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Alexander Kühl

Legend Stone-Crew Tales





BookRix GmbH & Co. KG
81371 München

Informationen

  1. Auflage

Copyright © 2021

Alexander Kühl

 

Lektorat: Leselupe

Cover: Markus Lawo

Vanessa-Logo: Markus Lawo

Alle Legend Logos: Markus Lawo

 

ISBN:

 

Alle Rechte vorbehalten.

 

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Website: www.alexander-kuehl.net

 

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Stone-Crew

 

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Vorwort

 

Ihr haltet inzwischen das dreizehnte Buch von mir in den Händen, seit ich 2017 mein Erstlingswerk »Runaways – Die Gesetzlosen« veröffentlichte. Das ich damals mit dem Buch bis auf Platz vier der Amazon Bestsellerliste vorstoßen würde, hätte ich niemals für möglich gehalten. Doch dies ist euer Verdienst. Ihr habt mich all die Jahre getragen, dadurch, dass ich euch unterhalten durfte. Seitdem sind es bis heute in den vier Jahren tatsächlich dreizehn Bücher geworden. Davon sind drei Stück, Anthologien. Die dritte Geschichtensammlung haltet ihr gerade in den Händen. Zusätzlich durfte ich Teil von fünf Anthologien des Strange Tales Club sein.

Die Legend Stone-Crew Tales ist natürlich nicht nur einfach meine dritte Geschichtensammlung, sie ist ein sehr wichtiges Puzzleteil der »Legends of Mankind« Geschichte, die aus mehreren Büchern besteht, welche alle miteinander verknüpft sind. Die Tales enthalten wichtige Teile und Hinweise, um am Ende die Geschichte fassen zu können. Viele Fragen, die in vergangenen Büchern aufgeworfen wurden, werden hier beantwortet. Ankündigen, darf ich euch eine Buchreihe, welche in monatlichen Ausgaben exklusiv bei Patreon erscheinen wird. Für meine Unterstützer auf dieser Plattform wird dies kostenlos sein. Die Rede ist von Allison Green, eine Kopfgeldjägerin, die ebenfalls im Figurenuniversum »Legends of Mankind« zu Hause ist und auf alte Bekannte treffen wird. Weiterhin ist eine Reihe geplant in der Gizmo (Gizmo – The Origin) die Hauptrolle spielen wird. Diese wird ebenfalls bei Patreon exklusiv angeboten werden.

 Jetzt wünsche ich euch erst einmal viel Spaß mit den Legend Stone-Crew Tales.

Euer Alexander Kühl.

 

 

Bisherige Veröffentlichungen:

 

2016    Emma – Der Feldmob

(Co – Autor Alexander Kühl)

 

2017    Runaways – Die Gesetzlosen

(erschienen im Redrum Verlag, Alexander Kühl)

 

2018    Sternenring - Weltende

(Als Selfpublisher, Alexander Kühl)

 

2018    Ich will nicht sterben

(Anthologie, als Selfpublisher Alexander Kühl)

 

2019    Runaways II

(erschienen im Redrum Verlag, Alexander Kühl)

 

2019    STONE – Gerechtigkeit gibt es nur in der Hölle

(Als Selfpublisher, Alexander Kühl)

 

2019    LOVE NOIR

(Strange Tales Club Anthologie, Alexander Kühl)

 

2019    STONE II – Der Himmel muss warten

(Als Selfpublisher, Alexander Kühl)

2019    Ereignishorizont

(Strange Tales Club Anthologie, Alexander Kühl)

 

2019    Und wenn du stirbst

(Anthologie, als Selfpublisher Alexander Kühl)

 

2020    RISEN – Runaways III

(Als Selfpublisher, Alexander Kühl)

 

2020    Sommerkalt

(Strange Tales Club Anthologie, Alexander Kühl)

 

2020    Du sollst nicht töten

(erschienen im Blutwut Verlag, Alexander Kühl)

 

2020 Fanbuch der Stone Crew

 

2021    STONE III – Tor zur Hölle

(Als Selfpublisher, Alexander Kühl)

 

2021    Mordsheimat

(Strange Tales Club Anthologie, Alexander Kühl)

 

2021 Das Simon-Projekt

(Als Selfpublisher, Alexander Kühl)

 

2021 Strange Love

(Strange Tales Club Anthologie, Alexander Kühl)

 

2021 Legend Stone-Crew Tales

(Als Selfpublisher, Alexander Kühl)

Legend Tales Universe

 

 

Ted Jefferson

Gründer der Organisation Vanessa und Jefferson Industries.

 

Jessica Jefferson

Ehefrau von Ted Jefferson.

 

Nicole Jefferson

Älteste Tochter.

 

Vanessa Jefferson

Jüngste Tochter.

 

Finbarr O´Neil

Ist der Leiter der Organisation.

 

Sabrina Smith

Stellvertretende Leiterin der Organisation und zuständig für das Recruiting.

 

Natascha Gramow

Leiterin der Security.

 

Veronika Steele

Mitarbeiter der Security und speziell für die Sicherheit er Jeffersons abgestellt.

 

Alexandra Marx

Chef Ausbilderin der Rekruten.

 

Tatjana Monday

Stellvertretende Ausbilderin.

 

Mario Cannavaro

Leitung der Eingreiftruppen. Koordiniert die Einsätze und beschafft alle vorigen benötigten Informationen.

 

Gizmo

Urgestein der Organisation und Teamleader der Eingreiftruppen.

 

Rob Stone

Mitglied der Eingreiftruppe.

 

Cat

Silvia Kruger ist ebenfalls Mitglied der Eingreiftruppe.

 

Claudia Kinsley

Mitglied der Eingreiftruppe.

 

Janine Runnings

Mitglied der Eingreiftruppe.

 

Bibi Katchum

Mitglied der Eingreiftruppe.

 

Doktor Mandy Franks

Leiterin der Krankenstation.

 

Louise Salpagidis

Krankenschwester und Assistentin von Franks.

 

Susan Swan

Forensikerin. Leitung des Labors.

 

SANDRA FUNK

Jeffersons Vertraute beim FBI.

 

denise hathaway

FBI Zeugenschutzprogramm.

 

Ivy Pence

Forensikerin. Übernimmt den Part des Außeneinsatzes, wenn erforderlich.

 

Lola Van Black

Mitglied der Eingreiftruppe.

 

EMILIA WATSON

Mitglied der Eingreiftruppe.

 

Ilona Dukes

O´Neils Schwester und rechte Hand.

 

Herbert Aspen

Leiter des Fuhrparks.

 

Dominic Griffin

Pilot.

 

Janina Raven

Mitglied der Eingreiftruppe.

 

Doktor Cindy moon

Mitglied des Ärzteteams.

 

ANDY KILLMER

Mitglied der Eingreiftruppe.

 

Mathias Lange

Mitglied der Eingreiftruppe.

 

KIMBERLY PARKER

Mitglied der Eingreiftruppe.

 

MIKE COLEMAN

Mitglied der Eingreiftruppe.

 

NICI HOPE

IT-Spezialist.

 

Diana Zucker

Psychologin der Crew.

 

Diana "D" QUINN

Erfinderin und Mathe-Genie. Zuständig für die Ausrüstung der Crew Mitglieder.

 

 

 

Tobias Schumacher

Chef des North American Fight Clubs (NAFC).

 

Dennis Kane

Abo-Champion des NAFC.

 

Rafael Andersen

Boxer und Trainer.

 

Diana Cruz

Trainerin der Frauen Boxer.

 

Violetta Judge

Boxerin im NAFC.

 

Silke Unteregger

Boxerin und Auswanderin aus Österreich.

 

 

 

Carmen Madison

Architektin und Chefin des Büros Madison Architect.

 

STANLEY BROOKS

Madisons engster Vertrauter.

 

Micky Angel

Arbeitet für Carmen Madison.

 

Kim Angel

Arbeitet ebenfalls für Carmen Madison.

 

Svenja Lewinski

Ist ebenfalls in Carmen Madisons Konstrukt eingebunden.

 

 

 

Jennifer MOORE

Agentin des ITS.

 

SARAH SUMMER

Agentin des ITS.

 

Alfred Herzog

Agent des ITS.

 

 

 

 

 

 

CHARLIE FIVES

Guardians of Mankind and their Legends.

 

REBECCA OLIVEIRA

Guardians of Mankind and their Legends.

 

Alex Frost

Guardians of Mankind and their Legends.

 

Torsten Peach

Guardians of Mankind and their Legends.

 

WILLIAM

KI Lastenroboter.

 

 

 

 

Professor Edward Grant

Erfinder und Leiter Grant Research Institute.

 

Colja Nowak

Assistent von Professor Grant.

 

Simon Grant

Enkel von Professor Grant.

 

MAX

Kleiner Roboter und Simons Gefährte in der Kindheit.

 

EMMA

Humanoide. Grant entwickelte mithilfe künstlicher Intelligenz einen ersten Humanoiden Prototypen. Optisch entwickelte er einen Nachbau seiner Frau Emma.

 

 

Heidi Henderson

Biologin.

 

 

 

Alex Carter

Vize-Präsident der Umweltorganisation Planet Earth.

 

Alexandra kramer

Mitarbeiterin Blue Planet

 

BOB FOX

Geologe.

 

David Paganini

Experte für Geotechnische Messungen.

HÜTER DER LEGENDEN

 

Der Aufzug stoppte und öffnete seine Türen. Aufgeregt trat Rebecca von einem Bein auf das andere.

»Was ist das für ein Ort, Paps?«, fragte das zwölfjährige Mädchen, als sie vor sich eine weitere Metalltür zwischen den Steinwänden sah. In der Mitte entdeckte sie ein Emblem. Ein Drache der eine Kugel hielt. Darauf abgebildet war ein Ritter mit Engelsflügeln und einem Schwert. Innerhalb des Kreises war die Inschrift »Guardians of the Mankind and their Legends«.

»Warte Schatz«, vertröstete ihr Vater sie und legte die rechte Hand in eine Vorrichtung. Ein Lichtstrahl wurde aktiviert und schien die Handfläche zu scannen.

»Willkommen Doktor Oliveira«, ertönte plötzlich eine Computerstimme mit dem Klang einer guten Fee.

»Sie waren eine lange Zeit nicht hier.«

»Hallo Maria. Das stimmt. Ich habe meine Tochter Rebecca dabei. Sie ist heute zwölf Jahre alt geworden.«

»Ich verstehe. Heute ist der erste Schritt in die Fußstapfen deines Vaters zu treten.«

Rebecca verstand nicht wovon die Rede war und ihre Neugierde wuchs weiter.

»Was ist hinter der Tür?«, fragte sie aufgeregt.

»Wenn du deine Hand in die Vorrichtung legst, wird sich die Tür öffnen«, sprach die Computerstimme.

»Wirklich?«

Die Stimme Rebeccas vibrierte vor Aufregung, während sie ihre mandelbraunen Augen aufriss.

»Habe keine Angst Rebecca«, machte ihr Vater ihr Mut.

Das Mädchen legte ihre rechte Hand in die Vorrichtung. Die Ingangsetzung eines Mechanismus war zu hören und während sich die Tür öffnete erklang erneut die feenhafte Computerstimme.

»Willkommen Rebecca Oliveira. Du bist vom heutigen Tage an, ein Hüter.«

Mit offenen Mund ging Rebecca an der Hand ihres Vaters in das Innere, einem in den Berg gehauenen Tunnel. In der Mitte standen wie in einem Museum, vollverglaste Vitrinen gefüllt mit den verschiedensten Dingen. Aufgeregt lief das Mädchen mit der Vorliebe für Geschichtsunterricht zwischen geheimnisvollen Gegenständen hin und her. Dort waren Schwerter, Schilde, Bücher, Münzen und jede Menge undefinierbare Gegenstände.

»Was sind das alles für Dinge und woher kommen sie?«

Doktor Oliveira lächelte. Er schien wieder beeindruckt über diesen Wissenshunger seiner Tochter zu sein.

»Das sind Relikte vergangener Epochen. Wir bewahren diese hier als Erbe der Menschheit auf.«

Nach etwa hundert Metern endete der Tunnel und an der Wand befand sich eine weitere Tür. Aufgeregt lief Rebecca dieser entgegen.

»Was ist dahinter?«

Doktor Oliveira hatte Mühe Schritt zu halten.

»Halte deine Hand darauf«, rief er ihr entgegen.

Rebecca gehorchte und die Tür glitt zur Seite in den Stein.

Sofort schritt sie mit offenem Mund in einen kleinen Raum, in dem sich in der Mitte hinter Glas auf einen Steinsockel eine goldene Truhe befand. Auf dem Deckel sahen sich zwei Engel an deren Flügel sich gegenseitig berührten.

»Sind das Cherubim?«

Ihr Vater nickte.

»Das ist die Bundeslade?«, flüsterte Rebecca voller Ehrfurcht.

»Ja, das ist sie.«

»Also existiert sie wirklich.«

Rebecca drückte sich begeistert die Nase platt.

»Und die Tafeln?«

»Sind natürlich in der Truhe.«

»Warum werden sie aber hier aufbewahrt, wo kein Mensch sie sehen kann?«

»Weil etwas auf den Tafeln steht was womöglich die Menschheit ins Chaos stürzen würde.«

Rebecca hörte aufgeregt ihrem Vater zu.

»Was Dad? Was steht auf den Tafeln?«

»Jedenfalls keine Gebote, wenn du das meinst.«

»Nicht?«

»Natürlich nicht, doch was drauf steht ist zu unglaublich, als dass es die Menschen glauben könnten.«

Rebecca kniff die Augen zusammen.

»Ich verstehe nicht. Was steht auf den Tafeln Dad?«

»Anstatt Gebote stehen dort Gottes Versprechen an die Menschen. Es ist im Prinzip eine Anleitung für alle die ihn suchen, ihn auch zu finden.«

»Wow«, riss Rebecca die Augen auf.

»Warum enthält man aber diese Botschaft den Menschen vor, wenn es bedeuten würde, dass Gott niemals Gebote erlassen hat?«

Ihr Vater lächelte.

»Außer das Gebot seid fruchtbar und mehret euch, hat er vermutlich nie etwas angewiesen.«

Rebecca verdrehte die Augen.

»Meine Frage hatte ich sehr ernst gemeint.«

»Ja ich weiß«, sprach Doktor Oliveira leise und holte tief Luft.

»Wir sind die Hüter aller Legenden der Menschheit und müssen manchmal entscheiden was zur Wahrheit wird und was Legende bleibt, denn die Menschen haben gezeigt, dass sie nicht mit jeder Wahrheit tatsächlich umgehen können.«

»Ja das verstehe ich, doch wenn es um Wahrheiten eines solchen Ausmaßes geht, darf es doch den Menschen nicht vorenthalten werden.«

Doktor Oliveira streichelte seiner Tochter durchs Haar. Er schien ergriffen zu sein von dem was das heranwachsende Mädchen in diesem Alter bereits von sich gab.

»Vielleicht gibt es irgendwann einen Hüter unter uns der mehr Mut hat.«

»Warum befindet sich der Drache auf dem Wappen der Hüter?«

Rebeccas Wissensdurst war noch lange nicht gestillt.

Ihr Vater kratzte sich am Kopf und suchte offensichtlich nach einer passenden Antwort.

»Die Hüter erzählen sich darüber seit Jahrhunderten eine Legende.«

»Eine Legende?«

»Ja. Diese besagt, dass die Hüter nicht von der Erde stammen, sondern vor etwa zehntausend Jahren ihren Planeten aufgrund einer Katastrophe verlassen mussten und auf die Erde umsiedelten.«

»Dann ist das auf dem Wappen kein Ritter mit Helm, sondern ein Astronaut«, unterbrach Rebecca ihren Vater, um kurz darauf nachzulegen: »Das erklärt aber immer noch nicht den Drachen im Wappen.«

Ihr Vater hob beschwichtigend die Hände.

» Du hast mich auch nicht ausreden lassen. Sie retteten nicht nur ihre Spezies, sondern auch einige Tierarten, welche sie auf dem blauen Planeten freiließen. Die Legende sagt, dass darunter auch die Drachen waren.«

»Wirklich?«

Rebeccas Augen leuchteten förmlich vor Glück.

»Warum habt ihr sie dann nicht auf der Erde beschützen können?«

Doktor Oliveira kniff die Augen zusammen und schien nicht zu verstehen.

»Wie meinst du das?«

»Auf dem Heimatplaneten konnten die Hüter ihre Drachen retten aber auf der Erde haben sie nicht verhindert, dass sie ausstarben?«

Ihr Vater lächelte.

»Wer sagt denn, dass sie ausgestorben sind?«

Rebeccas Augen wurden plötzlich noch größer, als sie es bereits waren.

»Willst du damit sagen, dass immer noch welche existieren?«

Das Gesicht ihres Vaters strahlte, als er antwortete: »Komm Rebecca, ich zeige dir den letzten seiner Art.«

 

Zwanzig Jahre später

Frost blickte aus dem Cockpit.

»Eis, soweit das Auge reicht. Wie weit ist es noch Rebecca?«

Rebecca reagierte nicht. Sie nahm die Stimme ihres Kollegen nicht wahr. Tief in Gedanken versunken starrte sie ebenfalls aus dem Cockpit der Eagle.

»Rebecca?«

Nun zuckte sie zusammen. Sie war zurück in der Realität.

»Entschuldige«, reagierte sie sofort.

»Ist alles in Ordnung mit dir?«

»Ja. Alles in Ordnung. Ich war nur etwas in Gedanken«, antwortete die mittlerweile zweiunddreißigjährige mit dem südländischen Touch und fuhr sich mit der Hand durch ihr langes schwarzes Haar.

»Dich beunruhigt etwas?«, hakte Frost nach und schob sich die Brille mit dem Finger übers Nasenbein.

»Eigentlich nicht. Ich musste nur an meinem Vater denken und an das was er sagte, als er mir den Brief übergab.«

»Was sagte er?«

Rebecca schluckte und ihre Stimme klang ergriffen.

»Dass er diesen Brief von einem Weltenwandler erhalten hat… «

»Einem Weltenwandler?«, unterbrach Frost die junge Kollegin.

»Ja. Mein Vater verwendete exakt dieses Wort. Der Name des Weltenwandlers war Colja Nowak.«

Frost runzelte die Stirn. Sein Gesichtsausdruck sah nicht gerade glücklich aus.

»Was soll das sein, ein Weltenwandler?«

»Mein Vater sagte, dass er das Gefühl hatte, als wenn dieser Mann aus einer anderen Zeit stammte. Jedenfalls übergab dieser damals meinem Vater den Brief und sagte, dass es Mut kostet diese Orte zu bereisen, doch wird es sich lohnen, wenn wir das Richtige tun. Er sagte: »Eure Zukunft steht auf dem Spiel.«

»Und in dem Brief standen nur die Koordinaten?«

Rebecca nickte.

»Die Koordinaten eines Ortes in der Antarktis, einem Forschungslabor in Wuhan, einer Umweltorganisation in Vancouver, einem Wald in Berlin und einem Forschungsinstitut in Glasgow.«

Ein interwallartiger Piepton unterbrach Rebeccas Ausführungen. Zufrieden griff Frost an den Steuerhebel seines Flugobjekts und setzte zur Landung an.

»Na dann fangen wir doch mal mit der Eiswüste an.«

Die Eagle, wie Frost sein Gefährt nannte begann zu zittern, doch den deutschen Auswanderer den es nach Milwaukee verschlagen hatte, beunruhigte dies nicht. Die Eagle hatte aufgrund ihrer technischen Beschaffenheit, nichts zu befürchten. Als Flugobjekt, welches senkrecht starten und landen konnte setzte sie schließlich ohne Probleme auf dem Boden der Antarktis auf.

»Setz lieber deine Mütze auf.«

Rebecca verdrehte die Augen. Sie war etwas angespannt, handelte es sich um eine Reise auf, die sie ihr kürzlich verstorbener Vater schickte. Humor konnte sie in diesem Moment nicht aufbringen.

Ihr Vater war der Held ihrer Kindheit. Oft brachte er Souvenirs von seinen Einsätzen mit. Der Höhepunkt war sicher, als ihr Vater in das Archiv der Legenden mitnahm. Sie nahm diese Reise auf sich, um dem letzten Wunsch ihres Vaters zu entsprechen. Mittlerweile dämmerte es ihr, dass es vermutlich mehr, als das war.

Rebecca schob sich die Kapuze ihrer Jacke über den Kopf und bewegte sich zur Laderampe. Frost war bereits dabei diese herunterzulassen. Eisiger Wind trat beiden entgegen, als sie das Freie erreichten. Frost sah sich um.

»Wir stehen nahezu auf der Stelle deiner Koordinaten. Hier ist nichts außer Eis, Schnee…«

»…und einem großen Stein«, unterbrach Rebecca ihren Kollegen.

Frost drehte sich zu ihr, um das zu sehen was Rebecca sah. Zielstrebig näherte er sich dem Brocken und strich dort angekommen mit der Hand den Schnee vom Stein. Ein in den Stein gehauenes Emblem wurde sichtbar. Ein T umschlungen von einem Drachen.

»Tristan«, flüsterte Frost.

»Tristan?«, wiederholte Rebecca den Namen.

»Eine geheime Ärztevereinigung der Nazis die in den 30er Jahren ins Leben gerufen wurde. Ich wusste nicht, dass… diese…«

Frost stoppte.

»Was ist los?«

Rebeccas Stimme klang voller Sorge.

»Ich befürchte das Schlimmste«, antwortete er und begann sofort damit den Gesteinsbrocken abzutasten. Kurz darauf stieß er eine Art Freudenschrei heraus.

»Wusste ich es doch, hier ist ein Mechanismus.«

Gleichzeitig schob sich vor ihnen der Boden zur Seite und gab den Weg in die Tiefe frei. Lampen im Inneren nahmen ihren Betrieb auf und erhellten somit eine Treppe.

»Das sieht so aus, als wenn die einen Generator oder eine andere Stromquelle hier haben. So mitten im Nichts. Ich bin schon jetzt beeindruckt.«

»Nach dir«, lächelte Rebecca.

Frost reagierte mit einem Grinsen und ging voran.

Die Treppe war aus Beton und erinnerte ihn sofort an die Deutsche Bunkerweise aus dem zweiten Weltkrieg.

»Ist in unseren Archiven nichts darüber bekannt, dass hier eine solche Einrichtung existiert?«, wollte Rebecca auf dem Weg nach unten wissen.

Frost schüttelte den Kopf.

»Außer den Berichten über Neuschwabenland nichts weiter. Doch gab es nie Hinweise darauf, dass die Nazis tatsächlich in der Antarktis irgendwelche Basen hatten.«

»Na dann werden wir ja sicher nach unserer Rückkehr unsere Datenbanken aktualisieren müssen.«

»Sieht ganz danach aus.«

Nach etwa dreißig Stufen erreichten Rebecca und Frost eine weitere Tür. Oberhalb war diese verglast, doch konnte man nicht hindurchsehen, da diese völlig vereist war. Instinktiv fing Frost mit der Hand daran zu reiben, doch es blieb ohne Wirkung.

»Es ist von innen.«

»Dann müssen wir wohl ohne Check da rein.«

Frost sah sich die Tür genau an.

»Ein einfaches Zylinderschloss, wie unspektakulär.«

»Das ist doch kein Problem für dich, oder?«, feixte Rebecca.

»Natürlich nicht«, antwortete ihr Kollege und zog aus der Innenseite seiner Jacke ein Ledereretui hervor. Daraus zauberte er ein Münzenähnliches Metallstück hervor und legte dieses auf das Zylinderschloss. Plötzlich wurde es flüssig und drang in das Schloss hinein. Schließlich ragte ein kleiner Knauf hervor und Frost konnten diesen drehen und die Tür öffnen.

»Es begeistert mich immer wieder«, sprach Rebecca.

»Mich auch. Eigentlich alles, womit wir Hüter arbeiten dürfen.«

Die Tür war offen und Kälte strömte den beiden entgegen. Beide bewegten sich vorsichtig in das Innere, als plötzlich auch dort die Beleuchtung ansprang. Am Boden war in der Mitte des Raumes eine etwa zwanzig Zentimeter breite Lichtleiste, welche sich bis in den hinteren Bereich zog.

»Was haben die hier nur gebaut?«

Rebeccas Stimme klang leise. Eine Mischung aus Neugierde, Ehrfurcht und Angst durchströmte ihren Körper.

»Und zu welchem Zweck«, fügte Frost hinzu.

Als Rebecca den hinteren Bereich des Raumes erreichte, erschrak sie.

»Ich glaube dem Grund sind wir jetzt nähergekommen.«

Frost wandte seinen Blick ihr zu und bewegte sich in Rebeccas Nähe.

Sie standen vor sechs ungefähr zwei Meter hohen Glasröhren. In fünf von ihnen schwammen Männerkörper in einer leicht grünlichen Flüssigkeit.

»Die sehen ja alle gleich aus«, entfuhr es Rebecca.

»Das sind Klone.«

Frost schüttelte fassungslos den Kopf, um nachzulegen: »Hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder und flink wie Windhunde.«

»Bitte was?«

»Eine Rede Adolf Hitlers. Er sprach davon einen neuen Menschen zu schaffen. Ich hätte nie geglaubt, dass dies wörtlich zu nehmen ist.«

Gebannt sahen sie für einen Moment auf die Röhren und sprachen kein Wort. Schließlich lösten sich beide und sahen sich weiter um. Sie standen inmitten einem Forschungslabor. Reagenzgläser gefüllt mit Flüssigkeiten standen in Regalen. In verglasten Kühlschränken befanden sich Plastikbeutel und Röhren mit Flüssigkeiten. In einem weiteren Raum befand sich in der Mitte eine große durchsichtige Kugel, welche von mehreren Drähten an der Decke gehalten wurde. In dieser schwammen in einer trüben Flüssigkeit kleine Lebewesen. Rebecca fühlte sich sofort an ihre Kindheit erinnert, diese Wesen sahen wie Salzwasserkrebse aus mit denen ihr Vater seine Fische immer fütterte.

 »Nun stehen wir hier und müssen eine Entscheidung fällen«, sprach Frost leise.

»Mein Vater sagte immer, das sind die Momente, bei denen es Mut bedarf«, ergänzte Rebecca.

»Dein Vater war ein kluger Kopf. Er hat völlig recht. Egal wie wir uns entscheiden, beides Bedarf Mut.«

»Zu welcher Entscheidung tendierst du?«

Frost fasste sich wie von einem Automatismus angetrieben an den Kopf.

»Vermutlich müssten wir die Basis informieren, damit die hier anrücken und alles wegschaffen. Andererseits stehen wir hier in einem Raum mit einer Menge Technologien, die niemals in falsche Hände geraten dürfen. Nicht das ich denke, dass diese bei den Guardians nicht sicher wären, aber absolute Sicherheit gibt es immer nur, wenn etwas zerstört wird. Das würde heißen, wir sprengen alles hier in die Luft.«

Frost faltete die Hände wie zu einem Gebet und wandte seinen Blick zu Rebecca.

»Das letzte Mal habe ich entschieden. Heute bist du dran.«

Rebecca lächelte.

»Vor zwei Jahren in Babylon. Du hast richtig entschieden.«

»Das ist doch immer fifty-fifty. Also was sagst du?«

»Ich schlage einen Mittelweg vor.«

»Einen Mittelweg?«

»Ja. Ich würde gerne wissen, was das ist was diejenigen mitgenommen haben die vor kurzem hier waren.«

Frost riss die Augen auf und schaute entgeistert zu seiner hübschen Kollegin.

»Hier war jemand vor kurzem?«

Rebecca nickte.

»Eine Röhre ist leer. Ich gehe ganz stark davon aus, dass jemand den Inhalt hier rausgeholt hat. Es kann nicht allzu lange her sein oder seit wann gibt es HDMI Anschlüsse an technischen Geräten?«

Sie zeigte auf einen Holztisch, auf dem ein Kabel lag mit einem solchen Anschluss.

»Die wurden erst Mitte 2002 auf den Markt gebracht.«

Frost schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn, als wenn er sich ärgerte, dass ihm dieses Detail entgangen war.

»Was immer die hier gemacht haben«, sprach er leise. Rebecca hatte das Gefühl, dass es Frost langsam dämmerte, welchen gewaltigen Fund sie hier gemacht hatten.

»Also was schlägst du vor.«

»Es wird sich lohnen, wenn wir das Richtige tun«, flüsterte sie.

»Was?« fragte Frost.

»Unsere Zukunft steht auf dem Spiel«, fügte seine Kollegin hinzu.

»Rebecca?«

»Entschuldige. Ich habe nur daran gedacht, was mein Vater mir sagte. Ich versuche nur herauszufinden was wir hier für eine Aufgabe haben. Was das Richtige ist.«

»Was richtig war, kann man immer erst im Nachhinein feststellen.«

»Mein Vater war der Meinung, dass wir an diesem Ort etwas tun können, was unsere Zukunft verändern könnte.«

Frost atmete tief durch.

»Das setzt voraus, dass etwas passiert, ist was verändert werden muss.«

»Vielleicht müssen wir aber auch etwas unternehmen, das ein Ereignis erst gar nicht passieren kann.«

Nachdenklich legte sie ihre Stirn in Falten.

Frost schien ihr nicht folgen zu können.

»Und wie stellen wir das an?«

»Wenn die hier wirklich einen von denen mitgenommen haben, müssen wir es denen gleichtun. Wir müssen wissen was das ist und was es kann. Wir müssen herausfinden, ob diese Gruppe im Besitz einer bösartigen Technologie ist und wenn es wie du sagst eine Nazi Technologie ist, wird es nichts Gutes für die Menschheit sein. Nur so können wir vorsorgen. Wir müssen auf dem gleichen Technologischen stand sein.«

Frost nickte seiner Kollegin zu.

»Genauso habe ich es mir gedacht.«

»Gute Idee«, entgegnete ihm Rebecca mit einem Lächeln.

Rebecca verdrehte die Augen.

»Schon gut.«

Rebecca sah ihm kurz nach, doch schließlich nahm sie ihren Rucksack, stellte diesen auf einen Tisch und holte Dose heraus. Sie zögerte nicht und entnahm mit einer Pipette Proben aus verschiedenen Behältern. Zum Schluss öffnete sie eine Flasche, füllte diese mit der Flüssigkeit der Salzkrebse und tat einige von diesen hinein.

»Miss Oliveira, sie sind auch hier?«, sprach William mit einer wohlklingenden männlichen Stimme.

»Ich helfe gern. Mr. Frost, was wollten sie mir zeigen?«, fragte der Roboter und drehte seinen Kopf mechanisch zu Frost.

Er zeigte auf die vier mit Menschen gefüllten Röhren.

William stapfte den Röhren entgegen. Dort angekommen, schossen kleine Arme aus Metall und elektronischen Vorrichtungen aus seinem Körper und glitten über die Röhren.

»Diese Kreatur ist die einzige welche Anzeichen von Leben in sich trägt. Alle anderen sind tot. Sie kann nur einen Transport über diese Länge und der damit verbundenen Zeit überleben, wenn sie mitsamt der Röhre transportiert wird.«

Der Roboter nickte und löste diese sofort von der Decke. Eine Nadel entfuhr seiner Hand und diese bohrte sich durch das Glas.

Frost nickte, während William die Röhre nahm und diese problemlos aus dem Labor transportierte.

»Wo willst du als nächstes hin?«, fragte Frost.

»In Ordnung. Ich setze dich in Berlin bei Peach ab und der bringt dich nach Wuhan.«

»Für solche außerplanmäßigen Exkursionen bin ich doch immer zu haben. Außerdem weiß ich, wenn ich in Not wäre, würdest du für mich genauso da sein«, antwortete Frost mit einem Lächeln und half Rebecca die Proben zu verstauen.

»Die waren wirklich nur zum Arbeiten hier.«

»Etwas ist darin«, bemerkte Rebecca und schlug die entsprechende Seite auf. Zum Vorschein kam eine Diskette.

»Die Nazis hatten diese Technologie aber doch nicht wirklich«, fügte Rebecca hinzu.

»Ich bin gespannt was da drauf ist, doch das können wir erst in Chicago feststellen.«

»Es gibt tatsächlich etwas was du nicht vor Ort herausfinden kannst?«

»Hey, du hast so gedrängelt, dass ich nicht genug Zeit hatte alles nötige einzupacken. Nur Handgepäck war möglich.«

»Während ich mich nach Wuhan aufmache, bringst du unseren Arier nach Hause, findest heraus was auf der Diskette ist und informierst mich.«

Ein Lächeln huschte über Rebeccas Lippen. So hatte immer ihr Vater sie genannt. Nur Frost wusste das und war der Einzige, welcher diesen verwendete.

»Es tut mir leid, ich hatte das Vergessen.«

Freundschaftlich streichelte er mit der Hand über ihren Kopf.

Rebecca blickte auf.