Titel der Originalausgabe:

We the Living

Copyright © 1936, 1959, 1964 by Ayn Rand

Copyright © Eugene Winick, Paul Gitlin, Leonard Peikoff, 1987

Introduction copyright © Leonard Peikoff, 2009

Afterword copyright © Leonard Peikoff 1995, 2009

Die Veröffentlichung erfolgt mit Genehmigung von

Peikoff Family Partnership, LP

c/o CURTIS BROWN Ltd., New York.

LICHTSCHLAG NR. 61

© Natalia Lichtschlag Buchverlag Grevenbroich 2021

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlag: Lichtschlag Medien Meerbusch

Printed in Germany.

ISBN: 978-3-948971-09-0

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Wie Ayn Rand in ihrem Vorwort schreibt, ist Ungebeugt und ungebrochen kein Roman über Sowjetrussland; dieses bildet lediglich den Hintergrund der Geschichte ist. Die Ereignisse, die Figuren und der Ausgang des Romans wurden nicht nach ihrer geschichtlichen Beziehung, sondern nach ihrer Beziehung zur Philosophie ausgewählt, was bedeutet, dass das Thema des Buches universell ist. Das Thema lautet „die Bösartigkeit des Totalitarismus“, dessen Verkommenheit sich nicht auf irgendein Land oder irgendein Jahrhundert beschränkt.

Die Grundursache des Totalitarismus besteht aus zwei Ideen: der Ablehnung der Vernunft zugunsten von Glaube, und der Ablehnung von Eigennutz zugunsten von Selbstopferung. Wenn dies der philosophische Konsens einer Gesellschaft ist, dauert es nicht mehr lange, bis ein allmächtiger Führer an die Macht kommt, um den Glauben und die Opfer anzuordnen, die jedermann gefordert hat. Seine Untertanen können keinen Widerstand mehr leisten, weder indem sie ihr Denkvermögen ausüben, noch durch die Leidenschaft für ihre Werte, weil dies die beiden unschätzbaren Besitztümer sind, die sie aufgegeben haben. Das Endergebnis besteht aus Gedankenkontrolle, Hunger und der Abschlachtung ganzer Völker.

Weil die antiken Griechen Vernunft, irdisches Glück und (relative) Freiheit vertraten, war die oben genannte kausale Abfolge im Westen jahrhundertelang nicht anzutreffen. Dann übernahm das Christentum und verlangte vom Menschen zum ersten Mal mit voller Konsequenz ein Leben aus Glaube und Opfer. Und obwohl die damalige primitive Technologie das Resultat verzögerte, so trat es doch ein: der unfehlbare Papst, das jähe Abfallen der Lebenserwartung und die Auslöschung nicht genehmen Denkens durch die Inquisition.

Die Männer in den höchsten Kirchenämtern waren die ersten, die im Westen den Totalitarismus praktizierten. Sie entdeckten den Kern einer neuen Staatsform und betrachteten sie als Möglichkeit für die Zukunft.

Dann endlich kam die Renaissance, und dann der lange, mühsame Kampf des Westens in Richtung der Aufklärung, die das Christentum ins Lächerliche zog und sich zur Vernunft und dem Streben nach Glück bekannte. Das Ergebnis war das freieste Land der Geschichte: Amerika. Es hielt jedoch nicht stand, denn die Intellektuellen des 19. Jahrhunderts – Anhänger von Kant – lehnten die Ideen der Aufklärung zugunsten neuer Formen der Unvernunft und der Selbstlosigkeit ab. In nur wenigen Generationen führte Ursache zu Wirkung: Totalitaristen jeglicher Couleur schossen wie Pilze aus dem Boden und behaupteten, dieses Mal säkular und wissenschaftlich zu sein, obwohl alle fleißig daran arbeiteten, das mittelalterliche Modell neu aufzulegen.

Totalitäre Staaten unterscheiden sich in jedem Detail, nicht aber in ihrem Wesen und ihrer Ursache. Und in Bezug auf Details: Welchen Unterschied machen ihre Unterschiede? Was macht es für die Opfer des unfehlbaren Anführers für einen Unterschied, ob dieser seine Botschaften aus dem Jenseits oder von einer nicht wahrnehmbaren Dialektik bekommt? Ob er Opfer für den Leib Christi oder für das Proletariat fordert? Ob die Menschen ihre Hände im Gebet oder ihre Füße im Stechschritt erheben? Ob die Mörderbanden schwarze oder rote Hemden tragen? Ob die in Ungnade Gefallenen in Spanien mit Messern aufgeschlitzt oder im Gulag dem Kälte- und Hungertod überlassen werden? Solche Staaten posieren oft als Feinde, aber diese Pose ist eben Taktik und nicht die Wahrheit.

Ein deutliches Beispiel für die Wahrheit sind die Vorgänge um Ungebeugt und ungebrochen unter Mussolini. Im 2. Weltkrieg wurde in Italien ohne Wissen oder Zustimmung von Ayn Rand eine Filmfassung des Romans produziert. Aufgrund seiner Länge wurde der Film im Jahre 1942 in zwei Teilen herausgebracht: Noi Vivi (Wir, die Lebenden) und Addio Kira (Leb wohl, Kira). Beide waren enorm erfolgreich. Die faschistische Regierung hatte den Film mit der Begründung genehmigt, er sei antikommunistisch. Aber sowohl der Regisseur als auch die Zuschauer hatten sofort verstanden, dass der Film ebenso antifaschistisch wie antikommunistisch war. Die Menschen verstanden Ayn Rands Thema und feierten die beiden Filme, teilweise als Protest gegen die Unterdrückung unter Mussolini. Als Parodie der Titel nannten die Menschen sich selbst Noi Morti (Wir, die Toten) und Mussolinis Wirtschaftspolitik Addio, Lira. Fünf Monate nach Erscheinen hatte die Regierung herausgefunden, was schon jeder wusste, und verbot den Film. Dies allein ist ein deutlicher Beweis dafür, dass Ungebeugt und ungebrochen nicht bloß „ein Buch über Sowjetrussland“ ist.

Und auch ist es nicht nur ein Buch über Europa oder die Vergangenheit. Sehen Sie sich den Aufstieg der fundamentalistischen Rechten in den Vereinigten Staaten von heute an, die es darauf abgesehen hat, Ideen und Werte zu verbieten, die mit der Bibel in Konflikt stehen; ebenso den Aufstieg der linken Ökologie-Bewegung, die ebenfalls religiöse Züge annimmt und sich auf die Verehrung für den Schöpfer der Natur als moralischen Wert beruft, welcher das Ende des Kapitalismus erfordere; und in der unmittelbaren praktischen Gegenwart die achtjährige Amtszeit eines „wiedergeborenen“ Präsidenten, der biologische Forschung verbot, die er für irreligiös hielt, während er sich als Leitfaden für seine Außenpolitik auf göttliche Botschaften berief; und jetzt einen Nachfolger, über den wir bisher (2009) nur wenig wissen, der aber im Zuge seines Wahlkampfes hart daran gearbeitet hat, zu beweisen, dass er ebenso fromm ist wie all die anderen. Werden diese Entwicklungen (und viele andere ähnliche) eines Tages zu einem unaufhaltsamen religiösen Monster vereint werden, das von uns die übliche Selbstentmannung fordert, einhergehend mit den üblichen politischen Folgeerscheinungen? Wenn das geschieht, dann berufen sich deren Vertreter zu ihrer Rechtfertigung wahrscheinlich nicht länger auf Ökonomie oder Biologie. Zurzeit sieht es so aus, als seien wir auf dem Weg zurück zum Ursprung: zu einer neuen mittelalterlichen Knechtschaft, durchgesetzt von einer viel besser ausgerüsteten Geheimpolizei.

Ungebeugt und ungebrochen ist ein Roman über die Resultate der freiheitsfeindlichen Ideen, die auch Sie vielleicht vertreten. Und genau darum ist er heute für Sie relevant. Er ist relevant, weil er Ihnen sagt, wie man das Gift, das der Westen heute so gierig zu sich nimmt, von der Nahrung unterscheidet, die wir so dringend brauchen. Er ist relevant, weil es darin nicht um eine weit entfernte Vergangenheit, sondern um eine ständig vor der Tür stehende Zukunft geht.

In diesem Buch geht es nicht um Ihre längst verstorbenen Großeltern, sondern um Ihre gerade aufwachsenden Kinder.

Leonard Peikoff

Irvine, Kalifornien

Dezember 2008

Vorwort

Bis vor ein paar Monaten hatte ich diesen Roman seit seiner Erstveröffentlichung im Jahre 1936 nicht wieder komplett gelesen. Ich hatte nicht erwartet, so stolz darauf zu sein, wie ich es jetzt bin.

Zu viele Schriftsteller erklären, dass sie nie erfolgreich darin gewesen seien, das auszudrücken, was sie wirklich sagen wollten, und dass ihr Werk nur eine Art von Annäherung sei. Diese Auffassung war mir immer schon fremd gewesen, und ich halte sie nur dann für entschuldbar, wenn sie von Anfängern stammt, da niemand mit irgendeiner Art von „Talent“ geboren wird und jede Fähigkeit erst erworben werden muss. Schriftsteller werden gemacht, nicht geboren. Um genau zu sein, machen Schriftsteller sich selbst. Ich hatte vor allem in Bezug auf Ungebeugt und ungebrochen, meinen ersten Roman (und dann immer weniger hinsichtlich meiner Arbeiten vor Der Ursprung), das Gefühl, dass die Mittel zu meinem Zweck nicht ausreichend waren und ich nicht gut genug gesagt hatte, was ich hatte sagen wollen. Aber jetzt bin ich verblüfft darüber, wie gut ich es doch gesagt hatte.

Ungebeugt und ungebrochen ist kein Roman „über Sowjetrussland“. Es ist ein Roman über „der Mensch gegen den Staat“. Sein Grundthema lautet „die Heiligkeit des menschlichen Lebens“, ohne das Wort „Heiligkeit“ hier in einem mystischen Sinne zu verwenden, sondern im Sinne von „höchster Wert“. Der Kern meines Themas steckt in den Worten Irinas, einer Nebenfigur der Geschichte, einem jungen Mädchen, das nach Sibirien verbannt wird und weiß, dass sie nicht lebendig zurückkehren wird: „Nur ist da etwas, das ich verstehen möchte, aber ich glaube nicht, dass es mir jemand erklären kann … Da ist dein Leben. Zu Anfang glaubst du, es sei etwas so Kostbares und Seltenes, so Schönes, dass es dir fast wie ein heiliger Schatz erscheint. Nun ist es vorbei, und niemand fragt danach, nicht weil die Menschen gleichgültig sind, sondern weil sie nichts davon wissen. Sie wissen nichts von diesem Schatz, der mir gehört. Aber es ist doch etwas daran, das jeder begreifen sollte. Ich begreife es selbst nicht. Aber da ist etwas, das wir alle begreifen sollten. Nur, was ist es, Kira? Was?“

Ich wusste damals zwar ein wenig mehr über diese Frage als Irina, aber nicht viel mehr. Ich wusste, dass alle Menschen diese Einstellung zum eigenen Leben teilen sollten, was aber nicht der Fall war; dass sie das fundamentale Merkmal der besten Menschen ist; dass deren Abwesenheit etwas unglaublich Böses darstellt, das nie identifiziert worden ist. Ich wusste, dass diese Frage am Fundament aller Diktaturen, aller kollektivistischen Theorien und aller menschlichen Übel liegt, und dass politische oder wirtschaftliche Fragen bloß Ableitungen und Konsequenzen dieses Fundaments sind. Damals betrachtete ich die Befürworter von Diktatur und Kollektivismus mit einer ungläubigen Verachtung: Ich konnte nicht verstehen, wie ein Mensch so verroht sein konnte, um für sich das Recht zu beanspruchen, über das Leben anderer Menschen zu verfügen, oder wie man so wenig Selbstachtung haben konnte, anderen das Recht zu geben, über das eigene Leben zu verfügen. Heute ist die Verachtung geblieben, aber die Ungläubigkeit ist fort, da ich die Antwort kenne.

Die volle Antwort auf Irinas Fragen konnte ich erst in Der Streik geben. In Der Streik erkläre ich die philosophische, psychologische und moralische Bedeutung der Menschen, die ihr eigenes Leben wertschätzen, und der Menschen, die es nicht tun. Dort zeige ich, dass die einen Erste Beweger der Menschheit sind, und dass die anderen metaphysische Mörder sind, die nach einer Gelegenheit suchen, zu physischen Mördern zu werden. In Der Streik zeige ich, warum Menschen entweder von der Prämisse des Lebens oder der Prämisse des Todes motiviert werden. In Ungebeugt und ungebrochen zeige ich nur, dass es so ist.

Der rasche erkenntnistheoretische Verfall unserer Zeit – in der Menschen auf die Stufe von gegenständlich denkenden Tieren gebracht werden, die unfähig sind, Abstraktionen wahrzunehmen; in der Menschen beigebracht wird, dass sie Bäume, aber niemals den Wald betrachten dürfen – macht es unumgänglich, meinen Lesern die folgende Warnung mitzugeben: Lassen Sie sich nicht von jenen in die Irre führen, die Ihnen sagen, dass Ungebeugt und ungebrochen „überholt“ und für die Gegenwart nicht länger relevant sei, da es sich mit dem Sowjetrussland der 1920er-Jahre befasse. Solch eine Kritik ist nur auf Schriftsteller der naturalistischen Schule anwendbar und repräsentiert die Auffassung derer, die nie entdeckt haben, dass es noch andere Literaturformen geben kann und gegeben hat, und die nicht in der Lage sind, die Funktion eines Romans von der eines Zeitungsartikels zu unterscheiden.

Die naturalistische Schule der Literatur ersetzt Wertmaßstäbe durch Statistiken und zählt dann winzige fotografische, journalistische Details eines bestimmten Landes, einer bestimmten Region, einer bestimmten Stadt oder eines bestimmten Hinterhofes in einer bestimmten Dekade, eines bestimmten Jahres, eines bestimmten Monats oder eines bestimmten Sekundenbruchteils auf – alles unter der Prämisse „All das haben Menschen getan“, im Gegensatz zur Prämisse „Dazu haben Menschen sich entschieden und/oder dazu sollten sie sich entscheiden“. Letzteres ist die Prämisse der romantischen Schule, die sich vor allem mit menschlichen Werten und daher mit dem Wesentlichen und dem Universellen im menschlichen Handeln befasst – nicht mit dem Statistischen und dem Zufälligen. Die naturalistische Schule zählt die Entscheidungen auf, die Menschen getroffen haben; die romantische Schule stellt die Entscheidungen dar, die Menschen treffen können und treffen sollten. Ich bin im Gegensatz zur romantischen Tradition eine Romantische Realistin, da die Werte, mit denen ich mich befasse, für unsere Erde und die Grundprobleme unserer Zeit gelten.

Ungebeugt und ungebrochen ist keine Geschichte über Sowjetrussland im Jahre 1925. Es ist eine Geschichte über Diktaturen – jede Diktatur, überall, zu jeder Zeit – sei es nun Sowjetrussland, Nazi-Deutschland oder (was zu verhindern auch die Aufgabe dieses Romans sein kann) ein sozialistisches Amerika. Was die Herrschaft nackter Gewalt Menschen antut und wie sie die besten zerstört, wird im Jahre 1925, 1955 oder 1975 immer gleich aussehen – ob die Geheimpolizei nun GPU oder NKWD heißt, ob Menschen Hirse oder Brot essen, ob sie in Hütten oder Sozialwohnungen leben, ob die Herrscher rote oder braune Hemden tragen und ob der Chefmetzger einen kambodschanischen Geisterbeschwörer oder einen amerikanischen Pianisten küsst.

Als ich im Alter von 12 Jahren zur Zeit der russischen Revolution zum ersten Mal das kommunistische Prinzip hörte, dass der Mensch für den Staat leben müsse, erkannte ich, dass dies die wesentliche Frage war und dass dieses Prinzip bösartig war und es nur zu Bösem führen konnte, ungeachtet der Methoden, Details, Verfügungen, Maßnahmen, Versprechen und frommen Allgemeinplätze. Das war der Grund für meine Ablehnung des Kommunismus, damals wie heute. Ich bin gelegentlich ein wenig erstaunt, dass zu viele erwachsene Amerikaner das Wesen des Kampfes gegen den Kommunismus nicht so deutlich verstehen, wie ich es im Alter von 12 Jahren verstanden hatte: Sie glauben weiterhin, dass die Methoden der Kommunisten zwar böse, ihre Ideale aber edel seien. Alle seine Siege seit 1917 verdankt der Kommunismus genau dieser Auffassung von Menschen, die noch frei sind.

Wer sich eventuell fragt, ob die Lebensbedingungen in Sowjetrussland sich seit 1925 in wesentlicher Hinsicht verändert haben, dem möchte ich einen Vorschlag unterbreiten: Blättern Sie einmal durch die Zeitungsarchive. Wenn Sie das tun, werden Sie das folgende Muster beobachten: Zuerst werden Sie strahlende Berichte über das Glück, den Wohlstand, die industrielle Entwicklung, den Fortschritt und die Macht der Sowjetunion lesen, und dass gegenteilige Aussagen nur Lügen voreingenommener Reaktionäre seien; dann, ungefähr fünf Jahre später, werden Sie Eingeständnisse lesen, dass die Dinge in der Sowjetunion vor fünf Jahren ziemlich schlimm standen, ungefähr so schlimm, wie die voreingenommenen Reaktionäre behauptet hatten, aber jetzt seien die Probleme gelöst und die Sowjetunion sei ein mächtiges Land des Glücks, des Wohlstands, der industriellen Entwicklung, des Fortschritts; ungefähr fünf Jahre später werden Sie lesen, dass Trotzki (oder Sinowjew oder Kamenew oder Litwinow oder die Kulaken oder die ausländischen Imperialisten) den elenden Zustand vor fünf Jahren verursacht hätten, doch jetzt habe Stalin eine Säuberung durchgeführt und die Sowjetunion habe den dekadenten Westen bei Glück, Wohlstand, industrieller Entwicklung usw. überholt; fünf Jahre später werden Sie lesen, dass Stalin ein Monster gewesen sei, der den Fortschritt der Sowjetunion zunichte gemacht habe, aber jetzt sei sie ein Land des Glücks, des Wohlstands, der künstlerischen Freiheit, der Bildung und der wissenschaftlichen Überlegenheit. Wie viele dieser Fünfjahrespläne brauchen Sie, bis Sie zu verstehen beginnen? Das hängt von Ihrer intellektuellen Aufrichtigkeit und Ihrer Abstraktionsfähigkeit ab. Aber warum hat die Sowjetunion die Atombombe? Lesen Sie die Aussagen der Wissenschaftler, die in England, Kanada und den Vereinigten Staaten für die Sowjetunion spioniert haben. Aber wie lässt sich der „Sputnik“ erklären? Lesen Sie die Geschichte von „Projekt X“ in Der Streik.

Ganze Bände kann man über die Frage „Freiheit oder Diktatur“ schreiben (und sie wurden auch geschrieben), aber im Kern läuft es auf eine einzige Frage hinaus: Halten Sie es für moralisch, Menschen wie Opfertiere zu behandeln und sie durch körperliche Gewalt zu beherrschen? Wenn Sie als Bürger des freiesten Landes der Welt nicht wissen, wie das in der Praxis aussehen würde, dann wird Ihnen Ungebeugt und ungebrochen dabei helfen.

Um noch einmal auf die einleitenden Ausführungen dieses Vorwortes zurückzukommen, so möchte ich die Änderungen ansprechen, die ich für diese Neuauflage vorgenommen habe: Meine unzureichenden Mittel waren hauptsächlich grammatikalischer Natur – eine gewisse Unsicherheit bei der Verwendung der englischen Sprache, die den Übergangszustand eines Geistes darstellt, der nicht länger auf Russisch, aber noch nicht vollständig auf Englisch dachte. Ich habe nur die offenkundigsten dieser Ausrutscher korrigiert. Ich habe diese Sätze umformuliert und deren Bedeutung klargestellt, ohne ihren Inhalt zu verändern. Ich habe dem Inhalt des Romans nichts hinzugefügt und nichts fortgenommen. Ich habe einige Sätze und einige wenige Abschnitte gelöscht, die wiederholend oder in ihren Implikationen so verwirrend waren, dass deren Klarstellung ausführliche Zusätze nötig gemacht hätte. Kurz gesagt bestanden sämtliche Änderungen aus Umformulierungen. Der Roman ist immer noch das, was er war.

Jenen Lesern, die sich nach meinem persönlichen Leben erkundigt haben, möchte ich sagen, dass Ungebeugt und ungebrochen die größte Annäherung an eine Autobiographie ist, die ich je schreiben werde. Es ist keine Autobiographie im buchstäblichen, sondern nur im intellektuellen Sinne. Die Handlung ist erfunden; der Hintergrund nicht. Als Autorin der romantischen Schule würde ich niemals eine Geschichte aus dem „echten Leben“ in ein Buch übertragen, was darauf hinauslaufen würde, den wichtigsten und schwierigsten Teil des kreativen Schreibens zu umgehen: den Aufbau einer Handlung. Außerdem würde es mich zu Tode langweilen. Meine Meinung darüber, wie eine gute Autobiographie aussehen sollte, steckt in dem Titel, den Louis H. Sullivan seiner Lebensgeschichte gegeben hat: Die Autobiographie einer Idee. Nur in diesem Sinne ist Ungebeugt und ungebrochen meine Autobiographie, und nur in diesem Sinne ist Kira, die Heldin, identisch mit mir. Ich bin in Russland geboren und unter den Sowjets ausgebildet worden. Ich habe die Lebensbedingungen, die ich beschreibe, mit eigenen Augen gesehen. Die Einzelheiten von Kiras Geschichte stimmen nicht mit den meinen überein; ich habe nicht Ingenieurwissenschaften studiert, sondern Geschichte; ich wollte keine Brücken bauen, ich wollte schreiben; ihr Aussehen ähnelt dem meinen nicht im Geringsten, ebenso wenig wie ihre Familie. Die spezifischen Ereignisse von Kiras Leben waren nicht die meinen; doch ihre Ideen, ihre Überzeugungen und ihre Werte waren es und sind es.

Ayn Rand

New York

Oktober 1958

Erster Teil

I

Petrograd stank nach Karbol.

Eine graurosa Fahne, die einmal rot gewesen war, hing in einem Netz aus Stahlträgern. Mächtige Balken reckten sich zu einem Glasdach empor, dessen Scheiben durch den Staub und den Wind vieler Jahre so grau geworden waren wie der Stahl selbst. Einige Scheiben waren zerbrochen, von vergessenen Schüssen durchbohrt, und durch die Löcher sah man einen Himmel, der seinerseits so grau war wie das Glas. Unter der Fahne hingen Spinnweben, und unter den Spinnweben hing eine große Bahnhofsuhr. Auf dem gelben Zifferblatt sah man noch die schwarzen Zahlen, aber die Zeiger fehlten. Unter der Uhr wartete eine Menschenmenge in fleckigen Mänteln und mit bleichen Gesichtern auf den Zug.

Kira Argunowa fuhr auf dem Trittbrett eines Güterwagens in Petrograd ein. Aufrecht und unbeweglich stand sie dort, mit der eleganten Gleichgültigkeit eines Reisenden, der auf einem Luxusdampfer über den Ozean fährt. Sie trug ein verblichenes blaues Wollkostüm, und ihre schlanken nackten Beine waren von der Sonne braungebrannt. Um den Hals hatte sie einen alten karierten Seidenschal geschlungen und eine gelbe Strickmütze über das kurze verstrubbelte Haar gestülpt. Sie hielt den Mund geschlossen, und in ihren halb geöffneten Augen spiegelten sich Trotz, Begeisterung und eine feierliche und zugleich beklommene Erwartung, wie in denen eines Soldaten, der in eine fremde Stadt kommt und nicht ganz sicher ist, ob er sie als Eroberer oder als Gefangener betritt.

Der Wagen hinter ihr war über und über mit Menschen und deren Habseligkeiten beladen. Die Habseligkeiten steckten in Betttüchern, Zeitungen oder Säcken. Die Menschen steckten in abgeschabten Mänteln und abgenutzten Schals. Die Bündel hatten ihnen als Betten gedient und dadurch alle Form verloren. In die spröde, rissige Haut der Gesichter, die ausdruckslos vor sich hinstarrten, hatte sich der Staub eingegraben und tiefe Falten gebildet.

Langsam und erschöpft hielt der Zug an. Es war sein letzter Halt nach einer langen Fahrt durch die verwüsteten Ebenen Russlands. Die eigentlich dreitägige Reise von der Krim nach Petrograd hatte zwei volle Wochen gedauert. Im Jahre 1922 war der Eisenbahnverkehr ebenso wie alles andere noch nicht wieder richtig angelaufen. Der Bürgerkrieg war zu Ende und die letzten Überbleibsel der Weißen Armee waren ausgelöscht. Aber so fest die Rote Regierung das Land schon in der Gewalt hatte – das Eisenbahnnetz und die Telegrafendrähte entzogen sich noch ihrem Zugriff.

Es gab keine Fahrpläne. Niemand wusste, wann ein Zug abfuhr oder ankam. Nur auf das vage Gerücht hin, dass einer käme, waren in jeder Stadt entlang der Strecke große Menschenmengen, die unbedingt mit dem Zug fortwollten, auf die Bahnhöfe geeilt. Sie warteten dort Stunden oder Tage, immer in der Angst, den Zug zu versäumen, der in einer Minute — oder in einer Woche — ankommen konnte. In den schmutzigen Wartesälen roch es nach den Ausdünstungen vieler Körper. Die Leute breiteten ihre Bündel auf dem Fußboden aus, legten sich darauf und schliefen. Geduldig kauten sie trockene Brotkrusten oder knabberten Sonnenblumenkerne und wechselten wochenlang nicht die Kleider. Wenn schließlich der Zug schnaubend und ächzend in den Bahnhof hereinrumpelte, stürzten sich die Menschen in wilder Verzweiflung auf ihn, mit Fäusten und Füßen um sich schlagend. Wie Kletten hingen sie an den Trittbrettern, den Puffern, den Dächern. Sie verloren ihr Gepäck und ihre Kinder, und ohne dass eine Glocke erklang oder ein Zeichen gegeben wurde, setzte sich der Zug plötzlich wieder in Bewegung und trug jene davon, die an Bord gekrochen waren.

Kira Argunowa hatte die Reise nicht in einem Güterwagen begonnen. Zu Anfang hatte sie einen Sitzplatz gehabt: das Tischchen am Fenster eines Wagens der dritten Klasse. Das kleine Tischchen war der Mittelpunkt des Abteils, und Kira war der Mittelpunkt des Interesses. Ein junger Sowjetbeamter weidete sich an der Silhouette ihres Körpers, die sich vor dem hellen Viereck der zerbrochenen Scheibe abhob. Eine dicke Dame im Pelzmantel war empört, weil die herausfordernde Haltung des Mädchens an eine Kabaretttänzerin inmitten von Champagnergläsern erinnerte, aber das Gesicht dieser Tänzerin zeigte eine so kühle, arrogante Ruhe, dass die Dame sich fragte, ob sie wirklich an ein Kabarett oder einen Sockel dachte. Viele Meilen lang blickten die Reisenden im Abteil auf die vorübergleitenden Felder und Prärien Russlands hinaus, die gleichsam den Hintergrund für dies hochmütige Profil bildeten, über dem das dichte braune Haar vom Wind, der in den Telegrafendrähten sang, aus der hohen Stirn geweht wurde.

Aus Platzmangel hatte Kira ihre Füße auf den Schoß ihres Vaters gelegt. Alexander Dimitrijewitsch Argunow saß erschöpft in seiner Ecke, die Hände auf dem Bauch gefaltet und die roten, geschwollenen Augen halb geschlossen. Wenn er hin und wieder merkte, dass sein Mund offenstand, schreckte er aus seinem Dösen auf. Er trug einen geflickten Khakimantel, hohe Bauernstiefel mit abgetretenen Absätzen und ein grobes Leinenhemd, auf dessen Rücken man noch „Ukrainische Kartoffeln“ lesen konnte. Er hatte sich nicht absichtlich so verkleidet; diese Sachen waren alles, was Alexander Dimitrijewitsch noch besaß. Aber er hatte große Sorge, jemand könne merken, dass der Rand seines Kneifers aus echtem Gold war.

Seiner Frau Galina Petrowna gelang es, sich aufrecht zu halten, obwohl sie dicht an seinen Ellbogen gepresst saß, um ihr Buch auf Nasenhöhe zu halten. Beim Kampf um die Plätze für ihre Familie hatte sie das Buch gerettet, dafür aber alle ihre Haarnadeln verloren. Ängstlich war sie darauf bedacht, keinen der Mitreisenden sehen zu lassen, dass sie ein französisches Buch las.

Hin und wieder tastete sie mit dem Fuß unter die Bank, um sich zu vergewissern, dass ihr wertvollstes Bündel noch dort war – jenes, das in die mit Kreuzstich bestickte Tischdecke eingewickelt war. Darin befanden sich die letzten Reste der Spitzenunterwäsche, die sie vor dem Krieg in Wien gekauft hatte, und das Silber mit dem Familienmonogramm. Sie bedauerte es sehr, konnte es aber nicht verhindern, dass das Bündel einem schnarchenden Soldaten, der unter der Bank schlief und dessen Stiefel in den Gang hinausragten, als Kissen diente.

Lydia, die ältere Tochter der Argunows, musste dicht neben diesen Stiefeln in dem schmalen Gang auf einem anderen Bündel sitzen. Aber sie ließ es jeden der Mitreisenden merken, dass sie diese Art von Reisen nicht gewöhnt war. Sie war nicht bereit, auf die Zeichen ihrer gesellschaftlichen Überlegenheit zu verzichten, von denen sie stolz drei bei sich trug: ein Jabot aus matter Goldspitze auf ihrem abgetragenen Samtkostüm, ein Paar sorgfältig gestopfter seidener Handschuhe und eine Flasche Eau de Cologne. Gelegentlich holte sie die Flasche hervor, rieb einige Tropfen in ihre gepflegten Hände und steckte sie dann schnell wieder fort, weil sie spürte, wie ihre Mutter von der Seite hinter ihrem französischen Buch sehnsüchtig auf die Flasche blickte.

Vor vier Jahren hatte die Familie Argunow Petrograd verlassen. Die Textilfabrik am Rande der Hauptstadt war im Namen des Volkes enteignet worden. Im Namen des Volkes hatte man die Banken verstaatlicht. Argunows Safe war aufgebrochen und geplündert worden. Der glitzernde Rubin- und Brillantschmuck, den Galina Petrowna so stolz in glänzenden Ballsälen getragen und danach vorsichtshalber in den Safe zurückgebracht hatte, war in fremde Hände übergegangen, und man würde ihn nie wiedersehen.

In jenen Tagen, als sich der Schatten einer wachsenden, namenlosen Angst auf die Stadt senkte und wie dichter Nebel auf den unbeleuchteten Straßen lastete, als in der Nacht plötzlich Schüsse durch die Stadt hallten und mit Bajonetten gespickte Lastwagen über das Pflaster polterten, als die Schaufensterscheiben klirrend zersplitterten, als die Menschen der sozialen Schicht, der die Argunows angehörten, plötzlich verschwanden; als die Familie Argunow mit dem letzten Schmuck und einer beträchtlichen Summe Geldes sich in der Halle ihres großen Hauses versammelt hatte und bei jedem Klingeln an der Haustür vor Angst zitterte — da gab es für sie nur noch das eine: die Flucht aus der Hauptstadt.

In Petrograd waren die revolutionären Kämpfe bereits vorüber, und man hatte sich schließlich dem Sieg der Roten gefügt, aber in Südrussland dröhnte der Bürgerkrieg noch weiter. Der Süden war in den Händen der Weißen Armee. Diese Armee, die in kleine Gruppen versprengt war — zwischen denen es keine Verbindung gab, weil die Eisenbahnschienen zerstört worden waren —, trug dreifarbige Fahnen und zeigte dem Feind gegenüber eine ungeduldige, wilde Verachtung, ohne seine Stärke zur Kenntnis zu nehmen.

Die Argunows waren von Petrograd auf die Krim geflüchtet, um dort die Befreiung der Hauptstadt vom roten Joch abzuwarten. Sie hatten alles zurückgelassen: ihr Haus in der Kamenostrowskij, Petrograds vornehmster Straße, in dessen großen Räumen sich das Licht der Kristalllüster in riesigen Spiegeln brach, ihre Pelze und ihre gepflegten Rassepferde. Vier Jahre lang mussten sie in einem überfüllten Sommerhaus leben, durch dessen dünne Wände die Krimwinde pfiffen. Ihre Nahrung bestand aus mit Saccharin gesüßtem Tee und in Leinsamenöl gebratenen Zwiebeln. Nachts donnerten die Geschütze, und jeden Morgen war es ein angstvolles Erwachen, da nur an den roten oder den dreifarbigen Fahnen zu erkennen war, in wessen Hände die Stadt über Nacht gefallen war.

Sechsmal wechselte die Krim den Besitzer. Im Jahre 1921 war der Kampf beendet. Von den Küsten des Weißen bis zu denen des Schwarzen Meers, von der polnischen Grenze bis zu den gelben Flüssen Chinas wurde unter den Klängen der Internationale und dem Rasseln der Schlüssel, die Russlands Tore zur Welt verriegelten, triumphierend die rote Fahne gehisst.

Die Argunows hatten Petrograd im Herbst ruhig und beinahe heiter verlassen. Sie hatten ihre Reise als ein zwar unangenehmes, aber kurzes Zwischenspiel betrachtet. Sie hatten fest erwartet, im Frühling wieder zu Hause zu sein. Galina Petrowna hatte Alexander Dimitrijewitsch nicht erlaubt, einen Winterpelz mitzunehmen. „Er glaubt wirklich, das dauert länger als ein Jahr“, hatte sie gelacht und damit das Sowjetregime gemeint.

Jetzt dauerte es schon fünf Jahre. 1922 fuhr die Familie in stummer Ergebung nach Petrograd zurück, um wieder von vorn anzufangen, falls das möglich war.

Als sie im Zug saßen und die Räder sich zum ersten Mal knirschend drehten, bei diesem ersten Ruck gen Petersburg, blickten sie einander an, sagten aber nichts. Galina Petrowna dachte an ihr Haus in der Kamenostrowskij und ob sie es wohl wiederbekommen würden. Lydia dachte an die alte Kirche, in der sie als Kind immer zu Ostern gekniet hatte und die sie gleich am ersten Tage wieder aufsuchen wollte. Alexander Dimitrijewitsch dachte an nichts. Kira erinnerte sich plötzlich daran, dass, wenn sie ins Theater ging, der schönste Augenblick für sie immer der gewesen war, als die Lichter erloschen und der Vorhang leicht zitterte, bevor er sich hob, und sie fragte sich, warum sie gerade in diesem Augenblick daran denken musste.

Kiras Tisch befand sich zwischen zwei hölzernen Bänken. Zehn Menschen saßen einander gegenüber wie zwei starre feindliche Mauern, die bei jedem Ruck des Zuges schwankten — zehn erschöpfte, staubige weiße Flecke im Halbdunkel: Alexander Dimitrijewitsch mit seinem schwach blinkenden goldenen Kneifer, Galina Petrowna mit einem Gesicht, das weißer als die Seiten ihres Buches war, ein junger Sowjetbeamter mit einer funkelnagelneuen ledernen Aktentasche, ein bärtiger Bauer in einer muffigen Schaffelljacke, der sich unaufhörlich kratzte, eine abgehärmte Frau mit schlaffen Brüsten, die hysterisch in einem fort ihre Gepäckstücke und Kinder zählte, und ihnen gegenüber zwei jener barfüßigen, ungekämmten Kinder; ein Soldat mit gesenktem Kopf, der mit seinen gelben Bastschuhen an den Krokodillederkoffer einer dicken Dame im Pelzmantel stieß — dem einzigen Passagier mit einem Lederkoffer und mit rosigen leuchtenden Bäckchen —, und neben ihr eine Frau mit bleichem, sommersprossigem, mürrischem Gesicht, die ein rotes Kopftuch und ein Männerjackett trug und schlechte Zähne hatte.

Durch die zerbrochene Scheibe fiel ein Lichtstrahl auf Kiras Kopf. Staub tanzte darin, und er verlor sich auf drei Stiefelpaaren, die von der oberen Liegebank herunterbaumelten, auf der sich drei Soldaten ausgestreckt hatten. Hoch über ihnen im Gepäcknetz kauerte ein schwindsüchtiger junger Mann. Die Decke fiel ihm fast auf die Brust, und man hörte ihn im Schlaf heiser schnarchen und mühsam atmen. Unter den Füßen der Reisenden ratterten die Räder, als ob eine Ladung rostigen Eisens mit lautem Krachen zerbarst und die Splitter klirrend in die Tiefe fielen. Immer und immer wieder hörte man das Krachen und Splittern. Und über den Köpfen der Reisenden zischte der Atem eines Mannes wie Luft, die aus einem löchrigen Ballon pfiff. Der Mann stöhnte gelegentlich leise; die Räder ratterten weiter.

Kira war achtzehn Jahre alt, und sie dachte an Petrograd.

Die Gesichter ringsum erzählten von Petrograd. Sie wusste nicht, ob die in die staubige Luft ausgestoßenen Sätze seit einer Stunde, einem Tag oder zwei Wochen in diesem Dunst aus Schmutz, Schweiß und Angst hingen. Sie wusste es nicht, weil sie nicht zuhörte.

„In Petrograd haben sie getrockneten Fisch, Bürger.“

„Und Sonnenblumenöl.“

„Sonnenblumenöl! Im Ernst?“

„Stepka, kratz deinen Kopf nicht an mir, kratz dich im Gang ... In unserem Konsum in Petrograd gibt es Kartoffeln. Leicht erfrorene, aber richtige Kartoffeln.“

„Habt ihr schon mal Pfannkuchen aus Kaffeemehl mit Sirup probiert, Bürger?”

„In Petrograd versinkt man bis an die Knie im Schlamm.“

„Drei Stunden steht man am Konsum Schlange und kann dann mit etwas Glück Lebensmittel kaufen.“

„Aber in Petrograd gibt‘s doch die NEP.“

„Was ist denn das?“

„Noch nie davon gehört? Sie sind kein gewissenhafter Bürger.“

„Ja, Genossen, Petrograd und NEP und Privatläden.“

„Aber wenn man kein Spekulant ist, verhungert man. Wenn man aber einer ist, kriegt man alles zu kaufen, was man haben will, aber wenn man kauft, ist man ein Spekulant, und dann heißt es aufgepasst. Wenn man aber kein Spekulant ist, dann hat man kein Geld, um sich in einem Privatladen etwas kaufen zu können, und muss vor dem Konsum Schlange stehen.“

„Im Konsum gibt‘s Hirse.“

„Jeder hat einen leeren Bauch, außer den Läusen.“

„Hören Sie auf, sich zu kratzen, Bürger.“

Jemand von der oberen Bank sagte: „Wenn ich nach Petrograd komme, möchte ich Buchweizengrütze essen.“

„Ach Gott“, seufzte die Dame im Pelzmantel, „könnte ich doch ein Bad nehmen, wenn ich nach Petrograd komme! Ein schönes, heißes Bad mit Seife!“

„Bürger“, fragte Lydia kühn, „ob es in Petrograd wohl Eiscreme gibt? Ich habe fünf Jahre lang kein Eis gegessen. Richtiges Eis, so kalt, dass einem der Atem wegbleibt …“

„Ja“, sagte Kira, „so kalt, dass einem der Atem wegbleibt, aber dann kann man schneller gehen, und da sind Lichter, eine lange Kette aus Lichtern, die beim Laufen an einem vorüberzieht.“

„Wovon sprichst du?“, fragte Lydia.

„Na ja, von Petrograd“, erwiderte Kira überrascht. „Ich dachte, ihr spracht von Petrograd und wie kalt es dort ist, oder nicht?“

„Nein, du warst wieder einmal abwesend, wie immer.”

„Ich dachte an die Straßen. Die Straßen einer großen Stadt, wo so vieles möglich ist und wo man so viel erleben kann.“

„Du sagst das so fröhlich daher“, bemerkte Galina Petrowna trocken. „Ich dachte, wir hätten jetzt alle genug erlebt. Hat dir die Revolution und all das noch nicht genügt?“

„Ach ja“, sagte Kira gleichgültig, „die Revolution.“

Die Frau mit dem roten Kopftuch öffnete ein Paket, zog ein Stück getrockneten Fisch heraus und sagte zu dem Mann auf der oberen Bank: „Nehmen Sie doch mal Ihre Stiefel weg, Bürger. Ich will essen.“

Die Stiefel rührten sich jedoch nicht. Eine Stimme antwortete: „Sie essen ja nicht mit der Nase.“

Die Frau biss in den Fisch, stieß dabei mit dem Ellbogen kräftig in den Pelz ihrer Nachbarin und sagte: „Natürlich, auf uns Proletarier wird keine Rücksicht genommen. Wenn ich einen Pelzmantel anhätte, wäre es anders. Aber dann würde ich keinen getrockneten Fisch, sondern Weißbrot essen.“

„Weißbrot?“, fragte die Dame im Pelzmantel ganz erschrocken, „Wer, Bürgerin, hat schon je was von Weißbrot gehört? Ich habe einen Neffen in der Roten Armee, und ... und ... ich würde nicht einmal von Weißbrot träumen ...“

„Nein? Ich wette aber, Sie würden trotzdem keinen getrockneten Fisch essen. Wollen Sie ein Stück haben?“

„Ach, ach, ja, vielen Dank, Bürgerin, ich bin ein bisschen hungrig und ...“

„So? Sie sind hungrig? Ich kenne euch Bourgeois. Ihr freut euch noch, wenn ihr einem Arbeiter den letzten Bissen wegschnappen könnt. Aber bei mir gibt‘s das nicht!“

Der Wagen roch nach fauligem Holz, nach Kleidungsstücken, die wochenlang nicht gewechselt wurden, und nach dem Gestank aus einer kleinen offenen Tür am Ende des Ganges.

Die Dame im Pelzmantel stand auf, stieg über die Körper im Gang und ging scheu auf diese Tür zu.

„Könnten Sie einen Augenblick Platz machen, Bürger?“, fragte sie demütig zwei Herren, die komfortabel in diesem kleinen Privatabteil reisten, einer von ihnen auf dem Sitz hockend, der andere auf dem Fußboden ausgestreckt.

„Gewiss, Bürgerin“, antwortete der Sitzende höflich und stieß den Liegenden an, um ihn zu wecken.

Als sie allein war und niemand mehr sie beobachten konnte, öffnete die Dame im Pelzmantel verstohlen ihre Handtasche und wickelte ein in Ölpapier eingeschlagenes Päckchen aus. Sie wollte nicht, dass irgendjemand im Wagen mitbekam, dass sie eine ganze gekochte Kartoffel hatte. Hastig schlang sie sie hinunter, ängstlich darauf bedacht, dass niemand sie durch die abgeriegelte Tür hörte.

Als sie herauskam, standen die beiden Herren wartend vor der Tür, um wieder ihre Plätze einzunehmen.

Nachts schaukelten zwei rauchige Laternen wie zwei zuckende gelbe Flecken im Wagen hin und her, eine an jedem Ende über der Tür, und zwischen ihnen Finsternis und der graue Nachthimmel, der in den Quadraten der zerbrochenen Fenster schwankte. Im Dunkeln bewegten sich schwarze, schlafende Gestalten steif wie Marionetten leise im Rhythmus der Räder. Einige schnarchten. Einige stöhnten. Keiner sprach.

Wenn der Zug einen Bahnhof passierte, fuhr ein Lichtschein über den Wagen, und für eine Sekunde war Kiras Gestalt von Licht umrahmt. Sie hatte den Kopf in den verschränkten Armen vergraben, und in ihrem Haar, das ihr bis über die Knie herunterhing, glitzerten goldene Funken, die dann wieder erloschen.

Irgendwo im Zug hatte ein Soldat ein Akkordeon. In das Dunkel, in den Lärm der Räder und das Stöhnen hinein sang er stundenlang unaufhörlich sein Lied. Niemand konnte sagen, ob sein Lied fröhlich oder traurig, ein Witz oder ein unsterbliches Denkmal war. Es war das erste Lied der Revolution, das irgendwo aufgekommen war, heiter, sorglos, bitter, frech, gesungen von Millionen Stimmen, deren Echo an die Dächer der Züge hallte, auf den Straßen der Städte und Dörfer, ein Lied, gesungen von fröhlichen und klagenden Stimmen, ein Lied, in dem ein Volk über sein eigenes Leid lachte, das Lied der Revolution, das auf keiner Fahne stand, sich aber in jeder erschöpften Kehle eingenistet hatte – das Lied vom Äpfelchen:

„He, Äpfelchen,

wohin rollst du?“

„He, Äpfelchen, wohin rollst du? Wenn du den Deutschen in die Krallen fällst, kommst du niemals zurück ... He, Äpfelchen, wohin rollst du? Meine Liebste ist eine Weiße, und ich bin ein Bolschewik ... He, Äpfelchen, wohin ...“

Niemand wusste, was das Äpfelchen war, aber jeder verstand das Lied.

Jede Nacht wurde die Tür des dunklen Wagens mehrmals aufgerissen, und eine von zittriger Hand hochgehaltene Laterne platzte herein, und hinter der Laterne sah man funkelnde Litzen und Khaki und Messingknöpfe. Männer mit Bajonetten befahlen in gebieterischem Ton: „Ausweise!“

Die Laterne schwankte langsam durch den Wagen, und ihr Schein fiel auf bleiche, verängstigte Gesichter mit blinzelnden Augen und auf zitternde Hände, die zerknitterte Papiere herausholten.

Dann lächelte Galina Petrowna jedes Mal liebenswürdig und sagte: „Bitte schön, Genosse“, wobei sie ein Stück Papier in das Licht der Laterne hielt, auf dem ein paar mit Schreibmaschine geschriebene Zeilen standen, die besagten, dass dem Bürger Alexander Argunow mit seiner Frau Galina und seinen Töchtern Lydia, 28, und Kira, 18, die Genehmigung erteilt sei, nach Petrograd zu reisen.

Die Männer hinter der Laterne warfen einen Blick auf das Papier, reichten es dann wortlos wieder zurück und stapften weiter, wobei sie über Lydias lang ausgestreckte Beine stiegen.

Manchmal sahen die Männer noch einmal zu dem Mädchen auf dem Tischchen hin. Sie war wach und blickte ihnen nach. In ihren Augen spiegelte sich keine Angst; sie waren unbeweglich, neugierig und feindselig.

Dann waren die Männer und die Laterne wieder verschwunden, und irgendwo im Zug sang der Soldat von seinem Akkordeon begleitet von neuem:

„Und jetzt gibt es kein Russland mehr,

denn Russland ist dahin.

He, Äpfelchen,

wohin bist du gerollt?“

In der Nacht hielt der Zug gelegentlich. Niemand wusste, warum. Es war in der meilenweiten Öde kein Bahnhof noch irgendetwas Lebendiges zu sehen. Ein Streifen leeren Himmels hing über einem Streifen leeren Landes. Am Himmel ein paar dunklere Wolkenflecke, auf der Erde ein paar dunkle Gebüschflecke. Eine dünne, rote, zittrige Linie trennte die beiden; es sah aus wie ein Gewitter oder ein fernes Feuer.

Ein Wispern ging durch die lange Reihe der Wagen: „Der Kessel ist explodiert ...“

„Die Brücke, eine halbe Meile von hier, ist gesprengt ...“

„Sie haben Konterrevolutionäre im Zug gefunden, und sie werden sie gleich hier im Gebüsch erschießen ...“

„Wenn wir noch länger hier stehen ... die Banditen ... ihr wisst ja ...“

„Man sagt, Machnow sei hier in der Gegend.“

„Wenn er uns kriegt, wisst ihr, was das bedeutet? Kein Mann bleibt am Leben, nur die Frauen, und die wünschten, sie blieben‘s lieber nicht ...“

„Hören Sie mit Ihrem Unsinn auf, Bürger. Sie machen die Frauen nur nervös.”

Scheinwerfer suchten den Himmel ab, erloschen dann aber wieder, und niemand konnte sagen, ob sie ganz in der Nähe oder Meilen entfernt standen. Und ebenso wusste niemand, ob der schwarze Fleck, der sich bewegt zu haben schien, ein Reiter oder nur ein Strauch war.

So plötzlich, wie er gehalten hatte, fuhr der Zug wieder an. Das erneute Lärmen der Räder wurde mit erleichterten Seufzern begrüßt. Niemand fand heraus, warum der Zug gehalten hatte.

Eines Morgens liefen einige Männer in aller Frühe durch den Wagen; einer von ihnen hatte eine Rotkreuzbinde am Arm. Man hörte von draußen heftigen Tumult. Einer der Reisenden ging den Männern nach. Als er wieder zurückkam, verspürten alle bei seinem Anblick ein unbehagliches Gefühl.

„Es ist im nächsten Wagen“, erklärte er. „Eine dumme Bäuerin saß zwischen den Wagen und hatte ihre Beine an den Puffern festgebunden, um nicht herunterzufallen. Die Müdigkeit hat sie wohl nachts übermannt und sie ist heruntergerutscht, und da die Beine festgebunden waren, hat der Zug sie mitgeschleift. Kopf abgetrennt. Hätte ich das nur nicht gesehen!“

Auf einem kleinen einsamen Bahnhof mit einem verwahrlosten Bahnsteig und grellen Plakaten, und zerzausten Soldaten sowohl auf dem Bahnsteig als auch auf den grellen Plakaten, wurde nach halber Reise festgestellt, dass der Wagen, in dem die Familie Argunow fuhr, nicht weiterfahren konnte. Da die Wagen jahrelang nicht repariert oder gewartet worden waren, war nun nichts mehr zu reparieren, als sie plötzlich und endgültig den Dienst versagten. Die Fahrgäste wurden gebeten, schnell auszusteigen. Sie mussten sich in die anderen überfüllten Wagen quetschen, wenn sie konnten.

Mit Müh und Not kämpften sich die Argunows in einen Gepäckwagen hinein. Galina Petrowna und Lydia bekreuzigten sich dankbar.

Die Frau mit den schlaffen Brüsten konnte nicht für alle Kinder einen Platz finden. Als der Zug abfuhr, sah man sie auf ihren Bündeln sitzen, und die ganz verdatterten Kinder hingen an ihrem Rock und starrten dem Zug dumpf und hoffnungslos hinterher.

Zwischen Wiesen und Weiden kroch die lange Reihe der Wagen langsam dahin. Eine Rauchfahne wehte über sie hinweg, die sich hinter ihnen in weiße Wölkchen auflöste. Soldaten hockten in Gruppen auf den abfallenden, rutschigen Dächern. Einige von ihnen hatten Mundharmonikas und spielten und sangen über das Äpfelchen. Das Lied löste sich mit dem Rauch in der Ferne auf.

In Petrograd erwartete eine große Menschenmenge den Zug. Als das letzte Vibrieren der Maschine durch den Bahnhof hallte, spähte Kira Argunowa in die Menge, die sich um jeden einfahrenden Zug drängte. Unter den Falten der unförmigen Kleidungsstücke verbargen sich Körper, die sich in der unnatürlichen Spannung eines langen, allmählich zur Gewohnheit gewordenen Kampfes verzehrten. Die Gesichter dieser Menschen waren hart und ausgelaugt. Hinter ihnen sah man die großen vergitterten Fenster, und dahinter lag die Stadt.

Kira wurde von ungeduldigen Reisenden vorwärtsgeschoben. Beim Aussteigen zögerte sie einen kurzen Augenblick, als spüre sie die Bedeutung dieses Schrittes. Ihr Fuß war sonnengebräunt, und sie trug eine selbstgemachte Holzsandale mit Lederriemen. Eine Sekunde lang schwebte ihr Fuß in der Luft. Dann berührte die Holzsandale den Holzboden des Bahnsteigs: Kira Argunowa war in Petrograd.

II

PROLETARIER ALLER LÄNDER, VEREINIGT EUCH!

Kira schaute auf die Worte auf dem ungestrichenen Putz der Bahnhofswand. Der Putz war an einigen Stellen abgebröckelt, sodass es aussah, als litte die Wand an einer Hautkrankheit. Aber die Aufschriften darauf waren noch ganz frisch. In roten Lettern stand dort: LANG LEBE DIE DIKTATUR DES PROLETARIATS! WER NICHT FÜR UNS IST, DER IST GEGEN UNS!

Die Buchstaben waren mit einer Schablone aufgemalt worden. Einige waren krumm, bei anderen war die rote Farbe an der Wand heruntergelaufen und getrocknet.

Ein junger Mann lehnte unter den Aufschriften an der Wand. Er hatte eine abgewetzte Pelzmütze auf, und sein strohblondes Haar hing ihm bis in die blassen Augen. Ziellos starrte er vor sich hin, knabberte dabei Sonnenblumenkerne und spuckte lässig die Schalen aus.

Zwischen dem Zug und den Wänden trieb der Menschenstrom dahin, und Kira wurde zwischen Soldatenmänteln, roten Kopftüchern, unrasierten Gesichtern, Bündeln und Kisten vorwärtsgeschoben. Die Menschen sprachen, aber man hörte keinen Laut, weil das gegen die stählerne Decke hallende Trampeln der Füße jedes Wort verschluckte. Auf einem alten Fass mit rostigen Reifen und einem Blechbecher, der mit einer Kette daran befestigt war, stand: „Abgekochtes Wasser.“ Darüber hing ein großes Plakat: „SCHÜTZT EUCH VOR CHOLERA! TRINKT KEIN FRISCHES WASSER!“ Ein zum Skelett abgemagerter streunender Hund, der den Schwanz zwischen die Hinterbeine geklemmt hatte, schnüffelte auf dem Boden nach etwas Fressbarem. Zwei bewaffnete Soldaten, die eine Bauersfrau mitzerrten, kämpften sich durch die Menge hindurch. Die Frau wehrte sich und jammerte: „Genossen, ich hab‘s nicht getan. Brüder, wohin schleppt ihr mich? Liebe Genossen, so wahr mir Gott helfe, ich hab‘s nicht getan!“

Zwischen den Stiefeln und den mit Schmutz bespritzten raschelnden Röcken klang ein monotones Heulen herauf, das weder menschlich noch tierisch war. Eine Frau rutschte auf den Knien herum und versuchte schluchzend, Hirse aus einer aufgerissenen Tüte vom Boden aufzulesen, wobei sie mit den Körnern Schalen von Sonnenblumenkernen und Zigarettenstummel einsammelte.

Kira blickte zu den großen Fenstern hin. Von draußen hörte sie das altvertraute schrille Klingeln einer Straßenbahn. Sie lächelte.

Ein Soldat stand Posten vor einer Tür, auf der in roten Buchstaben „Kommandant“ stand. Kira sah ihn an. Seine harten, kalten Augen erinnerten an düstere Höhlen, in denen nur ein winziger Lichtschein glimmt. Auf seinem sonnengegerbten Gesicht lag ein Anflug von angeborener Verwegenheit. Er hielt das Bajonett mit der Hand umklammert, und sein Hemd stand am Hals offen. Kira gefiel er. Sie blickte ihm direkt in die Augen und lächelte. Sie dachte, dass er sie verstand, dass er das große Abenteuer erraten musste, das für sie begann.

Der Soldat musterte sie kühl, gleichgültig und erstaunt. Ein wenig enttäuscht wandte sie sich ab, obwohl sie nicht wusste, was sie eigentlich erwartet hatte.

Der Soldat dachte nur, dass das komische Mädchen mit der kindlichen Strickmütze sonderbare Augen hatte und dass es ein helles Kostüm und keinen Büstenhalter trug, was ihn keineswegs störte.

„Kira!“ Galina Petrownas Stimme durchdrang den Bahnhofslärm. „Kira! Wo bist du? Wo ist dein Gepäck? Willst du dich nicht darum kümmern?“