Vorwort
Basisablaufschema im Lawinennotfall
Übersichtskarte
Top Ten
1 Kaltenberg
2 Knödelkopf, Peischlkopf, Wirt
3 Vordere Rendlspitze
4 Sulzspitze
5 Bleispitze (Pleisspitze)
6 Namloser Wetterspitze
7 Galtjoch
8 Kleines Pfuitjöchle
9 Roter Stein
10 Muttekopf, Scharnitzsattel
11 Simmering, Grünberg
12 Grünstein-Umfahrung Hinterer Tajakopf
13 Wankspitze
14 Leutascher Dreitorspitze
15 Pleisenspitze, Larchetkarspitze
16 Zäunlkopf
17 Schafreuter
18 Eppzirler Scharte
19 Großer Solstein
20 Hochglückscharte
21 Vorderunutz
22 Juifen, Hochplatte
23 Stuhljöchl
24 Sonnwendjoch
25 Vordere Jamspitze, Schnapfenspitze
26 Pezinerspitze
27 Hohe Köpfe
28 Furgler
29 Weißseespitze
30 Hochjoch, Lahnkopf, Frudiger
31 K2, Rostizkogel, Wurmtaler Kopf
32 Ötztaler Wildspitze Hinterer Brochkogel
33 Linker Fernerkogel, Rechter Fernerkogel
34 Murmentenkarspitze
35 Eiskögele, Mittlerer Seelenkogel
36 Breiter Grieskogel
37 Hohe Wasserfalle, Hochreichkopf
38 Brand
39 Kuhscheibe, Windacher Daunkogel
40 Pirchkogel
41 Schöllekogel, Kraspesspitze, Weitkarspitze
42 Samerschlag, Gleirscher Fernerkogel
43 Lampsenspitze
44 Zischgeles
45 Schöntalspitze
46 Lüsenser Fernerkogel
47 Hoher Seeblaskogel, Westl. Seeblaskogel
48 Fotscher Windegg
49 Gallwieser Mittergrat
50 Archbrandkopf, Brechten
51 Jochkreuz
52 Nockspitze
53 Waldraster Jöchl
54 Serles
55 Seblasspitze
56 Wildes Hinterbergl
57 Wilder Freiger
58 Hinterer Daunkopf
59 Zuckerhütl
60 Nößlachjoch
61 Weiße Wand
62 Kesselspitze
63 Padasterkogel
64 Muttenkopf
65 Hoher Lorenzen, Allerleigrubenspitze
66 Morgenkogel
67 Seeblesspitze
68 Pfoner Kreuzjöchl, Naviser Kreuzjöchl
69 Kleiner Kaserer, Höllscharte
70 Hohe Warte, Naviser Kreuzjöchl
71 Fischers Napf
72 Leiten, Ottenspitze, Windbichl
73 Alpeiner Scharte
74 Sumpfschartl
75 Sattelberg
76 Kraxentrager
77 Wolfendorn
78 Flatschspitze
79 Amthorspitze
80 Maurerspitze, Ellesspitze
81 Glungezer
82 Largoz
83 Rosenjoch, Malgrübler
84 Eiskarspitze
85 Geier
86 Halslspitze, Hobarjoch
87 Proxenstand
88 Kellerjoch, Kreuzjoch (1)
89 Kellerjoch (2)
90 Gilfert (1)
91 Gilfert (2)
92 Kleiner Gilfert
93 Sonntagsköpfl
94 Rosskopf
95 Rastkogel
96 Torhelm, Brandberger Seespitze
97 Kirchspitze
98 Hoher Riffler
99 Gabler, Wildkarspitze
100 Loderstein, Wiedersberger Horn
101 Hochstand, Sagtaler Spitze
102 Großer Galtenberg
103 Schatzberg, Joel, Saupanzen
104 Sonnenjoch
105 Breiteggspitze, Wildkarspitze, Breiteggern
106 Lämpersberg
107 Kastenwendenkopf, Pallspitze
108 Sonnenjoch, Niederjochkogel
109 Stanglhöhe
110 Tristkopf, Schafsiedel
111 Steinberg
112 Brechhorn, Floch
113 Kuhkaser
114 Weißkopfkogel, Sonnspitze
115 Ellmauer Tor
Erfreulicherweise kommt das Tiroler Skitouren Handbuch gut 20 Jahre nach seinem ersten Erscheinen noch immer so gut an, dass eine weitere Auflage notwendig wurde. Ganz einfach unverändert nachdrucken wollten wir es aber nicht, denn mit den Wintern, die ins Land gezogen sind, haben sich auch wesentliche Neuerungen ergeben, die berücksichtigt sein wollen.
2008 mussten wir uns von unserem langjährigen Freund und Bergkameraden Franz Hüttl Abschied nehmen. Ich denke oft an die gemeinsame Zeit zurück, deren Erlebnisse in diesem und anderen Büchern gebündelt sind. Aus gesundheitlichen Gründen war es mir leider nicht möglich, die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen und die Tiroler Berge auszukundschaften.
Deshalb sind eine Wintersaison lang schneehungrige junge Skitourenprofis (Dank an Matthias Holzer, Andrea Mayer, Moritz Oberrauch, Lukas Riedlsperger und Leonhard Schweiger) losgezogen, um die Routen in diesem Handbuch zu erkunden, die Franz Hüttl und ich vor Jahren gesammelt haben. Der Fokus lag dabei darauf, altbekannte Skitouren zu überprüfen. Die Berge sind dieselben geblieben, aber gerade in Bezug auf Parkplätze und Seilbahnunterstützungen gibt es doch einige Änderungen. Angesichts der Vielzahl an Möglichkeiten fällt die Tourenwahl manches Mal schwer! Die passenden Verhältnisse immer im Blick und allen Widrigkeiten zum Trotz wurden am Ende die wichtigsten und schönsten Routen in allen Tourengebieten Tirols – vom Arlberg bis zum Pass Thurn und ein klein wenig über die Landesgrenzen hinaus – auf den aktuellen Stand gebracht.
Die Tiroler Bergwelt unterteilt sich in 17 Berggruppen und nicht alle sind gleichermaßen prädestiniert als Skitourengebiete. Darum werden sich die Tourengeher im Hochwinter häufig in den Tuxer und den Kitzbüheler Bergen treffen, die mit ihrer sanfteren Struktur das ideale Gelände bieten. Die Hochtouren führen uns in die Zillertaler, Stubaier und Ötztaler Alpen sowie in die Silvrettaberge. Große weiße Flecken in unserer Skitourenlandkarte gibt es naturgemäß in den Lechtaler Alpen, im Karwendel und Wetterstein, wo sich aber – bei günstigen Verhältnissen – überraschend schöne Skitouren finden. Besonderes Augenmerk haben wir darauf gelegt, Touren für die Saison zu beschreiben. Schwerpunkt sind altbekannte und immer wieder gerne begangene Skianstiege. Daneben stellen wir auch eine Reihe fordernder Anstiege für ausdauernde Skialpinisten vor, für die alle Voraussetzungen genau passen müssen. Beherzigen Sie bitte immer die Anmerkungen zu den Lawinenverhältnissen und stimmen Sie Ihre Planung mit dem aktuellen Lagebericht (www.lawine.at) ab!
War das Skitourengehen früher eher eine elitäre Sache, so ist es mittlerweile zu einem wahren Breitensport geworden. Vieles ist dadurch einfacher geworden: An den Ausgangspunkten der beliebten und viel begangenen Standardtouren kann man oft mit eigenen Parkplätzen für Tourengeher und praktischen Aufstiegsrouten direkt vom Parkplatz aus rechnen. Dass sie meist mit Geldschluckautomaten versehen sind, muss man einsehen oder wenigstens zähneknirschend in Kauf nehmen. Auch die vielfach kritisierten Forstwege lernen Skitourengeher zu schätzen, erleichtern sie doch die Überwindung der engen Waldpassagen und verschonen Jungwald und Aufforstungsgebiete.
Völlig Unbekanntes dürfen Sie sich nicht erwarten, aber viele Varianten und Alternativen, mit denen sich das Standardprogramm erweitern lässt. Ab und zu taucht auch eine Skitour auf, die früher ein streng gehüteter Geheimtipp war, heute aber vermehrt besucht wird. Mit der Tatsache, dass man nicht mehr alleine unterwegs ist, muss man sich abfinden. Wer eine einsame Skispur durch die frisch verschneiten Hänge ziehen will, muss schon früh aufstehen. Aber sehen Sie es positiv: Man trifft viele Gleichgesinnte, man marschiert in einer festen Spur und rasch ausgefahrene Naturpisten erleichtern die Abfahrten auch bei schlechten Schneeverhältnissen.
Bis in den Sommer verlängern kann man die Skitourensaison in den hohen Regionen der Gletscherskigebiete, wo sich abseits des Pistenbetriebs noch einige besonders schöne Skianstiege finden. Durch die Lifterschließung sind die Top-of-Tyrol-Berge wie Wildspitze, Zuckerhütl, Weißseespitze und manch andere Gletschergipfel ohne großen Aufwand mit kurzem Aufstieg und einer Riesenabfahrt möglich.
Immer noch allgegenwärtig bleibt die Lawinengefahr – trotz aller technischen Errungenschaften eine permanente Bedrohung abseits der Piste. Gute Ausrüstung kann zwar das Risiko vermindern, soll aber beileibe nicht als Lebensversicherung betrachtet werden. Die vielen Verunglückten, alle Jahre wieder, sollen uns eine Warnung sein. Lesen Sie daher bitte aufmerksam die Hinweise der Lawinenexperten Harry Riedl und Walter Würtl – und beherzigen Sie ihre Ratschläge!
Viel Freude auf allen Skitouren wünscht Kurt Pokos
Jeder, der sich beruflich oder privat in den winterlichen Bergen bewegt, muss sich die Frage stellen, was im Falle eines Lawinenunfalles zu tun ist. Nach Auswertungen des Kuratoriums für Alpine Sicherheit und der Alpinpolizei müssen sich jede Wintersaison rund 200 Personen konkret dieser Situation stellen, da sie in Lawinenunfälle verwickelt sind. Wahrscheinlich ist die Zahl sogar noch höher, da es eine nicht zu unterschätzende Dunkelziffer gibt.
Charakteristisch für eine Notsituation ist, dass man mehr oder weniger unvorbereitet und plötzlich mit einer außerordentlichen Lage konfrontiert ist und dabei zumeist nur über beschränkte Ressourcen (Rettungsmittel) verfügt. Um trotzdem handlungsfähig zu bleiben, empfiehlt es sich, nach einem bestimmten Schema vorzugehen, mit dem man sich idealerweise schon vorher vertraut gemacht hat.
Checklisten oder Notfallalgorithmen für den Lawinenunfall haben den Vorteil, dass selbst Ersthelfer ohne viel Erfahrung zu guten Ergebnissen in der Lawinenrettung kommen und auch in komplexen Situationen handlungsfähig bleiben. Standardmäßig werden alle wichtigen Punkte erfasst – eine Grundlage für effiziente und gleichzeitig sichere Einsätze. Der Nachteil von festgelegten Checklisten ist, dass der Spielraum für situativ angepasste (variable) Lösungen wesentlich kleiner ist.
Profis mit viel Erfahrung und großem Know-how können dieses natürlich jederzeit einsetzen und von den Vorgaben der Checklisten abweichen. Die Praxis bei Lawineneinsätzen zeigt jedoch, dass es nur sehr wenige Personen gibt, die tatsächlich über so etwas wie „Routine“ bei Lawineneinsätzen verfügen. Wenn man als Bergführer, der nicht auch hauptberuflich als Bergretter tätig ist, schon wirklich viel Erfahrung mit Lawinenunfällen gesammelt hat, sollte man sich das eigene Risikomanagement überhaupt noch einmal überlegen.
Noch bevor man mit der Rettung beginnt, ist es wichtig, einmal tief durchzuatmen und möglichst Ruhe zu bewahren. Auch wenn es schwierig ist, gilt es, möglichst „cool“ zu bleiben und keine Hektik aufkommen zu lassen. Nur wer nicht in Panik gerät, kann auch effizient helfen! Leute, die den richtigen Ablauf im Lawinennotfall schon oft geübt haben, zeigen auch im Ernstfall eine bessere Performance.
Zuallererst gilt es, sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Gibt es weitere Gefahren, beispielsweise Absturzgefahr, ist überlegtes Handeln wichtig, damit die Situation sich nicht noch durch einen weiteren Zwischenfall verschärft. Außerdem gilt hier die Grundregel: Die Sicherheit des Retters steht an oberster Stelle!
Hat man den Lawinenabgang beobachtet, ist es wichtig, den Verschwindepunkt (Punkt, an dem der Verschüttete zuletzt an der Oberfläche gesehen wurde) festzuhalten. Dieser Punkt bestimmt nämlich in weiterer Folge den primären Suchraum, also den Bereich, in dem man die Verschüttetensuche beginnt – es ist jener Bereich, in dem der Verschüttete wahrscheinlich liegt: Er befindet sich unterhalb des Verschwindepunktes in Fließrichtung der Lawine.
Der primäre Suchraum umfasst häufig auch Staubereiche bei Steinen, Bäumen oder Geländestufen. Nachdem er abgesucht wurde, geht man zu den Rändern der Lawine über.
Weiters sind noch die Fragen nach der Anzahl der Verschütteten und der verwendeten Notfallausrüstung zu beantworten. Beide Punkte haben nämlich eine wichtige Auswirkung auf die weitere Vorgehensweise.
Der richtige Zeitpunkt, um den Notruf abzusetzen, hängt in erster Linie von den Umständen ab. Sofort nachdem man sich einen Überblick verschafft hat, setzt man einen kurzen Notruf ab – wenn eine der folgenden Situationen gegeben ist:
Professionelle Rettung ist rasch zu erwarten (Handyempfang, Flugwetter, Pistennähe, …).
Es sind genügend Retter vor Ort, sodass jemand den Notruf übernehmen kann, ohne dass in der Verschüttetensuche eine Zeitverzögerung entsteht.
Die rasche Kameradenrettung hat wenig Erfolgschancen, da der Verschüttete oder die „Retter“ keine Notfallausrüstung mitführen bzw. nicht wissen, wie man damit umgeht.
Ist man als Retter alleine oder sind professionelle Rettungskräfte aufgrund von fehlendem Handyempfang oder schlechten Witterungsbedingungen innerhalb eines kurzen Zeitraumes nicht zu erwarten, beginnt man gleich mit der Verschüttetensuche und setzt den Notruf später – nach erfolgter Erster Hilfe – ab.
Hat man Handyempfang, wählt man den Alpinnotruf 140. Hat man mit dem eigenen Netz keinen, jedoch Zugriff auf das Mobilfunknetz eines anderen Netzbetreibers, wählt man die Nummer 112. Über diesen Euronotruf kommt man in die nächstgelegene Polizei-Leitstelle, von der aus der Einsatz dann koordiniert wird.
Für Bergführer ist es jedenfalls überlegenswert, sich ein alternatives System zur Alarmierung (z.B. Satelliten-Handy) anzuschaffen.
Rasch gilt es die folgenden Fragen zu beantworten:
Wo ist es passiert?
Was ist passiert?
Wie viele Personen sind betroffen?
Wie sind die Wetter- und Sichtbedingungen?
Stets ist dabei den Anweisungen der Leitstelle zu folgen, ihre Fragen sind zu beantworten. Nachdem die Leitstelle das Gespräch beendet hat, sollte man erreichbar bleiben (Mobiltelefon eingeschaltet lassen).
Bei der Ortsangabe ist es hilfreich, wenn man die Koordinaten des Unfallorts kennt. Diese können entweder der Karte entnommen (braucht Zeit) oder vom GPS-Gerät bzw. einem Smartphone mit GPS-Funktion abgelesen werden. Sogenannte Notruf-Apps können in diesem Zusammenhang wertvolle Hilfestellung geben, wenngleich man mit einer klassischen Ortsangabe („Wir sind ca. 100 Hm oberhalb der XY-Alm“) immer noch am schnellsten ist.
Auch wenn ein kurzer Notruf abgesetzt wurde, empfiehlt es sich, nach Freilegen der Atemwege des Verschütteten bzw. nach erfolgter Erster Hilfe nochmals anzurufen, um sich zu vergewissern, dass ein Einsatz bereits angelaufen ist und es keine Missverständnisse gegeben hat.
Hat man keinen Empfang und ist die Verschüttetensuche erfolglos, muss man notfalls den Unfallort verlassen, um Hilfe zu holen bzw. um einen Notruf abzusetzen.
Die Verschüttetensuche beginnt mit der Signalsuche. In dieser ersten Suchphase wird mit Auge, Ohr und LVSGerät der primäre Suchraum am Lawinenkegel abgesucht. Bin ich als Retter alleine, muss die Oberflächensuche (mit Auge und Ohr) gleichzeitig mit der LVS-Suche erfolgen.
Damit dies überhaupt gelingen kann, hält man das LVS-Gerät mit dem Lautsprecher seitlich ans Ohr. So kann man ein mögliches „Erstsignal“ – das immer akustisch kommt – nicht überhören und die Augen gleichzeitig auf die Oberfläche richten, um eventuell Gegenstände zu entdecken. Außerdem muss man natürlich schauen, wo man hinläuft.
Um die Empfangsreichweite des eigenen LVS-Geräts noch zu erhöhen, empfiehlt der Schweizer Rettungsexperte Manuel Genswein, das LVS-Gerät während der Signalsuche dreidimensional neben dem Ohr zu drehen.
Die Suchstreifenbreite ist geräteabhängig und beträgt zwischen 20 und 50 m. Die Suchrichtung wird von der Position des Retters bestimmt und kann sowohl von unten nach oben, als auch von oben nach unten gehen. Ist man zu Fuß unterwegs (bei harten Ablagerungen, im schwierigen Gelände oder bei großen Blöcken) geht man in rechtwinkeligen Suchstreifen vor. Kommt man mit Skiern von oben, macht man Schrägfahrten.
Signalsuche
Die Suchgeschwindigkeit sollte in der Phase der Signalsuche so hoch als möglich sein. Insbesondere deshalb muss man sich immer überlegen, wie man sich schnell auf der Lawine bewegen kann. Fundgegenstände werden dabei an Ort und Stelle belassen und deutlich sichtbar aufgestellt. In unmittelbarer Nähe von Fundgegenständen ist die Chance, die verschüttete Person zu finden, besonders groß. Eine besonders aufmerksame Suche in diesem Bereich ist deshalb wichtig.
Stehen mehrere Retter zur Verfügung, teilt man sich die Suche auf. Damit es eine effiziente Signalsuche geben kann, sollten bei kleineren Lawinen nur so viele Retter mit dem LVS-Gerät suchen, wie Verschüttete angenommen werden. Alle anderen Retter schalten ihr LVS-Gerät „aus“!
Bei großen Lawinenkegeln und mehreren Rettern geht man in 20 m-Suchstreifen auf Signalsuche. Zur Organisation mehrerer Retter ist es wichtig, dass einer das Kommando übernimmt.
Die Signalsuche geht bis zum Auffinden des Opfers (wenn es an oder nahe der Oberfläche liegt) bzw. bis zum Erstempfang am LVS-Gerät. Achtung: Häufig wird die Oberflächensuche zu schlampig durchgeführt, weil man sich zu sehr auf das LVS-Gerät konzentriert.
Hat man am eigenen LVS-Gerät ein Erstsignal, so ist dies deutlich mittels Ruf „Signal!“ an die anderen Retter zu kommunizieren.
Als Grobsuche bezeichnet man die Suche vom Erstsignal bis in den Nahbereich (ca. 3 m) des Verschütteten. Dabei folgt man mittels LVS-Gerät den Feldlinien – zuerst sehr rasch, je näher man kommt, immer im Sinne des „airport approach“. Diese von Manuel Genswein entwickelte Vorgehensweise ist mit dem Landeanflug vergleichbar: In weiter Entfernung bewegt sich ein Flugzeug sehr schnell zum ungefähren Zielpunkt; ist es dann in unmittelbarer Nähe, wird es langsamer, um schließlich punktgenau am Boden zu landen.
Auf die Lawinensituation umgesetzt bedeutet das: Ich folge der Anzeige meines LVS-Geräts im Laufschritt bis ca. 10 m Entfernungsanzeige, danach verlangsame ich meine Geschwindigkeit etwas, um den Pfeilen genau folgen zu können und dem Gerät genügend Zeit zu geben, die Signale zu verarbeiten. Spätestens bei der Anzeige von 3 m gehe ich mit meinem LVS-Gerät direkt auf den Boden bzw. die Schneeoberfläche.
Grobsuche
Bei der Grobsuche nimmt die Geschwindigkeit also mit der Annäherung ab – dafür steigt die Suchgenauigkeit.
Damit auch alle anderen Retter und insbesondere der „Einsatzleiter“ Bescheid wissen, werden die Annäherungsmarken „10 Meter!“ und „3 Meter!“ laut und deutlich kommuniziert.
Spätestens ab ca. 3 m Entfernungsanzeige beginnt man mit der Feinsuche. Da man mit den modernen 3-Antennen-LVS-Geräten eine relativ genaue Positionsbestimmung durchführen kann, reicht es, wenn man den Punkt der geringsten Entfernung zum Verschütteten durch einmaliges „Einkreuzen“ ermittelt. Dabei wird das LVS-Gerät nicht mehr gedreht, sondern langsam und präzise über die Schneeoberfläche geführt.
Die Feinsuche wird abgeschlossen, indem der Punkt mit der geringsten Entfernung am LVS-Display durch Einstechen der Schaufel markiert wird.
Feinsuche
Bei nur einem Verschütteten wird das eigene LVSGerät sofort auf „Senden“ zurückgeschaltet und rasch in einer verschließbaren Tasche am Körper versorgt. Gibt es mehrere Verschüttete, wird das LVS-Gerät ausgeschaltet bzw. je nach Gerät auf „Rettungsmodus“ geschaltet.
Bei der Feinsuche sollte man insgesamt behutsam vorgehen, da man direkt über dem Verschütteten steht und eine möglicherweise vorhandene Atemhöhle nicht zerstören möchte.
Die letzte Phase der Verschüttetensuche stellt die Punktortung mittels Sonde dar. Begonnen wird bei der Schaufel, die den Punkt der geringsten Entfernung bzw. der höchsten Signalstärke markiert. Führt der erste Sondenstich nicht zum Erfolg, wird spiralförmig oder kreisförmig weitersondiert (Abstand der Sondierpunkte ca. 25 cm).
Durch eine systematische Sondierung lässt sich relativ rasch ein größerer Bereich absuchen. Spiralförmiges oder kreisförmiges Sondieren hat den Vorteil, dass man kleine Wege macht und auch nach „hinten“ arbeitet. Hat man einen „Treffer“, bleibt die Sonde als Orientierung für das Ausschaufeln stecken.
Punktortung
Die Sonde hat insgesamt gesehen den Vorteil, dass sie den Sucherfolg bestätigt, man dadurch neue Motivation schöpft und Informationen über die Verschüttungstiefe bekommt. Der „Sondentreffer“ wird jedenfalls wieder lautstark kommuniziert. Entwickelt wurde diese Form der Punktortung ebenfalls von Manuel Genswein.
Leider kommt es (immer noch) sehr häufig vor, dass Personen ohne LVS-Gerät von Lawinen verschüttet werden. Während man diese Situation in der organisierten Rettung mit Lawinenhunden, anderen technischen Hilfsmitteln (z.B. RECCO) oder großen Sondiermannschaften meistern kann, steht bei der Kameradenrettung nur eine sorgfältige Oberflächensuche und eine selektive Sondierung der primären Verschüttungsräume zur Verfügung.
Damit man bei der Sondierung innerhalb kurzer Zeit eine möglichst große Fläche absuchen kann, muss man eine Methode wählen, bei der Flächensuchgeschwindigkeit und Trefferwahrscheinlichkeit optimal sind. Das „offene Sondieren“ ist eine von Tim Auger und Bruce Jamieson entwickelte und überprüfte Methode, mit der man bei gleicher Trefferquote rund 30 % schneller sondieren kann als mit der herkömmlichen Suchmethode.
Primären Suchbereich möglichst genau festlegen.
Mit ausgestreckten Armen nebeneinander aufstellen – der richtige Abstand ist dann erreicht, wenn sich die Fingerspitzen berühren.
Jeder Retter sondiert einmal in der Mitte, einmal 50 cm links und einmal 50 cm rechts. Die Sondiertiefe beträgt im ersten Durchgang max. 2 m.
Danach macht man einen Schritt (70 cm) nach vorne und wiederholt den Vorgang.
Häufig stellt sich beim Sondieren die Frage, wie man einen Verschütteten erkennt. Dies ist insofern kein Problem, da die Sondendetektion in den allermeisten Fällen über die Eindringtiefe der Sonde erfolgt. Kann ich meine Sonde immer 2 m tief einstechen und gelingt dies plötzlich nicht mehr, habe ich wahrscheinlich einen Treffer gelandet. Fingerspitzengefühl ist zwar gefragt, aber da man ohnedies Handschuhe an hat, darf man hier nicht zu viel erwarten.
Gerade in den letzten Jahren wurde der Stellenwert des systematischen Schaufels deutlich, da die mögliche Zeitersparnis in diesem Bereich beträchtlich ist.
Ist man als Retter alleine, beginnt man unterhalb der Sonde mit dem Ausgraben. Die Entfernung zur Sonde entspricht dabei der Verschüttungstiefe. Wichtig ist, dass man keinen „Brunnenschacht“ gräbt, sondern den Schnee großflächig wegschaufelt.
Als derzeit wohl beste Schaufelstrategie in der Gruppe kann das V-förmige Schneeförderband von Manuel Genswein bezeichnet werden. Dazu stellen sich die Retter V-förmig unterhalb der Sonde auf – bei flachen Ablagerungen macht man ein breites V (doppelte Verschüttungstiefe), bei steilen Ablagerungen ein schmales V (einfache Verschüttungstiefe). Der Abstand der Retter zueinander beträgt ca. 80 cm, wobei man sich wechselseitig positioniert. Das Kommando übernimmt der Retter an der Spitze. Da der Retter an der Spitze die höchste Belastung hat, sollte spätestens nach 4 Min. im Uhrzeigersinn rotiert werden. Nur dadurch kann auch über einen längeren Zeitraum die Grableistung aufrecht erhalten werden. Sobald man den Körper erreicht, müssen schnellstmöglich die Atemwege freigelegt werden, um das Überleben des Verschütteten zu gewährleisten. Tatsächlich ist nämlich Ersticken die Haupttodesursache bei Ganzverschütteten in Lawinen. Bereits beim Ausschaufeln sollte man darauf achten, ob der Verschüttete freie Atemwege hat – dies ist eine wichtige Information für die weitere Behandlung durch den Notarzt.
Ausschaufeln
Der Retter an der Spitze verwendet zum Freilegen der Atemwege nur noch seine Hände, um das Opfer vor weiteren Verletzungen zu bewahren. Die restlichen Retter rücken auf und graben den Verschütteten weiter aus. So kann während des Ausgrabens mit den lebensrettenden Sofortmaßnahmen begonnen werden.
Da das V-förmige Schneeförderband erst ab einer Gruppe von 5 Personen wirklich gut funktioniert, kann man in kleineren Gruppen auch ein umgekehrtes V machen. Diese von Bruce Edgerly (BCA) entwickelte und publizierte Technik ist jedenfalls eine gute Alternative.
Hat man den Körper freigeschaufelt und sind noch weitere Personen verschüttet, ist das LVS-Gerät des Opfers auszuschalten, um die weitere LVS-Suche nicht zu stören. Ist der Verunfallte freigeschaufelt, sind weitere lebensrettende Sofortmaßnahmen zu ergreifen. Je nach dem, welches Verletzungsmuster vorliegt, gilt es, die geeigneten Maßnahmen zu treffen – von der Herz-Lungen-Wiederbelebung bis zur Wundversorgung.
Bei längeren Verschüttungszeiten (> 35 Min.) kommt auch dem Aspekt einer allgemeinen Unterkühlung ein wichtiger Stellenwert zu. Kälteschutz bzw. Schutz vor weiterer Auskühlung ist auf jeden Fall angebracht, da bis zum Eintreffen der Rettungsmannschaften unter Umständen noch einige Zeit vergehen kann. Aufgrund der besonderen Situation bei einem Lawinenunfall sollte man sich als Skitourengeher unbedingt eingehend mit den Erste-Hilfe-Maßnahmen auseinandersetzen.
Ausgraben und Kopf freilegen
Atemwege sofort mit den Händen vom Schnee befreien. Ist eine Atemhöhle vorhanden?
Bewusstseinskontrolle
Erfolgt auf „Anrufen“ keine Reaktion, wird durch Berührung (leichtes Zwicken) ein Weckreiz gesetzt. Reagiert der Verschüttete adäquat und ist er bei Bewusstsein, wird er weiter ausgegraben und bestmöglich versorgt (Kälteschutz, Schockbekämpfung, …). Reagiert er nicht, ist kein Bewusstsein vorhanden – es folgt die Atemkontrolle.
Atemkontrolle
Die Mundhöhle wird inspiziert und bei Verlegung (z.B. durch Schnee) gesäubert. Dazu wird der Kopf vorsichtig zur Seite gedreht. Erst danach wird er überstreckt und mit Wange und Ohr die Atmung kontrolliert. Die Hand legt man dabei auf den Brustkorb, um zu fühlen, ob sich dieser hebt und senkt. Falls normale Atmung feststellbar ist: Vorsichtig weiter ausgraben, stabile Seitenlage herstellen, vor Kälte schützen und überwachen.
Sofortige Beatmung
Falls keine normale Atmung feststellbar ist, sofort (noch vor dem vollständigen Ausgraben) mit der Beatmung beginnen. Dazu bleibt der Kopf in überstreckter Position und man führt in der eigenen Atemfrequenz eine Mund-zu-Mund-Beatmung durch (Beatmungsvolumen ca. 500–600 ml). Dabei beobachtet man die Hebung und Senkung des Brustkorbes als Zeichen der effizienten Atemspende.
Herz-Lungen-Wiederbelebung 30:2
Sobald es die Situation zulässt und der Verschüttete auf einer harten, festen Unterlage liegt, wird mit der kombinierten Herz-Lungen-Wiederbelebung im Verhältnis 30:2 begonnen. Der Druckpunkt liegt dabei in der Mitte des Brustkorbes, die Drucktiefe beträgt ca. 4–5 cm und die Frequenz mindestens 100/Min. Nach 30 Herzmassagen wird zwei Mal beatmet. Die Wiederbelebung wird so lange durchgeführt, bis der Betroffene wieder normal atmet oder die Rettungsmannschaften eintreffen.
Abtransport
Der Abtransport des Verschütteten sollte idealerweise durch die Bergrettung bzw. durch professionelle Rettungskräfte erfolgen, da hier sehr schonend vorgegangen werden muss. Das behelfsmäßige Abtransportieren mittels Biwakschleife ist ein Notbehelf, der nur in absoluten Ausnahmesituationen gerechtfertigt ist.
Bei vielen Rettungseinsätzen im Gebirge kommt der Hubschrauber zum Einsatz. Der Landeplatz sollte einigermaßen eben, hindernisfrei und mindestens 5 × 5 Meter groß sein. Die Entscheidung, ob gelandet wird, bleibt immer dem Piloten vorbehalten. Bei Tiefschnee ist der Landeplatz nach Möglichkeit mit Skiern festzutreten.
Der Einweiser steht mit dem Rücken zum Wind am Ende des Landeplatzes. Bei der Landung muss der Einweiser unbedingt an seinem Platz bleiben. Er ist bei aufgewirbeltem Schnee die einzige Orientierungshilfe für den Piloten.
Achtung: Der unmittelbare Bereich um den Hubschrauber ist eine Gefahrenzone. Lose Gegenstände (z.B. Biwaksack, Bekleidung etc.) müssen weggeräumt werden. Eine Annäherung zum Hubschrauber erfolgt nur auf Zeichen der Besatzung.
Rechtzeitig üben! Damit man im Ernstfall nicht überfordert ist, sollte man das Notfallmanagement beim Lawinenunfall regelmäßig üben. Diese Übung darf sich natürlich nicht nur auf die LVS-Suche beschränken – alle Punkte müssen angesprochen und durchgearbeitet werden. Prinzipiell gilt aber immer noch, dass Vorbeugung und Prävention von Lawinen an erster Stelle stehen und man alles daransetzen muss, durch angepasstes Verhalten nie in die Situation einer Lawinenverschüttung zu geraten. Um keine aufwändigen und gefährlichen Fehleinsätze der Bergrettung zu verursachen, sollten alle Lawinenauslösungen gemeldet werden. Dies hat auch den Vorteil, dass sie statistisch erfasst werden können und somit Grundlagen für die Unfallprävention darstellen.
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Kaltenberg 2896 m |
Erst am Krachelgrat präsentiert der Kaltenberg seinen ausnehmend schönen Gipfelhang.
Verwallgruppe
Ein Skiberg der Extraklasse ist der Kaltenberg in der Verwallgruppe am Arlberg. Der Gipfel liegt genau an der Tiroler Landesgrenze, der Anstieg erfolgt jedoch zur Gänze auf der Vorarlberger Seite.
Ausgangspunkt: Stuben am Arlberg, Talstation Albonabahn.
Höhenmeter, Zeit: Albonagrat (2391 m) – Maroikopf (2522 m) 30 Min., 150 Hm. – Abfahrt Krachelkar (bis ca. 2200 m) – Krachelgrat (2586 m) 1:30 Stunden – Kaltenberg (2896 m) 1 Stunde. Gegenanstieg Krachel (130 Hm., 20 Min.).
Insgesamt 3:30 bis 4 Stunden, Aufstieg 1120 Hm., Abfahrt 2200 Hm.
Lawinensituation: Sicherste Verhältnisse erforderlich.
Landkarte: Kompass-Karte Silvretta/Verwall, mit Skirouten, Bl. 41, 1:50.000.
So locker wie manch anderer Skiberg geht der Kaltenberg nicht her, doch die grandiose Abfahrt entschädigt reichlich für den etwas umständlichen Aufstieg. Eine Tour für den Spätwinter, vor allem solange man die Lifthilfe der Albonabahn in Anspruch nehmen kann. Diese verkehrt üblicherweise bis Anfang Mai. Man startet dann schon hoch oben am Albonagrat, hat aber schon zwei Abfahrten und zweimaliges Auffellen in den Beinen, bis man den Gipfel überhaupt zu Gesicht bekommt. Auch am Rückweg stellt sich noch ein Gegenanstieg in den Weg, bis man endlich vom Krachelgrat aus die ungehinderte Talfahrt nach Langen antreten kann. Das bedeutet, dass man im Handling fix sein sollte und nicht zuviel Zeit verlieren darf. Auch muss man sich überlegen, welche der beiden möglichen Anstiegsvarianten man wählt. Die Meinungen gehen auseinander: die einen bevorzugen den hier beschriebenen Nordanstieg (mit der Abfahrt ins Krachelkar), die anderen fahren lieber von der Maroischarte nach Süden bis auf Höhe der Kaltenbergalpe ab, haben 200 Höhenmeter mehr Aufstieg, sparen sich dafür aber die Abfahrt vom Krachel in die Gipfelmulde. Vom Gegenanstieg bei der Abfahrt bleibt aber keiner verschont.
Ausgangspunkt: Anfahrt von St. Anton entweder über den Arlbergpass oder durch den Tunnel nach Stuben. Die Albonabahn (verkehrt üblicherweise bis Anfang Mai, 15 Euro) befördert auch Tourengeher. Auffahrt mit zwei Sektionen zum Albonagrat (2391 m).
Aufstieg: Die dritte Sektion mit dem südseitigen Lift bringt gar nichts, besser startet man gleich am Unteren Maroijoch, quert Richtung Westen hinüber zum Maroikopf, dessen Gipfelhang man in einer festgetretenen Spur mit geschulterten Skiern besteigt.
Abfahrt nach Westen in die Maroischarte, wo man sich nun entscheiden muss. Nach Norden rattert man über die harschigen Hänge bis in den obersten Boden im Krachelkar auf einer Höhe von 2200 m. Dort fellt man auf und findet meist eine gut angelegte Aufstiegsspur, die im äußerst rechten Teil des Kares über mehrere Gratschultern auf die Grathöhe unmittelbar neben der Krachelspitze leitet. Der Kaltenberg mit seinem makellosen Gipfelhang bietet einen grandiosen Anblick. Zuvor fährt man aber in die Seemulde ab und steigt eher im linken Teil des riesigen 400-m-Hanges bis knapp unter den Gipfel. Die letzten Schritte zum Kreuz haben es noch in sich und sind mit Hilfe eines Fixseiles zu bewältigen.
Abfahrt nach Langen: Zuerst im Gipfelhang bis in das flache Becken, von dem der Gegenanstieg aufs Krachel führt. Auffellen und Aufstieg in der steilen Sonnenflanke (130 Hm., 20–30 Min.) zur Grathöhe neben der Krachelspitze. Dann Abfahrt über eine Reihe von prächtigen Steilhängen in gerader Linie nach Norden. Man hält sich am besten – im Sinne der Abfahrt – eher in den linksseitigen Hängen auf. Weiter unten wartet noch eine steile Bachschlucht, nach der flache Almböden bis zur Unteren Bludenzer Alpe führen. Üblicherweise fährt man am Forstweg, nun rechts des Baches, hinunter nach Langen. Ist die Schneegrenze schon bis hier heraufgerückt, heißt es die Skier gut 30 Minuten tragen. Man kommt genau beim Westportal des Bahntunnels an und muss dann nur noch schauen, wie man die 2 km nach Stuben hinaufkommt (per Bus oder Autostopp).
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Knödelkopf 2400 m |
Beeindruckend bei dieser Höhenwanderung ist das Panorama, das vom mächtigen Patteriol dominiert wird.
Verwallgruppe
Beuschel mit Knödel, Herr Wirt! Als „Wirtstour“ bekannt ist die Überschreitung dieser drei kleinen Gipfel über dem Arlbergpass. Feine Schnuppertour ohne jeden Lift mit rauschender Abfahrt nach St. Christoph.
Ausgangspunkt: St. Christoph, Parkplatz bei der Findelkind-Galerie (1760 m), alternativ Arlbergpass (1793 m), Passhöhe.
Höhenmeter, Zeit: Knödelkopf (2400 m) ca. 2 Stunden, Übergang zum Peischlkopf (2412 m) 20 Minuten, Übergang zum Wirt (2339 m) 20 Minuten. Insgesamt 700 Hm.
Lawinensituation: Sichere Lawinensituation erforderlich.
Landkarte: Kompass-Wanderkarte mit Skirouten Silvretta/Verwallgruppe, Nr. 41, 1:50.000, AV-Karte 3/2 Lechtaler Alpen, Arlberggebiet 1:25.000.
Die Skilehrer am Arlberg, die ihre Gäste abseits der Pisten ins Tiefschneegelände führen, machen sich erst gar nicht die Mühe, lange zu Fuß aufzusteigen. Sie fahren mit den Liften von Stuben auf die Albona und beginnen dort diese Skitour, zu der sie nicht einmal Steigfelle benötigen, weil sie die kurzen Gegenanstiege mit geschulterten Skiern in der Spur stapfen. Nach Überschreitung der drei kleinen Berge in der nördlichen Verwallgruppe winkt eine schöne Abfahrt nach St. Christoph. Der richtige Tourengeher braucht aber keine Lifte. Er startet in St. Christoph, direkt auf der Passhöhe, und steigt zuerst auf den Knödelkopf, womit der Großteil des Aufstiegs bereits geschafft ist. Dann geht man hinüber zum nahen Peischlkopf und weiter zum Wirt, von dem es zwei Abfahrtsmöglichkeiten zurück nach Christoph gibt.
Die Tour braucht eine niedrige Lawinenwarnstufe. Besonders für die steile Abfahrtsvariante über die Nordflanke am Wirt sind sichere Verhältnisse notwendig.
Ausgangspunkt: Direkt nach der Findelkind-Galerie vor St. Christoph am Arlberg linker Hand auf dem großen Parkplatz. Von hier aus kann man auch gleich die geplante Abfahrt vom Wirt in Augenschein nehmen. Alternative: Parkplatz am Arlbergpass direkt auf der Passhöhe unmittelbar nach St. Christoph.
Aufstieg: Vom Parkplatz entlang der Zufahrt zurück bis über die Brücke (so spart man sich eine Bachquerung), dann in Richtung der rechten Hochspannungsleitung durch den Graben in ein langgezogenes flaches Tal, das sich hinter den Brunnenköpfen am Fuß unserer drei Gipfel nach Westen zieht. Vom Arlbergpass: Bei der eingeschneiten hölzernen Imbissbude beginnt schon die Skispur. Man steigt auf den ersten Rücken, quert nach links in einen steilen Bachgraben, den man etwas mühsam mit kurzen Spitzkehren überwindet und erreicht dann das lang gezogene flache Tal. Dort trifft man mit der linken Hochspannungsleitung zusammen und folgt ihr so lange durch das Tälchen (ca. 1 km), bis sich linker Hand ein breiter Steilhang für den Aufstieg anbietet. Weiter vorne sieht man einen Lüfterturm des Arlbergtunnels. Nach dem Steilhang erreicht man eine Geländestufe, dahinter eine Karmulde und mündet am Sattel (2330 m) zwischen Knödel- und Peischlkopf. Nur mehr wenige Höhenmeter trennen dann noch von den beiden Gipfeln. Südseitig um den Peischlkopf herum und über den flachen Boden zum Wirt, dem niedrigsten des Dreigestirns. Nach Belieben kann auf den weiten Hängen hier auch weiter abgefahren und wieder aufgestiegen werden. Abfahrt vom Wirt erst in Richtung Süden (ca. 200 Hm.), dann biegt man allmählich nach Nordosten ein und hält auf St. Christoph zu. Man mündet beim Nordportal der Findelkind-Galerie. Wer die Rechnung ohne den Wirt machen will, kann gleich vom Sattel zwischen Knödel- und Peischlkopf entlang der Aufstiegsspur nach St. Christoph abfahren.
Wirtstour mit Lift: Will man auf dieser Tour mühelos und rein skifahrerisch auf seine Rechnung kommen, fährt man von Stuben mit dem Lift in zwei Sektionen auf den Albonagrat. Nach kurzer Abfahrt ins Untere Maroijoch umrundet man den Knödelkopf südseitig, stapft gleich auf den Peischlkopf und nach kurzer Abfahrt weiter zum etwas niedrigeren Wirt. Abfahrt nach St. Christoph. Um nach Stuben zurückzukommen, fahren die Skifahrer noch auf Galzig und Valluga und auf der Valfagehrabfahrt nach Rauz und zurück nach Stuben.
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Vordere Rendlspitze 2816 m |
Ein völlig neues Gefühl vermittelt das Klettern im winterlichen Felsgelände.
Verwallgruppe
Erst Klettersteig, danach tolle Skiabfahrt. Der erste Arlberger Winterklettersteig auf die Vordere Rendlspitze bei St. Anton ist speziell für Begehungen bei winterlichen Verhältnissen angelegt. Zum Einstieg gelangt man mit dem Lift.
Ausgangspunkt: St. Anton a. A., Rendlbahn. Auffahrt zum Rendl mit Gondelbahn, mit Sessellift Riffel 1 und Riffel 2 zum Einstieg (2645 m).
Höhenmeter, Zeit: Winterklettersteig zur Vorderen Rendlspitze (2816 m) – Mitterkarspitze (2792 m), Schwierigkeit B/C, Länge 850 m, 180 Hm., 1:30 bis 2 Stunden.
Landkarte: Kompass-Karte Silvretta/Verwallgruppe 41, 1:50.000., AV-Karte 3/2 Lechtaler Alpen, Arlberggebiet
Normalerweise halten die stahlseilversicherten Klettersteige einen langen Winterschlaf, so sie sich nicht gerade in unmittelbarer Talnähe befinden. Im Hochgebirge sind die Seile und Eisenbügel lange unter einer dicken Schneedecke verborgen. Nicht so der Winterklettersteig auf die Rendlspitze im Verwallgebirge südlich von St. Anton am Arlberg. Denn dieser wurde speziell für die Skisaison konzipiert und so angelegt, dass die auf hohen Eisenständern verankerten Seile kaum unter der Schneedecke zu liegen kommen und stets gut griffbereit sind. Die Stahlseilstrecke hat eine Länge von 850 Metern und überwindet knapp 200 Höhenmeter. Zum Großteil verläuft der Klettersteig auf einem schwach ausgeprägten Schneegrat, unterbrochen von ein paar steilen, aber nur kurzen Felsstufen, wo man doch recht kräftig zupacken muss.
Der erste Arlberger Winterklettersteig führt über den gut gestuften Nordgrat auf die Vordere Rendlspitze. Der Einstieg befindet sich unmittelbar neben der Bergstation des Riffelliftes.
Der Schwierigkeitsgrad liegt zwischen B und C, mit einer kurzen Stelle D, wobei aber erschwerend hinzukommt, dass man die Skier auf den Rucksack geschnallt hat und eventuell, je nach Verhältnissen, auch mit Steigeisen klettern muss. Denn das ist der Clou an diesem Unternehmen: dass nach dem Klettersteig und dem südseitigen Abstieg in die Rossfallscharte noch eine tolle Tourenabfahrt ins Moostal oder ins Malfontal wartet. Und zum Einstieg gelangt man – bequemer geht es wohl nicht – mit Gondelbahn und Sessellift.
Ausgangspunkt: In St. Anton a. A. zum Parkplatz der Rendlbahn (P6, Tagesgebühr 7 Euro). Tourenkarte für Gondelbahn und Sessellifte 19,50 Euro. Von der Bergstation am Rendl auf Piste 4 abwärts, Richtung talein, zum Riffellift I, danach nochmals kurze Abfahrt zum Riffellift II und in die Riffelscharte.
Der Einstieg zum Klettersteig befindet sich unmittelbar neben der Bergstation. Nötig ist zusätzlich zur Skitourenausrüstung das komplette Klettersteigset, evtl. Leichtsteigeisen. Auch eine gute Befestigung der Skier am Rucksack ist wichtig und vor allem keine glatten Handschuhe.
Der Klettersteig beginnt gleich mit einer kurzen C-Stelle. Über die erste Schulter im Schnee zu einem sperrenden Felsriegel. Die Steilstufe kann direkt überwunden oder wesentlich leichter rechts im Schneegelände umgangen werden. Weiter oben wartet noch die kurze Schlüsselstelle in Form eines engen Spaltes (D), wo ein kräftiger Klimmzug nötig ist. Danach weiter, großteils im Schneegelände und über kurze Felsstufen zum höchsten Punkt. Die Zeitangaben für den Klettersteig schwanken zwischen einer und zwei Stunden, je nach Geschick und Verhältnissen. Vom Gipfel der Rendlspitze (2816 m) am Grat – ebenfalls gesichert – weiter Richtung Süden zur benachbarten Mitterkarspitze (2792 m), Abstieg in die Rossfallscharte.
Abfahrtsmöglichkeiten: Nach Westen führt die direkte Abfahrt durch den Rossfallwinkel ins Moostal, wobei man am Talboden ab der Rossfallalpe eine längere Schiebestrecke entlang eines Forstwegs zurück nach St. Anton zu bewältigen hat, bevor man wieder auf die Talabfahrt mündet. Man kann aber auch nach ca. 300 Höhenmetern wieder nach rechts abschwenken, ins Liftgebiet zurückkehren und am Rendl die Talabfahrt benützen. Nach Osten bietet sich die Abfahrt durch das Malfontal an. Man mündet in Pettneu und lässt sich mit dem Skibus nach St. Anton zurückbringen.
Die Schlüsselstelle, Schwierigkeitsgrad D, kann mit einer leichteren Variante umgangen werden.
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Sulzspitze 2084 m |
Auf der Stridenscharte ist man endlich in der Sonne. Blick auf Rote Flüh und Gimpel.
Allgäuer Alpen
Tannheimer Tal
In den Allgäuer Alpen mit ihren schroffen Gipfeln gibt es nur wenige sichere Skitouren. Die Sulzspitze dürfen Sie getrost dazurechnen. Aber nehmen Sie lieber dicke Handschuhe und einen Pullover extra mit!
Ausgangspunkt: Haldensee-Westufer (1124 m)
Höhenmeter, Zeit: 960 Hm., 2:30 bis 3 Stunden
Lawinensituation: An sich ziemlich sichere Skitour, jedoch nicht unmittelbar nach größeren Schneefällen.
Österr. Karte: Blatt 114 Holzgau, 1:50.000
Dieser harmlose Grasgipfel oberhalb des Haldensees ist ein viel besuchter Skiberg. Geht man im Hochwinter, so ist man gut beraten, sich warm anzuziehen, denn bis in den Februar hinein marschiert man im Strindental die längste Zeit im tiefen Schatten des Litnisschrofens, dafür kann man meistens mit Pulver rechnen.
Die Skitour lässt sich gut in drei Abschnitte gliedern. Das erste Drittel verläuft auf breiten Fahrwegen, die meist rasch zu einer Piste ausgefahren sind, im Talinneren folgen wunderschöne Schatten- und somit Pulverhänge hinauf zur Strindenscharte, und erst am Schluss im steilen Gipfelhang genießt man dann die volle Sonne, das herrliche Panorama der Allgäuer Alpen und den weiten Blick ins Alpenvorland. Die Lawinengefahr hält sich in Grenzen, nur nach stärkeren Neuschneefällen sollte man einige Zeit zuwarten, denn der durch den Wald führende Fahrweg ist – ohne dass es einem besonders auffällt – gleich am Beginn von zwölf Lawinenstrichen bedroht. Danach ist „nichts mehr“, wie mir bergkundige Einheimische erklärten.
Ausgangspunkt: Von Reutte ins Lechtal bis Weißenbach und Auffahrt auf den Gaichtpass. Weiter nach Nesselwängle und bis zum Haldensee (20 km von Reutte). An seinem Westufer, genau beim Ortsschild Haldensee (1124 m) links ab, am LL-Parkplatz vorbei und 200 m weiter zum geräumigen, gebührenpflichtigen Parkplatz für die Tourengeher.
Aufstieg: Auf der Loipe steuert man geradeaus auf den Berghang zu, geht über die Brücke und dahinter links auf dem Fahrweg ins Strindental (Wegweiser Strindenalpe). In einer langen Links-rechts-Schleife überwindet der breite Fahrweg die erste Steilstufe zum Taleingang. Bei der Weggabelung bleibt man rechts am unteren Weg. Erst noch flach, dann allmählich ansteigend bis zur Edenbachalm. Unter dieser vorbei und immer am Fahrweg talein in den großen Kessel, der von den dunklen Felsen des Litnisschrofens eingerahmt ist. Gerade vor sich erkennt man die Strindenscharte und rechts davon die Sulzspitze mit ihrem lang gezogenen Schrofengürtel unterhalb der Gipfelabdachung. Der Almweg wechselt nun die Talseite nach links, gewinnt mit ein paar flachen Serpentinen an Höhe, bis die Waldgrenze erreicht ist, und zieht dann nach rechts hinüber zur Oberen Strindenalm. Diese bleibt aber unberührt und man steuert geradeaus über schönstes Skigelände auf die breite Strindenscharte zu und kann es kaum erwarten, bis man aus den Schattenhängen in die Sonne kommt. Der Gipfelhang mit seinen 200 Höhenmetern hat es noch in sich und ist gehörig steil, lässt sich aber mit ein paar weiten Spitzkehren gut überwinden.
Der unbenannte Gratkopf rechts der Sulzspitze hat wunderschöne Sonnenhänge.
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Bleispitze (Pleisspitze) 2225 m |
Erst wenn die Bichlbächler Alpe erreicht ist, wird der Weg zum Gipfel klar erkennbar.
Lechtaler Alpen
Die Bleispitze mit ihren glatten Hängen sticht dem Betrachter bereits auf der Fahrt von Lermoos nach Reutte ins Auge. Der Aufstieg vollzieht sich jedoch zur Gänze auf der den Blicken abgewandten Nordseite des Berges. Ausgangspunkt ist der versteckt liegende Weiler Bichlbächle.
Ausgangspunkt: Bichlbächle (1278 m).
Höhenmeter, Zeit: Bichlbächler Alm (1606 m) – Bleispitze (auch Pleisspitze, 2225 m) 2:30 bis 3 Stunden, 950 Hm. Abfahrtsmöglichkeiten mit Retouraufstieg nach Norden ins Riegetal (ca. 300 Hm.) oder nach Osten ins Gartnertal (400 bis 500 Hm.). Aufstieg zurück zum Sommerbergjöchle 1 Stunde.
Lawinensituation: selten gefährdet.
Österr. Karte: Blatt 115 Reutte, 1:50.000.
Die Bleispitze ist eine super Skitour im Außerfern, schon wegen der großartigen Umgebung der Lechtaler Berge mit dem alles dominierenden Massiv der Zugspitze. Zum Auftakt ist gleich ein steiles Waldstück zu überwinden, in dem enge Spitzkehren erforderlich sind, was bei guter Schneelage aber kein Problem darstellen sollte. Damit hat man schon das Gröbste überwunden und das Gelände wird wesentlich freundlicher und übersichtlich. Die Lawinengefahr ist auf dieser Seite deutlich geringer als beim Anstieg aus dem Gartnertal. Die Ortsbewohner berichten, dass es nur wenige Tage im Jahr gibt, an denen man diese Tour nicht machen kann. Auf den berühmten Firnhang an der Ostseite der Bleispitze brauchen Tourengeher mit entsprechender „Kondi“ trotzdem nicht zu verzichten, wenn sie nachher einen nochmaligen Aufstieg von 400 Höhenmetern dranhängen.
Ausgangspunkt: In Bichlbach fährt man zuerst Richtung Berwang, aber schon bald erreicht man die Abzweigung links nach Bichlbächle (2 km). Genügend Parkplätze (ohne Gebühr) unterhalb der Häuser des kleinen Weilers. Am besten parkt man am zweiten Platz rechts, vor der ersten Auffahrt zu den Häusern (noch vor dem Hinweisschild zur Imbissstube Bergmandl).
Aufstieg: Keinesfalls darf man geradeaus in den Talgrund marschieren, stattdessen folgt man einem Weg nach rechts, kommt auf eine freie Wiese und hat schon den Beginn der Aufstiegsspur erreicht. Gut angelegt führt sie links durch den steilen Wald aufwärts. In der durch Warntafeln gekennzeichneten Aufforstungszone ist der Skifahrer angehalten, auch bei der Abfahrt im Bereich der Aufstiegsspur zu bleiben und keinesfalls die freien Schneisen in den Talgrund zu befahren, auch wenn schon die Skispuren einiger Unvernünftiger hinunterführen und wieder einmal die Tourengeher in Verruf bringen.
Oben angekommen quert man auf gleicher Höhe durch den Wald auf die freie Fläche der Bichlbächler Alpe. Kurze Abfahrt über welligen Boden an der Alm vorbei bis zum Beginn eines schmalen, Waldrückens. Dort steigt man hart am Rand des Bachgrabens auf der rasch zu einer Piste ausgefahrenen Spur zur Waldgrenze. Der weitere Aufstieg ist nun klar einzusehen – entweder im spitz zulaufenden Hang, bis der Grat erreicht ist, oder dahinter im weiten Kar bis zum Sommerbergjöchle. Der vermeintlich höchste Punkt darüber entpuppt sich als Vorgipfel, dahinter warten noch ein paar Spitzkehren, bis das Gipfelkreuz mit seinem Strahlenkranz erreicht ist.
Abfahrtsvarianten mit Rückaufstieg: