chemnitz stammende Georg Andreas Wolfang das Schabkunstverfahren in Augsburg eingeführt haben.3 In Augsburg erlebte es dann eine kurze, aber intensive Blüte.4
Thesenblätter5
Thesenblätter sind großformatige Druckgrafiken, die anlässlich des Erwerbs eines akademischen Titels bei einer feierlichen Disputation an einer Lehranstalt zur Verwendung kamen, besonders häufig bei den Jesuiten. Sie dienten als Ankündigung für den Festakt und wurden Patronen, Professoren, Kommilitonen und befreundeten Institutionen zugestellt bzw. an diese verschickt.
Die Thesenblätter bestehen in der Regel aus zwei Teilen: einem Bildteil oben und einem Thesenteil bzw. einer Thesenleiste unten. In der Thesenleiste sind Ort und Zeit der Disputation, die Namen des oder der Defendenten, der Name sowie der Rang des Lehrers bzw. Prüfers (Präses), der Name des Patrons und/oder eines Gönners, dem das Blatt gewidmet ist, und die Thesen, die es zu verteidigen galt, genannt.
Es lassen sich zwei Arten von Thesenblättern unterscheiden: einmal die „Sonderanfertigungen“. Diese wurden nur für eine bestimmte Disputation entworfen. Der Bildinhalt steht meistens in engem Zusammenhang mit den Thesen, die auf der Thesenleiste genannt und diskutiert werden. Und dann gab es noch die „Konfektionsware“. Hier handelt es sich um Thesenblätter, die ohne Bezug zu einer bestimmten Disputation hergestellt wurden. War die Thesenleiste nicht im Blatt integriert, konnte sie im Bedarfsfall unten angeklebt werden. Ein solches Blatt konnte deshalb zu unterschiedlichen Zeiten bei unterschiedlichen Disputationen Verwendung finden.
Thesenblätter dienten auch zur Repräsentation einer Lehranstalt. Dementsprechend war ihre Größe. Die Blätter, die dann von bis zu einem Dutzend Platten gedruckt werden mussten, sind teils über 120 cm, manchmal sogar über 200 cm hoch und dementsprechend breit. Der Durchschnitt liegt allerdings bei ca. 95 x 65 cm; nur ganz selten gab es Blätter unter 60cm Seitenlänge.
Auflagen
Die meisten Thesenblätter wurden in einer Auflage zwischen 50 und 300 Stück gedruckt; aber auch 600 Stück konnten bestellt und verteilt werden.6 Beispielsweise bestellte das Kloster Ochsenhausen 300 Stück eines Thesenblattes nach Bergmüller.
Preis
Der Preis richtete sich nach den Aufwendungen von Entwerfer und Stecher sowie nach Größe und Absatzmenge. So wurden manche Thesenblätter mit Blankothesen hergestellt und im Bedarfsfall wurden die Thesen eingedruckt. Auf diese Weise konnte das gleiche Blatt zu unterschiedlichen Zeiten an mehreren Universitäten verwendet und der Preis niedrig gehalten werden. In der Literatur werden Preise genannt: 7
Jahr | Anzahl | Preis in fl. |
1695 | 400 | 90 |
1699 | 750 | 600 |
Anf. 18. Jh. | 600 | 460 |
1720 | 100 | 100 |
1720 | 100 | 85 |
1720 | 100 | 65 |
1720 | 100 | 50 |
1720 | 100 | 40 |
Um 17708 | 600 | 410 |
Für ein Thesenblatt an der Universität Salzburg ist der Preis aufgeschlüsselt:9
Johann Georg Bergmüller erhielt für seinen Exklusiventwurf eines Thesenblattes für das Kloster Ochsenhausen 30 fl. Das war recht bescheiden im Vergleich zu seinen Altargemälden.10 Der „Delineator“ eines Thesenblatts (98 x 75 cm) für den Augsburger Verleger Heiß erhielt 24 fl.11
Signaturen der Thesenblätter
Die meisten Thesenblätter sind unten signiert. In der Signatur werden üblicherweise der Entwerfer der Vorlage, der Stecher und der Verleger genannt:
Auf den hier behandelten Blättern findet sich jedoch zumeist der Zusatz pinx., seltener pingebat., womit angegeben wird, dass der Entwerfer einen gemalten Entwurf lieferte oder dass er seinen Entwurf auch als Gemälde umsetzte. Manchmal wurde noch Jahre später ein Gemäldeentwurf Bergmüllers als Vorlage für ein Thesenblatt verwendet.
Bemerkenswerter Weise wird Bergmüller auf den Thesenblättern nur relativ selten durch den Zusatz inv. als Inventor bezeichnet.
Ausführlich kann man die Verlegung eines Thesenblatts an einem Briefverkehr zwischen dem Verleger Gottlieb Heiß in Augsburg und dem Ettaler Abt nachvollziehen.12 Demnach bot Heiß im Jahr 1720 dem Abt Placidus Seiz (1672 – 1736) Thesenblätter als vorhanden oder in Kürze fertiggestellt an. Gottlieb Heiß teilte dem Abt auch die Themen und Preise mit:
sofort lieferbar:
B.V. [Beata Virgine] mit den 4 tzheilen der welt [Erdteilen] 100à 100 fl
Flucht in Egypten 100 à 85 fl
Crucifix etc à 65 fl
B.V. [Beata Virgine] cum Jesu etc mit 6 Emlematibus à 50 fl
S.[anct] Anna etc à 40 fl
in zwei bis drei Monaten lieferbar:
S.[ankt] Joseph etc mit 6 Emblem
……à 50 fl
S.[ankt] Augustinus mit der H.H. Dreyeinigkeit cum 7 Embl
Imac[ulata] Concept mit 6 Embl.
Insgesamt nennt Elias Christoph Heiß dem Ettaler Abt 20 Thesenblätter, die sofort lieferbar sind. Und Gottlieb Heiß übersendet dem Abt neun Muster verschiedener Thesenblätter. Weiter erwähnt Heiß, dass das eine Thesenblatt schon für Dillingen, das andere in Klagenfurt und ein drittes in Innsbruck Verwendung fand. Dass man von den Platten aber noch weitere seuberste abtrucke lifern kann.
Datierung
Es gibt drei Zeiten, die im Idealfall anzugeben wären:
Stilistisch lassen sich die Vorlagen meist nur schwer datieren. Die Hand des Entwerfers und des Stechers sind oft, besonders bei der Wiedergabe von Engelsflügeln, Bärten und Haaren, zu unterschiedlich. Teilweise änderte der Stecher Details auch geringfügig ab.
Leichter datiert werden kann, wann die Druckplatten angefertigt wurden. In den allermeisten Fällen geschah dies wohl unmittelbar vor dem ersten Druck. In manchen Fällen wurden Druckplatten aber auch (noch) viele Jahre später zum Drucken eingesetzt. Bei der ungefähren Datierung der Entstehung von Druckplatten ist zuweilen sogar das Geburts- oder Sterbedatum des Stechers hilfreich. Der Druck dürfte meistens kurze Zeit vor der Verwendung der Thesenblätter erfolgt sein. Dies ergibt sich schon daraus, dass der Zeitpunkt der Disputation aufgedruckt wurde. Freilich konnte der Verleger auch Thesenblätter ohne Thesenleiste auf Vorrat drucken. Solche Blätter waren dann jedoch einige Zeit totes Kapital. Also dürfte schon damals die just in time-Methode bevorzugt worden sein.
Themen für Thesenblätter
Manche Themen nach Bergmüller-Entwürfen kommen gehäuft, andere hingegen eher selten vor. Das hing offenbar auch damit zusammen, um welche Themen es bei der Disputationen ging. Bei den Jesuiten stand die Förderung der Heiligenverehrung im Vordergrund:
Thesenblätter nach Bergmüller-Entwürfen
Wenn sich Bergmüllers Entwurf ganz gezielt auf den Inhalt der Thesen beziehen sollte, fertigte Bergmüller einen eigenen Entwurf, dessen Druck als Thesenblatt nur bei einer einzelnen Disputation Verwendung fand. Beispiele sind Th 10, Th 52 und Th 69. Solche exklusiven Entwürfe wurden manchmal als Grisaille-Gemälde ausgeführt, was dem Stecher die Arbeit erleichterte und zudem einen dekorativen Wert besaß. Ein solches Entwurfsgemälde ist im Benediktinerkloster Ottobeuren erhalten geblieben und lässt sich für das Benediktinerkloster Ochsenhausen archivalisch nachweisen. Jedenfalls erhielt Bergmüller für seinen Entwurf vom Kloster Ochsenhausen 30 fl. Dieser Betrag wäre für einen (lavierten) Federentwurf zu viel, für ein Altargemälde aber zu wenig gewesen.
Bei anderen Thesenblättern waren die vom Stecher verwendeten Bergmüller-Entwürfe durch die danach entstandenen Gemälde ja schon einmal finanziert. Die Entschädigung für Bergmüller dürfte also gering gewesen sein. Solche Thesenblätter wurden manchmal auch für mehrere Disputationen an unterschiedlichen Universitäten und zu unterschiedlichen Zeiten verwendet. Dies machte Thesenblätter nach allgemeinen Bergmüller-Entwürfen billiger.
Manchmal wurde ein Bergmüller-Entwurf in verschiedenen Formaten und zu verschiedenen Zeiten von unterschiedlichen Stechern als Vorlage verwendet, was bedeuten kann, dass entweder die erste Druckplatte schon abgedruckt war oder ein anderes Format gewünscht wurde.
Kaum hatte sich Bergmüller in Augsburg niedergelassen, bekam er Aufträge für Thesenblatt-Entwürfe von Verlegern. Zwischen 1713 und 1722 wurden ca. 40 Thesenblätter nach Bergmüller gedruckt. Der Großteil wurde an die Jesuitenuniversitäten in Olmütz und Prag geliefert, die restlichen nach Österreich. Warum damals keine Bergmüller-Thesenblätter in Süddeutschland Verwendung fanden, ist noch nicht erforscht. Spätestens ab 1746 lässt die Produktion von Thesenblättern nach Bergmüller nach. Von 1746 bis zu seinem Tode dürfte nur noch ein gutes Dutzend von Bergmüllers Entwürfen als Thesenblätter gedruckt worden sein.
Diese Entwürfe waren aber nicht nur eine gute Einnahmequelle, sie machten Bergmüller auch bei den Orden bekannt, was sich später in Aufträgen für Altargemälde zeigte. So wurde seine Kunst vor allem bei Jesuiten bekannt und er bekam Aufträge von den Jesuiten in Augsburg, Dillingen und Landsberg am Lech.
Allerdings darf dieser Werbeeffekt für Bergmüller nicht überschätzt werden, wurden doch aus Böhmen, Mähren oder Wien, wo seine Thesenblätter besonders häufig Verwendung fanden, keine Gemälde bei ihm bestellt.
Für manche Thesenblätter lieferte Bergmüller Entwürfe nach anderen Malern; besonders in seinen ersten Jahren in Augsburg. Manchmal übernahm er auch nur Teile aus fremden Bildern. Die wenigsten Gemälde, nach denen Bergmüller Druckvorlagen entwarf, kannte er direkt. So dürfte er nur das Gemälde „Vermählung von Maria und Joseph“ von Andreas Wolff, (1688) während seiner Ausbildung bei Wolff in München gesehen haben. Bergmüller entwarf in den meisten derartigen Fällen wahrscheinlich anhand von Druckgrafiken nach dem Original. Dabei konnte es auch zu Umdeutungen kommen. So nahm Bergmüller für Th 58 wohl einen Stich von Nicolas Dovigny nach einem Gemälde von Carlo Maratta als Vorlage, machte aber aus dem hl. Stanislaus Kostka die hl. Katharina Ricci.
Thesenblatt | nach | Stich von | Bergmüller |
Katharina Ricci | Carlo Maratta | Nicolas Dovigny | del. |
Vermählung | Andreas Wolff | del. | |
Taufe im Jordan | Antoine Coypel | Johann A. Pfeffel | pinx. |
Hl. Augustinus | de Champaigne | Bernhard Vogel | pingeb. |
Manchmal übernahm Bergmüller nur einzelne Teile und Personen aus anderen Bildern bzw. Stichen und ergänzte den Rest selbstständig. Manche Maler dürften interessiert gewesen sein, Thesenblätter nach Bergmüller zu besitzen, um sie als Vorlagen für eigene Bilder zu verwenden. So sind Bilder nach Bergmüller-Thesenblättern selbst in Quito (Ecuador) oder in Slowenien nachweisbar.
Verbreitung der Thesenblätter
Die Thesenblätter fanden weite Verbreitung. Befreundete Universitäten, Freunde und Bekannte wurden durch solche Blätter auf die Disputation aufmerksam gemacht und hierzu auch eingeladen. Zugleich dienten die Thesen auf diesen Blättern auch zum Leistungsnachweis über den Forschungsstand der Universität. Sie waren zudem Aushängeschilder für eine Ordensniederlassung.
Die allermeisten der hier vorgestellten Thesenblätter gelangten zu den Jesuiten nach Olmütz und Prag. Angesichts der Entfernung überrascht dies und lässt sich wohl nur über das Netz der Augsburger Verlage erklären. Verwendet wurden diese Blätter auch an den Universitäten in Salzburg, Wien und sogar in Gorizia bei den Jesuiten.
Dass in der näheren Umgebung von Augsburg, wie Dillingen oder Ingolstadt, nur einmal bzw. nie die Verwendung eines Thesenblatts nach Bergmüller bekannt ist, könnte auch mit der zu dieser Zeit geringen Leistungsfähigkeit der dortigen Jesuitenschulen zusammen hängen.
Orden
Die meisten hier vorgestellten Thesenblätter wurden an Jesuiten-Lehranstalten geliefert; insbesondere nach Olmütz und Prag. Anscheinend waren die Jesuiten, besonders die in Böhmen und Mähren, in der theologischen Forschung besonders engagiert.
Weit zurück lagen Disputationen bei Augustinern und Benediktinern. Nur zu einem Streitgespräch bei den Franziskanern gibt es ein Thesenblatt.
Für nichttheologische Disputationen an Universitäten gab es nur sehr selten Thesenblätter nach Bergmüller.
1 Riegger 1979 (ohne Paginierung); Biller 2019, S. 48.
2 Augustyn 1997, S. 802, Anm. 51 und S. 806, Anm. 81.
3 Augustyn 1997, S. 802.
4 Appuhn-Radtke 1997, S. 736.
5 Teuscher 1998, S. 295; Appuhn-Radtke 1988.
6 Friedlmaier 1998 (Textband); Seitz 1984, S. 115 – 114.
7 Teuscher 1998, S. 296; Biller 2019, S. 43.
8 Henggeler 1961.
9 Biller 2018, S. 67.
10 Zu den Preisen der Altargemälde vgl. Epple/Straßer 2012, S. 41f.
11 Henggeler 1961, S. 80.
12 Biller2019; Biller 2016, S. 371 – 430.
Stecher | Verleger | Verwendung des Ort | Thesenblatts Jahr | |
Th 1 | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Olmütz | 1714 |
Th 2 | Elias Chr. Heiß | Elias Chr. Heiß | Graz Prag | 1714 1715 |
Th 3 | J. A. Pfeffel Georg Kilian | |||
Th 4 | Chr. Engelbrecht u. J. A. Pfeffel | Chr. Engelbrecht u. J. A. Pfeffel | Olmütz | 1715 |
Th 5 | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Prag | 1715 |
Th 6 | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Neustift | 1715 |
Th 7 | Chr. Engelbrecht u. J. A. Pfeffel | Chr. Engelbrecht u. J. A. Pfeffel | Prag | 1716 |
Th 8 | Georg Kilian | |||
Th 9 | Georg Kilian | |||
Th 10 | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Linz | 1716 | |
Th 11 | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Olmütz | 1716 |
Th 12 | Elias Chr. Heiß | Elias Chr. Heiß | Olmütz | 1716 |
Th 13 | Elias Chr. Heiß | Elias Chr. Heiß | Prag | 1716 |
Th 14 | Elias Chr. Heiß | Elias Chr. Heiß | St. Pölten | 1717 |
Th 15 | Georg Kilian | Georg Kilian | Dillingen | 1717 |
Th 16 | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Olmütz | 1717 |
Th 17 | Elias Chr. Heiß | Elias Chr. Heiß | Prag | 1717 |
Th 18 | J. D. Herz J. D. Herz | Jeremias Wolff J. D. Herz | Wien | 1718 |
Th 19 | J. D. Herz | |||
Th 20 | J. A. Pfeffel | Olmütz | 1718 | |
Th 21 | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Prag | 1718 |
Th 22 | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Olmütz | 1719 |
Th 23a | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Olmütz | 1719 |
Th 23b | Elias Chr. Heiß | |||
Th 24 | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Prag | 1719 |
Th 25 | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Prag | 1719 |
Th 26 | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Olmütz | 1719 |
Th 27a | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Olmütz Wien | 1719 1722 |
Th 27b | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Prag | 1719 |
Th 27c | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Prag | 1738 |
Th 28 | Chr. Engelbrecht u. J. A. Pfeffel | Chr. Engelbrecht u. J. A. Pfeffel | Prag | 1719 |
Th 29 | J. A. Pfeffel | Prag | 1720 | |
Th 30 | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Wien | 1720 |
Th 31 | Georg Kilian | Georg Kilian | ||
Th 32 | Elias Chr. Heiß | Gorizia | 1720 | |
Th 33 | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Olmütz Wien | 1720 1722 |
Th 34 | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Wien | 1720 |
Th 35 | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Olmütz | 1721 |
Th 36 | Johann Jer. Heiß | Elias Chr. Heiß | Olmütz | 1721 |
Th 37 | Gottlieb Heiß | Olmütz | 1721 | |
Th 38 | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Prag | 1721 |
Th 39 | Elias Chr. Heiß | Prag | 1722 | |
Th 40 | Georg Kilian | Georg Kilian | Olmütz | 1722 |
Th 41 | Georg Kilian | Georg Kilian | Olmütz | 1722 |
Th 42a | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Regensburg | 1732 |
Th 42b | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Prag | 1735 |
Th 42c | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | ||
Th 43 | J. A. Pfeffel | Prag | 1723 | |
Th 44 | Georg Kilian | Georg Kilian | Prag | 1723 |
Th 45 | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Prag | 1724 |
Th 46 | J. A. Pfeffel | Prag | 1724 | |
Th 47 | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Bamberg Regensburg Landshut | 1725 1725 1726 |
Th 48 | Georg Kilian | Georg Kilian | Prag | 1725 |
Th 49 | J. A. Pfeffel | Olmütz Prag | 1726 1726 | |
Th 50 | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Prag | 1726 |
Th 51 | Christian Rugendas | Christian Rugendas | ||
Th 52 | Georg Kilian | Georg Kilian | Graz | 1727 |
Th 53 | Gustav Miller | Wien | 1727 | |
Th 54 | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Gorizia | 1727 |
Th 55 | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Prag | 1728 |
Th 56 | Joh. Heinrich Stoerklin Geb. Klauber | Geb. Klauber | Augsburg | 1770 |
Th 57a | Gabriel Bodenehr jun. | Prag | 1739 | |
Th 57b | Gottlieb Heiß | Würzburg | 1767 | |
Th 57c | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Olmütz | 1738 |
Th 57d | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Heidelberg | 1763 |
Th 58 | Gabriel Bodenehr jun. | |||
Th 59 | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Maria Medingen | 1729 |
Th 60 | Georg Kilian | Georg Kilian | Olmütz | 1729 |
Th 61 | Christian Engelbrecht u. J. A. Pfeffel | Christian Engelbrecht u. J. A. Pfeffel | ||
Th 62 | Bernhard Vogel | Gottlieb Heiß | ||
Th 63 | J. A. Pfeffel | Olmütz | 1731 | |
Th 64 | Olmütz | 1731 | ||
Th 65 | J. A. Pfeffel | Olmütz | 1731 | |
Th 66 | Christian Rugendas | Christian Rugendas | ||
Th 67 | Dillingen | 1732 | ||
Th 68 | J. A. Friedrich | Salzburg | 1733 | |
Th 69 | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Augsburg | 1736 |
Th 70 | Gabriel Bodenehr jun. | Gottlieb Heiß | ||
Th 71 | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Elias Chr. Heiß u. Bernhard Vogel | Olmütz Wien | 1734 1737 |
Th 72 | Gottlieb Heiß | Prag | 1734 | |
Th 73 | J. A. Friedrich | Salzburg | 1734 | |
Th 74 | Bernhard Vogel | Bernhard Vogel Gottlieb Heiß | Olmütz | 1735 |
Th 75 | um | 1735 (?) | ||
Th 76a | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Prag Rom | 1735 |
Th 76b | Gabriel Bodenehr jun. | Gottlieb Heiß | Wien | 1739 |
Th 77 | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Olmütz | 1736 |
Th 78 | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Prag | 1737 |
Th 79 | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Prag | 1737 |
Th 80 | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Olmütz | 1739 |
Th 81 | J. F. Ledergerber | J. F. Ledergerber | Ottobeuren | 1739 |
Th 82 | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | ||
Th 83a | Gottlieb Heiß | Gottlieb Heiß | Prag | 1738 |
Th 83b | Gabriel Bodenehr jun. | Gottlieb Heiß | Wien | 1739 |
Th 84 | Gabriel Bodenehr jun. (?) | G. Heiß Nachfolger | ||
Th 85 | Philipp A. Kilian | Graz | 1754 | |
Th 86 | Philipp A. Kilian | Philipp A. Kilian | ||
Th 87 | J. A. Pfeffel | Augsburg Prag | 1739 1740 | |
Th 88 | Georg Koller | Prag | 1740 | |
Th 89 | J. A. Pfeffel | Prag | 1740 | |
Th 90 | J. A. Pfeffel | Prag | 1740 | |
Th 91 | J. A. Pfeffel | 1742 | ||
Th 92 | Gabriel Bodenehr jun. (?) | G. Heiß Nachf. | ||
Th 93 | Geb. Klauber | 1744(?) | ||
Th 94 | J. A. Pfeffel | Linz | 1744 | |
Th 95a | Bernhard Vogel | Gottlieb Heiß | ||
Th 95b | Peter Rugendas | Christian Rugendas | ||
Th 96 | Georg Chr. Kilian | Georg Chr. Kilian | Wien | 1745 |
Th 97 | Geb. Klauber | Geb. Klauber | Landshut | 1746 |
Th 98 | Geb. Klauber | Prag | 1758 | |
Th 99 | J. G. Haid | Philipp A. Kilian | ||
Th 100 | ||||
Th 101 | Georg Chr. Kilian | Georg Chr. Kilian | ||
Th 102 | Geb. Klauber | Geb. Klauber | Bamberg | 1752 |
Th 103 | Geb. Klauber | Geb. Klauber | Prag | 1752 |
Th 104 | Geb. Klauber | Geb. Klauber | Prag | 1754 |
Th 105 | Gabriel Bodenehr jun. (?) | G. Heiß Nachfolger | Varazdin | 1757 |
Th 106 | Salzburg | 1758 | ||
Th 107 | Joh. Jakob Ridinger | Joh. Elias Ridinger | ||
Th 108 | Geb. Klauber | Geb. Klauber | Bamberg | 1761 |
Th 109 | Geb. Klauber | Geb. Klauber | Bamberg Trient | 1762 1780 |
Th 110 | Geb. Klauber | Geb. Klauber | Bamberg | 1767 |
Th 111 | Georg Chr. Kilian | Georg Chr. Kilian | ||
Th 112 | Gabriel Bodenehr jun. (?) | G. Heiß Nachf. | Solothurn | 1763 |
Bauer/Epple | Friedlmaier | Bauer/Epple | Friedlmaier | Bauer/Epple | Friedlmaier |
(Th) | (D) | (Th) | (D) | (Th) | (D) |
1 | 11 | 48 | 49 | 96 | 78 |
2 | 12 | 49 | 48 | 97 | 79 |
3 | 87 | 50 | 51 | 99 | 95 |
4 | 14 | 51 | 13 | 100 | 93 |
6 | 15 | 52 | 52 | 101 | 94 |
7 | 20 | 53 | 53 | 102 | 80 |
8 | 17 | 54 | 54 | 104 | 81 |
9 | 18 | 55 | 55 | 105 | 82 |
10 | 19 | 56 | 86 | 108 | 83 |
11 | 21 | 57a | 56 | 109 | 85 |
12 | 22 | 58 | 57 | 110 | 84 |
14 | 23 | 59 | 58 | 111 | 96 |
15 | 24 | 60 | 59 | ||
16 | 25 | 61 | 91 | ||
17 | 26 | 62 | 92 | ||
18 | 28 | 63 | 60 | ||
19 | 144 | 65 | 61 | ||
20 | 47 | 66 | 90 | ||
21 | 27 | 67 | 62 | ||
22 | 33 | 68 | 64 | ||
23a | 29 | 71 | 65 | ||
25 | 30 | 72 | 66 | ||
26 | 31 | 73 | 67 | ||
27a | 32 | 74 | 68 | ||
30 | 34 | 76a | 72 | ||
31 | 16 | 77 | 69 | ||
32 | 35 | 78 | 70 | ||
33 | 36 | 80 | 71 | ||
34 | 37 | 81 | 73 | ||
35 | 38 | 82 | 88 | ||
36 | 39 | 83a | 74 | ||
37 | 40 | 83b | 74 | ||
39 | 41 | 85 | 149 | ||
40 | 42 | 86 | 150 | ||
41 | 43 | 87 | 75 | ||
42a | 63 | 91 | 76 | ||
45 | 45 | 92 | 97 | ||
46 | 46 | 94 | 77 | ||
47 | 50 | 95a | 89 |
Schabkunstblatt, 94 x 68,5 cm (Bild)13; bezeichnet: Joh. Georg Bergmiller pinxit / Gottlieb Heuss sculps. et excud. Aug. Vind.; als Thesenblatt im Mai 1714 an der Jesuitenuniversität in Olmütz verwendet.
Stecher und Verleger: Gottlieb Heiß (1684 – 1740)
Defendent: Ferdinand Elbogner; Präses: Pater Franciscus Starzimsky SJ14
Standort: Wien, Salesianerinnen-Kloster (Inv.-Nr. 9,7 Eibl 32 ÖKT 3)
Literatur: Friedlmaier 1998, D 11; Epple/Strasser 2012, Gv 316; ÖKT 1974, S. 282, Nr. 3; MzBF 2009, S. 29.
In einem Kirchenraum – angedeutet durch Säulen und andere Architekturelemente – kniet Aloysius von Gonzaga (1568-1591) in adeliger Jugendkleidung mit gefalteten Händen an der Kommunionbank. Karl Borromäus (1538 – 1584), der Kardinal von Mailand, hält in einer Hand einen Kelch. Mit der anderen Hand reicht er dem Zwölfjährigen zum ersten Mal die hl. Kommunion. Aus Ehrfurcht vor dem ihm gereichten „Leib Christi“, vielleicht auch als Andeutung auf seinen späteren Verzicht auf das väterliche Erbe, hat Aloysius seinen Hut vor sich auf den Boden abgelegt.15