Für Zoe Telford-Reed, von der ich meinen allerersten Leserbrief bekommen habe.
Ich bin wieder da! Tut mir leid, dass es SO lange her ist, aber ich habe endlich ein neues Tagebuch gekauft und freu mich riesig, ab jetzt wieder von meinen aufregenden Abenteuern erzählen zu können … oder vermutlich eher peinlichen Abenteuern, wenn wir mal ganz ehrlich sind, richtig?
(Ich weiß noch nicht, welchen Ärger es gibt, aber glaub mir – und ja, ich spreche mit dir, Toby –, du willst es lieber nicht wissen!)
Jedenfalls, hast du mich vermisst?
Nein?!
Na, das ist aber ein bisschen unhöflich!
Kleiner Scherz!
Ich glaube, mein letzter Eintrag ist erst eine Woche her, aber es fühlt sich schon viel länger an. Denn es ist wirklich EINE MENGE passiert, seit wir uns zuletzt »gesehen« haben. Wie wär’s deshalb mit einer praktischen kleinen Liste, um dich auf den neuesten Stand zu bringen?
Mum ist immer noch im Krankenhaus, aber sie kommt morgen endlich nach Hause. Wir haben meine kleine Babyschwester Davina schon ein paarmal besucht – ich meine natürlich BELLA (darf ich nicht mehr verwechseln!). Bella ist très süß! Sie macht zwar noch nicht viel, aber ich glaube, wir müssen ihr ein bisschen Zeit geben. Schließlich ist sie ja erst zehn Tage alt.
Es ist SO toll, dass Molly wieder aus Australien zurück ist – wir haben uns seitdem fast jeden Tag gesehen, und es ist genau wie früher!
Amber und Poppy sind nicht mehr so gemein zu mir. Puh.
Ich finde Daniel immer noch irgendwie ein kleines bisschen toll. Aber wirklich nur ein winziges bisschen. Fast gar nicht eigentlich.
Und ich verbringe auch überhaupt nicht viel Zeit damit, an meinem Schreibtisch zu sitzen, von ihm zu träumen und dabei auf mein neues Tagebuch zu sabbern.
O Mann, das kauft mir doch eh keiner ab! Ich mag ihn WIRKLICH. Aber pssst, sag es niemandem, okay?
Argh, jetzt habe ich doch TATSÄCHLICH auf die Seite gesabbert! Vielleicht male ich dem Spuckefleck ein Gesicht, damit er nicht mehr so eklig aussieht?!
Warum fasele ich eigentlich so herum?! Ich will dich doch auf den neuesten Stand bringen und nicht Nigel den Spuckefleck erfinden. Wovon haben wir noch mal gesprochen?
Oh, ja … vom Traumhaften Daniel! Er ist ja soooo nett. Da kann der Schöne Theo einpacken!
Ich glaube, du musst hin und wieder »REISS DICH ZUSAMMEN, LOTTIE!« schreien, wenn ich zu viel von Daniel rede, kriegst du das hin? Ich tue mal so, als hättest du Ja gesagt – danke.
Hmmm. Was noch? Die Hamster sind GENAUSO SÜSS WIE IMMER. Ich wette, du hast sie mehr vermisst als mich, was? Sie sind gerade besonders begeistert, weil ich ihnen zwei neue Hängematten für ihren Käfig gekauft habe …
PS: Hamster verdienen auch nur das tollste Leben, weil ihre Lebenserwartung im Schnitt nur zwei oder drei Jahre beträgt, was unglaublich unfair ist. Aber PSSST, sagt das bloß nicht Flauschball dem Dritten und Professor Quietschington. Ich will nicht, dass sie sich aufregen.
PPS: Deshalb habe ich sie übrigens auch mit Cocktails in der Hand gezeichnet, weil ich das lustig fand. Aber nur um das klarzustellen: HAMSTER TRINKEN KEINEN ALKOHOL. Wenn man Gin Tonic in ihre Wasserflaschen füllen würde, würden sie mit großer Wahrscheinlichkeit DEUTLICH weniger als zwei oder drei Jahre leben. Außerdem wären meine Eltern wahrscheinlich ziemlich sauer auf mich, wenn ich den Hamstern ihren kostbaren Gin geben würde.
Heute ist der Tag, an dem Mum nach Hause kommt, und ich kann es kaum erwarten! Ich meine, anfangs war es irgendwie lustig, nur Dad zu Hause zu haben, weil er in einigen Dingen viel entspannter ist. Zum Beispiel dreht er nicht gleich durch, wenn Toby und ich die schmutzige Wäsche rumliegen lassen oder unsere Betten unordentlich sind. Außerdem achtet er nicht so sehr darauf, wann und wie wir unsere Hausaufgaben machen, und lässt uns länger am Computer sitzen. Was das angeht, ist er einfach irre leichtgläubig. Wenn er fragt, wie lange ich schon am iPad war, antworte ich einfach: »Erst ungefähr fünf Minuten, Dad.« Und dann sagt er: »Oh, okay, mach ruhig weiter.« Normalerweise war ich dann schon ungefähr zwei Stunden am iPad. So naiv!
Dads Nachteil ist das Kochen. Nicht dass er es nicht versucht hätte – ich wünschte sogar, er hätte es tatsächlich nicht versucht und uns nur Chicken Nuggets und Pizza serviert. Dann wäre nämlich alles in Ordnung gewesen. Das Problem war aber, dass er Mum unbedingt beweisen wollte, was für ein »großartiger Ehemann und Vater« er ist. Deshalb hat er ständig Gerichte ausprobiert, die WEIT über seinen Fähigkeiten lagen, um sie dann spektakulär zu vermasseln.
Letzte Woche hat er ernsthaft versucht, ein Sonntagsessen zu machen, ohne auch nur eine der wichtigsten Zutaten zu besorgen. Wie zum Beispiel ein Huhn oder ein Stück Rindfleisch. Also gab es am Ende »Fischbraten«, was in Wirklichkeit eingeäscherter Lachs mit Soße war. Und ich spreche hier nicht von einem Filet, sondern von einem Fisch mit Kopf und allem!
Toby und ich sind seitdem für immer traumatisiert!
Echt jetzt, ich habe deswegen immer noch Albträume … manchmal richtig seltsame, in denen der Lachs lustige kleine Ärmchen hat und auf einer winzigen Gitarre spielt. Das ist voll schräg.
Hmmm … vielleicht war ich wirklich nicht sehr nett, aber ich will während meines Schönheitsschlafs nun mal keine Lieder mit einem toten Wassertier singen, okay? Und dass Mr Fischi eine verdammt gute Version von Harry Styles’ »Watermelon Sugar« spielt, wird mich auch nicht umstimmen!
Juhu, Mum und Bella sind da!
Ab jetzt leben fünf Personen in diesem Haus, was wirklich verrückt ist. Oder sieben, wenn man die Hamster auch dazuzählt, was ich definitiv tue. Denn sie sind mit Sicherheit schlauer als Toby, und das reicht ja wohl als Erklärung, oder?
Jedenfalls habe ich den ganzen Nachmittag mit Bella gekuschelt. Sie riecht toll, ein bisschen wie Erdbeer-Milchshake, hmmmm.
Mum sieht allerdings total verändert aus. So richtig müde. Das habe ich ihr auch gesagt:
»Wow, Mum, du siehst aber müde aus!«
»Okay … Danke, Lottie.«
»Ja, total, du hast richtig große Tränensäcke.«
»Hmm …«
»Und schwarze Augenringe auch … und deine Haut sieht ganz grau aus.«
»Vielen Dank, Lottie!«
»Du siehst echt deutlich älter aus …«
»JA, SCHON GUT, ICH HAB’S KAPIERT. VIELEN DANK AUCH, LOTTIE!«
Meine Güte, wieso schrie sie mich denn gleich so an? Das war doch nur eine ganz sachliche Feststellung!
Vermutlich lässt einen ein Baby schneller altern oder so …
Aber ich weiß gar nicht, warum … Bisher ist doch alles ganz einfach. Bella schläft ja bloß.
GEDANKE DES TAGES:
Ich muss daran denken, Mum eine verjüngende Anti-Aging-Creme zum Geburtstag zu schenken. Das findet sie bestimmt ganz toll.
Bin gerade von einem wirklich verstörenden Geräusch wach geworden. Es klang ein bisschen wie ein Eichhörnchen, das von einem Fuchs verdroschen wird. Das ist jetzt vielleicht ein etwas komischer Vergleich. Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, ob Eichhörnchen überhaupt Geräusche machen. Muss das später mal recherchieren.
Jedenfalls bin ich also aufgestanden, um nachzusehen, was es war. Und was soll ich sagen, ich war völlig verblüfft, denn das Geräusch kam von Bella! Ich meine, wie kann ein einziges winziges Baby nur so viel Krach machen?!
»Was ist los? Was hat sie?!«, fragte ich Mum, die völlig verschlafen ins Zimmer gewankt kam.
»Sie hat Hunger, Schätzchen, sie braucht nur ein bisschen Milch.«
»Kann sie nicht bis zum Frühstück warten, wie ein normaler Mensch?«
Mum lachte. »Leider nicht, Lottie. Babys haben sehr kleine Mägen, daher müssen sie am Anfang sehr oft essen.«
Das kommt mir doch alles ziemlich unzivilisiert vor.
Konnte nicht schlafen, weil ich die ganze Zeit über die Eichhörnchengeräusch-Frage nachdenken musste. Bin nach unten geschlichen, um auf meinem Handy zu googeln – ja, meine Mum ist einer von diesen nervigen Menschen, die Handys im Schlafzimmer verbieten (abgesehen natürlich von ihrem eigenen, auf das sie rund um die Uhr starren darf – unfair!).
Falls es dich auch interessiert: Ich habe herausgefunden, dass Eichhörnchen tatsächlich eine ganze Reihe von Geräuschen machen können, einschließlich Quietschen, Grunzen und Bellen. Faszinierend!
Kann jetzt aber erst recht nicht einschlafen, weil ich die ganze Zeit an bellende Eichhörnchen denken muss. Sehr verstörend!
Bin aufgewacht, weil Dad mich schüttelte und rief: »Lottie, wach auf! Alles ist gut. Ich bin ja da.«
»Was ist denn los?!« Ich war echt verwirrt.
Dad starrte mich an. »Ich dachte, du hättest einen Albtraum!«
»Nein … ich habe nur geträumt, ein Eichhörnchen zu sein.«
Um ehrlich zu sein, war es sogar ein ziemlich schöner Traum gewesen. Jedenfalls schöner, als von Mr Fischi und seiner winzigen Gitarre bedroht zu werden.
Dad seufzte erleichtert. »Oh, gut. Na, dann ist ja alles in Ordnung. Es klang nur eben so, als würdest du bellen.«
»Oh, haha, nein. Da musst du dich wohl verhört haben.«
Meine Güte, ich bin echt schräg.
O Mann, können Babys laut sein.
Bella scheint überhaupt nicht mehr schlafen zu wollen und schreit stattdessen nur noch, inzwischen schon seit zwei vollen Stunden. Nichts scheint zu helfen, egal was wir tun.
Ich habe Mum gefragt, was mit ihr los ist, und diesmal sagte sie: »Ich glaube, sie muss ein Bäuerchen machen.«
Ehrlich mal, ist es nicht ein bisschen übertrieben, stundenlang zu schreien, bloß weil man ein Bäuerchen machen muss? Ich meine, rülps doch einfach, Mädchen, wir sind hier doch unter uns!
Bella schreit …
… wenn sie hungrig ist.
… wenn sie gewickelt wird.
… wenn sie gebadet wird.
… wenn sie in ihr Körbchen gelegt wird.
… wenn sie schlafen will.
… wenn sie aufwacht.
… wenn sie mal muss.
… wenn sie mal pupsen muss.
… auch wenn es eigentlich keinen Grund gibt zu schreien.
Das nenn ich mal melodramatisch!
Bin gerade frisch geduscht und nach Gänseblümchenwiese duftend aus dem Bad gekommen, als Mum sagte: »Kannst du Bella kurz halten, Lottie? Ich muss dringend mal aufs Klo.«
Ich antwortete: »Klar, kein Problem«, weil ich so eine hilfsbereite Tochter bin.
Doch kaum war Mum im Bad verschwunden, passierte es …
Bella öffnete den Mund und machte ein »Bäuerchen«. Und ich war VOLLER BABYKOTZE.
IGITT!
Tobys Kommentare waren auch absolut unnötig.
Also musste ich noch mal duschen, weil ich morgen in der Schule nicht wie eine schimmelige Schüssel Müsli riechen wollte, die man monatelang unter dem Bett vergessen hat (was ich natürlich nie getan habe).
Übrigens hab ich meine Meinung geändert: Babys sind total stinkig und potthässlich!
Normalerweise hasse ich Montage, aber heute war ich ziemlich froh, aus diesem lauten Irrenhaus rauszukommen, denn im Vergleich dazu kam mir die Schule wie ein Wellness-Urlaub vor. Außerdem war es ein ziemlich toller Tag, weil es aufregende Neuigkeiten gab …
Vor der ersten Stunde diskutierte ich aber erst mal mit Jess über unsere Lieblings-Fertig-Asianudeln. Meine sind die mit Huhn und Pilzen (was komisch ist, weil ich Pilze eigentlich hasse, aber ich pule sie einfach raus), und auf dem zweiten Platz sind die mit Rindfleisch und Tomaten. Jess’ Lieblingssorten sind chinesisches Chow Mein und Bombay Bad Boy. Das fand ich ziemlich beeindruckend, denn ich dachte, Bombay Bad Boy wäre total scharf. Aber vielleicht probiere ich sie auch irgendwann mal aus.
Ich glaube, ich schweife ab. Was wollte ich noch mal erzählen??
O JA! Die mega-aufregenden Neuigkeiten! Während unserer Nudeldiskussion summte plötzlich mein Handy. Es war eine Nachricht von Molly.
Molly: OMG, DU GLAUBST ES NICHT! ICH HAB EINEN PLATZ AN DER KINGSWOOD BEKOMMEN!!!!!
Ich: OMG!!!!! ECHT JETZT?????
Molly: JA JETZT!!!!! UND WEISST DU, WAS????????
Ich: WAS?!?!?!?!?!?
Molly: ICH WERDE SOGAR IN DEINE KLASSE KOMMEN!!!!!
Ich: OMG, DAS IST JA DER HAMMEEEEEEEEEEER!!!!!
Ich habe es vielleicht mit den Großbuchstaben etwas übertrieben, aber meine Güte, ich war echt aufgeregt!
»Was ist los? Was ist los? Sag’s mir!!«, bettelte Jess, die versuchte, über meine Schulter zu schauen.
»Molly fängt nächste Woche hier an!«
»Oh, wow! Das ist ja toll! Ich kann es kaum erwarten, sie kennenzulernen.«
Ich grinste breit, denn meine beiden allerbesten Freundinnen in der Klasse zu haben, wird das ALLERTOLLSTE ÜBERHAUPT.
»Was kreischt ihr beiden denn so?«, fragte Amber und schaute zu uns herüber.
Ein Teil von mir wollte ihr am liebsten sagen, dass sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern soll, aber ich bin wild entschlossen, dieses Jahr erwachsener zu sein.
(Kleine Anmerkung: Ich meine natürlich nicht »reif« wie bei Käse. Ich rieche nicht nach Käse ….. hoffe ich!)
»Ich habe gerade eine Nachricht von meiner besten Freundin Molly bekommen. Sie geht ab nächste Woche auch in unsere Klasse«, erklärte ich.
»Deine BESTE Freundin?«, sagte Amber. »Ich dachte, Jess ist deine BESTE Freundin.«
»Na ja, schon … aber Molly auch. Ich habe eben zwei beste Freundinnen, weißt du?«
»Wirklich?« Amber lächelte geziert. »Du weißt doch, was man so sagt: Drei sind einer zu viel!«
Ich musste mir sehr viel Mühe geben, weiterhin erwachsen zu reagieren. »Ist mir egal, was man so sagt. Das wird total toll.«
Amber warf mir einen ultragelangweilten Blick zu. »Wie auch immer. Wahrscheinlich ist sie sowieso genauso eine Streberin wie ihr beide.«
Bei diesen Worten wäre ich fast explodiert, doch Jess legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter.
»Achte gar nicht auf Amber«, flüsterte sie. »Sie will dich nur provozieren.«
»Ich weiß«, sagte ich seufzend.
»Also«, sagte Jess, »wann lerne ich denn die berühmte Molly endlich kennen?«
Ich runzelte die Stirn. Eigentlich unglaublich, dass ich die beiden einander noch nicht vorgestellt hatte. Aber in der letzten Woche war so viel passiert, dass ich buchstäblich keine freie Sekunde hatte!
»Wie wäre es mit Donnerstag?«, schlug ich vor. »Komm doch zu uns, dann kannst du Molly UND Bella kennenlernen!«
»Super! Ich kann’s kaum erwarten!«
Als ich nach Hause kam, erzählte ich Mum, dass ich Molly und Jess zu uns eingeladen hatte. Um ehrlich zu sein, wirkte sie ein bisschen genervt.
»Ich bin doch gerade erst aus dem Krankenhaus gekommen, Schätzchen. Kann das nicht eine Weile warten?«
»NEIN! Es ist superdringend, Mum. Molly und Jess kennen sich noch gar nicht, und sie sind die beiden allerwichtigsten Menschen in meinem GANZEN LEBEN!«
Mum zog die Augenbrauen hoch. »Na, schönen Dank auch!«
»Abgesehen von meiner Familie natürlich.«
»Dann bin ich ja beruhigt.« Sie seufzte. »Okay, Schätzchen, ich bekomme das schon irgendwie hin – zwei weitere hungrige Mäuler kriegen wir auch noch gestopft, oder?«
»JUHU! Du bist die BESTE Mum, die ich JE hatte.«
»Wie viele hattest du denn schon?!«
»Haha, sehr witzig.«
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich einfach nicht mit Jungs reden kann. Und mit »Jungs« meine ich Daniel. Immer wenn ich es versuche, fühlt sich mein Mund an, als wäre er voller Marmelade, und kein einziges Wort kommt ordentlich heraus. Heute zum Beispiel …
Nein, bevor ich das aufschreibe, fasse ich vielleicht noch mal kurz zusammen, was zwischen mir und Daniel bisher abgelaufen ist, damit wir die heutige Situation richtig einordnen können (außerdem kann ich einfach nicht genug über ihn schreiben).
Zum ersten Mal haben wir uns im Physikunterricht getroffen, und bald darauf fing er an, Hallo zu sagen und mich anzulächeln, wenn wir uns sahen. Oha!
Bei der Herbstdisco hat er mich zum Tanzen aufgefordert, aber weil ich von all den Blubbergetränken so aufgebläht war, konnte ich nicht antworten, weil ich ihm sonst ins Gesicht gerülpst hätte.
Ich hatte schon Sorge, alles vermasselt zu haben …
Aber dann folgte er mir auf Instagram – OMG!
Er fand mich in meinem »Süßer kleiner Cupcake«-Badeanzug süß, obwohl ich in Wirklichkeit wie eine geistesgestörte Ballerina aussah.
Ich hatte schon die Vermutung, dass er mich vielleicht mag!
Doch dann wurde er ein bisschen kühl zu mir, nachdem ich mich mit Jess gestritten hatte.
Als Jess und ich uns wieder vertragen hatten, schickte er mir eine WhatsApp-Nachricht zu Weihnachten!
Und er lächelte mich wieder an – JUHU!
Als wir aus den Sommerferien zurückkamen, fiel mir plötzlich auf, dass Daniel super-extra-heiß ist, und der Rest ist, wie man so sagt, Geschichte.
*Schnitt zurück zur Gegenwart*
Wo war ich noch mal stehen geblieben? Ach ja. Beim Mit-Jungs-Reden, argh!
Also, heute hatten wir in der ersten Stunde Chemie. Ich bin immer ein bisschen aufgeregt, wenn ich weiß, dass ich Daniel sehe – und in Chemie sitzt er auch noch direkt hinter mir.
Als ich ihm begegnete, verlief unsere Unterhaltung genau so (bitte nicht lachen) …
Mal im Ernst … LANIEL?!?
Seufz.
Schlimmer noch, Poppy und Amber hatten es gehört und bekamen einen superlauten Lachanfall. Danach flüsterten sie die ganze Stunde über mich.
»Hast du gehört, was sie gesagt hat?«, sagte Poppy kichernd.
»Ich weiß … Laniel? So was von peinlich!«, sagte Amber.
Ich wollte mir nichts anmerken lassen, also tat ich so, als wäre ich vollkommen fasziniert von Mrs Murphys Ausführungen über die chemische Zusammensetzung einer Banane. Aber am liebsten hätte ich mich in ein Loch verkrochen und dort ACHTUNDSIEBZIG FANTASTILLIONEN JAHRE LANG Winterschlaf gehalten.
Morgen ist der große Tag, an dem ich Molly und Jess einander vorstelle, und ich denke die ganze Zeit an nichts anderes. Ich sollte mich eigentlich freuen, dass meine beiden besten Freundinnen sich endlich kennenlernen, aber stattdessen bin ich ziemlich nervös. Ich kapier das nicht – warum sollte ich nervös sein?
»Was meinen die Leute damit, wenn sie sagen, ›Drei sind einer zu viel‹?«, fragte ich Dad, während ich mir beim Frühstück Choco Pops in den Mund schaufelte.
»Hast du diese Redensart noch nie gehört, Lottie-Potty? Es geht darum, dass in einer Gruppe von drei Leuten häufig einer das Gefühl hat, ausgeschlossen zu sein, weil die anderen beiden sich besser verstehen.«
»Oh«, sagte ich.
»Warum fragst du?«
»Einfach so … Das hat nur jemand in der Schule gesagt.«
Ich schob meine Schüssel von mir. Irgendwie war mir der Appetit vergangen, und ich hatte ein komisches Gefühl im Bauch.
Was für eine Verschwendung der leckeren Choco Pops!
Habe letzte Nacht nicht gut geschlafen. Denn ich weiß jetzt, warum ich so nervös bin. Diese blöde Amber hat mir eine Frage in den Kopf gepflanzt, die mich einfach nicht losgelassen hat. Was, wenn Molly und Jess sich nicht mögen? Ich glaube nicht, dass ich das ertragen könnte, weil ich doch beide über alles lieb habe.
Ich stellte mich vor den Spiegel und redete mir gut zu. »Hör mal, Lottie, es wird alles gut! Wir sind doch jetzt alle erwachsen (irgendwie).«
So richtig überzeugend fand ich mich allerdings nicht. Deshalb ging ich zu den Hamstern, um mich trösten zu lassen – aber sie haben mich nicht gerade beruhigt …
Also, das lief doch ganz gut. Glaube ich.
Ich meine, es war nicht perfekt, aber das wäre ja auch langweilig, oder?
Als Jess und ich von der Schule nach Hause kamen, war Mum ziemlich aufgeregt. »Lottie, ich hatte heute keine Zeit, mich ums Abendessen zu kümmern, also muss ich euch wohl eine Pizza bestellen, fürchte ich.«
»Keine Sorge, Mum. Es macht uns ÜBERHAUPT NICHTS aus, auf ein selbst gekochtes Essen zu verzichten«, sagte ich und zwinkerte Jess zu.
»Danke, Lottie. Und sag mal, könntet ihr Mädchen eine Viertelstunde auf Bella aufpassen, während ich mal eben durchsauge?«
Ich kapiere immer noch nicht, warum Erwachsene so besessen vom Staubsaugen sind. Ich sehe absolut NIE Krümel auf dem Boden, aber sie scheinen meine Mum extrem aufzuregen.
»Klar doch, Mrs Brooks«, sagte Jess. »Darf ich sie auch mal halten?«
»NATÜRLICH, JESS!«, sagte Mum, für meinen Geschmack etwas zu begeistert. »Und nenn mich doch bitte Laura.«
»Du musst ihren Kopf stützen«, sagte ich zu Jess, als Mum ihr Bella in die Arme legte.
»Ooooooh, sie ist ja so winzig und niedlich«, schwärmte Jess.
»Warte nur, bis du an ihrem Köpfchen riechst«, sagte ich und fühlte mich wie eine sehr stolze große Schwester.
Jess schnupperte an Bellas Kopf. »ERDBEER-MILCHSHAKE!«
»Ja, oder?«, sagte ich lachend.
In diesem Moment klingelte es.
»Das muss Molly sein«, sagte ich, und mein Magen machte einen kleinen Hüpfer, während ich in den Flur lief.
Bitte, lass das hier gut gehen, dachte ich und öffnete die Tür.
»HEY, BESTE FREUNDIN!«, rief Molly und umarmte mich.
»Selber hey«, sagte ich. »Jess ist schon da.«
Molly lächelte. »Super.«
Wir gingen ins Wohnzimmer, wo Jess immer noch mit Bella beschäftigt war.
»Aaaalso, Molly, das ist Jess, Jess, das ist Molly«, sagte ich mit Schmetterlingen im Bauch.
»Hallo, Jess«, sagte Molly lässig. »Schön, dass wir uns endlich kennenlernen.«
»Freut mich auch, Molly! Ich habe außerdem gerade Bella kennengelernt, ist sie nicht süß?«
»Sehr! Und hast du schon an ihrem Köpfchen gerochen?«
»Jawohl … Erdbeer-Milchshake, oder?«
Sie mussten beide lachen, und ich grinste. Die Schmetterlinge in meinem Magen beruhigten sich langsam, und ich wusste, dass alles gut werden würde.
Ich hätte mir überhaupt keine Sorgen machen müssen. Und alles nur wegen Ambers doofer Stichelei.
GEDANKE DES TAGES:
Ich werde NIE WIEDER auf Amber hören.
Bin mit Jess und Molly shoppen gegangen. Wir hatten alle kein Geld, also haben wir nur Sachen anprobiert. Dabei haben wir uns gegenseitig Outfits ausgesucht – je lächerlicher, desto besser.
Molly standen trotzdem alle Klamotten unglaublich gut, egal was wir für sie aussuchten. Jess und ich sahen dagegen meistens ziemlich beknackt aus. Doch Molly sah sogar in einem schlichten schwarzen T-Shirt-Kleid wie ein Supermodel aus.
Jess sagte: »Molly, darin wirkst du total erwachsen!«
»Ja, weil du einen echten Busen hast«, stimmte ich zu und bemerkte plötzlich, wie viel älter Molly wirkte, seit sie aus Australien wiedergekommen war.
»Ja, ich bin letzte Woche mit meiner Mum in die Stadt gefahren. Ich habe jetzt offiziell Körbchengröße B«, sagte sie.
Es fiel mir schwer, nicht eifersüchtig zu sein, als ich an meiner unfassbar platten Brust hinunterschaute. Leider hinke ich immer noch ein bisschen hinterher, was die Pubertät angeht. Vielleicht geht das jetzt auch zu weit, aber soll ich dich hierzu kurz auf den aktuellen Stand bringen? Ich meine, wir sind doch unter uns, oder? Also …
In meinem Brustbereich zieht es manchmal ein bisschen, was laut dem Buch, das mir meine Mum gekauft hat, bedeutet, dass »das Brustwachstum kurz bevorsteht«. Aber äh, hallo? Ich warte immer noch!! Falls irgendwer zuhört: Ich bin inzwischen schon zwölfeinhalb, also wäre es nur fair, endlich auch Brüste zu bekommen.
Ich habe inzwischen genau drei Schamhaare. Oh, und einen leichten Flaum unter den Achseln. Bald werde ich mich dann vielleicht rasieren, aber im Moment ist es noch nicht nötig. Außerdem werde ich mir das nach meiner letzten Rasieraktion gründlich überlegen (siehe Tagebuch Nr. 1).
Ich muss mir außerdem ständig die Haare waschen, weil ich total schnell Schmalzlocken bekomme. Früher musste ich die Haare nur zweimal in der Woche waschen, und jetzt schon jeden zweiten Tag, und selbst dann sieht meine Frisur manchmal so aus, als hätte ich am Morgen Butter hineingeschmiert. Argh! Das ist doch nicht fair????
Ich habe den gefürchteten KÖRPERGERUCH entwickelt und habe das Gefühl, JEDEN Tag duschen zu müssen. Oh, wie ich die Zeiten vermisse, in denen ich noch nicht »geduftet« habe. Mir ist es ehrlich gesagt zuerst gar nicht aufgefallen, aber irgendwann hat Mum mich dezent darauf hingewiesen, und schließlich musste ich zugeben, dass sie recht hatte.
Meine Haut ist auch eindeutig fettiger als früher, aber zum Glück hatte ich noch keine großen Ausbrüche, abgesehen von ein paar kleinen Pickelchen (klopf auf Holz).
Von der Periode immer noch keine Spur. Zum Glück ist das bei Molly und Jess genauso. Ich frage mich, wer wohl die Erste von uns dreien sein wird?! Hoffentlich bin ich nicht die Letzte.
Zurück zum Shoppen!
Es dauerte nicht lange, bis die Verkäuferin uns schief ansah und hochnäsige Kommentare abgab wie: »Habt ihr überhaupt vor, etwas zu kaufen, Mädels?«
Ich meine, wie unhöflich! Wir waren doch erst ungefähr anderthalb Stunden im Laden.
Aus Trotz kaufte Jess eine Sonnenbrille, die auf 99 Pence reduziert war.
Bin irre aufgeregt, weil morgen Mollys erster Tag in unserer Klasse ist! Sie ist heute Nachmittag vorbeigekommen, um mir ihre Uniform zu zeigen, damit sie nicht aus Versehen irgendeinen Modefehler begeht – als würde sie so etwas je tun!
Wir haben beschlossen, morgen alle zusammen zur Schule zu gehen. Molly holt mich ab, weil sie am weitesten weg wohnt, und dann laufen wir gemeinsam zu Jess, die ziemlich nah an der Schule wohnt. Dabei wollen wir auch beim Kiosk vorbeigehen und unser restliches Taschengeld für Kaugummis ausgeben, die wir heimlich in der Doppelstunde Physik essen können (wir sitzen da ziemlich weit hinten, und Mrs Murphy ist sowieso fast blind).
Molly kam, als ich gerade mit dem Frühstück fertig war. Ich hatte etwas verschlafen und war erst um 8.03 Uhr aufgewacht. Deshalb hatte ich mir die Haare nur schnell zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, ohne sie vorher zu bürsten. Mein Aussehen war mir eigentlich nicht so wichtig, aber als ich Molly ansah, wurde mir plötzlich bewusst, wie zerknittert meine Uniform war. Hätte Mum die nicht mal bügeln können?!