DIE WUNDERBARE WELT DES KONSERVIERENS
ICH KOCH DOCH GAR NICHT GERN … ODER: WIE ALLES BEGANN
UNAUF-HALTBAR – JETZT GEHT’S ANS EINGEMACHTE!
Selbstversorgung auf einer Skala von eins bis hundert
Gut gerüstet konserviert es sich leichter: Über das Basiszubehör
Schneller ans Ziel – Rezepte für Ungeduldige
DER KEIM ALLEN ÜBELS: SCHÄDLICHE MIKROORGANISMEN IN DER KÜCHE
Kleines Who’s Who der Verderbniserreger
Eine Traumwohnung für Mikroben
Mikroorganismen die Laune vermiesen
Besser schiefgegangen als gar nicht angefangen
GANZ SCHÖN AUSGEKOCHT – ALLE HYGIENEREGELN AUF EINEN BLICK
EINE VORRATSKAMMER ZUM VERLIEBEN
RICHTIG LAGERN IST DIE HALBE MIETE
Kraut und Rüben: Was möchte wie gelagert werden
Coole Location: über Erdkeller, Speisekammern und Winterschlaf im Beet
ERST MAL AUF EIS GELEGT: EINFRIEREN
Immer schön den Überblick behalten
Frostige Zeiten brechen an: Crashkurs Einfrieren
Schlafende Geister wecken oder: Warum beim Auftauen Gefahren lauern
Ganz schön clever: Nutze das volle Potenzial deines Gefrierschranks
TROCKENTRAINING FÜR TOMATEN UND CO.: DÖRREN
Trocknen: Upgrade für dein Gemüse
Schonend dörren für maximale Ausbeute
HEISS ABGEFÜLLT – UND ABGEHAKT
Sauer-Power
Kühlen Kopf bewahren – Heißabfüllen Schritt für Schritt erklärt
Marmeladen-FAQs
ENTSPANNTES EINKOCHEN FÜR ABGEBRÜHTE TYPEN
Don’t panic: Aber lass uns mal kurz über Botulismus sprechen
Ta-daa! Hier kommen die 6 goldenen Einkochregeln
Kleines Einmaleins der Einkocharten
Mit dem Einkochautomaten im Badezimmer: meine Lieblingsmethode
HAUPTSACHE, GUT EINGELEGT
Beschwipste Früchte
Quick Pickles: Mehr als nur Essiggurken
Einmal Öl nachfüllen, bitte
Mehr Salz!
In Zucker gepackt
HURRA, WIR FERMENTIEREN!
Wer sind diese Laktobazillen überhaupt?
Schnelleinstieg in 6 Schritten
An den richtigen Schrauben drehen
Zubehör für jede Geldbörse
Klingt prickelnd – und was kann schiefgehen?
Abstecher zu unserem Freund, dem Sauerteig
IN 90 REZEPTEN DURCH DIE VORRATSKAMMER
TUTTI FRUTTI: KONSERVIER DICH DURCH DEN OBSTGARTEN
Instant Apple Pie – Apfelaufstrich
Samtige Aprikosenmarmelade
Fruchtleder aus Problembeeren
Kernlose Brombeermarmelade mit Rosmarin
Unreife Feigen in Sirup
Hagebuttenmarmelade
Heidelbeersauce
Fruchtleder aus Himbeeren
Holunderblütensirup
Zuckerfreie Jostamarmelade
Beschwipste Kirschen
Kiwichips
Marmelade aus überreifen Kiwis
Roter Johannisbeersirup
Gelee aus weißen Johannisbeeren
Cassislikör
Mispelmarmelade
Quittengelee
Quittenkonfekt
Quitten-BBQ-Sauce
Schlehenlikör
Weintraubenmarmelade mit Portwein
Quick-Pickle-Weintrauben
Mincemeat
Zwetschgenmarmelade „Ofenplum“
Zwetschgenmarmelade „Portoplum“
Zwetschgenessig
Zwetschgen süßsauer (Huckepack-Rezept)
BRINGT DEINE GESCHMACKSKNOSPEN ZUM BLÜHEN: BUNT GEMISCHTES GEMÜSE
Blumenkohl mit Curry
Giardiniera
Fermentierte grüne Bohnen
Grüne Bohnen mit Crunch
Quick Pickle mit Champignons
Scharfes Quick Pickle mit Dicken Bohnen
Bunte Gurken
Gewürzgurken
Quick Pickle mit Gurkenscheiben
Fermentierte Salzgurken
Gurkenrelish
Dinkelspaghetti mit Lauchsauce
Quick Pickle mit Karotten
Kimchi
Fermentierter Kohlrabi mit Sojasauce
Kürbischutney
Quick Pickle mit Mangoldstielen
Maissalat
Fermentierter Meerrettich
Quick Pickle mit Melothria
Gegrillte Paprika süßsauer in Öl
Kirschpaprika süßsauer
Gefüllte Minipaprika in Öl
Radicchio-Marmelade mit kandiertem Ingwer
Quick Pickle mit Radieschen
Rote Bete mit Zwiebeln
Würzige Rote Bete mit Meerrettich
Quick Pickle mit Roter Bete nach Omas Art
Rote-Bete-Pulver
Superfood Rote-Bete-Blätter
Quick Pickle mit Rotkohl und Ingwer
Sauerkraut
Schalotten in Balsamico
Fermentierter Selleriesalat mit Roter Bete
Quick Pickle mit grünen Tomaten
Getrocknete Tomaten auf zweifache Art
Geröstete Tomatensauce auf die Schnelle
Tomatenmark
Tomatenketchup
Zucchinichips mit Pizzageschmack
Zucchini-Piccalilli
Gegrillte und geräucherte Zucchini süßsauer in Öl
Quick Pickle mit Curry-Zucchini (Huckepack-Rezept)
DIESE WÜRZE WIRD DICH UMHAUEN: SALZE, BUTTER, PASTEN
Würzige Dillbutter
Knoblauchpulver
Ruckzuck-Kräutersalz
Kräuter der Provence
Pesto
Pikantes Pilzpulver
R wie Restsud
Schnittlauchblütenessig
Grober Senf
Suppenpaste
Zitronensalzpaste
Getrocknete Zitronenschale
DEIN BESTER BROTBACKBUDDY: SAUERTEIG
Sauerteigstarter
Sues saftiges Sauerteigbrot ohne Trara
Sauerteigcracker
EI(N)GELEGT: GOODIES FRISCH AUS DEM HÜHNERSTALL
Marinierte bunte Eier
Gebeiztes Eigelb
WEGWEISER DURCHS BUCH
DAMIT DU AUCH BEIM EINKOCH-TALK GLÄNZEN KANNST: GLOSSAR
WO GIBT’S WAS, AM BESTEN AUF DER STELLE? HIER GEHTS ZU DEN BEZUGSQUELLEN
LESESTOFF FÜR ALLE, DIE GLEICH WEITERSCHMÖKERN WOLLEN
Zugegeben, eine leidenschaftliche Köchin war ich noch nie, eine begeisterte Gärtnerin allerdings schon. Ein hübsches Dilemma, wenn der Garten plötzlich unglaubliche Rekordernten an Obst-, Kräuter- und Gemüseschätzen abliefert. Alles auf der Stelle zu verputzen, ist meist schlicht unmöglich. Was also tun? Die Nachbarschaft beglücken? Einen Marktstand eröffnen? Oder doch ab in die Küche?
Nach dem Motto „Augen zu und durch“ habe ich mich leicht widerstrebend dem Thema Haltbarmachen gestellt, und was soll ich sagen, es war ein unglaubliches Aha-Erlebnis. Denn dazu gehört so viel mehr als nur Marmeladekochen (was übrigens auch extrem spannend sein kann). Und genau das möchte ich dir in diesem Buch zeigen. Es gibt so viele Möglichkeiten und Methoden, so viele Rezepte, so viel zu tun! Das alles kannst du hier nachlesen: vom Ernten bis zur prall gefüllten Vorratskammer, und über alle Schritte, die dazwischenliegen. Aber der Reihe nach, beginnen wir doch ganz am Anfang …
Am Anfang war der Garten. Wobei – eigentlich stimmt das gar nicht. Am Anfang war der brennende Wunsch nach einem Garten. In der Stadt aufgewachsen, verspürte ich ihn schon als Kind, und auch Jahre später in meiner ersten kleinen Wohnung begleitete mich diese Sehnsucht wie ein ständiges Hintergrundrauschen, das allmählich immer lauter wurde. Wie habe ich all die Glücklichen beneidet, die zumindest einen Balkon ihr Eigen nennen durften. Wie toll wäre es, wenigstens ein paar frische Kräuter anzubauen. Und vielleicht wäre da sogar noch Platz für ein paar Tomaten zum Naschen? Herrlich, wenn doch nur …
Irgendwann hat mir das Träumen nicht mehr gereicht und ich wollte mir meinen Wunsch endlich erfüllen. Lange haben wir nach einem Grundstück gesucht, und im Jahr 2009 sind wir tatsächlich fündig geworden. Ein Garten! Endlich konnte ich mich so richtig austoben und bekam schon beim Gedanken an all die Möglichkeiten Schnappatmung …
Ich konnte es kaum erwarten: Jede Menge Gemüse anbauen, alte Sorten ausprobieren, aber auch einen „dekorativen“ Garten planen, mit Blumen, Sträuchern und Bäumen und allem, was dazugehört. Das war damals noch nicht besonders cool, aber zum Glück hat sich mittlerweile herumgesprochen, wie wichtig genügend Lebensraum für Insekten, Reptilien, Vögel und Co. ist – auch im Sinne von aktiver Schädlingsbekämpfung. Schön, dass mein Faible für Blumen inzwischen wieder salonfähig ist.
Stundenlang konnte ich die Zeit mit Lesen, Lernen, Anbauoptimierung und Planen verbringen. Wie sieht eine gute Fruchtfolge aus? Wie nutze ich die Vertikale für mehr Ertrag? Wie kompostiere ich richtig, und was muss ich beim Mulchen beachten? Fragen über Fragen. Nur an eines hatte ich nie gedacht: Was mache ich eigentlich mit der ganzen Ernte, wenn sich der gärtnerische Erfolg tatsächlich einstellt?
Von Natur aus bin ich keine geübte oder besonders leidenschaftliche Köchin, im Gegenteil. Aber plötzlich gab es einen guten Grund, mich intensiver mit dem Thema Kochen zu befassen – zumindest mit jenen Aspekten, die mit dem Haltbarmachen zu tun hatten. Denn: Mein Garten platzte förmlich aus allen Beeten. All das Obst und Gemüse, das dort von den Bäumen hing und aus der Erde schoss. So viel konnte ich gar nicht essen und verschenken. Deshalb musste ich mir anders behelfen, wenn ich noch lange meine Ernte genießen wollte.
Also fing ich zunächst an, Marmelade einzukochen. Viel Marmelade. Ausreichend für ganze Sportmannschaften. Damit war ich zwar weit übers Ziel hinausgeschossen, aber immerhin wurde mein Interesse geweckt. So tastete ich mich weiter vor, meistens unstrukturiert und ohne Kenntnis vieler wichtiger Regeln. Aber: Auf diese Weise lernte ich Schritt für Schritt dazu, genau wie beim Gärtnern.
Mir schwante zu diesem Zeitpunkt bereits, dass ich den Anbau von Gemüse besser auf unseren tatsächlichen Bedarf abstimmen musste. Tomaten? Je mehr, desto lieber – Tomatensauce geht immer. Grüne Bohnen? Hm, lieber realistisch bleiben. Sie sind zwar lecker, aber das Ernten ist ganz schön zeitraubend und wir essen doch nicht so viel davon. Die entspannte Rote Bete verursacht hingegen keinen Erntestress und macht sich schon deswegen beliebt. Obendrein kann ich sie einkochen, einfrieren, dörren oder über die Wintermonate in feuchtem Sand lagern. Und die Farbe im Einmachglas erst …
Eine Zeitlang machte es mir einen Riesenspaß, ausgeklügelte Rezepte aus Büchern umzusetzen, aber irgendwann wurde mir das zu viel. Wären wir in einer perfekten Welt, dann gäbe es jede Menge freie Zeit und Muße, um Obst und Gemüse in inspirierte kulinarische Kunstwerke zu verwandeln. Die schnöde Wirklichkeit sieht aber viel häufiger so aus: Nach einem anstrengenden Arbeitstag fällt der Blick auf die sich braun färbenden Bananen. Es muss schnell was mit ihnen geschehen – schließlich haben wir uns geschworen, keine Lebensmittel wegzuwerfen. Oder da wäre das Erdbeerbeet, das noch vor dem angekündigten Regenwetter dringend abgeerntet werden muss, damit die Beeren nicht verfaulen. Nur: Was soll auf die Schnelle damit passieren?
Aus diesen und tausend anderen Gründen ist es wichtig, möglichst viele Tricks und leicht umsetzbare Methoden zur Verfügung zu haben. Damit die prächtigen Früchte dort landen, wo sie landen sollen: nämlich im Bauch.
Dabei stehen für mich die folgenden Prinzipien im Vordergrund: Beim Gärtnern geht viel Zeit für Anbau, Pflege und Ernte drauf – daher sollte das anschließende Haltbarmachen im Idealfall möglichst wenig Arbeit machen. Oder zumindest in überschaubaren Teilschritten an mehreren Tagen zu erledigen sein.
Um den ganzen Aufwand zu rechtfertigen, muss das Ergebnis außerdem echt gut schmecken. Haufenweise Gläser mit sauer Eingelegtem im Vorratsschrank zu haben, sieht phänomenal aus, keine Frage. Wenn das Ganze allerdings nur hübsch ist, aber nicht lecker schmeckt, hat es seinen eigentlichen Zweck verfehlt.
Und zu guter Letzt möchte ich natürlich auch das sichere Gefühl haben, niemanden zu vergiften, weil ich alle wichtigen Regeln kenne und befolge. Klingt nachvollziehbar, oder?
Ich weiß, dass ich jedes Mal in Euphorie verfalle, wenn ich über meinen Garten erzähle. Wenn du jetzt den Eindruck hast, dass Haltbarmachen in erster Linie was für Gartenmenschen ist: Kann ich verstehen. Aber: Natürlich kannst du genauso gut die Ernte von deiner Lieblingsgemüsebäuerin konservieren. Oder die Äpfel vom Garten deines Nachbarn.
Die einzige Frage, die sich stellt: Wozu solltest du Marmelade auf deinem Herd sprudeln lassen, Birnen trocknen und Gurken in Salzlake versenken, wenn du gar keine Ernteschwemme vor der Haustür hast? Es gibt einen Haufen Gründe dafür. Erstens, weil es Spaß macht, zweitens, weil es einfach irre gut schmeckt. Und du dich drittens so richtig austoben kannst.
Egal also, ob überreiche Gartenernte oder saisonales Angebot auf Märkten: Hol dir das saftigste, knackigste Obst und Gemüse und mach es haltbar. Es ist der beste Weg, deine Lieblingsgeschmäcker immer griffbereit zu haben.
Und das geht im Prinzip das ganze Jahr, auch im Winter. Kimchi lässt sich beispielsweise am besten in der kühleren Jahreszeit herstellen, wenn es den frischesten Chinakohl und noch dazu weißen Rettich gibt. Möglicherweise entdeckst du auch Rezepte, die das saisonale Angebot in völlig neuem Licht erscheinen lassen. Rotkohl ist so ein Kandidat für mich. Als gekochtes Gemüse ist er nicht so mein Fall, aber seit ich eingelegtes Ingwerkraut entdeckt habe, gibt’s kein Halten mehr (Rezept auf Seite 178). Oder du nutzt das volle Potenzial der Zwetschgensaison, um deinen Vorrat an Marmelade, Essig oder Chutney aufzufüllen.
Das Thema Vorratshaltung ist natürlich mit ein wichtiger Grund, um sich mit dem Haltbarmachen auseinanderzusetzen. Es muss gar keine Katastrophe eintreten, um von eigenen Vorräten zu profitieren. Manchmal ist es einfach nur grandios, nicht auch noch schnell einkaufen gehen zu müssen. Der Traum von der Selbstversorgung spielt vielleicht auch eine gewisse Rolle. Ein großes Ziel, das sich nicht ganz so leicht erreichen lässt. Aber darum geht es auch gar nicht. So viel steht fest: Selbstversorgung macht unabhängig, stolz und noch dazu echt viel Spaß – ganz egal, ob du nur hier und da mal ein Glas einkochst oder dein Garten deine Hauptnahrungsquelle ist.
Es spricht also ziemlich viel fürs Haltbarmachen – aber umso mehr fürs Aufessen! Wenn du dein Grünzeug selbst ins Glas verfrachtest, kannst du in den leckersten Spezialitäten schwelgen, die es nirgendwo zu kaufen gibt. Jede Menge Abwechslung auf dem Teller also und immer neue Geschmackserlebnisse: Dagegen lässt sich schwer argumentieren. Mit einer Beilage oder einem Topping aus knallbuntem Gemüse kannst du jedes Gericht in ein geschmackliches Highlight verwandeln.
Und wenn sich die ersten Erfolge eingestellt haben, kannst du nach Herzenslust weiterexperimentieren – etwa dein eigenes Würzpulver aus Pilzen kreieren, Gemüseblätter als heimisches Superfood trocknen oder traditionelle Rezepte mit ungewöhnlichen Gewürzen neu interpretieren. Und nicht zuletzt machen sich die abgefüllten Kostbarkeiten toll als Geschenk.
Du hast einen Riesenhunger, aber es ist schon spät am Abend? Einfach ein Glas selbst gemachter fruchtiger Tomatensauce über ein paar Nudeln kippen, pfeffern, Parmesan darüberreiben, etwas Olivenöl und – yum! Als Beilage noch ein paar süßsauer eingelegte Paprika mit Kapern (Seite 158)? Bitte schnell her damit! Du wirst feststellen, wie unglaublich praktisch es ist, auf leckere „Fertiggerichte“ zurückgreifen zu können, wenn die Zeit wieder mal knapp ist.
Haltbarmachen heißt auch, dass Lebensmittel nicht in der Mülltonne landen, wenn du zu viel gekauft hast. Beispielsweise kannst du Pilze, die dringend verbraucht werden müssen, dörren und ihnen damit ein zweites Leben schenken. Überreife Kiwis landen als schnelle Marmelade im Glas und werden auf einmal zur kulinarischen Überraschung (Seite 86). Klar, was nicht mehr tipptopp in Form ist, lässt sich auch durch Haltbarmachen nicht ewig lagern (mehr dazu ab Seite 28), aber du gewinnst auf jeden Fall mehr Zeit und nicht zuletzt sparst du auch noch Geld.
Du hast eine ganze Ladung Obst und Gemüse und viele Ideen im Kopf, aber keine Ahnung, welche Rezepte dir wirklich gut schmecken? Dann bietet sich das „Rapid Prototyping“ an! Damit kannst du auf die Schnelle und im Kleinformat diverse Geschmacksideen durchtesten und ohne große Umwege feststellen, welche Aromen funktionieren und welche nicht. Alles, was du dazu brauchst: etwas Zeit, einen großen und einen kleinen Kochtopf und einen kreativen Schub.
Obst kannst du in einem großen Kochtopf vorkochen. Dann gibst du jeweils eine kleine Portion in einen kleineren Topf und experimentierst darin mit verschiedensten Zutaten und Gewürzen. Wie wärs zum Beispiel, wenn du Zwetschgen mit Rum und Vanille verfeinerst? Oder mit Nelken, Ingwer, Pfeffer, Balsamico, Ponzu-Sauce, oder, oder, oder ...? Einfach ausprobieren, sprudelnd aufkochen, Gelierprobe machen und abfüllen. Next! Wenn dich kleine Geschmackskontaminationen aus dem vorigen Rezept nicht stören, musst du den kleinen Kochtopf zwischendurch nicht mal spülen.
Quick Pickles und eingekochtes Gemüse lassen sich noch unkomplizierter variieren, indem du das gleiche Grundrezept (Seite 53) verwendest und dann pro Glas ein anderes Gewürz hinzufügst. Passen Fenchelsamen oder Curry wirklich zu eingelegten Karotten? Probier’s einfach aus und lass dich vom Ergebnis überraschen. Am Ende solltest du aber vor lauter Experimentierfreude nicht vergessen, deine Spezialzutat auf das Glas zu schreiben, sonst kannst du kulinarische Volltreffer nacher nicht mehr wiederholen ...
Tipp: Schneide das Gemüse für deine Versuchsreihe unterschiedlich, dann kannst du es beim Verkosten leichter auseinanderhalten.
Fangen wir ganz am Anfang an: Was möchtest du gern erreichen – einfach Spaß am Einkochen haben oder autarker werden? Woher bekommst du Obst und Gemüse in bester Qualität? Und: Welche Ausrüstung brauchst du, um deine Ernte haltbar zu machen? Damit du gleich loslegen kannst, gibt’s hier außerdem schon ein paar einfache Rezepte!
Teilzeit-Selbstversorgerin aus Leidenschaft
Klingt Selbstversorgung nicht wirklich verlockend? Befreie dich von äußeren Umständen, vergiss den Supermarkt, verabschiede dich von Zutaten aus konventionellem Anbau – her mit der prallen Vielfalt, die die Natur zu bieten hat.
Das hört sich doch toll an! Und streckenweise ist das sicherlich machbar. In unserem Haushalt sind wir beispielsweise autark, was Knoblauch betrifft: Einen Teil der Ernte stecke ich im Herbst wieder in die Erde und brauche daher nicht mal Saatgut zu kaufen. Wir versorgen uns unter anderem auch vollständig mit Tomatensauce aus Eigenanbau, mit Kürbissen, Erdbeeren und Eiern. Für Letztere brauchen wir allerdings Hühnerfutter – das tanzt dann in puncto Selbstversorgung leider etwas aus der Reihe ...
Und das ist auch völlig in Ordnung. Das Ziel liegt für mich nicht darin, grundsätzlich alle Lebensmittel selbst zu produzieren, sondern so viel Eigenversorgung zu betreiben, wie es die Zeit eben zulässt. Oder der Garten hergibt. Wenden wir uns also der allerwichtigsten Frage zu: Woher bekommen wir die Rohstoffe dafür?
Auf der Jagd nach dem besten Obst und Gemüse
Falls du keinen Garten hast, ist das kein Problem. Es gibt so viele Möglichkeiten, an saisonales, reifes Gemüse und Obst zu kommen: über Gemüsekisten und Market-Gardening- Betriebe, Ab-Hof-Verkäufe und, und, und. Das Schöne daran ist, dass manche davon sogar eine reiche Auswahl an alten und selten gewordenen Sorten im Programm haben. Jetzt musst du nur noch entscheiden, wie viel du in deiner Vorratskammer stapeln willst, je nach Zeit, Lust und Möglichkeit.
Wenn du einen Balkon, einen Garten oder sogar ein Feld zur Verfügung hast, sind das schon mal die besten Voraussetzungen, um dich in Teilbereichen selbst zu versorgen. Falls nicht, gibt es natürlich auch noch andere Optionen:
» Ein Plätzchen mieten: Vielleicht gibt es ja in deiner Nähe Selbsterntegärten (auch Mietäcker oder Gemüsepachtzellen genannt)? Je nach Angebot wird die Parzelle ganz oder teilweise von den Bäuerinnen und Bauern vorab mit jungem Biogemüse bepflanzt. Bei der Pflege und Ernte darfst du dich dann gärtnerisch austoben.
» Community Gardening: Eventuell findest du einen Gemeinschafts- bzw. Nachbarschaftsgarten. Hier kannst du dich zusammen mit anderen Menschen aus deiner Nachbarschaft zusammentun und neben dem Gemüse auch neue Kontakte pflegen. Ob im Kleinformat oder im weithin bekannten Prinzessinnengarten in Berlin – gemeinsam mit Gleichgesinnten gibt’s auch mitten in der in Großstadt Möglichkeiten, um selbst anzubauen und zu ernten.
Es ist gar nicht schwierig, an Biosaatgut zu kommen. Schau doch mal bei deinen Gärtnereien im Ort vorbei oder stöbere im Webshop von Betrieben, die alte Sorten anbieten. Mittlerweile tut sich auch sonst unglaublich viel: Es gibt vor allem im Frühjahr lokale Veranstaltungen wie beispielsweise Saatguttage, Tauschbörsen für Samen oder Pflanzen und Jungpflanzenmärkte – du hast hier wirklich die Qual der Wahl. Gemüse-Verschenk-Treffen und Tauschpartys sind ebenfalls eine tolle Möglichkeit (funktioniert übrigens auch mit selbst Eingemachtem; du weißt schon, die Marmeladenschwemme lässt grüßen!). Du findest nichts in deiner Umgebung? Dann ist jetzt vielleicht der ideale Zeitpunkt, um selbst ein Tauschfest zu organisieren.
Schon mal was von Market Gardening gehört? Möglicherweise bist du mit dem Konzept schon vertraut, ohne den Begriff zu kennen. Market Gardening steht für einen sehr kleinräumigen Bioanbau, der sich auf größtmögliche Vielfalt spezialisiert hat. Die Produkte werden dann direkt verkauft. Am besten ist es natürlich, Obst und Gemüse dort anzubauen, wo es verbraucht wird. Das sorgt nämlich für kurze Transportwege und einen geringen Energieverbrauch – ganz abgesehen davon, dass Tomaten, Auberginen und Co. extrem frisch bei dir landen. Mittlerweile wird immer mehr Gemüse und Obst auch direkt in den Städten angebaut: auf Dachfarmen und Permakulturinseln, in Hinterhöfen und Kellern (ein idealer Platz für Pilze).
Ab-Hof-Betriebe sind eine großartige Quelle für lokal angebaute Lebensmittel. Am besten machst du dich im Bekanntenkreis oder im Internet schlau, ob es Direkt- vermarkter*innen in deiner Nähe gibt. Das Angebot reicht von Hofläden mit Bedienung über solche mit Selbstbedienung bis hin zu Gemüseautomaten.
Bio-SoLaWi ist die Abkürzung für biologische solidarische Landwirtschaft und steht für eine Gemeinschaft von Land- wirt*innen und Endverbraucher*nnen. Du zahlst dabei nicht für jedes Stück Gemüse, sondern leistest einen fixen monatlichen Beitrag, der vorab vereinbart wird, in der Regel für ein Jahr. Dafür erhältst du einen bestimmten Anteil der Ernte, der meist wöchentlich abgeholt werden kann. Damit ermöglichst du den Unternehmen ein fixes Einkommen, unabhängig von Witterungsrisiken und Marktschwankungen. Durch dieses Sicherheitsnetz haben Bauernhöfe mehr Möglichkeiten, sich auf die Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit zu konzentrieren, ohne auf maximale Ausbeute schielen zu müssen. Dadurch trägst du selbst wesentlich zur Erhaltung einer gesunden Ökologie bei und erhältst im Gegenzug frische und saisonale Nahrungsmittel.
Eine andere Form, Biobauern und -bäuerinnen im Umkreis zu unterstützen, sind Bio-Gemüsekisten-Abos. Es gibt hier eine enorme Vielfalt, meist kannst du neben Größe und Art der Kiste auch auswählen, wie oft du diese bekommen möchtest. Im Normalfall erfolgt die Lieferung einmal pro Woche bis vor die Haustür. Oft sind in der Kiste auch noch Rezeptvorschläge, falls dir mal die Ideen ausgehen.
Die hier vorgestellten Möglichkeiten lassen sich natürlich bestens kombinieren: Wir selbst bauen sehr viel Biogemüse und Beerenobst an, kaufen aber Kartoffeln und das beste saisonale Obst, das man sich nur vorstellen kann, im Selbstbedienungsladen beim Bauern im Nachbarort. Und alle Bedürfnisse dazwischen erfüllt die Bioabteilung im Supermarkt.
Meine Selbstversorgerbeete
Ich denke zwar, dass ich mich auf der Selbstversorger-Skala relativ weit oben befinde, aber von kompletter Selbstversorgung kann trotzdem keine Rede sein. Auf jeden Fall ist es sehr spannend, was in meinem Garten abgeht!
Im Lauf der Jahre habe ich ziemlich viel ausprobiert, auch seltene Gemüsesorten wie Erdbeerspinat oder Knollenziest. Nach all den Experimenten schätze ich aber heute an meinem Standardrepertoire am meisten, dass es vor allem aus Lebensmitteln besteht, die um Längen besser schmecken als alles, was es zu kaufen gibt (ich sage nur: Grünspargel, Brokkoli!).
Eine große Rolle bei dem, was ich anbaue, spielt natürlich unser Bedarf: Knoblauch, Zwiebeln, Lauch und Kräuter brauchen wir ständig in der Küche und bauen dies entsprechend großzügig an. Klingt vernünftig und ist es auch. Nur leider bin ich auch vom Jagdfieber nach immer neuen Sorten wie besessen – kein Wunder, die Vielfalt ist ja auch riesig! Ob gelber Zucchini, rotes Spitzkraut, violette Stangenbohnen oder Gelbe Bete; bei Trockenbohnen geht mit allerhand Farben und Mustern die Post erst so richtig ab und bei Tausenden alten Tomatensorten bin ich ja praktisch gezwungen, jedes Jahr ein paar neue zu testen ...
Bei manchen Gemüsearten lohnt sich der Anbau zudem allein schon deshalb, weil sie im Handel nicht überall zu bekommen sind. Grünkohl und Palmkohl beispielsweise sind im Winter wertvolle Vitaminlieferanten und lassen sich zum Glück relativ unkompliziert anbauen. Da spielt natürlich auch grundsätzlich eine Rolle, wie einfach es ist, ein Gemüse zu kultivieren. Kartoffeln zum Beispiel sind zwar keine Diven, aber unsere nervtötenden Erfahrungen mit Wühlmäusen und Kartoffelkäfern am freien Feld waren uns dann den Aufwand im Verhältnis zur Ernte nicht wert.
Kurz gesagt: Es lässt sich schneller beantworten, was in meinem Garten nicht oder nicht mehr angebaut wird, nämlich Sellerie, Fenchel, Kartoffeln, Pilze und Rosenkohl – der Rest der üblichen Gemüsepalette findet sich in unterschiedlichem Ausmaß in meinen Beeten. Dabei ist der Gemüsegarten gar nicht besonders groß, auch wenn noch ein kleines Feld dazugehört, das wir hauptsächlich für Kürbisse, Zucchini und Tomaten nutzen.
Ungeachtet der kleinen Fläche gibt es auch eine ganze Reihe von Obstbäumen (Apfel, Kirsche, Zwetschge, Aprikose, Quitte, Feige, Mini-Birne und Mispel). Mein Wissen um Baumschnitt ist allerdings freundlich formuliert noch ausbaufähig, und auch witterungs- und schädlingsbedingte Ernteausfälle sind keine Seltenheit. Dafür ist meine Liebe zum Beerenobst immer stärker gewachsen und spiegelt sich im wachsenden Bestand an Johannisbeersträuchern, Brombeeren und Himbeeren wider.
Stimmt, in Summe nehmen Aussaat, Anbau und Pflege jede Menge Zeit in Anspruch, aber das liegt an meiner Obsession fürs Gärtnern und weniger wäre durchaus möglich.
Um den Aufwand etwas zu reduzieren, haben wir im Lauf der Jahre in ein paar lohnenswerte Anschaffungen investiert. Ein solides Glashaus hat ein billiges, kurzlebiges Modell ersetzt, und eine Glashausheizung schützt das zarte Junggemüse im Frühling vor Nachtfrösten. Anzuchtlampen sorgen für einen guten Start ins Pflanzenleben – führen so allerdings auch dazu, dass ich immer noch mehr Grünzeug aufziehe (und die Arbeit wiederum mehr wird ...). Last but not least gibt es mittlerweile auch ein Bewässerungssystem in unserem Gemüsegarten, weshalb ich meine Sommerabende nicht mehr mit Gießen verbringen muss.
Und dann ist da nebenbei bemerkt auch der zeitliche Aufwand für Ernte und Verarbeitung. Aber mit ein bisschen Equipment ist auch das gleich viel angenehmer.
Keine Frage – je besser die Ausrüstung, desto einfacher und schneller geht das Haltbarmachen von der Hand. Aber für den Einstieg musst du dich nicht gleich in Unkosten stürzen und in teures Equipment investieren. Eine gewisse Grundausstattung reicht für den Anfang völlig aus, erweitern kannst du sie später immer noch.
Damit lassen sich Gläser, Deckel und andere Utensilien nach dem Sterilisieren sicher aus kochend heißem Wasser heben.
Zum Einrühren und Vermischen von Zutaten.
Sehr hilfreich für das saubere Befüllen der Gläser. Achte vor der Anschaffung darauf, dass die untere Öffnung auch zur geplanten Gläsergröße passt, etwa zu kleinen Marmeladengläsern. Trichter aus Edelstahl sind teurer, dafür aber unverwüstlich und lassen sich besser sterilisieren als solche aus Kunststoff.
Es gibt zahlreiche Varianten: Klebeetiketten (die sich rückstandslos entfernen lassen), Kreppband, Klebeband oder Kreidemarker zum Schreiben auf Glas. Anhänger aus Papier oder Karton sind zwar etwas zeitaufwendiger, verschönern aber liebevoll Geschenke.
Ob für Sauerkraut, eingelegte Zucchini oder Dörrobst: Ein Gemüsehobel gehört zur Grundausstattung dazu. Was Qualität und Preis angeht, ist die Bandbreite groß. Ein qualitativ hochwertiges Modell aus Metall ist teurer, aber auch ganz praktisch, gerade, wenn du viel Ernte zu verwerten hast. Damit lässt sich auch die Verletzungsgefahr durch die extrem scharfen Klingen minimieren (Plastikmodelle können unter Umständen brechen). Schutzmaßnahmen sind wichtig, etwa die Verwendung eines Schnittschutz-Handschuhs und einer Halterung, in die du das Gemüse steckst. Auch auf die Standfestigkeit solltest du achten: Je solider, desto sicherer, etwa durch integrierte Gummifüße.
Versteht sich von selbst. Trotzdem gibt es hier mehr zu wissen, als man annehmen möchte (nähere Infos dazu findest du ab Seite 17). Gleich vorweg: Ja, du kannst auch Gläser von gekauften Konserven wiederverwenden, das kann unter Umständen aber zu Problemen führen. Mehr dazu gibt es auf Seite 29.
Wenn du im Wasserbad einkochen möchtest, kommst du um einen Glasheber nicht herum.
Die Anschaffung eines Topfes mit 15 bis 20 Litern Fassungsvermögen rentiert sich in jedem Fall, ob für Marmelade oder Suppen. Außerdem kann er zum Sterilisieren von Gläsern oder zum Einkochen im Wasserbad verwendet werden.
Unentbehrlich zum Umrühren von heißen, dickflüssigen Massen (übrigens Achtung – diese haben die unangenehme Gewohnheit hochzuspritzen).
Ein paar verschiedene Größen sind ideal, mindestens eine große Schüssel sollte dabei sein.
Du brauchst zumindest eines dieser Utensilien, um Fruchtmasse von Kernen zu trennen, etwa für Saft oder Gelee. Ein altes sauberes Geschirrtuch kann auch gut als Passiertuch fungieren, wenn es nicht zu dicht gewoben ist.
Schöpflöffel werden zum Einfüllen des Einkochguts in Gläser gebraucht. Schaumkellen sind nützliche Werkzeuge, um den Schaum beim Marmeladekochen abzuschöpfen.
Zum Einfrieren brauchst du gut verschließbare Behälter, entweder aus Glas, Kunststoff oder in Form von Gefrierbeuteln. Auch Schraubgläser sind eine mögliche Variante. Bei Flüssigkeiten musst du dabei etwas Luft nach oben lassen, damit sie sich beim Gefrieren ausdehnen können.
Topflappen eignen sich vor allem für große Töpfe und Bleche. Da sich heiße Gläser damit eventuell nicht so gut greifen lassen, verwende ich dafür lieber alte Lederhandschuhe. Auch mit Geschirrtüchern geht das ganz gut.