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Toni Herbine-Blank

Donna M. Kerpelman

Martha Sweezy

Von Selbst zu Selbst

Die Arbeit mit Persönlichkeitsanteilen (IFS) in der Paartherapie

Aus dem amerikanischen Englisch von Bernhard Kleinschmidt

Arbor Verlag

Freiburg im Breisgau

Inhalt

Vorwort

Einleitung

Phase 1: Anfang

Grundlagen der IFIO-Therapie

Das Paar kennenlernen und die Methode vorstellen

Phase 2: Der Fluss der Mitte und seine Strudel

Kreisläufe entdecken

Mutige Kommunikation

Einzelarbeit

Gegenübertragung in der Paartherapie

Bedürfnisse verhandeln

Du, ich, wir? Der Umgang mit korrespondierenden, aber in Konflikt stehenden Bedürfnissen

Scham und sich beschämt fühlen in der Paartherapie

Vertiefende Erfahrungsarbeit

Was macht einen schwierigen Fall schwierig?

Phase 3: Abschluss

Den Bruch in der Beziehung reparieren

Anhang

Anhang 1

Anhang 2

Glossar

Danksagung der Autorinnen

Literatur

Die Autorinnen

Für alle Menschen, die sich mutig für den manchmal steinigen Weg bewusster, offenherziger Beziehungen entscheiden. Und für Jordan Blank, meinen Mann, der diesen Weg mit mir geht und mich stets dazu anregt, zu praktizieren, was ich predige.

Toni Herbine-Blank

Für Saul, meine Liebe und mein Licht.Und für meine Mutter und meinen Vater, deren beständige Liebe mich immer wieder beflügelt.

Donna M. Kerpelman

Für meine Eltern Nancy und Paul Sweezy, die sich immer wieder für Mut und Klarheit entscheiden.

Martha Sweezy

Vorwort

von Richard C. Schwartz

Es gehört zu den erfreulichsten Dingen für jemanden, der sein Leben der Arbeit an einer bestimmten Form von Psychotherapie widmet, wenn diese Therapie von wirklich talentierten Menschen erweitert, verbessert und geschickt für einen bestimmten Personenkreis angepasst wird. Mein herzlicher Dank gilt Toni Herbine-Blank, die mir mit Hilfe von Donna M. Kerpelman und Martha Sweezy eine solche Erfahrung verschafft hat. Dieses Buch ist ein wunderbarer Beitrag nicht nur zu der wachsenden Literatur über IFS, sondern überhaupt zur Paartherapie.

Das Buch widmet sich einem Thema von gewaltiger Komplexität – wie die zwei inneren Systeme eines Paares miteinander kollidieren und rigide Muster hervorbringen, die sie zur Auflösung treiben – und machen es in einfacher, klarer Sprache verständlich. Dabei werden lange erprobte Techniken vermittelt, die beiden Beteiligten dabei helfen, ihre Waffen sinken zu lassen, den Blick nach innen zu richten und von einem anderen Ort aus miteinander zu sprechen – dem Selbst. Wenn ein Paar dazu in der Lage ist, entwickeln beide unweigerlich neue Einsichten, und entdecken, dass es eine völlig unterschiedliche Reaktion beim Gegenüber hervorruft, wenn man vom Selbst aus für beschützende und verletzliche Teile spricht, statt aus diesen Teilen heraus zu sprechen. »Das Selbst heilt«, sagen wir in IFS, und das gilt für äußere wie für innere Beziehungen. Glücklicherweise befindet sich dieses heilende Selbst direkt unter der Oberfläche, die von den beschützenden Teilen der beiden Personen gebildet wird. Toni Herbine-Blank beschreibt die nötigen Schritte für alle Therapeutinnen und Therapeuten, die eine sichere Grundlage schaffen und dem Paar helfen wollen, Zugang zum Selbst zu finden. Geschieht dies, so heilt die Beziehung von allein.

Dieses Buch hat große Stärken. Zum einen erklärt es nicht nur die Konzepte von IFS und IFIO im Hinblick auf Paare, es bietet auch anschauliche Beispiele mit langen, spannenden Dialogen. Indem man die Perspektive von Toni Herbine-Blank einnimmt, werden ihre Prinzipien und Techniken lebendig.

Zum anderen wird gut dargestellt, welche Rolle die Teile von Therapeutin oder Therapeut spielen. Bei der Arbeit mit Paaren werden zwangsläufig verschiedene solche Teile getriggert, und sobald das geschieht, ist die Therapie zum Scheitern verurteilt, falls wir die Situation nicht erkennen und zur Führung durch unser Selbst zurückfinden können. Indem die Autorin ihre eigenen Erfahrungen bei Sitzungen und häufige bei unserer Arbeit auftretende Trigger darstellt, wird dieses Thema im ganzen Buch gründlich behandelt. Die Kommentare vermitteln durchgängig, wie man das Paar dabei unterstützen kann, eine Kehrtwende zu vollziehen und die Teile zu entdecken und zu heilen, die in aus der Kindheit stammenden Szenen erstarrt sind und den Konflikt dadurch schüren.

Grundsätzlich baut dieses Buch auf dem Gerüst auf, das ich für die Arbeit mit Paaren entwickelt habe. Es macht dieses Material aber nicht nur für Therapeutinnen und Therapeuten verfügbar, sondern fügt auch die wichtigen Konzepte und Methoden von IFIO hinzu, die nicht in meinen Schriften enthalten sind. Die therapeutischen Dialoge sind so gut dargestellt, dass es mich beim Lesen immer wieder tief berührt hat, welche Muster beschrieben werden und welchen Mut die beiden Beteiligten aufbringen mussten, um endlich ihre Verletzlichkeit auszudrücken.

Zu guter Letzt demonstriert dieses Buch auch, welche Entwicklung Toni Herbine-Blank als Therapeutin, Lehrerin und Theoretikerin durchlaufen hat. Als ich sie vor fünfzehn Jahren kennenlernte, habe ich dieses Potenzial bereits gesehen – Tonis Charisma, ihre besondere Präsenz, ihr Ausdrucksvermögen und ihre Sensibilität. Dieses Werk reflektiert ihr persönliches Wachstum, durch das ihr Selbst erstrahlen kann und ihr eine Führungsrolle in der IFS-Gemeinschaft verschafft hat. Wenn es Gerechtigkeit auf der Welt gibt, wird Toni eine bedeutende Rolle auf dem Gebiet der Paartherapie spielen. Ich freue mich, dass IFS dort unter dem Banner von IFIO seinen Platz gefunden hat. *

Richard C. Schwartz

Boston, 1. Dezember 2014


* Anmerkung des Verlags: Toni Herbine-Blank verwendet für die von ihr auf Grundlage des IFS-Modells entwickelte Form der Paartherapie den Namen Intimacy from the Inside out, abgekürzt IFIO©. Eine Übersetzung ins Deutsche erreicht nicht die kurze Prägnanz des Originals, daher haben wir entschieden, auch in der deutschen Ausgabe die Abkürzung IFIO zu verwenden.

Einleitung

Meine Laufbahn als Paartherapeutin begann Anfang der 1990er-Jahre, gleich nach meinem Studium. Als ich einige Jahre später das Bedürfnis verspürte, die Menschen, die bei mir in Paartherapie waren, bei ihrer innerpsychischen Arbeit zu unterstützen, machte mich eine gute Freundin auf IFS, die Therapie mit dem System der Inneren Familie, aufmerksam. Diese Methode zur Arbeit mit Einzelpersonen und Familien hat Richard Schwartz in den 1980er-Jahren entwickelt (Schwartz 2018) und später für Paare erweitert, was er in seinem Buch Mutige Liebe (Schwartz 2019) darstellt. Obwohl mich sein Modell zuerst verwirrt hat, konnte ich die Kraft und Schönheit seiner Arbeit sehen. Sein Vertrauen in die Resilienz seiner Klientinnen und Klienten, sein fachliches Geschick, sein Respekt und seine Geduld waren so inspirierend, dass ich mehr darüber erfahren wollte. Ich hatte das Glück, mehrere Jahre von Richard Schwartz selbst betreut und ausgebildet zu werden, bevor ich 2006 selbst IFS-Ausbilderin wurde.

In der Ausbildung habe ich zuerst die Grundlagen des IFS-Modells bei der Arbeit mit Einzelpersonen unterrichtet, mit der Zeit aber auch die Paartherapie eingeschlossen. Dabei stellte ich fest, dass ich mehr zu sagen hatte, als in die zur Verfügung stehenden Unterrichtsstunden passte. Da Beziehungsarbeit schon lange mein Interesse und meine Leidenschaft war, verbrachte ich die folgenden Jahre damit, eine Methodik der Paartherapie zu entwickeln, die hauptsächlich auf IFS basiert, sich aber auch auf das stützt, was ich in meiner früheren Ausbildung und zahllosen Therapiestunden mit Paaren erfahren habe. Erstmals habe ich Intimacy from the Inside Out© (IFIO) 2009 in Boston unterrichtet, in einer Gruppe von erfahrenen IFS-Therapeutinnen und -Therapeuten. Seither befindet IFIO sich in ständiger Entwicklung, was ich ausgesprochen aufregend finde. Meine Ko-Autorinnen und ich haben dieses Buch als Leitfaden für alle geschrieben, die meine Vorgehensweise erlernen und anwenden wollen.

Die Grundstruktur von IFIO

Bei der Paartherapie im Kontext von IFIO geht es um die Dialektik zwischen der Planung der allgemeingültigen Aspekte, die wir vorhersehen können, und der geschickten Reaktion auf alles andere. Vorhersehen können wir zum Beispiel, dass unsere Klientinnen und Klienten sich sicher fühlen wollen, dass sie lieben und geliebt werden wollen. Ebenso vorhersehbar ist, dass sie verletzte Teile in sich tragen, die von beschützenden Teilen auf verschiedene Weise zu Verbannten gemacht wurden. Der Schutz durch diese Teile war zwar früher einmal nötig, ist inzwischen jedoch zu einem wesentlichen Aspekt des Problems geworden. Vorhersehbar ist weiter, dass wir bei der Therapie die Kooperation der Beschützerteile des Paares erlangen müssen, damit die Behandlung Erfolg hat. In den folgenden Kapiteln werden viele weitere vorhersehbare Aspekte von Denken und Verhalten zur Sprache kommen.

Im Gegensatz dazu gibt es ein breites Spektrum an inhaltlichen Problemen (wie etwa eine Affäre) und während einer Sitzung auftretenden Verhaltensinteraktionen (wie Ärger oder Wut), die bei jedem Paar vorkommen können, aber nicht vorhersehbar sind, weil sie nicht immer auftreten. Sie treffen uns als Behandelnde eher unvorbereitet. In IFIO ist es unser Ziel, uns von unseren eigenen beschützenden Teilen zu lösen. Egal, was geschieht, können wir dann spontan und vom Herzen her auf das Paar reagieren. Wir können unsere durch innere Weisheit, Lebenserfahrung und Ausbildung entstandene Kompetenz anwenden, ohne uns an Vorstellungen zu klammern, wie es in der Therapie laufen sollte.

Grundlegende Dialektik der therapeutischen Rolle: Vorbereitet sein und vom Selbst geführt werden

Auf der einen Seite dieser Grundstruktur steht die Fähigkeit, vorbereitet zu sein. Wie erwähnt, sollten wir wissen und verstehen, was universell und vorhersehbar ist, nämlich die komplexe Struktur des menschlichen Geistes und seine Funktion. Dazu gehören Teile (wie Schwartz diese Phänomene nannte) und der unbeschädigte Kern: das Selbst (Schwartz 2018). Dieses Selbst, das wir alle besitzen, kanalisiert die für unser psychisches Gleichgewicht nötigen Emotionen, darunter Interesse und Mitgefühl. Es stellt eine bemerkenswerte emotionale Stabilität und Weisheit zur Schau. Werden wir jedoch beschämt, treten beschützende Teile in Aktion. Kurzfristig können deren Strategien lebensrettend sein, aber langfristig bewirken sie eine innere wie äußere Wiederholung der ursprünglichen Verletzung. Über das alles wissen wir Bescheid.

Auf der anderen Seite unserer therapeutischen Grundstruktur steht die Fähigkeit zur Selbstführung (Schwartz 2018), durch die wir mit dem umgehen können, was nicht vorhersehbar ist. Vom Selbst geführt zu sein bedeutet, eine gute Beziehung zu unseren Teilen zu haben, damit wir uns von ihnen lösen können (Schwartz 2018), um bei allem, was geschieht, präsent zu sein. Wir wenden dann die Energie des Selbst und unser intuitives Wissen an, um zu entscheiden, welches Werkzeug im jeweiligen Augenblick geeignet ist. Auf der Basis dieser Dialektik zwischen dem Vorhersehbaren und dem Unvorhersehbaren führen wir durch die drei Behandlungsphasen, die in diesem Buch vorgestellt werden: Anfang, Mitte und Ende.

Die drei Phasen der Behandlung

Um die erste Phase, den Anfang, geht es im 2. Kapitel. Hier wird dargestellt, worauf man achten sollte, während man sich mit dem Paar vertraut macht, und wie das IFIO-Modell in der Therapie eingeführt wird.

Die mittlere zweite Phase umfasst den Großteil der Therapie. Wir haben ihr den Titel Der Fluss der Mitte und seine Strudel gegeben. Ausgedrückt werden soll damit einerseits die Vorwärtsbewegung, die durch den Wunsch des Paares entsteht, wieder eine Verbindung zueinander herzustellen, und andererseits das unvermeidliche Kreisen an steinigen Stellen, das die therapeutische Arbeit darstellt. Unser Prozess ist nicht linear. Wir wiederholen Neugelerntes, das einen Gegensatz zu den alten, lang gehegten Vorstellungen des Paares darüber darstellt, was Sicherheit und Geborgenheit bedeutet, wir stellen die fest verwurzelten beschützenden Teile behutsam auf den Prüfstand, und wir helfen den beiden, alte Wunden zu heilen. Notwendigerweise bewegen wir uns dabei hin und her zwischen dem, was wir wissen – dem Vorhersehbaren –, und dem, was in diesem Moment bei diesem speziellen Paar zum Vorschein kommt – dem Unvorhersehbaren. Um mit Letzterem umzugehen, verknüpfen wir unseren Schatz an Wissen mit der Bereitschaft, uns anregen zu lassen und zu improvisieren.

Diese mittlere Phase wird in neun Kapiteln beschrieben. Den Anfang bildet das 3. Kapitel, das darstellt, wie wir die negativen Interaktionszyklen des Paares identifizieren und aufdecken. Diese Methode setzen wir während der gesamten Behandlung ein, um dem Paar zu helfen, sich von beschützenden Teilen zu lösen und Abstand vom Inhalt zu gewinnen. Dadurch kann es erkennen, wie unbefriedigte Bedürfnisse, vor allem solche nach Sicherheit, Verbundenheit und Liebe, den Streit anfachen. Sobald diese Bedürfnisse identifiziert sind, können die Partner sich vertikal in ihre persönliche Last aus Verletzungen, Übergriffen und durch Trauma verursachten Überzeugungen versenken und an der inneren Heilung arbeiten. Die Gelegenheit zu individueller Arbeit kann sich zwar in jeder Phase der Behandlung ergeben, behandelt wird dieses Thema jedoch im 5. Kapitel.

Zuerst geht es jedoch im 4. Kapitel darum, dem Paar neue Kommunikationsfertigkeiten zu vermitteln. Sie ermöglichen es, sich von den eigenen Teilen zu lösen, um für diese Teile sprechen und ihnen vom Selbst aus zuhören zu können. Beim Einüben dieser Fertigkeiten interessiert uns besonders, dass das Paar ein Gefühl für die Regulierung des vegetativen Nervensystems bekommt und dass es genügend Vertrauen zu uns entwickelt, damit wir als Teile-Detektor (Schwartz 2018) dienen können. Das heißt, wir erhalten die Erlaubnis, zu erkennen, wenn eine Verschmelzung mit einem Teil vorhanden ist. Dann unterbrechen wir das Geschehen, damit eine Lösung von dem beschützenden (oder verbannten) Teil stattfinden kann. In der Rolle als Teile-Detektor geben wir auch ein Beispiel dafür, dass man sich nicht schämen muss, indem wir Interesse für verabscheute oder blamierte Teile zeigen. Um zu vermeiden, Klienten zu beschämen, und um ihre Kooperation zu erlangen, machen wir sie ferner auf unsere Ziele aufmerksam und erhalten von ihnen die Erlaubnis für die Rolle, die wir spielen, und für die Strategien, die wir anwenden wollen. Weil das bedeutet, dass beide Beteiligten dieses Angebot ablehnen können, ist es wichtig, weitere Optionen zur Hand zu haben und bereit zu sein, sich entsprechend anzupassen.

Im 5. Kapitel behandeln wir die innere Arbeit, mit der Wunden geheilt werden. Sie ist zwar von IFS abgeleitet, aber bei der Arbeit mit einem Paar kommt das Element der Beziehungsentlastung hinzu. Bei der Einzelarbeit fangen wir mit der Lösung von beschützenden Teilen an, bei einem Paar müssen beide sich so von ihren Teilen lösen, dass sie die verletzten, belasteten Teile der anderen Person mit Mitgefühl erleben können. Wenn man sich eng mit einem jungen, verletzlichen Teil verbunden fühlt, und die andere Person darauf reagiert, indem sie diesem inneren Kind Liebe und Fürsorge zukommen lässt, entstehen heilsame Momente der Verbundenheit. Und wenn Partnerin oder Partner fähig sind, diesem Teil gegenüber mitfühlender Zeuge oder Zeugin zu sein (und manchmal auch behutsam Unterstützung zu bieten), ergibt sich durch den Einklang einer Verbindung von Selbst zu Selbst (Schwartz 2018) eine wunderbare Gelegenheit für das Paar, neue Kommunikationsfertigkeiten einzuüben.

Im 6. Kapitel geht es um den Erwerb der wichtigsten Fähigkeiten unseres Therapieansatzes. Er basiert auf unserer eigenen Praxis als Therapeutin oder Therapeut, uns von unseren Teilen zu lösen, unsere Beschämung aufzugeben und uns zu entlasten. Diese Methoden aus der IFS-Therapie vermitteln wir an das Paar.

Nachdem das Paar im 2. bis 6. Kapitel gelernt hat, sich von seinen Teilen zu lösen, sich selbst zu regulieren, auf neue Weise miteinander zu kommunizieren und aus der Vergangenheit stammendes Trauma zu entlasten, ist eine gute Grundlage entstanden, um uns im 7. Kapitel dem schwierigen Austausch über die Unterschiede und Bedürfnisse zuzuwenden, mit denen die beiden zur Therapie gekommen sind, weil ihnen die entsprechende Fähigkeit zur Toleranz fehlte. Da sie nun das Kindheitsdilemma der anderen Person verstehen und fähig sind, ihre Bedürfnisse einladend statt bedrohlich vorzubringen, sind sie bereit, mit offenem Herzen zu kommunizieren. Wir vermitteln ihnen nun, wie man Bedürfnisse verhandelt, Enttäuschungen aushält und eine neue Art, zu sprechen und sich zu verhalten praktiziert, um Bedürfnisse zu erfüllen. Außerdem lernen sie, jene Momente der Verbundenheit zu nutzen, die eine Beziehungsentlastung ermöglichen.

Im 8. Kapitel vertiefen wir das Thema Bedürfnisse, wobei wir uns darauf konzentrieren, was geschieht, wenn Bedürfnisse sich treffen und wenn sie sich im Konflikt befinden. Alle Menschen brauchen Liebe und Verbundenheit, aber ihre hart arbeitenden beschützenden Teile sind oft polarisiert, sowohl innerlich (mit anderen Teilen) als auch äußerlich (mit den beschützenden Teilen der anderen Person). Unser Ziel ist es, beiden zu helfen, sich von ihren Beschützern zu lösen und deren Polarisierung zu beenden, damit sie bei der unvermeidlichen Verhandlung über Bedürfnisse geschickter vorgehen können.

Im 9. Kapitel betrachten wir das Gefühl der Beschämung aus der Beziehungsperspektive und beschäftigen uns mit der Schlüsselrolle, die der Akt des Beschämens und das Gefühl der Beschämung bei allen psychischen Lasten spielen. Wir unterstützen das Paar dabei, das Wesen von Beschämung zu verstehen, den Teufelskreis von Beschämung und Schuldzuweisung zu durchbrechen und die beschämten Teile zu heilen.

Im 10. Kapitel kommt die Kreativität zum Zug, die wir im gesamten Buch propagieren. Die Erfahrung des Paares wird vertieft, indem wir es während der Therapiesitzung dazu auffordern, mit neuen Verhaltensweisen zu experimentieren.

Im 11. Kapitel geht es um die Frage, weshalb schwierige Fälle aus unserer Perspektive schwierig sind. Um mit IFIO Erfolg zu haben, müssen wir aufmerksam auf unser eigenes inneres System lauschen und in der Lage sein, uns schnell und häufig von unseren Teilen zu lösen. Wir greifen daher auf das 6. Kapitel zurück und stellen ausführlicher dar, inwiefern unsere persönliche Arbeit als Therapeutin oder Therapeut, uns von Teilen zu lösen und die Beziehung zwischen unseren Teilen und dem Selbst zu entwickeln, entscheidend für eine geschickte Reaktion auf das Geschehen in der Sitzung ist, egal, wie das Paar sich verhält. Damit endet die zweite Phase.

In der dritten Phase, die im 12. Kapitel behandelt wird, stehen Versöhnung und der Schritt in die Zukunft im Vordergrund. Dieser Abschluss der Behandlung, der wie der Anfang die breite und vielfältige mittlere Phase einrahmt, hat wieder einen engeren Fokus. Hier geht es um Wiedergutmachung, Auflösung, Vergebung und den Beginn einer Beziehung, in der Toleranz für die vorhandenen Unterschiede (wenn nicht sogar die Freude daran) im selben Maße vorhanden ist wie Liebe und Gegenseitigkeit.

Die drei Phasen der Paartherapie in IFIO

Phase 1: Anfang

Phase 2: Der Fluss der Mitte und seine Strudel

Was wir tun:

Phase 3: Abschluss

Hier wirken wir unterstützend und lenkend, während das Paar, das jetzt fähig ist, sich von seinen Teilen zu lösen, allmählich das Geschehen übernimmt: