Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Wer sind die sogenannten „SystemsprengerInnen“?
2.1 Definitionsversuche
2.2 Das Bedürfnis nach Kontrolle
2.3 Begriffsproblematik
2.4 Wissenschaftliche Erkenntnisse – die EVAS-Studie
2.5 Wie werden Kinder und Jugendliche zu sogenannten „SystemsprengerInnen“? – ein Annäherungsversuch
3 Trauma
3.1 Definition
3.2 Die Differenzierung von Traumatisierungen
3.3 Wie entstehen Traumata?
3.4 Trauma auf Grund von Gewalt
3.5 Die Bedeutung von Traumatisierungen für die Entwicklung – ein kurzer Anriss
4 Traumapädagogik
4.1 Definition
4.2 Traumapädagogisches Herangehen
4.3 Positive Effekte einer traumapädagogischen Herangehensweise
5 Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
Abbildung 1: Differenzierte Effektstärken in der Arbeit mit den sogenannten „SystemsprengerInnen“
Abbildung 2: Hilfedauer und Effekte unterschiedlicher Maßnahme- Arten in der Arbeit mit den sogenannten „SystemsprengerInnen“
Abbildung 3: Traumapädagogische Haltung auf ein traumatisierendes Umfeld
„SystemsprengerInnen“, „VerweigererInnen“, „GrenzgängerInnen“, „schwierige Jugendliche“, „Hoch-Risiko-Klientel“, „Problemjugendliche“ sind nur einige der Bezeichnungen für eine Gruppe junger Menschen, die die vorhandenen Systeme der Jugendhilfe zu sprengen scheinen. Sie sind ein bedeutender Teil der Diskussion, wenn es um sehr hohe Kosten für pädagogische Maßnahmen geht, in den Medien wird selten positiv über sie berichtet und pädagogische Fachkräfte werden mit ihnen oft an ihre fachlichen und persönlichen Grenzen gebracht. Wer sind also diese sogenannten „SystemsprengerInnen“?
Spätestens seit der Veröffentlichung des Films „Systemsprenger“ im Jahr 2019 von Nora Fingscheidt[1] ist der professionelle Umgang mit „schwierigen Jugendlichen“ nicht nur in den pädagogischen Fachkreisen ein präsentes Thema. Durch den Film ist es gelungen, der Gesellschaft auf eine sehr realitätsnahe Weise zu zeigen, mit welchen Herausforderungen das Hilfesystem konfrontiert ist. Trotz des recht breit aufgestellten Maßnahmenkatalog des Jugendhilfesystems, welcher sich über Beratung, Familienhilfe, ambulante Angebote, Erziehungsbeistandsschaften, stationäre Maßnahmen und intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung streckt, scheint es immer noch Jugendliche zu geben, denen dadurch nicht geholfen werden kann, und die von einer Maßnahme zur nächsten Maßnahme wandern. Diese Maßnahmen werden dann im Verlauf immer etwas enger und geografisch entfernter gesteckt, und trotzdem kann dies vielen nicht helfen.
Hinzu kommt ein weiteres Problem: die Verjüngung der Klientel. Waren die sogenannten „SystemsprengerInnen“ früher mit 15-16 Jahren bei einer ausgeprägten Jugendhilfekarriere angelangt, sind die Hilfemaßnahmen heute schon bei einer deutlich jüngeren Klientel, oft schon unter 10 Jahren, ausgeschöpft.[2]
Intensiv- und individualpädagogische Maßnahmen scheinen bislang die wirkungsvollsten Maßnahmen zu sein.[3] Das bedeutet jedoch nicht, dass dies für alle „SystemsprengerInnen“ gilt. Trotzdem scheint es interessant zu sein, näher hinzuschauen: liegt es vielleicht an dem engen Betreuungsschlüssel mit oftmals 1:1-Betreuung oder an einem neuen Lebensraum, teilweise sogar im Ausland? Ich wage die Vermutung aufzustellen, dass dies nicht die entscheidenden Faktoren sind. Vielmehr scheint etwas Anderes ursächlich für den Erfolg mit dieser Klientel zu sein: eine explizite traumapädagogische Herangehensweise oder die „unbewusste“ Verwendung dieser.
Das spezifische Verhalten von „SystemsprengerInnen“ ist u.a. geprägt durch Aggressivität, sexuellen Auffälligkeiten, Weglauf-Tendenzen, Betäubungsmittel-Missbrauch und Straffälligkeiten.[4] Betrachtet man diese Verhaltensweisen als Anpassungsleistungen auf die Missstände in der Entwicklung, und vergleicht diese mit Folgestörungen auf Grund von traumatischen Erlebnissen, eröffnet sich ein völlig neuer Blickwinkel.
Diese Bachelorarbeit soll die Gruppe der sogenannten „SystemsprengerInnen“ in ihrer spezifischen Art beleuchten, aber auch auf die miteinhergehende Problematik der Begriffsverwendung hinweisen. Zusätzlich sollen Annäherungsversuche an die möglichen Ursachen, die zur Entwicklung von Kindern und Jugendlichen zu den sogenannten „SystemsprengerInnen“ führen, unternommen werden. Dies geschieht auch unter dem Aspekt einer traumapädagogischen Herangehensweise. Aus dieser neuen Sichtweise lassen sich dann Empfehlungen für die Arbeit mit den sogenannten „SystemsprengerInnen“ und auch den „Noch-nicht-SystemsprengerInnen“ ableiten, die für eine Verringerung oder sogar Verhinderung der Entwicklung junger Menschen zu „SystemsprengerInnen“ sorgen könnten.
Die Bachelorarbeit ist inhaltlich, neben der Einleitung und dem Fazit, unterteilt in drei Schwerpunktbereiche. Der erste Schwerpunktbereich beschäftigt sich mit den sogenannten „SystemsprengerInnen“ und ihrem Verhalten. Am Ende dieses Schwerpunktbereiches findet eine Überleitung in den zweiten Bereich zum Thema Trauma statt. Dieser zweite Bereich beschäftigt sich mit der Definition und Unterteilung, den Folgen traumatischer Erlebnisse und den Auswirkungen auf die Entwicklung. Anschließend geht es im dritten Schwerpunktteil um die Traumapädagogik, mit ihren positiven Effekten in der Arbeit mit den sogenannten und zukünftigen „SystemsprengerInnen“.
Bis jetzt und im Folgenden habe/werde ich der Vereinfachung und Klarheit geschuldet von den sogenannten „SystemsprengerInnen“ schreiben. Dies bedeutet jedoch nicht, dass ich diese Begrifflichkeiten als unproblematisch ansehe.